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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.05.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020529025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902052902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902052902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-05
- Tag1902-05-29
- Monat1902-05
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Mge z. Wgcr mi> Anzeiger Nr. R, Ämerstag. U. Mi IM. WcAMgck.) EM—sWssssssrss>ssss——SS—I —_H! !,.« '""-_! Sachfischer Landtag. Petition -es Rathes der Stadt Leipzig. * Wie schon mttgetbetlt, hat die Beschwerde« und PetitionSbeputation berZweitenKammer beantragt, die Kammer möge die Petition deS RatheS der Stabt Leipzig um „Abänderung" deS 8 27, Absatz 2, der Revidirten Gtädteordnung der königlichen StaatSregierung -ür Kertntnißnahme über weisen. Der bezeichnete Absatz setzt fest, baß Aus nahmen von der Regel, wonach der Ertrag von aus wärtigem Grundbesitz oder Gewerbebetrieb nur am Besitz, oder Betriebsorte zur Semeindebesteuerung herangezogen werben kann, lediglich für besondere Fälle zu ge statten seien. Auf Grund dieser Bestimmung war bekannt, lich in einem, unsere Stadt betreffenden Streitfälle, über deck wir seiner Zett eingehend berichtet haben, der 8 16 des Leipziger Gemeinbeanlagen-RegulativeS vom Oberverwal- tungSgerichte theilweise für ungtltig erklärt wordcm Petition! Segen Abändern«a der staatliche« Schlachtvieh« Versicherung. * Vom „vezirkSvereinKönigreichSachscn" im Deutschen Fleischerverbande zu Leipzig ist eine Petition an die Stände gerichtet worden, in der um Revision deS Gesetzes über die staatliche Schlachtviehver- sicherung gebeten wird, und zwar dahingehend, das, a. die Nothschlachtüngen von der allgemeinen Versiche rung auSgeschteden und für sie eine besondere Ber- stcherungSabthetlung erichtet wird, d. die Ent» schäbigungenauf den wirklichen Einkaufs- preis erhöht werden, uüb o. das Fletschcrgewerbe zur Mitwirkung in der Verwaltung berufen wird. Die Beschwerde- und Petitionsdeputation der Zweiten Kammer hat sich mit der Petition eingehend beschäftigt und die königliche Staatsregierung ersucht, ihre Stellungnahme kundzugeben. Der königliche Commiffar erklärte sich gegen die Berücksichtigung der Wünsche zu a. und b. Wollte man die Nothschlachtüngen auSscheiden und für sie eine besondere Bersicherungsabthcilung errichten, so würde eine sehr hohe VerfichernngsgebÜhr erhoben werden müssen. Dagegen würde cs sich empfehlen, in den Fällen, wo die Lebens- beschauunterblieben ist, eine höhere Gebühr zu erheben, etwa ö mehr für weibliche Rinder, 2 fiir männliche Rinder nnd 90 Pfg. für Schweine. Dadurch würbe erreicht, daß mehr Thiere der Lebensbeschan zu- geführt werden, nnd da dann, wenn ein Thier bereits in lebendem Zustande als ungeeignet zur menschlichen Nah rung befunden wird, eine Entschädigung nicht stattfindet, so würde sich die Zahl der entschäbigungspfiichtigen Fälle vermindern. Was die unter b. gewünschte Erhöhung der Entschädigung auf den wirklichen Einkaufspreis betreffe, so habe die Negierung die Erfahrung gemacht, daß sich dieser Preis oft sehr schwer ermitteln laste. Jedenfalls würde die Erhöhung der Entschädigung von 80 Procent aus 100 Procent dazu führen, daß in manchen Fällen der zu Entschädigende über seinen wirklichen Verlust hinaus ent schädigt würde. Dem Wunsche unter o., Mitwirkung deS Fleischergewerbcs bei der Verwaltung, stehe die Regierung sympathisch gegenüber, und eS würde schon in kurzer Zeit die Hinzuziehung von Vertretern deS Fleischergcwerbeö er folgen. Angesichts dieser Sachlage glaubte die Deputation erst die Entwickelung der Dinge bet den von der Negie rung zu treffenden Vorkehrungen abwarten zu sollen, und beschloß einhellig, zu beantragen, die Kammer wolle die Petitionaufsichberuhenlassen. Königreich Sachsen. * Leipzig, 2d. Mai. Herr Stadtrath vr. Schmid, der seit dem Jahre 1885 Decernent Les Rathes für die Krankenversicherung in Leipzig war, hat in Folge der neuen, durch -en Abgang des Herrn Stadt- ratheS Wangemann bedingten Geschäftsetntheilung beim Rathe das Decernat an Herrn Stadtrath Lampe abgegeben. Bet diesem Wechsel hat der Vorstand der Leipziger OrtSkrankencasse Gelegenheit genommen, Herrn Stadtrath vr. Schmid für seine außerordentliche er- sprießliche und segensreiche Thättgkeit herzlichen Dank zu bekunden. Leipzig, 29. Mai. Als stellvertretender Director deS historischen Seminars, Abtheilung für mittlere und nertere Geschichte, an unserer Universität ist im laufenden Semester ber Professor der neueren politischen Geschichte Herr vr. Erich Brandenburg thätig. — Herr Pro- fefsor vr. Weule wird in seiner, wie wir bereits mit- theilten, am 81. Mat Mittags 12 Uhr in der Aula statt findenden Antrittsvorlesung über folgenden Gegenstand lesen: „Neue Wege zu alten Zielen in der Wissenschaft vom Menschen". — Vom nächsten Sonntag, den 1. Juni, ab dürfet? nunmehr wieder Krebse öffentlich feilgeboten und ver kauft werden, nachdem für diese schmackhaften Krustenthtere die seit 1. November vorigen Jahres bauernde Schonzeit am 81. Mat abläuft. Zu berücksichtigen ist aber hierbei, daß nach dem sächsischen Ftschereigesch, obwohl die Schon zeit beendet ist, eiertragende Krebsweivchen weder feil geboten, noch verkauft werben dürfen, gleichviel, ob Liese aus geschloffenen ober nicht geschloffenen Gewässern her rühren oder nichtz * Leipzig, 26. Mat. In einer jüngst erschienenen Ber- ordnung giebt daS königliche Ministerium dcS Innern auf Anregung beS evangelisch-lutherischen LandeSconsistoriumS Lte Anweisung, baß zu den zum Zwecke -er Taufe zu ertheilenben Bescheinigungen von den Standes ämtern nach Aufbrauchung -eS vorhandenen Bestandes nursolche Formulare verwendet, bezw. den Stan desbeamten von -en zur Lieferung der Formulare ver pflichteten Gemeinden künftig nur solche Vorräthe geliefert werden, die am Fußende nachfolgende Bemerkung ent- halten: „Die Betheiltgten werden durch die standesamt lichen Handlungen ber Erfüllung ihrer kirchlichen Verpflichtungen in Bezug auf die Taufe und die Trauung nicht überhoben". — Die gleiche Bemer kung wird künftig auch den vom Staate zu beschaffenden Formularen zu den Bescheinigungen über daS ungeordnete Aufgebot und die erfolgte Eheschließung am Fußende bei gedruckt werden. — Ferner ist eine frühere ministerielle Verordnung, betreffend die Heranziehung ber Inva lidenrenten in den LandeSanstalten Ver pflegter zur Deckung -erBerpflegungs- kosten dahin abgeändert worben, daß eine für einen Ver pflegten laufende Rente nur dann zur Deckung de« Ver- pfleggcldes heranzuztehen ist, wenn die Rente oder diese mit Einschluß deS übrigen Vermögens oder Einkommens des Verpflegten mehr als ber in 8 27, Ziffer 2, der Unter- brtngungSregnlative vom 1. März 1002 festgesetzte Satz für OrtSarmenverbände (täglich 50 Pfg., jährlich 182,50 ^) be trägt, und daß nur dann, wenn eine Rente weniger beträgt und nicht so viel sonstiges Einkommen oder Vermögen vorhanden ist, als zur Erfüllung deS Satze» von täglich 50 Pfg. oder jährlich 182,50 erforderlich ist, die Rente freizugeven ist. —t. Leipzig, 28. Mai. „Amtliches Blatt" der Deutschen Turnerschaft steht zum ersten Male in der Nummer 22 vom 2d. Mai am Kopfe der „Deutschen Turnzeitung", statt wie bisher „Amtsblatt" ber Deutschen Turnerschaft. Diese Bezeichnung hat auf Weisung ber hiesigen Polizeidtrcetion wegfallen müssen. AIS Grund hierfür wurde angeführt: „Die Be zeichnung al» Amtsblatt steht in Sachsen ausschließlich denjenigen Zeitungen zu, welch« vom königlichen Mini sterium des Innern zu Dresden ausdrücklich als Amts blätter bestellt worden sind, und diese Bezeichnung ist ge eignet, im Publicum den Jrrthum zu erwecken, als stände die „Deutsche Turnzeitung" zu den Behörden im Verhält nisse eines wirklichen Amtsblattes." — Die diesjährige Sitzung des Ausschusses der Deutschen Turnerschaft findet vom 25. bis 27. Iu li in Nürnberg statt. Anträge für die Sitzung, welche auf die Tagesordnung kommen sollen, sind spätestens vis zum 28. Juni an -en Vorsitzenden der Deutschen Turner schaft, Herrn vr. wsck. Yerd. Goetz in Leipzig- Li n d e n a u, oder an den Geschäftsführer, Herrn Stabt- schulrath Professor vr. Rühl in Stettin, cinzurcichen. Gb Leipzig, 29. Mai. Unter -er Leitung seines stell vertretenden Vorsitzenden Herrn Steyer hielt gestern der Verband ber Bauarbeitgeber für Leip zig und Umgegend im Saale des Vereins für BolkSwohl eine Versammlung ab, in ber der Jahresbericht erstattet wurde. Diesem ist u. A. zu entnehmen, daß der Verband zur Berathung fachgewcrb- lichcr Angelegenheiten wiederholt zusammengetreten ist. Die Verhandlungen mit den Maurern und Zimmerern haben, wie wir seinerzeit bereits mttthetlten, zu einer Vereinbarung geführt, nach der die gegenwärtig be stehenden Lohn- und Arbeitsbedingungen noch bis 31. März 1909 in Geltung bleiben. Nach vollzogener Wieder- bez. Neuwahl des Vorstandes wurde beschlossen, eine von den Gehilfenvertretern gegebene Anregung, be treffend die Festsetzung ber Grenze, innerhalb welcher die für den Leipziger Bezirk vereinbarten Lohn- nnd Arbettsverhältniffe Geltung haben sollen, ber für diese Fälle bestehenden Commission zur weiteren Verfolgung zu überweisen. Nach Erledigung verschiedener mehr in terner Verbandsangelegenheiten erreichte die Sitzung ihr Ende. 0. Leipzig-Plagwitz, 29. Mai. Nachdem zur Über führung der Antonienstraße tiber die Gleise der sächsischen und preußischen Bahn die Erdarbciten auf der östlichen Seite des BahnplanumS, von der Klingenstraße ab, be endet sind, hat man nunmehr dieselben auf der westlichen Seite in Angriff genommen nnd führt gegenwärtig die aus gedehnten Rampen durch Erdaufschüttungen aus, welche als Zufahrtsstraßen zugleich für die Antonienstraße zu dienen haben werben. Späterhin werden zu einer ander- weiten Rampe zwischen den Gleisen der beiden Bahnver waltungen die Erdaufschüttungcn erfolgen. Das schwierige Werk der Unterführung der großen städtischen Schleuse unter den Bahngleisen ist im Ganzen beendet. Der noch zu verlegende Theil wird erst hcrgestellt, wenn das alte sächsische MaschinenhauS abgebrochen sein wird. Damit soll in möglichst naher Zett begonnen werden, zumal da das neue Maschinenbaus, das in der Nähe des Bahndammes der Leipziger Baumwollspinnerei steht, schon seit einiger Zeit vollendet ist. -g- Leipzig, 29. Mak. Das königliche Ministerium des Innern hat dem seit 8. April 1872 ununterbrochen bei der Firma C. G. Neißtg L Co. in Leipzig, Brühl 20, be schäftigten Markthelfcr Herrn Friedrich Bruno Biller in L.-Bolkmarsdorf daS tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen, das ihm heute Vormittag durch Herrn Bürgermeister vr. Dittrich an Nathsstelle ausgehändigt wurde. Z Leipzig, 29. Mat. s Arbeiterbewegung. 1 In einer gestern im Etablissement „Schloß Lindenfels" zu Leipzig-Lindenau abgehaltenen, von 400 Personen beider lei Geschlechts besuchten Versammlung der Textil arbeiter sprach Herr Grenz in einem Vortrage über „Die Kämpfe der Arbeiter für bessere Lohn- und Arbeits bedingungen". Im Anschluß hieran nahmen die Versam melten eine Resolution au, in ber sie sich verpflichten, der Gewerkschaftsorganisation beizutreten und für die Ein führung des zehnstündigen Arbeitstages in den hiesigen Fabriken ber Textilindustrie zu wirkest. Weiter beauftrag ten sic die AgitationScommission, Fabrikversammlunaen zu veranstalten und daselbst Ausschüsse mit ber Aufgabe, für den Zehnstunden-ArbeitStag und gleichzeitige Erhöhung deS Lohnes zu agittren, ernennen zu lassen. Hierauf wurde bekannt gegeben, baß in der Gautzscher Spinnerei Lohn abzüge von 0 bis 14 Procent angekündigt worden seiest, daß aber die dort beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen nicht gewillt seien, sich diese Abzüge gefallen zu lassen. Die Anwesenden wurden aufgefordert, -er AgitationScommis sion zur Einleitung -er nöthigen Schritte sofort Mit- theilung zugehen zu lassen, wenn auch in anderen Fabriken der Textilindustrie Lohnabzüge vvrgenommen oder ange- kündigt werden sollten. Zum Schluß wurde noch gegen einige Fabriken Stellung genommen, in denen die Behand lung der Arbeiterinnen durch die Vorgesetzten und die Ein richtung der Strafgelder zu wünschen übrig lasse. I Leipzig, 29. Mai. In einem Hause der Georg - straße in Gohlis hat sich heute Vormittag ein 88 jähriger Kaufmann aus Rodach aus un bekannten Gründen durch Erschießen entleibt. — Ein Gardinenbranb fand gestern Mittag in einem Hause ber Se e b u r g st r a ß e statt. Er wurde von den Hausbewohnern schnell gelöscht. — Ein unbedeutender Ztmmcrbrand kam am gestrigen Abend aus einem Hause -er Zeitzer Straße zur Meldung. Auch in diesem Falle wurde durch die Hausbewohner schnell jede weitere Gefahr beseitigt und daS Feuer unterdrückt. —* Gestern Nachmittag wurde aus der Zeitzer Straße vor einem Hause weg ein Nover, Marke „Westphalen", Fabrtknummer 23 288, 86er Uebcrsetzung, im Werthe von 150 von einem Unbekannten ge stohlen. — Aus einer Bodenkammer des Hauses Koch st raße Nr. 1 b wurden in der Nacht zum Mittwoch ein Paar neue rindSlederne Wasserstiefeln und anderes Schuhwerk mittels Einbruchs ge stohlen. In Verdacht kommt ein etwa 25jähriger, un bekannter Mensch, der mittelgroß und schlank gewesen, blasses, hageres Gesicht und hellblondes Haar gehabt und hellgraues Jacket und dunkle Hose getragen hat. — Aus einer Wohnung in der Ltndenstraße wurden gestern mittels Nachschlüssels gestohlen ein dunkelgrauer Jacketanzug, ein grünlicher, flockiger Winterüberzteher und ein Jacket und eine Hose von olivfarbigcm Stoff im Gcsammtwerthe von 80 Hier ist ein Unbekannter beobachtet worden, ber 80 Jahre alt, von mittlerer, schmächtiger Gestalt gewesen, längliches Gesicht und kleinen Schnurrbart gehabt und einen abgetragenen bläulichen Sommerüberzieher angehabt hat. — Fe st genommen wurde eine 42 Jahre alte ArbciterSehefrau aus Gutten- tag, die bringend in Verdacht kommt, in einer Wohnung der Merseburger Straße zst L.-Lindcnau eine Uhrnebst Kette und andere Sachen gestohlen zu haben. — Eine 24 Jahre alte Schneiderin, die eine Partie Wäsche, die sie au» einem Geschäft zum Anfertigen übergeben be kommen, verpfändet hatte, und ein 18 Jahre alter Commis von hier, der in einem Geschäft in der inneren Stabt, in dem er in Stellung war, einen größeren Geld betrag gestohlen hatte, wurden zur Verantwortung ge zogen. Gelb und Wäsche wurden wieder zur Stelle ge schafft. — 60 Meter Küpferbraht im Werthe von 60 wurden in ber vorgestrigen Nacht von einer Luft scheune auf RückmarSdorfer Flur abgeschnitten und ge stohlen. Die Diebe haben eine lange, Ll. gezeichnete Letter zurückgelasscn. —* Vermißt wirb seit 25. d. M. der Inhaber einer Wäsch- und Plättanstalt, Ernst Heinrich Leh- mann, geboren am 12. Juni 1866 zu Rothschönberg, der zuletzt hier, Löhrstraßc Nr. 25, 4. Etage, gewohnt hat. Derselbe ist etwa 1,05 Meter groß, korpulent, hat gcsund- farbigeS Gesicht, braune» Haar und hochgekämmten blonden Schnurrbart. Bekleidet war er mit schwarzem Nock, ebensolcher Weste, Heller Hose, schwarzem Strvdhut und Schnürschuhen. Lehmann hat felbst geäußert, daß er sich ein Leid anthun wolle. I'. Kraukeuberg, 28. Mat. In den Ausstand ge treten sind fast sämmtliche Arbeiter der Teppichfabrik von August Hofmann's Söhne, hier. In Folge der un günstigen Geschäftslage und der drückenden Concurrenz hatten die Fabrikinhaber beschlossen, in ihrer Fabrik an den mechanischen Websttthlen mehr als bisher weibliche Arbeitskräfte an Stelle der männlichen zu beschäftigen, und gleichzeitig die bisher gezahlten Löhne zu reduciren. Die Arbeiter forderten die Zurücknahme dieser Anordnungen und legten, als ihnen keine befriedigende Antwort wurde, am Sonnabend Nachmittag 3 Uhr die Arbeit nieder. Seit dieser Stunde ruht die Arbeit in der Hofmann'schen Fabrik. Eine für Dienstag Abend nach dem „Stadtpark" ein berufene Versammlung -er ausständigen Arbeiter wurde von Seiten der hiesigen Polizeibehörde als nicht ordnungs mäßig angemcldet, verboten. I'. Waldheim, 28. Mai. Fabrikbesitzer Paul Weißker hier, der schon seit Jahren in localgeschichtlichen Angelegen heiten eine anerkennenswerthe Thättgkeit entfaltete, hat -em hiesigen Stadtrathe zur Anlegung einer be sonderen Sadtbibliothek, die specicll localge schichtliche Schriften und Merke berühmter Männer Wald heims aufnehmen soll, einen Geldbetrag und eine Anzahl von Druckschriften schenkungswetse überwiesen. — Freiberg, 28. Mat. Der 21. Bezirksverbandstag von Glasertunungen im Königreich Sachsen fand am Sonntag hier statt. Der Vorstand hielt bereits am Sonnabend Nach mittag in der grünen Stube des Kaufhauses eine Sitzung ab, welcher ein geselliges Beisammensein daselbst folgte. Der Schriftführer, Herr Koch- Leipzig, gab bekannt, baß 11 Innungen mit 30 Stimmen stimmberechtigt sind: ver treten waren 10 Jstnungen mit 29 Stimmen durch 17 stimm berechtigte Vertreter. Alsdann gab der Schriftführer den umfänglichen Jahresbericht bekannt, der im Allgemeinen kein befriedigendes Bild über die wirthschaftliche Lage des Glasergewerbeö im Verband bot und auch für die Zukunft kaum eine Besserung erwarten ließ. An das königliche Ministerium des Innern hatte ber Verband unter Hinweis auf einen speciellcn Fall die Bitte gerichtet, den Glascrstand durch direkte Uebertragung von Arbeiten mehr zu unter stützen. Die hierauf eingegangene Antwort gab Anlaß zu einer längeren Aussprache. Man beschloß, sich in dieser Sache mit einer erneuten Eingabe an das Ministerium zu wenden. — Als Vorsitzender wurde Herr Neichenbach mit 27 von 29 Stimmen wiedergewählt. Die übrigen Vor standsmitglieder wurden durch Zuruf wiedergewählt. Als Ort für -en nächsten Vcrbandstag wurden Annabcrg und Leipzig in Vorschlag gebracht: man entschied sich für Leipzig. — Freiberg, 28. Mai. Der Bergarbeiter Günther aus Krummenhennersdorf, Vater von sechs un erzogenen Kindern, ist auf Beihilfe Churprinz beim Zu mauern eines Schachtes in ungefähr 50 Meter Tiefe abge- stürzt und hierbei schwer verletzt worden. Günther ist auf dem Transporte nach dem Vcrgstift Freiberg gestorben. — Berthelsdorf» 28. Mai. Durch ein Schaden feuer wurden in der vergangenen Nacht die Gebäude der zwischen hier und Brand gelegenen, als Ausflugsort gern besuchten Kranßens Mühle zerstört. Das Feuer brach früh nach 3 Uhr in der nach der Straße zu gelegenen Scheune ans: es thcilte sich rasch dem angebauten Mühlen-, Wohn- und GasthofSgcbäudc mit. Die Grund stücke sind bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt. -j-. Elsterberg, 28. Mat. Das fünfjährige Töchterchen des Rohrlegers Herrn Scharschmidt ist am Dienstag Nachmittag in Sach Switz dadurch tödtlich verunglückt, daß es von der oberhalb des OrteS befindlichen Brücke herabgestürzt ist. Das Kind war sofort todt. — Schönsels, 28. Mai. Gestern Nachmittag M Uhr verunglückten ein Kaufmann und dessen Prvcurist, Beide aus Zwickau, zwischen Lichtentanne und Schönfeld unterhalb einer Scheune mit einem Automobil schwer, so daß Beide mittels Droschke in ihre Wohnung gebracht werden mußten. — Bad Elster, 28. Mai. Ein Zehntel der Looß- nummcr 56 112 der Sächs. Landeslvtterie, auf welche der letzte Gewinn von 5000 und die Prämie von 400 000 gefallen sind, wird in Bad Elster gespielt. Die glücklichen Gewinner sind ein S a t t l e rm e i st e r, ein N c st a u r a - teur und ein Portier. * Zittau, 28. Mai. Als der 56 Jahre alte Eisenbahn beamte und Feldzugstheilnehmcr Helbig in Zittau am Montag Abend in seiner Wohnung mit den Seinen in Unterhaltung am Tische saß, brach er plötzlich, von einem Herzschlage betroffen, todt zusammen. — Das von dem „Zittauer Verband für christliche Ltebeswcrke" in Zittau am letzten Sonntag veranstaltete Fest für innere Mission nahm einen sehr befriedigenden Verlauf. Die Fest predigt in der „Petri Pauli-Kirche hielt Herr Vereins- geistlicher v. Weidauer ans Dresden. Die an den Kirchthüren eingesammclte Collecte ertrug 70 Am Abend begann die Nachversammlung in Gestalt eines Familienabends. Herr Pastor Schulze aus Olbersdorf trat wann für die beabsichtigte Gründung eines Bethlc- hcnisttftes in Zittau ein. — Am 29. Mat findet im be nachbarten Friedland in Böhmen die Grundstein legung zur evangelischen Kirche statt. — Station Schöna, 28. Mai. Bis mit gestern Abend sind in diesem Jahre inSgcsammt 2890 beladene Schiffe und 450 Prahmen hier thalwärtS vorüber gefahren. Der Schifffahrtsverkehr in diesem Jahre zu Thal ist dem des Vorjahres noch um etwas voraus. 8. Pirna, 28. Mai. Im Stabtvcrordnctensaale machte sich gestern Abend hinsichtlich der Wasserbe schaffung für daS städtische Casernement eine beschleunigte Beschlußfassung erforderlich. ES hat sich leider herausgestellt, daß daS bisher verwendete Wasser incht mehr brauchbar ist und deshalb so schnell als möglich ein Brunnen hcrgestellt werden muß. Der ganze Vor gang ist gleichzeitig ein Keil zur thunlichsten Beschleu nigung der Errichtung des schon lange geplanten neuen Wasserwerkes. — Seit Sonnabend wird hier der Brief träger Thomas vermißt. In einem vorliegenden Briefe hat derselbe die Absicht ausgesprochen, seinem Leben selbst ein Ziel zu setzen. An einem unvorsichtig verschluckten Bissen ist in Neu-Bannewitz bet Dresden die 00jährige Ehefrau eines Bergarbeiters ersttckt. — Der König hat an nachstehende preußische Offictere in Berlin verliehen: DaS Comthur- krcuz 1. Claffc beS AlbrechtSordcnS dem Generalmajor v. Einem, genannt v. Nothmaler, Director des Allgemeinen KricgSdepartcments im Kriegsmlnistcrium, und dem Wirklichen Geheimen KricgSrath mit dem Range eines RathcS 1. Classe Gabow, AbthcilungSchcf im KriegSministerinm: daS Comthnrkreuz 2. Classe desselben OrdcnS: dem Obersten Wachs, Abtbeilnngschcf im KrtcgSministerium, dem Obersten v. d. Esch, ä la anit« des GeneralstabcS der Armee nnd erstem Dircctionsmit» gliebe der Kriegsakademie, und dem Wirklichen Geheimen KricgSrath vr. Wrnbcl, Vortragendem Rath im Kriegs ministerium: daS Ritterkreuz 1. Classe desselben OrdcnS: dem Major Goltz und dem Major Frcihcrrn v. Langer- mann nnd Trlencamp im KriegSministerium, dem Major Falck, st in snite dcS Kolbergschcn Grenadier- Regimentes „Graf Gncisenan" l2. Pommcrschcn) Nr. 9 nnd zngcthcilt dem Großen Gcncralstabc, dem Major von Zalinicki, ala »uito dcS Grcnabicr-NcgimenteS „König Wilhelm I." (2. Westpreußischen) Nr. 7 und -ugethctlt dem Großen Gencralstabe, und dem Geheimen expedtrenden Sekretär, Geheimen Rechnungsrath Krüger im Kriegs ministerium: das Ritterkreuz 2. Classe desselben Ordens: dem Geheimen expedirenden Sekretär Liedtke im Kriegsministerium: das AlbrcchtSkreuz: d.m Geheimen Kanzleisekrctär Brückner im Kricgsmiuisterium und dem Festungsbauwart Fleischer beim Jngenieurcomits. — Dresden, 28. Mat. Der Prinz und die Frau Prinzessin Friedrich August nebst dem Prinzen Georg dem Jüngeren machten Montag Nachmittag der Prinzessin Heinrich von Preußen in der Billa Alke auf Weißer Hirsch einen Besuch. — Der sächsische Gesandte und bevollmächtigte Minister am Berliner Hofe Graf Hohenthal und Bergen nahm im „Europäischen Hof" hier Wohnung. — Herr Hernando de Solo, welcher während der letzten zehn Jahre als Deputy- Gcneralconsul -em hiesigen Generalconsulatc der Ver' einigten Staaten zugetheilt war, ist nach Petersburg an das dortige Generalkonsulat versetzt worden. Sein Nach folger, Herr Paul E. Schilling, war bisher als stell vertretender Consul am amerikanischen Consulat in Zittau thätig. — Am 25. Mai starb hier im Alter von 77 Jahren der Senior und Inhaber -es Familicnfidei- commisfes des Grafengefchlcchts derer von Münnich, Herr Christoph Graf v. Münnich, vr. jur., -er vor mehr als 25 Jahren seinen Wohnsitz in Dresden aufgefchlagen hatte. Der greise Nestor seines Geschlechts war der Sohn des 1828 verstorbenen kaiserlich russischen Kürassier- Obersten Graf Peter Christoph v. Münnich und wurde am 8. September 1828 geboren. — Gegen den Leutnant Walter Rose vom IW. Infanterie-Regiment, der wegen -er bekannten Zittauer Säbelaffäre vom hiesigen Kriegsgericht ber 23. Division zu drei Monaten Gefang- ntß verurtheilt wurde nnd dann seine Strafe nach dem ab schlägig beschiebenen Begnadigungsgesuche auf Festung Königstein verbüßte, hat, wie die „Dr. Nachr." mittheilen, der kürzlich zusammengetretene Ehrengerichtshof ent schieden, baß dieser nicht mehr würdig sei, noch länger dem Officiersstande anzugchören. Die Folge dieses Beschlusses war, daß man ihn von Königstein nach Zwickau brachte, um -ort den Rest seiner Strafe — es sollen nur noch wenige Tage gewesen sein — zu verbüßen. 2. Dresden, 28. Mai. Herr May-Po lenz erläßt folgende Erklärung: „In Folge der in letzter Zeit von mehreren Seiten an mich gelangten Anfragen wegen Wiederannahme einer Neuwahl zum Landescultnr- rathe sehe ich mich zu der Erklärung veranlaßt, daß ich wegen meines hohen Alters und auch aus Gesundheits rücksichten eine Wiederwahl zum Landesculturrathe und auch zum Landtage nicht mehr anuehmen kann. In dem ich der sehr geehrten Wählerschaft in beiden Wahl kreisen aufrichtig Dank sage für das mir seit langer Zeit bewiesene Vertrauen, so möchte ich doch sehr bitten, nun mehr dieses Vertrauen auf andere Männer übertragen zu wollen." Letzt« Nachrichten. n Dresden, 29. Mai. (Privattelegramm.) Der heute in der Ersten Kammer mitgetheilte Ber einigungsbeschluß der vereinigten Depu tationen der Er st en und Zweiten Kammer lautet betreffs der Steuerreform in seinen Haupt ergebnissen: Einkommenstcuerscala in der Fassung der Zweiten Kammer mit ber Beschränkung der Giltigkeit auf 4 Jahre vom 1. Januar 1904 an: Aufrechterhaltung der Grundsteuer und Schuldotationen und Annahme einer Er» gänzungssteuer auf das von der Grundsteuer nicht be troffene Vermögen. Von der ErgängzungSstcuer bleibt frei das landwirthschaftliche BetriebScapital, ausschließlich des in lanbwirthschaftlichcn Ncbenbetrieben steckenden Capi- tales, ferner bei allen anderen Censiten ein Capital bis zu 10 000 Die Kammer trat diesem Bereinigungsbeschluß einstimmig bei. Anwesend waren 33 Mitglieder. * Dresden, 29. Mat. (Telegramm.) Prinz und Prinzessin Friedrich August, die heute Nach mittag 2 Uhr 40 Min. als Gäste deSKaiserS nach Berlin reisen, um den Frühjahrsparaben in Berlin und Potsdam beizuwohnen, nehmen den Thee in der sächsischen Gesandt schaft zu Berlin ein und fahren bann nach Potsdam, wo sie im Neuen Palais Wohnung nehmen. Die Rückkehr er folgt am Sonnabend. * Berlin, 29. Mai. (Telegramm.) Zur gestrigen Abend täfel bet dem Kaiser waren der Reichs kanzler Graf v. Bülow und der Chef -es MartnecabinetS Vice-Admiral Freiherr v. Scnden-Bibrau geladen. Nach der Tafel hatte der Kaiser eine Besprechung mit dem Reichskanzler. Heute hörte der Kaiser die Vortrüge des Chefs des GeneralstabcS Graf v. Schliessen und -es Chefs -es Militärcabinets Graf v. Hülsen-Hüscler. Heute Mittag empfing der Kaiser im Neuen Palais den Kron prinzen von Siam. * Potsdam, 29. Mai. (Telegramm.) Der Kron prinz von Siam ist heute Morgen 9 Uhr hier cin- gctroffen. Prinz Eitel Friedrich und Prinz Paribatra von Siam waren demselben bis Char- lottenburg entgcgcngcreist. Auf dem Bahnhöfe warcn zum Enrpfange eine Compagnie des 1. Gardc-NegimcntS zu Fuß, die Generalität und die siamesische Gesandtschaft erschienen. Die Prinzen begaben sich alsbald nach dein Stadtschloß. * Kiel, 29. Mak. (Telegramm.) Durch Allerhöchste Cabtnctsordre vom 27. Mat ist Contre-Admiral Fritze, Jnspecteur des Torpedowesens, für die Dauer der dies jährigen Herbstübungen der Flotte zum Chef des zu bilden den Geschwaders der Uebungsflotte ernannt worden. Contre-Admiral Galster, Jnspecteur der Marinc-Ariil- lerle, ist znm zweiten Admiral desselben Geschwaders und bis zum Zusammentritt desselben zum Chef der Küsten- panzcr-Neservediviston ernannt worden. * Tübingen, 29. Mai. (Telegramm.) Ter Lehrer dcS Strafrechtes an ber hiesigen Universität, Professor v. Meyer, ist heute an einem Schlaganfalle gestorben. * Shur, 29. Mai. (Telegramm.) In der ver- gangencn Nacht wurde der A l bu l a - T u n n c l durch geschlagen. * Petersburg, 29. Mai. (Telegpamm.) Der „No- wojc Wremja" wird aus Jalta berichtet, daß in dem B e- finden des Grafen Tolstoi eine Besserung eingetrctcn ist. * Petersburg, 29. Mai. (Telegramm.) «Von einem Privatcorrcspondentcn.) Großfürst Kon stantin Konstantinowitsch ist, wie verlautet, in Folge geistiger Uebcranstrcngung an einem neuralgischen Kopfletden erkrankt, dessen bisheriger Verlauf jedoch keinen Anlaß zu ernster vesorgniß bietet. W«nmtwortlicher Aedaeteu, vr. Her». Kiichltng tu Leipzig. gür Na musikalisch» Lhetl Avals Autdarbt ia L«tpzi^
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