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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.05.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020516010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902051601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902051601
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-05
- Tag1902-05-16
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daß Professor Kirchhoff auch von seinem Ttanvpuncte als Geograph denselben zu geringe Beachtung gezeigt habe. Treitschke ist kein unbedingter Anhänger de» NationalitätS- principS, aber er sagt ausdrücklich: „DaS Normale bleibt immer die Einheit de« Staate» auf nationaler Grund lage" und hält da» für die natürliche Tendenz, daß die Begriffe Nation und Staat sich decken. Mithin ist er sich bewußt, daß zwischen Nation und Staat ein deutlicher Unterschied besteht. Trampe will zwar da« Nationalität«princip durch eia nationale» Culturprincip ersetzt wissen, aber auch er kommt im Gegensätze zu Kirchhoff zu dem Schlüsse, daß Nation und Staat keine congrueaten Großen sind. Professor Kaemmel aber zieht in der Einleitung zu seinem Buche: Der Werde gang de« deutschen Volke» folgende klare Definition: „Eine Nation im modernen Sinne ist eine durch Ueberein- stimmung iu Sprache und Sitte, in historischen Erinnerungen und sittlichen Anschauungen derart verbundene große menschliche Gemeinschast, daß sie sich anderen Völkern gegenüber al» eia Ganze« fühlt und mit Bewußt sein gemeinsamen Zielen zustrebt. Sie ist also, trotz der ursprünglichen Bedeutung de« Wortes weder ein« natürliche, nock» «ine künstlich«, sondern eine historische Bildung." »Die Bildung einer Nation ist erst dann voll endet, wenn wenigstens ihre Hauptmasse in einem Staatsbau vereinigt ist." So sehr man auch in Einzelheiten gegen kiese Autoritäten Widersvruch erheben maa, ihre Stellung ist doch einwand-freier al« dre Kirchhoff». Diese gipfelt iu folgenden Be hauptungen: .Nicht die Nationalität, nicht Bluts- und Spracheuverwandtschaft machen die Nation««, sondern der Raum." .Da« Merkmal der Zugehörigkeit zu einer Nation ist die Staatsbürgerschaft." — E« ist nun doch ein offenbarer Widerspruch, wenn Kirchhoff innerhalb der Nation nach Nationalitäten unterscheidet. Dieser logische Fehler findet sich io der ungarischen Verfassung vor, in der sämmtliche Bewohner Ungarns als eine einzige ungarische Nation bezeichnet sind, innerhalb deren den „Nationali täten" gewiss« sprachliche Recht« zugestanden werden. So leistet Herr Kirchhoff dem magiarischen Chauvinis mus wider seine besten Absichten direct Vorschub für seine Aspirationen! Ganz fremd ist Herrn Kirchhoff der Begriff „Rasse". Die Juden sind nach seiner Interpretation ebenso wie dir Polen Mitglieder der deutschen Nation. Daß letztere es jedoch nicht sind, giebt Kirchhofs selbst zu, indem er verlangt, daß sie geistig und sprachlich dem deutschen Volke assimilirt, kurz gesagt also zermanisirt werden sollen. Wenn daS deutsche Reich eine Nation bildet, dann ist es doch ein logischer Widerspruch, die pol nische Nationalität noch erst zu einer deutschen zu macken. Gerade in der Stellung zur Polrnfrage zeigt sich auch, daß Prof. Kirchhoff dem Raum für die Bildung der Nation zu weitgehende Bedeutung beilegt. Man kann von einer deutschen Nation um da« Jahr 1200 reden, obwohl das Volk nur zu innerhalb des heutigen Reichsgebietes ansässig war. Die Ausbreitung auf slawischem Boden Hal doch erst die Grund lagen des modernen deutschen Staatswesens geschaffen. ES ist deshalb ein Glück, daß unser Reich im Osten keine natür liche Grenzen hat, wie sie Pros. Kirchhoff als wünschens- werthe, wenn nicht gar unerläßliche Forderung für jede Nation hinstellt. DaS beweist am besten wieder die heutige Polenfrage, die nur durch wirthschaftliche Maßnahmen zu Gunsten unserer deutschen Nation gelöst werden kann. Ganz unbegreiflich erscheint eS, wie Kirchhoff für seine Anschauung den Fürsten Bismarck als Kronzeugen in Anspruch nehmen kann. Zwar ist eS richtig, daß dieser die Begriffe der StaatSzngehörigkeit und der Nation säst identisch ge braucht, aber wenn er ausdrücklich sagt: „Man muß in allen Kämpfen, sobald die nationale Frage auftauch», doch immer einen Sammelpunkt haben, und daS ist für uns das Reich, nickt wie e« gewünscht werden könnte, sondern wie eS besteht", so Hal er mit diesem einzigen AuSdrucke „Sammel punkt" angrdeutet, daß die deutsche Nation sich noch nicht völlig geschloffen in der modernen Staatsbildung darstellt. Es würde zu weit führen, wenn wir alle Widersprüche, iu die sich Professor Kirchboff verwickelt hat, mit den schlagenden Argumenten, die Herr Professor Hasse der modernen Staaten- geschickte entnahm, ausdecke» wollten. Immerhin kann zu gegeben werden, daß die Kirchhoff'sche Broschüre manche treffliche Bemerkung aufweist, die dem berühmten Geographen Ehre macht. Die eigenen Ausführungen des Referenten am gestrigen Abend beruhten auf der sicheren Grundlage geschichtlicher Wahrheiten und politischer Erfahrungen und wurden absichtlich auf daS deutsche Gebiet beschränkt. Herr Professor Haffe legte sich und seinen Hörern die Frage vor, ob daS deutsche Reich ein Nationalstaat sei, ob eS daS werden könne, und wie dies zu erreichen sei. Ausgehend von einer scharfen Unterscheidung de» Nationalstaates von dem ohne Rücksicht auf da« BolkSthum gebildeten Territorialstaat und dem für alle seine Glieder Gleichberechtigung heischenden Völker staat erblickt der Redner da« Wesen des National staates in der Einheit des VolkStbumS, wie auch Treitschke in der Politik sagt: „Der Staat ist da« als unabhängige Mackt rechtlich geeinte Volk." Um sich al« Nationalstaat bethätigen zu können, bedarf eS ganz bestimmter Voraussetzungen. Im Nationalstaat muß dasjenige Volk daS herrschende sein, welches die große Mehrheit der Bevölkerung bildet. Dies kann deshalb auch im Nothfalle alle die widerstrebenden Elemente, welche eine Gefahr für seinen Bestand sind, abstoßen. Im deutschen Reich« macht daS Herrenvolk 93 Procent der Gesammt- bevölkerung au«; e« braucht deshalb die fremden Bestand- theile nicht abzustoßen, weil eS sie asstmiliren kann. Der Gedanke ist auch mit Rücksicht auf die Verbreitung der Polen im Osten und auf die strategische Wichtigkeit der von Franzosen bewohnten Theile Lothringen« höchstens im Norden ausführbar, wenn man die Bestimmung de» Prager Frieden« in dem bekannten dänenfreundlichen Sinne auslegen wollte. DaS Herrenvolk muß überall ver breitet sein, durch höhere Cultur und Bildung vor dem Uebrigeu hrrvorragen, durch seine Geschichte den maßgebenden Einfluß verdient haben und sich womöglich zu einheitlichem ReftgionSbekenntniß durchgrrungen haben. Wie wesentlich die deutsche Cultur allen anderen überlegen ist, daS hat der Franzose Graf Gobineau anerkannt, indem er behauptet, daß sie erst die moderne Civilisation geschaffen habe. „Da, wo das germanische Element niemals hingedrungen ist, giebt e« keine Civilisation nach unserer Art." Schließlich muß auch die Menge de« Volke« so stark sein, daß die Erhaltung und Selbstständigkeit deS Reiches verbürgt ist. Nun sind die Deutschen in Europa, winn man von den in Groß-, Klein- und Weißruffen wohl zu unterscheidenden östlichen Nachbarn absieht, ihrer Zahl nach da« erste Volk. Dies ist also groß genug für die Selbst ständigkeit de« Reiche«, wenn eS auch niemal« groß genug werden kann. Als wesentliche Forderung für die Aus gestaltung des deutschen Reiches zum Nationalstaate verlangte der Redner vor Allem die konsequente Durchführung deS Grundsatzes der Verfassung: Zur Pflege der Wohlfahrt des deutschen Volke«! Er erinnert« daran, wie 1895 seine erstmalige Betonung diese« Gedanken» wenig Beachtung ge funden habe, und daß jetzt Prof. Zorn in Königsberg in seiner Forderung nach der deutschen BerwaltungSsprache sich auf ihn berufen habe. Wir sind leider in dieser Frage rückständiger al« Oesterreich, welche« nm die Erhaltung der deutschen Staatssprache einen erbitterten Nationalitätrustreit führt. Auch wir müssen rin Gesetz machen, daß, wie Prof. Zorn will, die deutsche Sprache in Rechtsprechung, Benvaltuna, Verkehr u. s. «. al« Staat«- spräche vorschreibt. Eben so nvthweudig ist eine Nationali- sinnig der großen Privatuaternehmungen im AuSlande, in Schifffahrt, Kabel- und Bankwesen, wie auch eine nationale Socialpolitik. Die meisten dieser Grundsätze fanden sofort die lebhafteste Zustimmung der Versammlung, zumal sie durch Hinweis« auf concrete Fälle und Beispiel« in ihrer Tragweite jllr die GermanisirungSzwecke näher erläutert wurden. Aber langanhaltender Beifall lohnte den Redner, al« er ungefähr mit den Worten schloß: „Es giebt eine Nation, die einen mächtigen Trrritorialstaat geschaffen hat und im Begriffe steht, ihn zum Nationalstaat auSzubauen, die aber für ihre außerhalb der Reichsgrenzen wohnenden Glieder die Rechte der Selbsterhaltung in Anspruch uimml, da« ist die deutsch« Nation. Diese ist noch größer, herr licher und mächtiger al« da« deutsche Reich und wird noch in Jahrtausenden blühen und gedeihen!" Der tiefe Eindruck dieser Rede, für welche Herr Justizrath vr. Gensel noch besonders dankte, ermißt sich am besten a» der Thatsache, daß sich trotz wiederholter Aufforderungen seitens deS Vorsitzenden Niemand in der Diskussion zu Worte meldete. Wenn Herr Rechtsanwalt I)r. Zoephel dies schließlich dennoch ergriff, geschah es nur, seine wesentliche Uebereiuslimmung mit den Ausführungen deS Redners auszudrücken und eine näher« Darlegung über die zukünslige Polenpolilik zu erbitren. Diesem Wunsche ent sprach Herr Pros. Hasse bereitwillig, wobei er sich als ein Gegner aller polizeilichen Maßnahmen zur Unterdrückung deS Polenthum« zu erkenne» gab und rein wirthschaftliche Mittel, wie die Verstärkung deS AnsiedelnngSfondS und eine gesunde Grund- und Bodenpolitik im Osten empfahl. Auch für diese Mittheilungen zeigte sich die Versammlung dankbar, bevor sie etwa um 10'/, Uhr von Herrn vr. Gensel geschlossen wurde. Kunst und Wissenschaft. Musik. * Von der Direktion de- StadttbeatrrS wird uns geschrieben: „DaS Ekrcnmitglied unseres StadttheaterS, Frau Kammersängerin Emma Baumann, steht schon seit einem Jahre nicht mehr iu einem gewöhnlichen VertragSverhältniß zum Stadttheater. Es war für diese Saison eine bestimmte Anzahl Rollen mit der Künstlerin vereinbart worden — diese Vereinbarung bat sich jedoch als geschäftlich schwer durchführbar erwiesen und wird die Direktion in Zukunft die hochverehrte Künstlerin in jedem einzelnen Falle um Gast rollen bitte». Hoffentlich werden das recht zahlreiche Abende, welche dem Tbeatcr zur Ehre gereichen und dem Publicum hohe künstlerische Genüsse bereiten. Das Fach der Coloratur- sängcrin wird bekanntlich durch Fräulein Petrini vertreten." * Leipziger Palmengarte». Morgen, Sonnabend, beginnt das Gastspiel des Berliner Tonkünstler-Orchesters (Leitung Franz von Blon). i-t Hosballmnsitdircctor Johann Strauß ^uo. wird — ent- gegen unserer kürzlich an dieser Stelle gebrachten Mittbeilung — nicht erst nach seiner Concerttournse in England in Leipzig con- certirrn, sondern schon in diesem Monat, unmittelbar nach dem Pfingstfest. Im Ganzen wird Johann Strauß jun. mit seiner Wiener Capelle diesmal nur fünf Concerte im Etablissement Bonorand geben und zwar vom 21. bis mit 25. Mai. Wenn sreilich die gegenwärtige kühle Witterung auch noch nach Pfingsten anhalten sollte, dann werden die Strauß-Concerle, statt im Garten, wohl im geheizten Saal abgehalten werden müssen. Die zahlreichen „Zaungäste" bei Bonorand kommen dann sreilich nicht auf ihre Rechnung; doch hat vielleicht bis dahin der Himmel ein Einsehen. >v. 1l. Wiesbaden. Die Neueinrichtung von Nicolai's „Lustige Weiber" halt« Dank einer köstlich stilrchten und poesievollen In- scenirung großen und rauschenden Erfolg. Bon den Mitwirkenden schossen den Vogel ab Herr Schwegler als Falstaff und Fräulein Kaufmann als übermüthige Frau Fluth. Der Kaiser zeigte sich sehr erheitert, daS Publicum spendete reichen Beisall. IV. Stuttgart, 14. Mai. Die sür daS Leipziger Stadt theater verpflichtete Hofopernsängerin Fräulein Valerie Andor verabschiedete sich gestern im königl. Wilhelma-Theater als Leonore in Beethoven's „Fidelio" vom hiesigen Publicum. Man sieht diese tüchtige Kraft nur sehr ungern von hier scheiden. In den zwei Jahren ihre« hiesigen Wirkens hat sie sich stet« al« eine fleißige, strebsam« und zuverlässige Künstlerin bewährt; ihre vielseitige Be- gabung setzte sie in Stand, den verschiedenartigsten Ausgaben gerecht zu werden. Ausfallend waren namentlich ihre Fortschritte in hoch- dramatischen Partien. Ihre große Beliebtheit zeigte sich an diesem Abschiedsabend, an welchem ihr Lorbeer- und Blumenspenden in großartiger Fülle und Pracht dargebracht wurden und die ehrenden Hervorrufe schier nicht enden wollten. Die Sängerin machte uns noch durch eine ausnehmend glänzende Leistung den Abschied be sonders schwer. Auck die hiesige Presse giebt heute einmüthig dem Bedauern über den Verlust dieser vortrefflichen Sängerin Ausdruck. Die besten Wünsch« begleiten Irl. Andor an die neue Stätte ihrer künstlerischen Wirksamkeit. * Eugen Gnra's AbschiedS-Concert in München hatte, so lesen wir in der „M. A. Z.", eine mächtig große Schaar seierlick und zugleich wehmüthig gestimmter Freunde deS berühmten Meisters in den OdeonSsaal gelockt. Soll man «4 wirklich glauben, daß der Sänger, der dem musikalischen Publicum Deutschlands die Loewe- Balladen gleichsam wiedergeschenkt hat, mit dessen Namen die Er innerung unvergeßlicher Stunden sich verknüpf», nun sür immer verstummen will? Setzt dies doch eine Selbstkritik, eine geradezu spartanische Strenge gegen sich voraus, die maa nicht von einem gewöhnlichen Sterblichen, geschweige denn von einem Künstler er warten darf, dem die Welt zu Füßen liegt. Aber eS ist so. Eugen Gura tritt zurück auS dem glanzersüllten Concertsaal, aufrecht, ohne greisenhaftes Bedauern, als ein Held. Er ist sich der Vergänglich- lichkeit alle- Irdischen voll bewußt, und er ist so ungeheuer gescheit, im rechten Moment ankzuhören. Damit wird er zum leuchtenden Vorbild sür die Sängergenrrationen oller Zeiten. E» dürfte aber dieser Heroismus auch kaum einem härter ongekommeu sein. Da« kann nur begreifen, wer gestern Gura noch einmal gehört hat. Mit welcher Frische sang cr wieder die großen Loewe-Balladeu „Hoch- zeitslied , „Edward", „Der Nöck"! Wie geistreich brachte er die Dichtungen „Hinkende Jamben", „Trommel-Ständchen", „DaS Erkennen", „Der Fischer" zum Vortrag! Er ist noch immer der elastische, unerschöpflich tiefe Interpret, dessen Ausdauer unglaublich und dessen bestrickende Plastik der Darstellung einfach Verehrung«, würdig ist. Dabei klang seine Stimme Hestern ungleich frischer als vor einigen Monaten iin Bayerischen Hof, so daß map sich ver- wundert fragte, warum das schon Gura'S AbschiedS-Loncert sein sollte. Als die letzte Ballade zu Ende war, erhob sich ein minutenlanges Rufen und Brausen. Gura mußte sich zu Drein gaben verstehen und immer und immer wieder auf dem Podium sich zeigen, daS sich mittlerweile in den reinsten Lorbeergarten um wandelte, soviel Kränze und Blumen brachte der Abend. Endlich sprach er wenige bewegte Worte seines „DankeS sür die Tbeilnohme und Nachsicht der Münchener". Nein, nicht er uns — wir haben ihm zu danken, daß wir nun einen lichtvollen, unvergeßlich schönen Schlußeindruck mit sortnehmen konnten. Und wir und Alle mit uns wünsche», daß dem großen Künstler daS otium eum üi^uitute wirk lich zum otium werde. Bildende Künste. * Eine parlamentarische Debatte über die Secession. In der Dienstags-Sitzung der Budget-Commission des öster reichischen Herrenhauses wurde das Capitel „Centrale des Unterrichtsministeriums" verhandelt. Dabei kam eS zu einer interessanten Debatte über verschiedene actnellc Fragen auf dem Gebiete der bildenden Kn n st. Graf Monte- cuccoli gab seinen Anschauungen über die Moderne, namen- lich über die Secession, in nachdrücklichen und zum Theile sehr scharfen Worten Ausdruck. Der Redner sand diese Rich- tuna für ganz ungesund und verderbt. Es ser eine krank hafte GcschmackSentWickelung, wie sie zu keiner Zeit zu beobachten gewesen sei. Namentlich zeige sich da« in den Bildern von Kumt, in der vielbesprockcne» „Philosophie" und „Medicin", und vor Allem in den die Sittlichkeit tief ver letzenden Gemälden, welche gelegentlich der gegenwärtigen Aus stellung von Klinger'S „Beethoven" von Klimt ausgestellt worden sind. Tas Unterrichtsministerium solle eine derartige Kunst in keiner Weise unterstützen, sondern Alle» aufbieten, um diese Richtung einzudämmen. Sclbst der „Beethoven" von Klinger sei eine ganz mißglückte plastische Schöpfung und die Nacktheit der Gestalt sei ganz unbegreif lich. In ähnlicher Weise äußerte sich Graf Montecuccoli über den „Christus im Olymv", den da- Unterrichtsministerium, sowie die „Philosophie" und sie „Medicin" au» staatlichen Mitteln an ¬ gekauft habe, so daß durch solch« Ankäufe di« Secession gewisser maßen zur officiellen österreichischen Kunst gestempelt worden sei. Auch im Detail übte Graf Monteeuccol« an verschiedenen Darbietungen der Secession in der schärfsten Weise Kritik. Unterrichtsminister Ritter v. Härtel stellte zunächst fest, daß die beiden für die Aula der Universität bestimmten Gemälde „Philosophie" und „Medicin" nicht etwa in letzter Zeit an gekauft worden seien, sondern daß Klimt zugleich mit Matsch vor fünf Jahren aufgeforvert wurde, Projectsktzzen für die Ausschmückung der Aula vorzulegen. Diese Project- skizze» wurden, wie da« üblich ist, der Kunstcommisston des Ministeriums, welche au» den ersten Fachmännern und Künstlern zusammengesetzt ist, zur Begutachtung vorgelrgt. Bon dieser Commission wurden die Skizzen von Klimt und Matsch ein stimmig angenommen, worauf mit diesen Künstlern Verträge ab geschlossen wurden. Auf Grund dieser Verträge sind die be treffenden Bilder erworben worden. Die großen Gemälde «Christus im Olymp" und da- „Urtheil des Barts" von Klinger sind nicht mit staatlichen Geldern angekauft worden, sondern auf Grund von Stiftungen von Kunstfreunden, welche für die in Wien proiectirte moderne Galerie gemacht worden sind. Wenn vom UnterrichtSminister gefordert werde, daß er aus die Entwickelung einer Kunstrichtung directen Einfluß nehmen solle, so müsse cr die« ablehnen, weil das weder in seiner Macht liege, noch er eS für richtig halte, wenn cs in seiner Macht läge, die freie Ent wickelung der Kunst zu hemmen. Wenn die Moderne wirklich so schädlich und verwerflich sei, wie sie vom Grafen Montecuccoli geschildert wurde, so se» ja die gesicherte Aussicht vorhanden, daß dieselbe in kurzer Zeit sich auSgelebt haben werde; denn auf dem Gebiete der Kunst erringe nur das Bestand und Geltung, was dem großen Kreise von Kunstverständigen gefalle. Line Kunst, die nur den Launen Weniger oder vielleicht einem Kreise von Künstlern entspreche, entbehre jeder Gewähr, sich zu behaupten oder durchzuringen. UebrigenS sei doch zu betonen, daß daS, waS man unter Secession gewöhnlich begreife, seinem Wesen nach sehr verschiedenartig sei, und daß unter den Künstlern, welche der Secession angehören, doch gar Mancher sich befinde, welcher Gemälde schaffe, die da« Gefallen weiter Kreise fänden, wie ja auch bisher in den SccesftonS-Ausstellungen Objecte in großer Zahl Abnehmer gefunden hätten. UebrigenS seien die Urtheile selbst über die radikalsten Secessionisten sehr gethcilt. Es wäre sehr leicht, dem so abfälligen Urtheile, das hier zum Worte gelangt ist, eine Reihe entgegengesetzter Ur- thcile der hervorragendsten Kunstkenner nicht blos des Inlandes, sondern auch des Auslandes entgegenzustellen. Dem Minister komme es nicht zu, in der Verwaltung des Kunstressorts seinen eigenen Geschmack durchzusctzcn, sondern eS sei seine Pflicht, sich den verschiedenen Kunstrichtungen gegenüber objcctiv zu ver halten und Alles zu unterlassen, was die Kuusrentwickelung hemmen könne. Graf Montecuccoli ergriff sodann noch mals das Wort und erklärte, daß er durchaus nicht beabsichtigt habe, etwa eine kunstkritische Polizei-Censur gegenüber den Werken der bildenden Kunst anzuregen. Jin Ucbrigen er klärte er sich durch die Ausführungen deS Minister- für be friedigt. Wissenschaft. * Berlin. Ueber das Befinden des Herrn Geh. Raths Virchow in Tcplitz-Schönau gehen der „D. Med. Wochenschr." aus zuverlässiger Quelle Nachrichten zu, die eine erfreulich fort- schrertende Besserung erkennen lassen. Er kann besser, leichter und länger, mit zwei Stöcken und auch mit einem Stocke, im Zimmer wie auf dem Corridor gehen und mit der verletzten (linken) unteren Extremität Bewegungen, wie z. B. das lieber legen des Fußes über das rechte Fußgelenk, ja selbst des ganzen Beines über das rechte Knie ausführen — was er vorher nickt vermochte. Auch andere Erscheinungen, z. B. der Blasenkatarrh, bessern sich unter dem Bädergebrauch zusehends; ebenso haben sich das Allgemeinbefinden und das Aussehen wesentlich gehoben. Bedenkt man, daß der greise Patient erst seit neun Tagen die Vadecur gebraucht und innerhalb dieser Zeit erst sechs Thermal bäder genommen hat — deren Wirkung durch Moorumschläge und Massage unterstützt wird —, so Ft die bereits erzielte Besserung um so mehr als höchst bcmerkenswerth und erfreulich anzuerkennen. Gerichtsverhandlungen. Ktznigliche» Landgericht. 6. Leipzig, 18. Mai. Wegen fahrlässiger Ge fährdung eines Eisenbahntransportes hatte sick der 21 Jahre alte, bisher unbestrafte Geschirrführer Friedrich Reinhold G. zu verantworten. Am Nachmittag deS 29. Januar gegen */«2 Uhr kam der Angeklagte, der zuletzt bei der Leipziger Dunger-Export-Actien-Gesellschaft in Stellung war, mit einem zwcispännigen Wagen aus der Braustraßc in Plagwitz und wollte nach der Weißenfelser Straße. Er mußte hierbei in der Gießerstraße das Gleis der vom Bahnhof Plagwitz-Lindenau nach dem Bayerischen Bahnhof über Connewitz führenden Bahn kreuzen. Zur selben Zeit näherte sich vom Plagwitzer Bahnhof her ein aus 35 Wagen bestehender Güterzug, dessen Lokomotiv führer den Läuteapparat in Bewegung gesetzt hatte. Auch der an der Kreuzung stehende Bahnarveiter K. gab dem Geschirr führer durch Winken zu verstehen, daß er halten solle. Anfangs schien es auch, als ob G. der Weitung der Warnungstafel: „Halten beim Nahen der Locomotive! entsprechen würde, plötzlich schlug er aber auf seine Pferde ein und versuchte noch über das Gleis zu kommen. Als ver Bahnarbeiter K. die» sah, gab er sofort dem Lokomotivführer das Haltesignal und fiel den Pferden rn die Zügel, wurde jedoch ein Stück geschleift und mußte loslassen. Das Geschirr gelangte indessen noch glücklich über die Bahn, da der Lokomotivführer sofort die Carpenter- brcmse in Thätigkeit gesetzt und den Zug knapp vor der Kreuzung zum Halten gebracht hatte. In der Hauptverhandlung machte G. zu seiner Vertheidigung geltend, der Zug sei so weit entfernt gewesen, daß man gut noch hatte über das Gleis kommen können, das Läuten des MaschinenfiihrerS hätte er nicht gehört. Beide Angaben wurden ihm aber durch die Beweisaufnahme widerlegt. Mit Rücksicht auf die grobe und frivole Fahrlässigkeit konnte der Gerichtshof auf eine Geldstrafe nicht zukommcn, cs wurde viel mehr G. unter Ausschluß mildernder Umstände zu einem MonatGcfängniß verurthcilt. Von der Cassirerin W. der Firma R. L Co. hatte der Lauf bursche L. am 14. März vergangenen Jahres 7,60 erhalten, um cmc Rechnung zu bezahlen, cr hatte es aber vorgezogen, das Geld mit seinem Freunde, dem 27 Jahre alten Fritz Herman» Louis H. aus Altenburg, zu verthun, toofür H., der damals stellenlos war, ihm die Rechnung eigenmächtig quittirtc. L. legte sic dann der Cassircrin W. vor als Beweis für die Ausführung ihres Auftrages. Als der Schwindel entdeckt wurde, hatte H. Leipzig verlassen, sein Aufenthalt war unbekannt und eS wurde zunächst nur gegen L. verhandelt und dieser zu 3 Wochen Gc- sänaniß verurtheilt. Als H. nach Leipzig zuruckkehrtc, zog man mich ihn wegen schwerer Urkundenfälschung zur Verantwortung und bestrafte ihn mit zwei Wochen Gcfängnitz. In der 7. Abendstunde des 16. Januar kam der 24 Jahre alte Fleischergesellc Johann L. aus Piltsch vom Schlachthof her mit einem von ihm geleiteten, mit einem Pferde bespannten Ge schäftswagen seines Principals, des Fleischermelsters W. in Gohlis, in übermäßig schneller Gangart durch die Bayerische Straße. Sein Geschirr Ivar nicht mit einer brennenden Laterne versehen, auch fuhr L. der Vorschrift zuwider auf der links zur Fahrtrichtung gelegenen Straßenseite und gab nicht genügend auf die Fahrbahn Acht, so daß er an der .Kreuzung der Bayerischen Straße und der Körnerstrahc den vor ihm über die Straße gehenden Handarbeiter W. umritz und überfuhr, wodurch W. dre Besinnung verlor, eine Gehirnerschütterung und Haut abschürfungen am linken Knie und am rechten Fritz davontrug. Wegen fahrlässiger Körperverletzung unter Außerachtlassung einer Berufspflicht wurde L. zu 60 Geldstrafe, iin Nicht- zahlungsfalle zu 20 Tageir Haft verurtheilt. Von denr 41 Jahre alten Buchhanolungsgebilfcn Friedrich Max Sch. aus Eutritzsch empfing der Suboircctor I. am 31. Januar einen Brief, in welchem Sch. einen Schadenersatz von 180 <st verlangte, Iveil I. ihn am 28. Dccember fest engagirt, aber am 1. Januar ruckt angenommen habe, und für den Fall, daß I. bis zum 3. Februar nicht zahlen werde, mit Livilklage drohte. I. übergab den Brief der Staatsanwalt schaft, welche gegen Sch. Anklage wegen versuchter Erpressung erhob. In der Hauptvcrhandlung erklärte Sch., er sei that- fachlich von I. fest engagirt worden, die» bestritt I. auf» Ent schiedenste, er hätte Sm. nur mit guter Manier los werden wollen und deshalb gesagt, daß zum 1. Januar vielleicht eine Stelle für ihn frei werden könne, engagirt hätte cr ihn keines wegs, da ihm bekannt gewesen sei, daß Sch mehrfach wegen Be trug» und Unterschlagung bestraft worden lvar. Durch oie Be weisaufnahme gelangt, fedoch der Gerichtshof nicht zur vollen richterlichen Ueberzeugung von der Schuld de» Angeklagten und sprachihn daher frei. Seit December war der 26 Jahre alte Fleischcrgeselle Friedrich Karl Sch. aus Torgau außer Stellung. Er suchte sick, nachdem seine Ersparnisse aufgezehrt waren, durch Einkauf von altem Metall für einen Altwaarenhändler in Wurzen einen kleinen Verdienst zu verschaffen. Als er am Abend des 3. Februar von Collmcn nach Wurzen mit seinem beladenen Wagen zuruckkehrtc, machte ihn ein unermittelt gebliebener Arbeiter darauf aufmerksam, daß in dem an der Straße ge legenen Garten de» Kaufmanns V. in Wurzen leicht eme größere Menge Zink zu holen wäre. Sch. ließ sich auch verleiten, mit dem Unbekannten ciiizusteigen. Sie hatten bereit« gegen 26 Kilo Zinkblech im Werthe von 5 über Vas Stacket in« Freie geworfen, al« sie überrascht wurden und unter Zurücklassung des Gestohlenen fliehen mußten. Wegen schweren Diebstahls wurde der bisher unbestrafte Sch. unter Zubilligung mildernder Umstände zur gesetzlich geringsten zulässigen Strafe von drei Monaten Gesang n iß verurthcilt. Drei Linden. 8 Die Sommer-Saison in den „Drei Linden" in L.-Linde»au wird om kommenden ersten Psingstfeiertag eröffnet. Da unter der umsichtigen Leitung seines Besitzer« Herrn Emil Böbber stehende Vergnügung--Etablissement wird wiederum während der Sommerszeit allabendlich Theatervorstellungen veranstalten, zu welchen in dem Operetten - Ensemble de« Director« Armand Tre«p,r di» geeigneten Kräfte gewonnen sind, die sich bereit- im Vorjahre beim Publicum aus« Günstigste eingeführt haben. Bei Ausstellung deS Repertoire« wird, wie früher, das Hauptgewicht auf die Darstellung zugkräftiger und reich auSgrstattrter Operetten gelegt, daneben aber auch Lustspiel und Posse gepflegt werden. DaS Personal deS Herrn TreSper ist, wie im vergangenen Jahre, zahlreich und weist eine Reihe trefflicher Kräfte auf. AlS Eröffnungsvorstellung ist Straub melodicn- reiche Operette: „Die Fledermaus" gewählt worden; am zweite» Pfingstseiertag soll SuppS's „Lustiger Krieg" aufgesührt werden. Eine weitere Bereicherung des Programms bildet die Mitwirkung des Ballet-EnsembleS vom Herzoglichen Hoi» theater in Dessau, welches allabendlich zwei Mal ouitreten wird. Auck rin Kinder-Ballet „Die vier Jahreszeiten" ist von Herrn E»ul Böbber sür sein Etablissement engagirt worden. Die Leitung der Balletvorstellungen liegt ebenfalls in bewährten Händen, sie ist Lcr Balletmeisterin und ersten Solotänzer!» Fräulein Politzky über- tragen worden. Der geräumige Theatergarten bietet einen ange. nehmen Aufenthalt, er ist vollständig geschützt, sodaß selbst lei ungünstigem Wetter die Vorstellungen auf der Garlrnbühue slait- finde» können. Tas Sommer-Theater in den „Drei Linden" hat sich schon längst nicht nur bei den Bewohnern der Weslvor- orte einen großen Freundeskreis gesichert, es erhält auch zahl reiche Besucher auS Alt-Leipzig selbst, und die theatralischen Ge nüsse, welche dem Publicum in Aussicht stehen, sind reckt wohl geeignet, dein beliebten Etablissement noch weitere Freunde und Besucher zuzusühren. Neben den täglichen Tbeatcr- Vorstellungen finden übrigens Sonntag- und Mittwochs Garten, concerte statt, die von der Capelle des 72er Jnfanierie-Negim-nls (SonntagSl und von der Capelle deS 107. Regiments unter Leitung deS Stabshoboist Gilt sch (Mittwoch-) ausgeführt werden. Außer- dem sollen noch allmonatlich wie in den Vorjahren Sommernacht«, feste, bestehens auS Concert, Theater, Feuerwerk und Bill, ver anstaltet werde». Sport. * Paris, 12. Mai. (Pribattclcaramm. ) Heute früh begann die Wettfahrt von mit Spiritus getriebenen Automobilen auf der 922 Kilometer betragenden Strecke Paris-ArraS und zurück. ttzt Radsport. Der g r o ß e P r c i s vo n A ng e r S wurde von Poulain gegen Gougoltz, Foucrö und Bonnevie ge wonnen. Im T a n d c m f a h r e n, 4100 Meter, siegten Gougoltz-B recb gegen Poulain-Chevallier und Foucre- Longe. — Auf der Pariser P r i n z e n p a r k - B a h n kommen am Sonntag und Montag große Rennen zum Austrag, unter denen ein Match Ellegaard-Jaquelin- Lawson das Hauptinteresse in Anspruch nehmen dürfte. Am Montag treffen dann die Thcilnehiner der Fernfahrt Mar t' e i l l c - P a r i s ein. — Major Taylor startet am 26. Mai in Antwerpen und wird Meyers und Groana als Gegner haben. DaS Match soll in drei Läufen zum Austrag kommen. G Fußball-Sport. Die ^.-Mannschaft de- Leipziger Ballspiel-ClubS ist sür Pfingsten für Prag engagirt und wird am 1. Feiertag gegen eine combinirte Prager BerbandS-Mannsckaft, am 2. Feiertag gegen den deutschen Fußball-Elub „Germania'-Prag Wettspicle ausiechten. Beide Spiele kommen auf dem Platze LeS Prager deutschen Fußball-Clubs am Belvedere zum Austrag. Stach den letzten Ergebnissen ist die Mannschaft des Leipziger Ballspiel. Club» in sehr guler Form und darf auf ein günstiges Abschnitten gegen die Prager gehofft werden. — Die V-Mannschast des Ball- lpicl-Clubs siegte am Sonntag über die zweite Mannschaft der Liudeuaucr Spielverrinignng mit 3:2. — Zum Münchener Bundestag deS Deutsche» Fußball-BundeS entsendet der Ver band Mitteldeutscher Ballspiel - Vereine seinen Schriftführer, Herrn Bruno Moldenhauer.Leipzig alS Abgeordneten. — Im Wacker.Sportpark wurde am Montag in überraschend kurzer Zeit ein hochinteressante- Gelegenheits-Wettspiel arrangirt. Hochschüler einer holländischen Industrie- und Handelsschule in Enschede befinden sich gegenwärtig auf einer Studienreise durch Sachsen und stellten eine Fußball-Mannschaft zum Wettspiel gegen den Leipziger MeisterschastS-Clnb „Wacker". Boa Letzterem waren — obgleich erst um 3 Uhr daS Spiel vereinbart worden und trotz deS Wochentages — um 6 Uhr Nachmittags 20 Mann auf dem Spielplatz erschienen. Von den Holländer» hatten seiner Zeit fünf gegen die damals in bester Form befindlichen Berliner „Preußen" gespielt, al« diese »ine Tournee durch Holland unternahmen. „Wacker" siegte über die holländliche Mannschaft mit 7:2. — „Wacker's" vierte Mann- schast fertigt» am Sonntag den Chemnitzer Fußball-Club „Sachsen" überlegen mit 6:0 ab. Vermischtes. °--r. AuS Thüringen, 15. Mai. In Dresden starb dcr 42 Jahre alte Schriftsteller Paul Bieichrodt auS Jena, der besonders mit den gesammten thüringischen Verhältnissen genau vertraut war. — In Thüringen schneit eS fort gesetzt. Gestern Nachmittag schneite eS m Mühlhausen, wobei es immer noch kalt und veränderlich bleibt. — Dcr Truppenübungsplatz für daS 11. ArmeecorpS kommt nach Ohrdrufs. — In dem bei Probstzella gelegenen Stein bruck der Gebrüder Reichenbacher stürzten 1000 <zm Erdreick in die Tiefe, -100 gm sind unter dem Schutt begraben. Der Absturz geschah Nachts. — In Erfurt ließ sich das 14'/, Jahre alte Dienstmädchen Stockmann auS Furcht vor einer Strafe von ihren Eltern von der Eisenbahn überfahren. Der Kopf und ein Arm waren völlig abgetrennt. — Der Kellner Schmidt auS Weimar, dcr in Erfurt Neigen von Kulmbacher und Lagerbier zvsammcu» geschüttet und verkauft halte, wurde wegen Bierpantscherci zu sechs Wochen Gefängniß verurtheilt. — Der große Teich in Eber«roda bei Freyburg, au» dem schon einmal daS gesammte Wasser entwichen war, ist jetzt trotz vorzenommener SicherungSbauien wieder vollständig leer. ES wird ver- uiiitbet, daß Schächte den Abfluß des Wassers herbeifllhrcn. — Der Luftballon „Siering", der am Montag in Naum burg aussftea, landet« nach 3'/,stündiger Fahrt bei Schön born, einem Dorfe bei Torgau. — Ueber Französelei in der deutsche» Sprache bringt dte „Allg. Ztg." eine interessante Abhandlung, der wir fol gende Beispiele entnehmen: In den weitesten Kreisen hört man sprechen von „Blamage^ nnd „Rcnommaac"; dennoch ist sich schwerlich Jemand bewußt, daß beide Wörter gar nicht französisch sind; der Franzose wird Mühe haben, sic zu verstehen, er wird sie al« Verstümmelungen seiner schönen Sprache verabscheuen und über den Sinn, welchen wir damit verbinden, den Kopf schütteln. Mau sagt zwar: ,e> blömor — sich selber Vorwürfe machen; aber wenn bei uns Jemand „sich blamtrt", so denken wir nur an dte Bor würfe der Anderen. Der Franzose kennt I» ravom und I» ravommb«; aber da» „Sichselbftberühmen", die Prahlerei,
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