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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020528029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902052802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902052802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-05
- Tag1902-05-28
- Monat1902-05
- Jahr1902
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Nentfchen Schiffen vor Anker. Die englischen und ita lienischen Schiffe gaben sofort den Üblichen Salut ab. Admiral Bürge« Watson ging al»bald an Land und be gab sich in das königliche Schloß, um dem Könige Namens des Königs Eduard und der englischen Nation seine Ehrfurcht zu bezeugen. Der König empfing ihn sehr liebenswürdig. * Palermo, 27. Mat. Der König und die Königin eröffneten heute die sictlische Ackerbauausstellung. Die Bevölkerung bereitete ihnen einen überaus warmen Empfang? auch Zanaröellt war Gegenstand Herz- lichcr Kundgebungen. An den Eröffnungsfeierlichkeiten nahm die aus allen Thetlen Stetltcnö hcrbctgeströmte Bevölkerung Thetl. Spanien. EabtuetSkrtse. * Madrid, 28. Mat. (Telegramm.) Im gestrigen Mtntsterrathe betonte der HanbelSMinister nach drücklich die Nothwenbigkcit, die Sorte» etnzuberufen, nm die schwebenden Fragen, die religiöse, die social« Frage nnd den RegionaliSmuk, zu Verathen. Da er aber dem Mi nisterpräsidenten Sagasta und den übrigen Ministern gegenüber mit seiner Ansicht nicht durchdrang, so reiäste er seine Entlassung ein. Darauf stellten auch alle anderen Minister dem Ministerpräsidenten ihre Portefeuilles zur Verfügung. Dänemark. Di« dänisch«» Antillen. I.O. Kopenhagen, 27. Mat. Das Blatt „Politiken" sagt, cs habe Anlaß zur Annahme, baß in der Auffassung der Bereinigten Staaten die dänischen Antillen in Folge der vulkanischen Ausbrüche als Berkaussgcgenstanv im Werthe bedeutend verloren hätten. Sollte die vulcanische Thätiakeit in Westindien und Mittel amerika noch weiter um sich greifen, so werde man in Washington vermuthlich recht zufrieden sein, daß der Ber kaus der dänischen Inseln die bekannte Verzögerung er litten habe. * Kopenhagen, 27. Mai. Der König genehmigte heute den Borschlag der Regierung, betreffend die Ver längerung der Ratifieattonsfrist des Ber- träges über die Abtretung der dänisch-westindischen Inseln um ein Jahr, somit bis zum 24. Juli IMS. Orient. Bulgarisches Nationalscst. 8. Bukarest, 24. Mat. Viele tausend Menschen waren aus dem ganzen Lande in den letzten Tagen hier zusammen geströmt, um der großen Nationalfeier am 10. Mat (a. St.) beizuwohnen, und cS war ein farbenprächtiges Bild, welches unsere Straßen belebte. Offtctere sämmtltcher Truppengattungen, fremde Militärattaches in ihren Gala« uniformen, Damen in den kostbarsten, meist neuen Toiletten, Landbewohner in ihrer malerischen oft reich ge stickten Tracht wogten durcheinander seit Anbruch deS Tages. Galt cs doch den Tag zu feiern, an dem vor 37 Jahren Prinz Carl von Hohcnzollern als Kürst Carol den rumänischen Thron bestieg, denselben Tag, an dem ihn sein Volk 15 Jahre später zum ersten Könige Rumäniens mit einer stählernen Krone schmückte, die aus einem ber vor Plewna erbeuteten Geschütze gefertigt war, und an dem vor 25 Jahren die Unabhängigkeit Rumänien- erklärt wurde. Kopf au Kopf reihte sich die Menge in den Straßen, welche der königliche Zug vom Palais btS zum Victoria« platz, wo die Parade stattfanb, nehmen sollte, die Häuser, die zahlreich errichteten Tribünen waren dicht besetzt und Sonnenschein lag auf allen Gesichtern. Nur der Himmel blieb finster und wollte nicht etnsehen, daß die Bedeutung des TageS des schönsten Wetters wohl werth war. Um 10 Uhr fand die Weihe der den siegreichen Regimentern des Befreiungskrieges zum 25jährigen Jubiläum gestifteten Fahnen statt, und schon während des Gebets, das dem ver sammelten Volke weithin den weihevollen Act verkündete, fing ein sanfter Regen an, der zu einem wahren, mit Hagel gemischten Wolkenbruch anschwoll, als der König den Tempel verließ. Die Königin, welche zur Ehre de- Tages die Trauer um die kürzlich verstorbene Mutter abgelebt, folgte mit der Kronprinzessin und deren Kindern in offenen Equipagen und wohnte der ganzen Feier bis zuletzt bei, obgleich der allem Schutz hohnsprechende Regen auch Ihre Majestäten bis auf das Mark durchnäßte. Hoch zu Rotz hielt König Carol die glänzende Revue über seine Truppen ab, und kein Jota des Programms wu.de durch seinen Befehl abgeändcrt, obgleich er bekanntlich stark an Rheu matismus leidet. Als gegen 2 Uhr die große Truppenschau beendet war, begab sich der König mit dem Thronfolger — immer noch zu Roß unter strömendem Regen — ins Palais zurück, wo ihn sein Leibarzt sofort einer Massage mit Ein reibung von Eau bc Cologne unterzog, um allen Folgen des Unwetters vorzubeugen. Eine feenhafte Illumination der Umgebung des Palais lockte am Abend Alles auf die Straßen und der laute Jubel, der hinauf zu den Fenstern des Hcrrscherpaares drang, sobald sich ein Glied der könig- liehen Familie zeigte, bewies, wie innig Las heißblütige rumänische Volk mit seiner Dynastie verknüpft ist. — Leider hatten am Vorabend einige jugendliche Hitzköpfe, junge Studenten, aufgchetzt durch das letzthin bei Anwesenheit Bcrnard Lazare's in den Straßen vertheilte antisemitische Manifest, eine recht häßliche Vorfeier veranstaltet, indem sie in kleinen, getrennten Trupps vor die Häuser ber juden- frcundlichenBlättcrn,.Adeuezum" und.,Dnrvbautzul" zogen, um mit Steinen und Stöcken die Fenster einzuschlagen. Der „Patriot»!" entging nur deshalb demselben Geschick, weil sein Heim der Pvlizeipräfectur gegenüber liegt. Dieser Vorfall, auf den die Haltung eines Thciles der regierungs freundlichen Presse nicht ohne Einfluß geblieben ist, welche cö als patriotisch lobte, daß eine vorher abgehaltenc Stu dentenversammlung gegen die Herrn Lazare bereiteten Ovationen protestirte, hat denn auch unter der hiesigen jüdischen Bevölkerung einen großen Schrecken verbreitet, da unter diesen Verhältnissen ein gegen sie gerichteter Auf- rühr nicht zu den Unmöglichkeiten gehört. Asten. Afghanistan. * Peshawur, 27. Mai. („Reut. Bur.") Nach einem Bericht aus Kabul ließ der Emir seinen Bruder Mirza Ma Hom cd Uman Khan, seinen Hausver walter und Mirza M o h a m c d S c d d i g K h a n Kot - w a l wegen einer mit der Mutter Mohamed Umar Khan s angesponnenen Jntrigue verhaften und ins Gefäng- niß bringen? er beabsichtigt, seinen Bruder und dessen Familie an die Grenze von Turkestan zu bringen. Amerika. Chile und Argentinien. * Santiago de Chile, 27. Mai. Der Vertrag mit Argentinien ist am 28. Mai unterzeichnet worben und wird in beiden Ländern am 1. Juni veröffentlicht werden. In Valparaiso wurde ein Ausschuß hervorragender Bürger gewählt, um die festliche Begehung des Er- cigntsses durch eine grvße öffenßliche Kundgebung vorzubercitcn. * Buenos Aires, 27. Mai. Der Vertrag zwischen Argentinien und Chile wurde am 27. Mat Abends unterzeichnet. Für etwa entstehende Streitfragen zwischen beiden Staaten ist England als Schiedsrichter erwählt. * Washington, 27. Mai. (Repräsentantenhaus.) Coch - ran brachte einen Antrag dahingehend ein, der Präsident solle voll« Auskunft über di« Untersuchung h«- sogenannt«» britischen Lagers in Louisiana geben, sowie den Bericht deS die Untersuchung führenden OfficierS, sowie alle auf die Angelegenheit bezüglichen Aktenstücke, Briefe und andere Papiere vorlegen. Sächsischer Landtag. Petitionen wegen Vermehrung der städtischen Landtag-Wahlkreise und Abänderung deS Landtag-Wahlrechtes. * Die Beschwerde- und Petitions-Depu tation der Zweiten Kammer hat über die Petitionen wegen Vermehrung der städtischen Landtag-Wahlkreise bezw. Ab änderung de- Lanotaa-wahlrechtes Bericht erstattet. In Frage kam zunächst ein« Petition deS Verbandes der sächsischen Hausbesihervereine. Dieser Peti- tition war eine Zusammenstellung, die Bevölkerung der Land tagswahlkreise betreffend, beigegebcn. Die Deputation hat daraufhin die Regierung ersucht, auch ihrerseits die Einwohner zahlen zusammenzustellen. Da- ist geschehen und die Uebersicht dem Berichte beigcfügt. Dabei hat aber die Negierung die Orte Gomma bei Dresden und Cölln bei Meißen, die schon vor mehr als Jahresfrist einverleibt wurden, noch den ländlichen Wahl kreisen zugerechnet, das Dresdner Militär aber (Gutsbezirk Albertstadt) nicht bei Dresden in Anrechnung gebrächt. Hier durch ergäbt sich eine Verschiebung zu Ungunsten der Städte um zusammen 25 000 Seelen. Wird diese berücksichtigt, so ergeben sich für 37 städtische Wahlkreise rund 2 115000 Ein wohner und für 42 ländliche Wahlkreise rund 2 08V 000 Einwohner. Was nun die Petition de- Hausbesiherverbandc» speciell anbelangt, so wurde in dieser beantragt, daß eine Vermehrung der städtischen Lanvtagswahlkreise entsprechend den jetzigen Devölkerungsverhältnissen eintrete, „wodurch dem städttschenHaus-undGrundbesitzdie Möglichkeit einer Vertretung durch Abgeordnete aus seiner Mitte geschaffen wird". Die Deputation war von vorn herein darüber einig, daß eine derartige Petition in keiner Weise empfohlen werden könne, und beschloß deshalb einstimmig, bei der Kammer zu beantragen, die Petition auf sich beruhen zu lassen. Der Petition hatten sich mehrere städtische Lollegien angeschlossen, darunter auch die von Meißen und Zittau, jedoch nur insoweit, „als eine ge rechtere Verthcilung der Abgeordneten auf Stadt und Land und insbesondere eine Vermehrung der städtischen Wahlkreise beantragt wird". In der DeputationSsihung gab der Minister des Innern, Herr v. M e tz s ch , die Erklärung ab, daß das Vcr- hältnih zwi,a)enStadt und Land sich allerdings stark verschoben habe, aber zu einer allgemeinen Revision des Landtagswahl- rcchte-, die bei einer Brücksichtigung der Wünsche der Petenten in Angriff genommen werden müßte, dürfte die Zeit vorläufig noch mäst gekommen sein. Die Mehrheit der Depu tation stellt sich ebenfalls auf diesen Standpunkt, befürchtete auch, daß bei Aenderungen der hier gewünschten Art der Ein fluß des platten Landes sich erheblich mindern würde, und war endlich der Meinung, „daß Anregungen, die auf eine Ab änderung deS Wahlgesetzes zielen, aus den Ständekam mern heraus kommen müßten oder von der Königlichen Staatsregierung selbst". Die Mehrheit beantragt deshalb, die Petition auffichberuhcn zulassen. Die Minderheit dagegen, bestehend aus den Abgeordneten vr. Schill, Braun, Müller, Richter-Groß schönau und Uhlich, daß bei den veränderten Verhältnissen einem Ausgleich berechtigter Interessen Rechnung getragen werden müsse. Namentlich könnten doch Wahlkreise mit über 100 000 Einwohnern (der V. Leipziger Wahlkreis hat sogar 131 000 Einwohner) und solche mit 26—30 000 Einwohnern, deren es vier giebt, nicht nebeneinander auf die Dauer bestehen. Die Minderheit war aber nicht der Meinung, daß zur Be seitigung des Uebelstandes eine Vermehrung der städtischen Wahlkreise eintreten solle, sondern sie hält es für das Richtige, daß die Unterscheidung zwischen Stadt und Land auf gehoben und das ganze Land unter Zugrunde legung einer Durchschnittsziffer für den einzelnen Kreis in eine entsprechende, möglichst nicht über die gegenwärtige Zahl von 82 hinausgehende Anzahl Wahlkreise eingetheilt werde. In diesem Sinne beantragt die Minderheit, die Petitionen der städtischen Lollegien zu Meißen und Zittau der Königlichen Staatsrcgierung zur Erwägung zu überweisen. Eendlich sind noch Petitionen der Herren SinSermann und Genossen wegen Einführung des allgemeinen gleichenunddirectenWahlrechts und des Landes verbandes der evangelischen Arbeitervereine im Königreich Sachsen wegen „Aenderung des jetzt bestehenden Landtagswahlrechts" eingegangen. Die Deputation beantragt einstimmig, diese Petition a u f s i ch b e r u h e n zu lassen. Vom Neubau des Leipziger Nathhauses. „Ein neues Rathhaus soll Lev Brcnnpunct -er ge- sammten geistigen, sittlichen und materiellen Kräfte eines Gemeinwesens werben? darum muß es auch ein Spiegelbild des geistigen und künstlerischen Könnens der Stadt sein, es soll gegenwärtigen und kommenden Geschlechtern ein Gegenstand des Stolzes und der Liebe werden. Die Zu kunft wird darüber entscheiden, ob wir der ganzen Be deutung dieser Aufgabe gerecht geworden sind? aber das eine dürfen wir uns mit gutem Gewissen sagen, baß wir unser Bestes zu thun bemüht gewesen sind, daß namentlich der bedeutende Künstler, -essen Name neben dem eines Hieronymus Lotter in die Geschichte unserer Stadt einge schrieben sein wird, in ernstester Arbeit sein bestes Wissen und Können eingesetzt und den Beifall der hervorragendsten Architekten Deutschlands gefunden hat", — mit diesen Worten kennzeichnete Herr Oberbürgermeister vr. Georgi in seiner Rede bet der am 10. September 1899 erfolgten feierlichen Legung des Grundsteins die ideellen und prak tischen Motive, die für den Bau des neuen Nathhauses maßgebend sein und werden sollen. Seitdem sind nun nahezu drei Jahre verflossen, und in dem stetigen Empor wachsen des Werkes hat sich von Etappe zu Etappe verfolgen lasten, wie ernst der berufene Künstler diese seine Aufgaben zu erfassen verstanden, um das neue Nathhaus zu einem in ästhetischer, wie praktischer Beziehung vollendeten monu mentalen Bauwerk zu gestalten. Immer deutlicher, immer eindrucksvoller tritt dies gegenwärtig zu Tage, wo die Mauern bis zurAttika cmporgcwachsen sind und -er Aufbau des Thurmes in Angriff genommen wird. Von diesem neuen Thurme der alten Plctßenburg, der in der Mittellinie der groß angelegten, streng gegliederten und -och reich bewegten Hauptfaffadc erscheinen wird, sagte Herr Stadtbaurath Professor Licht in seinem Erläuterungs bericht zum Banproject, daß sein Maßstab ein so gewaltiger sei, daß er, nach Abbruch der baufälligen Sternwarte höher geführt, berufen sein dürfte, selbst neben der Kuppel des Reichsgerichts -aS Stadtbild zu beeinflussen, vielleicht zu beherrschen. Er dürfte, da- sei von uns noch hinzugcfügt, in seiner wuchtigen Größe weit mehr der Stadt ein charakteristisches Gepräge verleihen, als der frühere Aus bau ber Sternwarte, besten näherer Zusammenhang mit der Geschichte ber Stadt und der Pleißenburg keineswegs ein inniger ist. Das Standgerüst des Thurmes hat in Liesest Tagen seine Fertigstellung erfahren; er erhebt sich bei einem Durchmesser von 22 Meter in einer Höhe von 82 Meter vom Hoftcrrain oder 79 Meter über ber mittleren Höhenlage der umliegenden Straßenfronten nnd dient als Versatz- und Arbeitsgerüst für den bis zu dieser Höhe massive Thurm- koloß. Nach Aufführung des gemauerten und mit einer Kalkstcinrustika verkleideten Rumpfes, aus dem die archi tektonisch reich gegliederte Spitze emporwachsen soll, wird slir die Montage und Eindeckung -er metallgekröntcn Haube eine weitere Erhöhung des abgcbundenen Gerüstes um etwa 26 Meter bis zur Wetterfahne erfolgen. Der Durchmesser de- ehemaligen cylinbrtschen Pleißenburg- thurmes beträgt 17,10 Meter, während ber neue Aufbau vom GalericgesimS über den Dachfirsten der anschließenden Gcbändcthcilc aufwärts einen Durchmesser von 15,20 Meter erhalten soll. Die obere Galerie, welche Lurch eiserne Wendeltreppen zu erreichen ist, liegt 69 Meter Uber der Mittlern Gtrrßenhöhe, von bt«r »ns wird noch eine weitere Höhe von 18 Metern bis zu? oberen Laterne be steigbar sein. Die Gebäudegruppen rings um den Thurm sind in gc- wattigen Demensionen emporgefttegen. Durch das große, mit dem Leipziger Wappen bekrönte Hauptportal an -er Südfront -es Gebäudes, am Obst- markt, gelangt der Etntretende zunächst in das Eingangs vestibül, von dem drei große Ocffnungen in die Wandel halle des Erdgeschosses führen. Eine Länge von 50 Meter bet einer Brette von 15,8 Meter einnehmend, erschließt sie einen in Stampfbeton zwischen eisernen Gitterträgern ein gewölbten Imposanten Raum, der bis zur Decke des über dem Erdgeschoß befindlichen Zwischengeschosses yinaufgeht. Ihre zukünftige reizvolle Wirkung steht außer allem Zweifel. In der nach dem Pletßenburgthurme angeorbncten Hauptachse liegt unmittelbar hinter der Wandelhalle das Haupttreppenhaus mit seiner mit Kreuzgewölben unter gewölbten dreiarmigen Fcsttreppe. Seine Halle ist 13,4 Meter breit und 20,8 Meter tief. Neben dieser in ihren Stufen, Wangen und Balustraden aus Marmor herzu stellenden Prachttreppe, deren mittlerer Lauf 4F0 Meter breit seist wird, erhält das neue NathhauS ast ansprechenden Stellen noch vier andere Treppen, so eine an der ein springenden Hinteren Ecke des Rathhausblockes im Nord- vsteu, eine andere an -er Westfront an der Einfahrt in die Höfe, weiter am Eingang zum Rathskeller an der Ostseite und an der verbrochenen Ecke gegenüber der Carl Tauch- nitz-Brücke. Weiter ist auf die Einfügung von vier Pcrsonen-Auf- zügcn Bedacht genommen, so baß überall bequeme Ge legenheit vorhanden ist, die einzelnen Geschosse leicht zu erreichen. Die große Festtreppe endigt im Hauptgeschoß in einer zweite« oberen Wandelhalle von gleichen Abmessungen wie die untere. Sie ist gleichsam als Vorhalle der wichtigsten Vcrsammlungs- und Fcstsäle, des Stadtverordneten sitzungssaales, des Pleuarsitzungssaales und des Festsaales, zu betrachten. In seinen Raumverhältnissen ungefähr dem Plenarsaale im alten Nathhause angepaßt — er hat 105 Quadratmeter Grundfläche —, bildet der Plenarsitzungs saal einen bevorzugten Thetl der im Hauptgeschoß ungeord neten VersammlungS- und Rcpräsentationsräume. Er liegt mit fünf Fenstern an der Front -trect über dem Hauptcingangc im Mittelbau. Mit seiner Schmalseite nach dem Königsplatz gerichtet und dort nach außen durch einen Balcouaustrttt markirt, mit seiner Längsseite an -er Burgstraße gelegen, gliedert sich dann der 36 Meter lange und 15,30 Meter breite Fest- faal an. Mit ber Front nach der Burgstratze gerichtet, erscheint zuletzt der etwa 3S0 giu grvße Stadtverordnetensitzungs- saal. Er ist gleichfalls, und zwar durch eine Pilasterarchi tektur, nach der Burgstraße zu besonders hervorgchobcn. An alle diese Säle grupptrt sich dann eine Reihe von Neben räumen, so am Stadtverordnetensitzungssaale eine Galerie, Garderoben, Erfrischungsztmmcr, Speiscnaufzüge, kleinere Sitzungszimmer und ein besonderes Treppenhaus. Die Lage dieser Räume wird nach außen hin durch die nach der inneren Stadt zu gerichtete etnspringcnde Ecke gekenn zeichnet. An dieser cinsprtngenden Ecke an ber Burgstraße befindet sich auch der Eingang zum Rathskeller. Hier öff nen sich die Ouadermasscn zu einer großen, wuchtigen Bogenhalle, in der neben dem Rathskcller-Eingang eine Anfangs freiliegende Treppe zum RathhauS emporsteigt. Der Rathskeller selbst liegt längs der Burgstraße; eine Doppelreihe kräftiger Säulen, zum Thetl Monolithe, trägJ die Gewölbe der Halle. In den oberen Geschossen fällt das glücklich gewählte Raumverhältniß der Corridorc auf. Zur Verbindung der an den Straßenfronten gelegenen Geschäftsräume dienend, erhalten sie ihr Licht von den Höfen und sind mit Kreuz gewölben zwischen Rundbögen überspannt. Von den drei Höfen des RathhanseS, die auf dem Hof niveau der alten Pleißenburg liegen, mißt der größte, nach Südwestcn bclegene 1130 Quadratmeter bet 51 Meter größter Breite und 82 Meter Tiefe, während der östliche Hof eine Große von 940 Quadratmeter bet 42 Meter größter Länge und 26 Meter Brette anfivetst. Davon ent fallen noch 340 Quadratmeter auf das Kesselhaus und die Nebenräume des RathSkellcrs. Beide Höfe bewegen sich in verhältnißmähtg bescheidenen architektonischen Grenzen; alle Fenstereinfassungen und Gesimse sind von rothem Rochlitzer Porphyr hergestellt, zu dem der anzubringcnde weiße Puy der Flächen einen malerischen Gegensatz bilden wird. Ein dritter, kleinerer Hof ist in weiß glasirtcn Ziegeln mit abwechselnd grünen Schichten gehalten. Von dem 10 576 Quadratmeter großen Baugelände entfallen 2397 Quadratmeter auf diese drei Höfe. BcmcrkestSwerth ist noch, daß im südwestlichen Hofe der sogenannte Pappen- hcimerker der alten Pleißenburg in höchst wirkungsvoller und malerischer Weise cingcfügt wurde. Bekanntlich starb der berühmte kaiserliche General Graf Pappenheim in der Pleißenburg, wohin er nach der Schlacht bet Lützen, töbt- ltch verwundet, gebracht worden war. An der verbrochenen Ecke nach der Carl Tauchnttz- Brücke, die außen das vorzüglich erhaltene chursächsische Wappen, wie cs einst an der alten Bastion der Plcißen- bürg prangte, wieder ausgenommen hat, liegt das Zimmer des Oberbürgermeisters, von dessen Balcon sich eine präch tige Aussicht auf das Reichsgericht und dessen Umgebung sammt der Billenreihe der Carl Tauchnitz-Ttraßc bietet. Daneben befindet sich das Zimmer des Bürgermeisters. Die Heizung des RathhanseS soll, mit Ausnahme des RathSkellcrs, durch eine Hochdruckdampfanlage mit fünf Atmosphären Betriebsdruck geschehen. Für diesen Zweck werden vier Kessel von je 100 Quadratmeter feucrbcrührtcr Heizfläche eingesetzt, deren jeder bei 10 Meter Länge ein Gewicht von 300 Ccntneru hat. Von dieser Hochdruck dampfanlage werden, je nach der Lage der zu beheizenden Räume, die verschiedenen Systeme abgczwcigt. So er halten die Bureauräume Warmwasserheizung, die Sitzungssäle und der Fcstsaal combinirte Luft« und Niederdruckdampfheizung. Von dem unter dem Vestibül des Hauptcinganges befindlichen Raume für die Be feuchtung, Filterung und Vmivärmung wird die ge reinigte, gefeuchtete und vorgcwärmtc Luft durch einen unter dem Kellergeschoß liegenden, großen, 854 Meter langen Luftcanal den einzelnen Nachwärmckammeru zu geführt. Schon jetzt läßt sich erkennen, welch' meisterhafte Lösung die zweckmäßige Verthcilung der Räume, die Größe und Beleuchtung derselben, sowie die Anlage der Verkehrswege im Innern des Gebäudes, wie Corridorc nnd Treppen, gefunden haben: überall volle Klarheit der Anordnung. Wenn auch jetzt noch das 530 Meter lange, 32 Meter hohe Standgcrüst mit seinen Schiebebühnen den ge waltigen Baukörper auf allen Seiten umkleidet, so tritt dieser selbst doch schon so ausdrucksvoll aus dem ihn um spinnenden Holzwerk heraus, daß bereits heute seine monumentale Wirkung sich zn äußern und das Motto, da» sich der berufene Künstler zum Geleitwort erkor, ,,^1-x novo surxit", seine Verwirklichung zu nehmen be ginnt. Wie zu bemerken, sind die Fa^aden im Allgemeinen verhältntßmäßig einfach behandelt; es wird weniger durch verschwenderisch angebrachte Zierformen, als durch eine sorgfältige Abwägung der Banmaffen zu einander durch Betonung einzelner künstlerischer Momente und durch malerische Silhouetten eine monumentale Wirkung zu er- reichen gesucht. Und hierbei spielt das gewählte Material, ein silbergrauer Mnschelkalkstein aus dem Mainthal bei Würzburg, eine bedeutsame Rolle, sei e» in den wuchtigen urwüchsigen Bossen, sei cs in den glattbearveitctcn ober proftltrtcn Flächen. —m. Mitteilungen aus drr Nathsplrnarfihung am 2. Mai 1902. Vorsitzender Herr Bürgermeister Vr. Dtttrtch. 1) Die Stadtverordneten haben zugestimmt: s. der Nachverwilliaung von 1225 .4? aus Pos. 5 in Conto 1c des diesjährigen Haushaltplans, 5. dem Verkaufe des Bauplatzes 6 an der Göschen-Straßr in Leipzig-Reudnitz, sowie eines ArealstretfenS an der Altenburger Straße, c. einem ArealauStausche an dem Grundstücke Ecke Mark grafen- und Burg-Straße, 6. der Ueberlassung eines Theiles der Erträgnisse de» Ber rnächtnisscs der Frau verw. Dietrich an das JohanniShospitnl, e. dem Conto 7 «Städtische mild« Anstalten u. s. w." des diesjährigen Haushaltplanes, k. der Anschaffung von Lehrmitteln für die 26. Bezirksschule in Leipzig-Tchleuhig, x. der Aufstellung des Nebenconto« k°. V. „Zweiganstalt dcö Pfleghauses zu Leipzig-Reudnitz" beim Specialoudget „Armen wesen", k. der Herstellung der Einfriedigungsmauer an ber XII. Bürgerschule in Letpzig-Lindenau. zu a—k ist das Erforderliche zu besorgen. 2) Die Stadtverordneten haben der Erhöhung deS Tarifs für die Entleerung der Abortgruben zugestimmt. Es ist Bekannrmachung zu erlassen dergestalt, daß der neue Taris am 1. Juni dieses Jahres in Kraft treten soll. 3) Die Stadtverordneten haben beantragt, dahin zu wirken, daß die betreffenden Classen der höheren Schule fstr Mädchen nur in der III. höheren Bürgerschule ihren Schulunterricht er halten. Den Stadtverordneten ist mitzutheilen, daß dem Antrag« bc reits entsprochen worden ist und auch ferner entsprochen werden wird. 4) Nach dem Vorschläge der Deputation zum Hochbauwcseu wird bei dem Abstriche der Stadtverordneten an Pos. 26 außer ordentlich des Conto 18 (Bauliche Unterhaltung des Grassimuse ums) Beruhigung gefaßt. 5) Ebenso wird auf Antrag der Devutation zum Tiefbau Wesen beschlossen, bei der durch die Stadtverordneten erfolgten Ablehnung der Herstellung einer Thonrohrschleuse auf der Din gonalstraße des Blücherplatzes sich zu beruhigen. 6) Von einem Dankschreiben des Herrn Reichsgericht präsidenten Or. von Oehlschlägcr für die Glückwünsche zum 50jährigen Amtsjubiläum nimmt man Kenntnih. 7) Nachdem die Stadtverordneten der Vorlage über die Hauptbahnhofsanlagen in Leipzig zugeslimmt haben, beschließt man, den von ihnen dazu gestellten Anträgen bcizutreten und die Herren Bürgermeister vr.Dittrich und Stadtbaurath Franze zur Vollziehung des darnach abgeändcrten Vertrages mit der preu ßischen Staatsbahnverwaltung zu ermächtigen. 8) Der zwischen dem königlich sächsischen Finanzministerium und der Stadtgemeinde Leipzig wegen Ueberlassung der bis herigcn Hauptzollamtsgebäude an die Stadt und andererseits wegen Ueberlassung eines Bauplatzes für ein neues Zollgrbäude an der Entritzscher Straße an den sächsischen Staatsfiscus vcr einbartc Vertrag wird genehmigt. 0) Der Bebauungsplan für die Nordwest-Vorstadt von Leipzig-Altstadt ist vom königlichen Ministerium des Innern gc nchmigl worden. Es ist Bekanntmachung zu erlassen. 10) Zur Wahl als WaisenratbS-Stcllvcrrretcr im 16. und 64. Bezirk beschließt man, den Stadtverordneten die Herren Obcrpostassistent Böhme und Fuhrwcrksbcsitzcr Kästner vorzu schlagen. 11) Die Vergrößerung der Dampfkochanlagc in der Zwangs arbeitsanstalt zu St. Georg wird in der beantragten Weste unter Verwilligung der erforderlichen Mittel genehmigt. 12 ) Nach dem Anträge der zuständigen Deputationen werden rn die Putz- und Stuckarbeiten am Saalgebäude der Heil anstatt Dösen, d. die Pflasterung der Bitterfelder und Hartz-Straße, c. die Äsphaltirung der Straße zwischen Fleischer- und Schulplatz, cl) die Äsphaltirung der Ringstraße zwischen Ncumarkt und Königsplatz vergeben. 13) Die Einführung der Wasserleitung ». in eine Strecke der Karolinenstraßc in Leipzig-Thonberg, b. in die verlängerte Jnselstraßc zwischen Egel- und Maricnstraßc, c. in die verlängerte Roßbach- und Carl Vogel-Straße in Leipzig-Anger-Crottendorf, 6. in die Verbindungsstratze zwischen Lützener und Kaiser Wilhelm-Straße in Leipzig-Lindcnau wird in der beantragten Weise genehmigt. Zu den Beschlüssen unter 8, 11 und 13 ist Zustimmung der Stadtverordneten cinzuholen. Gerichtsverhandlungen. Königliche» Landgericht. 6. Leipzig, 28. Mai. Bereits im jugendlichen Alter von 18 Jahren ist im Jahre 1891 der Schreiber Karl Louis Gustav G. aus Brück in Hannover vom Schwurgericht in Göttingen wegen Münzfälschung mit 1 Jahr 4 Monaten Gefängniß besttan worden. Er hat sich seitdem wiederholt gegen das Ärafgesep vergangen und hat wiederholt wegen Sachbeschädigung, Be trugs und Diebstahls Strafe erlitten. Zuletzt ist er in Hildes heim und Göttingen im Jahre 1894 wegen emer Reihe schwerer Diebstähle mit 7 Jahren Zuchthaus bestraft worden und har diese Strafe bis zum 22. December 1901 verbüßt. Dann har er in Böhmen Beschäftigung gesucht nnd gefunden. Die Arben war jedoch nicht von langer Dauer und G. machte sich zu Fuß auf den Weg, um nach Leipzig zu gelangen, wo er Verdienst zu finden hoffte. Mit Wunden Füßen kam G. am 13. April nach Güntheritz, Ivo er, um sich Mittel zum bequemeren Fortkommen zu verschaffen, in der folgenden Nacht einen Einbruchs dicbstahl verübte. Er schlich sich durch die unverschlossene Gartenthür in das H.'sche Gut ein, stieg durch ein zerbrochenes Fenster in die Wohnstube ein und eignete sich ein Paar Glace handschuhe, ein Taschentuch, ein Kopftuch und 15 Stück Blech löffel im Werthe von 8—10 an. In der folgenden Nacht drückte G. die Scheibe eines Partcrrcfcnsters zum Ou.'scheu Gute in Seehausen ein, um daselbst zu stehlen. Da er aber unge schickt war, klirrte es laut und G. zog es vor, unverrichteter Sache abzuziehen. Er stieg aber noch in der nämlichen Nacht beim Gutsbesitzer B. ein, fand aber hier nur einen Korkzieher und einen Bohrer. Dann suchte er eine benachbarte Feime auf, um dort zu nächtige». Am andern Morgen wurde er bei einer Razzia fcstgcnommen. Die gestohlenen Gegenstände, die er noch bei sich trug, wurden an ihm zum Vcrräther und er gab denn auch die Einbrüche sofort zu. Mildernde Umstände wurden ihm mit Rücksicht auf seine Nothlagc zwar nochmals zugebilligt, die Strafe aber mit Rücksicht auf das Vorleben des Angeklagten auf zwei Jahre Gefängniß festgesetzt. Ein Monat der erlittenen Untersuchungshaft kam auf die er kannte Strafe in Anrechnung. Aus der Landesstrafanstalt zu Waldheim wurde nach Ver büßung einer ihm wegen Verbrechens im Sinne von 8 176, Ziffer 3 zudictirten mehrjährigen Zuchthausstrafe am 11. Scp tembcr 1901 der 45 Jahre alte Handarbeiter Johann Gotthclf Hermann K. aus Reichcrsdorf, der bereits mehrfach wegen ähn licher Verbrechen und Vergehen insgcsammt 16 Jahre Frei heitsstrafen verbüßt hatte, entlassen. Bereits am Tage vor Ostern wurde er wieder rückfällig, nur daß diesmal seine Ver brechen im Stadium des Versuchs geblieben sind. Mildernde Umstände konnten ihm mit Rücksicht auf die vielen und schweren Vorstrafen nicht zugebilligt werden, die Strafe wurde auf e i n Jahr zehn Monate Zuchthaus und 5 Jahre Ehrcn- rcchtsverlust festgesetzt. Leipziger Mietherverein. * Leipzig, 27. Mai. Genern Abend hielt der Verein im Eta blissement „Wcstend-Halleu" in L.-Plagwitz eine zahlreich be suchte öffentliche Versammlung ab, die der zweite Vereinsvorsitzende, Herr Zöphel, mit einem Hinweis auf die Wichtigkeit der Interessen, die der Verein vertritt, eröffnete. Den Vortrag des Abends hielt Herr Rechtsanwalt vr. Martin, der u. A. die günstige Entwickelung der Mietbervereinc in Dresden und anderen Städten Sachsens kennzeichnete und her vorhob, daß auch durch die Miethervcreiiic die sociale Frage, «in out«» Stück ihrer Lösung näher gebracht werden könn«. Fast «benso wichtig wie die Lohnfrage s«s die W o h n f r a g e, bilde
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