01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030214013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903021401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903021401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-02
- Tag1903-02-14
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Morgen-Ausgabe rMM TlyMM ArmthMschliß str ZUyet-e« Druck «ud Verlag M» L> Pol» t» Letpgtg. »i«» 87. Jahrgang. Nr. 81 Tonnabenb den 14. Februar.1903. »a non. Aufhören erhebliche )IV t.0. i-ü. t.0. l.0. t.0. t.v.12. t.0 t. o l. o l.0 i. l) l. o l. o i. o l. o >. o l. o l.0 >. o. l. v 2L <«^ SS !>p Hallpl Flttalt vresde«: VtrshlMKr Straß» Ü. Fernsprecher Amt I Nr. L7LS. Die Desorganisation -er bürgerlichen Parteien. SS Man hätte meinen sollen, die stetige und starke Zu nahme, deren sich die sozialdemokratische Partei sowohl an Wühlersttmmen, wie an Mandaten seit -em Jahre 1890 rühmen kann, und ferner bas Benehmen der sozial demokratischen Abgeordneten während der letzten Retchs- tatzssession hätten die bürgerlichen Parteien dahin bringen müssen, sich Uber die bei den nächsten Wahlen zu beob achtende Tükttk gegeneinander und gegen die Sozial demokratie klar zu werden. Statt dessen begegnet man einer Desorganisation und Konfusion, die alle früheren Fehler und Sünden der bürgerlichen Parteien bei weitem übertreffen.: Beginnen wir mit der mächtigsten bürgerlichen Partei, dem Zentrum. Der Pfarrer Wacker hat letzthin in einer vielbeachteten Rede den Zusammenschluß der bürgerlichen Parteien gegen die Sozialdemokratie befür wortet, wenn auch freilich unter nicht zu erfüllenden Be dingungen. Ebenso ist man in norddeutschen Zentrums kreisen über die Notwendigkeit des Kampfes gegen die extrem-agrarische Partei im klaren. Bemüht sich doch die dem Bunde der Landwirte in ihren Gesinnungen sehr nahestehende klerikal-agrarische Gruppe, die sich um die „Rheinische Bolksstimme" schart, am Niederrhein eigene agrarische Kandidaten aufzustellen, die gegen die offiziellen Zentrumskandidaten kämpfen sollen. Sehen wir also Hier eine Neigung des Zentrums, gegen die extremsten Elemente von rechts und links vorzugehen, so erklärt das offizielle bayerische Zcnirumsorgan: „Daß das Zentrum überall, wo es nicht selbst in Konkurrenz tritt, in erster Linie den Bund der Landwirte, dann aber auch jede andere Partei (also auch die Sozialdemokratie. Anm. d. Red.) unterstützt, die in der Stichwahl gegen den National- liberaliSmus sich befindet, versteht sich von selbst." In die konservativen Gruppen ist durch den Zolltarif und den Antrag Kardorff ein Zwiespalt hinein getragen worden, der auch auf der Generalversammlung des Bundes der Landwirte nicht beigelegt, sondern eher verschärft worden ist. Wenn Herr v. Kröcher verlangt, daß die Nationalliberalen und Freikonservativen nicht prinzipiell bekämpft werden dürfen, und wenn Herr I)r. Diederich Hahn erklärt, die Worte Kröchers könnten wohl kaum ein Bnndesmitglied bewegen, für einen Natio nalliberalen oder Freikonservativen einzutreten, so ist es schwer, zwischen diesen Gegensätzen zu vermitteln. Auch über das Verhältnis zu den übrigen Parteien, insonder heit zurSozialdemvkratic, besteht innerhalb der agrarisch konservativen Gruppen durchaus kein Einverständnis. Auf der Generalversammlung des Bundes der Landwirte widmete Rittergutsbesitzer v. Oldenburg der frei sinnigen BolkSpartei eine gewisse Anerkennung und ver langte einen scharfen Kampf gegen die Sozialdemokratie, die „Partei der Auflösung und Negation". An demselben Tage aber forderte das bündlerische Organ im Kreise Schleswig-Eckernförde, wo eine Stichwahl -wischen der freisinnigen BolkSpartei und der Sozialdemokratie statt- zufinden hat, ziemlich unverblümt zur Unterstützung -es Sozialdemokraten auf. Bei den liberalen Parteien ist die Verwirrung keineswegs geringer. Die beiden frei sinnigen Parteien bekämpften einander während des letzten Aktes des Zolltarifs mit einer rücksichtslosen Leidenschaftlichkeit, die wohl noch bei den Wahlen nach wirken kann. Was das Verhältnis -wischen diesen beiden Parteien einerseits und den Nationalltberalen anderseits anlangt, so war ja der Gedanke einer großen liberalen Allianz jederzeit als Chimäre anzusehen,' immerhin aber schien es zur Zeit der Reichstagsersatzwahl in Forch heim nicht ausgeschlossen, daß die liberalen Parteien in Bayern und vielleicht auch anderwärts zusammcngehen würden, jedenfalls in einem größeren Umfange, als bei früheren allgemeinen Wahlen. Nun scheint aber das Gegenteil eintrcten zu sollen- Die „Freisinnige Zeitung" erklärt offiziell, daß die Nationalltberalen auch dort, wo sie bei den letzten allgemeinen Wahlen freisinnige Unterstützung erhalten hätten, nicht mehr unterstützt werden sollten. Die angeblich beabsichtigte Aufstellung nationalliberalcr Kandidaten im ersten und im zweiten Berliner Wahlkreise scheint die besondere Erbitterung der volksparteilichen Parteileitung hervorgcrufen zu haben. Es lohnt nicht der Untersuchung, wer „angefangen" hat; fest steht jedenfalls, daß der Kampf der liberalen Parteien gegen einander keiner von ihnen zu gute kommen wird, sondern in erster Reihe der Sozialdemokratie, gelegentlich wohl auch dem Zentrum. Angesichts dieser Konfusion bei allen größeren bürger lichen Parteien lmt auch nicht eine einzige derselben An laß, mit froher Erwartung in den Wahlkampf zu ziehen. Wir glauben, daß kaum eine bürgerliche Partei mit einem Plus von Mandaten aus dem Kampfe hervorgehen wird. Das zu erwartende Minus aber wird so gut wie ausschließlich zu einer Vermehrung der sozialistischen Sitze »Dttragrn. Leiber ist der Reichskanzler von einer Mitschuld an diesen trüben Aussichten nicht freizusprechen. Er rühmt sich, daß er den Fürsten Bismarck sich -um Vorbild nehme und in seinen Fußstapfen zu wandeln suche. Aber wie man in dem Grafen Bülow, der die Aufhebung des 8 2 des Jesuitengesetzes befürwortet und dadurch die WahlaüSsichten des Zentrum- bessert, nichts vom BiSmarckschen Geiste spürt, so spürt man auch nichts von diesem Geiste, wenn man nach einem Zielpunkte sucht, nach dem er in der nächsten Legislaturperiode strebt und von dem er eine große Gruppierung der Parteien bei der Wahlagitation erwartet. Wie meisterhaft verstand cs Fürst Bismarck, vor Neuwahlen den deutschen Wählern zu zeigen, auf was es ihm ankam und wofür und wogegen sic sich durch ihre Stimmabgabe auszusprechen hätten. Graf Bülow läßt bis jetzt sogar den Versuch vermissen, eine seinen Absichten förderliche Wahlparole auszugeben, die den Parteien zur Sammlung dienen könnte. Am schwersten empfinden diss die bürgerlichen Parteien, deren Desorganisation zum nicht geringen Teil auf diese Unterlassungssünde des Kanzlers zurückzuführen ist. Wird sie noch in letzter Stunde wenigstens einigermaßen wieder gut gemacht werden? Geschieht dies nicht un fallen ganz wesentlich deshalb die Neuwahlen so aus, wie wir fürchten, so ist es auch leicht möglich, daß die Aufgabe, mit dem künftigen Reichstage fertig zu werden, in festere Hände gelegt wird. Frankreich. Humbert-Affäre. Februar. (Telegramm.) Der Nativ voller Kraft an der Arbeit, ein« Humbert co. ».o. t.0. tzlnzek,« stub stet» an dt» ErpsdMo» zu richt«. Die Expedition ist mochvetaG» «müorbrvchei geSffnat von rrüh 8 bis abach« 7 Uhr. Anzeigen-Pret- die 6 gespaltene Pctitzelle >v Rekla««« unter dem NrdatttonSstrich (» gespalten) 7V b« b« Famtlieun- richten («gehakt«) 80 * Pari», 13. nalitmu» ist mit Sag« zu schaffen, um si« für sein« Zwecke zu verwend"«« und Haupl-Fttialr Serttn: Sark Luncker, Herzgl. Bahr. Hofbuchhandlg, Lützowstraß« 18. Fernsprecher Amt VI Nr. S80L Ne-akNim und Lrve-Mour AohanntSgaff» 8. Fürsprecher 18» aad SSL Fkltoüeapedttioaen, UlfieedSah»,Bnchhaudlg„ Unwersität«str.s, L. Lösche, Katharinenstr. 14, n. Künig-vl. 7. ' t.0 't.0 t.0 t.0 ».o. t.0. t.0. t.0. l. o. 10. t« t o t. o t. o W.0PHS ouvpLb t.0 t.0 t.0. Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Mates «nd des Molizeiamtes der Ltadt Leipzig. Nv. n - v o Marine. G Berlin, 13. Februar. (Telegramm.) E. M. S. „Sperber" ist am 12. Februar von Euragao nach Maracaibo tu See gegangen. Preußischer Landtag. Abgeordnetenhaus. T Berlin, 13. Februar. (Telegramm.) Die zweite Be ratung des Justizetats wird fortgesetzt. Abg. Becker <Z»Mr.) wünscht die Schaffung neuer Amtsgerichte im Rheinland und Westfalen. Justizminister vr. Schönstedt erwidert, über di« Er richtung eines Landgerichtes in Deutz-Köln schweben Er- Wägungen; nicht jedem Anträge auf Errichtung neuer Amts gerichte könne stattgegeben werden, vielmehr müssen die verschied«« in Betracht kommenden Interessen abgewogen werden. Die gegen wärtige große Steigerung der Geschäfte in Wesrsalen hänge wohl mit der wirtschaftlichen Depression zusammen. Mit dem Aufhören der Krise werde auch die Gerichtsfrequenz zurückgehen. Der Vertreter des Atnanzmintster» erklärt, trotz d«r schwierigen Finanzlage habe die Finanzverwaltung durch Vermehrung der Richterstellen im Etat bewiesen, daß sie bemüht sei, den bestehenden Mißständen in gebührender Weise Rechnung zu tragen. Auf das aus dem House heraus auSgrsprocheue Bedauern, daß Nardenkötter gegen 15000 >ll Kaution auf freiem Fuße belassen würde, erwidert Justizminister vr. Schönftetzt, er habe keinen Einfluß auf die Gerichtsbeschlüsse über Haftentlassungen. Er muffe es sich versagen, in die Tätigkeit der Gerichte irgendwie einzugreifen, damit e» nicht schein«, als ob er die Unabhängigkeit der Gerichte beeinflussen wollte. Der Minister tritt weiter den im November im Reichstage gegen die Justizbehörden erhobenen Beschwerden entgegen und bespricht die von ihm mit dem Minister de» Innern erlaßenen Berfüguogen über die Behandlung und den Transport Gefangener bei der Unter suchungshaft und vorläufigen Inhaftnahme. Mehrere Redner bringen lokale Wünsche vor, die der Minister beantwortet. Aus die Anregungen des Abg. Schmitz (Zentr.), die Vorlage, betreffend die Verlängerung des juristischen Studium» wieder «in- zubringen, erwidert der Minister, dies sei bisher deshalb nicht geschehen, weil mau nach dem Gange der vorjährigen Verhandlungen nicht sicher aus eine Mehrheit rechnen konnte und weil rS bi-hrr an einer annehmbaren Grundlage dokür fehlte, daß da» 7. Semester nützlich verwendet würde. Abg. Trimborn (Zeutr.) tritt für die Zuweisung der Dienst verträge an dir Gewerbegerichte und für die KoufmanuSgerichte ein. Er bringt eine Reih« lokaler Wünsche vor, auf die der Minister antwortet. Abg. Hofmann (nat.-lib.) regt die Anstellung von Baubeamten bei den OberlandeSgerichten zur Kontrolle der Justizgebäude an und spricht sich gegen die Sondergerichte anS. Abg. Werner (deutschsoz Rp.) bespricht die im Konitzer Pro zeße gemachten Fehler und die Haltung de» Staat-anwalt» in dem Prozesse wider die „StaatSbürgrr-Zeitung". Der Minister erwidert, er könne zu den Ausführungen des Vorredner» keine Stellung nehmeu, da er die Ding« nicht kontrol lieren könne. Nachdem Abg. Aunck (frets. Bp.) für die KanfmannSgericht« ein getreten war, vertagt« sich da» Hau« auf morgen vormittag 11 Uhr mit der Tagesordnung: Fortsetzung der heutigen Sitzung. Deutsches Reich. OH. Berlin, 13. Februar. (Sport undNeichStags- wadlen.) In Sportkreisen klagt man bekanntlich seit Jahren darüber, daß die sportlichen Interessen im Reichstage keine Berücksichtigung fänden. Jetzt hat man sich, wie e» beißt, unter der Hand nach Männern umgeseden, die eventuell bereit sind, eine Lanze für den Herrensport im Reichstage zu brechen. So werden der Präsident de» UnionclubS Fürst Christian Kraft zu Hobeulobe-Oehringen und der Vorsitzende der technischen Kommission desselben U. v.Oertzen al» Reichstagskandidaten bezeichnet, ersterer für Rosenberg, letz terer sür Rostdck. Viel Gegenliebe werden diese Herren mit eventuellen sportlichen Anträgen im Reichstag schwerlich finden, der jedenfalls Wichtigeres zu tun bat, al- dem durch eigenartig« Rennstallbesttzer stark in Mißkredit geratenen Herrensport auf die Beine zu helfen. Um die Sache der deutschen Bollblutzucht stände es sicherlich nicht so schlecht, wenn auf dem grünen Nasen nicht Leute tätig gewesen wären, die alles andere bezweckten, als die Forderung der Vollblutzucht. Wir haben überdies schon soviel Vertreter von Sonverinteressen im deutschen Parlamente, daß eine Vermehrung solcher Vertreter wahrlich nicht angebracht sein würde. Im übrigen dürften die beiden Herren, falls sie ge wählt werden sollt«, Mitglieder der deutsch-konservativen Fraktion werden und zunächst in dieser sür sportliche Inter essen und speziell da« Rennwesen wirken. Herr v. Oertzen ist von dem Bunde der Landwirte und den Konservativen gemeinsam aufgestellt; schon daraus darf man schließen, daß für die Aufstellung wenigstens dieses Kandidaten in erster Linie politische Rücksichten maßgebend gewesen sind und ^,urch die besondere Betonung der sportlichen Eigenschaften d s Kan didaten nur eine Einwirkung auf nichtkonservative Sportlieb haber versucht werden soll. -i- Berlin, 13. Februar. (Ein Vorstoß der kleri kalen Agrarier am Rhein.) Unter den Zentrums abgeordnete«, die für den Zolltarif ihre Stimme abaaben, hat Herr de Witt im Wahlkreise Wipperfürtb-Mül- heim den besonderen Groll der klerikalen Agrarier erregt. Dir Folge hiervon ist die Begründung eines „ländlichen Zentrumswahlvereins" geworden, die am Sonntag zu Biesfeld vor sich ging. Die dort versammelt gewesenen 300 Agrarier haben in einer einstimmig angenommenen Resolution erklärt, daß sie „voll und ganz" auf dem Boden deS Zentrums stehen und keine einseitige Jntereffenpolitik vertreten; zugleich aber haben sie die Ueberzrugung ausgesprochen, daß eine energische und ziel bewußte Vertretung ihrer gerechten Forderungen nur durch einen Abgeordneten geschehen tonne,der mit den besonderenVerbältnissen der ländlichen Bewohner deS Wahlkreises genau bekannt sei, und die Wiederwahl deS bisherigen Vertreters de Witt ablehnt. Ein neu gebildetes WahlcomiiS soll sich mit dem ProvinzialwahlcomitS der Zentrumspartei in Köln über einen geeigneten Kandidaten einigen. Kommt diese Einigung nicht zustande, dann werden, so wurde in der Versammlung erklärt, die Landwirte selbständig vorgehen. DaS Organ der katholischen Agrarier am Rhein ist über diesen Vorstoß höchlich erfreut und fordert durch die bezeichnende Uederschrist „Macht'S nach!" zur Nachahmung des Wippkifürtb-Mülbelmer Beispiele» auf. Dabei setzt daS agrarische Blatt voraus, daß da» Provinzialwahl- comitS der Zentrumspartei die Forderung, einen Kandidaten aufzustellen, der die ländlichen Interessen im Sinne der Agrarier kennt, „voll und ganz" zu der seinigen machen werde, da jene Forderung dem — allgemeinen Wahlrecht entspreche! Nun wird es ja zweifellos nicht an Bemühungen fehlen, zwischen dem Provinzialwahlcomit» der Zentrums partei und den Agrariern in Wipperfürth - Mülheim in der Kandidatenfrage eine Einigung herbeizufllhren. Aber die Aussicht, daß ein« solche Einigung erzielt werde, könnte nur dann nicht al» sehr gering erscheinen, wenn die klerikalen Agrarier ihrerseits ein« recht gemäßigten Kandidaten vor schlügen. Dergleichen jedoch ist sicherlich nicht zu erwarten. Und deshalb ist eS wahrscheinlich, daß im Wahlkreise Wipper fürth - Mülheim ein agrarischer Klerikaler dem offiziellen Zeatrumükandidatea aegenübertritt. Wie sehr da» agrarische Organ in Kemp« mit tziesem I«»-«-« rechnet, geht au« seiner Aufforderung, Geld zur Gründung eine» Wahlfonds emzmenden, deutlick» genug hervor. * Berlin, 18. Februar. (ZumMtlttärpensionS- gesetz.) Dadurch, daß die Novelle zum Militärpensions- gefetz nicht vorgelegt wirb, werden am schwersten die früheren Soldaten betroffen, die im unmittelbaren Friedensdien st e verstümmelt oder unheilbar schwer an der Gesundheit geschädigt worden sind. Im Gesetze vom 20. Juli 1871 wurde die Verstümmelung und die schwere GesundheitSschädtgung mit Recht für den Krieg, wie für den Dienst im Frieden gleich geachtet, und es erhielten nach 8 13 die verstümmelten Offiziere eine monatliche Zulage von 50 die verstümmelten Mann schaften nach 8 72 eine solche von 18 Man hat etngc- sehen, daß diese Zulagen, namentlich für solche Invaliden, die etwa fremder Hülfe, fremder Pflege, teurer Kuren und dergleichen bedürfen, ungenügend sind und man hat daher im Gesetz vorn 31. Mai 1901 diese Zulagen erhöht und für Offiziere auf monatlich 90 für Mannschaften auf 27 festgesetzt. DaS Gesetz hatte aber nur Geltung slir den Kriegsinvaliden und so erhalten also die im Frieden verstümmelten Offiziere jährlich 480 ^t! weniger, die Mannschaften aber 108 weniger. Man hat im Gesetz von 1901 ausdrücklich auf ein neues Pewsionsgesetz ver tröstet, worin wohl die Berstümmelungszulagen im Frieden denen des Krieges gleichgestellt worden wären, aber diese Zusage ist bis heute nicht erfüllt worden. Es ist ganz unbillig, wenn ein Mann, der etwa auf dem Schießstande durch vorzeitiges Springen einer Granate den Fuß verloren hat, nun als ganze Pension 570 er hält, während der Soldat, der in einem Gefecht in China oder im Kriege gegen Frankreich in gleicher Weise be schädigt wurde, zusammen 1224 erhält, also SV2 mal so viel. Es ist doch nur ein Gebot der einfachsten Gerechtig keit, daß diese im Dienste des Reiches im Frieden Ver stümmelten wenigstens die gleichen Verstümmelungszu- lagen erhalten, wie die andern. Wenn man die sonstigen Gebühren der im Frieden dienstuntauglich Gewordenen erst im neuen Gesetz rc.geln will, so muß man doch hier eine, wenn auch ganz geringe Ausgleichung treffen. Ge schieht dies, so bleibt ein Unterschied -wischen Kriegs- und Friedensinvaliden -och noch bestehen, weil die Kriegs invaliden nicht nur eine doppelt so große Pension be ziehen als die Friedensinvaliden, nämlich 00 monatlich gegenüber 30 ^2, und weil sie außerdem die allgemeine Kriegszulage in der Höhe von 15 monatlich erhalten. Es mag auch wieder darauf htugewicsen werden, daß nach dem Unfallvcrsicherungsgcsetz der im Dienste der Arbeit Verstümmelte neben Kranken- und Kurkosten 06^ Pro zent seines Jahreslohnes als Pension erhält, also weit mehr als der verunglückte Soldat. Auch bei den invaliden Offizieren werden nach wie vor die Kriegsinvaliden vor den Friedensinvaliden bevorzugt bleiben, weil erstere ja außer der Vcrstümmclungszulage noch die allgemeine Kricgszulage von 100 monatlich für Hauptleute und Leutnants und von 00 ^t! für höhere Offiziere erhalten. Die Zahl der im Frieden Verstümmelten und unheilbar an der Gesundheit Beschädigten läßt sich leider aus dem Penstonsetat für 1093 nicht ersehen, sie kann aber nicht sehr groß sein, und man wird vielleicht mit einem Mehrauf wand von wenig über 200 000 im Jahre auskommen. Diese Kleinigkeit kann man, wenn es nicht anders ginge, durch Kürzung am Militäretat aufbringen. Wenn die Negierung dem neuesten Antrag der Grafen Oriola und Roon auf sofortige Vorlage des längst fertiggestellten Pcn- sionsgesetzes nicht nachgibt, so sollte der Reichstag nun wenigstens den Verstümmelten die im Jahre 1901 in Aus sicht gestellte Hülse bringen. Hierzu bedarf es keines langen Gesetzes, sondern nur eines kurzen Zusatzes zum Gesetze vom 31. Mai 1901. Und wenn der Reichstag noch etwas Besonderes tun und den Schaden, welcher diesen Verstümmelten durch Verzögerung des Pensionsgesetzeö feit zwei Jahren zugefügt wurde, ausgleichen will, so darf man nur noch den wetteren Zusatz machen, daß diese Ver stümmelungszulagen an die Frtedensinvaliden bis zum 1. April 1901 nachbezahlt werden. (Köln. Ztg.) D Berlin, 13. Februar. (Telegramm.) Der Kaiser und die Kaiserin machten gestern nachmittag einen Spazier gang im Tiergarten. Heute morgen besichtigte der Kaiser im königlichen Schlöffe die Fabnen und Standarten derjenigen Truppenteile, die am diesjährigen Kaisermanöver teilnebmen. Später besuchten beide Majestäten, der Kronprinz und Prinz und Prinzessin Heinrich die Fabriken von Ludwig Löwe L Co. und der .Union", Elektr. Gesellschaft. * Bremen, 12. Februar. Nach dem Budgetentwurf der Finanzdeputatton für 1908 hat sich daS Defizit im Etat Bremens, welches im Vorjahre 1072000 betrug, auf 2 425 000 erhöht. * Mannheim, 12. Februar. Die Meldung de» „Pfälzer Boten", daß infolge neuerer Friktionen zwischen dem Karls ruher und dem Berliner Hofe der badische Gesandte in Berlin, Herr v. Jagemann, seinen Posten verlassen werde, wird der „Münchener Allgem. Ztg." von hier au» als jeder Begründung entbehrend bezeichnet. (-) Stuttgart, 13 Februar. (Telegramm.) Der Großherzog von Oldenburg traf heute mittag zum Besuche de« König» hier eia. Der König war zum Empfange auf dem Bahnhofe erschienen. — Die Kammer der Ab geordneten nahm heute einstimmig einen Antrag an, durch welchen die Regierung ersucht wird, im Bunde-rat für die baldige Aenverung de» Gesetzes von 1873, betreffend die Gründung und Verwaltung de» Reichsinvalidenfond», einzutreten und zwar in der Richtung, daß zukünftig nicht bloß den vollständig hülfSbedurftigen Kriegsinvaliden eine ReichSbeihlllse gewährt wird, sondern auch denjenigen, deren Erwerbsfähigkeit dauernd auf weniger al» ein Drittel herabgesetzt ist. namentlich im voraus die Aufmerksamkeit voa de« JaurdS- schen Enthüllungen über die Renner Vorgänge abzulenken. Der Gerichtssaal war während der Verhandlungen in der Strafsache Cattani gegen die Lumbert» von dem bekannten Publikum der Zolaprozrfse gefüllt, da» der „großen Therese" zujubelte und zu murren, wenn nicht geradezu zu grvhlen begann, so oft ihr Ankläger oder dessen Recht-anwalt da» Wort nahm. Die nationalistischen Abgeordneten Ferrette und Binder kündigen Anfragen an über angebliche dunkle Machen schaften de» Justizministers Voll». Seine dunklen Machenschaften bestanden bekanntlich darin, daß er die Oeffuung de» sagenhaften Spinde« und dadurch den Zusammenbruch der Humbert» herbeiführte. Eine andere nationalistische Interpellation soll über die Nichtverhaftung der Humbert» iu Madrid trotz genauer Kenntni» ihre» dortigen Aufenthalt» ein gebracht werden. „Gauloi»", „Echo de Pari»" u. s. w. heucheln Verwunderung darüber, daß Balls nach den Enthüllungen im GerichtSsaal nicht schon freiwillig gegangen ist, vermeiden aber nach ihrer bekannten Methode, auch uur mit einem Worte anzudeuten, wa» da» sür Enthüllungen sind. Für den kaltblütigen, weil unbeteiligte»! Zuschauer ist diese» Schauspiel der kunstvollen Erfindung eiurr Sage und Uebertölpelung der öffentlichen Meinung sehr iatecrssaut zu beobachte». (Boss. Ztg.) Ortest. Türkische Rüstungen? * Konstantinopel, 12. Februar. (Telegramm.) Die Meldungen englischer Blätter über türkische Rüstungen, sowie von einer Mobilisierung sind unrichtig. I» der gemeldeten Beratung der obersten JnspektionSkommisston im Aildizpalai wurde nur die Durchführung verschiedener kleiner Detail-Maßnahmen getroffen, um die gegen wärtige Friedensdislokation im Grenzgebiete iu guter Bereitschaft zu erhalten. Die Kommission beriet und be reitete wohl für die verschiedenen Eventualitäten außer ordentliche Maßregeln vor, deren Durchführung jedoch bisher nicht beschlossen wurde.» * Konstantinopel, 12. Februar. (Wiener Korr.-Bureau.) Der englische Botschafter erhob bei der Pforte gegen die angebliche Entsendung von 15 Bataillonen wwie überhaupt gegen alle Truppenentsendungen uach Armen Ein spruch, bevor die Regulierung der Grenze de» Hinterlandes von Aemen-Adeu beendet sei. Bezug--Preis tu der Hauptrzpedilion oder deren Ausgabe stellen abgeholt: vierteljährlich S.—, bet zwetmaliger tägliche, Zustellung in» Hau» 1.7Ü. Durch vtt Post bezogen für Deutsch land » Oesterreich vierteljährlich «.»0, ür di« übrige» Länder laut Z«itung»pr«t»liste.
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