Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.02.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030221019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903022101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903022101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-02
- Tag1903-02-21
- Monat1903-02
- Jahr1903
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
S.7S. Durch die Post bezöge» ... la»L ». Oesterreich vierteljährlich ^l 4.S0, Sr die übrige» Länder laut Zeitungspreislist«. Bezugs-Prek- i» der HaupleLpedtttoo oder veren Ausgab»- stelle» abgeholt: vter1eliählt»ch ^IS.—, bei zweimaliger täglicher L»-ellu»a tu« Hou- 8.7k. Durch die Post vezoae» für Deutkch- Lr-aktion «n- Lrveditio«: Johanntsgaffe 8. Fernsprecher IKS uud SSL FUi*tev»edtti»»o» r Alfred Pah», vrrchhaablg, Uutversttütsstr.S» L. Lösche, Kathartueustr. I«, ». KönigSpk. 7. Hlm-t-Mialr vresdeu: Ltrehleu« Stwße k. yeruspreche, Amt I Nr. 17LL. HavVt-FMale Lerliu: E«l vrmcker, Herzgt. Bayr. Hofbuchhandlg^ Lützowstraße 10. Fernsprecher Amt VI Nr. 4K0L Morgen-Ausgabe. WpMr„TaMllü Anzeiger. KmtsUatt -es Hönigtichen Land- und -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Nates und des Nolizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Nnzeigen-Prei- die ü gespaltene Petüzetle »S H. «eklame» «N« do» RedaMo»«strtch (4 gespalten) 78 vor b« Femilieunach- richte» (Sgespälte») S0 Tabellarischer im- Htsserusatz «tspoechenb hoher. — GebLdre» für Nachweisungen »»d Ossertemumaha« LÜ H stxrl. Porto). Srtra-Beilage» (gefalzt »»» «tt der Marge»-Ausaab«, »h»e PostbeDchenmg 6L—> mit Postdesärderuug ^ti Annthmkschlnß str Id«»d-A»»gab«r Wor»M»^W Uh» «o,-„.»»«-ab« 4 Uhr. Nutzet,«» stutz stet» « htz« UppedMo» P> -tch^n DieErpedtttoutst «vche»t»g« mnruterbroche, geöffnet von früh 8 bis adeud« 7 Uhr. Druck und Verlag voo L. Pol» i» Leidig. 97. Jahrgang. Nr. St. Sonnabend den 21. Februar 1903. Für Monat März nimmt jede Oostanstalt ein Abonnement auf das „Leipziger Tageblatt" zum Preise von Mk. 1.S0 entgegen, auch kann durch den Briefträger die Bestellung er folgen. wir bitten diese im Interesse pünktlicher Lieferung bereits jetzt zu veranlassen. Das neue französische Heeresbudget. V. L. Das neue französische Heeresbudget bedingt zwei besonders wichtige Neuerungen für die französische Armee, und zwar die Einführung der zweijährigen Dienstzeit und die Verstärkung der Feldarmee der ersten Linie, der „armso cku 0K.00". Ferner aber eine wichtige Aenberung für die Kavallerie durch Abschaffung der Kürassiere und der Lanzenreiter und die Forderung der Ausbildung und Verwendung der Kavallerie als berittener Infanterie. Die zweijährige Dienstzeit, ein lebhafter Wunsch der Nation, dem die Regierung aus mannigfachen Gründen entgegenzukommen veranlaßt ist, dürfte, wenn auch nicht ohneOpposttion der älterenMilttärs derKammcr, zweifellos endgültig zur Annahme gelangen, und damit das französische Heer den Kern von annähernd dreijährig gedienten Mannschaften cinbüßcn, der in Anbetracht des französischen NattonalcharakterS, der, wie mannigfache neuere Vorgänge zeigen, sich mehr und mehr von den An forderungen derDisziplin und vonZucht und Ordnung ab wendet, in Krieg und Frieden von besonderem Wert für dasselbe ist. Allerdings würde dieser Kern durch die um etwa 40 000 Mann zu erhöhende Anzahl der Kapitu lanten einigermaßen ersetzt werden; denn zur Zeit dienen bet der französischen Infanterie nur 42 Prozent 20 bis einige SO Monate, drei volle Jahre aber niemand. Immerhin kann die erhebliche Verkürzung der aktiven Dienstzeit füv ein Heerwesen wie das französische, dem die kontinuierlicheFürsorge und mächtige Einwirkung eines monarchischen Oberhauptes fehlt, in Anbetracht der sein inneres Gefüge mehr und mehr zerfetzenden Einflüsse des republikanischen Systems, als für seine Qualität nicht förderlich gelten. Mein in Frankreich sind be kanntlich mehr wie anderwärts die Wünsche der Bevölke rung maßgebend. DaS bet Einführung der zweijährigen Dienstzeit, so- ivie für die Verstärkung der Armee der ersten Linie er forderliche Mehr an Unteroffizieren und Mannschaften will die neue Organisation durch eine verstärkte Heran ziehung der für die HülfSdienste eingezogenen, nur be dingt tauglichen Mannschaften, deren Anzahl anstatt IS 000 künftig 20000 — 2S000 Mann betragen soll, sowie durch die Verstärkung der Kapitulantenzahl gewinnen, die so mit etwa 40—4S 000 Mann betragen müßte. Für die Bemessung der Stärke der Armee der ersten Linie wird ein zum Dienst verwendbares Jahres- rekrutcnkontingent von 21SOOO Mann zu Grunde gelegt und angenommen, so daß inklusive der permanentenCadreS an Offizieren, Unteroffizieren und Kapitulanten ein aktiver Bruchteil der Armee von SOO OOO Mann erreicht werben wird. Da der Sollbcstand des Heeres 1902 29 410 Offiziere und 514 476 Mann, inkl. 412 Offiziere und 25 234 Mann der Gendarmerie und der Garde Republik cainc, betrug, so wird die geplante Verstärkung desselben, da dessen Präsenzstärke künftig gegen 600 000 Mann be tragen soll, sich auf über 50 000 Köpfe beziffern. Die Ver stärkung der französischen Feldarmee der ersten Linie aber an taktischen Einheiten soll aus 145 Bataillonen, 395 ESkadronS und 17» Batterien bestehen, wobei zwar die bisherigen 395 Gskadrons der Kavallerie an Zahl der Einheiten bestehen bleiben, jedoch an Pfcrdcbcstand mit einer Durchschnittsziffer von 160 Pferden per Eskadron verstärkt werden sollen. Bisher betrug die Anzahl der Truppeneinheiten des französischen HecreS, die sofort ins Feld rücken konnten, 573 Bataillone, 395 ESkabrons und 404 Fuß- und berittene Batterien, und dieselbe soll sortan 718 Bataillone, 895 GskadronS und 674 Batterien be- trog«», so da- sich eine Gesamt»«rstärdm« der unmittel bar kampfbereiten Armee der ersten Linie um etwa 100 000 Kombattanten ergeben würde, vorausgesetzt, daß sich die geforderte Verstärkung aus das stehende Herr, und nicht etwa auf dessen Reserveformattonen, die sofort in erster Linie aufzutreten bestimmt sind, bezieht. Bezieht sie sich jedoch auf die letzteren, so würbe damit die wichtige Frage der Anzahl der Reserveformativrrcn, die im Kriegsfall sofort in der ersten Linie aufzutreten bestimmt sind, zur Erörterung stehen. Dieselbe entzieht sich jedoch der ge naueren Beurteilung und Kenntnis, da über diese For mationen amtlich nichts bekannt gegeben wird. Hinsicht lich ihrer erübrigt daher nur eine mehr oder weniger annähernde Schätzung. Allerdings wurde französischer seits bekannt, daß im Mobilmachungsfall für einen Krieg auf der Ostfront die Aufstellung von 20 Reserve-Armee korps, entsprechend der Anzahl der Linien-Armeekorps, geplant ist, und deutscherseits dürfte daö Gleiche beab sichtigt sein, soweit die bereits vorhandenen Reserven bei -en neuformierten Armeekorps dazu ausreichen. Auf diesem Gebiet bedarf es daher, um bestimmte Angaben machen zu können, noch der Klärung. Bekanntlich aber ist die Anzahl der deutscherseits für den Krieg zur Ver fügung stehenden ausgebildeten Reserven und sonstigen Mannschaften des Beurlaubtenstandcs eine weit größere wie diejenige Frankreichs, da das deutsche Rekruten kontingent seit Jahren über 20 Prozent stärker wie das französische ist, so daß in französischen fachmännischen Kreisen angenommen wird, daß Deutschland 4 Millionen Streiter gegen die 3 Millionen Frankreichs im Kriegs fälle ins Feld zu stellen vermöge. Nach neuerer deutscher fachmännischer Schätzung ist die Gesamtzahl der wehr fähigen Mannschaft Deutschlands, inkl. Ersatzreserve, beider Landwehren und des Landsturms, heute sogar auf 7 Millionen zu veranschlagen. Frankreich vermag daher auf diesem Gebiete in Anbetracht feiner Bevölkerung von nur 39 Millionen gegenüber den 56)4 Millionen Deutsch lands und -essen jährlichem Bevölkerungszuwachs von A Million m>: Deutschland nie zu konkurrieren, und die geplante gesteigerte Einstellung der nur bedingt Dienst- tauglichen ins Heer vermindert überdies nebst dem be reits früher erfolgten Aufgeben eines Minimalmaßes dessen physische Qualität. Ferner soll die zweijährige Dienstzeit, wenn auch unter Aufhebung sämtlicher Dienstbefreiungen, nicht ein mal ihrem vollen Umfange nach zur Durchführung ge langen, sondern bei derselben wird ein je einmonatiger Urlaub in jedemDienstjahre gefordert, und dieDauer dör Hebungen der Reserven der Terrttorial-Armee soll um ein Drittel abgekürzt werden. Durch beide Maßregeln wird zwar eine Ersparnis von 25 Millionen erzielt, die Ausbildungszeit des französischen Soldaten aber erfährt durch dieselben Maßregeln eine die Kriegstüchttgkeit deS Heeres mindernde Kürzung. Waö die für die Kavallerie geplanten Aenderungen betrifft, nämlich die Abschaffung der Kürassiere und der Lanzenretter, so gehen, wenn auch der Küraß in fast allen Armeen fürs Feld gefallen ist, die Ansichten über den Wert der Lanze bekanntlich sehr auseinander. In Deutschland wurde die gesamte Kavallerie mit der Lanze bewaffnet, in Rußland dagegen die Bewaffnung mit der Lanze, obgleich dieselbe die nationale Waffe der russischen Kavallerie, namentlich der Kosaken, ist, erheblich eingeschränkt. Erst ein künftiger Krieg aber dürfte zeigen, ob Lanze oder Säbel den Vorzug als Kavallerie waffe beanspruchen können. Die geforderte besondere Ausbildung für die Verwendung als berittene In fanterie aber vermag in der Intensität, in der sie ver langt wirb, nur auf Kosten derjenigen für die Attacke und für den Aufklärungsdienst zu erfolgen, da sie dem bisherigen AnsbilbungSgange der französischen Kaval lerie, in welchem bas Fußgefecht nur sehr wenig be rücksichtigt wurde, ein neues wichtiges Moment hinzufügt. Ebenso aber bildet die verlangte starke Vermehrung der Radfahrer-Kompagnien ein Novum, von dem eSn 0 ch sehr zweifelhaft erscheint, ob dasselbe der fran zösischen Armee in Kriegszeiten unschätzbare, in ihren Folgen auf die Entscheidungen ganz unabsehbare Dienste zu leisten berufen sein und ob dasselbe nicht in einem Winterfeldzuge und bet anhaltend schlechtem Wetter ver sagen wird. Im Kriegsfall soll die Effektivstärke der „armso 6u edoo" durch Einberufung der drei letzten Reservisten jahrgänge auf eine Million Mann erhöht werden, die sich auf die vorhandenen 20 Armeekorps und eine gewisse An zahl selbständiger Gruppen Kavallerie, Artillerie und be rittener Infanterie verteilen sollen. Wie ersichtlich, ist der neue Budgetgesetzentwurf bestrebt, den Hauptaccent auf die Verstärkung der Armeen der ersten Linie zu legen, bei denen die ersten, besonders wichtigen Entschei- düngen fallen, und ferner durch die Einführung der zweijährigen Dienstzeit dem lebhaften Wunsch de« Lande» nach Verkürzung derselben Rechnung zu tragen. Deutsches Reich. Berlin, 20. Februar. iStaatlicheKonzessio- nierung und Ueberwachung der pri vaten kaufmännischen Unterrtchtsan- stalten.) Sowohl von Prinzipalsvereinigungen als auch von Vereinen der Handlungsgehlllfen wurde wiederholt auf Mißstände hingewiesen, die im privaten Handelsschulwesen sich herausgebildet haben. Neben musterhaft eingerichteten Privathandelsschulen finden sich auch ganz unzulänglich organisierte: es fehlen geeignete Lehrkräfte und richtige Lehrpläne, es steht oft die Schülerzahl in argem Mißver hältnis zu den UnterrichtSräumen. Solche Verhältnisse sind nicht nur eine Gefahr für den Einzelnen und für den Handelsstand, sondern schädigen auch die soliden kauf männischen Unterrichtsanstalten, die durch die wohlfeilen Honoraransprüche der mangelhaft eingerichteten Unter nehmungen unterboten werden. Zur Beseitigung dieser Mißstände hält der Verband deutscher Hand- lungsgehülfenim Einklänge mit dem Verbände für kaufmännisches Unterrichtswesen die staatliche Kon- zessionierung und Beaufsichtigung der privaten kaufmännischen Unterrtchtsan- stalten für dringend geboten. An die Ministerien d e r Bun d e sst a a t e n hat der Verband deutscher Hand- lungsgehülfen infolge dessen eine Eingabe gerichtet, die vor allem folgende Forderungen erhebt: „U Die Unte r- richtsräume müssen den hygienischen Anforderungen entsprechen. 2) Den Leiter der Schule, wie die Lehr, kräfte müssen den Nachweis ihrer sittlichen und geistigen Befähigung erbracht haben. 3) Es muß ein Lehrplan und eine Stoffeinteilung vorhanden sein, die erkennen lassen, -aß das angekündigte Lehrziel in der vorgesehenen Zeit auch wirklich erreichbar ist. 4) Die Zahl der Lehrer muß im Verhältnis zur Zahl der Schüler stehen. 5) Bet Aufnahme des Schülers, wie bei seiner Einreihung in die Klasse ist seine Vorbildung zu berücksichtigen. 6) Am Schluffe jeden Jahres hat eine öffentliche Prü fung, nach Absolvierung der Schul« eine öffent liche Entlasiungsprüfung stattzufinden. 7s Ueber Führuyg und Leistungen ist ein Z e u g n i s auszustellen." — Nur bet Erfüllung dieser Bedingungen sei die Konzession zu er teilen und letztere müsse entzogen werden, sobald die An- statt jenen Bedingungen nicht mehr genüge. Die Aussicht über die Anstalten solle durch kaufmännisch gebildete Unterrichtsinspektoren, bezw. durch Handelsinspektoren, ausgeübt werden. * Berlin, 20. Februar. (Der Reichstag und die Krankenversicherung.) Die „Nat.-lib. Korresp." schreibt: Der Bundesrat hat sich gestern mit dem Gesetz zur Ab änderung des Krankenversicherungsgesetzes befaßt. Da nur verhältnismäßig unerhebliche Wünsche zur Berücksichtigung vorlagen, hat die Erledigung dieser Vorlage seitens des einen Faktors der Gesetzgebung sich leicht vollzogen. Es fragt sich demnächst, ob nicht auch der Reichstag noch im stände sein wird, dieses Gesetz seiner Verabschiedung entgegenzusühren. Es ist unlängst gesagt worden, zu mehr als einer ersten Lesung werbe der Reichstag kaum die Zeit haben. Und es würde diese erste Lesung dann genügen, den verbündeten Regierungen die er wünschte Direktive für die Wiederrinbringung der Vorlage in der nächsten Tagung des Reichstage« zu geben. Wir halten diese Meinung für nicht sachgemäß und durchschlagend. Sie würde allenfalls zutreffend erscheinen können, wenn in dem in Frage stehenden Gesetzentwurf Fragen behandelt worden wären, über die noch Zweisel beständen. Das ist in keiner Weise der Fall. Ueber die Punkte der Krankenver sicherung, welche in der neuen Novelle anderweit geregelt worden sind, herrscht nirgends mehr ein Zweifel: sie sind all gemein im ReickStag wie im Schoße der Verbündeten Ne gierungen als geklärt bezeichnet worden: der Reichstag zieht also durch die Erledigung der Vorlage lediglich die Konse quenzen auS seiner früheren Stellungnahme. Aber auch sonst ist die Auffassung verkehrt, der Reichstag könne es bei einer ersten Lesung bewenden und diese iu U8vm deS Reichsamts deS Innern ins Land gehen lassen. Bekanntlich befindet sich der jetzige Reichstag in seinem letzten Lebensabschnitt. Was in einer eventuellen ersten Lesung gesagt wird, kann nur für ihn selbst, nicht aber für den neu zu wählenden irgendwie bindend sein. V Berlin, 20. Februar. (Telegramm.) Gestern nach mittag unternabmen der Kaiser und die Kaiserin einen Spaziergang vom Kurfürstendamm nach der Kolonie Grünewald. AbendS nahm der Kaiser an einem Diner beim komman dierenden General deS Gardekorps Generaladjutanten v. Kessel teil. — Heute morgen um r/,,y Uhr besuchte das Kaiser- paar die Mosaik-Fabrik von Puhl und Wagner (Deutsche GlaS-Mosaik-Gesellsckaft) in Rttkorf und besichtigte darauf im Saal des Etablissements „Neue Welt" daselbst die für den neuen Dom bestimmten, fertig gestellten Mosaiken, in Gegenwart des Kultusministers vr. Studt, des Professors A. v. Werner uud deS Vertreters deS CbesS deS CivilkabinettS 0. Balentini. Später stattete vrr Kaiser dem Reichs kanzler Graf v. Bülow einen Besuch ab. () derltn, 20. Februar. (Telegramm.) Dem Reichs- tage ist heute die Krankenkaffen-Novelle zugegangen. — In der Einleitung de« Schreibens des Kaisers an den Admiral a. D. Hollmann ist die Rede von dem SchlußpassuS deS Delitzsch'fchen Vortrages, der von den Zuhörern klar verstanden worden sei und deshalb (in der Drucklegung) so bleiben müsse. Dieser Schlußpassus lautet: Aber anderseits laßt un« nicht blind festhalten an veralteten wissenschaftlich überwundenen Dogmen, etwa gar au« Angst, es möchte hierdurch unser GotteSglaube und wahrhafte Religiosität Schaden leide»! Bedenken wir, daß alle» Irdische in lebendigem Fluß ist, Stillstehen gleichbedeutend mit Tod. Schauen wir hin aus die gewaltig pulsierende Kraft, mit welcher di» deutsch» Resor- mation große Nationen der Erd« ans allen Gebieten menschlicher Arbeit, menschlichen Fortschritt« erfüllt! Aber auch di« Refor mation ist nur eia« Etappe auf dem Wege zu dem uu« von Gott und t» Sott gesteckte» Ziel, der Wahrheit. Ihm strebe» wir »ach in Demut, aber mit allen Mitteln der frei«, Forschung de, Wissen- schatt, freudig un« bekennend zu der von hoher Warte mit Adler blick geschauten und hochgemut aller Wett kundgegebeue» Losung der Weiterbildung der Religio». Die Schlußworte „Weiterbildung der Religion" sind auch in dem VortragSbericht gesperrt worden. — Die Unterzeichnung des deutsch-venezola nischen Protokolls bat einer Berliner Korrespon denz als Anlaß gedient, mit dem geschmacklosesten Ueber- schwange sowohl den Ausgang deS venezolanischen Handels im besonderen, wie den Reichskanzler als Meister der Diplomatie im allgemeinen zu verherrlichen. In Be zug hierauf spricht die „Rheinisch-Westfälische Ztg." von „ekelhaften Fanfaren". Der Reichskanzler ist bekanntlich sehr oft anderer Meinung, als die ,FiHein.--Wests. Ztg.". Was aber das vorstehende Urteil des genannten Blattes anbelangt, so stimmt Graf Bülow, wie wir genau wissen, mttihm vollständig überein. — Für den Oberpräsideutenposten in Posen werden immer neue Namen genannt. Da« Herumrate» hat keinen Zweck, denn eS wird in solchen Fällen bi« zur erfolgten Entscheidung absolute« Stillschweigen bewahrt. Dazu, warum das geschieht, liefert ein Berichterstatter einen Beitrag, in dem er erzählt: Als im Jahr« 189ü der jetzig, erst« Vizepräsident d«S Reichstages, Graf Udo zu Stolberg, da« Oberpräsidium der Provinz Ostpreußen abgeben mußte, beschloß da« Staats- Ministerium, als seinen Nachfolger den Regierungspräsidenten von Hrydebrand uud der Lasa ia Vorschlag zu bringen. ES ist dies nicht der vielgenannt« streitbare konservativ« Führer im Abgeordnetenhaus, sonder» sei» Letter, der frühere RegieruugS- präsident in BreSlau und Königsberg. Herr v. Köller, der damalige Minister des Innern, sandte Herrn v. Hrydebrand umg,heud eine Glückwunschdepesche. An der entscheidende» Stelle war »uu aber inzwischen der Wunsch stark geworden, dem achtzigjährige» Altreichs, kanzler eine besondere Freude zu machen uud deu bi« dahin als Regierungspräsident in Hannover fungierende» Graf,» Wilhelm Bismarck zum Oberpräsidenteu der Provinz Ostpreußen zu er nennen. Der wurde eS auch, und Herr v. Köller hatte sei» Tele gramm zu stütz abgesandt. — Das Reichstag-Präsidium hatte sich gestern abend zu einem FestmahI im Kaiserhofe vereinigt. Den Ehrenplatz hatte der Reichstagspräsident Graf Ballestrem. — ReichStagSkandidaturen: Die „Krzztg." erklärt: Durch mehrere Blätter geht die Nachricht, daß Professor vr. kro- patscheck für den ReichStagswahlkeiS Zauch-Belzig nicht wieder kandidieren wird. Wir können di« Richtigkrit dieser Meldung nur bestätigen.— Eugen Richter soll bet der nächsten Wahl von den Nationalliberalen, welche io Hagea-Schwelm aus einen eigenen Kandidaten verzichte» wollen, schon im ersten Wahlgange unterstützt werden. Die Sozialdemokraten stellen deu Arbeiter Timme, die Chttstlich-Sozialen I-io. Mumm-Berlin, das Zentrum FuS angel auf. Wenn die Nationalltberalen wirklich für Richter eintretrn, ist eia Sieg desselben schon im ersten Wahlgange wahrscheinlich. Den» 1898 fielen auf Richter 10234, den Sozialdemokraten 9080, den Nationalliberalen 6892 und daS Zentrum 3712 Stimmen. — Der Leitung des Bundes der Landwirte scheinen bezüglich des Eingreifens in den Wahlkampf und der Aufstellung eines Kan didaten im Rrichstaqswahlkreffe Weißenfels doch noch Bedenken gekommen zu sein, denn die für Sonnabend hier einderufeoe Ver sammlung des Bunde-, in der Diederich Hahn sprechen sollte, ist „bis aus weiteres verschoben" worden. — Die National liberalen des Reichstagswahlkreise« Eiseuach-Derubach- Ostheim haben beschlossen, den nationalgesiuuteu Parteien die Kandidatur deS Oberförsters FrteS-Marksohl vorzu- schlagen. Den Wahlkreis vertritt seit Jahren Forstkommiffar a. D. Caffelmann-Eisenach (stets, vp.), der wegeu hohen Alter« utcht wieder kandidieren wird. — Der Reichstagsabgeordnete Pauli hatte wie Berliner Blätter melden, jüngst ein« Unterredung mit dem preußischen Kriegsminister v. G 0 ßler über die Ar beitsverhältnisse in den Spandauer MilttärwerEstätten. Als Herr Pauli begann, ihm die Wünsche der Arbeiter vorzutragen, erklärte derKriegsminister, er wisse jetzt selbst nicht mehr, welchen von den vielen Wünschen der Arbeiter er noch erfüllen solle. Diese hätten einen neuen Lohntarif gewünscht, der unter Hinzuziehung älterer Arbeiter mit vieler Mühe zu stände gebracht worden fei,- als er nun eingcführt wurde, gab es ein großes Halloh. In so großen Betrieben könne man es nicht jedem Recht machen. Als der Abgeordnete darauf erwiderte, daß etwas unbedingt geschehen müsse, wenn die Unzufriedenheit der Arbeiter nicht noch größer werden sollte, stellte der Kriegsministcr ihm anheim, die von den Arbeitern erhobenen, ihm über mittelten Wünsche schriftlich einzureichen und sie außerdem im Reichstage zur Sprache zu bringen. Der Kriegs ministcr bemerkte weiter, daß die Mtlitärwerkstätten schon bei den bisherigen Lohnsätzen viel teurer produ- ziertenalsdiePrivatindu st rte; die Heeres verwaltung habe daherkein großesJnter- esseandemweiterenAusbauunddemFort- be stände der Militärwerkstätten. — Die von den Nationalliberalen im preußischen Ab- geordnetentzause eingebrachte Interpellation wegen deS VorgebenS deS Bischofs Kor um gegen die paritätische ködere Töchterschule in Trier wird, wie die „Kölnische Volkszeitung* meldet, nach Durchberatung des Etats der Handels- und Gewerbeverwaltung auf die Tagesordnung gesetzt werden. — Die „Krzztg.* meldet au« Rom, e« sei neuerdings sehr wahrscheinlich, daß Erzbischof vr. Fischer in Köln Kardinal werde. — Bei dem Reichskanzler und der Gräfin von Bülow fand heute ein Diner statt. Unter den Geladenen be fanden sich der türkische Botschafter Tcwfik Pascha, Landtags- Abgeordneter Wirklicher Geheimer Rat von Kvller-Eantreck, die Staatsminister vr. Schönstedt, von Goßler, von PodbielSki und deren Gemahlinnen u. a. (7) Ltolp i. Pommern, 20. Februar. Wie die »Zeitung für Hinterpommern- meldet, hat der Regierungspräsi dent von Tepper-Latzki m KS«liu sei» «bschtetz«- ges och eingerricht.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite