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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.06.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020604022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902060402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902060402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-06
- Tag1902-06-04
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Reklamen unter dem Redactionsstrich (4 gespalten) 75 H, vor den ffamiliennach. richten (6 gespalten) 50 Dabellarischer und Ziffernsag entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme Sü H («xcl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschlaß für Anzeigen: «bend-Auögabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr, Anzeige» sind stet« an dle Expedition zu richten. Dir Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet Von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 96. Jahrgang. Der Friedensschlüße Nrirgdr und Hie Boerendelegirten. Äus litrccht, 3. Jjuni, wird uns berichtet: Rach der Zu- samnientgnft in der Wohnung de« Präsidenten Krüger fand im Hotel veS PayS-Bätz eip.e Besprechung statt, an wetched die Büktenvkleglrtelt Fischer, Wölstiabän», WeffelS, sowie 0t-. Leyb«, dt Bruyst, Gtövlir und Aokschvten lhtit- nahmen. Die Bbereiidelrgirtiii dkrtbeissörn jede Aus kunft. Wessel« ustb WolmätUnS rtistrn Abettvs stach dem Haag, Bon anderer Seite wird berichtet, Wessel« Und Wolktkibästs hätten einem Vertreter der Presse ist Utrecht gegenüber gestern es al« einen Unsinn bezeichnet^ wenn behauptet würde; sie wollten gegen b?n Frieden protestiren» der ohne sie zu Stande gekommen äst. Mit welchen Mitteln sollten wir da« thun? fragte Wessels. Man glaubt überdies zuversichtlich, daß Balfoür Einzelheiten Verschwiegen hat, die den Friede'nsschluß noch vürlheilbäftkt für die RepuLlikdit Machest, äls bis jetzt anzun'ehtsten ist. Som« «ttttzck telegtaphittr än feind in Brüssel weiltndi: Fräst, daß er im nächste» Monat dorthin komMkn wetbe. Im , englischen Parlament äußerten sich nach,der „Franks. Ztg." Abgeordnete veided Patielen privatiin dahin, daß die Pebtngungeü liberaler (!) seien, als man erwartet habe, und be sonders ist eS ausgefallen, daß die Boerendelegirten in dem Verträge al« Bettteter bdr Negierung der Südafrikanisches Republik sind de« Oranje- Freistaates bezeichnet waten. Die englische Regierung batte vorher immer die Anschauung vertreten, daß keine Boerenrepubliken und keine Regierungen von solchen mehr existirten, seit Dieselben durch England formell annectirt waren und daß die Boereuführer lediglich Führer bewaffneter Schaaren in dem eroberten Lande waren. Dem Vertrage zufolge haben stun die Boerenrepubliken bis zum letzten Soitnabestd dbch noch existirt. AKstt» Eduard telegraphirte Sonntag Nacht an Milstcr: „Ick bi» Uber die Nachricht von der Uebergabe der Bverekstrcitkräfte äußerst erfreut. Ich beglückwünsche Sie aus daS Wärmste zu der geschickten Art, in der Sie die Verhandlungen geführt haben." An Kitchener telegraphirte der König: „ÄHeinen herzlichsten Glückwunsch zur Beendigung der Feindseligkeiten. Ich beglückwünsche agch meine tapferen Truppen unter Ihrem Befehl aüs das Herzlichste daju. daß sie diese» längen Utid sckwicrigen Feldtug zu einen so ruymvvllest (!) und erfolgreichen Abschluß gebracht habest." Mikner ststd Kitchrntr sprachen dem König telegraphisch ihren Dastk an«. Deutsche Pretzstiinstien. In der „Täglichen Rundschau", welche stets tapfer auf Seite der Boeren gestanden, kommt Heinrich Nippler in einer längeren mit unserer Auffassstna säst durchweg übereinstimmenden Ausführung zu folgendem Schluffe: „Es ist möglich, daß Estgländ die Boeren In diesem Kampfe so achten lernte, daß eö ihstest in Zükuyft die Be drückungen Und Quälereien, sttit Vesten es sie ftüber dränz- salitte, ebspaft — sticht asts Grbßmstth, sottdcr» auS Botsichl, weil sonst der Fribde nstr einest Wäsicnstillstanv bedeutete und die neuen Colonien schon Blut genug gekostet haben. Immerhin Wird e« Kanach streben, daS holländische Element zu Gunsten des englischen in die Minderheit ustd Bedeutungslosigkeit zn drücken und im Frieden wird ihm die« zweifellos gelingen. Während des Krieges ist ein neue« Volk geworden, die alte», gotte«^ fürchtigen, unbeholfenen Boeren, hie sich nicht mit den Eng ländern vermischen wollten, weil sie sich nach ihrer Natur gar nicht mit ihnen vermischen konnten, sind dahin und die neuen Boeren, das Geschlecht, das auf dkst Kriegsfelder» erwachsen ist, sieht die Welt mit stnvkren Astgen an, als Vie alten Farmer. In ihneli brennt der Wunsch stack Unabhängigkeit und der nach Rache Weiter; abet sie werdest istt Ftieden nöch einer ganz «»deren Uebermacht gegenüberstehett, als im Kriege. Süd afrika wird in den nächsten Jahren bas Einwand erungs- eldorado werden, Engländer und Ausländer werden sich über die freigewordenen Grenzen ergießen und wenn sie stoch nicht die Stimmenmehrheit erziele», bat sich England sä Vorbehalten, .bas Stimmrecht den Kaffern zu er wirken. Die Selbsterhaltung der Boeren gegenüber den Engländern iiii Friedest ist eine schwere, wenig ails- sichtSvolle Sache; aber troydeni wird Südafrika den Eng ländern kein sicherer müheloser Besitz werdest. Dieser Krieg hat die militärische Schwäche Englands in Südafrika ent hüllt und ihm so viel. Opfer aufgebürdet, daß sein Regiment ein schwer das Land belastendes, bald unerträgliches werden muß. Die Vereinigten Staaten Südafrikas werden sich trotz dieses Friedensschlusses oder vielleicht gerade wegen desselben verwirklichest; aber sie werden keine rein- boerischest sein, westn auch beim Endkampfe die Boeren sicher wieder aus dem Pläne erscheinest werden." Im „Schwäbischen Mcrcur" lesen wir; Der Ausgang des Kriege« muß zunächst diejenigen enttäuschen, die bis zuletzt äst best Sieg der Von den Sympathien aller Völker getragenen Sache der Boeren glaubten. Es ist nicht anders: wieder liltiniäl bat sich eist Condict zwischen den Sym pathien und den politischen Interesse», zwischen Recht und Gewält erhoben. Recht ist siegest Gewalt unterlegest, ein freie« Volk, das nichts werter verlangte, als von seinem mächtigen Nachbar ungeschoren zu bleiben, ist der Be gehrlichkeit dieses Nachbars zum Opfer geworden, daS Söldnerheer ist Meister geblieben über den TodeSniutb der Mr Vie Freiheit ihres Landes kämpfenden Heldenschaar. Die Zeiten von Marathon und Sempach sind nicht mehr. Auch der Krieg ist in unserem Zeitalter der Groß industrie eine Art GrschästSustternehmen, eine Concstrrenz- prvbe geworden: wer über die größeren Mittel, über die reicheren Hilfsquellen gebietet; wird der Stärkere sein Und schonungslos den Schwächeren niederringen. Wer am längsten aushalten kann — darauf hatte sich ja längst da« aufregende Drama in Südafrika zugespitzt. So etwa wird der Realpolitiker urtheilen, über die Frage nach dek Macht morällscker Factoren kühl die Achsel zuckend. Doch für den historisch denkenden Bestrtheiler wird dies pessimistische Urtheil nicht daS letzte Wobt seist. Er wird rathest, die weitere Entwickelung der Dinge abzü- wartest, bevor das EtivUrtheil über einen AuSgang gesprochen wird, der im ersten Augenblick schmerzlich enttäuscht und doch Nur istl Licht einer geschichtlichen Nothwendigkeit begriffen Werden käst». Es ist in den Poerepstaaten nicht Alles so gewesen, wie e« sein sollte, nicht Alles, wie es den be rechtigten Sympathien erschien. ... Man bat die Kritik, so tätige bsr KaMps währte, wie billig, zurückgcstellt; eS wird aber nur von der Weisheit deS Sieger« abhängen, zu zeigest, daß die BoerenbevsslkelUtig, WENN sie auf ein eigene« StäatS- wesen verzichten muß, unter britischer Oberherrschaft vielleicht ein höheres Maß von allgemeiner Wohlfahrt und ein höheieS Maß politischer Gesittung im modernen Sinn erreichen kann,, als unter den patriarchalischen, nicht von Mißbräuchen freien Zuständen, wie sie in den Republiken herrschten, auf die Dauer möglich war. Jedenfalls haben wir nicht rin Recht, boerischer zu sein als die Boertst. Der Friede ist ein Werk freier Uebereinkunft, zu dem sich die Streitenden verstanden haben. Sind die Engländer voll Jubel, so sind auch die Boeren mit dem Ausgang zufrieden, sonst hätten sie — immer noch im Stande, den Wider stand eine Zeit lang fortzlrsetzen — nicht ihrs Usttrtschrift UNttr den FriedestSvrrtrag gesetzt. ES wird Unversöhn liche gebe»; vielleicht, daß einzelne CvmMändantest ättf eigene Faust den aussichtslosen Kampf itt die Länge ziehest; wahrscheinlicher ist, daß die Boetenveitretet im Haag und in Brüssel, die durchaus dem Frieden rsttgegrst- arbeiteten und offenbar bei seinem Abschluß nickt befragt wurden, in ihrem Widerspruch beharren. Es sollte Uns wundern, west» nicht der Argwohn ausgesprochen würde, daß englisches Gold Mitgewirkt habe, die Häupter in BereeNiging für den Friede» zu stimmen. 3» Wahrheit sind Diejenigen, die bis zuletzt im Felde gestanden und ihr Leben jn die Schanze gescklagen haben, über solchen Verdacht erhaben. Und über die wirkliche Lage auf hem Kriegsschauplätze sind sie allein die zuständigen Beurtbeiler, .nicht Diejenigen, die längst den Kriegsschauplatz verlassen haben. Sie hätten nicht die englischen Friebeiisbedingungen unterschrieben, wenn noch ein Funke von Hoffnung für eine Aendcrung deS Kriegsglückes gewesen wate: . * Äien, 3. Juni. Die Alldeutsche Vereinlguir g (Schösterer- Partei) bringt für die morgige Sitzung deS Abgeordnetenhauses einen Antrag ein; Nach dem das Abgeordnetenhaus dtp Äenngthuung aUsdrückt, daß deni Krieg in Südafrika nunmehr Ein halt gethan sei utid dadurch die brittirle «stglisch« Kriegführung eist Ende gefunden habe. Der Anttlltz besagt weiter: Das Abgeordnetenhaus spricht sein Bedauerst Über die Hätte der Eapitstlationsartikel aus, weil durch die mit allen Mitteln erzwungene Anerkennung der englischen Üebermacht gegenüber dem tapferen Boerenvolk in den Herzen dieses Volkes eine Wunde zurück bleiben muß, deren Vernarbung in absehbarer Zeit nicht erwartet werden kann. Das Abgeordnetenhaus beklagt, daß keine der Müchte istnerhalb und außerhalb Europa« sich verstitlaßt sah, den streitenden Theilen ihre Vermittelung anzutragen und für entsprechende Löfutig des Streitfalls cinzutreten, wodutch für die gerechte Sache der Republiken eist entschiedest besserer Abschluß herbeigefühtt wotden wäre, als es jetzt der Fall ist. * Victoria (Dritisch-Columbien), 3. Juni. Der gestern ein» getroffene Dampfer „Estipreß" hat 562 chinesische Arbeiter an Bord, von denen viele nach Transvaal gehest. Politische Tagesschau. * Leipzig, 4. Juni: Wcstn nicht vor der Hitze die sinken Vorsätze brr in der Reichshauptstadt eingetroffencn und gestern im Reichstag erschienenen Abgeordneten dahinschmelzen, wird das „hvye Haus" bis zur großen Vertagung mit den Vorlagen, die es füt die dringlichsten hält, aufrüumen können. Die Mehr heit wird eS endlich einmal wieder in der Hand habe», durch Schlußanträge allzu lang sich ausspinNende Debatten zn beendigen nnd. Was auch scholl gestern geschah, zn früh zeitig gestellte Bettägungsanträge abzuwehren. Ans der Tagesordnung stand zunächst die zweite LesuNg des Siiß- stoffge setzest Dieselbe unterblieb; da die Majorität sich Utttei der HstNd darauf geeinigt hatte, diese Materie Mit der Zuckervvrlage zu verquicken und deshalb das Süß stoffgesetz, obwohl es bereits eine commtssarische Bor- berathung hinter sich hat, nochmals, und zwar diesmal an die Commission für die Zuckervorlagen (Convention und Steuergesetzj; zurückzUverwetsen. Eilt dahingehender An trag, der von einem Mttgliede des Centrums gestellt und kurz empfohlen wurde, fand so gut wie einstimmige An nahme, da auch die Gegner des Süßsioffgesetzes auf den freisinnigen und den socialbetnokratischen Bänken gute Miene zum bösdn Spiele machten. Alsdann kam die No velle zu dem Branntweinsteuergesetze an die Reihe- Es handelte sich um Fortsetzung der am 15. Mai vorigen Jahres, also vor fast 13 Monaten, unterbrochenen dritten Lesung dieses Gesetzentwurfes auf Grund der nach träglich zu Artikel II von der CommsssioN gefaßten Be schlüsse; Die ComtnissioN hat bekanntlich in der Hauptsache die am 1 October v. I. erloschene Brennsteuer wieder ein geführt; und zwar mit einer bestimmten Steuerscala, durch welche namentlich die gewerblichen Großbrennereien und die Melassebrenitereien hervorragend schwer von oer Steuer betroffen wersten sollen. Gleich bei dem 8 1 des Artikels II, der die Höhe der Berbrauchsabgabe (50 und 70^; also in der gegenwärtig bereits geltenden Höhe) festseyt tmd eine Anzahl Steuerbefreiungen statuirt, gab eS, da die Commis sion bei den Steuerbefreiungen eine kleine Aenderung vor- gettommen hat, eine Debatte. Und es verstand sich von selbst, daß es dabei zwischen den Anhängern und den GegNern deS ganzen bisherigen Brantttweinbesteuerungs- fystems zn einer prtncipiellenAuseinandersetzung kam. Frei sinnige und Socialdemokratett eiferten dabei besonders gegen die -Liebesgabe" und die Contingen- tirung, welche die Wurzel allen Uebels im Brenncrct- gkwerbe sei, da ein jeder Brenner im Hinblick auf zukünftige Revision der Conttngcnte bestrebt gewesen sei, seine Pro- duction zu verstärken. Seitens der Konservativen- des Centrums Nnd der Rattonalliberalen blieb die Antwort natürlich nicht aus, wogegen vom Bundesrathstischc aus Herr von Thielmann nur mit der allerdings hin reichenden Erklärung eingriff, daß die verbündeten Ne gierungen ztt den Beschlüssen der Commission noch nicht Stellung genommen hätten und sich dies bis dahin vorbe- hielten, baß endgiltige Beschlüsse des Plenums vorlägeu. ES war aus der sehr kühlen Erklärung nicht recht hcraus- zuhören; ob die verbündeten Regierungen nicht wenigstens im Großen und Ganzen mit dem, was die Commission vcr- eittbart hat und der Reichstag beschließen wird, einver standen seien. Etwas rigcnthtimlich berührte eS, daß die Socialdemokraten die völlige Aufhebung der Branntwetn- Verbrauchsabgabe beantragten. Da doch für den Ausfall an Einnahmen Ersatz geschaffen werden müßte und da na türlich eine stieichscinkommenstencr oder eine Vermögens steuer sich nicht zwischen beute und vierzehn Tagen ins Werk setzen iaht, konnte es sich habet nur um eine l^ere Demon stration Händeln. Der Antrag,, gegen den schließlich auch noch dex preußische Finanzminister sich wendete, wurde natürlich mst allen Sti'mveu gxge,i hje der Socialdemo kraten abgelqhni. Ebenso siel eine Anzahl anderer Ab änderungsanträge; auch ritt von den Freisinnigen unter- SI Verfehlte Liebe. Roman von E. Hein. Slachdruck verbaler,. EZ wurde ihm ungemüchlich. MeHt als fiiiif Minutin in einer fremdiii Wohnung, in «jneck ZinNNer, Mo geivöhnhtjls- mäßig zrvße SümlNtti Unverschlossen lagen — amrVINgS kein Wunder, daß da gestohlen wotden Nmr, nür verwunderlich, daß man nicht schon friihtr dit Schubkästen geplündert Hatte. Er begab sich wieder nach dem Vorsnnl, ti sah in die Küche, er klinkte an der güten Stube. Sic war verschlossen. Er trat zur HaüS- thür hinaus in den Hof. Da hörte et hinter sich JetNano dir Trestve herUNierkoNchten und «ine Stimme fragen, waS er wünsche. Es war Minna. Sie hatte sich zum AuSchehen fertig gemacht. Krüger war erstaunt. . Wenn auch WeithaaS gesagt hatte, daß die Tochter hübsch sei, hatte doch die Schilderung ihres Benehmens zn der Küche di« Neugierde weniger rege gemacht. Jetzt stand ihm «in« Dame gegenüber, an d?r nichts auSzusetzrn war. Elegant vom Hut bis zum Schuhwerk. Per Fuß mittel, die Hand mittel t>ik Taille kchlaük, die Figur über Mittelgröße; das Gesicht frisch- aber nicht töih oder gequollen, ein rother Mund, «ine hohe Stitn, iii Kit einige Löckchen cheS schwarzen Haares hereinhingen, «ine airad« Nckse und ein Paar schwarz« Aügen, Vie Wie berschlelKt shii stiisahen. Krüger lüstek vetr Hut und bat üw EiitschüwiguNä, daß eü: eiaHrittien sei. „War WelwVätsr Nicht däf' srügtt sie KichthiN- und äls er vtrnkinie, Hut sie twi, itSyeit 1u treten. In kxr StNbe stellte «t sich Vor. Ske nicktk sticht mit dem Kopfe Und bat tdN, Platz zii ncmneit, St« wät. Wie tiNNttt, zw- rückhalknb, dl« fit thN zögertid fragil: ,.Si« wifinttn wrgen bei Malen Geschichte?^ „Za, ifikik FrSüklii r. ., FtMiN Ostdrich^ Mr uiiktt. ktzut Mit MV- Kitz ich Sik stört, Mr der Eständ, daß wir seit hm TltgtN stinen Echtitt Mittt sind tk NNssrtt UMt« suchung, GtraNlatzk mich» stltzst ANMat dvt-NsprechtN." „Dir ÄNMN» MHt ,n «ntdrckrn- all der »Mtt Hrrr?' ftagtt sie mtt «intM Lyn tn der Stimme» der Vrm Assessor wit Spott klang dich der kPr tziik srintt verjitckitnst riß. „Ich muß WtNißstent «nriNr Pflicht erfüllen und dir Ergeb, nisst der Unkrsuchuiw de» Wachtmeister« nachpritfen. Ich invchtt Sie allerdings nicht belüstrgen, mein Krau lein, und ich bedauere, daß Ahr Herr Vater nicht RlNvetzttttz ist." „Ich WuNder« mich darüber, ich weiß Nicht, Wo er hingegangen sein könnte. Er bat mir nichts gesaut." „Und wenn Sie auch weggegangrN wären, so wäre das HauS rjaNz ohne Aufsicht gewesrN?" Ein UNniUrhschimmcr flog über ihr Gesicht. „Sie werden Mir zugcstehcn, daß ich das allein -u verant worten gehabt hätte." -.Gewiß, Meist Fräulein, ich dachte Nur an meine Lage, wenn ich womöglich hier wivdfreMV allein geblieben wäre." „Ich hätte di« Thür abgeschlossen." „Und mich «iNgcsch üssen!" lachte Krüger. Minna mutzte diese Situation auch komisch finden, denn sie lächelte. „Nun, ich hätte Wohl erst in diese Stube hineingesehcn!" ^Immerhin war daS für mich fatal." „Ich glaube doch Nicht, — übrigens kann ich Ihnen irgendwie zu Diensten sein, Herr Assessor?" . „Ich hätte vrrschirdrne Fragen an Ihren Herrn Vater zu richten, an Sie nur eine. Di« Frage ist, ist . ... formaler Natur. Ich Weitz selbst als PolizeiMann nicht, wie ich sie einlleiden soll . „ ." „Was kann öas für eine Frage sein? Bitte sprechen Sie un- genirt; ich weiß, datz die Polizei nach Allem forschen mutz." „Nun, Sie haben Recht. Ich bin hier im Amte. Sind Sie, Fräulein, am Abend oder während 'ver Nacht VeS Einbruches zu Haus« gewesen?" . „Die Frag« ist allerdings eigenthümlich, aber ich beantworte sie mit ja." „Nun, verzeihen Sie mir, Fräukin, wenn ich noch einen Schritt weiter gehe. Es ist nu« Meine Pflicht. Sind Sie sicher, daß Sie während der ganzen Zeit in Ihrem Zimmer waren — haben Sir einen festen Schlaf?" „Mein Herr, ich weiß Nicht, worauf Ihr« Fragen abzielen; ich war den ganzen Abend von ntun Uhr ab in meinem Zimmer, hab« noch etwa» gelesen und hin daun schlafen gegangen. Ich habe einen gesunden, aber keinen bleiernen Schlaf. Warum fragen . „Run, weil oie Spuren smes Manne« au« der Schlippe Usset da« Dach tzü Zhrem Fenster rtichen; eit muß atso Jemand durch Ihr Zimmer gegangen s«m." Während Krüger die letzten Worte im Polizeitone sagte, der keinen tzwttstl auflomm«n läßt, war Minna roth geworden. Jytt Brust hob sich, kbr« Fsnger hallttn sich züsamcken . . . „Htrr Assessor, ich fitM sttne World, um Ihnen auszudtticktn, Watz ich möchtr. Glauben Slt wohl gär, daß ich . . . Nein, et ist tzat sticht äutzubrükn.* „Mein Fräulein, fassen Sie die Sache nichi so tragisch auf, eS kann ja auch JeMaNd, bevor Sie in Ihr Zimmer gingen, biNgestiegen seist und sich im Hause versteckt gehalten haben." Minna lachte grell. „Nein, Sie irren sich. Hier kann sich Niemand verstecken, dazu ist dieses Haus zu klein; dann muhte id«r Jemand auch erst meine Hyazinthen vom Fensterbrett wegnchmen — oder besser: ich, mutzte eS thun, und schließlich mutzt« rr noch unbe merkt entkommen. Verstehen Sie jetzt, Herr Assessor, welchest unvek . . ., welchen Vorwurf Sie gegen mich erheben? Gehört das mit zu Ihrem Amt?" Krüger war betreten. Was sie da sagte- stimmte, und sie der Mitwisserschaft zu zeihen, wär« doch dumm gewesen. Er ent schuldigt« sich, und versicherte, daß ihm bei dex Frage nur daruist zu thun gewesen wäre, vielleicht Näheres über die Spüren zu erfahren. Minna beruhigte sich nach seinen EnischüHigungen ein weniA, sie gab ihm, aber sehr unverschleirrt zu verstehen, daß er vollständig Üperflussig sei, und da auch Friedrich nicht tam, hielt es schließlich Krüger für gerathrn-^ sich zu entfernen. Als er am Haus« vorüber ging, sah er nach dem Äiedelsenster hinauf, ging noch einmal in die Schlippe Prüfte mit dpn Äugen die Ent fernung, dann setzte er nachdenklich seinen Weg fort, indem er zu sich sagte: „Die Hache ist doch zu eigenthümlich. Man kann kemeswrgs ihre Mitwisserschaft annehmest. und Koch, doch — e« ist Jemand fn ihrem ZimMr gewesem der ist über das Dach g«kömm«k; und", er lachte hell auf, „sie hat eigenhändig die Hyazinthen wrggeräumt — sie vcrtheidigte sich zu gescheidt, sie hatt« ÄlleS Überlegt." TM gästze Sache Wurde twcki dertvorretttt, riltz sie schon wat, fik wurde Mit jedtnt Schritt« weitet tätbsilhaftet; Un« es zeigt« sich keitt Aützwtg. Er kvünt« Nicht dekken-, daß sie- iSW Tckhtrt, tntt einem vteSe etwas zu thun hatte, ütid dann-, westn sie wirk lich Gttd Vtaucht«, so toiistte sie tt jü selbst Nehmest. «Ser S8 «D Märk- wo-tt? Sir, die Erbin? Es War lächerlich, ättf Weiche Gbdawken rin Polizeimastn betfassen kann. Sollte sie einen Lieb haber haben, der iht Besuche absiattel«. Et hätte e« kiNMt g«. akjübt. Jetzt, MichdeM tr sie gesehen, Wits et den yetdacht ddn sich Gr«ck. Ske machte Nicht dtii Siichntck AMt stNNNcheN Mäd chens, uiid henstM Wdr IN Oe» Nicht Msdt JMdckthin, dir Spttckn äst dir Wätid- aüs drM Vach« ließen sich Nicht aüs btt Wtlt schaffen. Äts Dottot Kriigei gegangen war, Netz sich Minstg «tsHbpst ist den qiken Lehnstuhl sinnst, det am Ostest stand, Zittrrnd zpg sie ihre tzanbschuy« au» Und wars sie auf brn risch, vaktt knöpfte sie ihre Pelzjacke auf und warf sie auf baS B«tt, det Hut flog ihr mich.' , „So, nun habe ich Luft'^, tief sie, Üstd das Zornciderchtn an Soll ich vielleicht auf d«n Oitzti Tästzhobest ärhtn.ustd mit den buinistcn Aüngtn heritMhopftst. die Mich estle GanS scheltrst, wenn ich etz sticht tzoit, und W sich histtet vest OhrtN frautir, Westn sie mich sehen? NimmirM«hr. D^S Muß ern Ende haben, und Zwar htute. Ich müßte Nicht Hriedistch heißest, westn ich Nicht m«in« Sache gkich zu End« führest Wällte? Eie ging mit schnellen Schritten in der Stube <mf und ab. Dann nahm si« die Lamp« vyn eistrik Eckbrettchen und zündete sif ;.Tie suchte nach eistrr Hastdarbrit^ Währenddessen wurde den Schläfen schwoll an. „Mir so etwa« ist bieten- mir . . . Natürlich, ich bin ja in den Äügtn dieser Herren nur die.Dauerndirne, die Magd, die rin«n reichen Väter hat. einen Pater, von dem die Welt nicht einmäl weiß, wie deich er ist. Einen Pater, er Maa noch so gut zu mir sein, der nicht wbiß, was er seiner Dächter schuldig isst und der mich hier in dieser wahrhaftig elenden Bu-ve vetsauerst läßt. Ich Lin die gehorsame Tochter, die ihrem Vater die Wirtyschaft fuhrt, ich bin das Aschenbrödel, das in diesem traurigen Dysein vereinsamt und das nicht in die Welt hinaus kömmt. Wahrhaftig, ich achte und liesse meinen Vater, aber wie er ist, so ist er nicht recht. Er muß wissen, datz ich auch etwas AndeteS sehen will, als diese grün getünchten Wände, daß ich etwas Anderes machen will, als Baucrnessen kochen und mich einzupuppen. Westn ich ein dämme» Mädchen bleiben sollte, wenn er mich zur Bauernfrau erziehen wollt«, warum schickte kr mich in die gut« Stadtschule, warum that er Mich zwti Jahre in di« theure Pension. Er Musiti! doch wissest, daß ich da andere Astschauungen geivynst, äls «r sie hat und schließlich gegen Ihn rebytiirtn Muß. Ich häbe ihn lieb, ich Weitz es, er weiß es äitch, abdr stnffre Mä«, trennest sich, wir vrrsiesstn uns nicht. Ich habe die Mrtrschett twb; hat er sie lieb? Ick y^e aber dock, «r ist gut, ick weiß, was ei so Manchem Schuldner steihän hat., Usskv er klebt ast t»r.Schölle, er sitzt tn dieser Hütt«, wo schon seist Urgtossvatiir saß, Md tt könstte eisten N MKfi,BtM«?- sto^ er.^ Md
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