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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.06.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020611029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902061102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902061102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-06
- Tag1902-06-11
- Monat1902-06
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Les Budget» in angemrssenen Grenzen zu halten. DI« Regierung wird sich bemühen, den nationalen Credit in gutem Stande zu erhalten. Unter den Reformen, welche das allgemeine Stimmrecht fordert, ist eine der ersten, welche durchzusühren sein wird, diejenige, das, in dem Steuersystem mehr Billigkeit und mehr praktischer Sinn obwalten und dah vor Allem gewisse Ab gabe» durch eine allgemeine Einkommensteuer ersetzt werden müssen, welche Jeden nach seinen Fähigkeiten und Mitteln «risst. In allernächster Zeit wird die Regierung den Senat ersuchen, die Vor tage, betreffend Einführung des zweijährigen Militär dienstes, zu berathen und sie wird diese Vorlage auch mit allem Nachdruck vor dem Parlament vertreten. Tie Erklärung bemerkt sodann, das, die Regierung sich bemühen werde, die Militärgerichts- barkeit aus den Grundlagen der modernen Gesetzgebung auszubauen und daß sie sich mit der Frage des Ankaufes von Eisenbahnen und mit der Altersversicherung der Arbeiter beschäftigen werde. Die Regierung sei entschlossen, die Wohlthaten de? republikanischen Geistes in den täglichen Einzelsragen der Verwaltung Jedermann gegenüber zur Geltung gelangen zu lassen. Die Erklärung schließt mit der Versicherung, daß die Negierung niemals den Gesicht-punct der höheren und dauernden Interessen des Landes und seiner auswärtigen Politik aus dem Auge lassen wird. „Sie wird fortfahren, dir Bündnißbeziehungen des Landes zu pflegen, deren wohlthätige Wirkung Frankreich und Rußland in gleicher Weise schätzen und welche die öffentliche Meinung der ganzen Welt als eine Bürgschaft deS Friedens und des Gleichgewichts betrachtet. Sie wird die freundschaftlichen Be ziehungen fortsetzrn, welche sich kürzlich weiterentwickelt haben oder wieder angeknüpst sind und welche die Gemeinsamkeit der Ab- stammung, der Nachbarschaft und der Aehnlichkeit deS historischen Bestehens erleichtern. Unter Achtung der Rechte eines jeden Anderen wird die Regierung darüber wachen, den Besitzstand Frankreichs unversehrt zu erhalten." (Lebhafter Beifall.) Nach der Erklärung des Ministerpräsidenten beschloß die Kammer die eingebrachten Interpellationen zu vertagen. Die Sitzung wurde sodann aufgehoben. Deutsches Reich. 6. 8. Berlin, 10. Juni. (Bekämpfung deS Al- koholismus und die Gewerbcinspectoren.) Die Gcwcrbeinspcctvren haben der Frage der Bekämpfung des Alkoholismus die größte Aufmerksamkeit zugcwendct und bereits über mannigfache Erfolge berichtet. Negie- rungs- und Gcmerbcrath Siebert in Breslau hebt her vor, daß gegen den Schnapsgenust von den Leitern des Gc- werkschaftscartells und dem Arbeitcrsekretariat eine leb hafte Bewegung cingelcitet ist. Gemcrbeinspector Böhner in Oppeln macht folgende erfreuliche Mitthcilungcn: Die Thätigkeit der neuerdings ins Leben gerufenen und von den Behörden und Arbeitgebern kräftig unterstützten Mästigkeits-Bereine übt einen unverkennbar guten Einflnst aus. Besonders erwüyncnswerth ist das Vorgehen des ka tholischen Pfarrers Kapitza in Tichau, der an vielen Orten Oberschlesiens gemeinverständliche Borträge über die schlimmen Folgen der Trinksucht gehalten und einen großen Thetl seiner Pfarrkinder bewogen hat, demGenussc dcsAlko- hols in jedcrForm völlig zu entsagen. Als ein außerordent lich wirksames Mittel zur Bekämpfung der Trunksucht hat uch auch die für den Regierungsbezirk Oppeln im Octobcr 1001 erlassene Polizeivcrordnung, betreffend den Betrieb der Gast, und Schankwirthschaften, erwiesen, die unter Anderem die Ocffnnng der Schankstätten vor 8 Uhr Morgens verbietet. Die Arbeiter haben infolge dessen mit der Gewohnheit, vor Beginn der Tages- oder nach Schluß der Nachtschicht die Schnapskncipen aufzusuchen, brechen müßen. Zahlreiche dankerfüllte Zuschriften, die Arbeiter frauen an die Behörden gerichtet haben, legen ein erfreu liches Zeugnis? dafür ab, wie wvhlthätig die Vorschriften der neuen Pvlizeiordnnng empfunden werden. Im Regierungs bezirk Merseburg wird, wie der Gewerberath Scultctus mitthcilt, in Zuckerfabriken, um dem Schnapsgenuß cnt- gcgcnzuwirkcn, in der Nachtschicht Kaffee zum Selbstkosten preise von 4 Pfg. für das Liter verschenkt. Der Gewerberath Theobald in Düsseldorf hebt hervor, daß der Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke in M.-Gladbach eine Volksbücherei und Lesehalle errichtet hat, für die vor läufig 2000 Bände beschafft wurden. Daß gute Bücher nach dieser Richtung viel wirken können, braucht wohl nicht hervvrgehoben zu werden. Regierungsrath vr. Bittmann in Trier erwähnt, daß in mehreren Betrieben die Lohn zahlung auf die Mitte der Woche verlegt wurde, da die bis herige Auszahlung an Sonnabenden zu Trinkgelagen ge führt hatte, bei denen ein großer Theil des Arbeitslohnes verschwendet wurde. /X Berlin, 10. Juni. Der neu gegründete Evangelische Arbeiterbund, besten Vor sitzender der nationalliberale Reichstagsabgeordnete H. Franken ist, zeichnet sich durch rührige Thätigkeit aus. In den letzten Wochen setzte innerhalb des Bundes eine lebhafte Bewegung ein, um wieder und immer wieder die Nothwendigkeit des großen CanalbaueS zu be tonen und die Agitation dafür nicht einschlafen zu lassen. Heute ist eine vom Vorsitzenden Abg. Franken eingercichtc, mit 18 000 Unterschriften bedeckte Petition an das Ab geordnetenhaus abgegangen, die unter eingehender Darlegung der Erwerbs- und Arbeitsvcrhältnisse in den Rheinlanden den Eanalbau als unbedingtes Erfordernis; betont. Es heißt am Schlüsse der Petition u. A.: „Mög lichste Sicherstellung der Zukunft ist für den Arbeitcrsland das beste Mittel, extreme und nnpatriotische Bestrebungen zu bekämpfen. Beschleunigte Wteberetnbrtngung der Eanalvorlagc, alsbaldige Prüfung derselben und gegen seitige Verständigung der gesetzgebenden Körperschaften — das sind Mittel, die in wett höherem Maße geeignet sind, den verschiedenen Erwcrbsständcn Ruhe und Frieden zu sichern, als alle Machtmittel, die sonst wohl versucht worden sind." * Berlin, 10. Juni. (Lostrennung derWasser- bauverwaltnng vom Ministerium der öffentlichen Arbeiten?) Ihrer Meldung, daß ihr die Nachricht von der Absicht des Ministers von Thielen, unmittelbar nach Beendigung der Landtags session in -en Ruhestand zu treten, aus einer Quelle komme, die eine Anzweifelung nicht gestatte, fügt die „Nat.- Ztg." Folgendes hinzu: „Im höchsten Grade überraschend aber wäre, wenn sich eine andere, uns gleichzeitig zugehende Mittheilung bestätigte, die wir nur unter allem Vorbehalt wicdergebcn: daß dem Kaiser ein AntragdeSGtaats- mini st erinms zur Entscheidung vorliege, wonach die Wasserbauverwaltung von dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten losgetrennt und dem Landwirth- s ch a f t s - M i n i st e r i u m übertragen werden soll. Man wird sich erinnern, daß ein solcher Plan zu den zweideutigen Erörterungen gehörte, die zur Zeit Miqucl's in die Dis- cussivn der Canalfrage hincingcwvrfcn wurden — man wußte ncht, ob behufs Lösung oder behufs Verwirrung dieser. Die Nessortveränderung wurde damals als ein Mittel, die Agrarier für den Mittellandkanal zu gewinnen, ansgegcben. Wahrend sie aber als ein untaugliches Mittel zu diesem Zwecke erachtet werden mutzte, ist sie an dererseits außerhalb des agrarischen Lagers allseitig mit Recht als unsachgemäß bekämpft worden, weil die Inter essen des Verkehrs und -es Handels an den staatlichen Wasserbauangclegenheitcn ungleich bedeutungsvoller sind, als die der Landwirthschaft. Als Herr v. Podbielski -um Landwirthschaftsmtnister ernannt wurde, hieß es, er habe als solcher die besondere Aufgabe übernommen, die Eonservativen für den Mittellandkanal zu gewinnen; soll ihm dies etwa durch Uebcrtragung der Wasserbauverwal tung erleichtert werden? Mit derartigen Mitteln wird man den konservativen Widerstand, der auf das Engste mit der gesammten Gestaltung der inneren politischen Lage zu- sammcnhängt, nicht überwinden. Selbstverständlich könnte die Ressortvcrändcrung nicht in Wirksamkeit treten, bevor sic durch Acnderung der bezüglichen Theile des Staats haushaltsetats vom Landtag genehmigt wäre, also wohl kaum vor dem 1. April 1903. Zunächst bleibt abzuwarten, ob die uns zugcgangene Mittheilung sich bestätigt oder ob sie etwa bestritten wird." — Der Kaiser begab sich heute Morgen 5^ Uhr von Wildpark nach dem Tcmpelhofer Feld, wo er bei Bude 4 zu Pferde stieg, mit dem Hauptquartier auf das Feld ritt und hier von 6 Uhr an das erste und zweite Garde-Dra- goncr-Negiment besichtigte. Die Regimenter halten mit ihren direkten Vorgesetzten bei der Hasenhaide Ausstellung genommen. Der Kaiser ritt die Fronten ab, ließ beide Regimenter nacheinander vorcxerciren und befahl dann ein Feuergefccht, bei dem auch Infanterie und Artillerie zur Verwendung gelangten. Nach Kritik und Abnahme eines Vorbeimarsches über die bctheiligten Truppcntheile führte der Kaiser das zweite Garde-Dragoner-Regiment nach seinem Casernement und nahm an einem Frühstück beim Officiercorps des Regiments Theil. Nachmittag ge denkt der Kaiser sich zum Armee-Jagdrennen nach Hoppe garten zu begeben und Abends das Diner bei dem ersten Garde-Dragoncr-Ncgimcnt cinzunchmen. Der heutigen Uebung wohnten auch die frcmdhcrrlichcn Officiere, sowie der österreichische General der Cavallerie v. Mauchenheim- Bcchtolsheim mit den übrigen Herren der österreichischen Deputation von Marienburg bei; die Herren waren auch zu den Officierscssen geladen. — Dem Reichstage ist zur dritten Berathung der Brüsseler Zuckerconventton ein Antrag Herold-Kanitz-Kardosf-Müllcr-Fulda zugegangcn, wonach die Kündigung des Vertrages für den 1. September 1908 nnd die späteren Jahre rechtzeitig zu erfolgen hat, falls der Reichstag nicht vorher einer Verlängerung zu gestimmt hat. — Nachdem die Sachverständigen -Be- rathungen über den Versicherungs - Vertrag im Neichsjustizamt abgeschlossen sind, wird der in letzterem ausgearbeitctc Entwurf einer erneuten Durchsicht unter zogen werden. Demnächst soll derselbe noch an zuständige Körperschaften versandt und durch Veröffentlichung der Kritik der interessirten Kreise unterworfen werden. Bor dem nächsten Frühjahre dürfte er an die gesetzgcbenMn Körperschaften kaum gelangen. — In Bezug auf die Gehaltsaufbesserung der Oberlehrer und die Erhöhung deS Schulgeldes an den höheren Lehranstalten hat der preußische Unterrichts minister an die Provinzialschulcollegien eine Verfügung er lassen, in der eS beißt: ES ist in Aussicht genommen, die Aussteigefrist der fest ange- stellten wissenschaftlichen Lehrer der höheren Untrrrichtsanstalten zum Höchstgehalt von L4 aus LI Jahre abzukürzen, und zwar in der Weise, daß die nach drei Dienstjahren zu gewährende AlterSzulage von 3M aus 500 die nach sechs Dienstjahren zu gewährende Alterszulage von LOO aus 400 erhöht und der Betrag der nach 9, 12, 15, 18 und 21 Dienstjahren zu gewährenden Allerszulagen wie bisher auf je 3M bemessen wird. Vorbedingung dieser Maß- nähme ist für den Bereich der staatlichen, der vom Staat ver walteten nichtstaatlichen, der vom Staat und von anderen gemein schaftlich zu unterhaltenden und der vom Staat unterstützten nicht- staatlichen Anstalten, daß behufs Deckung deS Mehraufwandes die Schulgeldjätzr um jährlich 10 Mark erhöht werden. In den Vorschulen soll e» einstweilen bei den derzeitigen Schulgeldsätzen sein Bewenden behalten. Im Uebrigrn bleiben die bisher üblichen Procrntsätze für Schulgrldbefreiungen auch für die erhöhten Schul- geldsätze in Geltung. Zur Deckung etwaiger Fehlbeträge, welche auS dem vorliegenden Anlaß bei nichtstaatlichen Anstalten sich er geben sollten, kann die Gewährung neuer Bedürfniß- Zuschüsse im Falle nachgewiesener Leistungsunfähigkeit der Unter- Haltungspflichtigen in Erwägung genommen werden. — Eine außerordentliche Generalversammlung des KrtegervereinS Friedrichsfelde hat gestern den Beschluß gefaßt, 11 Mitglieder wegen Theilnahme an socialdemokratischcnBcstrebungen ans dem Verein auSzuschlietzcn. Die Betreffenden hatten bet der letzten Gemeindevertrcterwahl für die socialdemo kratischen Candidaten gestimmt und deshalb vom Vorstände dcS Kricgerveretns einen Verweis erhalten. Ihre Be schwerde dagegen wurde von der Generalversammlung einstimmig abgewiesen und ihr Ausschluß aus dem Verein mit der Begründung verfügt, „daß sich eine Betheiligung an den Bestrebungen der Socialdemokratie, wie sic die Ausgeschlossenen durch ihre Stimmenabgabe bekundet haben, absolut nicht mit den Zwecken und Zielen der Krtegervercinc vertrage." — Wie die Firma Faber, so läßt jetzt die Berliner Firma Rudolph Hertzog erklären, daß sie von einem Schreiben eines ihrer Beamten an polnische Kunden in Warschau nichts gewußt habe und daß sic dieses Schreiben entschieden mißbillige. — Am 1. Juni wurde zu Ellguth bei Rybnik, Ober schlesien, eine Versammlung christlicher Arbeiter von dem Amtsvorstcher Schweißfurth aufgelöst wegen Gebrauchs der polnischen Sprache, bczw. weil der Amtsvorsteher erklärte, den Verhandlungen wegen Unkenntniß der polnischen Sprache auch mit Zu ziehung von Dolmetschern nicht folgen zu können. Darauf sind die Abgeordneten Fritzen-Borken und Faltin bei dem Mini st er des Innern vorstellig geworden. Der Minister hat, nach der „Germ.", sofort auf die ihm ge machte Vorstellung eine unverzügliche Untersuchung zu gesagt. — Polnische Studenten verursachten gestern Abend in einem Kaffeehaus am Saviguyplatz in Charlottenburq einen großen Scandal. Sie zerschlugen Tische und Stühle, sowie die Fenster deS Etablissements. Nur mit Mühe gelang es, die Excedenten zu überwältigen und in polizeilichen Gewahrsam ab- zuiühren. — Massenklagen wegen Vertragsbruchs bei der Maifeier und wegen Niederlegung der Arbeit durch Accordarbeiter beschäftigten in der letzten Zeit vielfach die Schiedsgerichte der Innungen und die ordentlichen Ge richte. In mehr als 25 Fällen sind Arbeiter vcrurthctlt worden. — Großfürst Paul Alexandrowitsch von Ruß land hat sich nach längerem Aufenthalte von hier nach Petersburg begeben. — Der Amerikaner Frederic W. Holls, Rechts anwalt in New Nork und intimer Freund des Präsidenten Roosevelt, wurde dieser Tage vom Kaiser im königlichen Schlosse in längerer Audienz empfangen. Herrn Holls war diese Ehre schon im vorigen Sommer zu gedacht, als er sich hier aufhielt; die Audienz konnte da mals aber nicht stattfinden. Der Kaiser führte mit ihm ein längeres Gespräch über amerikanische Verhältnisse, mit denen er sich aufs Genaueste vertraut erwies. — Herr Knörcke, der freisinnige ReichStagS-Abgeordnete für Liebrnwerda-Torgau, wird nicht mehr candidiren. An seiner Stelle gedenken die Freisinnigen beider Schattirunqen Len Charlottenburger Arzt Or. Bernstein auszustellen. Herr Knörcke ist, wie man jetzt erfährt, andauernd krank. -?- Hamburg, 10. Juni. (Privattelegramm.) Die heute Abend abgehaltene Versammlung der Innung „Bauhütte" beschloß, mit dem morgigen Tage die Aus sperrung der Bauarbeiter in Hamburg, Altona, nehm sei. < Als sich Merkel vergewissert hatte, daß ihn Friedrich nicht sehen konnte, wandte er sich an den Fremden wegen seiner Wünsche. Dieser hatte sich augenscheinlich gesammelt. Er erzählte, er wäre erst angekommen, habe noch kein Hotel — Merkel empfahl ihm das seinige — keine Bekannten und wolle einige Tage dableiben, welche Partien man machen könne u. s. w. Merkel gab bereitwillig Auskunft. Ob man auch noch spiele? „Ja", entgegnete Merkel, „eS giebt noch einige kleine Clubs, es wird nicht Jeder zugelassen. Wenn Sie aber einige Tage hier sind und wir treffen uns wieder, läßt es sich vielleicht machen." Damit brach er ab. Der Fremde ließ es sich nicht nehmen, ihm unter vielen Dankesbezeigungen zu begleiten. Erst am Hotel verließ er ihn. Dann ging er langsam nach einem kleinen Gasthof, wo er logirte, und nahm dort ein bescheidenes Mittagsmahl ein. Endlich gegen halb vier Uhr, als er sich sagen mußte, daß im Goldenen Krug keine oder nur sehr wenig Gäste seien, ging er wieder hin. Wieder setzte er sich an den Tisch, wo er früh gesessen hatte. Seine Rechnung stimmte. Margot war allein da und nur im Hintergründe des Locals saß Jemand, der rechnete. Er ließ Margot herankommen, fragte nach allem Mög lichen, sagte ihr einige Schmeicheleien, die nicht gerade graziös aus seinem Munde kamen, doch Alles verfing nicht. Margot hatte durchaus keine Lust, sich in ein längere» Gespräch mit ihm einzulassen. So leicht freilich ließ er seine Beute nicht loS. Er brachte ziemlich unvermittelt das Gespräch auf Friedrich. Ob er ihn kenne? fragte Margot. Ei gewiß, sehr gut. DaS heißt, er kenne ihn, Friedrich kenne ihn nicht. Warum? DaS sei sehr einfach. Er habe oft in dem Hause zu thun, wo Friedrich wohne. Ob er reich sei? Sehr, sehr. . . . Und er erzählte eine Geschichte von dem Reichthum, daß Friedrich fünfzigtausend Mark verloren hätte und hätte eS nicht gemerkt. Margot war interessirt. Sie rückte näher. Sie wollte mehr hören. Ueber den Charakter und über die Verwandtschaft. Den Charakter lobte der Fremde, von der Verwandtschaft sprach er nichts. Sie tranken zwei Gläser Chatreuse zusammen. Margot schien sich in den Erzählungen vom Reichthum Friedrich'» zu berauschen. Schließlich, als der Fremde nichts mehr wußte, fing sie an, und die kluge Margot war in ihrem Stolz und ihrer Freude so unvorsichtig, von einer heimlichen Verlobung zu sprechen. Der Gast bestärkte sie darin. Dann kam er auf Merkel zu sprechen, auf den Tausendmarkschein. Ob viel solche» Geld hier gewechselt würde, und ob der Principal vielleicht vorige Woche emen Tausendmarkschein nach M. an ein Bankgeschäft geschickt habe. Das klang Alle» unverdächtig und bei der intimeren Unter haltung fiel Margot nicht» auf. In den letzten acht Tagen hätten sie nur einen gewechselt und der sei allerdings mit noch einigen hundert Mark an ein Bankhaus nach M. gegangen. Das wisse sie genau, denn der Principal habe ihr gesagt, daß er den Schein gleich fortschicken wolle. Eine innerliche Freude lohte in dem Fremden. Nach dieser Entdeckung litt es ihn kaum mehr. Er versprach, bald wieder zu kommen und mehr von Friedrich zu erzählen. Als er das Local verlassen hatte, eilte er mit schnellen Schritten zum Telegraphenbureau und gab folgende Depesche auf: Polizeirath Krüger, M.! Spur sicher gefunden. Auch für Sie Gefahr im Verzüge. Weithaas. In M. hatte sich, seit Friedrich m-it seiner Tochter nach BÄden-Baden gereist war, einiges ereignet, daS auf die Beiden Bezug lMite. Zuerst hatte sich Assessor Krüger di« väterlichen Worte des Justizraths Baumert sehr zu Herzen genommen, dann hatte er sich einem eignen Kreuzverhör unterworfen, über die Frage, womit er Minna hätte beleidigen können. Sein Urtheil in diesem Proceß sprach ihn frei, denn er hatte „amtlich" ja nur strenge Worte gebraucht, dagegen war sein Mißtrauen gegen Mnna in Folge der Worte des Nachtwächters nicht geschwunden. Er hatte auch nicht den geringsten Beweis, der gegen Minna in» Feld geführt werden konnte, aber Verliebt« sind eifersüchtig, und ver liebt war er. Der Diebstahl war (dann in seinen Acten etwa» recht sehr nach hinten gerutscht, andere Sachen drängten sich in den Vordergrund und sein Verrücken zum Rath ließ ihn bei nah« die ganz« Sache vergessen. Nur hin und wieder besucht« ihn die Gestalt Minna » zwischen seinen Aktenstößen und dann soll er jedes Mal ein schmunzelndes Gesicht gemacht haben. Weithaas war dagegen «in anderer Mann. Wenn der sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, so konnte er e» wohl «trnmal in seinem Gehirnvegister bei Seite schieben, aber bei der spätestens allwöchentlich einmal stattfindenhzn Revision seine» Gedächtnisses kam eS ohne Zweifel wieder an» Tageslicht und erschien dann womöglich auch in anderer Bekeuchtmiy, so daß er ihm neue Seiten abgewann. So war eS auch mit dem Diebstahl« bei Friedrich gewesen. Von den Banken und Bank häusern war keine Nachricht über die Nummer de» einen Tausendmarkschein«» eingegangen und e» war selbstverständlich, daß die Calsirer di« Nummer längst vergessen hatten. Da führt« ihn einstmals, «S war drei Tage her, der Dienst in die Tndit- bank. Er erledigte dort einige Nachfragen und bracht« ein« kleine Liste gestohlener Papier«. Mit dem Cassirer war «r all. mählich bekannt geworden. Sie kamen Beide in em Gespräch, in dem der rührig« Beamte seinem Unmuth Ausdruck gab, daß er in der letzten Zeit so wenig Treffer gemacht habe. Nicht» sei ihm geglückt und er beginne schon an seinem Polizeiberufe zu zweifeln. Es war natürlich, daß er dabei auch deS Diebstahl» bei Friedrich gedachte, und die Numm«r, die er sich gemerkt hatte, nannte. „Nein", sagte der Cassirer, „ich habe immer aufgepaßt, aber sie ist mir nicht zwischen die Fing«r gekommen" Sie sprachen noch einig« Worte und Weithaar schickt« sich an, zu gehen, umsomehr, al» dem Cassirer ein großer Stoß Geld briefe gebracht wurde, di« er öffnen sollt«. Der Cassirer schnitt den ersten Brief auf und entfaltete ihn. Ein Tausendmarkschein, «in paar Hunderter und anderes Geld lagen darin. Angengt durch die Unterhaltung, warf er «inen Blick auf di« Nummer 21896. Ein laute» Ach kam au» seinem Munde. All« horchten auf, auch Writhaa», der die Klinke schon in der Hand hatte. „Herr Weithaar . . Der Gerufen« kehrte um. "Hier . . . ., was sagen Sie nun?" „Nummer 21896 ...murmelte der Polizist. „Wo kommt der Schein her?" „Na, warkn Sie einmal. .. Badem-Baden, den 26. Mai . . Zum Ausgleich deS Conto» sende ich . . . hm, hm, . . . Gast- Wirth „Zum goldenen Krug." „Au» Baden-Baden . . „Kein Zweifel." „Also muß sich der Dieb noch dort aufhalten?" „W«nn nicht der Schein schon die Hand gewechselt hat." „Da» ist nicht anzunehmen ... Ich möchte den Schein mit Beschlag belegen." „To schnell geht da» nicht, mein li«ber Herr Weithaas, dazu müßten Sie «rst richterlichen Befehl haben. Ich verspreche Ihnen, den Schein einstweilen vi«r Wochen aufzuheben. So kommen Sie schn«ll«r zum Zi«l." „Auch recht, danke Ihnen." Mit mächtigen Schritten rannte e« zum Polizeiamt. Die Straßenbahn ging ihm zu langsam. Er wartet« gar nicht erst auf do» Herein de» Polizetrathe». In fliegender Hast erzählt« er ihm seine Entdeckung. Krüg«r war sonst «in wenig skeptisch. Aber gerade jetzt waren fein« Gedanken wieder eimnÄ auf der Suche nach Minna gewesen, und so stimmt« er denn bei, daß W«ithao» unverzüglich nach Baden-Baden reisen müsse, um die Spuren aufzufinden. Nun galt e», noch die Einwilligung de» Direktor» zu erlangen. Krüger begab sich zu ihm. Wäithaa» hatte einen Fahrplan zur Hand genomm««. 10 Uhr 20 Minuten ging der Schnellzug. S» waven »ch 48 Mtnutur Zeit. Mr Harburg und Wandsbeck aufzuheben, jedoch erfolgt I die Anstellung nur durch den Arbeitsnachweis der Innung I und nur auf den gesperrten Bauten. (Wieverd.) Z Halle a. S., 10. Juni. Wie das „Volksblatt" zu I melden weiß, hat gestern Abend die hiesige Polizei die I gemeinsame Bibliothek der hier studirenden I Russen und Russinnen beschlagnahmt. Die Bibliothek befand sich in der Wohnung eines Studirendcn. Ueber die Gründe der Maßnahme ist bisher nichts bekanm geworden. * Breslau, 0. Juni. Zum Eapitel Lehrermangel wird der „Schles. Vztg." geschrieben: Gegenwärtig fehlen in Oberschlcsien nahezu an LOO Lehrer, um die vor handenen Stellen ordnungsmäßig besetzen zu können. * Bonn, 9. Juni. Durch Ministerialerlaß ist das Ver bot, betreffend Theilnahme von Studirendcn an polnischen Vereinen, neuerdings erweitert worden. Ein Anschlag am schwarzen Bret der hiesigen Universität macht bekannt, daß nunmehr auch das Er scheinen von Studirendcn als Gäste in polnischen Ver sammlungen disciplinarisch bestraft wird. * Schloß Schaumburg, 10. Juni. Die Königin Wilhelm ina -er Niederlande ist mit der Königin-Mutter heute Abend hier etngetroffcn. /X Im Wahlkreise Bayreuth-Verncck-Wunsiedel ist be dauerlicher Weise die von nationalliberaler Seite an gestrebte Verständigung über eine gemeinsame Candiöatur gegen die Socialdemvkratie nicht erzielt worden. Die Vertrauensmänner des Bundes der Land wirt he haben am Sonntag beschlossen, an der Eandidatuc Feustcl festzuhalten, während die Nationallibcralcn be kanntlich vorgcschlagen hatten, Herrn Generalsekretär Patzig als gemeinsamen Candidaten auszustellen, der für den Fall einer solchen Verständigung zwischen Stadt und Land in der Lage gewesen wäre, die Candidatur anzu nehmen. * Baden-Baden, 10. Juni. Der Kronprinz von Siam ist zu längerem Aufenthalte hier cingetroffen. * München, 9. Juni. Das Trinkgelderunwesen beschäftigte am Sonnabend die bayerische Abgeordneten kammer. Den Anlaß dazu gab eine Petition deS Münchener Kellnerinnenvereins, in der gebeten wurde, den Kellnerinnen ves Hosbräuhauseö einen festen Lohn zu gewähren. Der Abgeordnete Lerno nannte die Trinkgelder eine männliche Mode, die noch viel tbörichter als die Mode der Frauen sei. Herr Lerno wies auch darauf hin, daß die Verkäuferinnen der ConfcctionSbranchc, welche die Launen der gnädigen Frauen auszuhalten haben, niemals ein Trinkgeld bekämen. DaS Publicum habe überhaupt die Neigung, da ein Trinkgeld zu geben, wo die Gegenleistung verbältnißmäßig am geringsten sei. Beispiel hierfür sei der allmählich üblich werdende „Trambabnsünferl". Ais ein nobler Trinkgeldgeber erwies sich der Abg. vr. Heim. Der meinte: Zu meiner Studentenzeit wurde man, wenn man 2 gab, schon als Lord angesehen, und bei 5 als Baron betitelt. Heute steht man mit solchen Trinkgeldern wie ein nothiger Teufel da und es ist üblich, 10—15,^ zu geben, wenn man mehr genossen hat, wohl auch 20 Diese» Unwesen steigert sich und wird nahezu eine Calamität. Für einen Mann vom Mittelstände, der mit seiner Familie in eine Wirthschaft geht, ist das schon eine Auslage. Es bildet sich schon eine förmliche Taxe für die Trink gelder heraus; 10 v. H., heißt es, soll man wenigstens geben. Dabei weiß man, daß die Mädchen keine Bezahlung haben, und man ist Loch heutzutage auch Gemüthsmensch. Ein Ministerialrath bemerkt, die Kellnerinnen des Hof- bräuhauseS hätten erklärt, sie seien mit ihrer Lage sehr wohl zufrieden. Daraus erwidert Abgeordneter Heim, neuerdings das Schreckenskind der bayerischen Regierung: Wenn die Kellnerinnen des Hofbräuhauses noch mehr hätten erklären sollen, Hütten sie eS auch unterschrieben. Die Regierung wird doch nicht glauben, daß sie mit einer solchen Erklärung bei uns irgend welchen Eindruck hervorruft, ganz das Gegentheil. Neulich hat ein College von der Milte des Hauses gesagt, wenn unseren Staatsbeamten nahe gelegt werde, sie sollten erklären, das Wasser läuft den Berg hinauf, so seien sie bereit, zu erklären, es läuft schon wieder drüben hinunter. Oesterreich-Ungarn. Grnbenkatastrophe in Boryslaw; Kaiser Wilhelm und dir Slawen. * Wien, 10. Juni. (Abgeordnetenhaus.) Im Ein lauf befinden sich 19 Dringlichkeitsanträg e von all deutscher Seite und 2, betr. die Katastrophe in den Erdwachs gruben zu Boryslaw. Das Haus lehnte nach kurzer Debatte die Dringlichkeit des Antrages Eisenkolb (alldeutsch) auf Ein führung des Befähigungsnachweises im Handelsgewerbe ab und verhandelte sodann über die Anträge, betr. die Grubcnkata st r o p h e i n B o r y s l a w. Die Antragsteller Breiter und Daszynsky begründeten die Dringlichkeit unter heftigen Angriffen latver Gi nelli , welche wc bengase z beiter get nister er! Erhebung Schuldige Commissi der cingc bereit, d Prüfung gruben z abgelchni einer l Marie zu spre sich gege^ gegen da Anführm dieser Re was die das Sla wiederho Präsiden den tsck Fresl den Saa Ihr!" ! „Pfui, L vor dem (Protest: Schön ein Wor Tschechen dem Red Lärm da * 2 neten eine Ans tiger Fragen sei in F Das Be ordmmg Handlung kommen tracht ko was ma seien ge; ausübun die Rcgi Politik s namentl Umstand im volle aber oh großen s * 0 hielt he Minister Königs dings b meinsan trauen, verwies schloß m * H Schrc Denen, legentli nähme Dieser gerührt * ! der Bei Mori Unter ingeniei gereicht, Prüftm der itcn über! „Vittor Marine nach Cl nischcn wachsen rin« Ewigkeit dünkte ihm die Zeit der Befragung de» Direktors. Da, ein Schritt. Es war nicht der Rath, nur «in Bote. Er zählte die Schläge der Uhr. Dann überdachte er die Lage. Jetzt mußte der Dieb noch in Baden-Baden sein, das stand bei ihm fest. Ihn zu fassen, würde leicht sein. Aber jede Minute brächte Verspätung. Er mußte sich doch umziehen. Der Sonn tagsanzug war nöthig. Dann mußt« er noch Geld haben. . . O, wie lang- blieb der Rath. Da kam er. „Sie können reisen, Weithaas. Mir hoben Sie diese Reise zu verdanken. Wenn Ihnen was gelingt, ist Ihnen der Wacht meister sicher. Uebrigens, Friedrich's sollen auch in Baden-Baden sein. Schreiben Sie mir einmal, wie e» Fräulein Minna geht. Und wenn Sie was brauchen, so telegraphiren Sie nur. Hier di« Cassenanweisung und hier Ihr Ausweis für dortige Behörde." Eilig nahm Weithaas Alles in Empfang, stürmte zur Dass« und nach seiner Wohnung. Hei, das war etwas für ihn, das hatte er sich schon lange gewünscht, ein Commissorium aus wärts. Immer hatte er seinen Koffer bereit gepackt, er brauchte ihn nur zu holen. Jetzt sollten sie einmal in M. sehen, was der Weithaas für ein patenter Kerl sei. Nur in der Größe der Aufgabe kann sich der Mann in seinem ganzen Werthe zeigen. Als Weithaas am Bahnhofe anlangte, wollte der Dnnst- thuende gerade da» Zeichen zum Abfahren geben. Er hielt «inen Augenblick inne, nahm in der Eile Weithaas' Fahrschein und stempelt« ihn in seinem Zimmer ab. „Was Wichtiges, Herr Wachtmeister?" fragte er. „Ja, ja." „Na, dann gut Glück!" Weithaas sprang in em Abtheil zweiter Class«. Der Schaffner schloß, verständnrßinnig lächelnd, die Thür. D«r Dienfttbuende senkt« die Hand: Abfahrt. Weithaas grüßt«, der Dienstthuende legte die Hand an die rothe Mühe. Mit ein- minutiger Verspätung schnob die Maschine mit dem kleinen Zug zum Bahnhof hinaus. In der Frühe des anderen Tages war «r in Baden-Baden angekom-men. Während der langen Fahrt hatten feine Mitreisenden zweimal gewechselt. Sein Polizergemüth hatte an ihnen nichts auszusetzen gehabt und so hatte er sich seinen Träumereien llb«r di« Entdeckung des Diebstahls hingegeben. Wie «r die Ent deckung ansangen würde, das war ihm aoch sehr unklar. In Baden-Baden angekommen, hatte er sich in einem kleinen Gast hof einlogiri, dann war er zur Pottzöi gegangen, mn sich zu melden und nachher fanden wir ihn im Goldenen Kruq. (Fortsetzung folgt.) die Bcr zoll — scharfer möglich -Wischer einige schlüge» Englan Porz geben, könnte, gcgenw den C> dieser ? sich dar zugszöl zur Un ein schl wenige diesem fahrt h berkc mit Gl keiner einem würde ehe sie fcierliö sich voi Delegi gegenü wandtc Camvb deS Sc für di.
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