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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.02.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030219015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903021901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903021901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-02
- Tag1903-02-19
- Monat1903-02
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Slnzetgen-PreiS die 6 gespaltene PetüzetU LL Nelle»,, «rter de» NedalttonSstrtch sägespallen) 75 vor den Familieuoach- richte, («gespalten) 50 Tabellarischer «L Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ojserteuauaahaw 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt »ar mtt der Moraea-LuSaab«, ohne Postbesörderung .Kl «0.—» mit Postdefürdernng ^5 7V.—» ÄLLLhMschluß für Ruzrigeu: Abead-AaDgab«: Bornetttag» io Uhr. Morgaa-AaSgab«: NachurttwgS 4 Uhr. Anzeige» stad stet» m dia Expedition z» richt«. Die Expeditim» ist Wochentag» nauuterbroche, geöffnet von früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck und Beklag von L. Polz tu Leipzig. Nr. 80. Donnerstag den 19. Februar 1903. 97. Jahrgang. Das englische Parlament. Wenn bas englische Volk heute, wo die Wieder eröffnung des Parlaments beovrstcht, auf den Beginn der Unterhaustagung vor einem Jahre zurückblickt, hätte es, wenn auch „nicht alle Blütentrüume gereift sind", im großen gangen und rein äußerlich genommen, doch Ur sache, recht zufrieden zu sein. Freilich, die südafrikanische Frage als solche ist heute ebenso wenig gelöst wie bei Be ginn des Krieges. Aber man darf doch nicht vergessen, daß der Krieg eine Zett lang eine Wendung nahm, die nicht nur einen Mißerfolg hinsichtlich Transvaals, sondern einen Zusammenbruch des ganzen Kolonial reiches befürchten ließ. Noch vor einem Jahre forderte der Feldzug ungezählte Opfer an Menschenleben und sein Ende schien nach den letzten Siegen Deloreys und De Weis ferner als je. WLr aber glaubte, daß mit der Aufhebung des Kriegsdruckes auch die finstere Stirn des Volkes sich wieder glätten würde, hat sich getäuscht. Die Nation ist nur in eine neue Phase ihrer kritischen Entwickelung ge treten. AlS bas Ziel dieser Bahn zaubert der Hexen meister Chamberlain seinen Landsleuten das einige Kaiserreich in allen fünf Weltteilen vor: Daun würde das angelsächsische Imperium sich mit Zollschranken und Ttn- wanderungserschwerungen und Fremdcnverfolgungen gegen alle anderen Völker abschlicßcn, sich für allen ihm cntgegengebrachten Haß rächen und ganz unter sich einer immer größeren Vervollkommnung und der Seligkeit auf Erden entgegentrüumen. Zweifler behaupten freilich, daß diese schönen Träume die Fiebcrphantasien eines Schwerkranken seien und -atz es mit England rasch berg ab ginge. DaS mag übertrieben sein, sicher ist aber, daß das Boll in Handel und industrieller Entwickelung seinen Höhepunkt erreicht hat und datz es zum Stillstand ge kommen ist, wo seine Nebenbuhler mit Riesenschritten vorwärts eilen. Diese Stagnation ist daher gleich bedeutend mit beginnendem Verfall. Jetzt zeigt es sich, wie gefährlich cs war, den ganzen Schwerpunkt des natio nalen Lebens nach dereinseitigwirtschaftlichen Richtung zu verlegen; denn in unseren Tagen, wo die Vorherrschaft Englands in Handel und Gewcrbefleih in die Brüche zu gehen droht, besinnt mau sich, daß das Glück und die Arbeit einer Nation auch noch wo anders liegen können, als in den Comptoirs, den Fabriken, Speichern und Ladeplätzen und daß das englische Volk zwar Reich tümer an Gold in Hülle und Fülle gesammelt, datz dabei aber seine anderen Schatzkammern für alle Werte, die nicht von dieser Welt, trostlos leer geblieben sind. Diese Erkenntnis der inneren Armut ist eine der hauptsäch lichsten Quellen der nationalen Verstimmung. In ihr versinkt England mehr und mehr, wenn nicht der Retter kommt, -er die guten Geister dieses grotzen und hoch begabten Volkes zu neuem Leben weckt und der natio nalen Erziehung eine neue, reinere und bessere Ent wickelungsbahn zeigt, als cs die Irrwege eines über spannten Chauvinismus sind. Wann wird dieser Er- wecker kommen? Einstweilen sucht man in Kleinarbeit den BolkS- unterricht zu bessern, wo die Kraft und der Wille zu einer Reformation an Haupt und Gliedern fehlt. Das Ministerium will auf der Grundlage weiter bauen, auf der cS bereits das Schulgesetz der vergangenen Tagung aufgeführt. Man wird die Vorlagen der Regierung ab warten müssen; wenn aber die Nachlese an Unterrichts gesetzen ebenso Ärmlich ist, wie daS Hauptstück, so wird England noch lange nicht -en Tag kommen sehen, wo es sich mit der Volksbildung der großen Festlandsvölker messen kann. Wie auf vielen anderen Gebieten, nährt sich hier England noch immer von den Früchten eines falschen Ruhme-, den es mit der Hülfe seiner blinden Bewunderer in Europa um sich hat verbreiten können. DaS Land, daS sich noch immer mit dem Dünkel umgibt, am meisten für die Entwickelung der unteren Volks schichten zu tun, ist in Wahrheit am weitesten zurück, geblieben auf diesem wichtigsten Gebiete der staatlichen Fürsorge. Will man aber die nötige Reform im Unter richte nur mit Zugeständnissen an die Hochktrche und den römischen Klertkalismus erreichen, wie bei dem großen Schulgesetze, wird man die wahre Volksbildung nicht fördern, sondern nur die Opposition, die jetzt noch in vielen Parteien zerrissen und schwach ist, zu einem ge fährlichen Block gegen die konservativ-untonistische Regie rung zusammenkttten. Die nächsten Wochen werben ja Aufklärung über die neuen Entwürfe bringen. Die zweite Sorge der englischen Staatsmänner bleibt die Regulierung der Finanzen, die durch den Krieg in eine Verwirrung geraten sind, wie sie das reichste Volk der Erde in seiner Geschichte kaum kennen gelernt hat. Der Finanznttnister Ritchie hat schon vor einiger Zeit ein recht trübes Bild von dem nationalen Budget entworfen. Inzwischen wird sich die Lage durch die recht unerfreu. ltchen Nachrichten aus Südafrika nicht rosiger gefärbt Haven. Der unerträgliche Steuerdruck wird weiter auf England lasten bleiben und auch die dreifach verhaßten, allen Traditionen ins Gesicht schlagenden Ein» und Ausfuhrzölle werden wohl vor der Hand noch be stehen bleiben. Das murrende und immer ungeduldiger werdende Volk wurde immer noch damit hingehalten, daß Chamberlain durch seine Reise nach dem Kap die Dinge in Siidafrika freundlicher gestalten und vor allem eine starke finanzielle Beihülfe zu den KricgSkosten von den Mineninteressenten erreichen werde. Auch dieser Traum ist zerronnen. DaS Fiasko der mit so viel Reklame fanfaren angekündtgten Rundreise des Kolonialministers ist nicht mehr zu verschleiern. Es ist ihm nicht ge lungen, die Versöhnung zu fördern; im Gegenteil, gerade in der alten Kapkolonie hat daS unbegreifliche Versagen der Amnestie und bas VrüSke Auftreten Chamberlain- einen Zustand der Gärung hervorgerufen, den man mit De Wet als offene Rebellion, wenn auch ohne Waffen bezeichnen kann. Die Arbeiterfrage hat der Birming hamer Tausendkünstler auch nicht lösen können, da man Chinesen nicht etnführen will und da die Schwarzen un verschämte Löhne fordern, sofern sie überhaupt zur Minenarbeit geneigt sind. Die englische Einwande- rung hat ganz versagt, da der Brite sich weder als Ackerbaukolonist, noch als Arbeiter in Süd afrika bewährt hat. Das Afrikandcrelement wird mehr und mehr die Herrschaft an sich reißen, und an den Minengesellschaften hat Großbritannien keine felsenfeste Stütze. Diese internationale Kapitalisten- und Abcnteurergesellschaft besteht überwiegend aus Männern, die keinen britischen Namen tragen. Diese Minenbarone wollen nur in drei Raten zusammen dreißig Millionen hergeben, während die englischen Staats- männer immer auf eine sichere Beisteuer von hundert Millionen Pfund gerechnet hatten. Auch diese dritte Auf gabe, die Finanzleute der Koloirien stärker heranzuziehen, 'hat Chamberlain nicht gelöst. Wenn dieser „heimliche Kaiser" Englands zurückkehrt, wird er zwar, als ein Mann, der eine große Reise getan, vieles -en ehren werten Mitgliedern des Parlaments erzählen können. Biel Veranlassung zum Lachen werden die Zuhörer aber nicht haben. Denn Herr Chamberlain kommt mit leeren Taschen und wird sogar noch eine erhöhte Anleihe für die eroberten Provinzen verlangen müssen, denn die Ver wüstungen, die von den englischen Hcldenscharen in Süd afrika ungerichtet sind, sollen sogar den Mann aus Bir mingham, der sentimentalen Regungen gewiß nicht zu neigt, mit Staunen und Entsetzen erfüllt haben. Um diese Kulturtaten bcS britischen Imperialismus einiger maßen wieder gut zu machen, wird das Parlament aber mals in seine Börse greifen müssen. Die Tagung wird aber noch tiefer sich in unerfreuliche Finanzfragen einlassen müssen, denn die Regelung der irischen Landfrage kostet schweres Geld. Ob nun die Vorlage des irischen Staatssekretärs, des Herrn Wyndham, Gesetz wir-, oder ob man das Abkommen der irischen Pächter mit -en Landlords zu Grunde legt, immer wird sich die ganze Frage um den finanziellen Punkt der Ablösung der Gerechtsame der Großgrund besitzer gegen die Pächter beziehen. Die Iren will man versöhnen, koste eS, was eS wolle. Ob die Ablösung nun einen einmaligen Kredit von 4 Milliarden kosten, oder einen jährlichen Beitrag von etwa 130—140 Millionen er fordern wird, ist bestritten. Jedenfalls wird -er viel berufene „Mann auf der Straße" ein langes Gesicht machen, wenn man ihm auch diese neue Rechnung für die Auslagen -er hochwohlweisen Regierungspolitik präsentiert. Im übrigen wir- LaS Kabinett so weiter fortwursteln. Die konservative, imperialistische Strömung im Lande hält trotzdem und alledem noch an; Herr Balfour ist nicht ein Mann der großen Initiative und zum Glück sind die Liberalen so uneinS und Herr Rosebery scheint so wenig Lust zu haben, aus der Rolle -es „kommenden Mannes" in die des herrschenden cinzurücken, daß das Ministerium wohl durch Wind, Wellen und Klippen sein Lchifflein bis zu den Tagen htndurchretten wird, wo da- englische Volk seine Vertreter von neuem zu wählen hat. Vor der Hand sind keine Anzeichen eines politischen Wetterwechsels zu entdecken. V?. Deutsches Reich. --- Berlin, 18. Februar. (Der Trierer Schul kampfund die Aushebung von tz ä des Jesu it e ng e s e tz e s. j Der unerhörte Mißbrauch der Kanzel, der in Trier auf Betreiben des Bischofs Korum von der katholischen Geistlichkeit getrieben worden ist, hat als Antwort auf die Bereitwilligkeit de- Grafen Bülow, ß 2 des Jesuitengesetzes aufzuheben, noch eine besondere Bedeutung. Wenn im Hinblick auf ein solches Entgegenkommen gegenüber klerikalen Wünschen der Klerikalismus vor der gesamten Oeffentltchkeit einen Schulkampf vom Zaune bricht, dann würde es die vollständige Bankrotterklärung der preußi schen Staatsgewalt vor priesterlicher Herrschsucht bedeuten, falls die preußische StaatSregierung die Hände in den Schoß legte und au» die Anwendung der Mittel verzichtete, die > ISO» de- Gtr.-G.-V. ihr »ur Wahrung der Staat»- autoritär in die Hand gibt. Wie aber auch die Entscheidung der preußischen Staatsregierung ausfallen niag: für die nichtpreußischen Bundesstaaten hat die Trierer klerikale Kriegserklärung die Bedeutung eines Kanals, das den gefährlichen Weg der Be rück sst ch tig u n g klerikaler Mürrische blitz artig erleuchtet. Je gröber die Herausforderung ist, mit welcher der Klerikalismus das wohlwollende Ent- gegenkommen der preußischen StaatSregierung gelohnt hat, um so nachdrücklicher müssen die nichtpreußischen Bundesstaaten jeden Vorschlag bekämpfen, der einerseits -er Befestigung des klerikalen Geistes dient, anderseits dem klerikalen Uebermute immer neue und immer steigende Anmaßungen entlockt. Uebt die Trierer Kriegs erklärung in dieser Beziehung auch nur einen Teil der Wirkung, die sic üben »rübte, dann erweist sie sich als eine „Kraft, die stets das Böse will, und stets das Gute schafft". /?. Berlin, >8. Februar. (Zur B eschlußunfähigke it des Reichstags.) Dir klerikale „Rheinische Volksstimme" druckt zustimmend den Artikel eines Berliner Blattes ab, das die Ansicht vertritt, die fortlaufende Beschlußunsähigkeit des Reichstag« werde die ohnehin nicht überreiche Achtung, die daS „Hobe HauS" genieße, noch weiter berabmindern. Zur selben Zeit veröffentlicht da» führende bayerische ZentrumSorgan einen Artikel, der feststellt, was man von den aufzustellenden Kandidaten verlangen müsse. Nack der Ansicht des Blatte« müßten sich die Kandidaten verpflichten, ersten« während de« Wahlkampfe« selbst energisch in die Agitation einzugreifen, und zweiten» während der Legislaturperiode alljährlich vier bis sechs Mal ihren Wählern Rechenschaft zu geben. Davon, daß die Kandi daten sich verpflichten müßten» auch im Reichstage ihre Schuldigkeit zu tun, sagt da« bayerische Blatt kein Wort. Und doch scheint un« diese Verpflichtung noch wichtiger zu sein, al» die Aufgabe, alljährlich ein halbe« Dutzend Mal den Wählern Rechenschaft zu legen. Wir meinen, daß gerade die bayerische ZentrumSpartei allen Anlaß hätte, ihre Kandidaten dazu zu verpflichten, ihr Mandat auch wirklich auszuüben. Auch wir sind der An sicht, daß die Gewährung von Diäten sehr bedeutungsvoll für die Präsenz im Reichstage sein würde, aber wir kalten e« sür mindestens ebenso wichtig, wenn die Wähler sich vor der Wabl von ihrem Kandidaten feste Zusagen hinsichtlich ihrer Pflichterfüllung machen lassen. (-) Berlin, 18. Februar. (Telegramm.) Gestern nach mittag fuhren der Kaiser und die Kaiserin bei der Herzogin von Albany anläßlich ihre» Geburtslage« vor und unter nahmen darauf einen Spaziergang im Tiergarten. — Heute morgen besuchte der Kaiser den Reichskanzler Grafen v. Bülow und den großbritannischen Botschafter Sir Frank LaScelle« und hörte darauf im Schlöffe die Vorträge de« Kultusminister« O. Studt, de« Finanzministers Freiherrn v. Rbeinbaben und de« Geh. Baurat« vr. Meydenbauer. Zur Mittagstafel ist der österreichische Oberst Gras v Zedtwitz geladen. — Die „Deutsche TageSztg." beteuert, daß Bitter» Rücktritt den Bund der Landwirte kalt laste: „vr. von Bitter war alles andere, nur nicht der unsere, und wir tauschen un« wohl in der Vermutung nicht, daß auch sein Nachfolger nicht der unsere sein werde". Dann heißt eS weiter: „Wenn sein Nachfolger wirkliche und bleibende Erfolge erzielen, wenn er sich nicht wie sein Vorgänger in «ine Sackgasse verlieren, wenn er die Einigkeit der Deutschen Herstellen und erhalten will, dann muß er di« unbedingt notwendige Rücksicht auf die machtvolle agrarisch« Bewegung nehmen, dann muß er vor allem den- jenigen Elementen wehren, welche eine Nebenregierung in der Provinz aufrichten wollen, und über die Vertreter der Landwirt schaft al« über eine guautitS o^Iigeadls hinweggehen zu können meinen. Bor allen Dingen muß aber der erste Beamte gerade in der Provinz Posen ein Mann im eigentlichsten Sinne des Wortes sein, der ruhig und konsequent seinen Weg geht, der seine lieber- Zeugungen nicht modelt und wandelt, sondern in ihnen fest wurzelt. Ob solch« Beomteutypea heute möglich seien, wird von manchen Leuten bezweifelt. Wir hoffen'« noch im Jutereffe der Provinz und de« Königreich«." Mit der Klage über die „Nebenregierung" erreicht die ,^age«zeitg." wirklich den Gipfelpunkt ihrer Darstellungskunst. — Urber den in der „Germania" auSgestreckten Fühler über die Abänderung der Geschäftsordnung des Reichstages ist noch nachzutragen: Um die übermäßige Länge der Reden im Reichstage zu beseitigen und obstruktiv- uistische Dauerreden unmöglich zu machen, wird in der „Germania" aus „parlamentarischen Kreisen" der Vorschlag gemacht, den Weg zu beschreite», den vie Geschäftsordnung des italienischen Parlament« in ihrem H 87 vorsiebt. Der Grundgedanke dieser Bestimmung, den sonstigen Vor schriften der Geschäftsordnung de« deutschen Reichstages augepaßt, würde nack diesen, Vorschläge etwa in folgen der Form zu fassen und als dritter Absatz dem Z 45 der Geschäftsordnung anzusügen sein: „Bor dem Eintritt m die Diskussion eine« Antrag«, einer Gesetzesvorlage, eine« Amendement« oder bestimmten Abschnitt« (Artikels) der selben kann der Reichstag auf unterschriftlich von 30 Mit gliedern unterstützten Antrag das Höchstmaß an Zeit be stimmen, für die jedem einzelnen Redner zu diesem Gegen stand daS Wort erteilt werden soll. Dieser Antrag ist präjudiziell und gebt allen anderen Vorschlägen und Wort meldungen vor. Nachdem ein Redner für und em Redner gegen denselben, jedoch «in jeder nicht länger al« höchstens lO Minuten gehört worden, erfolgt darüber sofort der Be schluß der Versammlung durch Aufsteher, und Sitzenbleiben. Eine Abänderung diese« Beschlüsse« und «ine Wiederholung de« Antrags sind im Laufe de,selben Diskussion unzulässig Da« festgesetz'e Zeitmaß gilt dann auch für die während der Diskussion spater gestellten Anträge auf motivierte oder «io- fache Tagesordnung, (tz 49 und 58.)" — Im ReichStagSwablkrrii« Frankfurt-Lebu« ist, obne daß der bisherige sreikonservative Vertreter Haake zurückgetreten wär», bekanntlich al» konservativ-agrarischer Kandidat der LandtagSabg. F-lisch ausgestellt worden. Es ist nicht uninteressant, daß die „Post" gegen diese Kandidatur protestiert, weil der Wahlaufruf für Fetisch auch von dem Regierungspräsidenten mit seinem Amtscharakter untei- schrreben worden ist. Also daS erste behördliche Ein greifen zu Gunsten einer agrarisch-konservativen Kandidatur, und zwar gegen einen Freikonservativcn! Da« ist der Humor der Sache. Nun kann sich bald zeigen, wie die Regierung über einen solchen Fall denkt. D Bremen, 18. Februar. (Telegramm.) Die Koni- Mission der Verladungöarbeiter in Bremerhaven erschien heute vormittag vor der Direktion de« „Nord deutschen Lloyd" und erbot sich, dafür einzutreten, daß die Arbeit sofort in vollem Umfange wieder aus genommen werde, wenn der entlassene Arbeiter Krimmsieg bi« zur gerichtlichen Entscheidung seiner Differenz mit dem Vormaun Riesteter wieder in Dienst ge stellt werde. Da der Vorstand de« „Norddeutschen Lloyd" diesen Wunsch als billig anerkannte und die Wiederanstellung de« Krimmsieg demgemäß anordnete, wurde seitens der Kom mission die sofortige Wiederaufnahme der Arbeit zu gesichert und der Streik damit für beendet erklärt. r. Gera, 17. Februar. In der heutigen Landtags sitzung wurde die Vorlage des Ministeriums auf Gewährung eines verlorenen Zuschusses zu einem Bahnbau Gera - Müu- chenbernsdorf rn Höhe von 100000 nach lebhafter Debatte einstimmig dem Finanz-Ausschuß zur Beratung über wiesen. Die anfängliche Widersetzung der oberländischen Ab geordneten gegen die Vorlage wurde dadurch beseitigt, daß vom Regierungstische aus bemerkt wurde, daß der Eisenbahnfonds des Landes 720 000 -L betrage — 120 000 mehr, als er von Hause au« betragen habe, und daß selbst nach Bewilligung der ver langten 100 000 die ursprüngliche Hohe des Fonds von 600 000 nicht gekürzt werde. Die unterländischen Abge ordneten sagten übrigens mit Freuden zu, für Bahnprojekte des Oberlandes jederzeit eintreten zu wollen. Der sozialdemo kratische Antrag auf Errichtung einer Arbeiterkammer für das Fürstentum Reuß j. L. wurde mit allen gegen die fünf sozialdemokratischen Stimmen nach längerer Aussprach« avge- lehnt. Vom Regierungstische aus wurde besonders darauf hin- gewiesen, datz schon aus formellen Gründen die Bundesstaaten nicht rn der Lage seien, Arbeiterkammern zu errichten, da die gewerblichen Fragen dem Reiche Vorbehalten seien. Aber mich materiell sprächen viele Bedenken gegen den Antrag. Die Ar beiterkammern seien zugestandenermaßen einseitig Interessen vertretungen, durch die nicht der soziale Friede gefördert, wohl aber der Klassenkampf geschürt werde. Die Regierung werde dafür sorgen, daß der Tropfen sozialpolitischen OeleS, mit dem heute ein Jeder gesalbt sei, und der schon zu einem vollen Becher angewachsen sei, nicht zu einer Flut werde, die alles Hinwegschwemme. W. Stuttgart, 17. Februar. Die Abgeordneten kammer debattierte heute noch 5 Stunden lang über da« Koalition-recht. Bei der Abstimmung wurde der sozial demokratische Antrag, der da« Verbot der Koalition unter Strafe gestellt sehen will, abgelehnt, dagegen ein von der Volk-Partei gestellter Antrag angenommen, der die Regierung auffordert, über den Schutz des Koalitionsrechts, wie es in der Gewerbeordnung und in dem württembergischen Vereins gesetz gewährleistet ist, zu machen. Wegen Erkrankung des Finaozminister« muß die Generaldebatte zum Etat ver schoben werden. D Stuttgart, 18. Februar. (Telegramm.) Die Kammer der Abgeordneten vertagte sich auf unbe stimmte Zeit, weil wegen Erkrankung de« Finanz minister« die Generaldebatte über den neuen Etat ver- jchoben werden mußte. * Au» München, 17. Februar, schreibt un- Herr vr. Josef Müller, er habe durchaus nicht den Entschluß geäußert, die von ihm herauSgegebeoe reformkatholische Zeitschrift „Renaissance" eingehen zu lassen, wie das kürzlich in einer Notiz im „Leipz. Tagebl." angegeben worden war.' Daß wir selbst einen solchen Entschluß des Herrn Or. Müller als bedauerlich ausehen würden, ging schon aus der ganzen Fassung der betr. Notiz hervor. Oesterreich - Ungar«. Tschechisiernugsoersuch«. <1. Reichenberg, 18. Februar. Die Errichtung einer Finanzbezirksdirektton, die ihren Sitz in Reichcuberg haben soll, ist von -en Deutschen seit geraunter Zeit an gestrebt worden. Von der Kinanzverwaltung ist auch an erkannt, daß die Finanzbezirksdirektion in Leittneritz zu umfangreich ist, so daß eine Teilung des Bezirko im Interesse einer raschen Abwickelung der Amtsgeschäfte al-.- sehr geboten erscheint. Es wurden nun die erforderlichen Schritte eingeleitet, um diese Behörde zu Anfang de.> Jcthres 1902 in Tätigkeit treten zu lassen, welche sich üve> die Bezirkshauptmannschasten Reichenberg, Gablvn; Friedland, Gabel und Rumburg erstrecken sollte. Die FinanzbezirkSdirektton sollte nach Vorschlägen des Ministerpräsidenten vr. v. Körber als deutsche iein- sprachige) Behörde organisiert werden. Die Errichtung des geplanten Instituts ist aber gescheitert, da, wie ver lautet, der tschechische Landsmannminister damit nicht ein verstanden ist und für eine zweisprachige Be hörde eintritt, indem dem neuen Bezirke die Bezirks Hauptmannschaften Miinchengrätz, Semtl rvnd Turnau an^ gegliedert werden sollten. Das Festhalten der Tschechen an der Zweisprachigkeit zeigt, daß die Tschechtsierung aller staatlichen Behörden angestrebt wirb. Frankreich. * Pari», 18. Februar. (Telegramm.) „Pet. R-publ." nennt den Jnvestiturstreit ein erfreuliche« Sreigni-, da er obne besondere Anstrengungen und Erschütterungen zur Lösung de« Konkordat« führen werde, wenn Rom nicht nach gebe. (Voss. Ztg.) Orient. * «anftauttn-Oel, 17.Februar. (Telegramm.) 28 alba- ne s,sch« Ebes» und Notabeln de« Gebiete« Jvek und Dzakowa schloffen «in» Vereinigung gegen di« Reform«,
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