Lucas Cranach d. Ä. als genealogisches Phänomen Eine genealogische Studie von Walther Tröge Als im Oktober 1929 der Oberburghauptmann der Wart burg, Hans Lucas von Cranach, verstarb und von seinem Tode selbst die Auslandspresse Kenntnis nahm, wurde die ge samte Kulturwelt gewahr, daß der männliche Stamm des be rühmten Malers der Reformationszeit, Lucas Cranachs d. Ä., dessen Werke heute von Amerika so sehr begehrt werden, nicht erloschen ist, im Gegensatz zum Geschlechte Goethes und so manches Gewaltigen im Reiche des Geistes, von denen „nur der große Name noch lebt“. Es soll nicht biologisch untersucht werden, wieweit die These richtig ist, daß sich im Genie sozusagen die Natur erschöpft und vollkommen verausgabt habe, so daß dadurch für die Nach fahren schon von vornherein das Todeslos gezogen sei — nüch tern betrachtet darf wohl gesagt werden, daß Erbmasse, un gebrochene Körperkraft gewiß Starke Momente für Erhaltung eines Geschlechtes darStellen, daß ebensosehr aber ungünstige äußere Umstände und besonderes Lebensschicksal eine Familie und auch das Geschlecht eines Genies zum AusSterben bringen können. Man denke an das Erlöschen des altthüringischen kraftvollen Beichlinger Grafengeschlechtes, das mit den sieben Söhnen des Grafen Adam sein Ende fand. Zwar hat man für diese Erscheinung, daß ein Stamm mit Starkem Kinderreich tum des letzten Zweiges zu Grabe geht, eine Formel prägen wollen: noch einmal ein Aufflackern des alten Geschlechtes gleichsam in Todesahnung, um dann in ebenso machtvollem Sturze in sich selbst zusammenzufallen. — Aber solche Betrach tung erscheint uns ebenfalls wohlfeil und bringt uns erbbio logisch und historisch nicht weiter! So wollen wir auch auf dem beschränkten Raum dieser Studie, die „dem Vater der modernen Genealogie“, Archivdirektor Dr. Armin Tille, zu seinem Ehrentag dankbar gewidmet sei, nicht von irgendwelchen künstlichen Formulierungen ausgehen, sondern Tatsachen sprechen lassen. Damit handeln wir im Geiste des Jubilars, der die Genealogie 1906 den Armen des