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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030213011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903021301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903021301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
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- Tag1903-02-13
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I.V. 4 V. 1.0. l.0. l.0. 1.0. 1.0. 1.0. 1.0. 1.0. t-O. 1.0. Ät» 1- 0. 1. o. 1.0. in.6p.86 m-LpLb l.0. 1.0. UV. t.0. UV. UV. UV. UV. »»»» -.vL?.- 1 t«a. uv uv. 8 ?? " Ä 1—t-viv UV UV. UV. UV UV UV UV UV UV UV UV UV UV UV UV UV VezrrgS-PrekS *» d« HmVttrpedMo« oder d«trn lll,«^»»« stell« abg«holt: viert,lMrNch ^l8»—> b«t »weimaüaer «gliche, Znftellnua in« H«m« 8.7». Durch di, Post bezog« fltr Drvtsch. kck» iu Oesterreich vierteljährlich ^st 4.R), für di« Übrig« Länder Wut Zeitmrg-prei-liste. Nrdaktion ««d Er-edition: J»hamtt»gaff« 8. Fernsprecher 15« uud 2LL Fttiai«vedittorr»«r Alfred Pah», vnchhandlg, UutvttsttaUstr.S, L. Lischt, stathariuenstr. 1t» ». lkvnigSpl. 7. Haupt-Filiale vreZdett: Strehleuer Straß, 8. Aerasprecher Amt I Rr, 1718» Haupt-Filiale Serik: Larl lvtmcker, HerzgU Bayr.Hofbnchhaudkg. Lützowstraß« IS. Fernsprecher Amt VI Ar. 4808. Morgen-Ausgabe. MpMer.TWMM Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Antes nnd -es Nolizeiamtes -er Ltn-t Leipzig. Slnzeigen-Pret- die 6 gespaltene Petitzetle UV Reklamo» uni« d«, NndaVimBswich («gespaü«) 7S vor d« Familirmmch. richt« (OgofpaÜ«») 80 Tabellarischer and Htffernsah entsprechend höher. — Gebühren nir Nachweisung« uud Lfferteuanuahm, LS («xcl. Porto). Ertra-Beilagen (gesal-h »»r mit der Mora«-AnSaabe, oha« Postbeförderuug 60.—, mit Postbesörd«r»ug 7(U—» Armahmeschluß fik Auzeigru: «bo»d-«»»gab,: Aormittag» 10 Uh» M-"-st»»-Ül»Sgab«' Nachmittag» L Uhr. Anzeigen find stet» au dw Expedition pt richt«. Di« Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet Von früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck and Verlag von L, Polz ta Leipzig. Nr. 7S. Freitag den 13. Februar 1903. 97. Jahrgang. Aas Handelsabkommen Mischen Nußland und Persien. v. 8. Rußland und Persien haben, wie kürzlich durch den Telegraphen gemeldet wurde, ein Abkommen ge schloffen, welches den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Staaten eine neue Festigung verleihen wirb. Der Wortlaut des Vertrages liegt zunächst nicht vor, aber auch der Inhalt der „Zolldeklaration", wie ihn die russische Telegraphenagentur verbreitete, ist geeignet, die russischen Kaufleute und Industriellen mit frohen Hoffnungen für die Zukunft zu erfüllen. Bekanntlich sollen alle Waren, die von russischen Untertanen nach Persien eingeführt und auS Persien außgeführt werden, sowie persische und rus sische Erzeugnisse, welche den Weg InS Zarenreich oder Persien Mer das Kaspische Meer ober die beiderseitigen Landgrenzen nehmen, bestimmten, genau vorgesehenen Zollgebühren unterliegen. Daß dies« Gebühren, die nicht näher bezeichnet sind, keine übermäßige Höhe haben wer den, liegt auf der Hand. Dadurch soll besonders im nörd lichen Persien und an der Südgrenze des Zarenreiches der Handelsverkehr belebt und das schon bestehende kommer zielle Verhältnis zu einem unlöslichen gestaltet werden. Die russische Regierung ist seit Jahren bemüht ge wesen, den Erzeugnissen ihrer Fabriken Absatz in den angrenzenden Gebieten Persiens zu schaffen. Namentlich richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die kaufkräftige und reiche Provinz Chorasan. Dort hatten die Engländer viele Jahre das Uebergewtcht, aber alS die Straße von Ascha- bad, einer Station der mittelasiatischen EisenbaHn, nach Meschhed, der Provtnztalhauptstadt, vollendet war, hat sich die Sachlage wesentlich geändert. Den Russen gelang cs, die Engländer mehr und mehr zu verdrängen und die Perser mit Waren aus ihrem Lande zu versorgen. Neben der Straße Aschabad-Meschhed hat man ferner eine direkte Chaussee von Enseli, am Kaspischen Meere, nach Teheran gebaut, eine Anzahl Konsulate eingesetzt und Warendepots im nördlichen Persien eingerichtet, die dazu betgetragen haben, die Perser mit der russischen Industrie vertraut zu machen und den Absatz der Fabrikate zu er leichtern. So ist es gekommen, baß, was man vor 25 Jahren für unmöglich hielt, die russischen Erzeugnisse, namentlich Baumwollstoffe, Metallwaren und Petro leum, im nördlichen Persien heute den Vorzug vor den englischen haben. Wenn die Ruffen trotz ihrer Fortschritte in den ihrer Südostgrenze benachbarten Gebieten eine weitere Festi gung ihrer persischen Beziehungen erstrebten, so muß man nach einem besonderen Grunde suchen. Die Briten haben in den letzten Jahren eine stille, aber desto emsigere Tätigkeit an der Ostgrenze des Reiches des Schahs ent faltet. Es ist ihnen gelungen, von Quetta Mer Nuschki nach Kerman in Südpersien eine Karawanenstraße anzu legen, die schon jetzt einen regen Verkehr austveist und englischen und indischen Waren den Zutritt nach Persien erleichtert. Vor einigen Monaten wurde dann der Be schluß gefaßt, eine Eisenbahn von Quetta nach Nuschki zu bauen, die allerdings persisches Gebiet nicht berührt und wegen des russischen Eisenbahnmonopols voraussichtlich auch nicht berühren wird, aber -en Verkehr mit Indien, namentlich den Warenaustausch, heben muß. Diese neuen von England angelegten Verkehrsmittel bilden einen Gegenstand ernster Sorge für die Russen, die einerseits einen Einbruch der Engländer in das strategisch wichtige Scistan-Gebiet fürchten, anderseits glauben, die englische Industrie werbe sich allmählich vom Süden Persiens wieder dem Norden zuwenden und sie dort aus ihrer müh- sam erkämpften Position vertreiben. Darauf ist jedenfalls das jüngste Abkommen zwischen Rußland und Persien zum großen Teile zurückzuführen. Die Verhandlungen sind in tiefstem Schweigen schon seit längerer Zeit geführt worden, und es haben sich dem Ab schluffe offenbar ernste Schwierigkeiten entgogcngestellt. Man sprach bereits im Dezember 1901 von der erfolgten Unterzeichnung einer Zollkonventton, welche die zollfreie Wareneinfuhr für beide Staaten festsctzte, für alle Erzeug nisse anderer Staaten aber die Unterordnung unter den russischen Zolltarif bestimmte. Diese Nachricht ernstes sich als verfrüht, aber ganz aus der Luft gegriffen war sie nicht, und teilweise ist sie jetzt Wirklichkeit geworben. Die russischen Waren werden von nun an in vermehrtem Maße ins nördliche Persien einbringen und sie werden versuchen, weiter nach Süden zu gelangen, um die Kon kurrenz mit der britischen Industrie dort aufzumehmen. Trotz der gröberen Vollkommenheit der englischen Fa- brtkate verhehlt man sich an der Themse nicht, daß die Ruffen eS verstehen, den Geschmack -er Perser zu treffen und deshalb als Nebenbuhler auch auf diesem Gebiet« in Asien nicht unterschätzt werben dürfen. Di« Briten blicken «nun mit berechtigter Besorgnis auf die wirtschaftliche An näherung -wischen Rußland und dem Schah, die ihnen manchen Abbruch tun, ja sie unter Umständen völlig aus Persien herauSdrüngen kann. Sie sind iün so unruhiger, alS sic Muzaffer-Edbin während seines letzten Aufenthaltes in London Nicht die nötige Aufmerksamkeit erwiesen haben. Es heißt, der Herrscher sei über die Engländer und die ihm bereitete Aufnahme recht ungehalten gewesen. Gegen wärtig hat man den damaligen Fehler durch die Ver leihung des Hosenbandordens gut zu machen gesucht. Aber es ist nicht denkbar, baß dadurch wirklich das gute Ver hältnis zwischen Rußland und Persien gestört werden könnte. Die Entwicklung der Angelegenheit dürfte manches Interessante und Bemerkenswerte mit sich bringen. Auch wir werden gut tun, die wirtschaftliche Annäherung zwischen Rußland und Persien nicht aus den Augen zu lassen. Dem deutschen Handel eröffnen sich gerade in diesem Teile Asiens vortreffliche Aussichten: wir brauchen nur die Umstände richtig auszunutzen, so finden wir im Reiche des Schahs kaufkräftige Märkte für unsere In dustrie. Deutsches Reich. * Leipzig, 12. Februar. Der Zentralvorstand des Evangelischen Bundes zur Wahrung der deutsch-protestantischen Interessen veröffentlicht folgende Erklärung: Die Erregung, welche nach der Erklärung des Reichskanzlers betreffs Wiederzulassung der Jesuiten das ganze deutsche Volk durchzittert, veranlaßt uns, zu der Frage noch einmal öffentlich das Wort zu nehmen. Wir haben auf den Generalversammlungen zu Stuttgart, Bochum und Darmstadt, 1890, 1894 und 1806, Resolutionen über die erneut drohende Jesuitcngefahr gefaßt. Wir haben 1890, 1893 und 1897 darauf bezügliche Eingaben an den Bundesrat, 1891 eine solche an den Reichskanzler gemacht. Wir haben 1894 und 1902 ausführliche öffentliche'' Erklärun gen an die evangelischen Volksgenossen erlassen. Wir haben 1897 sämtlichen Reichstagsabgeordneten, Bun desratsmitgliedern und preußischen Staats ministern eine eingehende Denkschrift über die Je suitenfrage überreicht. Alle diese Vorstellungen, Erklärungen, Warnungen, Bitten sind erfolglos geblieben. Nach der Kundgebung des Reichskanzlers vom 3. Februar d. I. sollen nunmehr die entscheidenden Schritte getan werden, um 8 2 des Jesuitengesetzcs vorn 4. Juli 1872 aufzuheben. In diesem Ausblick erneuern wir vor dem deutschen Volke laut und deut lich unsere Erklärung, daß wir in der geplanten Maßregel eine schwere Gefahr für unser deutsches Volk, für seinen inneren Frieden, für die Wahrung seines geistigen und reli giösen Besitzes sehen müssen. Die Geschichte des Ordens inner halb und außerhalb Deutschlands bis auf den heutigen Tag ist eine erschütternde Warnung. Hat man den Dreißigjährigen Krieg vergessen? Nicht für unsere evangelische Kirche fürchten wir; sie ruht auf ewigem Grunde und kann im Kampfe mit dem offenen Feinde nur erstarken. Aber dem Vatcrlande gilt unsere Sorge, der Ruhe in den Familien und Gemeinden, der gesunden Weiterentwickelung des staatlichen Lebens, ja im letzten Grunde der Einheit und Macht des Deutschen Reiches. Mögen die Männer, bei denen die Entscheidung steht, bedenken, welche Verantwortung sie vor Gott und der Geschichte zu tragen? haben I Es ist ein verhängnisvoller Schritt, der getan werden soll; Gott schütze uns vor seinen letzten Folgen I Kassel, den 10. Februar 1903. (gez.) Graf v. Wintzingerode (gcz.) Prof. v. Witte Vorsitzender. Schriftführer. U Berlin, 12. Februar. Der Reichsinvaliden, fond«, dessen Verhältnisse aucb in den letzten Tagen wieder vielfach erörtert sind, ist, abgesehen von dem unantastbaren Kriegsschatz mit 120 Millionen Mark, der letzte Reichs fonds, der noch auS der franwslschen Kriegskosten- Entschädigung übrig geblieben ist. Die anderen, wie der Festungsbaufonds, der ReickStagSgebäudefondS, der Eisen bahnbaufonds, sind aufgrbraucht. Der Änvalidenfonds wurde mit 5kl Millionen Mark dotiert und sollte die auf Grund des MilitärpensionSzesetzeS vom Jahre 1871 zu leistendenden Ausgaben sicherstellen. Daß dies nicht mehr der Fall sein wird, daß vielmehr der Fonds früher aufgezehrt sein wird, al» die letzte dieser Ausgaben bestritten ist, kann jetzt al« sicher angesehen werden. Der Fonds dürfte, wenn keine Aenderung in de» jetzigen Verhältnissen eintritt, im Jahre 1910 aufgrbraucht sein. Die Ursachen davon sind bekannt. Da immer neue und immer größere Ausgaben auf ibn zur Deckung angewiesen wurden, wurde es nötig, ihm jährlich immer größer« Kapitalbrstände »u entziehe», wodurch wieder die jährlich au« ihm zur Verfügung stehenden Zinsen un günstig beeinflußt werden. Aus den Etats der letzten Jahre ist die Entwickelung auf diesem Gebiete klar ersichtlich. Im Rechnungsjahre 1901 betrug die Einnahme auS den Zinsen de« Fond« 13 Millionen Mark, während auS dem Kapitalbrstanve 17,4 Millionen Mark entnommen werden mutzten. Im Jahre 1902 stieg die letztere Summe auf 35,6 Millionen Mark, die erstere allerding« auch »och infolge aanz b«s»od«rer, nicht wiederkehrende, Verhältnisse auf 14,7 Mil lion« Mark. Für 1903 konnte dagegen dir Zinseneinnahme nur noch auf 10 Millionen Mark, als» schon auf 3 Millionen Mark weniger alt im Jahr« 1901, veranschlagt werden, au- dem Kapitalbestande müssen schon 38,8 Millionen Mark entnommen Werdeu. Auf dieser Bahn wird eS, wenn keine Aenderung eintritt, weine zehen. Die Zinsen werden sich vermindern, der Kapitalzuschutz wird sich von Iahe zu Jahr erhöhen müssen, bi« vrr Bestand aufgebraucht ist und die Deckung der betreffenden AüSaaden auf deck allgemeinen Etat wird übernommen werden müssen. Für vir gesetzmäßige Anlage, Berechnung und Ver- Wallung de« Fond« sind übrigen- der Vorsitzende uud die Mit glieder der Verwaltung des Fonds verantwortlich. Der Vor sitzende wird vom Kaiser auf Lebenszeit ernannt, die Mitglieder werden vom Bundesrate jedesmal auf drei Jahre gewählt. Zum Vorsitzenden ist, wie bereits anderweit gemeldet, jüngst Geheimrat Plathe vom Reichsschatzamt ernannt. Die drei vom Bundesrat gewählten Mitglieder sind der badische Ministerialdirektor Scherer, der bayerische Staatsrat Frhr. v. Stengel und der sächsische Geheimrat vr. Fischer. Im übrigen unterliegt die Verwaltung der Oberleitung des Reichskanzlers. Ebenso wie über die anderen Reichsfonds steht auch über den Jnvalidenfonds der Reichsschuldenkom mission eine fortlaufende Kontrolle zu. Es findet sich denn auch in jedem Berichte der letzteren ein Abschnitt, der sich auf den Reichsinvalidenfonds bezieht. LH Berlin, 12. Februar. (Sicherung des Eisen bahnverkehrs.) Auch im Auslande erregt die Frage der Sicherung im Eisenbahnbetriebe fortgesetzt das Inter esse der Fachkreise und des reisenden Publikums. Auf der kürzlich in London abgehaltenen Halbjahrsversamm lung der London and Souih-Western-Eisenbahngesellschaft wurden die in den Bereinigten Staaten und in Großbritannien auf diesem Gebiete bestehenden Einrichtungen gegenübergestellt und in ihren praktischen Ergebnissen verglichen. Allerdings muß von vornherein bemerkt werden, daß dieser Vergleich insofern etwas Un vollkommenes behält, als das Eisenbahnnetz der Ver einigten Staaten etwa die neunfache Ausdehnung des englischen hat, daß aber anderseits auf den englischen Bahnen doppelt so viel Reisende, ungerechnet die Inhaber von Saison-Fahrkarten, befördert wurden, als in dem Gebiete der norbamertkantschen Union. Aus die englische Eisenbahmneile berechnet, ergab sich sonach im zweiten Halbjahr 1902 auf den englischen Bahnen ein dem ameri kanischen um das ISfache überlegener Personenverkehr. Trotz dieser enormen Verkehrsstärke ist nach der Angabe des Vorsitzenden der genannten Gesellschaft, Lient. Col. H. W. Campbell, im Jahre 1901, das er seiner ver gleichenden Unfallstatistik zu Grunde legte, auf den eng lischen Bahnen niemand getötet und 476 Personen verletzt worden. In den Vereinigten Staaten verloren dagegen in demselben Jahre 249 Personen infolge von Eisenbahn katastrophen ihr Leben, und 4128 wurden verletzt. Wenn man auch diese für das englische Bahnwesen so außer ordentlich günstigen Ergebnisse zum größten Teile den Eintritt besonderer GlückSimrstände, die zahlreichen Un fälle im Eisenbahnverkehr der Vereinigten Staaten da gegen ungewöhnlichen Einwirkungen und unabwendbaren Naturereignissen wird zuschreiben müssen, so dürfte doch der Nachweis erbracht sein, daß in England die Sicherheit des Eisenbahnverkehrs in höherem Maße gewährleistet ist, als in den Bereinigten Staaten. Trotzdem scheinen die englischen Gesellschaften den jetzigen Zustand des Sicherungswesens noch nicht als abgeschlossen anzusehen, denn, wie in der erwähnten Versammlung betont wurde, ist London and South Western Company gegenwärtig in der Durchführung eines neuen pneumatisch und auto matisch wirkenden Signalsystems begriffen. * Berlin, 12. Februar. Zur Kurpfuscher frage, die anläßlich des zur Zeit in Berlin verhandelten großen Kurpfuscherprozeffes wieder lebhaft erörtert wirb, erfährt die „Deutsche Hochschul-Korresp.", daß außer den bereits für Preußen ergangenen ministeriellen Anord nungen, die eine schärfere Kontrolle über das Treiben der Kurpfuscher im Auge haben, Maßnahmen zur Er wägung stehen, die eine wirksamere Unterbindung dieses Treibens bezwecken. Es handelt sich um die Aus dehnung des 8 35 der Reich sgewerbeord- nung auf Personen, welche, ohne die ärztliche Appro bation zu besitzen, gewerbsmäßig die AuSWung der Heil kunde betreiben. Nach dem genannten Paragraphen ist die Ausübung bestimmter Gewerbe (Erteilung von Tanz-, Tnrn- und Schwimm-Unterricht, Trödclhandel, Winkel advokaturen, Vermittelungs-Agenturen für Immobilien- Verträge, Darlehn und Heiraten, Gcsinde-Bermietungs- bureaus u. a.) „zu untersagen, wenin Tatsachen vorliegen, welche die Unzuverlässigkeit der Gewerbe treibenden in Bezug auf den Gewerbebetrieb dartun". Diese Bestimmung, die durch ihre Fassung („ist zu unter sagen") die Unterdrückung des ferneren Gewerbebetriebes in den in Betracht kommenden Fällen, nicht den zustän digen Behörden freistellt, sondern ihnen genauer zur Pflicht macht, gilt natürlich für das ganze Reich. Einer Anregung des preußischen Kultusministers folgend, ist das Reichsamt des Innern in Erwägungen darüber cin- gctretcn, ob nicht die Schaden des Kurpfuscherwesens da durch beseitigt werden können, daß der 8 25 eine ent sprechende Erweiterung erhält. Die Maßregel würde zwar nicht vorbeugend wirken, immerhin könnte sie in Verbindung mit einer intensiveren Belehrung und Auf klärung der Bevölkerung über bas Kurpfuschcrwesen zweifellos Nutzen bringen. Die Verhandlungen sind in dessen noch nicht abgeschlossen. (-) Berlin, 12. Februar. (Telegramm.) Der Kaiser »ahm gelegentlich des gestrigen HofballrS die Meldungen de« Bürgermeister« vr. Reicke, des bisherigen Gesandten v. Derenthall und de- regierenden Bürgermeisters von Ham burg vr. Burchard entgegen. — Heute Morgen unter nahmen der Kaiser und die Kaiserin einen Spaziergang. Der Kaiser hatte danach eine Konferenz beim Reichskanzler und hörte von 10 Uhr ab im königl. Schlöffe die Vortrage de« Kriegsministers, de- Staatsministers von Podbirl«ki und de« Cbef« de« Generalstabes der Arme« Graf von Schlieffen. Um 12 Uhr begab sich der Kaiser nach der Technischen Hoch schule zu Charlotten bürg zu einem Besuch bei Prof. Slaby. V Berlin, 12. Februar. (Telegramm.) In der Heutizen Sitzung des V«n»e«rateS wurden die Ausschuß anträge zu der Vorlage vom 30. Dezember 1902, betr. den Entwurf einer Zollordnung für den Kaiser WilhelmS-Kanal, sowie betr. di« Zoll- und Salzsteuerverwaltung-kosten für da« Großherzogtum Baden, über die Vorlage vom 6. November 1902, betr. den Anteil Luxemburg« au dem Ertrage der statistischen Gebühr genehmigt. Ferner wurde den Ausschuß berichten über die Vorlage, betr. di« statistisch« Behandlung de« Zollausschußgebietes Bremen, sowie über die Vorlage, betr. die Ausprägung von ReichSsilbermünzen, und über die Vorlage, betr. die Abänderung des WablreglementS für den deutschen Reichstag die Zustimmung erteilt. — Die Absage deö Abg. Graf Roon an den Bund der Landwirte wird von dem BuvdeSorgan in einigermaßen gepreßtem Tone entgegengenommen: eS weiß noch nicht, „ob die Leitung des Bundes ihrerseits zu der Austrittserklärung Stellung nebmen werde." Vielleicht wird man erst abwarten, ob das Beispiel Nachfolge findet. — Der „Lok.-Anz." hatte dieser Tage erwähnt, daß ein hochangesebener Kavallerie-General dem Heere mindestens 160 neue Eskadrons, d. b. etwa 32 neue Kavallerie-Regi menter mit 17—18 000 Mann und der gleichen Anzahl von Pferden hinzusüzen wolle. Hierzu wird daS Blatt von mili tärischer Seite ersucht, festzustellen, daß in letzter Zeit aus der Armee heraus ein Mehrbedarf von 27 neuen Regi mentern und 118 ESkadronS als militärisches Mindest bedürfnis nachgewiesen, nicht aber die sofortige Deckung dieses Mehrbedarfs von der Regierung verlangt worden sei. — Zum Falle Peters erklären die „Münch. N. N.", daß seinerzeit absichtlich nur ein Teil des Erkenntnisses des DisziplinargerichtShofeS veröffentlicht worden sei, und daß auch vor dem DiSziplinarhofe Verfehlungen aus der eng lischen Zeit von vr. PeterS zur Sprache gekommen seien, die freilich in Deutschland nicht geahndet werden könnten, die aber doch seiner Wiederanstellung einen Riegel Vorschüben. — Der Rechtöanwalt Levy batte gestern vormittag in der Angelegenheit der Frau Rappaport in Altona eine Audienz bei dem Minister Frhrn. v. Hammersteiv, der nach Einsicht der Akten versprach, die in seiner Landtag«rede enthaltenen Irrtümer demnächst im Landtage richtig zu stellen. — Von dem Herzog von Anhalt Ist der Staat-miuister und Wirkliche Geheime Rat v. Dallwitz zum anhaltischen Mitglied« des Bundesrats ernannt worden. t. Posen, 11. Februar. Zu der Meldung de« „Reichs anzeigers", daß der König den Posener Provinzial landtag zum 1. März einberufen, zum Marschall den Baron von Willamowitz und zu dessen Stellvertreter den Landrat Grafen KönizSmarck ernannt habe, schreibt der „Dziennick Poznanski": „Bisher war immer ein Pole Vizrmarjchall des Posener Provinziallandtages." Daun war eS eben dir höchste Zeit, daß dies geändert wurde. * Dortmund» 11. Februar. Als Mittelpunkt aller na» ttonalpolnischcn Bestrebungen der mehr als 200 000 Köpfe starken polnischen Arbetterbevölkerung in Rheinland-Westfalen ist vor längerer Zelt der Polenbund ins Leben gerufen. Er agitiert für national polnische Geistliche, organisiert die Arbeiter in polnischen Gewerkveretnen, Sokolvereinen und Vereinen mit gleich zeitig religiösen Tendenzen. Unablässig hält er Versamm lungen ab zu dem Zwecke, das polnische Nationalgefühl in der Fremde zu stärken. Am Sonntag hielt nach der „Rhein.-Westf. Ztg." der Polenbund in Bochum seine diesjährige Hauptversammlung ab. Nach -em Geschäfts bericht hat der Polenbund 45 Agitativnsversammlungen abgehalten. 12 wettere in Aussicht genommene wurden teils von der Polizei aufgelöst, teils dadurch verbiudert, daß die Saalbesitzcr ihre Säle für die deutschfeindlichen Zwecke der Vereinigung nicht -ergeben wollten. Sein be merkenswert ist, daß 8000 polnische Elementarbücher bei Zusammenkünften unentgeltlich verteilt wurden, um da durch polnischen Kindern polnischen Lese- und Schreib unterricht zu erleichtern. Der Kassenbestand belief sich bei 2803 Mitgliedern im vorhergehenden Geschäftsjahr auf 3094 Unter den Auslagen figurieren als Hauptposten 750 für die polnischen Elcinentavbücher. Der Bund behält von vorigem Jahre als Kassenbestand 2108 .45 übrig. Diese Summe soll bei den nächsten Wahlen verwendet werden. Schließlich wurde energische Unterstützung des polnischen Organs des Westens „Wiarus PvlSki" be schlossen. r. Gera, 11. Februar. Der Landtag unseres Fürstentums hat in seiner heutigen Sitzung den Antrag, die Petition der lond- nnd forstwirtschaftlichen Vereine um Errichtung einer Landwirt- schaftSkammer dem PetitionSauSschuß zu überweisen, mit ollen gegen eine Stimme abgelehnt. Bei der Besprechung dieser Petition kündigte ein sozialdemokratischer Abgeordneter einen Antrag ans Errichtung von Arbeiterkammern an. Wegen des Rettungshauses Hohenleuben, für das eine staatliche Unterstützung gefordert wird, wurde dem Wunsche Ausdruck gegeben, die Anstalt im Interesse des Landes zu verstaatlichen. Vom RegierunqStische auS wurde bemerkt, daß sich das Ministerium mit dieser Frage zwar beschäftigt habe, zu einem Entschlüsse aber noch nicht gekommen sei. d) Stuttgart, 12. Februar. (Telegramm.) Die Kammer der Abgeordneten nahm mit 84 Stimmen eine Resolution an, in welcher gegenüber der gestrigen Erklärung der Regierung die Bereitwilligkeit des Hauseö ausgesprochen wird, beim Zustandekommen der Verfassungsreform mitzu wirken. Oesterreich - Ungarn. Vom Hofe; Abgeordnetenhaus. * Wien, 12. Februar. Dem heute vormittag auSgcgebenen Bulletin über das Befinden der Erzherzogin Elisabet zufolge breitete sich die Entzündung über die ganze linke Lunge auS; auf der rechten Seite trat eine Lösung deS Ex sudates ein. Der Puls ist kräftig, die Expektoration genügend. * Wien, 12. Februar. (Telegramm.) (Abgeordnetenhaus.) Im Einlaufe befindet sich eine Interpellation deS Abg. Eisen kolb und Genossen, betreffend die in Serbien und Bulgarien vor- bereitete Mobilisierung und die infolge der Verhältnisse In Makedonien drohende Verwickelung Oesterreich-Ungarn- in einen Krieg. Die Interpellanten behaupten, eS bestehe begründeter Verdacht, daß der in Makedonien befürchtete Ausstand von Oesterreich auS angezetlelt und geschürt werde und zwar von dem mit den Jesuiten verbündeten polnischen Adel, mit dem Minister deS Aeußern Graf Goluchvw-ki an der Spitze. Der Zweck dieser «kiion sei die Ausdehnung de« allpolntschen Adel« und der Herrschaft der Jesuiten vom Bal tischen bi« zum Schwarz« Meere. Wenn Oesterreich - Ungarn und Rußland mit einer Einmischung drohen, falls die bekannten Reformen nicht bald dnrchgefllhrt würden. so bedentr die- nicht« andere«, al« «inen Krieg nnd da Oesterreich nicht an die Möglichkeit glauben könne, daß die Türkei eine Er neuerung deS Ausstandes zu verhiudrrn vermöge, so müss«
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