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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.05.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020513014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902051301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902051301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-05
- Tag1902-05-13
- Monat1902-05
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Die Ervedltion ist WocheutaaS ununterbrochee geöffnet von früh - big Abend- 7 Uhr- Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig. Grtra-Beilagen lg»salzt), nur mit der Morgen-Au-gab«, ohne Postbesürdrrung -H sö.—, mit Postbes-rderung ^l 70.—. AnzeigeU'PreiS die ögespallene Petitzeile LS H. Reklamen unter dem Nedactioa-Arich l-gespalten) 7S vor den Faunlieouach- richten (b gespalten) KO H. Tabellarischer und Zisfernsa- entsprechend Häher. — Gebühren für Nachweisungen und Lfserteugunahme 25 (excl. Porto). Ultramontaner Furor. Die ultramontanen Blätter rascheln jetzt heftig im Winde fanatischer Erregung wider den Evangelischen Bund. Die Berliner „Germania und ihre ganze paptstische Lippe zittern vor Zorn darüber, daß jüngst sogar ein eigenes Organ, „Die Wartbur g", gegründet wurde, um auch im deutschen Reiche die Theilnahme und das Verständniß für die religiösen Vorgänge des Habsburger Staates zu mehren. Natürlich setzt der gesamMe römische Ehor wieder ein, dqs alte Lied bkt'ünterzniingen, die österreichische Be wegung habe nur nvlitischc Gründe nnd Ziele. Die „Germania" verfällt dabei in ihrem blinden Eifer der Lächer lichkeit, daß sie auf Sup. Meyer den Betrugsparagraphen anwcnden möchte,' denn er spiegele mit der Behauptung, daß die Deutschen jenseits der schwarz-gelben Grenze nach evangelischer Wahrheit verlangen, den Protestanten falsche Thatsachen vor, nm dadurch ihre Unterstützung für die Be wegung zu erschleichen. Es ist immer interessant, zu sehen, welche geistige Kost und in welcher plumpen Zubereitung die Ultranwntgnen den von ihnen mißleiteten Massen vorsetzen oürfen,' aber noch interessanter ist ihre, allerdings wagemuthige, Mei nung, daß sie mit ihren Darlegungen auf die Evangelischen irgendwelchen Eindruck Hervorrufen könnten, als läge deren Urteilsfähigkeit in derselben. Ebene, wie die der Römischen. Hatte die ultramontane Presse anfangs nach der Hilfe der deutschen Rcichsacwalt geschrteen, nm das Einschreiten dieser gegen die Pfleger des neu erwachten Protestantis mus in Oesterreich herbeizuziehen, so versucht üe jetzt durch ihre Verdächtigung der Bewegung den deutschen Prote stant^.' die Unterstützung des großen Werkes zu verleiden. Abc, das gelingt ihr nicht. Die Evangelischen, die über haupt mißtrauisch gegen die römische Wahrhaftigkeit sind, wissen jetzt genau, daß die ultramontane Schilderung der österreichischen Vorgänge in scharfem Widerspruche zu den Thatsachen steht; sie wissen, daß die Deutschen draußen, von religiösem Interesse ergriffen, gern und zahlreich zu den evangelischen Gottesdienste» kommen; sie wissen, dgß man für politische Agitation nicht kirchliche Gemeinden gründet und evangelische Geistliche bestellt. Ja, wenn diese wie die meisten Caplüne wären, dann könnte die Sache anders liegen! Und es ist ihnen auch nicht unbekannt, daß die römische Gegenaction in Oesterreich sich nicht gegen den politischen, sondern gegen den protestantischen Charakter der Bewegung richtet. Die Misstonspredigten der Jesuiten, die Zeitungsinserate des Pater Alban, die ultramontanen Flugschriften, die jetzt durch das Land fliegen, treten für die „alleinseligmachende" unfehlbare Kirche ein und mühen sich ab, den Jrrthum des evangelischen Christcnthumö nach- zuweiscn. Man zieht die sämmtlichen alten, lahmen apolo- gctischen und polemischen Schimmel aus dem Stalle der römischen Wissenschaft heraus, nm auf ihnen wider den Protestantismus zu Felde zu reiten. Also — auch durch die Redefluth -er „Germania" und ihrer sämmtlichen Schwestern wird die Thatsache nicht hin- weggeschwemmt: die Bewegung in Oesterreich ist eine religiöse; sie ist eine evangelische; sie ist ein Zeugniß, daß unsere Stammesgenossen von Rom sich ab wenden und dem Protestantismus sich zukehreu, weil sie bei diesem das wahre, das ursprüngliche Christenthum finden. Natürlich wirb diese Thatsache die Haltung der ultra montanen Presse nicht ändern. Diese wird nach wie vor ihr schiefes Urtheil über die Bewegung schütten. Die Politik zwingt sic dazu, die religiösen Ereignisse Oester reichs zu einem Popanz umznkleiden, vor dem die deutschen Katholiken das Kreuz schlagen, um sich fester in die retten den Arme ihrer ultramontanen Führer zu legen. Diese brauchen neuen Agttattonsstoff; sie fürchten, die Leute »ur dann bei der ultramontanen Fahne erhalten zu können, wenn sie diesen einreden: die römische Kirche ist ist Gefahr; die bösen Protestanten wollen wider sie anstürmen; schützt dgsHeil Eurer Seele»! Solche Gedanken haben mit einiger bqjuvarischer Derb heit die papistifcheu Zeitungen' Bayerns, obenan das „Münchener Neue Tageblatt", verfochten, das zum Kampfe für die bedrohte Kirche schon einen Porxash von schützenden Dreschflegeln und Mjstgabesn bereitste»«» wollte. Weil die „Wartburg^ in einem Münchener Verlag erschien, wurde behauptet, es sei auf einen Vorstoß zur Bekehrung der bayerischen Katholiken zum evangelischen Christen- thume abgesehen. O suucta siwpjjoitag! Die auf dem Dreifuß des „Münchener NeuenTqgeblattes" sitzen, konnten sich sagen, dqß der Evangelische Bund jetzt viel zu sehr »ach anderen Seiten hi» angespannt ist, als daß er diese neue, weit ausgreifende Aufgabe anfassen konnte. Diese liegt gar nicht jn seinem Programm; er treibt weder draußen, noch daheim Propaganda; diese wird uns schon durch das römische Muster verleidet- Wir gebe» Uttr dahin, wohin man uns znr Verkündigung des Evange- linms ruft; wir haben noch keinen Wink von Gott zur Missionsthätigkeit unter den deutschen Katholiken. Air halten eine solche auch nicht für nöthig; denn wir hoffen, daß dqs Licht ans Oesterreich auch die Augen der noch ultrampntanen Reichsdeutschen pqch und nach von selber auf sich ziehen wird. Wir meinen, daß die Ueberlkgen- helt protestantischer Religiosität und Cultup auch an den Anhängern der Papstkirche ihre Kraft entfalten und -aß die dem deutschen Wesen frfMde HWe und Unduldsamkeit -cs römischen Priesters und die ganze romanische Reli gionsübung die schon begonnene Abwanderung der deut schen Katholiken ans dem Lager des Papismus erheblich verstärken wird- Wir würden diesen Proceß nur hindern, wenn wir den Versuch jetzt unternehme» wollten, an den Katholiken beö Reiches Epaugelisatjonsarheit zn thun- Wohl aber wäre es unsere Pflicht, dafür zu wirken, dqß unsere katholischen Brisoer von einem stärkere» natio nale u Gefühle getrsebe» würden, als dies »»txr »ltrqmon- taner Leitung zum A»sbr»ck gelangen kann. Die Hege monie des Centrums z» breche», muß das heiße Anliegen aller Patrioten sein. Von den Parteien, die dem Cenümm Hecresfolge leisten, nmß jeder deutsche Mann sich lossaaen. Die Parteien, die den Ultramontanen secunbjren, müssen erkennen und fühlen, daß der Groll des protssstantischesi Volkes gegen ihr Verhalten immer lauter nnd entschiedener wird. Die Leute, die dem Centr»m bei dem „Toleranz- antrage" Helsen, müssen für jede zukünftige Wahs unmög lich sein. Es braucht nur der Widerwille unseres Volkes au dem jetzigen Dienstverhältniß einzelner Parteien zum Centrnm deutlich ausgesprochen zn werden, daun werden jene von den Römlingvn abrücken; möchte bald zum Segen unseres Reiches diese Stunde schlage»! Und zudem — warum sollte nicht auch bei unseren Katholiken, wie bei denen in Oesterreich, die Einsicht tagen, daß der Ultramo»- tanismys der gefährlichste Gegner des deutsche» Vojks- thumes ist? Warum sollte nicht auch bei unsere» Katholiken das uationaleGefühl so lebendig werden, daß sic eydlich ihren vaticanischen Führern nicht mehr an die Wahlurne folgen, weil sic erkennen, daß sie, getrennt von diesen, auch ihre religiösen Interessen weit besser wahren können? Jn unseren Katholiken die Freude am Reiche und das stolze Bewußtsein, ich bi» ei» Deutscher, z» wecke», daß das bei ihuefl künstlich vorgeschobene: oivjs Roymnus «um — ich bi» römisch — zurückgedrängt werde, das ist eine Aufgabe, die des Schweißes der Patrioten werth ist. Uyd wenn sic gelöst wird, dan» ist der störende Fremdling, -er Ultra- nwntanismus, beseitigt; dann ist Friede zwischen Evange lischen und Katholiken; wir sind ein einig Volk von Brüdern. 2t. Der Krieg in Südafrika. Neber den Verlauf dxr AlikdeuSntttcrhandluMn bis zur Abreise der Boerenführer von Pretoria am 18. April erfahren die „Times" aus zuverlässiger Quelle, daß der erste Vorschlag der Boepenfiidrer dahin ging, daß die beiden Re publiken lediglich alle Forderungen der britischen Regierung vor dem Kriege hinsichtlich des Stimmrechtes ri. s. w. zugestehen sollten. In ihrer Antwort verwies die britische Regierung die Boerenführer auf die Middelburger Conferenz bezüglich des Maximums der Zugeständnisse, die gewährt werden könnten, hin. Das Gesuch der Boerensührer, es möge shpe» gestattet werden, sich mit ihren Freunden in Europa zu berathen, wurde ebenfalls kategorisch abgeschlagen, worauf es fallen gelassen wurde; die britische Regierung er klärte, paß, wenn die Boeren nicht beabsichtigten, ernste Vor schläge zu machen, Pie Unterhandlungen liever sofort abgebrochen wexbeq sellse». Hierauf erklärten dse Boexeflsuhrer, daß, ehe sie sich auf Unterhandlungen auf der Grundlage des Ausgebens der Unabhängigkeit Herder Republiken einlaffen könnten, sie die Ermächtigung der Burgbers dar» habe» müßten- Zu diesem Zwecke verlangten sie Waffenruhe. Letztere wurde ver weigert. Aber Kitcheqer versprach, die Byrgbers während der Aphaltuug der Versammlungen nicht zu behelligen. Gleich zeitig w»xde de» Byxrenfiibrern zn verstehen gegeben, daß sie, wen» sie beschlössen, »ach Pretoria zur Wiederaufnahme der Unterhandlppgen zurückzukehren, nut Vollmachten dazu versehen sein mußten. Jn einem längere» Briefe cisies jytsgen Dcntsch-Elig- länders, dcr mit stütz Anderen vyr einige» Monaten vom englischen Krjegsministerinm als Clerk («chreiherj für die Armee tu Südafrika angeworben wurde, wird da» Leben in dpn Blockhäusern Mit seine» demoralistrey-en Folgen txesfend geschildert, der Clerk schreibt: „Ich bin dem Blockhaus Nr. . . . zugewiesen. Die Be satzung beträgt 85 Mann unter dem Befehle eines jungen Leutnants. Ich habe die Rechnungen zu führen, Berichte zu schreiben und die VorrathSkammern zu verwalten. Viel zu thun giebt das lÄeschäft nicht und ich hätte Zeit genug, mich zu langweilen, wenn ich jetzt nicht auch zu Diensten hcrangezvgen würde, für die ich nicht cngagirt war, ja von denen nns bet unserer Aufnahme ausdrücklich gesagt wurde, dqß wir sie nicht zn verrichten hohen würden. Uns wurde nämlich erklärt, -atz wir z» keinerlei Militärdienst herangezogen werden würden- Kaum wqr ich aber hier angelqngt, sv wurde mir po» unsere»: Herr» Leutnant an gekündigt, däß ich Militärisch abgerichtet werden müsse. Ja; erlaubte mir auf dir Bedingungen hipznwcisc», unter üe»cu ich qls Schreiber angewvrbcn worden wqr, tau; qper da mit schlecht an- „Es muß Ihnen bekannt sein", hieß es, „dqß feder britische ttnterthait i» den »euc» Colonien i» Südafrika von nun ab militärpflichtig ist und erforder liche» Falls zur Kriegsdienstleistung cinbcrufcn werden kann. In den Blockhäusern kann dieser Fall jeden Augen blick eintreten, und wir können hier keine Leute brauchen, die nur die Feder zu führen wissen." Dagegen ließ sich nichts einweuden, und so erhielt ich mein Gewehr, Pa tronen, und wurde gleich am nächsten Morgen in die Lehre genommen. Das Leben in diesen Blockhäuser» ist übrigens ein ganz erbärmliches. Die Gegend ist trostlos. In den Blockhäusern selbst keine Spur von Cvmfvrt. Der Ofsicier hat einen kleine» Verschlag für sich selbst, ei» Feldbett, Tisch, Stuhl, Waschtisch, Spiegel und ei» Stück Teppich vor seinem Bett. Wir Anderen wobne» Alle in einer gemein same» Stube, habe» drei Stühle zum gemeinsame» Ge brauch und einen Tisch. Wir „squatten", so gut cs geht, auf unsere» znsammcngerollten Matratze». Unter dem Wellblechdach, .ans das die afrikanische Sonne de» ganzen Tag hinunter brennt, ist es heiß, wie in ei»em Backofen, »»ü dgbei heißt es noch, jede» Tropfe» Wasser sparen, denn weder Quelle, Fluß noch Tesch sind nahe, und wir erhalten unsere Wasserratso» in Fässern mit der Bahn zugeführ«. Es ist ivie gekocht und erfrischt nicht. Der Herr Leutnant kfln» noch ab und zu ein Bad nehmen, wir qber können nns nur einmal an« Tage Hä»de »nd Gesicht waschen, nno oft m»ß auch dies a»sfasse». Mit der Verpflegung steht cs auch schlecht. Unser einziger Trost sind Zeitungen, aller dings pst viele Woche» alt, u»d Magazine, sowie Romane womit wir vo» den vorübergehenden Zügen aus ziemlich reichlich versehen werden. Wache habe ich nicht zu stehen. Jn der Nacht giebt es aber oft und fast regelmäßig blinden Alarm. Wir haben cs Alle satt, u»d ich bedauere, daß ich mich shr die lumpigen 5> Schillinge pro Tag für mindestens ein Jahr gebündelt habe. Die Tommies brummen auch. Der frische Lvldatenmnth ist bei ihnen verflogen, und an dem Ausgange des Krieges ist ihnen wenig gelegen. Ich glaube, daß Viele im iünerste» Herzen mit den Boeren svmpathisiren, und manchmal fallen Äenßerungen, die nichts weniger als patriotisch klingen, und auch für die Ofsiciere »icht weniger als schmeichelhaft si»d. Dcr ganze Krieg mit seinem nutzlosen Seruinmarschircn, dem Faulenzen in üe» Blockhäusern, in Verbindung mit der unregelmäßigen Ver pflegung und den, zerrineneu Sainhstserk u»d de» abge tragenen Uniforme», die Seiner Maikstät Truppe» wie Räuberbanden erscheine» lqffen, haben die Lepte demora- lisirt. Dazu noch die beständigen Schlappen und die Schmach, von den Boeren, sin Falle der Gefangennahme, einfach nackt lacisen gelassen zu werden mit -er höhnenden Einladung, „bald wieder zu kommen . Niemand glaubt, ivaö für eine demoralisirendc Wirkung dieses Verfahren hat, zn was für Reibungen es unter den Soldaten selbst führt und wie nachthcilig es auf die Haltung der Truppen zurückwirkt. Ob wir jemals mit den Boeren fertig werdet?, scheint mir sehr zweifelhaft. Zn einer ordentlichen, ent scheidenden Schlacht lasse» sie es nicht kommen, und -en Krieg, wie sie ihn führen, können wir niemals beenden. Der einzige Weg ist, sie Alle einzufqngen oder langsam auf- zureibcn, nnd das kann noch Jqhxe dauern. Die Sqchf ist entmnthigend." Deutsches Weich. L. Verfitz, 12. Mai. iProf. vr. G. Schmolfer über den Zolktarifcntwnrs.) Professor vr. Schmoller tritt »n neuesten Heft seines „Jahrbuches für Gesetzgebung, Verwaltung und Vvlksnstrthsckaft" dem un günstigen Urtheil entgegen, das Di. H. Schacht in dem selben Hefte über -en Zvlltarifentwvrf fällt. „Vom Standgunet der deutschen Industrie", wie der Handels- vertrqgsvcreiu ihn aufsaßt, gelangt Or. Schacht zu den» Ergebnitz, in dem Zvlltarifeuiwurfe eine Gefahr für das deutsche Wirthschaftslcben zu erblicken. Dcr Tarif nehme, weint Ist. Schacht, auf die unteren Elasten nicht genügend Rücksicht; seine Gesichtöpuncte seien gegenüber dem zu losenden Problem kleinlich; er treibe nicht eine Politik der natürlichen Production, sondern der künstlichen Preise; »icht aber Preisgarantien gelte es zu gehen, sondern Spielraum zu schaffe» für jene Prodyctionskräfte, die bei uus stark sind. Schmoller ist zwar ebenfalls der Ansicht, daß die mit der Ausarbeitung des Tarifs be trauten Beamten viel z» generell schutzzöllnerjsch seien uud daß die gut vrganisirten Jnteressentengruppen einen viel zu großen Einfluß auf den Tarif ausgeübt Hütten. „Im Uebrigen aber", fährt Professor Schmoller wörtlich fort, „sehe ich nicht sv trübe wie Herr I)r. Schacht; ick, halte einen maßvolle» Schutz der Landwirthschaft, ja eiue mäßige Erhöhung ciyes T heiles der lanüw irt Hs ch östlichen Zölle für berech tigter u » d notymeudiger als er; ich hoffe auch, daß der Tarif trotz seiner Fehler in de» Hände» einer gc- «8 Feulllstsn. Wenn Du noch eine Mutter hast. . Ropellette aus -em amerikanischen Leben. Bon vr. E. H. Makk. *) Nachdruck «erboten. Steil abfallendes, rauhes Felsgestein, durchlöchert, ver waschen, auSgehühlt von Sprühregen und vom glitzernden Schaum der haushoch «»prallenden Wogen, zermürbt von heißer Sonnengluth, und oben auf dem Fels ein kleiner Wald von Riesen-Ahornbäumen, die ihr dichtes silber- schimmerndes Laub auSbreiten über kniehohes Gestrüpp; eine Wilbniß von ungeheueren Bäumen, deren ausgehühlte Stämme und unfruchtbares Gezweig die Melancholie und daS Geheimniß von Jahrhunderten umwittern — bas ist „Caze Duffy" an der malerischen Bucht von Vermont. Es war ein selbst für den unseligen, die amerikanische Menschheit und alle Lebewesen decimirenden Sommer von 1901 mit seiner dauerhaften Tropenhitze ungewöhnlich heißer Nachmittag und der Sonnengott sandte erbarmungs los seine sengenden Strahlen hernieder auf die Bucht und die aller Vegetation baren rauhen Kelsen, an welche die kleine Häuserreihe deS Dörfchens sich anlehnt. Die von moosbedeckten UrwaldSbäumcn eingesäumte breite, steinige Dorfstraße ist leer und todtenstill; in dem gut gehaltenen niedlichenGärtchen deS letzten und ziemlich kleinsten berHäus- chen, in einer Lurch üppiges Laub gegen -aS goldige Licht der Sonne leidlich geschützten Gitterwerk-Laub«, sitzt, tief in Gedanken versunken, über ein verkehrt auf dem Tische vor ihm liegende» Buch gebeugt, ein ausnehmend hübfan e. *) Der wackere Landsmann über dem Ocean, der uns wiederholt anziehende Bilder au» dem Leben der Menschen in -ex großen d.cpublik lieferte, ist vor Kurzem in einem der Süd- 'taaten oer Union, wo er Heilung suchte, seinen Leiden erlegen. Wir bringen heute da» letzte Product feiner Feder, das seine Begabung auch auf dem novellistischen Gebiete zeigt. D. R. sch>lnker junger Man» j» eleganter städtischer Kleidung. Mer sei» vom ersten zarten Flaum deS künftigen Bartes umrahmtes Gesicht zuckt es ab »»d z» wie tiefer, wühlen der Schmerz, wie Angst und Reue einer gefolterte» Seele. Theilnühmslos gleiset sei» Blick ttver die im reizendsten Schmucke lies Sommers prangenden Ovstbäume, die prächtigen kleinen Blumenbeete hin, und schwere Seufzer entringen sich seiner gequälten Bxust. „Robert Wallber", ertönt plötzlich hinter ihm eine sonore Stimme, während eine schwere Hand sich auf seine Schulter legt: „im Namen des Gesetzes, St« sind mein Gefangener!" Der Jüngling erbebt und Letchenblässe überzieht 'ein schönes Antlitz mit dcr hohen Stirpe. „Also doch entdeckt!?" „Jawohl", entgegnet ruhig -er Andere und mit Nach druck setzt er hinzu: „Das mußten Sic -och wohl wisse»; mir konnten Sie nicht entgehe». Und nu» einen gute» Rath, junger Ma»»: fügen Sie sich ergeben ins Unver meidliche und folgen Sie mir ohne jedes Aufsehen. Ts wird das Beste für Sje selbst sein." Robert Waftber zuckte zusammen, wie wen» er eine» Schlag erhalten hätte. Sesu «them flog keuchend aus der gepreßten Brust- „Oh, -ap'tän, habe» Sie Jemanden vorn tm Hanse gesehen?" fragte er in scheuem Flüstertöne. „Gewiß! Auf -er Berao-g vor»c sitzt ei» schmier Greis »nd liest eine Zeitung, u»ü in der Lüche beim Hchsenans- wachen fand ich et» liebeS weißhaariges Mütterchen, das mich hierher i» Len Garten wies. Das sind wohl Ihre Eltern?" „Ja" entgegnete Lex junge Mann mit einem schmerz lichen Seufzer. „Uber nm HimmelSwillkN, Savitäu Garuin, Sie habe» -c» alten Leuten doch nicht gesagt, we-halb — Sic h. kamen?" „Kein Wort, Robert- Ich fragte einfach, ob Sie hier seien, und Ser freundliche alte Herr bejahte «S und verwies mich lächelnd an „Ma" die mich ebmlso freundlich ersuchte, in das Gärtchen zu geben, fvo ich Sie finden würbe. E» ttzätk mir selber wef, dem harmlosen Greifcnpaare sagen zu müssen, daß ich ihren Sohn wegen Fäl . . . setzte er nach einer Pause zügcrud hinzu. „Gvtt segne Sic meltausendmal", rief der junge Man» stürmisch dazwischen. „Oh, Capitätt Garvjjl, wenn Sie wüßte», ivie man mich zn dem Verbrechen verleitet, ja förmlich gezwungen hat!" „Aber sie müssen es ja doch früher oder später erfahren. Es wäre wohl am besten, wen» Sie selbst ihnen offen Alles gestehen und bann auf lange Zeit von ihnen Abschied nehmen würde». Ich gebe Ihnen eine Stttttdc Frist „Ich — ich sollte Ihnen bas sagen?! Oh, Herr, das wäre dex Tod, der grausamste Tod f»r die beiden Alten; lieber will ich mich gleich hier selbst umbringen, dann ist Alles zu EM/ Eine» Augenblick stund Cqpttän Garvin in Nachsinncn da; mit gefurchter Stirne musterte er seinen Gefangenen, warf -UN» einen Blick auf das im Sonnenglanze vor ihm stehende Häuschen und die friedliche Landschaft, und wandte M schließlich mit raschem Entschlüsse dem ängstlich seine Mienen beobachtenden Jüngling zu: „Robert Waftber, ich weiß, daß Sie aufrichtig sind; ich verisMe Ihnen- Auch ich habe daheim bei Weib »»- Sin ei» hefzlsebeS altes Mütterchen und ich würde rhcr unter -en höchsten Qualen sterben, als ihr einen ÄWuner be reite«. «je selbst thun mir auch seid, aber das Gesetz muß seine» Lauf nehmen. Alles, wqs ich tbuu kann, ist dies: unser Bahnzug von der Station Dudley geht um 0 Uhr N Min. Abends ab, wir haben »och über drei Stunden Zett- Stellen Tie wich j«-t Ihre» Eltern als «ine» Freund Brr, -er hierher gekommen ist, um Ihnen mitzyrbeilen, daß Sie eine gute Stellung erhalt«», welche Sie schon morgen anzutretcn haben, weshalb ich Sie gleich mit wir nehmen muß. Habe» Sic vcrttpuden?" „ cAMM tausend Dank! Sic sind cs» edler Meusih, Eastftä» Garvin, und Gott mög' Ihne» vergelten, was Sie yeuw.... Thränen erstickte» -ie Stimme des junge» Menschen; er vermocht »icht sprtzuf-hrey. Auch dxx Detectiv war troy seiner Abhärtung in langem Dienste der strafende» Gc- rechtjgkeit sichtlich tief gerührt und mit beweater Stimme sagte er; „Seien Sie ein Mgn», Robert. „Fassen Sie Muth und halten Sie die Ohren steif, damit wir unser» frommen Betrug mit Erfolg durchzusühren im Stande sind." * » » „Ma und Pa", sagte zehn Minute» später Robert Wall ber anscheinend in bester Laune: „Hier stelle ich Euch meinen Freund Tom Garvin ans New Aork vor Er bat eine sehr gute Stelle für mich gesunden und da die Sache dringen ist, brachte er mir das Opfer, mich selber abzuholen. Wir müssen um sechs Uhr fort." „Herr Gunst», wir danke» Ihne» von Herzen für Ihre große Güte für unser» braven Jungen; hier meine Hand. Uno Du, Mutter, be-anfe Dich auch schön", rief enthu siastisch dcr muntere kleine Greis. „Ma" trippelte mit einem, ihr ganzes liebes altes Ge sichtchen verklarende» Lächeln aus der Klicke herbei und ihre rosigen Wangen unter der von schlohweißem Haar um rahmten hohen Stirn erglühten vor Freude, als sie dein cxnstcn hochgewachsenen Manne, dem guten Fxeunde ihres geliebten „Bob", so recht herzlich die Hand schüttelte und ihn in dcr schüchternen und doch zutraulichen Weise der Landbewohner zn einem rasch bereiteten bescheidenen Im- Ma» setzte sich zum «lecker bereiteten Mqhle", und schein bar thaten dje beiden nun bald Scheidenden dem Aufgc- tischten alle Ehre an, aher -em Einen wie dem Andern quoll jeder Bisse» im Munde; sie waren froh, al» der Alte die Tafel aufhvb »»d man sich fijr eine Weile auf der Veranda dem Genüsse -es Rauchen» hingeben konnte. Bald kam auch das emsige Mütterchen, nachdem e» die Reisetasche des Sohnes gepackt und bereitgestell« hatte, hinzu und nahm Herrn Garpin für sich in Beschlag. „Ich denke", begann Sie, „dast Sic und mein Boh schon ziemlich lange miteinander bekannt und so recht gute, wahre Krennoe sind; nicht wahr?" ,Hpi — ja; gewiß " „Na, dann haben Sie Ihre Freundschaft dem xechten Menschen zugewandt, den» wenn es eine» braven »nd rechtschassencn Bursch«» giebt, so ist e» unser Bob, uyser Einziger. Sehen Sie, er hqt uns von Kindheit an immer
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