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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.05.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020516010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902051601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902051601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-05
- Tag1902-05-16
- Monat1902-05
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Morgen-Ausgabe LMM. Tageblatt Anzeiger t. Druck und Verlag voa L Polz in Leipzig S6. Jahrgang Nr. 2G Freitag den 16. Mai 1902. »tl«»nvu »v. o SS Haupt-Filiale Lerlin: USniggrüperstraß, IIS. Fernsprecher Ami VI Nr. SSSS. lw:-o. Haupt-Filiale Vresße«: Etrrhlenerstraß« S. Fernsprecher «mt I Nr. 171«. worden sind. WaS bedeutet das aber gegenüber der Thal sache, daß 40 000 Mann ausgesanvt worden sind, nm Delarey'» Gebiet reinzufegen!" .... - o. - 0. - <L Nedartia« «utz Lrpe-itiou: B»ba>«t»gaff« 8. Fernsprecher »öS «ch LL2. FUtntovpebM-n-n r TlfdedHaß», vuchhaodlg, üawerfiüttSstr.S, U. Lösche, Kuthartseustr. Ick, «. LSut-Spl. 7. Amrahmeschluß für Anzeigen: Abend «Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Morgeu-AuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition -u richten. BezugS-PreiS i» der Hauptexpeditton oder den im Stadt bezirk and de« Vororte« errichtete» Aus- Autorität spielt. (Arbeitsbeschaffung für Bekanntlich wird für die durch gegangene prvcentuale Ermerös- japanische Einfluß seine jetzige Stärke behalten wird, ist der zweifelhafte Posten in der soeben in London gezogenen Bilanz -er Weltpolitik. Bon nicht zu unterschätzender Bedeutung ist die Er- muthigung, die durch die neuesten diplomatischen Schach züge der Reformtyätigkeit der augenblicklich in China vor waltenden Politiker gegeben wird. Niemand wird Puau- schikai stören, wenn er trotz des Verbotes der Waffeneinfuhr in -em Abkommen mit den Mächten eine gleichförmig nach m o d e r n e m V o r b i l d in den verschiedenen Provinzen herangebildete Landarmee schaffen will. Gelingt ihm das, so kann China in fünf Jahren mich ein Wort in der Politik mitsprechen, da eö bei guter Gelegenheit Rußland an einer schwer ,zn vertheidigcudcn Grenze unbequem werden und die Mandschurei zurückerobern kann. Eine Seemacht wird es in absehbarer Zeit doch nicht werden. England und Japan haben daher von seiner Erstarkung nichts zu fürchten. Ihnen kann es gleichgiltig sein, ob China die versprochene Negulirung des Flusses Peihv, durch die Tientsin von der See her bequemer zugänglich werden soll, ausführt oder nicht. Für Rußland und Frank reich wird die Möglichkeit, Tientsin bequemer zu erreichen, durch die ebenso große Wahrscheinlichkeit der Gegen wirkung der überlegene» japanisch-englischen Flotte ein zweifelhaftes Moment. Es blieb also Deutschland allein überlassen, auf Erfüllung dieses Bertragsartikels zu dringen. Gegen die sehr verständige Politik des neu organisirten chinesischen Auswärtigen Amtes, in Iapanmüglich st viele junge Chinesen ansbilden zu lassen, macht sich in -en literarisch gebildeten Kreisen der Reformer bereits eine Gegenströmung bemerkbar. In einer Zeitung in Tientsin tauchte ein auf genauester Sachkunde beruhender Bericht über die schlechten Einflüsse aiif, denen chinesische Studenten in Japan ausgesetzt sind. Die sehr laxen Anschauungen über Ehr- und Pflichtgefühl in der japanischen Beamtenwclt, die Corruption in politischen und municipalen Corpvrationcn, der Mangel an Disciplin in vielen Schulen, die gedankenlose Leichtsinnigkeit der ge bildeten Japaner wurde in grellen Farben ansgcmalt, nm daran Zweifel zu knüpfen, ob das Studium der japanischen Civilisation den unbeaufsichtigten chinesischen Sendlingen wirklich gerade die Bortheile bringt, die sic hier suchen sollen: Einblick in den inneren Zusammenhang der öffent lichen Ordnung, gründliche«« Eifer für ihr Fach und ge sunde Anschauungen über modernes Leben. Das Gutachten verrieth Geist und hohe Bildung; es warnte vor den ver worrenen, pietätlosen, radikalen Ideen, die in Japan viel fach in den Kreisen gelten, an die sich die meisten Studenten gern «»schließen. In der Thal hatte cs den Erfolg, daß einen Augenblick die Sendung neuer Lehrlinge unter- brochen wurde. Die Meinung brach sich durch, daß -er hiesige chinesische Gesandte, Herr Tsai, der Verfasser dieser Warnung sei. Dieser erklärt -lese Behauptung aber auf's Energischste für eine plumpe Erfindung. In Peking hat das Waiwupu ld. h. das völlig selbstständige Auswärtige Amt» die Absendungen nach Japan wieder ausgenommen. , ... ... Springfonteiu mit Kaffern und nur sind, di» d»m Zuge Salut geben, wilde, die nicht» anbabeu alt « b»L o v. o o. - O. -r <-r - u. >. p.lSOl S b, 8 d«Ü. S O. - ü- - 8. 0 U. d v. - 8. - 8. 1000:- Extra« Beilagen (gesalzt), uur mit der Morgeu-Autgabe, »ha, Postbeförderung ^l «0.—, mit Postbefördenmg 70-—» Folgen -es Mandschurei-Abkommens. Aus Tokio, 6. April, schreibt man uns: Das neue Abkommen, da» Rußland und China über die Mandschurei getroffen haben, befriedigt wegen der darin enthaltenen Berücksichtigung aller Wünsche, die Japan, England und Amerika in Petersburg und Peking ««»gesprochen Haven, die öffentliche Meinung in Japan vollkommen. Gern möchte man darin da» Eingeständntß erblicken, daß die verbündeten Franzosen und Russen die große Ueberlegenheit der japanischen und englischen Streit kräfte widerstrebend anerkennen. Aber man fühlt doch in stinktiv, -ah der scheinbare diplomatische Erfolg Japan» kein definitiver ist. Durch bas neue Abkommen und durch die gemeinschaftliche Note Frankreich» und Rußland» ist die Situation so mngestaltet worben, Laß einstweilen bte Zu kunft ber Mandschurei bet Seite geschoben ist, damit desto ungestörter in anderen Thetlen der Welt der Werth der rnfsisch-fran-vsifchen Verbrüderung praktisch zur Geltung gebracht werden kann. Wie weit bei einer ernsten Ber- Wickelung im Mittelländischen Meere, im Persischen Golfe und in Afghanistan auf die freiwillige Mitwirkung Japan» zu rechnen ist, und »tz st, China und Korea »er englisch« »ttwnvll. 8. 8. xsk.1./7.(L ». v. «. 1). G.O. S. I). v. 1). v.l». L »r.vL7:M,bO Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4 gespalten) 7V H, vor den FamUteuoach- richten (6 gespalten) SV H. Tabellarischer und Hiffernsah entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme SS H (excl. Porto). gabestellen abgeholt: viertrljührllch ^8 4.80, — zweimaliger tügllcher Znstellang in» Han» ^» 5.5L tzwrch di« en für Deatfchland» Oesterreich vierteljährlich », für di« übrig«, Sünder last ltsft. Amtsblatt -es LVniglichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes un- Nolizei-Ämtes -er Lta-L Leipzig. Katholizismus und polenthum. vt»- Die Rede -es Abgeordneten Gras Hoensbroech im preußischen Herrenhause hat in der polnischen Presse und bei den polnischen Politikern wie eine Bombe eingeschlagen. Das Blatt, dem man die intimsten Beziehungen zu der Posenest- Dominse! zuschreibt, der „Kuryer Poznans«", schreibt unter Anderem: „Worte des Widerwillens nnd der Ent rüstung drängten sich in die Feber, um die abermaligen Angriffe -eS katholischen Grafen Hoensbroech gegen die polnische Geistlichkeit zu charakterisiren. Die treffliche Ant wort -es Fttrsten Radziwlll wirb im Herzen eines jeden wahren Katholiken und Polen mit tausendfachem Echo widerhallcn." Weiter wird gemeldet, baß der Nestor der polnischen Bürgerschaft, der 89jährige v. Morawski-Koto- wietzkr, früher persönlicher Freund der Begründer des CentrumS, insbesondere Malinckrodt's, an die deutschen katholischen Blätter einen Protest gegen die Ausführungen -es Grafen Hoensbroech gerichtet habe. Diese Entrüstung der polnischen Kreise ist sehr erklär lich. Eben noch haben Führer des Centrums und -er polnischen Partei den früheren Bund bet öffentlicher Ge legenheit besiegelt und es hat sich dabei wiederum die Natur deS deutschen Michels gezeigt, der jederzeit bereit ist, fremden Völkern die Kastanien aus dem Feuer zu holen und seine eigenen Interessen völlig außer Acht zu lassen. Demgegenüber aber hat Gras Hoensbroech feinen Zu hörern eine Blttthcnlese von Neußerungen hervorragender polnischer Blätter mitgethetlt, die alle darauf hinausgehen, daß das Polenthum die katholische Religion durchweg großpolnischen Interessen dienstbar macht. Jeder Kenner der Verhältnisse im Osten weiß, daß insbesondere der polnische Priester in erster Linie politische Interessen ver folgt und die Kirche lediglich als Mittel für diesen Zweck benutzt. Sieht er sich in dieser Berechnung getäuscht, so ist er sofort bereit, -er eigenen Kirche den Krieg zu erklären. Es ist keine Uebertreibung, wenn man sagt, daß in dem Moment, wo der Papst seine Abneigung gegenüber diesen großpolnischen Bestrebungen kundgeben würde, er sofort für das Polenthum als solcher nicht mehr eristiren würde. Man hat bet verschiedenen Vorgängen im Oste» beobachten können, wie der untergeordnete Klerus -em Erzbischof von Stablewski, so sehr er doch Nationalpole ist, einfach deu lSehorsam kündigte, wenn er irgendwie deutschen Forde rungen sich nachgiebig zu erweise» schien. Der Cultus der Mutter Gottes wird von den Polen in ganz nationalem Sinne betrieben. Sie ist die Königin Polens und nur dieser Charakter verleiht dem berühmten Heiligthum von Czenstochau seinen äußeren Glanz. Als solche ist sie selbst verständlich eine bittere Feindin der Deutschen nnd man nmß in -en nicht polnischen Gebieten zwischen einer pol nischen und einer deutschen Mutter Gottes unterscheiden. Graf Hoensbroech hätte noch ganz andere Stellen aus der polnischen Presse erwähnen können. Er hätte erzählen können von der „preußischen Pest", mit der das Polenthum Alles, was von Deutschland herüber kommt, bezeichnet. Er hätte insbesondere die Stellung der deut schen zu den polnischen Katholiken schildern und erzählen können, wie vor Kurzem durch die polnische Presse das Wort ging, mau müsse den deutschen Katholiken, diesen Hunden, den Bauch aufschlitzen. Mit fanatischem Eifer wird die Ehe zwischen deutschen und polnischen Katholiken angegriffen und als eine Art Mischehe htngestellt, die dem t,eiligen polnischen Glauben zuwider sei. Das sind nicht vereinzelte Aeußerungen, die man bei mühsamem Suchen herausftndet; jede Woche und fast jeder Tag giebt neue Beläge. Graf Hoensbroech hat sich ein wahres Verdienst erworben, daß er, -er treue Sohn der katholischen Kirche, von öffentlicher Stelle auS seine Glaubensgenoffen auf diese Verhältnisse aufmerksam machte. Freilich, die Blätter vom Schlage -er „Kölnischen Volkszeitung" in Deutschland sind darüber entsetzt. Sie predigen beständig den Zu ¬ sammenschluß der deutschen und -er polnischen Elemente, von dem man Un Polenthum doch nichts wissen will. ES ist wesentlich bas Verhalten der „Kölnischen Volkszeitung", welches in gewissen katholischen Kreisen die Frage hat entstehen lasten, ob das Veryältnitz zur katholischen Kirche nicht einer Revision zu unterziehen sei. Darum hat Graf Hoensbroech unseres Erachtens gerade seiner Confession einen Dienst erwiesen, weil er durch seine Ausführungen Len Gedanken zurückweist, der in den Ausführungen -er „Kölnischen Volkszeitung" und der „Germania" gleichsam den Leitsatz bildet, baß nämlich, wer ein guter Katholik sei, baS Vaterland als Nebensache betrachten müsse. Es wird sich nur fragen, ob bas Be- kenntntß eines einzelnen Manne-, der sein Vaterland liebt, bei den Glaubensgenossen seine werbende Kraft auöüben wird. Deutsches Reich. Leipzig, 15. Mai. Ei» neues Buch vom Grafen Hoensbroech ist soeben im Verlage von Breit köpf k Härtel in Leipzig erschienen. Es trägt den Titel „Die nltramontane Mo ral" und bildet den zweite» Band des Werkes „ DasPap st t h u m in seiner s o e i a l e n l t ur e l l e n Wirksamkeit". Von -em ersten Bande, der 1900 erschien und „Jn- quisitivn, Aberglaube, Teufelsspuk und Herenwahn" be- haudelt, wird jetzt die 4. Auflage vorbereitet. Das ist die beste Antwort auf die ungezählte Male wiederholte Be hauptung des Ultramoutauismus, das Werk sei schon bei seinem Entstehen veraltet und gänzlich werthlos. Dieselbe Art wird man auch bei dieser Fortsetzung versuchen, ohne aller: Zweifel mit demselben Erfolg. Den Hauptwerth des ganze:: Werkes fanden wir schor: bei seinem ersten Er scheinen in dem ungemein reichen Quellenmateriat, das hier geboten ist. Die Studienzeit des einstigen Jesuiten ist nicht vergeblich gewesen. Nur, daß er damals keine Ahnung davon hatte, wozu ihm selbst diese Art von Wissenschafts trieb dienen werde. Fetzt ist ihm und durch seinen Bienen fleiß Anderen eine Rüstkammer entstanden, daraus ehrliche Waffen in den: Geisteskampf gegen den Ultramvntanismns nnd das dem Einflüsse der Jesuiten ansgeliesertePapstthum geholt werden können. Denn „ehrliche" Waffen sind die, die aus dein Zeughaus der Geschichte geuommeu uud mit aufrichtigem Siru: für die Wahrheit, selbst wem: diese dem eigeueu Ich wehe thuu sollte, geführt werde». Es sind uicht weuiger als 201 „bcuützte Bücher uud Schriften:" nnd 114 Theologen aufgczählt, aus derer: Werken Stellen wört lich angeführt sind. Das macht freilich das Werk etwas schwerfällig, so daß man es nicht so leichthin lesen kam:: aber wer alle hier in Frage kommenden Gegenstände gründlich studiren nnd wer für öffentliche Rede und Ber- liandluug urkundlichen Stoss holen will, der wird dem Ver fasser sehr üanlbar sein, daß er Quellen aufgeschlossen hat, die vielsach in den Bibliotheken eingeschlofscn, ja zugc- schüttet waren. Noch schwereren Vorwurf, als der aus dem Stil des Buches geschöpfte ist, sicht der Verfasser mit gutem Grund auS dem Inhalt erstehen: mau wird ihn von gegnerischer Seite kurz damit abznthun versuchet:, daß man mit einem gewissen Hohne sagt: siehe da, seine Freude am Schmutz! Schade uur, daß dieser Stoff aus den appro- birtcu Schriften der Gegner entnommen ist. Mau könnte ja wohl ciuweudeu, daß heutzutage kein römischer Theo loge oder Moralist mehr so schreibe, wie damals, aber nicht uur werde:: jene alten Lehrbücher immer wieder gerade für den Unterricht des zur Erziehung des Volkes berufenen Klerus verwendet, sondern es müßte daun endlich der un fehlbare Lehrer der römischen Kirche jene alte Schand literatur für völlig veraltet erklären und geradezu ver werfen. Solange aber das Gegcntheil geschieht und mau fest darauf besteht, daß die Kirche in ihren approbirteu Lehren nie geirrt habe, so lange ist es nicht nur erlaubt, sondern durch „die Rücksicht auf die Gerechtigkeit gegen den Gegner und ans wissenschaftliche Vollständigkeit" geboten, das Gegebene und Vorliegende unverkürzt wiederzugeben. Ob dabei Freude an dem Unsauberen und Widerlichen oder ein heiliger Zorn über diese moralische Brnnnenvergiftung die Feder geführt hat, darf der Verfasser getrost dem sitt lichen Empfinden der Leser überlassen. Unter diesen wünscht er sich mit Fug und Recht besvuders auch Katho liken, und unter -en Protestanten solche, die in allen kirch lichen Streitfragen nur „Psaffengezänk" sehen. „Den Ultramontanismns kennen und ihn vernrtheilen ist ein und dasselbe: und nur darum zählt er so viele Anhänger unter den Katholiken und nur darum stehen :hm unter den Nichtkatholtkcn so Viele gleichgiltig gegenüber, weil sic — die Einer» wie die Andern — ihn nicht kennen." Zwar es tagt nach und nach auch in solchen politischen Kreisen, in denen man lange mit den Ultramontanen Sand in Han ning, seit diese mehr und mehr ihre eigentliche Natur herauskehren: aber gerade hier ist es hochnöthig, daß mau sich des grundsätzlichen Gegensatzes, wie er in der Moral vorhanden ist, nicht blvs einer augenblicklichen, vorüber gehenden Gegnerschaft bewußt wird. Und nicht minder möchte man den maßgebenden regierenden Kreisen gründ lichere Kenntniß «vünschen, damit der Staat nicht sein Erst geburtsrecht nm das Linsengericht irgend einer Bewilli gung im Etat erkaufe. Einzelne» ans dem reichhaltigen Werke herauszugretfeu, ist weder im Sinn des Verfassers, noch ein Vortheil des Lesers. Uebersieht man das Lach- verzeichniß, so findet man alSbalb, daß kein Gegenstand der Moral unbesprochen bleibt. Wen,« dennoch trotz dieser vft geradezu entsetzlichen Art de» Ultramontanismus, die Gegenstände der Moral -n behandeln, wirkliche Sittlich keit auch im katholischen Volke steckt, so wird man wohl sagen dürfen, das stamme ebenso aus der unverwüstlichen Kraft des Volkes, wie au» dem reichen Gehalte des Ehristenthums, das seihst über solche Mißbildungen den Sieg betzält. p. Lechzt», 15. Mai. Wie die Eentral-Militärcommissio» de» Deutsch«» Lebrrrverein» sitzt brkannt giebt. habrn von den im Jahre 1V01 (beide EintrittStermive gerechnet) eiu- gezogen» Lehrern al» Einjährig-Freiwillige gedirnt >m Königreich Sachsen: 43 unter 167 -- 25,74 Proc., im Königreich Bayern: 137 unter 185 — 83 Proc. der Grsammtsumme, in Haanover (Provinz uud Stadt): 63 unter 143 — 44,06 Proc., in Schlesien: 55 Ullter 183 30,05 Proc., in der Rbeinprovinz (ohne Eleve und Trier): 41 unter 205 — 20 Prvc , in Braun schweig: 25 unter 44 ----- 56,82 Proc., in Westfalen: 17 unter 7V E 24,28 Proc., in der Provinz Brandenburg: 1« u«ter Ivy — 14,69 Proc., im Regirrungebezirk Wies baden r 12 «ater 27 — 44,44 Proc., in Fraukfurt a. M.: 7 untrr 23 — 30,43 Proc-, in Anhalt: 5 unter 19 26,31 Proc., in Lübeck: 5 unter 12 —- 41,66 Proc , in der Proviar Posenr 4 unter 71 — 5.33 Proc., in Bremen: 4 uater 35 — 11/13 Pro«., in Sachsen-Altenburg: 1 unter 11 s,vs Proc., ia Neuß j. 8. (Gera): 0 «ater 4 —» 0 Prs«. Ban den übrig«, Berdäaven fehl« di» Statistiken. Berlin, 15. Mai. <Eine Culturkamps- e ri:: u e rn n g.) Der Geheimsekretär des verstorbenen Bischofs vr. Martin von Paderborn, Domeapuuiar Dr. Stamm, hat soeben unter dem Titel „Aus der Briefmappe des hvchseligen Bischofs vr. Konrad Manin von Paderborn" ein Werk erscheinen lassen, das naturgemäß für die Zeit des Culturkampfes von Bedeutung ist. Den: genannten Werke entnimmt ein kleines, niederrheinisches, agrarisch - katholisches Blatt den Briefwechsel zwischen den: Papst Pins und dem Ge r: e ral- vicarPeine über die V e r h a f tu n g d e ö B t s ch v f s v i. M artin a m 4. Augu st 1874. Dieser Briefwechsel ist in doppelter Hinsicht bemerkcnswerth. Zunächst des wegen, weil der Generalvicar Peine für die Verhaftung seines Bischofs Gründe angiebt, die einigermaßen irre führend sind. Der Generalvicar schreibt nämlich an Pins IX. unter Anderen« Folgendes: „Ew. Heiligkeit sehe ich mich gezwungen, zn benachrichtigen, daß der hochge schätzte und hvchwürdigste Bischof von Paderborn ir: Folge seiner unerschütterlichen nnd mannhaften Vertheidignng des katholischen Glaubens, der h. Eanones und der apostolischen Constitutionen am heutigen Tage, und zwar um 8 Uhr Morgens, durch die von der Civilbchörde ab gesandten Diener in der bischöflichen Wohnung mit ge waltsamer Hand ergriffen und in das Paderborner Gefäng nis; abgcführt ist, nachdem die schwersten zn wieder holten Rialen aufgelegten Geldstrafen ein Abweichen von den Obliegenheiten seines Amtes, eine Unterwerfung unter die im Mai vorigen Jahres zur Verwüstung der Kirche und ihrer Anstalten für den . . . Staat erlassenen nnd genehmigten Gesetze nicht hcrbeizuführen vermochten. . . . Daher zögerte er auch nicht, alle nur möglichen Mißhand lungen zu erleiden, selbst die schwersten, in . . . Weise zu gefügten Strafen und schließlich die Bitterkeiten des Ge fängnisses zn übernehmen." — Weshalb die vorstehende Darstellung der Gründe für die Verhaftung des Pader borner Bischofs Eingangs irreführend genannt wurde, er hellt aus einer kurzen Notiz, die Schul teß' Ge schick, t s k a l e n d e r für das Jahr 1874 unter dem 4. August beibringt. Diese Notiz lautet: „Ter Bischof Martin von Paderborn wird verhaftet und ins Gcsängniß abgeführt, um die gerichtlich gegen ihn ausgesprochenen Strafgelder, die er «richt bezahle,« will, ab- -, »sitze n." — Die Thatsache also, daß der Paderborner- Bischof durchaus Märtyrer werden wollte, kommt ir« der Darstellung des Generalvicarü Peine offenbar nicht zn ihren« Rechte. Bischof I)r. Martin wandelte bei jenem Borhaben in der« Spuren des Erzbischofs Led 0 ch 0 wski von Posen, der am 14. Januar 1874, des Bischofs von Trier, der au« 7. März 1874, und des Erzbischofs von Köln, der am 31. Mär-, 1874 ins Gefängnis; ging. Der preußische Vultnsminister Di. Falk hat in der Landtagssitzung von« 10. December 1873 den inneren Widerspruch beleuchtet, der darin lag, daß die Bischöfe die Erfüllung der Anzeige pflicht in Preußen verweigerten, weil sie wider ihr Gewissen sei, wachend die Bischöfe dieselbe Pflicht in Süddentschiand nnd in Elsaß-Lvthringeu anstandslos erfüllten, wie sie auch in Preußen vor «848 viel schärferen Bestimmungen des allgemeinen Landrechts sich gefügt hatten, vr. Falk er zählte damals tvergl. Oncken's „Zeitalter des Kaisers Wilhelm") vom Paderborner Bischof I)r. Martin, daß der Letztere, nachdem eine große Reihe Strafen von den Ge richten über ihn verhängt waren und andere ihm drohten, mit seinem Bruder einen Vertrag ge schlossen habe, durch den er diesem sein ge» sammtcs M 0 biliar, mit Ausnahme derznm täglichen Ge br a u ch, zn m E s s c n undTrinken n 0 t h w c n b i g c n Gegenstände überließ, sich aberfürsein ganzes Leben den Nießbrauch vorbe hielt. So sorgfältig nnd so opferwillig hat der Paderborner Bischof sein Martyrium vorbereitet. — Nach dieser Beleuchtung des Briefwechsels zwischen Pius IX. und dem Paderborner Generalvicar bleibt noch der Hin weis auf den zweiten Umstand übrig, der den fraglichen Briefwechsel beachtenöwerth macht. Wie schon aus dem obigen Cttat hcrvvrgeht, hat das katholische Blatt vom Niederrhein (vielleicht m«ch der Herausgeber selbst» die kräftigsten I) pitstetn 0 rnantia, mit denen der preußische Staat und sein Borgehen belegt werden, unte r drück t. Das Gleiche ist in dem Antwortschreiben des PapstesPins der Fall. Die unterdrückten Stellen müssen also selbst heute noch als zu „starker Tabak" er scheinen. Die Verwendung solchen „starken Tabaks" dnrä, den heiligen Vater und durch einer« bischöflichen General- vicar illnstrirt vortrefflich die Art, wie die römische Hierarchie ihre Rolle als Stütze der staatlichen Ordnung nnd der monarchischen Berlin, 15. Mai. Unfallverletzte.) einen Unfall verloren fähigkett vvu Staatswegen eine Entschädigung gezahlt, während cs den« Verletzten überlassen bleibt, für die ver bliebene Arbeitsfähigkeit sich entlohnte Arbeit zn be schaffen. Wenngleich nun eine Anzahl von Unfallverletzten nach ihrer Herstellung wieder von ihren früberen Arbeit gebern beschäftigt werden, bleiben Viele von ihnen vor die Nothwendigkeit gestellt, sich neue Arbeitsgelegenheit zn suchen. Da» ist häufig »nit Schwierigkeiten verknüpft, und cs «nutz daher durchaus anerkannt werden, wenn ein ge meinnütziger Verein die Beschaffung von Arbeitsgelegen heit für Unfallverletzte sich angelegen sein laßt. Auf einen solchen Verein, der in Berlin seit drei Jahren besteht, lenkt RegterungSbaumeister Eisner in der „Socialen Praxis" in eingehendster Darstellung die Aufmerksamkeit. Der Berliner Verein für Unfallverletzte will de,« von Un- ällen betroffenen Personen und ihren Familien Beistand mrch Beschaffung von Arbeitsgelegenheit bieten, Geld- ««nterstüyungen sind auf Auünahmesälle beschränkt. Nach dem der Versuch, Unfallverletzte bei Unternehmern untcr- subrlngen, mißglückt ist, hat der Verein, durch eine Schen kung von 20 000 unterstützt, selbst eine Arbcitswerkstätte eröffnet, und zwar eine solche zur Herstellung von Bürsten. Dieses Vorgehen ist von Erfolg gekrönt worden, da die Unternehmer bte VeretnSrveickstittte durch Aufträge oder Veretn-Hefttäge unterstützen, In der Erienntnl-, daß sie Der Krieg in Südafrika. * Ter CsrrespsuSeut SrS ^Neuter'schen Bureaus" in Pretoria telegraphtrt unter v«»»ei» ans das heutige Meeting in vereentging, daß, soviel sich aus den bisherigen Verhandln» geu zwischen den Voereuführern und den vnrghcrS im Felde ermitteln laste, nichts nattgesunden habe, was ans eine baldige Einstellung ber Feindseligkeiten htndeute. Tie beste Friedensgarantie liege noch immer in einer energischen Fartketzuua de» Krieges. Das britische Publicum solle sich nicht zu sehr darauf verlasse«, datz die gegen wärtigen verattzungeu auf ciuen baldigen Friede» deuten. Aus AahanueSbur». Einem Briefe au» Johannesburg, von« 12. April, entuehmrn wir folgende interessante Stellen: „Wir sind Alle voll von der Zusammenkunft der Boerrn-Rtgierttngen und Boerrn-Generale in KlerlSdorp. Die wildesten Gerüchte sind im Umlauf. Ich glaube an- nebmrn zu dürfen, daß auf beiden Seiten das ernsteste Streben herrscht, zu einem Ziele zu kommen; aber wie soll man zu einer Urbereiastimmung gelangen? England will von eioer Unabhängigkeit nicht» wissen Die Bo er en aber wollen nicht» al» die Unabhängigkeit und die Amnestie der Aufständische» haben. DaS sind zwei Puncte, die man nicht ändern kann. Ich erwarte daher die Fort setzung de» Kriege»" „Mit Interest« oder besser mit Entrüstung lasen wir von -er Erklärung Vrodrick'» in« Parlament, daß d«e Kaffern keinen irgendwie bedeutsamen Tbril de» britischen Heere» auSmachen. Da» ist »in« fürchterliche Unwahrheit. Sin Jeder, der vom Eap kommt, sieht, daß zwischen Beau fort West und Gpringfoutein sämmtliche Blockhäuser mit Kaffern und nur mit Kaffer» besetzt sind, di» dem Zuge Salut geben, darunter Kaffero, ganz wilde, die nicht» anbaben al» ihr» „Staartriem", alle aber Patroueugürtel und Gewehr tragen. Die Leute, die mit «ach Pietersbur- geaaaaen flad, können bezeugen, daß sich überall ganze Haufen vewaffueter Kaffern be fanden, nicht vereiuzelt, sondern ru Hunderten. In der Eon- erenz zwischen vou,» Botha undbord Kitchener zu Middelburg hat Kitcheuer die Verwendung der Kaffern auch zugegeben, doch hat mau auf englischer Seit« ängstlich daraus geachtet, daß diese» Eingestäadniß nicht öffentlich bekaunt wird. E» «st ja noch viel mehr al» die» verschwieg» worden. Daß General Maxwell dekanutlich früher Gouverneur von Pretoria, dann der Nachfolger Lord Methuru'» vor Jan Hamilton; Maxwell st an der Spitze eine» Kaffernheere» von Delarey bi» zur vrruichtuug geschlagen und tödtlich verwundet, worden) «u KlerkSdorp ,m Spital« liegt mit einer Kugel im Bein, mußte» wir auch erst hintenherum herauskriegeo; gemeldet worden ist davon ui« etwa», voa der große» Expeditiou arge» Delarey nach der Niederlage Methnea'» hör»» »in auch an», »aß 100 Baer» gefaogea geaomm» v. I). v. ü. s. i). «.O. S.L). E.1). 1. LI - L. s.I) L «. v. - S. t. 1). t. v. l.v. S. i. 0. L «. u. w.0p.<>4 0. t. 0 v. t. V er. t-V. L l. 0. 0. t. V. l. v. «. v. S. «. v.
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