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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.05.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030502011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903050201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903050201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-05
- Tag1903-05-02
- Monat1903-05
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Es scheint sogar, als wenn die persönliche Bedeutung der Leiter der Re publik sich auf absteigender Linie bewegt. Faure war noch ein Mann, der wenigstens äußerlich den Parisern gefiel. Man machte sich über seine Eitelkeit und über den Auf wand, den er trieb, lustig, man witzelte über seinen grauen Cylinder, sein Monocle und seine Gamaschen, aber man mußte zugeben, daß er sich in heiklen Situationen, wie in seiner Haltung gegenüber dem Zaren, taktvoll und würdig benommen habe, und die notorische Schwäche des eleganten Boulevardiers für das schöne Geschlecht nimmt so leicht kein Franzose Übel. Ganz anders Herr Loubet. Wäre man jenseits der Vogesen wirklich republikanisch gesinnt, müßte der biedere Advokat aus MoniSlimar mit seinem musterhaft korrekten Lebenswandel und seinem schlicht bescheidenen Auftreten dem Volke viel genehmer sein, als der reiche Großgerber auS Havre mit seinen noblen Passionen. Und doch ist's nicht so,' man läßt sich die Republik gefallen, weil man zur Zeit nichts Besseres hat, und man läßt sich Herrn Loubet gefallen, weil weder der napoleonische, noch der orleanistische Prätendent den Parisern irgendwie imponieren können. Allmählich har man sich auch an Herrn Loubet gewöhnt. Was war daS zuerst für eine Hetze, als im Februar 1898 Herr Loubet Staatspräsident geworden war. Alles schimpfte auf den Präsidenten „Panama", und in Paris wurde er mit wenig freundschaftlichem Gejohle empfangen. Die monarchistischen RowdieS ließen an ihm ihren Zorn aus uud der Baron Christiani schlug dem Staatspräsidenten mit seinem Spa- zierstock vor dem versammelten Volke beim xranci prix den Cylinder ein. Heute ist Präsident Loubet nach der Heimat zurnckgckchrt, und er kann mit ehrlicher Genugtuung seine bisherige Präsidentenlaufbahn betrachten. Man liebt ihn noch immer nicht sonderlich, und man wird ihn nie besonders lieben, dazu ist er zu wenig der Mann der Pose. Aber gerade im letzten Jahre hat sich vieles in dem Verhältnis des Präsidenten zu den Parisern gebessert. Als er im Mai 1902 aus Rußland heimkehrte, fand er bei dem vor dem Nordbahnhofe versammelten Publikum keine freudige Begrüßung, obwohl doch ehemals eine Nußlandfahrt für die Franzosen daS schönste und wichtigste und patriotischste aller Dinge war. Heute ist er aus Algier und Tunis heim- gekehrt, und was seinen Vorgängern nicht beschieden mar, ihm ist das Gluck in den Schoß gefallen, in den Hanpt- städten des schönen nordafrikanischen Frankreich die mäch tige Republik persönlich zu vertreten. Loubet hat un gezählte Reden gehalten, für alleLeute hatte er ein freund liches Wort, in allen suchte er die Liebe zu Frankreich zu festigen. Sein Auftreten war nicht glänzend, aber er versöbnte durch seine Milde, wo das Ministerium durch seine Herbigkeit verletzte. Zwar tönte ihm der Name des in Algier sehr beliebten bisherigen Gouverneurs Rövoil unangenehm in die Ohren, aber man schrieb die Entlassung des Gouverneurs doch dem herzlich unbeliebten Herrn Combes in sein ohnehin schon recht langes Sündenregister. Ohne Zweifel hat Loubcts Reise dazu beigetragen, die Bande, die Algier und Tunis an Frankreich fesseln, fester zu knüpfen. Das war aber sicher nicht -er einzige Zweck der Reise. Durch die Rundreise wollte die Republik allen, die es an geht, einen eindringlichen Begriff von der Größe der französischen Machtmittel geben. Was Frankreich an der Festigung seiner Herrschaft im westlichen Mittelmeer ge arbeitet hat, ringt auch seinen Gegnern Bewunderung ab. Wie eine eiserne Klammer schließen Toulon, das felsen feste Korsika und Vtzerta Frankreich mit Afrika zusammen und sperren Malta und Aegypten von Gibraltar ab. Dieser Wink gilt England. Aber auch der lateinischen Schwester zeigt man, daß eS nicht gut wäre, mit der Republik anzu- binden. Korsika ist so befestigt, daß cs auch, nach des Marineministers Pelletan unvorsichtigem Wort, Italien ins Herz stoßen kann, und drohend lagert es sich vor den wichtigsten KriegShafen des geeinten Königreiches, vor Spezzia. Aber Frankreich ist nicht nnr stark genug, sich zu verteidigen? eS ist auch zum Angriff gerüstet. DaS sollt« die Reise des Herrn Loubet allen denen zeigen, die etwa auf Marokko Anspruch erheben zu können glauben. Frankreich will die Integrität Marokkos? das heißt, aus der diplomatischen Sprache der Weltmächte ins Gemeinverständliche übersetzt: cs will Marokko ganz allein für sich behalten. Spanien mag sich noch einen Küsten streifen nehmen, Deutschland einen Hafen am Atlantischen Ozean, Rußland eine Kohlenstatton an der Mittelmccr- küste — aber mehr nicht. Jedenfalls kann und wirb Frank, reich aiemal- dulden, daß auch das Land gegenüber Gibraltar dem englischen Todfeinde in die Hände fällt. Das Mittelmccr ist jetzt fast ein englisches Meer, und soll wieder ein lateinischer See werden, »nd in Westafrika soll Frankreich sich für den Verlust Aegyptens entschädigen. So denkt man am Kai d'Orsay, und hier gedenkt die Republik zweifellos ihre Hauptstoßkraft hinzurichten. Des halb wollte auch Delcaffe in Siam nachgcben, um ans alle Fälle in Marokko gerüstet zu sein. Auch diesen Demonstrationszwcck hat die Präsidenten reise erreicht. Sic hat aber noch einen Erfolg errungen, der gar nicht erwartet war. Frankreich sieht sich heute umschwärmt von fast allen Nationen,' und das, nachdem es bis zum Jahre 1890 fast in beschämender Vereinsamung sein Leben vertrauert, etwas, was nach französischer An sicht — ob mit Recht oder Unrecht, sei dahingestellt — nur allein Bismarcks Heimtücke zuznschreiben wär. Noch die Weltausstellung von 1889 wurde von fast allen Monarchen gemieden, ja selbst die große Ausstellung von 1900 brachte nicht das Rendcz - vons der gekrönten Häupter zu stände, das man so sehnsüchtig erwartet hatte. Und heute? — Schon in den algerischen Gewässern huldigten spanische, italienische, englische und russische Schiffe der gefallsüch tigen Dame Frankreich, und beim Heimwege hat gar auch noch die nordamerikanischc Tchwcstcrrepublik ein Ge schwader den: französischen Staatspräsidenten zur Be grüßung gesandt. Deutschland allein, dessen Liebes werben man kühl abgelehnt, steht nun isoliert zur Seite. So stellt sich französischem Geiste die internationale Gruppierung dar. Und wenn das auch alles nur schöner Schein ist. an der Seine berauscht man sich so gerne an schönen Phantasien, wenn die Wirklichkeit ihnen auch recht wenig entspricht. Non der Schlußapothcose der Afrrkarcise Loubets muß man doch recht viel fortdividicren, um den politischen Nettogewinn zu berechnen. Aber cs ist nichts zu leugnen, daß die Stellung der Republik in den letzten Jahren ganz ungemein sich gehoben hat. Ehemals war der Zar der einzige Freund, der das Aschenbrödel Frank reich wieder zur Prinzessin erheben und ihr als Braut geschmeide die elsaß-lothringische Krone anfs Haupt setzen sollte. Daraus wurde freilich nichts. Aber Frankreich hat inzwischen wieder Italien in sein Fahrwasser gebracht und mit England ein vortreffliches politisches Verhältnis aufrecht zu erhalten gewußt. Die Könige von Italien und England kommen nach Parts. Frankreich kann jetzt den Petersburger Machthabern zeigen, daß es noch andere Eisen im Feuer hat und nicht allen Lannen der Russen aus geliefert ist. Und wem hat Frankreich diese Erfolge zu verdanken? Herr Delcassö ist gewiß kein staatsmännisches Genie, aber er hat die Kunst gelernt, in der Politik stetig zu sein. Die schlechteste aller politischen Methoden ist das fort- währende Schwanken und das durch unzeitgemäße Liebenswürdigkeiten Gewinnen -Wollen. Der starke, selbstbewußte Staat läuft niemand nach? in« Gefühl seines Wertes kann er abwarten, daß andere seine Freund schaft suchen. Wir sind in Wahrheit stärker als Frank reich? sollten wir nicht eine ähnliche Politik, wie unsere westlichen Nachbarn, uns leisten können? IV. Deutsches Reich. * Leipzig, 1. Mai. Ucber die Interpellation der konservativen Reichstag sfraklion wegen der Kündigung der Handelsverträge urteilt in der „Leipz. Zig." ein „alter Agrarier" folgendermaßen: „Konnte der Herr Reichskanzler die Interpellation Les 29. April jetzt beantworten? Wir müssen, ohne die loyale Absicht der Herren Interpellanten im geringsten zu bezweifel», und Io gern auch wir Besorgnisse wichtiger BrrufSkreise gehoben gesehen hätten, nieniand zu Liebe und niemand zu Leide, auS innerster Ueberzeugung doch dem „Nein" des Bundesrates zustlmmea. War es notwendig, diese Ablage sich gerade jetzt zu holen? Kein bessere« Zeugni«, daß man dir- vermeiden mußte, bietet sich dar al« dir Worte des hochverdienten Vor kämpfer- agrarischer Fragen, Grasen Kanitz-Podangen, der sicher, sich stet- daS Beste will, hier aber in Wahrheit vor lauter Bäumen den Wald auch einmal nicht gesehen hat. Er befürchtet, daß die neuen Handelsverträge vor Ablauf der jetzigen nicht sertiggestrllt werden könnten, eia Jahr noch könne schon unersetzbaren Schaden bringen usw. Nehmen wir sein erste« Argument einmal als richtig an, warum dann Reden heraufbrschwören pro et conti», auS denen daS Au-land nnr zu leicht Schwächen unserer Stellung solgern kann? Hat da erfahrene England bei Bedarf von Zolländerungen nicht bewiesen, wie enthaltsam rin Parlament sein kann, einig uud praktisch? Gibt eS etwas Bedenklichere-, al- über eine gerade im Fluß befind liche Aktion sich vor einem so wenig sachlichen Forum, wie eS „dieser" Re chstag war, verantwortlich za äußern? Kennt man nicht di« offenkundig, Gefahr schon aus Schiller- Glocke, wie ein falscher Griff, rin Lustzug, dl« geringste Stockung den ganzen Guß gefährdet? Die Handelsverträge sollen zur nationalen Arbeit rufen wie «ine Blocke ihr« Gemeinde. Vergißt man ganz di« inter- nationale Konkurrenz, deren Gefahren fast allmonatlich sich steigern, übersieht man, daß auch auf dem Weltmarkt wir Deutschen viel gehaßt und nur selten al« Mitbewerber gern geiehea sind, im alttrvde« Gnrvpa so gut wie t> westlichen »ad östliche» Konti«»«»»?'' 6. tt. Berlin, l. Mai. (Die Konfession der Bevöl kerung im Deutschen Reiche.) Die so außerordentlich wichtige und brennende Frage nach der Konsession der Be völkerung im Deutschen Reiche, d>e ja auch bei den Reichstags- Wahlen eine so wichtige Rolle spielt, ist sehr eingehend bei der letzten Volktzäblung erörtert und geprüft worben. Von der gesamten Bevölkerung waren am l. Dezember 1900 l. Christen ab'olut I> Evangelische 35 231 104 «2», 36,1. 2) Katholische, u. zw. römisch-kath. 20 321 44 t rutsischorihodoxe.... Angehörige and. griechisch- 908 0,0. katholischen Kirchen . . 5 564 0,0, zusammen Katholische . . 20 327 913 36.1, 3) andere Christen 20Z 793 0,4. 11. JSraeliten 586 833 l.O. III. Bekenner anderer nicht christl. Relig. 995 0,0, IV. Personen anderen Bekenntnisses 10 602 0.0. V. Ohne Angabe des Religionsbekenntn. 5 938 0.0. Fast zwei Drittel — 62,5 Pro,. — sind also von der Ge- «amtdevölkerung evangelisch, etwa- über ein Drittel — 36,l Proz. — katholisch, 0,4 Proz. ankere Christen, l Pro;. Israeliten. Sehr interessant scheint uns die Untersuchung darüber, wie das Verhältnis zwischen Evangelischen und Katholischen sich seit 187l gestaltet hat. Relativ >871 Christen 1880 1885 1890 1900 Evangelische 62.3 62,6 62,7 62.8 62.5 Katholische 36,2 35,9 35.8 35 8 36,1 Andere 0.2 0,2 0.3 0,3 0.4 Christen überhaupt 98,7 98,7 98,8 98.9 99.0 Jtraeliten 1.3 1,2 1,2 1,1 1 0 Absolut sind die Zahlen sowohl der Evangelischen, der Katholiken, der anderen Christen, wie der Israeliten seit l87l gestiegen. Die Anteile dieser Religionsbekenntnisse an der Gesannbevölkerung haben sich aber nur bei den Christen etwas — von 98,7 aus 99 Proz. — erböbt, während die der Israeliten ein wenig — von 1,3 auf l Proz. — sich verringert haben. Diese Verschiebung mag auf Uebertritte von ISiaeliten zu christlichen Bekenntnissen zurück,usühren sein, ein Rückgang der Bevölkerung jüdischer Raffe hat nicht statt- gefunden (1890 wurden 567 884 Israeliten gezählt). Nach der letzten Volkszählung sind die Bekenner der evangeli schen Kirche ganz besonder- stark vertreten in Provinz Ostpreußen (85,1 Pro;.), Stadt Berlin (84,2), Piovinz Brandenburg (93,5), Provinz Pommern (96,6), Provinz Sachsen (92,1), Schleswig-Holstein (97,2), Hannover (86,0), Königreich Sachsen (94,5), Mecklenburg-Schwerin (98,3), Mecklenburg-Strelitz (98,0), Sachseli-Weimar (95,7), Braun schweig (94,l), Sachsen-Mcinii'gen (97,6), Sachsen-Altenburg (97,4), Sachsen-Koburg-Goiha (98,0), Anbali (95,5), Schwarz- burg-SonderSbausen (98,4), Sckwarzbing-Rutolstadt (99,2), Waldeck (95,5), Reuß ältere Lune (97,8), Reuß jüngere Linie (97,7), Schaumburg-Lippe (97,2), Lippe (95,5), Lübeck (96,8), Bremen (92,9), Hamburg (92,7). In dielen Gebieten trifft auf die evangelische Bevöllerung über vier Fünftel der Einwohnerschaft, ja mit Ausnahme von Ost preußen, Berlin und Hannover über neun Zehntel. Fast ausschließlich als evangelisch (mit über 98 o/g) sind zu be trachte«: die beiden Mecklenburg, Sachsen-Kobing-Gotha, Schwarzburg-SonderShansen, Schwarzburg-Nudolstadt. Ge biete mit de,ariig hohen Anteilen der Katboliken an der Be völkerung sind, abgesehen von Hohenzollern (94,9), nicht vor handen, doch bilden sie wenigstens die Hälfte, zum Teil zwei Drittel der Einwohnerschaft: Westpreußen (5l,2 »/<,), Posen (67,8), Schlesien (55,0), Westfalen (50,7), Rheinland (69,8), Bayern (70,7), Baven (60,6), Ellaß-Lothringen (76,2). WaS die I-raeliten anlangi, so wird der im Reichsdurchschnitt auf sie entfallende Prozentsatz von 1 "/<> nur in relativ wenigen Gebietsteilen erreicht, nämlich in Westpreußen (l,2), Berlin (4.9), Posen (1,9), Schlesien (l,0), Hessen-Nassau (2,5), Baven (1,4), Hessen (2,2), Walveck (1,1), Hamburg (2,3) und Elsaß-Lotbriugen (l,9). * Berlin, l. Mai. (Wie stellt sich die Rechnung in Trier?) Nicht übel wirv, WaS der Staat in dem Handel mit Bischof Korum erreichte und was er nicht er reichte, von der „Deutsch-Evangel. Korresp." einander enl- gegerigehalten. WaS Bischof Korum erreicht hat, ist: 1) Anstellung einer kalhotüchen Oberlehrrrin für Geschichte und Deutsch in „einigen" Seminar- uud Töchterschulklasseu. 2) Abschaffung der von ihm angeseindelen Schulbücher von Oster- mann und Hellmann (von denen uns gefälligerweise berichtet wird, sie würden ohnehin bald abgeschafft worden sein). An die Stelle der abgeschafften treten Schulbücher aus dem klerikalen Verlag von Schöning in Paderborn. 3) Einführung einer Aufnahmeprüfung zum Seminar auch für die Schülerinnen der staatlichen Töchterschulen selbst (womit ein an geblicher Vorzug vor den klerikalen Anstalten am Orte verschwindet, der auf den Besuch stark eingewirkt haben soll). 4) Zulassung der von den Ursulinen usw. vorbereiteten Schirle- riunen zur Lehrrrinnenprüfung gleich den eigenen des Seminar«. ö) Die mit dem Seminar zu verbindende UebungSjchulr wird nur katholisch« Klassen haben (die evangelischen fallen fort, angeblich zu ihrem eigenen Besten und au- zwingenden Gründen der Zweck- Mäßigkeit). Dagegen hat der Staat erreicht: 1) Anstellung eine- katholischen Religionslehrrrs an der staat lichen höheren Töchtrrichule nebst Lehrerinnen-Seminar in der Person de« Kaplan- Reitz — obwohl erst 29 Jahre alt, doch schon seit >899 Priester, ausgebildet in Eichstädt und im Oolls^ium Oer- manieulu. UebrigenS ist auch Reitz vom Bischof nur einstweilig berufen, nicht fest angestellt. Es wird ein täglicher katholischer Schulgottesdienst eingerichtet, dem beizuwohnea für all« katholischen Schülerinnen Pflicht ist. 2—b) Fehlem Dünkt un- recht eindiinglich und überzeugend. O Gumtzianr», 1. Mai. (Telegramm.) Auf da« Huloiguag-telegramm des Osfi,t«k,,p« »«» tziefigeu Füsilier-NegimentS „GrafRoon" sandte der König von Schweden und Norwegen folgendes Telegramm: „Meinen aufrichtigen Dank für daS heutige Telegramm auk- sprechend, sende ich Ihnen allen meine herzlichsten Wünsche für das Wohlergehen des Regiments. OSkar." Die hiesige Roon feier findet mit heute ihren Abschluß. Um 12 Uhr versammelten sich die Offiziere nebst Gästen ini Offizicrskasino zu einem Frühstück. Die Unteroffiziere und die Mannschaften werben im Unteroffizierskasino, beziehungsweise in den MannschaftS-Speiseiälen mit einem MitiagSmable bewirtet. Abends finden im Gesellschaftsbaus«! seitens der Unteiossiziere des Regiments Schauturnen, Theater aufführungen und Konzert statt. (-) Bremerhaven, 1. Mai. (Telegramm.) Auf der Tecklenborgschen Werft, aus der gestern abend 1600 Arbeiter die Kündigung erhielten, war beute die Arbeit noch im vollen Umfang im Gange. Gutem Vernehmen nach sind der Werft für sämtliche größeren Aufträge die Ab lieferungsfristen erheblich gestundet worden. -7- Altenburg, l. Mai. Den Arbeitsbetrieb am so genannten Weltfeierlage lahm zu legen, ist hier nicht gelungen, nachdem die Fabrikanten gelegentlich der Maifeier in, vorigen Iabre durch Ausschluß widerstrebender Elemente gezeigt baden, daß sie noch Herren in ihren Fabriken sind. Alle großen Betriebe wissen darum Heuer nichts von einem Wellfeiertage und arbeiten ungestört fort. Nur auf kleinen Betrieben, besonders auf Baustätten, ruht die Arbeit. Von großen Umzügen, wie in früheren Jahren, hat man auch nicht« gemerkt. L. Köln, l. Mai. (Privattelegramm.) In der heutigen Sitzung des Solinger Schöffengerichts wurde, wie die „Kölnische Volkszeitung" aus Solingen meldet, der al- Zeuge geladene amerikanische Konsul Langer wegen Un gebühr vor Gericht zu einer Ordnungsstrafe von 30 verurteilt. Später winde er wegen wiederholter Ungebühr zu einer sofort zu vollstreckenden Haftstrafe von drei Tagen verurteilt. Langer protestierte dagegen und behauptete, er könne als Amerikaner wegen Uebertretung von einem deutschen Gerichte nicht bestraft werden. Als er abgeführt werden soll e, ergriff er die Flucht. * Karlsruhe 30. April. In der heutigen LandeS- versammlung des Zentrums in Offenburg machte Abgeordneter Zehnter sür die Nichterfüllung der ZentrumS- foiderung bezüglich deS IesuitengesrtzcS und der Zulassung von Klöstern in Baven die Regierungen verantwortlich. Abg. Schüler sübrie aus, die politische Konstellation zeige, daß nicht Vie Sozialdemokratie, lonbern bas Zentrum als Feind betrachtet werde. Das Zentrum habe keinen Anlaß gegeben zu dem inaugurierten Kampf der Gegner. Für die Stichwahlen wurde die Parole gegeben, vaS Zentrum babe fick bei den Gegnern des Zentrums nach dem zu richten, was ihm das allgemeine Wohl und die Ehre vorschreibe. Für den erbitterten Kampf gegen das Zentrum sei auch vie Regierung wegen ihrer Zauderpolitik verantwortlich. T Stuttgart, l. Mai. (Telegramm.) Heute mittag ^/el Uhr ist König Georg von Sachsen auf dem mit Fahnen reich geschmückten Babnbofe eingeNoffen. Er wurde von König Wilhelm auf daS herzlichste begrüßt. Während der Hofzug in den Bahnhof einlief, spielte dirKapelle deS Grena dier-Regiments „Königin Olga", das auch eine Kompagnie als Ehrenwache gestellt hatte, den Prasenliermarsch. Nachvem die Monarchen, von denen König Georg vie Feldmarschallsumsorm mit vtm Bande deS würtlembergilchen Kronenorvens und König Wilhelm Vie Uniform des 6. sächsischen Infanterie-Regiments „KönigWilhelm II vonWüruemberg" mitdemBandedeeHauS- ordens der Rautenkione trug, einander begrüßt hatten, erfolgte die Begrüßung deS König- Georg durch die hier anwesenden Prinzen, vie Herzöge Philipp, Albrecht und Robert von Württemberg, sowie den Herzog von Urach. Sovann schritten vie Majestäten unter den Klängen der Nationalhymne die Front ver Ehrenkompagnie ad. Daran schloß sich die gegenseitige Vorstellung deS Gefolges und der übrigen zur Begrüßung erschienenen Persönlichkeiten. Es waren unter anderen anwesend: Der sächsische Gesandte Frhr. v. Friesen, der säcksischr Konsul Geheimer Kommerzien rat v. Pflaum, ver Minister ves Auswärtigen Frbr. v. Soven, die Oberhofckargen, die Generalität und Oberbürgermeister Gauß, der König Georg namens der Stadt Stuttgart will kommen hieß. Nach ver Vorstellung deS Gefolges nahmen die Majestäten auf dem Bahnsteig ven Parademarsch der Ehren kompagnie ab und fuhren im geschloffenen Wagen, eskortiert von einer Schwadron veS Dragoner-Regiment- „König", unter ven begeisterten Hochrufen einer vieltausendköpfigen Menschenmenge nach dem Rcsivenzschlosie, wo König Georg von der Königin und den Damen de« königlichen Hauses herzlich empfangen wurde. Im Schlöffe versah eine Kom pagnie deS Infanterie-Regiment- „Allwürltemberg", dessen Inhaber König Albert von Sachsen gewesen ist, den Ehren dienst. Die Majestäten schritten die Front ver Kompagoie ad und ließen sie defilieren. Unmittelbar nach Ankunft deS hohen Gastes fand im WilhelmSpalast Familienfrühstück und zu gleicher Zeit im königl. Refivenzlchlosie Marschallfrühstück statt. Zum Ehrendienste beim König Georg sind kommandiert: der Kriegs minister General der Infanterie v. Schnürten, der Kommandeur ves Infanterie-Regiment- „Altwürtiemberg" Oberst Freiherr v. Hügel und der Oberleutnant Guenzler. (-) Ltraßbur» i. 8ls., l. Mai. (Telegramm.) Der Kaiser ist heule mittag 12 Uhr 40 Min. auf der Durch reise nach Rom hier eingrlroffen und vom Statthalter begrüßt worden. Kurz nach 12* */« Uhr reiste der Kaiser weiter. Qeslerreich-Unliarn. Los Rom.Bcwegaug. <> Vom böhmische» Mittelgebirge, 30. April. In den Ortschaften des böhmischen Mittelgebirges hat et« großer Teil der Bewohner bisher sich im Stillen zur evangelischen Lehre bekannt. Jetzt regt es sich auf religiösem Gebiete an vielen Orten öffentlich. Prcdtgtstationen werden ein gerichtet und evangelische Kirchen erbaut. Da» Lvri
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