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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.04.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030414022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903041402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903041402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-04
- Tag1903-04-14
- Monat1903-04
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Abend-Ausgabe tWMr TagMalt Anzeiger -er Druck und Verlag von E. Volz tu Leipzig. Nr. 187 Dienstag den 14. April 1903. io mit einer Maßnahme ob. 15 Feirilletsn ÜjllAprti Stunden barlehen L, Cable Sohak« Radi. - u. Sur- Massage, . 22. «r^ tem Äe r Daisse- echrr i. rung ipjtg 97. Jahrgang. kon. die zu auS naheliegende» Vergleiche praktisch« ja auch nicht. Der und Ter olle t » ) die Konservativen, die Aenderung nicht sind, für slvä-er inbad rc. i, Sicht, ibureauS nit S7,L Winter, rd dieser Brotvn, Is gegen ceS. langerltn gegen 010 000 o 10,50. m 8000, !M Kon uhren in enplätzen 54 000, nvidendc .ufsichts- Direttor Schwq- von der Serie 1 Haupt-Filiale Dresden: Marienstraßr 84. Fernsprecher Amt I Nr. 1713. in dem Briefe aber blieb Wilm unverständlich, wenn es auch eine Ahnung von ihm drohenden Anfechtungen mach rief. Entschlossen, ein in ihn gesetztes Vertrauen nicht zu täuschen, bewahrte Wilm seinen Gleichmut. Da die Briefe an ihn persönlich gerichtet waren, fühlte er sich auch nicht verpflichtet, Tante Grtetje einstweilen davon Mitteilung zu machen. ES hieß, sie zwecklos bennruhigen. Den Brief des Vaters beantwortete er dahin lautend, daß die Korrespondenz Egnatius van Sendens nicht zurückgegebcn worden sei, und hoffe, ohne Einmischung von irgend einer Seite, den Nachlaß des Verstorbenen zur voll» ständigen Befriedigung aller Beteiligten zu regeln. Den Bries des Generaldirektors ließ er unbeantwortet. Eine persönliche Zurückweisung unberechtigter Forde- rungen würde ungleich wirksamer sein. Wenn Wilm übrigens gedacht hatte, daß Frau van Senden, vollständig von einer Zurücksetzung, die sic er fahren, in Anspruch genommen, wenig Interesse für die geschäftlichen Angelegenheiten bezeigen werde, die sein Sinnen und Denken vollauf in Anspruch nahmen, so sah er sich getäuscht. Sie gebrauchte freilich Tage und Nächte, um die quälenden Selbstvvrwürse zu beschwichtigen, die an ihr nagten, aber ihre Willenskraft besiegte eine Schwäche, die sie, der Verzweiflung nahe, in eine freud lose Zukunft hatte blicken lassen. Nicht durch ein frucht loses Beklagen eigner Schuld ließ diese sich auSglelchen, vielmehr glaubte sie ihre Reue am besten zum Ausdruck zu bringen, wenn sie mit Eifer im Sinne deS Verstorbenen wirken und schaffen würde. Im Arbeitszimmer des Gatten verbrachte sie, neben dem Neffen, die nächste Zeit, um sich einen Einblick in die Lage zu verschaffen, die Peter van Senden verhängnisvoll geworden war, und ihre Beteiligung an einer schwierigen Arbeit unterstützte Wilms Tätigkeit nicht unwesentlich. Sie wußte mancherlei Ausschlüsse zu geben und bezeigte ein lebhafte- Intereste für die Pläne, die sie ein«- Tages als uferlos angesehen batte. Nur in Bezug auf die Verwertung der Pochrückstände hielt sie ihr Urteil aufrecht, obwohl sie bestritt, daß der verstorbene Gatte eigenmächtig und ohne Borwißen der Direktion gehandelt habe. »Die Betriebs-Oberleitung scheint aber gerade die An- Lag« «hob« zu habe»", sagt« «in«» Lage» SVU». «in mng per sowie n waren und im it, Juli ehr ging fest mit i Westen «wächuna kte« und eder auf die letz» sich Mai 7SK. „reaktionär" verlausen könne, indem sie Zustände kerbeisühre, die schlechter seien alS die gegenwärtiq bestehenden. Da? wolle aber die Sozialdemokratie nicht. Sie wünsche die fortschreitende Ent- Wickelung und die Uebereinstimmung der neuen Zustände „mit einem allgemeine» Bedürfnisse großer GesellschastSichichten". Sie wolle nur „die Kövse" revolutionieren. Wer eS aber anders auSlegt, nun - dem ist eben nicht zu Helsen! Auch in dem Abschnitt über Ehe und Familie nimmt das „Handbuch" sich kaum die Mühe, die Gegner der Sozialdemokratie zu widerlegen. Ehe und Familie seien Institutionen einer ver änderlichen itulturentwickelung; was heute als unsittlich gelte, weil es der sozialen Ordnung widerspricht, könne morgen, bei anders gearteten Anschauungen sittlich sein. Di» Ekeverbältnisse würden sich den neuen Lebensbedingungen ter Sozialdemokratie von selbst aupassen; ihre Grundlage würde „die trete Hingabe von Mann und Weib auS gegenseitiger Liebe" bilden. TaS heißt mit anderen Worten: Tie freie Hingabe aus Liebe findet leider an den zur Zeit noch herrschenden lchiesen sozialen Einrichtungen ein Hindernis! Wenn jemand sich darüber hinwegsegt, die Sozialdemokratie wird nach den oben zitierten Auslassungen keinen Borwurf gegen ihn erheben dürfen. Nach diesen Beispielen kann man sich ungefähr ein Bild machen, wie die Polensrage beurteilt wird. Ta marschieren alle alten Phrasen von Ausnabmegeietzen, Unterdrückung jremdjprachiger Minderheiten, Nalionalitäienloleranz usw. auf, sogar Herr Löhning und die „polnischen Kaninchen" des Reichskanzlei» sind nicht vergessen. Die Ostmarkenpolitik ist nur eine „agrarische Interesscupolüik", die „das Fe> ment der Korruption in die bevorrech'ete Klasse durch Aufstachelung ungezügelter Beutelust bereinträgt". Diese Kostproben aus dem loziaieemokratlschen literarischen Kochtopfe dürsten genügen, um darrulun, daß solche Anrichtung nur gänzlich verbildeten und entarteten Geschmacksnerven behagen kann. Ledaktion und Erpeditiou: Johanntsgaff« 8. Fernsprecher 153 und 222. FUi«!viep«diti«nrrr: Alfred Hab», Buchhandlg., lluiversitätsstr.3, 8. Lösch«, Katharinenstr. 14, u. Königspl. 7. Haupt-Filiale Serlin: Earl Duncker, Herzgl. Vahr. Hosbuchhandlg. Lützowstraße 10. Fernsvrecher Amt VI Nr. 4803. 14^0 u- 2- 5 2 L 10 SS 10.55 v.t/4 Se. schlossen I 40S sich gerade für den jetzigen Reichstag, der so viel kostbare Zeit vertrödelt bat, nicht, unmittelbar vor seinem Ende eine Vorlage durchzupeitschen, an der sogar die „Nordd. Allgeni. Ztg." etwa« auszusetzen finket. Das hohe Haus würde sich wenig schmeichelhafte Nachrufe gefallen lasten müssen, wenn gleich bei der ersten Probe auf die geplante Maßregel zur besseren Sicherung des Wahlgeheimnisses sich berausstellte, daß er noch in seiner Slerbestunde schlechte Arbeit gemacht. Sozialdemokratische Waffen für die Wahlen. Der sozialdemokratische Parteivoistand hat wie früher auch diesmal einen Leitfaden für die Reichstags wahlen beiausgegeben, der dem Anbange der Unisturzpartei zum Wegweiser durch die TageSsra ien dienen und wohl auch ein Stück Propaganda für die sozialistischen Irrlehren verrichten soll. Gerade dieser leioeren Absicht aber dürste da'„Handbuclsi keine große Unteistüynng gewähren, denn das Törichte und Ver werfliche der sozialdemokianichen Bestrebungen tiitt an vielen Stellen des literariichen Ratgebers so eindringlich zutage, daß einigermaßen rinsichlsolle Wähler von dem Geschreibsel sich nur abgestoßen füble» können. Dessen zum Beweise reiht die „Schles. Zig." die folgenden einzelnen Stücke aus der Kette, an welcher die Wähler für die sozialdemokratischen Kandidaten zur Wahlurne geschleift werden lösten, anein ander: Es ist charakteristisch, daß die Sozialdemokratie auf den Vor wurf: sie sei vaterlandslos, international und republi kanisch — >o gut wie gar nichts zu erwidern weiß. Kurz und bündig wird erklärt, daß die Sozialdemokratie hierin nur den Forderungen des Christentums folge. Tenn: der Christengott wisse nichts von Unterschieden der Nasse, Nationalität und Hautsarbe, nichts von einer besonderen christlichen Staatssorm; bas Christentum vertrage sich init allen Staats- und Gesellschaslssormen und verlange nur die allgemeine Menschenliebe. Die Sozialdemo- Iraite strebe gerade diesem böchsten Ziele zu. „Republikaner zu sein, ist weder vom christlichen noch vom politi'chen Standpunkt rin Beibrechen." Und um anzudeuteu, daß die Sozialdemolralie auch gegen politische Umwälzungen keinen Einwand erheben wolle, wird mit perfider Heuchelei darauf verwiesen, daß „das deutsche Kaiser reich, wie sein Vorgänger, der Norddeutsche Hund, ein Produkt der Gewalt sei". Wer bi« höchsten Frag,» des nationalen Seins mit so jämmerlichen Argumente» in den sozialdemokratischen Bock spannen will, der kann nichts anderes erwarten, atS daß man ihn zuin Vaterlandsfetnde stempelt. Mehr als daS, eine verlogene und hoch, verräterische Gesinnung spricht aus der zwilchen den Zeiten liegenden Schlußfolgerung, daß ein jeglicher nach Belieben aus die politische Umwälzung hinarbeiten könne, weil ja doch auch Vas Deutsche Reich aus Blut und Eisen hervorgegangcn sei. Allerdings hütet sich das „Handbuch" Gründen wohlweislich, aus dem unsinnigen Schlüsse zu zielten, aber dessen bedars es eigentliche Zweck ist mit der losen Andeutung erreicht. Im übrigen wird unter besonderer Hervorhebung „die Austastung der ganzen Partei" über Revolution und Umsturz nach Lasselleschem Bei piel dahin präzisiert, daß Revolution die Umgestaltung eine- sozialen oder politischen Zustande- von Grund oiiS sei, wobei neue Prinzipien an Stelle der alten gesetzt werden, „auch wenn dies aus durchaus friedliche Weise geschehen". Tie Revolution kann sich also auch sriedkich vollziehen, ja, die Sozialdemokratie sürchtet sich sogar in gewissem Sinne vor der Revolution, da diese Der Generalstreik iu Nom. Die Setzer der Druckereien in Rom, mit Ausnahme derjenigen der Zeitungen, waren tn einen Lohnkampf cingetreten, um den Achtstundentag und obendrein noch eine beträchtliche Lohnerhöhung zu erzwingen. Auf beide Forderungen glaubten die Besitzer nicht eingehen zu können, doch rückte nach mehrwöchigen Bemühungen von dritter Seite ein Ausgleich in sichtbare Nähe und scheiterte zuletzt nur daran, daß die Besitzer es nicht für ehrenhaft hielten, die inzwischen eingestellten nichtver- händlerischen Setzer auf die Straße zu setzen. Nunmehr verstanden cs die revolutionären Elemente der Arbeit-- kammcr, die Verkündigung der Solidarität aller römischen Arbeiter durchzusetzen, und der Generalstreik ward zur Tatsache. Dem römischen Wirtschaftsleben, ja, dem ganzen Lande schlägt diese Veranstaltung einer politischen Machtprobe — denn zu diesem Charakter hat sich der ursprünglich wirtschaftliche Konflikt schneL-geuu- durchgemausert — eine überaus tiefe Wunde, die nicht fo bald verharschen wird. Der Neapler „Mattino" mag nicht unrecht haben, wenn er als Folge -es römischen Arbeiterausstandes ein Emporschnellcn der Reaktion weissagt, denn in so brutaler Weise am Geldbeutel ge- packt, wird das gcwerbfleißige Volk selbst nach der starken Hand schreien, die sich der immer offensichtlicheren Tendenz einer Sozialisierung des Staates entgegen stemmt. Im Leitartikel vom 7. Slpril stimmt das Regie» rungsorgan, die „Tribuna", einen Hymnus auf die „Selbstlosigkeit und Großmut der Arbeiterschaft" an, die sich mit ihren unglücklichen Kollegen vom Setzkasten soli darisch gemacht habe, und schließt mit dem Ausdruck der Ueberzeugnng, daß die Arbeiterschaft ein Einsehen haben und nach der soeben vollzogenen feierlichen Demon, stration zur Arbeit zurückkchren werde. In der folgen- den Nummer nimmt die „Tribuna" dann ergreifenden Abschied von ihren eigenen Setzern, die natürlich eben falls streiken, und ruft den bescheidenen Männern der sozialen Revolution ein „Auf baldiges Wiedersehen!" zu. Die nämliche Abschicdsnummcr des Ncgierungsorgans behandelt das heikle Thema des Heeres in seinem Ver hältnis zum Arbciterausstand. „Für unsere Soldaten", heißt eS da, „ist eS über alle Maßen schmerzlich, sich ihren Mitbürgern mit bewaffneter Hand gcgcnübergcstellt zu Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Mvrgea-Au-gab«: Nachmittag« 4 Uhr. Anzeige« stad stet« ari die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag- unnnterbrochen geöffnet von früh 8 bis abend« 7 Uhr. Schwelgen unterbrechend, daS mit eifriger Durchsicht von Briefschaften ausgcfllllt gewesen war. „Ich kann es glauben, Wilm", gab Fran van Senden zurück, aber in einem Ton, in dein etwas Abweisendes lag. Der junge Mann gewann auch jetzt wieder den Ein druck, als widerstrebe es Tante Grtetje, an diese An gelegenheit erinnert zu werden, wie an alles, das mit den Bergwerken im Zusammenhang stand. Jeder setzte schweigend seine Beschäftigung fort. Nichts unterbrach die Stille, als das Geräusch, welches daS Auseinanderfalten und Zusammenlegen des Papiers ver ursachte. Nach einer Weile erhob sich Frau van Senden, um an das Fenster zu treten. In ihrer Hand hielt sie einen Brief. „Wilm, von wem mag der Brief sein?" Die Stimme war klanglos und schwankte. Sie sah er schreckend blaß auö, als sie Wilm jetzt das Papier gab. „Einziger Papa! Du solltest doch die Einwilligung zu der Verbindung geben. Sei überzeugt, daß ich ganz glücklich sein werde. Nur hier ist mir das Leben unerträglich. Ich habe eS mir ganz anders gedacht. Mit einer geliebten Freundin würde es sich auch wohl bester gestaltet haben. Denke Dir meine Lage mit diesem grämlichen Herrn, dem ich nichts recht mache, der mich'nur als eine häßliche Er innerung an den Tod seines Kindes ansieht. Eine Stiefmutter, mit der Du Dich selber nicht verträgst, kann auch nicht schlimmer sein. Gib Deine Zustimmung, Papa, wenn Du nicht willst, baß ich mich vor Sehnsucht nach einem anderen Leben verzehre. Herr Brandt ist zwar viel älter, aber ich habe ihn doch gern, und Stephan Milbier liebt mich wahnsinnig." Hier brach der Brief ab. Wilm sah Tante Grietje mit einem fragenden Blick an. Sie fand noch immer keine Worte und der junge Mann hatte keine Erklärung für die Zeilen. „Ich weiß nicht, was du meinst, Tante. Wer könnte daS geschrieben haben? Die Handschrift ist mir gänzlich unbekannt. Stephan Mildler — Brandt." Wilm dachte nicht einmal an den Generaldirektor. Der Name Brandt war ein weit verbreiteter. „Eine gänzlich ungeübte Schrift", fuhr er fori, „wie von einer Kinderhand verrührend. An wen henkst baß b«r Vries »«richtet Anzeigen Preis die 6gejpailene Petitzeile 2S H. Reklamen unter dem RedaktivnSstrtch («gespalten) 75 vor den Familienoach- richten («gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für 'Nachweisungen und Offerteuannahm» 25 H (excl. Porto). Grtra-Beilagen (gesalzt), nnr mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbesörderung «0.—, mit Postbesörderung 70.—. Ter holländische Ausstand. Welche Folgen der Generalausstand in Holland haben wird, daS läßt sich m seinem ganzen Umfange noch nicht sagen. W>rt- lchaittich wird eine große Anzahl Arbeiter rückständig werden; die Not wird an manche Türen klopfen und eS wird sich der Aerger und die Wut der in Not geraienen Arbeiter wahrscheinlich weniger gegen die Regierung und die Herr- Ickenden Parteien als gegen die eigenen führenden Genossen richten. Aber auch polnisch zeitigt der Streik neue Verhältnisse. Man debattiert nicht ,Wei Nächte hindurch, wenn man einig ist, wenn 36 Slnnden gesprochen wird, dann gibt es tiefgehende Disserenzpunkte, und diese haben sich denn auch zwischen den Mitgliedern der SchutzcomilöS, den Sozialisten, den Anarchisten oder den Kommunisten und den farblosen Arbeitern berauSgestellk. Es liegen noch keine Nachrichten über die geheimen Sitzungen vor, allein daS, was der alte Kommunist Nienwenhuis geäußert hat, das läßt auf eine starke Gäbrung der Ultraradikalen schließen. Er bat dem Korrespondenten der „Frankfurter Zeitung" sein Herz auSgesckiittct. „Ich wußte", sagte er, „im voraus, daß die Gesetzentwürfe mit großer Mehrbeit angenommen würden. Unsere Streikaktion sollte auch garnicht auf die Verbandlungen Einfluß üben. Wir wollten den Streik, um der Regierung zu zeigen, daß die Gesetze nutzlos sind, immer weiter führen. Dir neuen Gesetze hätten uns, die Leiter, ins Gefängnis gebracht, andere Leiter wären gekommen und ebenfalls ins Gefängnis gewandert. Und wie wollte man eS machen? Alle streikenden Eisenbahner und Arbeiter de« öffentlichen Dienstes ebenfalls einsperren? Kohlen-, Licht- und Brotnot wären gekommen, und alles die» zusammen hätte die Re gierung gezwungen, die Gesetze zurückzunehmen." Auf den Einwurf, daß der Streik doch von vornherein alle Zeichen de« Mißglücken« getragen habe, sagte NieuwenhuiS: „Unsere Nach richten von den Eisenbahnern lauteten bi« Mittwoch günstig. Von Marseille, Dünkirchen, London erhielten wir Berichte, daß die Arbeiter den holländischen Transportarbeitern helfen wollten. Wir glaubten, der Streik würde glücken, aber b ie So zia ld em okraten hab en unS verra ten,Trölstra, Oudegeest und andere taten, als ob sie mit un« gingen, während sie den Streik verurteilten. DaS ist die Ur sache des Mißglücken« gewesen. Ich sebe jetzt ein, daß der Streik unmöglich geworden ist durch Verrat und ick werte heute abend den Arbeitern sagen, sie sollten den Streik aufgeben und zu ihren Werkplätzen zurückkehren." Bisher sind die Streikenden noch nicht alle zurückgelehrt und viele, die zurückkehren werden, werden ihre Plätze besetzt finden. Daß man aber die Sozialdemokraten des Verrats zeiht, daö ist auch ein Zeichen der Zeit. BezugS-PrelS tu der Hauptexpeditton oder deren Ausgabe stellen ab geholt: viertetiührlrch 3.—, bet zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau« 3.75. Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrige» Länder laut ZeitungSpretSlrste. ioj Das Gold vom Mdwatersrand. Roman von F. Klinck-LütetSburg. Nachdruck verbalen. Wenn Wilm sich noch der Erwartung hingegcbeu, daß der Vater etne Korrespondenz mit derselben Vorsicht ge führt, die seine Handlungen im allgemeinen kennzeichnete, so sah er bereits zwet Tage später, daß er sich getäuscht. Ein von ihm eingehender Brief mußte in Wilm eigen- tümliche Vorstellungen erwecken. Herr Egnatiuö van Senden schrieb: „Kinder und Narren reden die Wahrheit. Du hattest nach meinen Begriffen das Dümmste getan, was über- Haupt ein Mensch tun konnte, als Du nach Johannesburg gingest, Dich in Onkel Peters verworrene Angelegen- heilen zu mischen, und nun muß ich erfahren, daß Tu den einzigen Weg gegangen bist, der uns vor sehr häßlichen Folgen meiner geschäftlichen Beziehungen zu dem Ver storbenen schützen kann. Ich bringe soeben in Erfahrung, daß eS Dir gelungen ist, den Staatspräsidenten so günstig zu stimmen, daß Frau van Senden die gesamten beschlag nahmten Papiere zurückgegeben worden sind, ja, daß die TranSvaal-Regierung bereit ist, gegen Gold, gewiße Pläne, in Bezug auf die Landwirtschaft, zu ihren eigenen zu machen. So töricht wirst Du wohl nicht sein, um hier nicht deutlich den Eigennutz zu erkennen, und ich brauche Dich nicht darauf aufmerksam zu machen, daß Du gut tun wirst, jede Einmischung von der Hand zu weifen. Laß mich Dir sagen, daß in Deinen Händen jetzt eine Entscheidung liegt, die früher oder später erfolgen muß, und deren bedeutungsvoll« Größe Du nicht einmal ahnen kannst. Unternimm nichts ohne meinen Rat, und wenn Du Geld brauchst, so stehen Dir die Ftnanzgrößen von Kapstadt und Kimberley zur Verfügung. Nun aber -u dem eigentlichen Zweck meine» heutigen Schreibens. Ich richte an Dich die Bitte, alle unter dem Nachlaß Onkel Peters von mir etwa vorgefundenen Briefe mir unverzüglich einzusenden. Daß es ein Vertrauens bruch sein würde, auch offene Briefe, die nicht für Dich bestimmt sind, zu lesen, weißt Du. To darf ich wohl ein« beschleunigt« Erfüllung meiner Vitt« erwarten. Politische Tagesschau. * Leipzig, 14. April. Sicherung des Wahlgeheimnisses. Der Präsident deS Reichstags bat für dessen näcbste Sitzung am 21. April bekanntlich die Vorlage wegen Ab- änderuug de« WahlreglementS auf die Tagesordnung gesetzt, und zwar in einer Weise, die darauf schließen läßt, daß er eine einmalige Beratung dieser Vorlage für aus- reichend hält. Daraus scheint man hier und da geschlossen zu baden, daß die Beratung eine nur einmalige sein müsse. DaS ist irrig. Nach tz 25 der Geschäftsordnung bedürfen Vorlagen des BunbeSratS, auch wenn sie Gesetz entwürfe nicht enthalten, einer dreimaligen Beratung; doch lau« mit Zustimmung de« BundeSraiS eine nur einmalige Beratung beschlossen werden. Ein solcher Beschluß ist aber biS jetzt nicht gefaßt worden, und daß er werde gefaßt werden, erscheint uns noch fraglich. Augenscheinlich legi der BundeSrat auf die Annabme de» Vorlage große« Genicki; richtet doch die „Nordd. Allgem. Ztg." in ibrem letzten Rück blick« auf die verfloßene Woche an " .--- bekanntlich Freunde der geplanten folgende Mahnung: „Die K onservativen werden sich finden müßen, die nur eine Konsequenz de« ja auch von ihnen für unantastbar erachteten bestehenden Wahl rechts ist und jedenfalls den praktischen Zweck haben wird, jedem Wahlterrorismus nach menschlichem Ermeßen ein Ende zu machen. Nur die Probe auf daS Exempel kann lehren, ob die Sozlaldemo- traten wirklich so viel Grund haben, sich dieser Maßnahme zu sreuen, wie ihre Blätter zu behaupten belieben. Well diese Organe e« aakündigen, ist eS noch lange nicht Tatsache, und für die i servaliven Zeitungen am allerwenigsten besieht ein Grund, sozialdemokratischen Phrasen als bare Münze in den Kauf nehmen." Gleichzeitig aber übt daS Regierungsblatt an dem § der Vorlage, der folgendermaßen lautet: „Der Wähler, welcher seine Stimme abgeben will, nimmt von einer durch den Wahlvorstand in der Nähe de« Zuganges zu dem Nebenraum oder Nebentisch auszustellenden Person einen ab gestempelten Umschlag an sich" rin« Kritik, die den Beweis liefert, daß man selbst in Regierungskreisen die Vorlage wenigstens in diesem Punkte für verbesserungsbedürftig hält. Die „Nordd. Allgem. Ztg." schreibt nämlich: „Die Verteilung der Umschläge muß — wenn überhaupt — durch eine absolut vertrauenswürdige Persönlichkeit ge- schehen; sachlich richtiger wäre eS wohl, wenn die Umschläge einfach aus einem Nebentisch bereit gelegt würden ein» Aushändigung an die Wähler überhaupt nicht staltsände. Reichstag wird ja nach Len Osterferien Gelegenheit haben, diese Fragen eingehend zu erörtern." DaS klingt jedenfalls nickt so, als ob der Bundesrat geneigt wäre, seine Zustimmung zur Beschränkung der Be ratung auf eine einmalige Lesung zu erteilen. Und da nun auS der Mitie des Hauses nock andere AbäoderungSanträge zu erwarten sind, so dürfte es sich für den Grasen Ballestrcm empfehlen, gleick von vorn herein auf seinen Wunsck nach einmaliger Beratung zu verzichten. Ueberbaupt ziemt eS Ein ausführlicher Bericht über alle mich interessieren den Vorkommnisse würde mich niißervrdentlich erfreuen, wie Dn Dir denken kannst. Verschiedene Ansichten sollten niemals ein Verhältnis zwischen Vater und Sohn, das so lange Jahre ein zufriedenstellendes gewesen ist, störend beeinflussen. In herzlicher Zuneigung Dein Vater." Wilm cmpsand keine Freude über den Brief. Ter Inhalt und Ton desselben regte ihn gleich sehr auf. Welche Gründe kennten den Vater bewegen, seinem letzten Schreiben das gegenwärtige folgen zu lassen? DaS Vlut stieg dem jungen Manne heiß in das Gesicht. Eine Er klärung lag zwar nicht fern. Egnatius van Sendens Freude mochte groß gewesen sein, als er in Erfahrung gebracht, daß eine ihm drohende Gefahr durch den Sohn beseitigt worden war, acker Wilm genügte die Erklärung nicht. Er sah plötzlich ein ganzes Heer von Vermutungen geweckt. Allen voran die eine: Ans welche Weise ge langten die von dem Vater erwähnten Tatsachen zu dessen Kenntnis? Wilms Unruhe wnchS, als am Nachmittag desselben Tages ein Schreiben des Generaldirektors Brandt bei ihm einging, durch welches er ihn von seiner Absicht in Kennt nis setzte, in einigen Tagen »ach Johannesburg zu kommen, um in der van Sendcnschen Nachlaß-Sache zu- nächst mir ihm oder auch Fran van Senden Nücksvrache wegen mancherlei Unregelmäßigkeiten zu nehmen, die seit einer Reihe von Ighrcn bet den Gruben vorgckommen sein sollten, und welche eine Nachsicht der Transvaal-Negie rung unbegreiflich erscheinen ließen. „Als Vertreter der Finanzfirma Lasier <L SonS würbe ich gegen jede Veräußerung von Liegenschaften protestieren müßen, gleichviel, nach welcher Seite hin eine solche in Aussicht genommen sein sollte, so lange nicht Laßer k Sons im vollen Umfange gedeckt sind. Freundschaftliche Rück sichten für Ihren Herrn Vater und Sie lassen mich auch noch die Mahnung hinzufügen, nicht etwa finanziellen Bei stand von einer Seite anzunehmen, die unS nicht genehm sein könnte. Ihre Geldgeber dürfen Sie nur in Kapstadt und Kimberley suchen." Stunden waren seit dem Empfang diese» letzten Briefe vergangen, ehe eS Wilm gelang, üch einigermaßen zu einem Verfiel)««? durchzuarbeiten. Daß nur durch eine Berräteret der Vater und Generaldirektor Brandt tn den Besitz ihrer Kenntnis von Vorgängen in Pretoria gelangt sein kormten, war dem jungen Mamr« klar. Manch«» Amtsblatt des Lönigticheu Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Rotizeiamtes der Stadt Leipzig. späterhin mrs, so- gsbericht ls beßerc f weitere bis l'/L pten aus gerufene iz«n und f weitere nt höher, i—75'/.. tzouuab. '/,S-öU. HNachm. lVorm. .Ltiäur, 1er etc. >d-, rusj. piassag». » aea»n :» gr«N«. >Nach«., -IlVm.,
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