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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190207244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19020724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19020724
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-07
- Tag1902-07-24
- Monat1902-07
- Jahr1902
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1902
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lüth» tu der laug« u»d kalt« N«-«zett zu Gnmd« ginge», utsickel» fich Arpfrl m>d vir»« iu bed«t«der M«ge. Lrlmsitschau, 22. Juli. Ueber uusere Stadt ging« heute mehrere sehr schwere Gewitter nieder, da» erst« traf >/,1 Uhr aus, da» zweite «ach S Uhr. Beide Gewitter brach « wollenbruchartigrn Reg«, welcher jrdrSmal mit einem ca. süus Miaut« dauernden heftigen Schloßeusalle Verbund« war und wodurch in Gärt« und der Flur mancherlei Schad« angrrichtrt wurde. — In Hrulewaldr schlug der Blitz in eine Scheune, welch« abbrauntr. Glauchau, 22. Juli. Dem Gemriudedirner und Schutz manu Weiß in Reinholdshain ist vor einig« Tag« ein merk, würdiger Unsall zugrstoßen. Ein bei« Umdecken der Kicche herabsallrude» Stück Schiefer schnitt ihm dir rechte Ohrmuschel vollständig ab. Werdau. Der hiefig, ältere Mtlitärverein hat rin. stimmig beschlossen, seinerselt» gegen den Kasfirer Krumbiegel wegen der begangenen Veruntreuung keinerlei Schritte zu unter, nehmen. Die unterschlagene Summe von 1038 Mk. ist voll- ständig gedeckt. Krumbiegrl ist wieder au» der Hast entlasten worden. Schneeberg. Herr Kausmann Theodor Kell, bi» vor zwei Jahren der Besitzer der bekannten hiesigen Spitzenfilms Dankwarth, hinterließ der Stadt Schneeberg und der hiesigen Freimaurerloge je 1000 Mk., rin Theil der Zinsen soll zur Unterhaltung der Gräber de» Stistrr» und seiner Ehrsrau, der Rest für Arme verwandt werden. Neustädte!, 22. Juli. Herr Stadtrath Bankier Schürer schenkt« der hiesigen Kirche au» Anlaß der Hochzeit seiner Toch ter eine prachtvolle, wrißseidene und mit Gold reich gestickte Kanzel-, Altar- und Pultbekleidung, angrsertigt im Diakonissen« hau» zu Dresden. " Niedrr-Oderwitz, 22. Juli. Dir Leiche de» seit dem 10. Juli vermißten 4'/, jährigen Söhnchen» deS Handels mann»» Endrrt wurde im sogenannten Landwaster auf Herwigs« dorfer Flur von angelnden Personen oufgrsundrn. Obwohl dir Leiche des KindrS Verletzungen am Kopfe auswie», scheint doch «in UnglückSsall und kein Verbrechen vorzuliegen. Annaberg, 23. Juli. In der Umgegend treibt rin ganz geriebener Schwindler sein Unwesen. Ein nobel gekleideter junger Mann besucht Restaurateure, meldet sür'den nächsten Sonntag den Besuch eine» Verein» an und läßt fich gehörig be- wlrthen. Wer Sonntags aber nicht kommt, da» sind die Ver- «ine, und der Wirth ist der Geprellte. Neustadt, 23. Juli. Bei dem gestern Abend ^12 Uhr von hier nach Niederneukirch abgrlastenen Sondrrzug war der Bahnübergang in LangburkerSdorf nicht gesperrt gewesen, so daß der' Zug einen über den Bahnkörper fahrenden, mit einer großen Anzahl Personen besetzten, von dem Schützenfest heim kehrenden Leiterwagen am Hinteren Theil« erfaßte, wobei der Steinmetz Ernst Knobloch au» Steinigtwolmsdorf, welcher aus dem Hintrrtheil saß, herauSgrschleudert und von dem Zug zer- malmt wurde; der Tod ist sofort eingetreten. Dir Schuld an dem betrübenden Vorfälle muß dem Hilfsbahnwärter Dittrich in Neustadt zugemesten werden, da derselbe verabsäumt hatte, die Barrieren zu schließen. Eibenstock. Ein UnglückSsall ereignete fich Montag Vormittag in der Wenzrlschen Papierfabrik in NeidhardtSthal Der 22 jährige unverheirathet«, in HundShübel wohnhafte Ar- beiter Bunk kam beim Auflegen eines Riemens der Transmission zu nahe, diese erfaßte ihn und riß ihm die linke Hand voll ständig ab. Zunächst verspürte der Schwerverletzte keinen Schmerz, er stieg von der Leiter und ging zur Wasserleitung, dort ober brach er ohnmächtig zusammen. Der Unglückliche wurde zunächst dem hiesigen Arzt Herrn Dr. med. Zschau zu- geführt, der ihm den Unterarm bis über den Elbogen abnehmen mußte, und dann im hiesigen Krankenhaus« untergebrocht. Oberschlema, 23. Juli. Wegen Anstiftung zurfZoll- hinterziehung hat daS königl. Landgericht Zwickau den Fabrik» dirrktor Schwarzkopf hier zu 11459 Mk. Geldstrafe oder 6 Monaten Gesängniß und 11 646 Mk. Zollerfatz und die Fabrik besitzerin Helene Kanzler geb. Torlle zu 366 Mk. Strafe ver» urtheilt. Di« hiergegen erhobene Revision hat jetzt daS Reichsgericht verworfen. ES handelte sich um Einführung von Maffe znr Papirrsabrikatiov auS England unter der Bezeichnung -Gips-. «MM.: Auerbach (Erzgeb.), 22. .Juli. Gegen '/,2 Uhr heute Nachmittag brannte die Scheune de» dem Gutsbesitzer Carl Heinrich Thirrsclder gehörigen, zwischen dem neuen Friedhöfe und der Dorsstraße gelegenen Gutes Nr. 23. Nach kurzer Zeit stand auch daS Wohnhaus mit dem Kuhstall und da» Nebengebäude mit dem Pserdestall in Flammen. Der dick qualmende Rauch erschwerte daS RettungSwerk. Der Besitzer, der im Obergeschoß geschlafen hatte, wurde mit Mühe heraus« getragen; er war bereits bewußtlos, hat sich aber wieder er» holt. Pferde, Kühr und Schweine konnten noch geborg« werd«; sonst ist fast alle» verbrannt. Die Gebäude, die seit 1808 standen, sind ein rauchender Trümmerhaufen, nur von dem 1849 erbauten Seitengebäude stehen noch die Umfassung-- mauern. Der starke Westwind trieb Rauch und Flammen dem Dorfe zu, doch sind die benachbarten Häuser erhalten geblieben. Man vermuthet, daß der Blitz in die Scheune, die plötzlich über und über brannte, rinaeichlag« hat. Don der sächs.-böhm. Grenze. In Deutsch- Gabel fand unter zahlreicher Betheiligung der evange lischen Bewohnerschaft von Deutsch-Gabel und Umgebung die Einweihung der im gothischen Stile neucrbautcn evangelischen Kreuzkirche statt. Zur Feier hatten sich aus ganz Nvrdböhmen, insbesondere aber aus der Mutterge- enetnde Reichenberg, ferner aus dem benachbarten Sachsen, zahlreiche Festgäste eingefunden. Um 4 Uhr setzte sich der Festzug von der Turnhalle aus in Bewegung. An dem selben nahmen Theil sämmtliche Vereine Deutsch-Gabels, LI evangelische Geistliche im Festgewande, eine groste An zahl weißgekleideter Festjungfrauen, sowie eine ungeheure Menschenmenge. Die Festpredigt hielt Obcrkvnsistorialrath Superintendent D. Tibeltus-DreSden. Sodann wurde die Taufe eine» KtndleinS vorgenvmmen, sowie 30 Personen in feierlicher Weise in die^ evangelische Kirche ausge nommen. Da die zahlreichen Festgäste in dem etwa 400 Personen fassenden Kirchlein nicht alle Platz fanden, hielt vor der evangelischen Kirche Pfarrer Mvlin-Gablon- eine Festpredigt. Die Festtheilnehmer zogen hierauf zum neuerbauten Schützenhause, woselbst ums 7 Uhr Abends eine Festversammlung stattfand. Der Vorsitzende brachte ein Hoch auf den österreichischen Kaiser aus, in welches die Versammlung begeistert einstimmte. Oberkonststvrialrath D. Tibelius übergab im Namen des Centralvorstandes der evangelischen Gustav Adolf-Sttstüng 500 Mark Md gleich zeitig als Vorsitzender deS Dresdner Ortsvereins dieser Stiftung ebenfalls 500 Mark als Spende für den Kir chenbau. Aus dem Vogtlande. Die unter staatlicher Auf sicht in der oberen Elster auf ihrem ganzen Laufe durch das Vogtland und ihren sämmtlichen Zuflüssen betrie bene Perlenfischerei, durch die vielfach gute und kostbare Perlen zu Tage gefördert werden, hatte der Witterung entsprechend ein zufriedenstellendes Ergebniß. Nachdem zufolge einer Verfügung des königl. Finanzministeriums! die Perlenfischerei mehrere Jahre geruht hatte, wurde diese im Jahre 1900 wieder ausgenommen. In den, Jahren 1900 und 1901 wurden gefunden an Hellen Perlen 8, 7, an halbhellen Perlen 21, 21, an Sandperlen 6, 3, an ver dorbenen Perlen 11, 9, zusammen 46, 40, sowie Muscheln mit angewachsenen Perlen 11, 6 Stück. )( Leipzig, 24. Juli. Im Leipziger Bank-Plvc ß hat Justizrath Gordon Revision für Exner eingelegt. Leipzig, 23. Juli. Der Sladtrath Simon hat sich, wie dem .B T." gemeldet wird, gestern in Eilenburg, in eimr Gondel sitzend, erschossen. DaS Motiv der Aussehen erregenden That ist unbekannt. Leipzig. Die durch ihren flächt'g gewordenen Piokurisvn Wohler» um nahezu eine viertel Million Mark geschädigte Roh tabakfirma OSwald Seydel, welche in ZohlunzSschwiericketten gerathen war, hat ihren Betrieb in vollem Umfang wieder ouf genommen, nachdem von den Gläubigern »in kurzes Moratorium bewilligt worden ist. — DaS vierjährige Töchterchen des Markt- helserS Roth kletterte während de» Alleinsein» ans da» Fenster. simS und stürzte auS der 4. Etage ouf den Hof hinab DcS unglückliche Kind erlitt einen Schädrlbruch und starb im Kran- kenhou». Die Mutter besorgte nur einige nothwrndize Wege. (V. A) Au« aller Welt. Während gestern Nachmittag 4 Uhr.die Zahl der Ver mißten anläßlich des Schiffs Unglücks bei Hane burg auf 114 angewachsen war, haben sich später zwei als vermißt angegebene Personen gemeldet, so daß die Zahl der Vermißten jetzt 112 beträgt. Freitag Nach mittag findet in der Leichenhalle beim Lübecker Thor für die Opfer bei der Katastrophe, deren Leichen gefunden und rekognoszirt sind, eine gemeinsame Leichenfeier statt. Zur Beerdigung werden die Leichen nach dein Ohlsdorfer Fried hof gebracht. — Gegen den Lehrer Knoll in Leitz kau ist auf Antrag der Staatsanwaltschaft die Untersuchung wegen Mordes eingeleitet worden. Knoll, welcher seit Sonnabend verhaftet ist, soll vor sechs Tagen den Land- Wirth Kuhlmci auf der Chaussee erschossen und beraubt haben. — In Paris wurde am Hellen Tage ein junger Cvmptoirist Namens Schlachter aus Wien, der eben einen Betrag von mehreren Tausend Francs einkassirt hatte, auf der Treppe zum Bureau seines Chefs Steindecker am Börsenplatz zu Paris von zwei Männern überfallen und beraubt. Obwohl Schlachter von den Angreifern erheblich verletzt wurde, betheiligte er sich an der Verfolgung der davoneilenden Verbrecher, von denen einer festgenommen werden konnte, während der andere, der das Geld zu sich gesteckt hatte, entkam. — Ein Deutscher, Johannes Kaschinsky, in dem Londoner Stadtviertel Blooms- bury wohnhaft, schoß auf seine Frau und verwundete sic schwer an der linken Brust. Es besteht ivenig Hoffnung, Frau Kaschinsky am Leben zu erhalten. Kaschinsky be fand sich infolge der bevorstehenden Trennung von seiner Frau, die nach Johannesburg wollte, in gestörter Gemüths- verfassung. Er stammt aus Altona, seine Frau aus Ham burg. — Durch einen Blitzschlag sind auf der Alpe Se- meutina in den Bergen bei Bellinzona ein Bauer und drei Kühe getödtet worden. — Der Ingenieur der städti schen Kanal- und Wasserwerke in Gotha, Mairich, ver unglückte am Dienstag Nachmittag auf einer Automobil fahrt von Woltershausen nach Eisenach bei Laucha tödtlich. Beim Ausweichen nahm er eine Kurve zu eng, so daß das Gefährt in voller Fahrt umstürzte. Ein Begleiter kam mit dem Schrecken davon, während Mairich der Schädel gespalten war. Mairich war eine Autorität in seinem Fache, der in ganz Deutschland viele Kanal- und Wasser anlagen gebaut hat. — Die „Lothr. Bürger-Ztg." meldet, daß gestern früh auf der Strecke Ticdcnhofe u-Teutsch- roth zwei Güterzüge zusammenstießen, wobei zwei Be amte schwer, zwei leichter verletzt wurden. Beide Ma schinen und sieben Wagen seien zertrümmert. — Die Handwerkskammer zu Ger a hat in ihrer letzten. Vorstands sitzung beschlossen, daß einem Bäckermeister inSchmölln die Bcfugniß abzusprechen ist, Lehrlinge auszubilden, weil er wegen Meineides mit Zuchthaus bestraft worden ist. In Folge dieses Beschlusses mußte auch der eigene Sohn aus der väterlichen Lehre entfernt werden.! — InBraun- schweig erschoß am Dienstag Morgen der Schneider meister Megan! nach vorausgegangenem heftigen Streite den Optjker Rolle. Der Thäter, der mit dem Erschossenen seit einiger Zeit verfeindet war, ist verhaftet worden.' — Der 20 Jahre alte Knecht Wenzl Jezdinsky und der 23- jährige Kutscher Franz Benda hatten sich beide in! ein 18 Jahre altes Mädchen in Libischau bei Königgrätz verliebt. Schon fett längerer Zeit gab e» wiederholt heftige lustrttte zwischen den beiden Nebenbuhlern. Montag lbend trafen sie vor dem Hause der Geliebten zusammen. Als Benda de» JezdinSky ansichtig wurde, wurde er von rasender Eifersucht gepackt, zog, ohne ein Wort zu sprechen, ein Taschenmesser und stieß dessen große Klinge seinem Gegner tief in die Brust; dieser brach lautlos zusammen und war nach wenigen Minuten, eine Leiche. Der Mörder, der seine That aufrichtig bereute und fortwährend weinte, wurde verhaftet. — In Küstrin ist ein Mann, der 51 unge Kirschbäume und 10 Pappeln umgebrochen hatte, zu ir/2 Jahren Gefängniß verurtheilt worden. — Tie weltbekannte Tänzerin Signvritta Carmencitta ist dieser Tage in Rio de.Janeiro im größten Elend am gelben Fieber gestorben. Sie war durch viele Jahre der Stern >er Varietebühnen und hatte die höchsten Gagen< Ihr ganzes großes Vermögen verlor sie. Ehedem besaß sie einen Schmuck im Werthe von mehr als einer Million Franken. — Bei Bramstedt in Holstein wurden drei Kinder von einem Automobil überfahren und tödtlich verletzt. — Für 80000 Mark Diamanten wurden in Lon don gestohlen. Ein Angestellter der Firma Gebrüder Joans stand im Begriff, Diamanten im Werthe von 4000 Lstrl. zu verpacken, welche nach Amsterdam bestimmt waren. Während er damit beschäftigt war, wurde er an das Tele phon gerufen, welches sich in einem Nebenraum befindet. Als er zurückkehrte, waren die Diamanten verschwunden. Bunuifchtt». Prügel - Pädag 0 gikin alter Zeit. Ter „Täg lichen Rundschau" erzählt man: Heutzutage werden Kinder; gestraft, wenn sie die Schule schwänzen. Vor hundertund fünfzig Jahren war man im Braunschweigischen aber vorsichtiger. Man deckte nicht erst, wenn das Kind hinein gefallen war, den Brunnen zu, sondern handelte nach dem Sprichwort: „Der Kluge baut vor", das die guten Braun schweiger aber als: „Der Kluge haut vor", abwandelten. Unser Gewährsmann ist der Sekretär und Rath in der Stadt und Residenz Braunschweig, Namens Paul August Schrader, der als Schriftsteller, wenn er nicht zufällig über Erlebtes berichtet, so über alle Maßen langweilig und philiströs fich liest, daß er füglich außer dem Verdachte steht, er könne seine „Phantasie" etwa der Wirklichkeit Einiges „hinzugedichtet" haben. In dem 1762 erschiene nen, heute ziemlich selten gewordenen Buche „Scherze" berichtet Schrader über eine lustige, eigentlich aber bar barische Methode, welche die Jugend der ehr- und tugend- samen Stadt Braunschweig bewegen sollte, mit Freuden in die Schule zu gehen. Diese „prophylaktische" Methode muß vorzüglich beim Handwerk und niederen Volke in Gebrauch gewesen seiu und muthet uns beinahe spartanisch an. Als unser Gewährsmann Schrader einmal durch eine Oüisse ging, die von Kindern wimmelte, sah er aus jedem Hause ein Häuflein kleines Volk herausstolpcrn, in der einen Hand ein Butterbrod, in der andern daS Schulbuch. Allen rannen die Thränen über die dicken Bäckchen. Er fragte einige Kinder nach dem Grunde ihrer Trübsal, bekam aber nur Heulen, Schluchzen und unverständliche Worte zur Antwort. Ein Freund Schraders, der iu der Nähe wohnte, erklärte ihm das Mysterium. Ob es nun Handwerksbrauch oder irgend ein anderes Herkommen war, genug: die Eltern „peitschten alle Morgen" ihre kleinen Buben und Mädchen mit Ruthen, geben ihnen Butterbrod und Schulbuch und schicken sie so zur Schule. Ein Nach bar des Freundes z. B. „versäumet diese Ceremonie nie mals": mitten unter seinem Morgenliede rufet er seiner Ehegattin zu, klatsche den Jungen, gieb ihm ein Butter brod und jag' ihn nach der Schule. Aber warum geschieht das? Hören Sie den Beweggrund zu dieser Grausamkeit. Die ehrlichen Leute glauben steif und fest, daß, wenn sie den Kindern im Hause hart begegnen, sie alsdann lieber in der Schule sein und derselben als einer Freistatt zu eilen werden. Sic schonen daher... der Haut und des Bluts ihrer Lieblinge nicht, sondern schwingen die schlanken Ruthen mit unermüdeten Armen so.tapfer, als ihre Eltern ehemals solche auf sie schwangen, und erinnern sich bei dieser feierlichen Handlung der angenehmen Jahre ihrer Jugend." Interessant wäre es zu erfahren, ob sich diese sonderbare Sitte auch in anderen Städten und Ländern des alten römischen Reiches deutscher Nation nachweisen ließe? Ueber die Bedeutung der Zerkleinerung und des Kochens der Speisen für die Verdauung hat Professor'Lehmann in Würzburg interessante Unter suchungen angestellt. Bis jetzt hatte man noch nie in exakter Weise die Frage zu beantworten gesucht, wie denn der Zcrkleinerungsgrad auf die Verdauung einwirkt.. Aller dings wissen wir, daß häufig Menschen, welche hastig kauen und schnell hcrunterschlucken, an Magenbeschwer den leiden, ja daß diese Verfehlung häufig die einzige Ursache bildet. Vielfach wird auch von Aerzten und Zahn ärzten die Beobachtung gemacht, daß ein künstliches Ge biß bei Menschen mit defekten Zähnen und infolgedessen darniederliegender Verdauung Wunder gewirkt habe durch Verbesserung der Ernährung. Lehmann hat nun seine Versuche gewissermaßen im Reagenzglase angestellt, in dem er die gekochten Speisen einmal in Würfel von einem Centimeter Seitenlange, zweitens von einem Millimeter Seitenlänge und schließlich zerrieben dein Verdauungs saft im Brutschrank aussetzte. ES wurden die verschie densten Nahrungsmittel verwandt: hartgekochtes Hühner eiweiß, Fleisch, Käse, Erbsen, Graubrot, Pfannkuchen, Aepfel, gelbe Rüben, Kartoffeln und Maccarvni. Aus den Versuchen ergab sich, daß der Grad der Zerkleiner ung für die Verdauung außerordentlich wichtig ist; nicht nur fördert die Zerkleinerung der groben Würfel zu feineren die Verdaulichkeit sehr bedeutend, nein, die Zer-
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