02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030421029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903042102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903042102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-04
- Tag1903-04-21
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626,— 1^ 101,50 105,— 008O 98.80 102.70 t>8S0 L8.25 70,30 102.75 71 ->0 03,10 16,30 >21.40 124,- >52.30 > 132.35 t 30,80 127.— ,t« 17.10. 1V1S0 . 109.00 173.80 BezugS-PreiS 1» der Hauptexpedttio« oder deren Ausgabe» Pelle« abgeholt: vierteljährlich 8.—, bei tweimaliger täglicher Zu Stellung i«S Hau» 8.7Ü. Durch di« Post bezogen fiir Deutsch, laud u. Oesterreich vierteljährlich 4.80, jur di« übrige» Länder laut Zeitung-preisliste. Le-akttou «nd Expedition: Iohanni-gaffe 8. Fernsprecher 1S3 und 822. FUtalavpediti»«»« r TlsredHahn, Buchhandlg., UlliversitätSstr.S, L. Lischt Katharineustr. 14, u. KöuigSpl. 7. Hanpt-Filiale Dresden: Marteustraße 84. Farnsprecher Amt I Nr. 1718. Haupt-Filiale Lerlin: T«l vimcker, Herzgl. Bahr. Hosbuchhandlg» Lützowstraße 10. Fernsprecher Amt VI Nr. 4603 Abend-Ausgabe. Anzeigen »Preis die ögejpaltene Petitzeile Lö Reklamen unter dem Redaktionsstrich s4gespalten) 7S vor den FamiNeuna-- richten («gespalten) SO H. Tabellarischer und Ziffernsap eutsprechenli höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbejörderung 60.—, mit Postdesörderung 70.—. Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Nates und des Notizeiamtes der Stadt Leipzig. Annahmeschluß für Anzeigen: Abeud»Ausgabe: BormittagS 10 Uhr. Morgea-AuSgab«: Nachmittag- 4 Uhr. Anzeige« stab stet» an die Expedition zu richte«. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von S. Pol» i« Leipzig. Nr. M 1 /. r. ans 85,35 t.) kr.! SS.IV u»I SS,30 Feuilleton 7800 SSOO r. r- o,is>. vpA. u-oU"» »rt»" des Ab- ir td. 840 350 700 700 0.12 >. »). ist cs sio 372S 4tS 400 37SV 300 970 325 l8S0 2370 835 N»U- Vva 83.70 188,50 84,90 223.90 3S0.35 185.00 185,75 185.25 163,— 107,75 104,— 101^30 S«in- Ud«I«- ve» , von Sonn» IS/2) .»lala,- von Lorun» >, ü»ip,iss. .. 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Aber mir graute vor dem Tode, und ich be gann darüber nachzudenken, ob es nicht möglich sei, eine Aenderung meiner trostlosen Lage herbeizuführen. Als ich aber eines Tages davon sprach, daß ich nicht be absichtige, auch in Zukunft von Menschen, die mir ver wandtschaftlich nahe standen, als eine Fremde betrachtet und behandelt zu werden, erkannte ich, daß ich nie daran würde denken dürfen, meine Hoffnung verwirklicht zu sehen, wenn ich nicht aus eigenem Antriebe Schritte unter nahm, mich mit meinen Verwandten in Verbindung zu setzen. Ich schrieb an Sie. Joseph Brandt brachte mir den Brief geöffnet zurück. Es kam zu einem schrecklichen Auftritt, Wilm, aber ich hatte nur erreicht, daß ich in einer Weise bewacht wurde, die einer Gefangenschaft gleichkam, und mein Mut war gebrochen. Mein Gatte drohte mir, mich in ein Irrenhaus zu bringen, wo auch meine Mutter ge storben sei. Ich mußte cinsehen, daß ich rettungslos einem furchtbaren Schicksal in dem Augenblick verfallen sein würde, in welchem ich den Versuch machen sollte, eine Annäherung au die Familie meines VaterS zn unternehmen. Joseph Brandt, Egnatius van Senden und Harry Danley waren Männer, die eine hülilose Frau nicht angreifen konnte, und über diesen Punkt täuschte ich mich nicht. Da erhielt ich die Nachricht von dem Tode meines Politische Tagesschau. * Leipzig, 2l. April. Amerikanischer Gcschwaderbesuch in Siel. Daß der gestern nach Berlin zurückgekehrte Reichs kanzler gezwungen sein werde, im sterbenden Reichstage noch auf Anfragen über unsere Be ziehungen zum Auslande zu antworten, »richt gerade wahrscheinlich. Immerhin wird ihm nicht unangenehm gewesen sein, in Berlin die Nachricht vorzufinden, daß das europäische Ge schwader der amerikanischen Flotte nun doch noch während der Kieler Woche in Kiel anwesend sein wird, obgleich es eine Weile schien, als ob nur Mar seille der Ehre dieses Besuches teilhaftig werden sollte. Daß es nun doch anders kommt, wird der Initiative des Präsidenten Roosevelt zugeschrieben, über den Washington berichtet wird: „Präsident Roosevelt war über den Beschluß Klottendepartements, das Geschwader trotz lehnung der deutschen Einladung nach Mar seille zu sthicken, aufgebracht. Er verlangte tele phonisch Aufklärung von Moody und ordnete, ohne ihn zu befragen, an, daß das Geschwader nach Kiel gehen solle. Dann rief er Baron Speck von Sternbnrg tele phonisch an und versicherte ihm, daß der Besuch in Mar seille kein Affront für Deutschland sein solle." Weiter meldet das „Ncutersche Bureau" aus Washington: „Nach einer offiziösen Ankündigung über den Besuch des amerikanischen Geschwaders in Marseille und Ki e l har die Regierung keine formelle Ein ladung zur Sendung eines Geschwaders nach Kiel von dec deutschen Regierung erhalten, außer auf halbamt lichem Wege eine Mitteilung, daß Kaiser Wilhelm sich freuen würde, während der Flottenmanöver den Besuch des nordatlantischen Geschwaders zu erhalten. Falls dies nicht geschehe, wurde auch angedeuret, daß der Kaiser, der den Kontreadmiral Evans persönlich kennt, sich freuen würde, falls dieser bei seiner Rücklehr aus Asien an Bord seines Flaggschiffes „Kentucky" in einem deurschen Hafen anliefe. Der Staatssekretär der Marine Moody wünschte dringend, alles Mögliche zum Beweise seiner warmen Freundschaft für Deutschland zu tun, ebenso Präsident Roosevelt und Staatssekretär H a y. Diese waren entschlossen, keine Ge legenheit zu versäumen, um Kaiser Wilhelms vielfache freund liche Achtungsbezeigungen für die Union zu erwidern. Doch verboten die Umstände, irgend einem der beiden von Deutschland gegebenen Winke zu folgen. Die ameri kanische Flotte wird jedoch bei den Kieler Manöver» vertreten sein. Da das Flottcndepartement auch dein Präsidenten Lonbet und seinem Volke die größtmögliche Courtcoisie zu zeigen wünschte, wäre es eine grobe Unhöflichkeit gewesen, falls das nur wenige Stunden von M arseillc befindliche Geschwader den Präsidenten bei seiner Rückkehr von Algier dort nicht begrüßt hätte." Dieser letzteren Meldung liegt offenbar eine Ver wechselung zu Grunde. Was das n o r d a t l a n tisch e Geschwader der Union betrifft, so ist cs bekanntlich vom Kaiser in aller Form eingeladen worden, einen deutschen Hafen anzulaufen, und Präsident Roosevelt hat diese Sr« w » », l. «t v r i voo 4a-tr»- 11900 — 15125 350 14375 1435 580 .400, c». vordotou.) slä i Ltt«t 8ÜS'-- «50, 7775 800 4900 035 3075 15900 900 7000 - 37/5 875 30.75 158 30 104,20 150,- 116. — >05.90 50,80 139.10 125 10 18425 170, - 208,— 308.— >55 — 189.75 81.35 128,— 207.75 421.50 10050 131.50 185 35 141,40 71,— 125.75 212,25 184.25 «m 10050 LP. 74,30 s- 236,75 315,90 85,45 218,30 lop test. u> Dienstag den 21. April 1903. 87. Jahrgang. Einladung, für den Fall des Besuches europäischer Häfen überhaupt, angenommen. Dagegen ist, wie wir von best unterrichteter Seite erfahren, von deutscher Seite nichts geschehen, um den Besuch des europäischen Ge schwaders herbeizuführen. Wenn nun dieses Geschwader nach seinem Besuche in Marseille mehrere Häfen Nord europas anläuft und auch vor Kiel erscheint, so liegt hierin offenbar ein Anzeichen dafür, daß Präsident Roose velt sich entschlossen hat, ans dem Gebiete der inter nationalen Höflichkeit Licht und Schatten gleichmäßig zu verteilen. Dieser Beschluß hat etwas lange gedauert; immerhin ist er geeignet, denen die Schadenfreude zu verderben, die in dem amerikanischen Klottenbesuche in Marseille eine „Ohrfeige" für Deutschland erblickten. Hoffentlich wird nun aber auch dafür gesorgt, daß der Empfang der amerikanischen Gäste ein solcher bleibt, wie man ihn Besuchern bereitet, die nur kommen, um einer schon vorher anderwärts abgestattetcn Visite einen de monstrativen Eharaktcr zu nehmen. Die Sozialdemokratie und die Handwerker. Es gibt Städte und Wahlkreise, in denen die Sozial demokratie einen Wahlsieg nur gewinnen kann, wenn es ihr gelingt, Handwerkerstimmen zu erlangen. In solchen Wahlkreisen geberden sich die sozialdemokratischen Zei tungen und Redner mit einem Male handwerkerfreundlich vis auf die Knochen. Als in Nürnberg die „Fränkische Handwerkerwacht" die Sozialdemokratie mit Recht für die Todfeindin des Handwerks erklärte, brachte die „Frän kische Tagespost" schnell einen von Handwerkerfreundlich, keil triefenden Wahlartikel, der zum Ueberfluß auch noch „Ein roter Handwerksmeister" überschrieben war. Das geschah am 14. April. Augenscheinlich ging solcher Prin- zipienvcrrat des bayerischen Brnderblattes dem über alle Maßen „klasscnbewußten" „Hamburger Echo" stark wider den Strich. Es brachte darum am 16. April einen „Die Handwerker nnd die Reichstagswahlen" überschriebenen Leitartikel, in dem die sozialdemokratische Manier, Mittel- standspvlitil zn treiben, lauter und rein verkündigt wurde. Es Iicißt da z.B. „Graf Pvsadoivskn war eben einmal wirk lich ans der richtigen Führte, als er andeutete, daß das Handwerk seine Rolle ausgespielt habe. Dagegen ist kein Kraut gewachsen, mögen die Handwerksmeister das noch so sehr beklagen." Und wie wenig der Sozialdemokratie an Mitteln gelegen ist, die die Handwcrkcrnvt lindern könnten, beweisen diese Worte: „Der einzige vernünftige Rat, den man den Handwerkern geben kann, ist, sich zu bemühen, redlich die moderne Zeit mit ihren Anforde rungen verstehe» zu lernen, zu begreifen, daß für alle volkswirtschaftlich entscheidenden Arbeitszweige die Zeit der Kleinarbeit vorüber ist." Die menschenfrcundlicknn Sozialdemokraten verlangen also von den Handwerkern gar nicht viel anderes, als daß sie Selbstmord begehen sollen. Um die Handivcrkerfrcundlichkeit der Sozialdemo kratie hell zn beleuchten, geben wir noch ein paar Citate. Friedrich Engels hat erklärt: „Wenn aber der Kapi talismus die kleineren Handwerker und Kaufleute ver nichtet, die durch und durch reaktionär sind, so tut er ein gutes Werk." Die „Sächsische Arbeiterzeitung" hat geschrieben: „Wir werden immer »nd überall bestrebt sein, den Untergang des Klein gewerbes zu beschleunigen." Das Erfurter- Parteiprogramm beginnt mit dem Satze: „Die ökonomische Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft führt mit Natur notwendigkeit zum Untergange des Kleinbetriebes." Man muß natürlich nicht glauben, daß in diesem Programm daS stehe, was wirklich ist. Es „ist" in Wahrheit keineswegs so. Aber in diesem Programm steht das, wovon die Sozial demokraten wünschen, daß es so sein möchte. Epilog zum Generalstreik in Holland. Die sozialdemokratische Generalkom mission der Gewerkschaften Deutschlands, die den streikenden holländischen Arbeitern eine größere Summe Geldes übermittelt hat, nimmt jetzt in einem sehr bemerkenswerten Artikel nachträglich zum Generalstreik Stellung. „Wir deutschen Arbeiter", so schreibt das Korrespondenz blatt der Generalkommission, „sind niemals Anhänger des Generalstrcikgcdankens gewesen. Romanische Arbeiterführer behaupten, uns mangele der revolutionäre Elan, das Tich- selbstvcrgcssen, das selbst Waffenlose mit nackter Brust vor die feindlichen Gewehre treibt, das aus tausend gemordeten Kör pern noch die Idee siegreich emporsteigen sieht. Tas ist sicher übertrieben. Richtig dagegen ist, daß unser revolutionäres Empfinden jener fatalistischen Dosis ermangelt, die keinen anderen Ausweg kennt als „siegen oder sterben", die sich jederzeit aufs neue an großen Hoffnungen berauscht und jeden Mißerfolg mit Selbstmordgedanken beantwortet. Statt jener Dosis Fatalismus haben wir deutschen Arbeiter eine gute Portion deutscher Gründlichkeit und englischer Zähig keit, die uns den Tieg nicht von eindrucksvollen Demon strationen und geharnischten Reden, sondern von organisa torischer Schulung der Mafien, von wohldisziplinierten Arbeiterarmeen erwarten läßt. Ein Streik von Arbeitern, denen bisher jede Organisation mangelte, auf welche die Ge werkschaften keinen sicheren Einfluß ansztziübcn vermögen, und in einen. Umfange, dem die Kräfte der bestehenden Or ganisationen nicht gewachsen sind, erscheint uns als undurch führbar und darum nachteilig." Im weiteren erklärt das Korrespondenzblatt, daß cs trotz seiner geringen Sympathien für die Taktik des Generalstreiks im allgemeinen dem Kampf der holländi schen Arbcitsgenvssen eine warme Anteilnahme entgegen gebracht habe, weil es geglaubt, daß dieser Kampf zur Einheit der holländischen Gewerkschaften führen würde. Noch einen anderen Erfolg hat die General- kommissivu von diesem Kampf der Holländer erhofft, nämlich die kritische Prüfung der Taktik des G e n e r a l st r e i k c s, um über dessen Wert oder Un wert Kenntnis zn erlangen. Komisch nimmt es sich ans, wenn die Generalkommission nun mit einem Male er klärt, daß der Verlauf des holländischen Generalstreiks ein solches zuverlässiges Urteil nicht gestatte. Der hol ländische Generalstreik kann, so erklärt die Kommission in ihrem Organ, als unumstößlicher Beweis dafür nicht dienen, daß ein Generalstreik unter allen Um ständen mißglücken muß, sondern lediglich als ein Bei spiel, wie ein Generalstreik nicht vorbereitet werden darf. Die Herren Legien und Genossen scheinen also der Meinung zu sein, daß eines Tages wiederum ein Generalstreik ausbrechen könne, den sie natürlich ebenfalls mit warmer Teilnahme begrüßen würden und der, wenn er sehr gut vorbereitet wäre, zum Siege führen müßte. Das läßt wirklich tief blicken und eröffnet auch für die deutsche Gewerkschafts bewegung keine angenehmen Perspektiven. Rücktritt Prinettis. Die römische „Tribuns" meldet unterm 20. April: „Der Minister des Auswärtigen Pri netti übersandte heute nachmittag dem Ministerpräsidenten Zarnadelli sein E n t l a ss u n g s g e s u ch." Somit ist der Rücktritt Prinettis, der wiederholt gemeldet und in Abrede ge stellt wurde, wohl definitiv. Italienische Blätter sprechen davon, daß Prinettis Resignation die Freunde einer loyalen Dreibundpolitik mit großem Bedauern erfüllen müssen,- er falle als Opfer der Frankreich freundlichen Strömungen, welche durch die unablässigen Bemühungen des französischen Botschafters Barröre von Tag zu Tag in Italien mehr Einfluß gewännen. Wir fassen mit den „Berl. N. N." den Vorgang etwas einfacher auf. Prinetti Hat vor einigen Monaten einen schweren Schlaganfall erlitten, dessen Folgen ihn an der weiteren Ausübung des verantwortungsvollen Amtes hindern. Zu Drei bund-Besorgnissen haben wir um so weniger Anlaß, als vor zwei Jahren bei der Ernennung Prinettis zum aus, wärtigen Minister die gleichen Bedenken laut geworden sind. Man wies damals auf eine Rede hin, die er 1891 gegen die Erneuerung des Dreibundes gehalten hatte. In einer Rede, die er, vom Abgeordneten Barzilai dar- über interpelliert, am 14. Juni 1901 hielt, ließ Prinetti erkennen, daß die neuen „innigen Beziehungen zu Frank, reich", die trotz des Dreibundes angeknüpft worben waren, seinen Einwendungen gegen diesen den Boden entzogen haben. Im Verlaufe seiner zweijährigen Amtstätigkeit hat Prinetti selbst Gelegenheit gehabt, namens Italiens den Dreibund seinem vollen Umfange nach, wie wir aus Bülows Munde wissen, zu erneuern, ohne handelspolitische Zusätze, wie sie ihm waren nahe gelegt worden. Ebenso hat er sich aber ganz besonders eifrig gezeigt in der Pflege intimer Beziehungen zu Frankreich. Man könnte also gerade so gut sagen, daß die Franzosen allen Anlaß haben, seinen Rücktritt zu bedauern, wie die Mächte des Dreibundes, besten Auf rechterhaltung die zahlreichen Minister, die seit seiner Begründung in Rom die auswärtigen Angelegenheiten zu leiten hatten, immer wieder als Grundlage von Italiens Politik erkannt und schätzen gelernt haben. So wird es wohl auch dem Nachfolger Prinettis, dem Marineminister Morin, gehen, dessen bisheriges Auf treten Geschick und Korrektheit verriet. Ganz abgesehen von der Krage, ob Deutschland oder Italien ein größeres Interesse an der Erhaltung des Dreibundes hat, fühlen wir uns bei diesem Ministerwechsel zu keinerlei Bessrg- nisten aufgelegt. Die neue Aera in den früheren Boerenrepubliken. Schon während und kurz «ach der Reise des britisches Kolonialsekretärs durch die südafrikanischen Ko» lonien ließen deutliche Anzeichen erkennen, daß von einer merklichen Besserung des Verhältnisses -wischen Holländern und Briten nicht die Rede sein kann und daß auch die Bemühungen, einen engeren Anschluß der neuer worbenen Territorien an die Reichsgesamtheit zu stände zu bringen und von ihnen in zollpolttischer Hinsicht die- selben Vergünstigungen zu erwitzken, die Kanada und Australien der britischen Einfuhr gewährt haben, so bald nicht zu einem positiven Erfolge führen werden. Diese Annahme erfährt nunmehr eine gewisse Unterstützung durch die Stellungnahme der General Mining and Finance Company, welche diese Gesellschaft, eine der angesehensten und leistungsfähigsten des Trans vaalgebietes, auf ihrer letzhin in Johannesburg abge halteneu Geueralversammlung gegen die Vorzugs, behandln ng britischer War en bekundet hat. In Uebereinstimmung mit den seinerzeit von nichtcnglischer Seite vielfach geäußerten Ansichten führte der Borsitzende Vaters, der freiwillig seinem Leben ein Ende gemacht. Ihre Mutter, Wilm, gab mir ahnungslos die Zeitung mit dem entsetzlichen Bericht, daß der im Botanischen Garten aufgefundcne Selbstmörder als der Berg inspektor Peter van Senden aus Johannesburg rekog nosziert worden sei. Vielleicht ermessen Sic selbst, Wilm, was ich in jenem Augenblick empfunden habe, als ich er fuhr, daß er» den man mich seit Jahren als einen Toten hatte betrauern lasse», in meiner unmittelbaren Nähe eines jammervollen Todes gestorben war. Die Heber- zeugung, daß ich ihn, wenn ich ihm nahe gewesen wäre, hätte retten können, erfüllte mich mit namenlosem Schmerz, aber auch mit einem großen Zorn gegen die jenigen, die schuld an einer vorzeitigen Trennung von Vater nnd Kind gewesen waren. Noch einmal lehnte ich mich offen gegen meinen Gatten auf, begegnete aber kaltem Hohn. Joseph Brandt machte nicht mehr den Versuch, mich mit Bitten und Versprechungen zu versöhnen, weil er wußte, daß er cin vergeblicher sein würde. Er begann von dem Augenblick an, mich als eine Kranke zu behandeln, nnd mit ihm tai es seine und meine Umgebung. Ich aber gab den Vorsatz nicht mehr auf, mich meiner Gesangenschast zu entziehen. Ich war eine ununter brochen Ueberwachte, wenn ich auch nach wie vor an der Seite meines Gatten in Gesellschaften erschien. Es ent ging mir auch nicht, daß ich von vielen Seiten einer be sonderen Beobachtung ausgesetzt war, und vermutete ich, daß über meine Gesundheit in Umlauf gesetzte Gerüchte ihre Ursache dazu sei. Daß diesem Zustande ein Ende ge macht werden wüste, stand bei mir fest. Nur sah ich mir jeden Weg versperrt, auf dem ich meine Absicht liätle erreichen können. Ich wagte nicht, einem Mensche» mich anzuvcrtraucn, nnd unbemerkt das HauS zn verlassen, war eine Unmöglichkeit, da man mich nicht aus den Augen ließ. Trotzdem dachte ich beständig daran, wie es mir gelingen könnte, mich der Aufsicht zu ent ziehen, nnd eines Tages bot sich mir eine (Gelegenheit, die ich benutzen konnte, weil ich mich jeden Augenblick bereit gehalten. Ich hatte Besuche gemacht, nnd mein Wagen hielt bei Etoilcs, deren Haus einen Durchgang nach dem Bahn hose hat. Es war kaum zehn Minuten vor Abgang des Schnellzuges — es konnte gelingen. Der Gedanke war mir blitzähnlich gekommen. Ich stand am Schalter, mein Billett zu lösen, ehe ich es selbst wußte. In dem Augen blick aber, als ich den Perron betrat, sah ich einen Herrn mit einer Handtasche vor mir hergehen, in welchem ich einen intimen Bekannten Josef Brandts erblickte. Es war ein Sekretär aus Potschesstrom, der dorthin zurück wollte — Herr Stephan Mildler. Im ersten Schrecken wollte ich die Flucht ergreifen, er kam aber auf mich zu und begrüßte mich. Er war mir schon von Kimberley her bekannt, wo er im Hause Mr. Danleys verkehrte und die Absicht verriet, mich zu heiraten. Ich hatte aber eine Slbneigung gegen ihn und mied ihn, wo ich konnte. Dadurch war eine Spannung entstanden, die ihn von mir fern gehalten. Leine Frage, wohin ich wollte, beantwortete ich in der Aufregung wahrheitsgemäß. Somit muß ich erwarten, daß mein Gatte nach hier kommen und seine Drohungen wahr zu machen suchen wird, wenn Sic mich nicht schützen." Lisa Brandt hatte mit wachsender Ruhe ihre Mit- teilungcn gemacht, ohne sich nur einmal noch zu unter brechen. Aber sie sah blaß nnd angegriffen auS, und jetzt schloß sic vorübergehend die Augen wie in völliger Erschöpfung Wilm van Senden hatte äußerlich kaum seine Anteil nahme an der Erzählung der jungen Frau zu erkennen gegeben. Er saß mit zu Boden gesenktem Blick, den er nur flüchtig erhoben, als der Name Stephan Mildler sein Ohr erreicht hatte. Jetzt fragte er, obwohl er die Antwort im voraus wußte: „Unter welchem Namen sind Sie die Gattin des Generaldirektors Brandt geworden?" „Als Lily Viktoria Danley. Papa hat seine Ein- willigung nicht geben wollen, und dann haben sie ihm ge sagt, daß ich gestorben sei." Wilm schüttelte mit dem Kopfe. „Wenn er davon wußte, daß Sie im Hause Mr. DankeyS als dessen Tochter lebten, doch wohl kaum, Lisa." ..Warum nicht? Schlimmsten Falles hätte er nichts gegen Onkel Egnatius und die anderen Mitwisser nnter- nebmcn können. Sie haben doch auch ihre Absicht er reicht Papa hat jedenfalls nichts mehr von mir gehört." „Womit wollen Sic aber beweisen, daß Sie in der Tat Peter van Sendens Tochter sind?" fragte Wilm dann. Sie sah ihn mit einem Blicke unbegrenzten Er staunens an. „Lily Danley und ich sahen sehr verschieden aus. Die Jnstitutsvorsteherin, die Lehrer und Lehrerin und alle Pensionärinnen würden bezeugen können, daß ich nicht Lily Danley bin." „Eine derartige Beweisführung würde sehr umständ lich sein und uns gegenwärtig nichts nützen", sagte Wilm ernst. „Vor allen Dingen bedürfen wir eines Beweises, daß Ihre Angaben der Wahrheit entsprechen, ehe wir daran denken können, Sie bei uns aufzunehmcn oder sestzuhaltcn, wenn der Generaldirektor Brandt Ihre Rückkehr nach Kapstadt verlangen sollte." Seine Worte hatten sie jäh erschreckt. Auch die letzte Spur von Farbe mar aus ihrem Gesicht gewichen und vollendete Verzweiflung drückte sich in ihren Zügen aus Aber nur minutenlang war sie von Entsetzen beherrscht. Schon kehrte ein feines Rot in ihre Wangen zurück und in ihren Augen leuchtete Entfchlostenheit. „Ich werde nie in das Hans Josef Brandts zurück kehren — eher sterben." Auch nicht ein leises Schwanken gab sich in ihrer Stimme zu erkennen, und Wilm war nicht einen Augen blick darüber im Zweifel, baß Lisa Brandt nicht leere Worte gesprochen. Und indem er auf die blutjunge, elegant gekleidete Krau blickte, überkam ihn ein großes Mitleid. Was mußte sie gelitten haben, um so denken — so sprechen zu können! „Ich brauche Ihnen nicht die Versicherung zu geben, daß ich alles tun werde, was in meinen Kräften steht, Ihre Rechte wahrzunehmen, Lisa", sagte er mit Wärme. „Vertrauen Sie mir. Sic wollen mir gestatten, Kran van Senden von Ihrer Anwesenheit in Kenntnis zn setzen." Wilm war gegangen und die junge Krau allein. Ein trübes Lächeln umspielte ihren Mund. Als sie den Ent schluß gefaßt, nach Johannesburg zu reisen, um den Schutz eines Menschen zu erbitten, in besten Eharaktcr sie ein unbegrenztes Vertrauen setzte, hatte eine wunder bare HoffnnngSsrcndigkcit sic erfüllt. Sic hatte dem Glauben sich hingcgeben, daß einige Worte ausreichcn würden, ihn zu entflammen. Und nun fragte Wilm nach Beweisen. Vielleicht
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