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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190304122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19030412
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19030412
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- S. 2692-2699 fehlen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-04
- Tag1903-04-12
- Monat1903-04
- Jahr1903
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1903
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Reklamen unter dem Redaktion-strich s4 gespalten) 75 vor den Famtlteuuach richten (6 gespalten) SO H. Tabellarischer and Zisfernsatz entsprechend Häher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgab«, ohne Postbrförderung 60.—, mit Postbestrderuug ^l 70.—> Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: Vormittags 10 Uhr. Mvrgen-AuSgab«: Nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen stad stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abeud» 7 Uhr- Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Nr. 185. Sonntag den 12. April 1903. 87. Jahrgang. A.us der Woche. Seitdem im Juli 1870 Graf Bismarck in Varzin, König Wilhelm in EmS, wo sie nicht aa die „Handel dieser Welt" denken wollten, von dem Lärm überrascht worden sind, der im Verlaufe weniger Tage zu dem großen Krieg« führen sollte, hat eS keine Berechtigung mehr, auS den Erholungsreisen unserer Staatsmänner unbedingt friedliche Schlüffe zu zieh«. Wir muffen unS begnügen, ihre Abwesen heit von der Neichshauptstadt dahin zu deuten, daß sie selbst keine ernsteren Ereignisse, die ihre Anwesenheit erfordern würden, erwarten. Obwohl gegenwärtig au Zündstoff in den Ländern Europas wahrlich kein Mangel ist, können der deutsche Reichskanzler, die Minister und Staatssekretäre, die jetzt einen kurzen Osterurlaub genießen, ziemlich sicher sein, daß sie nicht vor der Zeit durch irgend ein explosiv auftretendes EreigniS zurückberufen werden. Denn gerade jetzt sind wir Zeugen von Vorgängen der internationalen Politik und Courtoisie, die unmöglich anders gedeutet werden können, als im Sinne tiefinnerster Abneigung der Großmächte gegen den Krieg. Wir haben der Haager SchiedSgerichtS-Episode in diesem Zusammenhänge niemals entscheidende Bedeutung zumessen können. Der Gedanke des schwach oder gar nicht be waffneten FriedeoS eilt unserer Zeit weit voraus. Noch gilt unter dem Zwange der Verhältnisse das Dogma vom bewaffneten Frieden. Die Entschlossenheit, das Volk in der Schule der allgemeinen Wehrpflicht kriegStüchtig zu erhalten, ist genau so groß, wie der feste Wille, den Krieg, so lange Würde und Machtstellung es irgend erlauben, zu vermeiden. Diesem vom Fürsten Bismarck seit l87l mit glänzendem Erfolge und zum Ruhme de» Deutschen Reiches durchgeführten Prinzipe hängen heute allgemein die Großmächte an. Wenn PrLsident Rooseve.lt die Lehr« seinen Amerikanern jetzt wie etwa» Neues bringt, so wissen wir, daß sie zu ihm über de» Ozean gekommen ist, wie di« ganze amerikanische Kultur. Ja Europa bewährt sich diese Politik heute ganz be sonder» auf dem Balkan. Die makedonischen und die albanesischen Unruhen haben eine solche Ausdehnung, eine solche Heftigkeit angenommen, wie seit Jahren nicht. Und dennoch zittern wir nicht mehr für den Frieden Europas. Der englisch-russische Gegensatz von den früheren Orienlkriegen ist kaum noch wahrzunehmen, seitdem im ferneren Osten diese Rivalitäten zum AuStrag kommen. Orsterreich-Ungarn und Rußland arbeiten hier nicht mehr gegen, sondern mit ein ander und zwingen der ganzen Balkanpolitik den imperativen Willen zum Frieden aus. Gegen den Sultan sür die balkanische Christenheit wie Nikolaus I. oder Alexander II. das Schwert zu ziehen, diesen Gedanken weist die zariscke Suttner-Politik weit von sich ab. Die Befürchtung aber, daß die innere Gärung Rußland zum Kriege treiben könnt«, vermögen wir nicht zu teilen. Denn die Lage ist dort, wenn auch ernst, so doch keineswegs verzweifelt, und die wirtschaftlichen Unternehmungen de» Zarenreiches vertragen sich mit einer kriegerischen Politik ganz nud gar nicht. Man ist am Petersburger Hofe nicht kriegerisch gesinnt. Will doch sogar irgend ein Lakai, dessen Weisheit man sich nach London hat telegraphiren lassen, erfahren haben, daß es dem Kaiser Wilhelm in Kopenhagen gelungen sei, die den Deutschen bisher nicht freundlich gesinnte Kaiserin-Witwe von Rußland „gänzlich umzustimmen". Wenn alle Deutschen, soll sie gesagt haben, so wie ihr Herrscher seien, dann sei sie fortan deren Freundin. Da» Geschwätz wäre der Er wähnung nicht wert, bezeichnete nicht auch derartige Ueber- treibung die Stimmung, die der Kaiser in Kopenhagen hervorgerusen und hinterlassen Hal. Trotz ehrlichster Versuche hat man im Haus« der Schwiegermutter Europa» die Störung des Friedens ja nie sertig gebracht. Jetzt dürfen wir annehmen, baß auch die Versuche nicht mehr stattfinde» werden, und das ist immerhin «in Gewinn. So ist auch diese GeburtStazSreise ein Beitrag zur europäischen Friedenspolitik. Noch bedeutsamer aber erscheinen die für die nächste Zeit bevorstehenden weiteren Reisen europäischer Staatsoberhäupter. Präsident Loubet kann Tunis auf suchen, ohne daß darüber Italien in Aufregung gerät, ja ein italienische» Geschwader wird ihm bei seiner Mittelmeer-Fahrt sogar besondere Ehren erweisen. Der König von Eng land lenkt von den Häfen de» eng verbündeten Portugal seine Schiffe aa die Küste der Dreibundmacht Italien und sucht in deren Hauptstadt den König Viktor Emanuel auf. Unmittelbar nachher wird ihn die Zweibund-Macht Frankreich in Pari« erscheinen sehen, ohne daß darüber irgend ein Kabinett auch nur die mindesten Beschwerden empfindet. Eine Förderung de» FriedenS-Ge- danken», wenn er sich nicht auf Abrüstung richtet, ist eben allen Völkern höchst willkommen, besonder» in dieser Osterzeit. Man hat in zweifacher Hinsicht versucht, die Kopenhagener Kaisertage mit inneren deutsche» Frage» in Zusammenhang zu bringen. E» ist selbstverständlich nicht daran zu denken, daß Preußen seine sehr nationale Politik in Nordschle»wig auch nur um Haare» Breite modifiziere» sollte weil Kaiser Wilhelm sich einige Lag« in de« Paläste« König Christians wie ein „Sohn des HauseS" gefühlt hat. Solche Utopien überlasten wir dem Apostel der Ungereimt heiten, Herrn Björnsterne Björnson. Aber auch die sozial demokratische Zumutung, eS solle der Kaiser seine Eindrücke von dem Kopenhagener Genossen-Bürgermeister ans die deutschen Verhältnisse anwenden, verdient keine Be achtung. Zunächst wird dieser Eindruck Wohl nicht so erschütternd groß gewesen sein. Vor allem aber haben die deutschen Sozialdemokraten in ihren Parteiorganen noch nie den Versuch gemacht, die Träger der Monarchie und des SlaatSgedankenS auch nur mit einem Tausendstel jener Höf lichkeit zu behandeln, die als nicht doktrinär verbohrte Männer ihre Kopenhagener Genossen jetzt bekundet haben. Die Führer der deutschen Sozialdemokratie sind nicht nur viel ungewandter als diejenigen anderer Länder, sondern sie sind auch nicht national, wie beispielsweise ein JauiöS, der den Franzosen in keinem seiner Worte, in keiner Anschauung verleugnet. Es paßt zu ter Gesamlerschei- nung, daß sür den W a h l k a m p f die deutsche Sozial demokratie sich mit auswärtigen Geldmitteln unterstützen läßt. Wenn in der „Kreuzzeitung" und anderen Blättern immer wieder geklagt wird, der Kampseöruf gegen die Sozial demokratie werbe von den bürgerlichen Parteien nicht allgemein und nicht entschieden genug erhoben, so können wir das nickt gelten lassen sür diejenigen Gebiete, in denen die sozial demokratische Gefahr im Vordergründe steht. Jene reaktionären Blätter meinen im Grunde auch etwas ganz anderes. Sie möchten auch dort, wo nur sozialdemokratische Minoritäten sind, eine Solidarität ihrer Gegner zu Gunsten reaktionärer Parteien, vor allem des Zentrums, entstehen sehen. DaS aber ist ein Gedanke, über den der lebenskräftige Liberalismus jetzt längst zur Tagesordnung übergegangen ist. Mehr vielleicht, als es eine über das Stimmenzählen nicht hinauSgehende Wahltaktik verträgt, entschiedener, als eö den Kompromißnaturen einzelner Führer entsprach, haben die Karl-ruber Nationalliberalen den Gegensatz gegen den UltramontaniSmuS betont. Wir rechnen es ihnen zum Ruhme an, daß ihre Haltung, wie eS in einem ultramon tanen Organe heißt, eS dem Zentrum unmöglich gemacht, irgend ein Kompromiß mit ihnen einzugehen, um den Sozialdemokraten den Sieg zu erschweren. Pfarrer Wacker schreibt jetzt: „Für uns vom Zentrum ist die Lage sehr klar. Unser Hauptfeind bei den kommenden Wahlen ist der NationalliberaliSmuS wie seil vielen Jahren." Der Unter schied ist nur der, daß heute die Gefolgschaft von freisinnigen Demokraten und Sozialdemokraten nicht mehr, „wie seit vielen Jahren", hinter Herrn Wacker steht. Die National liberalen brauchen also die Wackerschen Drohungen nicht allzu ernst zu nehmen. Was aber Karlsruhe betrifft, so ist nach unsrer Kenntnis von den Verhältnissen lediglich daS Maß von Agitation und Energie, das von der nationalliberalen Partei aufgewendrt wird, entscheidend für den AuSgang. Daß in Baden de» Zentrums Weizen heute nicht mehr blüht, wie „seit vielen Jahren", muß auch die Negierung deS Landes all mählich begriffen haben. Sie kann jetzt nicht mehr riskieren, sich nachsageu zu lasten, ihre Stimmen würden im Bundesräte zu Gunsten der Jesuiten abgegeben werden. Die Ver antwortung, in dieser Richtung etwa den AuSscklag gegeben zu haben, wäre angesichts der gegenwärtigen Slimmnngen deS badischen Volkes zu groß. Daß eS aber mit dem ewigen Hinausschieben der Entscheidung jetzt bald sein Ende haben muß, ist an dieser Stelle schon hervorgeboben worden. Ja, wir möchten noch weiter gehen. Es müßte gesetzgeberisch eine Frist bestimmt werden, innerhalb welcher der Bundesrat verpflichtet wäre, seine Stellung zu Beschlüssen deS Reichstags einzunehmen und öffentlich bekannt zu geben. Wir können eS nicht als zulässig erachten, baß der Bundes rat etwa drei Jahre, nachdem der Reichstag in einer Zeit tiefsten kirchenpolitischen Friedens sich sür dt« Auf hebung de» Jesuitengesetzes ausgesprochen bat, einem solchen Beschlüsse unter veränderten Verhältnissen beiträtc. Die gesetzgeberische Kraft eines solchen ReichSlagSbeschlusscS muß nach gegebener Frist erlöschen. Wir meinen daher, daß der Bundesrat, wenn er, — wa» ja nicht mehr allzu wahr scheinlich ist, — für die Aufhebung de» tz 2 sich cntschiroe, die ganze Angelegenheit noch einmal vor den Reichstag bringen müßte. Nicht zu dulden aber ist die Gepflogenheit, Reichstagsbeschlüste nach Belieben zu beachten oder zu igno rieren. Auch sür den BundeSrat heißt eS Rede stehn und Farbe bekennen. Zusammenschluß der Warenhäuser und Äroßbazare. v. Ende Februar begründeten die Inhaber von Warenhäusern und Grohbazaren einen „Verband deut- scher Werren- und Kaufhäuser" mit einem eigenen Sekre tariat. Am zweiten Osterfctertag wird dieser Verband in Berlin eine außerordentliche Generalversammlung ab halten, zu der alle Besitzer von Warenhäusern und Groß- bazaren eingeladen sind. Der Verband macht eS sich zur Aufgabe, die Interessen der Warenhäuser wahr- zunehmen, alle Angriffe nötigenfalls durch Prozesse aus aemeiniame Kokte« absuwedren, in«besondere bei den ß, . ! . ...... , . . . . . , Fenerversicherungsgesellschaften günstigere Bedingungen durchzudrücken und nicht zuletzt die Agitation gegen die preußische Umsatzsteuer zu führen oder mindestens Steuerermäßigungen auf die eine oder die andere Weise zu erwirken. Von übereifrigen Freunden der Großbazare ist zwar behauptet worden, daß die Warenhaussteuer aus die Lieferanten abgewälzt werde. Indessen läßt sich diese Behauptung nicht ernsthaft begründen. In Wirklichkeit ist die Warenhaussteuer für die betreffenden großkapita listischen Unternehmer eine unangenehme Einrichtung. Auch hat sie immerhin einige Erfolge gehabt, wenn schon sie das Entstehen neuer Grobbazare und Warenhäuser nicht hindern konnte. Tatsächlich sind von großkapitalistischen Spekulanten Warenhäuser und Grvßbazare iveit über das Bedürfnis hinaus gegrtttidet worden und die Unternehmer müssen nunmehr bemüht sein, immer neue Lockmittel und Tricks zu ersinnen, um möglichst großen Zulauf zu erlangen. Einer sucht darin den andern zu übertreffen und viel leicht wird der neue Verband Regeln auch für die plan mäßige Anwendung von Tricks und Lockmitteln schaffen oder mindestens anempfchlen. Ratschläge dieser Art findet man schon heute in Fachorganen. Ta wird den neuen Großbazaren und Warenhäusern ungeraten, den Kindern Geschenke zu geben, damit sie die Mutter quälen, nach dem neuen Geschäfte zu gehen, ferner Haushaltungs gegenstände, Tabletts oder Wachstücher, auch Küchen schürzen mit aufgcdrucktcr Firma unter dem Preise ab- zugebcn. So verkaufte ein Breslauer Grobbazar bei der Eröffnung Tausende von vernickelten Tabletts mit ein gravierter Firma, bas Stück zu 9 Pfg., während die Tabletts den dvpelten Wert gehabt haben sollen. Diese Reklame ist jedenfalls billiger als Zeitungsanzeigen und dergleichen. Bei der Eröffnung neuer Geschäfte soll man „Eröffnungspreise" ankllndigen, nach einigen Wochen „Ausnahmepreise" für einige Artikel, später „Gelegen- hcits-" und „Partiepreisc" usw. Daneben erfolgt die Verleitung der Besucher zum Kauf so planmäßig und raffiniert wie möglich, doch sind die n o r d a m c r i k a n i s ch c n Geschäfte nach dieser Richtung hin noch um etliche Nasenlängen voraus. In einigen nordamerikanischen Grohbazaren werden bei spielsweise Thcateraufführungen mit freiem Eintritt für die Besucher veranstaltet, doch müssen die Besucher, ehe sie den Eintritt zum Theatersaal erreichen, nahezu das ganze Warenhaus durchlaufen, und da ist die Verlockung so groß, daß sie fast niemals ungcrnpst davonkvmmcn. Gelegentlich überschreitet die Konkurrenz der Grvßbazare die parlamentarischen Grenzen. Zu Mülhausen i. E. haben zwei großkapitalistische Spekulanten dieser Art Warenhäuser errichtet. Unlängst kündigte die eine Firma, Wronker L Co., eine große „Orangenschlacht" an mit den Worten: „Lasten Sic sich nicht durch schmutzigen Konkurrenzneid irresllhren. Wronker L Co. bleiben die billigsten am Platze." Darauf antwortete die betroffene Konkurrenzfirma Gcbr. AlSberg: „Orangensicg. Die von der Konkurrenz offerierten Orangen kosten bei uns pro Dutzend 10 Pfg. weniger." Und mit derartigen Elementen soll daS Elsaß germanisiert werden! Ameri kanisiert, und wenn das Treiben so fortgeht, kommen wir auch in Alt-Deutschland bald zu amerikanischen Zu ständen. Deutsches Reich. 6. II. Berlin, 11. April. Der Jahresbcrichtdcs internationalen Bureaus des Welt post- Vereins für 1902 ist erschienen. Das interessante Aktenstück zeigt, daß der Weltpostverein langsam aber stetig vorwärts dringt. Dem Weltpostvcrtrage sind 1902 Kuba und Kreta bcigetrcten, die freilich beide als Teile anderer Länder schon vorher dem Weltpostverein angehört hatten. Nach der dem Jahresberichte bcigcgebencn Uebersicht der Vercinöländer bestand der Weltpostverein Ende 1902 aus 127 Postgcbicten, darunter 73 Kolvnialgebictcn; die Zahl der Gebiete würde erheblich großer erscheinen, wenn nicht die Gesamtheit der französischen Kolonien als ein einziges Gebiet gezählt wäre. Unter den BcrcinSlündcrn nimmt der Einwohnerzahl nach Deutschland mit 56,3 Millionen Bewohnern die vierte Stelle ein. Volkreicher als Deutsch land sind Britisch.Indien <295,2 Millionen Einwohneri, Rußland (128,9 Millionen) und die Vereinigten Staaten von Amerika (761 Millionen). Nach Deutschland kommt an fünfter Stelle Japan mit 46,5 Millionen Bewohnern. Die dem Umfange nach größten Vcrcinögebictc sind Ruß land (22,5 Millionen Quadratkilometer), Kanada, (9,6 Millionen Quadratkilometer), die Bereinigten Staaten von Amerika (9,4 Millionen Quadratkilometer) und Brasilien (8,4 Millionen Quadratkilometer), während Deutschland mit 540 743 Quadratkilometern erst an 81. Stelle kommt. Das gesamte Gebiet des Weltpostvereins umfaßt zur Zeit 106 603 028 Quadratkilometer mit 1 102 658 581 Eiu- wohnern. ES gehören also.daderFlächeninhalt der fünf Erdteile mit Einschluß der Polargebiete rund 136,4 Millionen Quadratkilometer mit rund 1Z4 Mil- liarben Bewohnern auSmacht, rund 30 Millionen Quadratkilometer mit rund 400 Millionen Einwohnern dem Weltpost vereine noch nicht« n. Bet dieser Berechnung ist zu berücksichtigen, daß eS sich bet den nicht zum Verein ge hörigen Gebieten, abgesehen von China, nm weit ausge dehnte und zugleich wenig bevölkerte Gebiete handelt: so dann, daß verschiedene Länder, obwohl sic dem Weltpost vereine nicht angehören, in Bezug auf die Abwickelung ihres Postvcrkehrs doch als ihm ungegliedert erscheinen, weil in ihnen von fremden Postvcrwaltnngen unterhaltene Dereinspostanstalten bestehen. Ganz besonder- gilt die- von China, wo deutsche, englische, französische, russische, amerikanische und japanische VereinSpostanstalten vor handen sind (im letzten Jahre kamen 3 deutsche und 6 fran- zvsischc Postanstalten in China Hinz»), ferner von Marokko, wo VereinSpostanstalten von Deutschland, England, Frank reich und Spanien unterhalten werden und 1902 5 neue spantfch« Poftanstalten errichtet worbe« sind. * Berlin, 11. April. Di« Geschäftsordnung desNeichstageS ist merkwürdigerweise noch niemals Gegenstand einer juristischen Darstellung gewesen. Jetzt hat Privatdozcnt vr. Perels unter dem Titel „DaS autonome Reichstagsrecht" eine solche Dar stellung erscheinen lassen, die sich auf eine Durchsicht und Verarbeitung des aus mehr als 140 000 Spalten der steno graphischen Berichte sämtlicher NeichStagsverhandlungen aufgespeicherten Stoffes stützt. Perels erörtert die Ge schichte der Geschäftsordnung, die rechtliche Natur ihrer Verbindlichkeit und ihren Geltungsbereich, sowie die Be ziehungen zwischen ReichstagSrecht und Reichstagsbrauch, er behandelt alsdann systematisch die verschiedenen Teile der Geschäftsordnung. Der Verfasser will seine juristische Darstellung durch politische Erwägungen nicht beeinflussen lasten. Der Mangel einer solchen Behandlung der Ge schäftsordnung mit Erörterung und Zusammenstellung aller Präzedenzfälle hat sich insbesondere bei der letzten Beratung über die Zolltarifvorlage im Reichstage fühl- bar erwiesen. Indes ist zur Abhülfe dieses Mangels er forderlich eine Durchsicht nicht nur der stenographischen Berichte, sondern auch aller auf die Geschäftsordnung be züglichen Akten im Bureau des Reichstages. Um die Kon troversen der Geschäftsordnung vollständig richtig zu würdigen, muß man wohl auch längere Zeit praktisch die Geschäftsordnung kennen gelernt haben. * Berlin, 11. April. In der staatlichen Für- sorgeauf dem Gebiete derWohnungSfrage ist unter den deutschen Einzelstaaten bisher das Groß herzogtum Hessen am weitesten vorangeschritten. Vor einiger Zeit ist dort ein Wohnungsgesetz erlassen worden, zu dem setzt die Ausführungsbestimmungen bekannt ge geben sind. Dem durch das Gesetz eingeftthrten La n d e S- Wohnungsinspektor werden folgende Aufgaben zugewiesen: 1) Die Errichtung gesunder und billiger Wohnungen für Minderbemittelte in Stadt und Land, namentlich bei Arbeit gebern und Arbeitnehmern, bei Gemeinden und kommunalen Verbänden anzurcgcn und diese sowohl, wie gemeinnützige Ver einigungen und sonstige Interessenten in allen auf Verbesserung der Wohnungövcrhältnisse der Minderbemittelten gerichteten Bestrebungen mit Rat und Tat zu unterstützen; 2) die Gründung gemeinnütziger Baugenossenschaften oder sonstiger Vereinigungen zum Zwecke gemeinnütziger Bautätig keit anzuregen und zu fördern; 3) die auf Grund des WohnungSfürsorgegesetzeS ein gehenden Gesuche um Darlehen aus der Landcskreditkasse zu begutachten; 4) bei der Ueberwachung der Verwendung dieser Darlehen und der Erfüllung der hierüber bestehenden gesetzlichen und vertragsmäßigen Vorschriften mitzuwirken; 6) in dem Zwangsverfahren gegen Gemeinden al» Sachver ständiger Gutachten abzugeben, und 6) statistische Nachweise auf allen Gebieten des Wohnungs wesens zu beschaffen und über die sich ergebenden Fragen, sowie über seine eigene Tätigkeit alljährlich einen Jahresbericht zu erstatten. Der Landeswohnungsinspektor ist ferner, wie der „Loz. Prar." zu entnehmen ist, angewiesen, alle Gemein den durch Raterteilnng über die Einrichtung derselben zu den durch Raterteilnng über die zweckmäßige Ausgesta!» tung der örtlichen Wohnnngsinspektion zu unter stützen. In den größeren Gemeinden ist die Einrichtung derselben unter allen Umständen anzustreben. In erster Linie sollen zn Wohnungsinspektoren Personen mit be sonderer Sachkenntnis, wie Acrzte, Architekten usw. bestellt werden. Untergeordnete Polizetorgane sind nur für kleinere Gemeinden und nur ausnahmsweise zulässig. Hier zeigt sich das Bestreben der Regierung, durch möglichste Umgehung der ordentlichen Polizetorgane das Schenza zu vermeiden und Personen auf deren Sachkenntnis sie bauen kann, zur Ausführung einer polizeilichen Ucbcr- wachnng hcranzuziehen. Als berufenste Trägerinnen der Bestrebungen zur Verbesserung des Kleinwohnungs wesens bezeichnet die Negierung die Gemeinden und die weiteren Kommunalvcrbändc. Diese sollen, ehe sic selbst zur Abhülfe schreiten, die Banvereine bei ihrer Tätigkeit unterstützen durch das unentgeltliche Zurver- fügnngstellen ihrer Baubcamten, durch die Ucbernahmc von Anteilscheinen, die Bewilligung von Vergünstigungen bei der Verzinsung und Tilgung der aufgenommcncn Bandarlehen, durch die Gewährung hypothekenfreier Bau darlehen aus ihren Mitteln. Weiter ist die Ueberlassung von billigem Baugelände an die Vereine zu Eigentum oder in der Form deS Erbbaurechtes sowie die Uebcrnahme der Vertragskosten für Herstellung von Straßen und Kanälen anempsohlcn. * Berlin, 11. April. Zur Syndikatsfrage schreibt man der „Köln. Ztg": ES ist eine sehr bedauerliche und oft beklagte Erscheinung, daß gerade in Deutschland, dem Lande, das durch seine ewige Uneinigkeit und Zer splitterung so vielen Schaden erlitten hat, auch in unseren Gewerbekreiscn ein geschlossenes Eintreten, ein festes Zu sammenhalten aller Bcrufögcnvsten, um ein einheitliches wirtschaftliches Ziel zu erreichen, sich nur unter den größ ten Schwierigkeiten verwirklichen läßt. ES gibt immer Eigenbrödlcr, die zwar auch das Ziel als erstrebenswert anerkennen, aber mit größter Hartnäckigkeit darauf be stehen, ihre eigenen Wege zu wandeln und sich von jeder Vereinigung fcrnzuhalten. ES handelt sich nur sehr selten um Bewahrung der Ellbogensreiheit; weit mehr spielt der schlimmste Eigennutz dabei seine Nolle. Man will von den wirtschastlichen Vorteilen einer Vereinigung der übrigen Berufsgenosscn zwar Nutzen ziehen, aber beileibe nicht die Lasten trogen. Das ist ein Verfahren, das unter allen Gesichtspunkten unbedingt zu verwerfen ist. Es tritt am meisten bet den Syndikaten hervor, bet denen cs immer einige Mchtsyndikatteilnehrner versuchen, im Trüben zu fischen und für sich die Sabne von der Milch aDznschvpfen. Freilich pflegt sich auch hier meist der Spruch zu be währen, daß der Krug so lange zum Wasser geht, bis er bricht. Schließlich müssen doch einmal die Syndikate von
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