02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020613022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902061302
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902061302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-06
- Tag1902-06-13
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Abend-Ausgabe Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 98. Jahrgang Nr. 296 97F0 Freitag den 13. Juni 1902. 85,10 kanddr.1 89,10 t-Lonkj 93,50 6«1d > Urist Feuilleton Ul roll" 328 285 ress' i»- rvsltsn Atltl« » rnNix. Oold. dmins» 818. 174,80 2b,SO , 20,10 lo^d > 110^10 schon die Neuordnung des Jahres 1895 recht- die Umgestaltung der Verwaltung und nicht untrennbaren Neuordnung des Etats- und nicht noch andere erhebliche Vortheile ge- Die soeben in der hessischen Kammer von der Minder heit gegen die preußisch-hessische Eisenbahngemeinschast gerichteten Beschwerden finden ihre beste Entgegnung in einer ziffernmäßigen Darlegung der Vortbeile, die sich schon allein ans der Verminderung des Verwaltungsauswandes ergeben. Auf Grund eines Einblicks in die vor der Umgestaltung der Behörden angestellten Erhebungen und in die Etatsunterlagen für das Jahr 1902 wird darüber in der „Ztg. deS Vereins deutscher Eisenbahn-Verwaltungen" geschrieben: Am 1. April 1895, dem Tage des Inkrafttretens der neuen Verwaltungs« und Finanzordnung, ist das höhere, mittlere und untere Personal des eigentlichen Verwaltungsdienstes so fort um ein Sechstel seines Bestandes, nämlich von 18157 auf 15100 Arbeitskräfte, vermindert worden. Es wurden unverweilt überzählig und daher theilS pensionirt, theils auf Grund eines oefonderen Gesetzes zur Bersüguug gestellt, theil- endlich in frei werdende Stellen des Außendienstes übrrgeführt 380 höhere Beamte, 2180 mittlere Beamte uud 497 Uuterbeamle und Hausarbeiter, zusammen 3057 Arbeitskräfte. Dabei blieb die Verwaltung aber nicht stehen. Es folgten vielmehr bei der Durchbildung und weiteren Durchführung der neuen Vorschriften fortgesetzt neue Vereinfachungen mit weiteren sehr beträchtlichen Personalbeschränkungen in der inneren Verwaltung. In Folge Lessen sind heute noch, ob wohl das Gebiet der preußisch, hessischen Eisenbahngemeinschast sich ganz bedeutend ausgedehnt hat und der Verkehr auch sonst erheblich angewachsrn ist, einschließlich des Verwaltungs- Personals des inzwischen neu gebildeten Eisenbahndirectionsbezirks Mainz iminer noch 2864 Beamte (315 höhere, 2329 mittlere und 220 untere) im inneren Verwaltungsdienste weniger thätig, alS vor Einführung der neuen BerwaltungSordnung, d. h. vor sieben Jahren. AtS Werthmesser des finanziellen Erfolges der Organisationsänderung kann aber selbstverständlich die angegebene Personalersparniß, die durch einfache Gegenüberstellung des heutigen Personalbestandes im inneren Dienste mit dem Personal stande vor der Neuordnung ermittelt ist, noch nicht angesehen werden. Sie bleibt, obwohl danach die Ausgaben für den Verwaltungsdienst der Eisenbahngemeinschast im Jahre 1902 thatsächlich um rund 7 000 000 niedri'ger sind, als die Verwaltungsausgaben der preußischen Staatsbahnen im Jahre 1894 betragen haben, hinter derjenigen Ersparniß doch noch bedeutend zurück, welche der Neuordnung allein für Personal. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderuug 70.—. iplatr: Som- «, LloLord 116.40 17^5 155,50 45,75 138,75 121,75 118,75 62,— 128,50 112,70 187,75 187,50 195,— 184,50 118,40 184,- 90,— 131,— 178^50 348,— 107^5 139,50 173,50 122^0 78,— 178,25 197.75 188,40 gegenüber den bekannten Centrumsstandpunct. Im Uebrigen war eine Rede des Oberbürgermeisters Mit ling- Posen bemerkenswerth. wegen des anschaulichen Bildes, das sie von dem fast elementaren wirthschast- lichen Vordringen des Pvlcnthums entwarf, das nicht nur durch eigene wirtlischaftliche Institute, sondern an scheinend auch durch ausländische Mittel unterstützt werde. Als letzter Redner gab Fürst Bismarck die An regung, die elsaß-lothringische Vorschrift, daß französisch geschriebene Zeitungen auch in einer deutschen Uebcrsetzung erscheinen müssen, mit Anwendung auf die polnische Sprache in de» Ostprovinzen zu übertragen. Hoffentlich fällt diese Anregung nicht deshalb auf unfruchtbaren Boden, weil sie vom Fürsten Bismarck ausging, der be kanntlich im Reichstage mit dem jetzigen Reichskanzler eine scharfe AuscinandeÄetzung gehabt hat, die zwar in einem Thcile der Presse über Gebühr aufgebauscht zu wer den scheint, aber immerhin den Beweis liefert, daß Graf Bülow gegen keine Kritik empfindlicher ist, als gegen die von dem Sohne seines großen Vorgängers ausgehende. NLmdure- x.) LlUiskn suis disr ein- N kiswoute. k, .Nisusuis' urx, 8t»rd»wptsr ilis" (10/6/ van xoon »uf der MdrsUsr is, .öitkonm" ' (12/6/ Dorer nepoint noeU auf einer innerlichen Freude und fühlte, wie ihr das Blut heißer zu Herzen schoß. Das Mittagessen war einsilbig. August Friedrich hatte seine eigenen Gedanken und wollte erst nicht an der Wirthstafel theil- nehmen; Minna mußte immer an Krüger denken und Merkel hatte erst kurz vorher eine Unterredung mit dem Assessor Schwarz gehabt, dem er gestern beim Spiel Geld geliehen hatte. Gegen Morgen war Secretär Schwarz, der sich Merkel gegen über Assessor genannt hatte, aufgewacht. Er sah sich noch in seinen Kleidern sitzen und merkte jetzt erst, daß er nicht zu Bett gegangen war. Dann sah er das Schreibzeug und die Brief mappe und da dämmerte ihm die Erinnerung langsam auf. Was für ein schlechter Mensch war er doch. Das kleine Erbtheil eines Vaters Bruder, das er für seine Eltern erhoben hatte, hatte er in einer Nacht verpraßt, verspielt und obendrein noch über tausend Mark Schulden gemacht. Seine Scham wollte er nicht überleben. Aber wo war sein Revolver? Er hatte ihn doch herausgelegt, er wußte cs ganz genau, und sein Brief, den er angefangen hatte zu schreiben. Fieberhaft durchwühlte er seine Sachen und seinen Koffer. Es war kein Revolver zu finden. Dann schlug er seine Schreibmappe auf. Gewiß, das war sein Brief, aber was stand da denn — das war nicht von seiner Hand geschrieben: „Ich muß besser werden." Und das Licht war nur ein wenig niedcrgebrannt. Es war also Jemand im Zimmer gewesen, hatte den Revolver genommen, die Zeilen geschrieben und schließlich das Licht gelöscht. Wer konnte das sein. Zorn und Scham übermannten ihn. Schon wollte er klingeln, den Kellner um Auskunft zu fragen, als er sich noch besann. Es konnte ja nur ein Kellner gewesen sein, und sollte er sich vor diesem und vor dem gesammten Personal bloßstellen? Das wollte er doch nicht. Die Sache war geschehen. Das Beste Ivar, gar nicht darüber zu reden. Aber aufpassen wollte er, ob seine Annahme richtig sei. Wer war nun eigentlich sein Gläubiger? In seiner Brieftasche fand er eine Karte: Wilhelm Merkel, Referendar. Der war es sicherlich. Wohnung: B.'S Hof. Gut. Schwarz kleidete sich an und war gegen zwölf Uhr bei Merkel. Der letztere war gerade aus dem Bade gekommen und hatte sich auf das Sofa zum Ausruhen hingelegt. Die Fenster waren geöffnet und ein milder Duft zog in das Zimmer. Merkel hatte die Vorhänge und Jalousien nicht heruntergelaffrn. Er liebte die Sonne. Sie bringt Heilung, pflegte er zu sagen Da klopfte es. Wahrscheinlich der Barbier. „Herein". Schwarz trH eip, Bsesch, ghrtz «Hchvwrz.*- " Der Friedensschluß. Diktatur oder Verfassung in Südafrika? Ein hochangcsehcner, in Südafrika geborener Mann sagte unö einmal, eine der charakteristischsten Eigenschaften des Boercn sei es, die Gesetze und Abmachungen zu respec- tiren, sofern die Abmachungen auch ihnen gegenüber respectirt werden. Nun scheint es aber fast, als ob Lord Milner, ein Mann von zweifellos außerordentlichem Verwaltungs talent, aber auch nicht minder großem Ehrgeiz, es darauf abgesehen habe, ein für alle Mal den verfassungsmäßigen Zustand in ganz Südafrika zu beseitigen. Un angenehme Erfahrungen, die er mit dem letzten Eapparla- mente gemacht hat, haben ihm den Gedanken nahe gelegt, daß die Regierungsmaschinerie am sichersten functivniren würde, wenn Südafrika in derselben Weise regiert würde, wie Indien, also theils von Downing-Street in London aus, theils durch einen Vicekönig mit weitgehenden Befug nissen, jedenfalls aber ohne Mitwirkung eines Parlaments. Wir wollen es dahingestellt sein lassen, ob diese Regic- rungswcise für Indien so besonders segensreich ist. Die immer wiederkehrenden Hungersnöthe und die manchmal einen recht ernsraften Charakter annchmenden Aufstände «beispielsweise 1897 und 1898) sprechen nicht eben dafür. In Indien fehlt es an einer weißen Bevölkerung, die gegenüber der ungeheuren Zahl der Eingeborenen irgend wie in Betracht käme. Die dortigen Europäer bestehen aus Beamten und Kaufleuten, von denen kaum Einer den Wunsch hat, seine Tage in Indien zu beschließen, sondern die durchweg Indien nur als einen Durchgangspostcn be trachten. So gicbt es also gar keine Anglo-Inder in dem Sinne, wie es englische und holländische Afrikander zu Zehntausenden giebt. Gerade der beste Theil der in Süd afrika lebenden Weißen betrachtet Südafrika vollkommen als sein Heimathland. Während also der in Indien lebende Europäer ein herzlich geringes Interesse daran hat, daß in Indien coustitutionell regiert wird, würde sich der Afrikander, und zwar einerlei, ob holländischer oder englischer Abkunft, als degradirt Vorkommen, wenn er nicht ebenso gut und in demselben Umfange politische Rechte sollte ausüben dürfen, wie der Bewohner von London oder Edinburgh. Die Sistirung der Verfassung in der Capcolonie und die Nichtwiedcrhcrstcllung verfassungsmäßiger Zustände in den früheren Bverenrcpubliken würde also sicherlich zur Folge haben, daß die besten Elemente der englischen und holländischen Rasse sich in der Opposition gegen England zusammcnfinden würden. Die englische Regie rung würde sich höchstens auf die doch ziemlich zweifel haften Elemente stützen müssen, die nur nach Südafrika kommen, um dort schnell Geld zusammenzuscharren und um dann wieder nach Europa zurückzu-kehrcn. England hat die Vereinigten Staaten dadurch verloren, daß von London aus über das Wohl und Wehe der ameri kanischen Colonistcn verfügt wurde, was natürlich zur Folge hatte, daß die Londoner Minister und Parlamen tarier nur an das dachten, was für England vortheilhaft sein könnte, nicht aber an das Interesse der Colonistcn. Der berühmte Theecrawall in Boston vom Jahre 1773, der als der Beginn des Unabhängigkcitskampfes anzu sehen ist, wurde veranlaßt durch diese Rcgicrerei. Der Milner'sche Gedanke der Diktatur in Südafrika wäre nur zu sehr dazu angethan, einen ähnlichen Ausgang hcrbct- zuführen. /n.L»«N/Mnvr ruin". seil vsrdvtsn./ Verfehlte Liebe. Roman von E. Hein. Nachdruck verböte«. 215,85 85,25 318,10 8UU. 177,75 92,70 200,10 44,90 206,10 335,— 174,— 178,— 176^5 178,— 108,90 110,10 204^15 »>. >2). ÄMM. TaMatt Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Aatkjes und Nolizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Bezug--Prei ¬ st« der Hauptexpeditton oder den im Stad» beKrk und den Vororten errichteten Aus» Ladestellen abgeholt: vierteljährlich 4.50, — zweimaliger täglicher Zustellung in» HauS 5.50. Durch die Poft bezogen für Deutschland u. Oesterreich vierteljährlich 6, sür die übrigen Länder laut Zeitungspreisllste. — — Re-action un- Expedition: Iohannisgaffe 8. Fernsprecher 153 und 222. Filial-vprdttt-«-«: Alfred Hahn, Buchhandlg., UniversitätSstr.3, L. Lösche, Kathariuenstr. 14, u. Königspl. 7. -»»»- Haupt-Filiale Dresden: Strehlenerstraße 6. Fernsprecher Amt I Nr. 1713. Haupt-Filiale Serlin: Königgräherstraße 116. Fernsprecher Amt VI Nr. S3V3. „Merkel". Er suchte sich dabei aufzurichten, seine Füße ver wickelten sich aber in die Decke. „Sind Sic unwohl?" „Ich bin Kurgast", er sprach dies ein wenig matt aus. „Bitte, bleiben Sie liegen, ich bitte Sie darum." „Ich danke Ihnen, das Bad strengt sehr an. Bitte, nehmen Sie Platz." Schwarz setzte sich. „Sie wissen, weshalb ich komme, Herr Referendar?" „Ich glaube ..." „Ich bin Ihnen über tausend Mark schuldig, und Sie glau ben, daß ich Ihnen diese Summe bringe." Merkel lächelte fein. „Verzeihen Sie, Herr Assessor ... das glaube ich nicht." Schwarz wurde dunkelroth. „Ich verstehe nicht." Merkel weidete sich ein kleines Weilchen an der Verwirrung Schwärzens, dann sagte er: „Werthester Herr College — Sie erlauben wohl, daß ich als Jurist, Sie so nennen kann — da ist nicht viel zu verstehen. Ich bin selbst schon etliche Male in der gleichen Lage gewesen, wie Sie, und habe schließlich es für das Beste gehalten, reinen Wein «inzuschänken. Sehen Sie — nehmen Sie es mir nicht übel — sondern bitte nehmen Sie eine Cigarre — hier diese Elay — sie ist von meinem Vater, danke, ich rauche nicht — wenn Sie das Geld hier hätten, dann hätten Sie mir sofort das Geld auf den Tisch gelegt, froh, daß der Vorhang über den letzten Act des gestrigen Stückes fällt — aber . . . Nun, ich weiß, was Sie sagen werden — Sie wünschen eine Stundung, die ich Ihnen mit Ver gnügen gewähre." „Herr Referendar", es klang der Ton des Beleidigten hin durch, „ich wüßte nicht, was Sie zu der Annahme berechtigt, daß ich mein ganzes Geld verspielt habe. . . ." „Aber, um Gotteswillen nein, Herr Assessor, das glaube ich ja gar nicht, sondern nur, daß Sie gestern über Ihre augenblick lichen Verhältnisse gegangen sind, daß Sie das Geld nicht bei sich haben . . . Schwarz blieb «ine Weile betroffen — dann sagt« er: „In d«r That, es ist so. Wie konnten Sie das wissen?" Merkel lächelte. »Weil Sie gestern auf dem Trockenen saßen. Sehen Si«, daß Si« spielen wollten und nicht zufällig in die Spelunke ge kommen sind, habe ich an Ihrem Verkehr mit dem Keil mit der Gaunerphysiognomie gemerkt. Der hat Sie gestern irgendwo auf gegabelt pnd Sie zpm Spiel, das Sie wahrscheinlich lieben, anrmirt. "Ich kenn« den-guten Mann. Wenn Si« atzer einmal Politische Tagesschau. * Leipzig, 13. Juni. Das muß man dem preußischen Herrenhaus« nach rühmen: es macht rasche Arbeit. Gestern verwies es die neue Pvlenvorlage an eine Commission und heute meldet uns der Telegraph, diese Commission habe einstimmig den Entwurf in der Fassung des Abgeordneten hauses angenv m m e n. Die lange Debatte, die gestern im Plenum stattsand, konnte natürlich die von der über wiegenden Mehrheit des Hauses lebhaft unterstützte Vor lage von keiner neuen Seite beleuchten, förderte aber doch Manches zu Tage, was über Preußen hinaus von Interesse ist. Vor Allem ließ Graf Bülow keinen Zweifel dar über, daß die jetzige preußische Regierung die Größe der Preußen und dem Reiche von der großpolnischen Bewegung drohenden Gefahr vollständig erkennt und fest entschlossen ist, ihr mit voller Cvnsequcnz zu begegnen. In seiner ersten langen Rede hob der Ministerpräsident mit großer Schärfe diese Gefahren hervor. „Das ist", rief er aus, „was diese Frage zur wichtigsten unserer inneren Politik, zu einer wahren Schicksals- und ZulunftSfrage unserer preußischen Monarchie macht, da sie an die Funda mente greift, welche die Monarchie und damit das Reich tragen." Zum Belege hierfür citirte der Ministerpräsident eine Aeußerung aus einer polnischen Wochenschrift, die alle östlichen Provinzen von Schlesien bis zum Meere fiir die Polen reclamirt. Zur Vorlage selbst bemerkte er u. A., es werde darauf hingewirkt werden, daß die Ansiedelungs commission weniger bur'eaukratisch und mehr nach den Gc- sichtspunctcn einer gut geleiteten Bank verfahre. Die Mittel des Staates seien hier nicht verschwendet. „Für das Deutschthum im Osten werden wir immer reich genug sein." (Bravo!) Nicht den Polen ihre Sprache und Reli gion zu nehmen, sondern der planmäßigen Verdrängung des deutschen Elements, der Polonisirung der östlichen Pro vinzen Einhalt zu thun, sei das Ziel, das klar und eonse- guent von der preußischen Negierung verfolgt werde. Un ter den folgenden Reden war von besonderem Interesse die entschiedene Stellungnahme des Grafen Hvcnsbrocch auf der Seite der Vorlage, und dies um so mehr, als er diesmal speciell auf die Regungen des nationalpvtnischen Fanatismus innerhalb der katholischen K irche ein ging und in dieser Beziehung sich mit der polensreundlichen „Kölnischen Volkszeitung" scharf auseinandersetzte. Wenn diese Rede als Weckruf unter den katholischen Deutschen wirkt, so wäre ihre politische Bedeutung kaum zu über schätzen. Graf Bülow unterließ nicht, seiner Genugthuung über diese von wahrer Vaterlandsliebe und Religiosität getragenen Ausführungen Ausdruck zu geben und auch seinerseits zu betonen,daß es cinJrrthum wäre,zu glauben, daß im Osten die katholische Kirche nicht bestehen könne ohne Polonismus, daß der nationalpolnische Haß sich nicht nur gegen die Protestanten, sondern ebenso und noch mehr gegen die Katholiken richte. Einem Wunsche des Vor redners folgend, gab der Ministerpräsident zur Be richtigung der in der katholischen Bevölkerung hervorgc- rufcnen Auffassung, daß die polnische Bewegung durch Pro- testantisirung des Ostens erreicht werden solle, die Versiche rung, daß diese Absicht der Regierung durchaus fern liege. Wenn unter den Angesicdeltcn die Katholiken in der Min derheit seien, so habe dies seinen Grund in dem Fehlen hinreichender Seelsorge. Daß sie Ansiedler nach dem Osten führe, um sie durch polnische Seelsorger polonisircn zu lassen, könne Niemand der Regierung zumuthcn. Trotz dieser Vorgänge vertrat der Graf Droste der Vorlage 100,10 104,80 90,60 93,90 103,40 90,40 90,40 86,— 67,90 73^75 90,40 NM, Abscheu und Ekel haltte sic M Gegenwart Krüger's nicht empfunden. Sie stellte sich jetzt den Assessor vor, wie er auf dem Balle zu ihr herangekommen war, wie er durch seine Gestatt, seine Haltung und sein geistreiches Gesicht, obgleich es nicht ganz frei von Erinnerungen an fröhliche Zechereien war, vor Allen sich ausgezeichnet hatte; und dann spintisirte sie weiter, sei ihr plötzlich die Idee gekommen, diesen Mann, diesen ohne Zweifel gescheitsten Mann, der ihr weit über legen war, zu verdrängen und sich in ihrer Stellung als Königin des Balles zu erhalten. Das konnte sie aber nur, wenn sie ihn demüthigte, ihn, der sie gedemüthigt hatte. Und das war nicht hübsch von ihr gewesen. Damit hatte sie sich jedenfalls eines an genehmen Tänzers und eines vornehmen Anbeters beraubt. Natürlich war dem Assessor die Geschichte ganz gleich. Er hatte Bekanntschaften genug, um den Vorfall nicht tragisch zu nehmen. Ein Mann, so dachte sie weiter, ist überhaupt besser daran. Er kann sich jeden Tag eine Andere suchen. Ob sich denn Krüger auch eine Andere gesucht habe? Daß er sie vielleicht genommen hätte, daran zweifelte sie nicht. Wahrscheinlich sei er jetzt schon verlobt. Und die gute Carriöre, die er machen würde! O, sie hatte doch recht dumm gehandelt. Merkel? Der war ohne Zweifel ein geistreicher Mann, er war liebenswürdig und fein, aber für ihn fühlte sie nur wie eine Schwester. Er selbst verhielt sich ja so ausnehmend kühl. Er war wohl auch ernstlich krank. So gingen ihr die Gedanken durch den Kopf, und unbewußt war sie auf dem Wege nach dem Bahnhofe. Noch ein paar Minuten, und sie stand vor dem Bahnhofsgebäude. Gerade war der Schnellzug von Frankfurt eingetroffen. Eine große Anzahl neuer Badegäste entströmte dem Portal. Im Nu waren die Hotelwagcn gefüllt. Sie wandte sich langsam zum Gehen. Da fuhr neben ihr in scharfem Trabe eine Droschke vorüber. An der Biegung des Weges streifte sie fast Minna's Kleid. Minna drehte sich um, da zog ziemlich verwirrt der Fahrgast den Hut, und ehe noch Minna sich von ihrem Erstaunen erholen konnte, war der Wagen entschwunden. Dr. Krüger hier, jetzt ange- kommen, das war jedenfalls inle^ssapt. Sje ertappte sich wie ersparnisse wirklich zu Gute gerechnet werden muß. Soll diese Ersparniß ermittelt werden, so darf nicht außer Betracht bleiben, daß seit dem Jahre 1894/95 nicht nur das Bahngebiet sich wesentlich vergrößert hat, sondern daß auch der zu bewältigende Verkehr ohnedies beträchtlich gestiegen ist. Im Jahre 1894/95 be» trugen die Betriebseinnahmen noch nicht eine volle Milliarde Mark, für das Jahr 1902 sind sie auf über 1,4 Milliarden Mark bemessen. Wäre die Umgestaltung der Verwaltungsordnung unter» blieben, so hätten in Folge dieses bedeutenden GeschäftSzuwachses selbstverständlich die im Jahre 1894 vorhanden gewesenen Ver> waltungsbehörden und Beamten vermehrt werden müssen. Hätte diese Verstärkung sich zur Längrnausdrhnung und zur Verkehrs steigerung auch nur annähernd ebenso verhalten, wie eS in der Zeit vor dem Jahre 1894/95 wirklich der Fall gewesen ist, so er» giebt sich, daß im Jahre 1902 unter der Neuordnung der Ver waltung 7500—8000 höhere, mittlere und untere Beamte im Verwaltungsdienste der preußisch.hessischen Eisenbahngemeinschast weniger beschäftigt sind, alS beim Fortbestehen der früheren Organisation zur Durchführung der heutigen Aufgaben unter allen Umständen nöthig gewesen wären. In Geld umgerechnet, bedeutet dies für die StaatScasse gegenwärtig eine jährliche Minderausgabe von reichlich 18 000 000 Gewiß ein Er- gebniß, das allein fertigt, selbst wenn minder der davon Finanzwesens auch zeitigt hätte. Auch für die königl. sächsische Regierung und die Mit glieder der beiden sächsischen Kammern sind diese Nachweise über das unmittelbare finanzielle Ergebniß der neuen Ver waltungs- und Finauzordnung der preußischen StaatSbahnen von nicht geringem Interesse. Die Erklärung, mit der das «re« franzSstsche Ministerium vor die Deputirtenkammer getreten ist, hat für Deutschland vor Allem wegen der Reformpläne Interesse, deren Verfolgung das Ministerium ankündtgt. An erster Stelle wird der Gedanke, gewisse Abgaben durch eine allgemeine Einkommen st euer zu ersetzen, aus geführt. Deutschland ist in dem gedachten Puncte, theil- weise schon seit Jahrzehnten, den Franzosen voran gegangen. Denn eine allgemeine Einkommensteuer besteht in Preußen, dem Königreich Sachsen, Baden, Hessen, Wei mar, Oldenburg, Braunschweig, Meiningen, Altenburg, Coburg-Gotha, Anhalt, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarz» burg-Tondershausen, Waldeck, Reuß j. L., Schaumburg- Lippe, Lippe, Lübeck, Bremen und Hamburg. Diejenigen Bundesstaaten aber denen eine allgemeine Einkommen steuer fehlt, haben wenigstens eine partielle Einkommen steuer. Das gilt nach dem Stande von 1899 für Bayern, Württemberg, beide Mecklenburg, Reuß ä. L. und Hohen- zollern. Irren wir nicht, so ist seit 1899 auch in den Reichs landen eine Einkommensteuer beschlossen worden, so daß nunmehr im ganzen Reichsgebiete eine Einkommensteuer besteht. Als zweite vom neuen Ministerium angestrebte Reform nannte Ministerpräsident Combes die Einfüh rung des zweijährigen Militärdienstes; in Deutschland besteht die zweijährige Dienstzeit seit -1893. Drittens will das neue Ministerium die Militär gerichtsbarkeit auf den Grundlagen der modernen Gesetzgebung aufbauen; das ist in Deutschland schon 189!) geschehen, und der Gumbinner Proccß darf als Beweis dafür gelten, daß wir eine brauchbare neue Militärgerichts ¬ spielen wollten, -bann nahmen Sie all' Ihr Geld mit. Sie ließen nichts im Hotel zurück, das thut kein Mann, der zum Spielen geht — nun, und verloren haben Sie auch ... calculir« ich nicht richtig?" Schwarz bejahte gezwungen lächelnd. „Sie haben Recht, Herr Referendar, so ist «S, und ich komme in der That, Sie um Stundung zu ersuchen. Ich Lin sehr knapp bei Casse." „Darf ich Sie bitten, über mich zu verfügen?" Das war sehr viel -Liebenswürdigkeit auf einmal, aber Schwarz dankte. Er hatte nicht Lust, mehr Schulden zu machen, und zur Bezahlung seiner Rechnung reicht« sein Geld noch. < „Darf ich Sie nun bitten, mir zu sagen, wie ich Ihnen danken kann?" Merkel machte eine abwehrende Bewegung und richtete sich auf. „Lassen Sie das. Wenn ich Ihnen irgend einen Rath geben «dürfte, so wäre es wr, nicht mehr zu spielen, aber ein solcher Rath steht mir nicht an. Einmal habe ich Ihnen keinen Rath zu geben, und zum Anderen wäre ich auch dazu am letzten würdig. Sehen Sie, ich habe drei oder vier Mal versprochen, nicht zu spielen, und habe mein Versprechen mit vollem Bewußtsein ge brochen. Ich -bin kein leidenschaftlicher Spieler, aber ich bin kein Spielverderber, und wenn ich Jemand einen Gefallen thun kann, so spiele ich mit. Geld — Geld — ach Du lieber Gott, das spielt keine Rolle. Dann habe ich auch Glück. Ich spiel« ruhig, ich lass« mich nicht hinreißen, und das ist schon halb gewonnen. Vor Allem aber habe ich die Spieler selbst kennm gelernt und merke auf den «rsten Blick, mit wem ich es zu thun hab«. Gestern die Gesellschaft — diese Gauner. ..." «r erhob sich, wurde erregt .. .Si« hatten ja nur Sie, mich und den alten Mann, vielleicht waren auch die Russen echt, aber der Fabrikant, den ich mitbrachte, zählt nicht, der war zu vorsichtig und hatte wohl auch andere Absichten, wenn «s übrigens ein Fabrikant war. Uns wollten sie ausnehmen. Haben Sie nicht das B«fr«mden bemcrkt, als ich die Bank übernahm? Di« Bank muß imm«r gewinnen. Ich habe Sie genugsam gewarnt, aber Si; spielten zu ungestüm. Ich wollte Ihnen anbieten, mit mir zusammen zu halten, aber die Leidenschaft übermannte Si«, und Sie wagten zu viel. Ihnen habe ich meinen Gewinn zu verdanken, und ich wäre sehr froh, wenn ich ihn wieder los wäre. Ich habe schon gesagt, daß ich ein leidenschaftsloser Spieler bin, daß.ich Geld auch nicht brauche. Dissen Sie, ich mache Ihnen «inen Vorschlag.» Gewinnen Sie mir daS Geld wieder ab." "" . »H«rr ,, Schwarz wollte aufbrausen, aber Mertz! Ännahmeschluß für Anzeigen: Ab end »Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr, Anzeigen sind stets an dl« Ex-edition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Anzeigen »Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach richten (6 gespalten) 50 H. 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