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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.04.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030403020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903040302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903040302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-04
- Tag1903-04-03
- Monat1903-04
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Abend-Ausgabe WpMtr TaMaü v Druck und Berlag von E. Pol» iu Leipzig. Jahrgang. Sir. 170 Freitag den 3. April 1903. sic Feuilleton 31 Nein beantworten der Orden innerhalb wir der t>r. -o. r x t> 2 ll idurxr »mit ilistl ^<i ll-»d SU ll.Lssoll/8llkr udr". iod verboten.) >r s ion ll«n l-'llil N.tM. icdll 6,64». üoricdt.1 vis »vd«r. 8ssli- ievortso «is-, rts t>'L«dtrsxs , 4»»» beut,, nds ia slieu am 17. Lpril 21,— 155.60 97 20 146,30 117,80 108,10 45,2 r 140,4) 125,7 5 185,— 173,— 21090 108,25 143,75 so,— 125.25 206 25 4t5, - 100.— 130,75 163,50 141 25 73.40 125.50 215,50 171,- 105,— 111,— 174,50 nr. :U. 92.70 193,80 85,75 224,80 383,— 184,75 184,- 184 60 166 10 10a.60 86,80 205 60 101,30 dänilcken Flotte, einer Flotte, die mit ehernem Griffel Geschichte in die Tafel der Weltgeschichte eingeschrieben Ich danke Eurer Majestät für die gnädige Erlaubnis, Ihr Ulanenregiment für alle Zeiten Ihren uns so Ich danke für den gnädigen. .Uolrks" li '4) in u vu» iiuru1>ur»t. via" <l?4> in 1'oit »stlllliou, ,Ullrko- „Xllbin" li/4i von viiieo, ,l1iiip»n>^ , all» <1rv> us> N »ui»'* <l/4i Virsoi. !ll" ti/4» Oilouinn und politischen Kampfgetriebe halten, deren Beliebtheit bei den breiten schwer zu beseitigende Schranken setzt. Isst, not lasst, der weite Kreis der der und beantwortet Annahmeschluß für Anzeigen: Abeud-Au-gabe: Vormittag- 10 Uhr. Mvrgen-AuSgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abend- 7 Uhr. Haupt-Filiale Dresden: Marien straße 84. Fernsprecher Amt 1 Nr. 1718. Das Gold vom Mdwatersrand. Roman von F. Klinck-Lütet-burg. Nachdruck verboten. .Bitte, Mama, sprich nicht weiter davon", unterbrach er die Mutter. „Ich kann dir wirklich nicht folgen. Mir fehlt jedes Verständnis für alle dies« „Für" und „Wider", di« einem Menschen nur das Leben schwer machen und ihn in ein ungewisses Licht stellen. Ich möchte ohne diese An hängsel durch die Welt kommen." „Du hast wirklich eine unangenehme Art, Wilm, di« nicht auf eine gute Erziehung schließen läßt", sagte Mrs. van Senden beleidigt. „Eine vornehme Natur nimmt stets Rücksichten auf die Gefühle Anderer und paßt sich ihnen an." „Ihr wollt doch aber gerade die Empfindungen Eurer guten Freunde verletzen, Mama! Oder denkst du etwa, sie werden die Niederlage mit Salutschüssen begrüßen?" „Dein Vater hat Recht, Wilm, dir fehlt eben jedes Der« ständnis für die feineren Fäden der Politik", versetzte MrS. van Senden mit einem Seufzer. „Uebrigens sind wir der Familie des Generaldirektors Brandt eine Auf merksamkeit schuldig. Du hast deinen Besuch gemacht. Wie findest du die junge Frau? Ist sie nicht eine Schön- hcit?" Wilm war froh, ein Gespräch abgebrochen zu sehen, das förmlich seinen Zorn erregt hatt«. „Ich wüßte nicht, Mama. Eine Schönheit? Sie macht mir den Eindruck einer kleinen, eitlen, gefallsüchtigen Frau, und hat etwas AnschmiegendeS, das man bei jeder anderen Dam« zudringlich nennen würde." „Sie ist offenherzig, Wilm. Man muß es ihr zu gute halten. Denke doch nur, sie ist in Deutschland als die Nichte deS Diamantenkönigs Joshua Danley erzogen. Sehr verwöhnt ist sie." ,L8arum hat sie den ältlichen Generaldirektor Brandt geheiratet? Als Nichte und Erbin Joshua Danleys hätte sic noch wohl eine andere Partie gemacht." „Sie ist sehr von ihrem Vater beeinflußt worden. Ich erzähle dir das ein ander Mal. Set liebenswürdig gegen Kämpfe der Dominikaner und Franziskaner zogen noch durch das ganze Mittelalter hindurch: die Zweige deS Franziskanerordens bekämpften sich wegen Observanzsra gen aufs leidenschaftlichste. Wiederholt sahen sich Päpste ge nötigt, das Gewicht ihrer ganzen Autorität zur Beilegung dieses mönchischen Haders in die Wagschale zu werfen. Es liegt in der Natur der zentralistisch organisierten Orden des päpstlichen Mittelalters, daß die Gesellschaft sich mit der Lehr meinung eines ihrer Großen identifiziert, wohingegen die bis in die neuesten Tage autonom gebliebenen Benediktiner, wie von allen, so auch von diesen Kampfplätzen sich jederzeit fern zuhalten wußten. Die Arena war jedoch immer rein theologisch, nie politisch. Grundsätzlich verschieden davon ist die KampfeS- stellung, die die Gesellschaft Jesu seit den Tagen ihres Bestehens einnimmt, eine Kampfstellung mit mehrfacher Front. Front nach außen, Front aber auch gegen all jene Kreise des Katholizismus, die einer außerhalb der jesuitischen Dcnkgeleise sich bewegenden Weltanschauung huldigen. Diese Front nach innen hat dem Orden zahlreiche Gegnerschaft im eigenen Lager geschaffen: Ele mente, die nicht sich als seine Gegner betrachtet haben, sondern die e r zu solchen erst gemacht hat, als er mit dem Steigen seiner Macht sein Schicksal und seine Interessen als die der Kirche und ihrer Leitung zu betrachten und danach zu ver fahren begann. Er findet darum Gegner überall. Die außerhalb der Kirche sind begreiflich — die im eigenen Haus fallen aufseineRechnung und sie zählen jetzt doppelt und viel fach! Ihm wäre ein Gegner der Papst, der den jesui tischen konträre Bahnen einzuschlagen versuchen würde. Ihm sind Gegner jene Bischöfe, die im weise verstandenen Interesse deS friedlichen Zusammenlebens der Konfessionen sich willig den Staatsgesetzen unterordnen, welche die Freiheit der religiösen Ueberzeugung und die nötige Gleichberechtigung jedweder kirchlichen Anschauung beachten; die Bischöfe, welche der Vielseitigkeit und Neuheit verschiedener von ihm prote gierter Andachtsübungen mit wohlbedachter Zurückhaltung gegenüberstehen. Ihm sind Gegner all jene Theologen, denen die Zugehörigkeit zu einer deutschen slms mster das Gefühl der Verantwortlichkeit wissenschaftlichen Forschens gegenüber den Anforderungen der Vernunft wach erhalten, denen ihre Eigenschaft als Träger akademischer Würden und staatlicher Funktionen daS Bewußtsein einer gewissen Unab hängigkeit verleiht. Ihm sind Gegner insbesondere all jene Theologen, die, soweit es die durch daS Dogma gezogenen Schranken gestatten, die Fortschritte neuzeitlichen Forschens sich für die Theologie zunutze gemacht und damit einzelnen Disziplinen weite, aus sichtsvolle Bahnen eröffnet haben. Ihm sind darum Gegner fast sämtliche Exegeten sowohl deS alten wie des neuen Testaments, sowie die Anhänger der kritisch-histori schen Methode auf dem Gebiete der Dogmatik und deS kanonischen Rechtes. Ihm ist Gegner der Weltklerus, der die Pflege staatsbürgerlicher Tugenden, wie der Toleranz gegen Anders gläubige, des Gehorsams gegen die Obrigkeit als unumgäng- Ledaktiorr «nd Expedition: Johannttgaffe 8. Fernsprecher 153 und 222. FUtalevpedittove«: Alfred Hahn, Buchhandlg., UntversitSt-str.S, L. Lösche, Kathariuenstr. 14, u. KönigSpl. 7. 86.80 101.60 105.10 00.75 98.80 102.30 89,20 89,— 70^25 72.60 »3 10 16,36 > 20,50 121.75 152,— 130,10 123 50 Haupt-Filiale Serlin: Earl Duncker, Herzgl. Bayr. Hofbuchhandlg* Lützowstraße 10. Fe*mfvrecher Amt VI Nr. 4608 liche Voraussetzung eines für die Gesamtheit ersprießlichen Wirkens erachtet. Ihm sind Gegner die Mönche, die sich, treu dem Geist ihrer und damit der ältesten Regel, jener Benedikts, fernab vom kirchlichen Gegner die Orden, Massen seinem Einfluß Gegner ist ihm, Laien, die, ohne a l l e gegen die Jesuiten im Laufe der Jahr hunderte erhobenen Vorwürfe sich zu eigen machen zu wollen, doch aus seiner Vergangenheit hinlänglichen Anlaß ab leiten, um 'hm auch für die Zukunft mit einem Wohl nie zu überwindenden starken Mißtrauen gegenüber stehen. Es wäre unter diesen Umständen ein merkwürdiges Verlangen einer katholischen Minderheit, der vielleicht die Rückkehr vorerst der einzelnen Jesuiten am Herzen liegen mag, die Erfüllung dieses ihres Sonder wunsches gegenüber den begreiflichen und erwarteten Protesten, die sich außerhalb des Katholizismus erhoben haben, als Gebot der Rücksicht auf rein kirchliche Interessen betrachtet zu sehen." Politische Tagesschau. * Leipzig, 3. April. Ter Kaiser in Kopenhagen. Wie die Stimmung der Bevölkerung der dänischen Haupt- stadt seit dem eiüen, abgekürzten Besuche Kaiser Wilhelms II. am 30. Juli 1888 sich gewandelt bat, ergibt sich aus den bereit- mitgeleilten BegrüßungSartikeln, welche die Kopen hagener Blätter, das sozialdemokratische nicht ausgenommen, diesmal unserm Kaiser gewidmet baden. Darf man auch die politische Bedeutung solcher Artikel nicht überschätze», so be weisen sie jedenfalls, daß jetzt die Gründe wengesallen sind, die damals den Kaiser zur Abkürzung seines Besuche- be wogen. Wie ties König Cbristian diese Abkürzung beklagte, haben wir schon beivorgeboben. Wie sehr er jetzt bemüht ist, in seinem kaisei licken Gaste die Erinnerung an jenen ersten Besuch zu verwischen, und wie bereitwillig unser Kasier diesen Bemühungen entgegenkommi, ergibt sich au? den heute aus Kopenhagen vorliegenden Meldungen. Gestern brachte König Cbristian bei der Tafel in deutscher Sprache folgenden Trinkspruch aus: „Euer Majestät! ES gereicht mir zur ganz besonderen Be friedigung und Freude, Eure Kaiserliche und Königliche Majestät willkommen zu heißen. Indem Eure Majestät geruhten, mir in Veranlassung meine- bevorstehenden Geburtstage- den hochgeschätzten Besuch zu machen, geben Eure Majestät mir wiederholt einen neuen Beweis der freundschaftlichen Gesinnung, für die ich meinen herzlichsten und wärmsten Dank auSspreche. Möge der Besuch zum »eiteren Gedeihe» deS herzlichen Verhältnisses zwischen unseren Häusern und stammverwandten Völkern beitragen. Ich trinke ans daS Wohl Eurer Majestät, Ihrer Majestät der Kaiserin, für deren baldige vollständig« Genesung wir die ausrich. tigsten Wüntche hegen. ES lebe der Kaiser, die Kaiserin und Aller- höchstdeio Haus." Die Musik intonierte die deutsche Nationalhymne. Kaiser Wilhelm erwiderte: „Eure Majestät bitte Ich, Meinen au- tiefstem Herzen ent. strömenden Dank guäbigst rutgegennedmen zu wollen. Ich danke Eurer Majestät für die gnädige Erlaubnis, Ihnen Meinen Besuch machen zu dürfen. Ich danke aus aufrichtigstem, treu erfülltem Seemanusherzen für die Hobe Ehre, welche Eure Majestät Mir erwiesen haben durch Meine Ernennung zum Admiral der ihr» hat. daß teuren Namen fübren darf. liebenswürdigen, prächtigen Empfang Eurer Majestät und des ge- samten Volke-. Ich. der jüngsten einer-unter Europas Herrschern, neige Mich in Ehrfurcht vor unserem Haupte, Ich spreche au!- ganzem, tiefstem, vollem Herzen und weiß Mich ein- mitMeinem gesamtem Volke,da- slammverwandtdem braven dänischen Volke ist. Gott schütze, erhalte und segn« Eure Majestät, zu dem wir aufblicken als gnädigen, sorgen- und herzensvollen Landes- Vater, der ein Muster istalS Fürst, einMuster alsEhemann und Vater auf dem Throne. Möge es Eurer Majestät noch lange vergönnt sein, im Kreise blühender Kinder und heran- wachsrader Enkelkinder für daS Wohl Ihres treuen Volkes zu «u. mi. tor »lcisr-so' wmnivtl" - Viotoris" - itU-PilltL Usm- Oilliv, UivkorN sorgen; möge noch recht lange König Christian vor seinem hohen Maste stehen, der auf dem „Danebrog" weht, dessen Falten ihn noch lauge umrauschen mögen. Seine Majestät Hurra!" Die Musik intonierte die dänische Nationalhymne. — Nach den Trinksprüchen umarmten und küßten die Monarchen einander. König Christian hatte den Kaiser persönlich abgeholt. Der Kaiser führte die Königin Alexandra von England, der König die Kaiserin- Witwe von Rußland zur Tafel. Neben der Königin von England folgten nach rechts der Kronprinz, Prinzessin Marie, Prinz Cbristian, Prinzessin Jngeborg von Schweren unv Norwegen, Prinz Harald, Prinzessin Tbyra, Prinz Albert zu Glücksburg, Frau v. Schön. König Christian saß unmittelbar neben dem Kaiser, zur Linken folgten die Kaiserin-Witwe von Rußland, Prinz Walvemar, Vie K.on- piinzessin, Prinz Karl, Prinzeisin Alexandrine, Prinz Jobann iU Glücksburg, die Oberbofmeisterin, Ministerpräsiveni Deuntzer. Gegenüber dem Kaiser saß der Piäsftent des Fotkelhing Trier, gegenüber dem Könige der Präsident des LanvSlhing Hansen, rechts neben ihm der Obei-Hof- und HauSmarschall Graf zu Eulenburg, der deutsche Gesandte v. Schön unv Bizeadmiral Frbr. v. Senden-Bibran. Links neben Trier saßen Generalleutnant v. Moltke, Vizeadmiral Uldall und Graf Hülsen - Haeseler. König Christian «rüg preußische Ulanenunisorm mit den neuen Evau- leits und dem Schwarzen Adlerorten, Kaiser Wil helm die Uniform deS zweiten pieußischen Garve- Dragoner-Regiments mit dem Elephantenorden. Während der Tafel unterhielte» sich der Kaiser nnv König auf vaS leb hafteste. --- Nack Aushebung der Tafel zog der Kaiier eine Anzahl der Anwesenden ins Gespräch — Tas Welter, das vormittags trübe war, wurde bei der Ankunft beö Kaisers schön.— Kaiser Wilhelm wurde, wie schon a S tem Trink spruche des Kaiftis dervorgebt und in einem T-il der Auslage unteres Morgenblattes gemeldet worden ist, vom König von Dänemark zum dänischen Admiral ernannt. Der Kaiier veitieh dem thüiingiscken Ulanen - Regiment Nr. 6 deu Namenszug seine- CvesS, des Königs von Danemaik, in den Epaulettö und Achselstücken unv überreichte dem Könige die EpaulettS und die Achselstücke mit dem neuen NamenSzug. Prinz Waldemar von Dänemark wurde L la suüo der deutschen Marine gestellt. Katholizismus und Jcsnitismus. Zu den Hunderttausenden von evangelischen Stimmen, die gegen die vom Reichskanzler in Aussicht genommene Abbröckelung des Jesutiengesetzes pro testieren, gesellen sich allmählich auch katholische, die unbefangen die Frage erörtern, ob die Jesuiten wirklich für die katholische Kirche den Wert haben, um ihretwegen ein Reich mit überwiegend protestantischer Bevölkerung in Beunruhigung zu versetzen. Heute wieder wirft ein angesehener bayerischer Katholik in der „Münch. Allgem. Ztg." diese Frage auf folgendermaßen: „Mit einem entschiedenen diese Frage. Die Sympathien, die eigenen Kirche, die doch das Kontingent der Jesuitenschwärmer vollzählig stellen sollte, genießt, sind nicht derartiger Natur, um, soweit deutsche Verhältnisse in Frage kommen, ihn als notwendiges Supplement d«S katholischen kirchlichen Lebens erscheinen zu lassen. Sicher waren die Jesuiten nicht der erste Orden, der An laß zu kirchlichen Streitigkeiten gegeben hat. Tic dogmatischen Sohnes ungelegen kommen, da er selbst geschäftlich stark in Anspruch genommen war, doch mutzte er die Notwendig keit für ihn, eiligst nach Johannesburg abzuretsen, ein sehen. Indirekt im eigenen Interesse, schon um des Namens willen — wenn doch etwas sich zugctragen haben sollte, das auf ihn einen Schatten werfen konnte. Den Brief von Tante Grietje in der Hand, begab er sich in das Arbeitszimmer des Vaters, traf diesen aber nicht an. Mynheer van Senden hatte Bescheid hinter lassen, daß er vielleicht einig« Tage abwesend sein werde. Wilm ging zu der Mutter, um von ihr Auskunft zu er langen. Mrs. van Senden wußte nicht einmal von der Abwesenheit ihres Gatten. Auf die Mitteilung des Sohnes, daß Tante Grietje dringend sein Kommen wünsche, sagte sie sehr bestimmt: „Das g«ht doch nicht, Wilm." Er sah die Mutter verwundert an. „DaS geht nicht?" „Papa wird es nicht zugcben. Unsere Vermutungen in Bezug auf die Beteiligung des BcrginspektorS van Senden an den Johannesburger Ereignissen scheinen sich zu be- Wahrheiten, und ich habe dir erst vor einigen Tagen die Gründe des Vaters, sich Zurückhaltung aufzuerlegen, auS- «inandergesetzt." „Ich denke, Papa wird anderer Meinung sein. Dein Briefe von Tante Grietje nach zu urteilen, kann sie fremde Leute nicht mit der Regelung ihrer Angelegenheiten be trauen", gab der junge Mann kalt zurück. In diesem Augenblick wurde Frau Generaldirektor Brandt gemeldet. Wilm wollte sich durch ein« Seitentür entfernen, fand aber nicht mehr Zeit. Der Besuch war schon eingctreten, und er sah sich genötigt, wenigstens einige Worte mit ihm zu wechseln. Mit einem verbind lichen Lächeln ging er der Frau Direktor «ntgegen, küßte ihr die Hand, und führte die Dame seiner Mutter zu, von welcher sie ungewohnt lebhaft begrüßt wurde. Dann lieb sie sich auf einen Sessel nieder, wobei sie Wilm mit einem Blick voll unendlicher Dankbarkeit ansah, als habe er ihr den größten Dienst erwiesen. Frau Lisa Brandt wurd« allgemein eine entzückende kleine Frau genannt, von welcher man nur da» Eine nicht begriff, daß sie einem um fünfundzwanzig Jahre älteren Mann ihr« vielbegehrte Hand zu einem Bunde für daS Leben gereicht. Sie war von noch nicht ganz mittelgroßer Gestalt, schlank und zierlich gebaut, aber von einem wun- Anzeiger. Amtsblatt -es königlichen Land- und -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates nn- -es Rolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. VV nk. ti-r. Itll. meinen an der Entwickelung der Reform-Partei gehabt. Er hat daher vorgezogen, Johannesburg zu verlassen, ohne mir Mitteilung von seinen Absichten zu machen. Vielleicht ist er nach Kapstadt; jedenfalls ist es ausge schlossen, daß er vorläufig nach hier zurückkommt, und ich bin dadurch in eine sehr schwierige Lage versetzt, die ich allein kaum überwinden werde. Habe ich auch ehemals mich an den geschäftlichen Unternehmungen meines Gatten lebhaft beteiligt, und in den ersten Jahren unserer Ehe zum Teil die Bücher geführt, so ist doch seitdem eine lange Zeit vergangen, und es wird mir allein unmöglich sein, meinen abwesenden Gatten zu vertreten. Ich habe aber ausreichende Gründe, nicht einen Fremden mit der Rege- lung seiner Angelegenheiten zu betrauen, und daher richte ich an dich die dringende Bitte, dich von deinem Vater be urlauben zu lassen, um mir auf einige Wochen zu Hülfe zu kommen. Tante Grietje." Wilm fühlte sich eigentümlich durch den Brief berührt, der nicht nach Art der Schreiberin verfabt war. Nicht auf den Wunsch der Tochter, und um ihm Nachricht über Bor- gänge zu geben, die ihr Nebensache waren, hatte sie an ihn geschrieben; auch nicht, um ihren Groll gegen Mynheer Egnatius van Senden auszulassen, dem sie sicherlich einen großen Teil von Schuld an ihrem Unglück beimaß, wie Sü den bitteren Worten der Einleitung deS Briefes hervor ging. Wilm las nicht nur die Zeilen, er las auch zwischen ihnen. Tante Grietje bedurfte seiner, und es war ihr schwer geworden, sich an ihn zu wenden. Je mehr Wilm über den Inhalt des Briefes nachdachte, desto mehr glaubte er ihn zu verstehen. ES blieb kein Zweifel übrig, daß nicht nur die Beziehungen Onkel Peters zu der Reformpartei ihn gefährdet. Bill Bischer und David Wierda hatten kaum zu viel gesagt. Nur diese Annahme ermöglichte ihm ein Verstehen des Briefe-. Es war für Wilm selbstverständlich, daß er dem Wunsch der Tante sofort nachkommen würde. Er durfte die Frauen nicht einen Augenblick länger als nötig in ihrer Hülflosigkeit allein lassen. Ob freilich noch etwas von einer verlorenen Ehre zu retten war, ließ sich nicht eher be stimmen, bis er einen Einblick in die Verhältnisse gewon nen. Noch war ihm unmöglich zu glauben, daß Peter van Senden sich zu einer unrechtmäßigen Handlung hätte ver stehen sollen. Der Gedanke an den Bater verursachte Wilm keine Be- forgniffe. Ihm würde wahrscheinlich die Abreise de» i>ii. iud. ldti i-r-p »n ,iid. dill llllli -«llt oibr. , t«ll>p. 74.—. ».50 130,75 « 85,40 Bez«flS-PreiS der Henlptexpeditton oder deren Ausgabe stellen abgeholt: vierteljährlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau- 8.7k. Durch die Post bezogen für Deutsch- land u. Oesterreich vierteljährlich .4i 4.50, sür di« Übrigen Länder laut Zeitung-preiSliste. >'1'X. 215.90 "»--> 85,60 i 216,35 esvdviivkt^ lislll Ertra - Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbesörderung ^l> 70.—. Wirtschaftliche Erkenntnis. Auf einer kürzlich m London abgchaltenen und zahlreich besuchten Versammlung ver Eisen- und Stablmdustriellen England- wurde die Lage der englischen Stahl- und Eisenindustrie gegenüber den Produktion-- und Absatzverhältnissen in den Vereinigten Staaten zur Sprache gebracht und die Frage erörtert, wie dem amerikanischen Wettbewerbe wirksam zu begegnen sei. Der Vorsitzende Mr. S. Parker bemerkte, er habe während eine längeren Aufenibalts in den Unionsstaaten zu seiner Ueberraschung wahrgenommen, daß eine große Zahl verantwortlicher Stellungen in den Etablissements der Stahl- und Eisenindustrie durch Engländer besetzt seien. Biete Erfindungen und BetriebSverbesserungen, die gegen wärtig in den amerikanischen Fabriken benutzt würden, rüdrten von Engländern her. Er müsse den eng lischen Fabrikanten, die es bisher, zum Teil auS Mangel an verfügbarem Kapital, an Verbesserung ihrer An lagen bätten febleu lauen, den Rat geben, nach amerikanischem Vor bilde in wert ausgedehnterem Maß, al- bisher Einrich tungen zu schaffen, die eine große Ersparnis von Arbeits kräften mit sich brächten und vor allen Dingen ihre Maschinen alter Bauart durch die besten und leistungs fähigsten neuester Koostrukiion zu ersetzen, wenn sie sich auf der Höhe ihrer Ausgaben erhalten wollten. Mr. Parker empfabl ferner eine Verminderung der Gestehungskosten, eine Reform deS gegenwärtigen Freihandelsystems und einen engeren, vorteilhaften Zusammenschluß der Gliedstaaten des britischen Reiches. Ein anderer Redner, Mr. Sablin, äußerte große Zuversicht hinsicht lich einer nabe bevorstehenden Gesundung der Lage der britischen Stahl- und Eisenindustrie, indem er bemerkte, die Stellung der größeren diesen Industrien angebörenden Unternehmungen sei unangreifbar und die britische Industrie winde noch in eine Laae kommen, welche die Welt in E> staunen setzen werde. Er empfahl neben einer Verringerung der Produktionskosten die Bildung eines engeren Verbandes der in den Kohlen- und Eisen- Industriezweigen tätigen Fabrikanten. Professor Ashlay von der Birmingbam Universität fübrte die Überlegenheit der amerikanischen Industrie auf die größere technische Ausbildung der Angestellten und dis sie, Wilm. Nimm dich ihrer an. Sie ist so lieb und dankbar." Wilm dachte noch über die Worte seiner Mutter nach, als sie das Zimmer bereits verlassen hatte. Es wunderte ihn, daß sie mit so viel Wärme von einer Dame ihrer Be kanntschaft sprach. Ihre kühle zurückhaltende Natur ließ sie nur in seltenem Falle zu einem anerkennenden Urteil kommen. Aber die Gattin des Generaldirektors hatte auch ihn bezaubert. Er fand wirklich keinen Ausdruck, der be zeichnender für sein Empfinden gewesen wäre. Der junge Mann hatte aber nicht lange Zeit, sich mit Gedanken an eine fremde Dame zu beschäftigen. Er wartete auf einen Brief von Cato. Sie hatte seit beinahe vierzehn Tagen nicht geschrieben, und doch mutzte sie wissen, daß er ihretwegen in Sorge war. Vielleicht hinderte sie Krankheit, aber in diesem Falle würde Tante Grietje ge wiß Nachricht gegeben haben. Drei Tage später kam ein Brief aus Johannesburg, von Tante Grietje. Sie schrieb: „Mein lieber Wilm! Auf Catos Wunsch gebe ich dir von uns Nachricht, obgleich ich der Meinung bin, daß dein Vater dich genau fo gut von unserer Lage unterrichten kann, als ich. Er hat ja bis zum gestrigen Tage mit seinem Bruder in täg lichem Briefwechsel gestanden, und seit gestern ist alles beim Alten. Alles beim Alten, d. h. bei dem Alten der letzten Tage und das war viel Neues. Die Johannesburger sollen be- dingungslos die Waffen auslicfcrn, und zwar ist ihnen dazu von dem Präsidenten Krüger nur vierundzwanzig Stunden Zeit gelassen. Sir Herkules Robinson, der sich persönlich nach Pretoria begeben hat, um den Staatsprä sidenten und den Mitgliedern des Ausfuhrenden Nates seine Mißbilligung über den Einfall der Bctschuana-Schutz- truppc auszusprechen, hat zwar versucht, die Gründe der Jolwnnesburger für einen Aufstand in ein milderes Licht zu stellen, ist aber auf einen schroffen Widerspruch gestoßen. Tie Regierung hat eine Notwendigkeit gewisser Reformen nicht verkannt, aber den Führern der Partei die Art und Weise, wie sie dieselben zu erzwingen versucht, als Hoch verrat angcrechnet. Sic sollen zur Verantwortung ge zogen werden. Diese Aussicht wird dir einen Ueberblick unserer Lage geben. Du weißt ungefähr, welchen Anteil mein Gatte, wenn nicht an den jüngsten Ereignissen, so doch im allge- - tll8r«m»o, i In 0 sipriL. !!) .Ik»i>llov«r-, In ll Uouekoll« » von prollion; in rk; ill Kov Vork illivlill <ivr Oro»-o Uiolllvritttvoll <1 4» t)»tll»ieo; w Hu ¬ ri »ek 8»nto>: von i-lillm M/3) ,8tlli>- Irivd <isr Oro-««'. i> .Odomnitll", »li nd Ullmdlli^. von Anzeigen.Preis die Sgespaltene Petitzeile 2L H. Reklamen unter dem Redaktion-strich (-gespalten) 75 H, vor deu Familiennach- richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). n .u 6! V inis 16,70. ll»t« 8 r. llllto I lldll. <1o. lslci I j 6olä üriot i d 52500> — 7/7o 7900 4800 — 2975 3050 15800 — ! 7150 3800 3851 925 940 15000 15150 16600 — 11850 12000 154o0 — 14125 14275 36o0 3750 2275 4725 4825 — 515 1475 i500 2450 — 2o00 2550 2280 2325 13650 — — . 1550 — - 20000 7450 5050 5975 4800 900 325 9950 2475 20200 5100 6050 4850 13650 940 2100 180 375 10100 2525 - 190 220 1. 220 2275 830 830 240 1835 2325 860 vnnsi vixsblli kritr. 'S llvi
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