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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.05.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030509017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903050901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903050901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-05
- Tag1903-05-09
- Monat1903-05
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Reklame» uuter demRedaktionsstrich («gespaUe») 7b H, vor den Familtennach- richten (S gespalten) KO LaSellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Lebühreu für Nachweisungen uud Offertemumahme 25 L, (excl. Porto). Extra-Vellage» (gesalzt), u«r mit aer Morgen-ÄuSaabe, ohne Postbrsürderun, SO.—, «tt Postbesörderung 70.—» ZimrahMschluß für Anzeigen: Sbeud-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Mvrgeu-LuSgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Anzeige« stad stet« au dte Expedition -u richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet vou früh 8 bt« abends 7 Uhr. Druck und Verlag vou S. Polz i» Leidig. Nr. 233. Sonnabend den 9. Mai 1903. 97. Jahrgang. Gegenseitige Verhetzung -er bürgerlichen Parteien. srFast zu gleicher Zeit sind die Wahl-Aufruse der So. zialdemokratie einerseits und mehrerer großer bürger licher Parteien anderseits erschienen, und wir müssen als entschiedene aber ehrlich« Gegner der Sozialdemokratie -ugeben, daß der Wahlaufruf -iefer Partei an Schwung und Wirksamkeit die -er bürgerlichen Parteien übertrifft. Nicht, als ob die Sozialdemokratie Wertvolleres und Post» ttvereS zu bieten hätte, als die bürgerlichen Parteien — daS Gegenteil ist der Fall; aber er kann eben wtrkungs- voller sein, weil die Sozialdemokratie sich gegen einen Gegner wendet, nämlich gegen das Bürgertum in seiner Gesamtheit, während jede bürgerliche Partei mit einer Vielheit von Gegnern rechnen muß. So tritt denn auch in den Programmen der bürgcr- lichen Parteien die Tatsache zu Tage, daß diese nicht daran denken, ebenso den gemeinsamen Kampf gegen die Sozial- demokratte zur Wahlparole zu machen, wie umgekehrt die Sozialdemokratie den Kampf gegen die Gesamtheit des Bürgertums auf ihre Fahne schreibt. Tatsächlich ist denn auch aus in einer im Verhältnis zur Gesamtzahl der Reichstags-Wahlkreise sehr geringen Zahl von Wahlkreisen ein Zusammenschluß der bürgerlichen Par- teien erfolgt und in mehr als einem dieser ohnehin nicht vielen Kreise muß das Bürgertum davor zittern, daß möglicherweise die Einigkeit noch vor dem Entscheidungs tage in die Brüche geht. Wenn nun aber die bürgerlichen Parteien dem an der Wan- deutlich genug sichtbaren roten Menetekel zum Trotze sich nicht gegen die Sozialdemokratie zusammen schließen können, so sollten sie sich wenigstens nicht mit Ausdrücken verhetzen, die direkt dem sozialdemokratischen Lexikon entstammen. Bei dieser mit Rücksicht auf -en Ein- druck, den eine solche KampfeSart in unserem sozialistisch so Verseuchten Reiche machen muß, doppelt verwerflichen Agitation haben die Rechte und die Linke einander nichts oorzuwerfen. Um mit der Rechten anzufangen, erwähnen wir bei spielsweise, daß das Wahlflugblatt der Konservativen im 3. Berliner Neichstagswahlkreise gegen di« Freisinnigen mit Ausdrücken, wie daS „Profit gierige Groß kapital* Stimmung zu machen sucht. Man wird zu geben, daß derselbe Ausdruck sehr wohl in einem sozial, demokratischen Wahlaufrufe gefunden werben könnte. Auch in -en anderen Berliner Wahlkreisen ist die Agitation der Konservativen leider keine sehr vornehme. Dies ist um so bedauerlicher, als sämtliche Berliner Wahlkreise von der Sozialdemokratie, die von solcher Kampfesweise nur Nutzen ziehen kann, bedroht sind. Diese Methode be schränkt sich aber durchaus nicht auf Berlin. In der kleri- kal-konservativ-agrarischen „Rheinischen Bolksstinune" finden wir einen heftigen Ausfall gegen unsere Flotten politik. Darin heißt eS: „Wir haben gar keinen Anlaß, Hunderte von Millionen herzugebcn, um deutschen Kapi talisten, denen der deutsche ZinS nicht hoch genug ist und die ihr Kapital im Auslände anbringen, denprompten Eingang der Wucherzinscn zu sichern. Die Sicherheit und Wohlfahrt kapitalistischer Speku- lante n hat mit -er Sicherheit und Wohlfahrt des Vater landes nichts zu tun." Auch diese Motivierung der Abnei- gung gegen die Flottenvermehrung könnte wortgetreu in einem sozialdemokratischen Blatte stehen. Mit ähnlichen ungehörigen Ausdrücken, wie sie hier gegen die „Großkapitaltsten* in Anwendung gebracht werden, wirb vielfach aus der Linken gegen die „Beutegter" der „Junker" vorgegangen. Da werden die Agrarier als Männer dargestellt, die ihren hinter den märkischen Kieferbüschen den Kauf leuten auflauernden Ahnherren raubritterlichen Ange- denkens aufS Haar glichen. Man mag die Ansprüche der Agrarier für übertrieben und unberechtigt halten; aber es ist eine Uebertreibung schlimmster Art, wenn man dte Kanitz, Schwerin usw. den Schnapphähnen d«s 1b. Jahr hunderts gleichstellt. Auch dies sind Ausdrücke, die für das sozialdemokratische Lexikon angebrachter sind, als für das einer bürgerlichen Partei. So liefern die extremen bürgerlichen Partei«» in ihrer blinden KampseSwetfe den Sozialdemokraten Waffen; denn die Sozialdemokratie kann auf diese Art dte Rechte als EtbeShelfer gegen die Linke und die Linke als Eideshelfer gegen die Rechte zitteren. Wo sie gegen die Freisinnigen kämpft, kann sie sagen: „SS ist nicht etwa einseitige Ge hässigkeit, wenn wir Euch, die Bourgeois, als habgierige und profitlüsterne Blutsauger darstellen, sondern die Berliner Konservativen und die klerikalen Agrarier des Rheinland««, also bürgerliche Parteien, teilen unsere An sicht über die „Gelbsäcke". Und ebenso können die Sozial- demokraten manöverieren, wenn sie in ostpreußischcn oder mecklenburgischen Wahlkreisen gegen bie„Junker" kämpfen. Wenn baS deutsche Bürgertum sich in dieser Weise zer fleischt, so ist das trau rtg? wenn «S sich aber nachher auch noch darüber wundert, daß die Sozialdemokraten bei jeder Wahl erheblich an Stimmen zunchmen, so ist diese Verwunderung kindlich; den» von den naiven Wählern, die sozialdemokratischen Wahlflugblättern noch Glauben schenken, kann man doch eigentlich nicht verlangen, daß sie für Parteien eintreten, die sich gegenseitig als Spitzbuben verketzern. Deutsches Reich. /V Leipzig, 8. Mai. In bemerkenswerter Weise nimmt ein Artikel der „Grenzboten" für die in letzter Zeit vielfach abfällig beurteilte Idee eines engeren Zu sammenschlusses der deutschen evan gelischen Landeskirchen das Wort. Derselbe führt der Besorgnis einer Gefährdung der geschichtlich gewordenen Selbständigkeit und Eigenart der einzelnen Landeskirchen" gegenüber aus, die heutige Gestaltung der Landeskirchen sei das Produkt fortwährender tiefgreifender Veränderungen und die gegenwärtige Gestaltung deshalb kein Zustand für alle Elvigkeit. ES sei vielmehr einer der größten Vorzüge der evangelischen Institutionen, daß sie sich den wechselnden Bedürfnissen der Zeit anzuschmiegen wüßten. Wer die „Gefährdung des Be kenn t n i s st a n d e s" befürchte, vergesse, daß jedes kirchliche Bekenntnis überhaupt der Ausdruck des rett- giüsen Bewußtseins einer bestimmten Entwickelungsstuse, also einer bestimmten Zeit, ein Zeugnis, nicht ein für alle Zeiten bindendes Gesetz sei. Was die Mehrheit der ge bildeten Protestanten ablehne, das sei gerade der enge Konfessionalismus und die Bindung an dte dogmatischen Feststellungen des 16. Jahrhunderts, die doch auch damals keineswegs unbestritten gewesen seien... Wenn die mächtige unierte Landeskirche -er alten preußischen Provinzen die lutherischen Landeskirchen der neuen Provinzen im Nahmen desselben Staates ruhig neben sich bestehen lasse und die Bekenntnisse nicht angetastet habe, wenn die sächsische Landes- kirche der kleinen Oberlausitz ihre eigentümlich« Kirchen verfassung gelaßen hab«, dann sitt doch dasselbe bei einer engeren Zusammenfassung aller deutschen Landeskirchen erst recht zu er warten! Die von dem Ktrchenbunde ins Auge ge- faßten Ziele richteten sich ausschließlich sozusagen auf die auswärtige Politik der evangelischen Gesamtktrche. Die Angst vor Berlin und der Leitung durch den Oberkirchenrat in Berlin entspringe sicher zum Teil politisch-partikularistischen Motiven und der Besorgnis, manches zu Hause als Helle Fackel leuchtende Kirchenlicht werde in einem größerem Verbände ver blassen. Den neuen Verband würden die tüchtigsten Männer regieren, ob sie nun Altpreußen, Sachsen oder Mecklenburger seien, und erst dann werde ganz klar werben, über welche reichen Kräfte daS evangelische Deutschland verfüge. Was die Stellung des Reichskanzlers zum 8 2 deS Jesuitengesetzes betreffe, so habe sich doch nicht etwa das Regiment der preußischen Landeskirche dafür, ausgesprochen. Werde diese etwa vom Reichskanzler regiert? . . . Wenn man die ultramontane Hochflut fürchte, so sei das beste Mittel dagegen eb«n der Zu sammenschluß der evangelischen Landeskirchen, nicht das Verharren in der bisherigen Absonderung. lH Berlin, 8. Mai. (Der Kaiser und der Vatikan.) Englische und deutsche Blätter wissen von „Früchten" zu erzählen, die der Besuch des Kaisers im Vatikan gezeitigt habe. Diese Früchte sollen auf dem Gebiete des Protektorates über die deut schen katholischen Missionen in Ostasien liegen, mit -er Maßgabe, daß der Vatikan demnächst in öffentlicher Bekanntmachung das Recht des deutschen Kaisers anerkenne, die deutschen Missionen in Ostasien, über die bisher Frankreich das Schutzrecht auSgeübt habe, zu beschützen. Nach allem, was in Sachen des deutschen Protektorates über die deutschen katholischen Missionen im Auslande anläßlich der Reise des Kaisers nach Pa lästina von berufener Seite erklärt worden ist, müssen die eben erwähnten Angaben in das Reich der Fabel verwiesen werden. Wie keine andere souveräne Macht, so bedarf auch das Deutsche Reich keinerlei öffentlicher Bekanntmachung deS Vatikans, die dem Kaiser das Recht des Schutzes der deutschen katholischen Missionen zu gesteht; die Ausübung des Protektorates über diese Mis sionen ist vielmehr ein Ausfluß der Souverä nität deS Deutschen Reiches. Wird jetzt aber mals die als solche gar nicht bestehende Protektorats- „Frage" angeschnitten, so kann das nur dazu führen, das Urteil in einer an und für sich vollkommen klaren Angelegenheit zu trüben. /S. Berlin, 8. Mai. (Nationalliberale und Freisinnige in Ostelbier,.) Die „Freisinnige Zeitung'' macht es den Nationalliberalen in dem Wahl kreise Tilsit-Niederung zum Vorwurfe, daß sie den konservativen ReichStaaskandidaten gegen Ueber- lafsung eines Landtagsmandats unterstützen. Wenigstens in Ostelbien, meint daS Blatt des Abgeordneten Richter, hätte man bisher aus die Unterstützung der liberalen Rich tungen durch die nationalliberale Partei rechnen dürfen; aber in Tilsit habe die nationalliberale Partei ein „Schachergeschäft" mit der „Junkerpartet" abgeschlossen. Einseitiger, als hier von der „Freisinnigen Ztg." An- sprüche erhoben werden, kann man von linksliberaler Seite den Nationalliberalen keine Anforderungen stellen. Die „Freisinnige Zeitung" vergißt ganz und gar, wie der Freisinn sich im Reichstagswahlkreise Bromberg gegenüber den Nattonalliberal«n verhält. In Bromberg haben die Freisinnigen auch dieses Mal dasselbe „Schacher geschäft" mit den „Junkern" abgeschloffen, wie vor fünf Jahren: der Aba. v. Tiedemann erhält die Unter- stllvung der Freisinnigen bei der Reichstagswahl für die Ueverlaffung ein«S Landtagsmandats an den Freisinn. Die Nationalliberalen aber, die ihrer Bedeutung nach -en bestbegründeten Anspruch auf eines der drei Bromberger Landtagsmandate haben, das ihnen auch jahrelang gehörte, gehen dank dem freisinnigen „Schachergeschäft" mit -en Konservativen leer aus. Hiergegen hat die „Freisinnige Zeitung" nicht das Geringste einzuwenden. Wenn aber die Nationalliberalen in Ttlsit-Mederung mit den Kon servativen paktieren, dann werden sie von der „Frei sinnigen Zeitung" hart anaelassen. O. H. Berlin, 8. Mai. (Das Vordringen der deutschen Sprache in Elsaß-Lothringen.) Bei der jüngsten Volkszählung wurden im Deutschen Reiche 211679 Personen ermittelt, die n u r f r a n z ö s i s ch sprechen; hiervon kamen auf Elsaß-Lothringen IW 818. Es liegen nun aus früheren Jahren für Elsaß-Lothringen Schätzungen vor, mit denen das jetzige Zähluugsresultat in Verbindung gebracht werden kann und das sehr inter essante Schlüsse auf das Vordringen der deutschen Sprache gestattet. Dte Schätzungen beruhten auf Wahrnehmungen der Behörden und der bet den Volkszählungen ermittelten Bevülkerungsziffern und dienten zur Feststellung des Sprachgebietes, innerhalb dessen der Gebrauch der fran zösischen Sprache als Amtssprache bis auf weiteres ge stattet blieb. Eine solche Feststellung erfolgte auf Grund des Gesetzes vom 31. März 1872 durch dte Verordnungen vom 5. Dezember 1877 und vom 20. Februar 1899. Darnach ist 1872 430, 1897 311 Gemeinden des Landes im amtlichen Verkehre der Gebrauch der französischen Sprache gestattet. Auf dieses französische Sprachgebiet, von dem 3 Gemeinden in Oberelsaß, 22 in Unterelsaß, 286 in Lothringen (davon 1 im Stadt-, 128 im Landkreise Metz, 108 im Kreise EHLteau Salins) liegen, fallen Personen mit französischer Muttersprache 111163, denen 52 633 mit deutscher Mutter sprache gegenüberstehen. Und zwar sind von den 111163 Personen allein 95 629 im Bezirke Lothringen gezählt, hier aber außerdem 46 907 mit deutscher Muttersprache, wäh rend im französischen Sprachgebiete des Unterelsaß den 12 321 französisch redenden Personen nur 1695 mit deutscher Muttersprache gegenüberstehen und die entsprechenden Zahlen in Oberelsaß 3213 und 154 sind. Hieraus erhellt, wie auch die amtliche Statistik von Elsaß-Lothringen be tont, daß Lothringen, allerdings mit seinem neu er schlossenen großen Industriegebiete und der Stadt Metz, eine stärtere Emwanocrung von Deuischen erfahren hat, als Elsaß, dessen französisches Sprachgebiet in mehr oder weniger entlegenen Gebirgstälern liegt, und zwar der gestalt, daß von den Gemeinden Lothringens, die vom Gebrauche der deutschen Geschäftssprachc entbunden sind, jetzt mehrere eine deutsche Mehrheit und andere eine stattliche deutsche Minderheit aufweisen. Von den 311 Ge meinden des französischen Sprachgebietes haben im Unter elsaß 7 von 22, im Oberelsaß 1 von 3, in Lothringen 128 von 286 mehr als 10 Prozent Einwohner, deren Mutter sprache die deutsche ist, rein französisch sind im ganzen Reichslande überhaupt nur noch 3 Gemeinden in Lilly- en-Saulnvis — 69 Einwohner —, Vulmont (Kreis Metz) 80 Einwohner und Bliensbach (Elsaß) 105 Einwohner. Das frühere rein französische Sprachgebiet hat sich also, besonders in Lothringen, bedeutend verringert, und zwar nicht bloß nach Zahl der Ge meinden, sondern auch nach Flächeninhalt nnd Be völkerung; mehr als drei Viertel dieses Gebietes ist jetzt sprachlich gemischt. In 109 Gemeinden (83 in Lothringen, 26 in Elsaß wurde 1872 dte deutsche Amtssprache ein geführt, sie bilden das sogenannte gemischte Sprachgebiet. Hier wurden im Jahre 1900 66 344 Bewohner mit französi scher Muttersprache, von einer Civilbevölkerung von 145740 Seelen, gezählt. Aus einzelnen Darstellungen ergibt sich, daß auch in diesem gemischten Sprachgebiete größere Fortschritte der deutschen Sprache zu verzeichnen sind, und zwar sind auch sie in Lothringen größer als in Elsaß. (-) Berlin, 8. Mai. (Telegramm.) Die „Nordd. Allgem. Zeitung" schreibt: In den nächsten Tagen wird auf Veranlassung des N e i ch S j u st i z a m t c S der Entwurf eine« Gesetzes über de» Versicherungsvertrag nebst Begründung im Wege des Buchhandels ver öffentlicht. Der Gesetzentwurf ist bereit- den Bundes regierungen zur Prüfung zugegangen. Bevor er in seiner jetzigen Gestalt festgestellt wurde, fand eine gutachtliche Beratung mit Sachverständigen statt, an der außer Ver tretern der öffentlichen und der privaten Versicherungsanstalten auch Sachkundige au- der Mitte der Versicherten, namentlich Vertreter des Handels, der Industrie und der Land- wirtschaft, sowie Hausbesitzer teilgenommen haben. Die bevorstehende Bekanntmachung bezweckt, allen beteiligten Kreisen Gelegenheit zur Prüfung der in Aussicht genommenen Vorschrijten zu geben und die öffentliche Kritik für diese wichtige gesetzgeberische Arbeit zu verwerten. 6. tt. Berlin, 8. Mai. (Privattelegramm.) Der Rücktritt deS KriegSmiuisterS v. Goßlcr erfolgt im Herbst nach Beendigung der Kaisermanöver; als künftiger KriegSminister wird Generalleutnant v. Einem, Direktor des Allgemeinen KrirgSdepartementS, genannt. o. BreSlau, 8. Mai. (Privattelearamm.) Dem „BreSl. Generalanz." zufolge käme als Nachfolger des Erbprinzen von Sachsen-Meiningen in erster Linie der Kommandeur der 26. Division, Generalleutnant Herzog Albrecht vou Württemberg, in Betracht. Oefterreich'Urrgarn. 8u« Kampf Ser Kanfessiancn. * Teplttz, 8. Mai. (Telegramm.) Im Bezirkskranken bause zu Teplitz in Böhmen sind gegenwärtig Nouneu al- Wärterinnen angestellt. Vor ewiger Zeit kündigte der Bezirksausschuß den Nonnen und beschloß, evauaelische Diakonissinnen als Wärterinnen anzustellen. Die Nonnen klagten auf Ungültigkeitserklärung der Kündigung; doch kam ein Ausgleich ^u Stande, wonach die Nonnen am 30. Juni ihre Stellung zu verlassen haben. Da daS Krankenhaus ein öffentliche« Spital ist, kam dies» Angelegenheit im LandeSauSsckuffe zur Verhand lung. Auf Antrag de« LaodeSauSschuß-Beisttzer« vr. Skarda wurde beschlossen, den Skt unter den Mitglieder» de« Laude«- ausschuffeS umlaufe» zu lassen, damit jebt« einzelne ihn studieren könne, und erst später eine Entscheidung zu treffen. Wie verlautet, macht der klerikale LandesauSscbuß-Beisitzer Graf Adalbert Schöoboru alle möglichen Anstrengungen, um die Anstellung der evangelischen Diakonissinnen hintan zuhalten. (Voss. Ztg.) Frankreich. Marokko oder Orient? * Paris, 8. Mai. (Telegramm.) Halbamtlich wird zur Entsendung des „Pothuau" und „Latouche- Tröville" nach Saloniki erläuternd bemerkt, daß die beiden Kreuzer bloß den Schutz der französischen Interessen bezwecken. Wahrscheinlich wird übrigens ein dritter Kreuzer zu den beide» stoßen. Auch dann wird aber die französische Streitkraft erheblich hinter der österreichisch-ungarischen und italienischen Zurückbleiben und ihre verhältnismäßige Schwäche wird die Absicht der französischen Regierung erkennen lassen, sich in den türkischen Gewässern lediglich beobachtend zu ver halten. Der größte Teil de« MittelmeergeschwaderS erwartet den Beseh!, sich nach Tanger zu begeben, wo auch ein englisches Geschwader erwartet wird. Daraus geht hervor, daß Frankreich zur Zeit in Marokko weit ernstere Interessen verteidigen zu müssen glaubt al« in der Türkei. (Voss. Ztg.) Italien. Pttgerempfängc. * Nom, 8. Mai. (Telegramm.) Der Papst empfing beute die von dem Geistlichen Rat vr. Werthmann geführte erste Abteilung der deutschen Jubiläumspilger aus den Diözesen Straßburg, Freiburg i. Br., Rottenburz und Limburg. Die Bischöfe von Rottenburg, Fulda, Freiburg und Limburg wohnten dem Empfange bei. Orient. Tie valkanwtrre». * Konstantinopel, 7. Mai. (Telegramm.) Am 4. Mai wurde in Saloniki die Verhängung deS Standrechtes, nicht des BelagernvgSzustaudes amtlich proklamiert. Die polizei lichen Nachforschungen nach mitschuldigen Eomitvmitgliedern und sonstigen Verdächtigen werden unter militärischer Assistenz eifrig fortgesetzt. Die Stadt wird Tag und Nacht aut bewacht; die Ordnung ist nicht gestört. Der Handel und Verkehr haben wieder begonnen. Die Nachrichten, daß fremde Truppeuabteiluugen gelandet seien, ist falsch. Der Kaufmann namens Trümpler, der umS Leben gekommen ist,war ein Schweizer. Damit die in Saloniki zurückbehalteoen Bataillone der Redif- Divifion Konia, welche für die Aktion Omer Raschdi Pa schas bestimmt sind, frei werden, wurde die Mobilmachung der restlichen sechs Bataillone der kleinasiatischen Redis-Bri- gade angeordnet. In Monastir uud Umgegend wurden bis heute Nacht 100 Bulgaren verhaftet. * Konstantinopel, 8. Mai. (Telegramm.) Nach An gaben der Pforte ist nicht General Zontschew, sondern der Bandenführer Deltschew bei einem Bandenkampfe in dem Sandschak SerreS gefallen. * Konstantinopel, 8. Mai. (Telegramm.) Die Nach richt, die letzte Br s chwe rd enote der Pforte sei von der bulgarischen Regierung nicht angenommen oder zurückgeschickt, ist unzutreffend. Ministerpräsident Danew ersuchte ven tür kischen Kommissar, die Note zurückzunehmen, weil sie einige ungerechtfertigte Beschuldigungen gegen Bulgarien enthalte. Diesem Ersuchen kam der türkische Kommissar nach, nachdem er entsprechende Instruktionen aus Konstantinopel erhalten batte. Die hiesige» diplomatischen Kreise messen dem Vorfall keine Bedeutung bei. * Konftanttnopel, 7. Mai. lieber die gestrige Be unruhigung der Stadt Monastir liegen folgende übereinstimmende Konsularmeldungen vor; Bei dem Dorfe Unter-Oryzari, zwei Kilometer nordöstlich von Coporz und 12 Kilometer westlich von Monastir fanden Bauden kämpfe statt. ES verbreitete sich das Gerücht, daß die Bande in die Stadt eindringen werde. Gleichzeitig wurden bei der Hauptmoschee und bei der kleinen Moschee Dynamit bombe» geworfen, ohne zu explodieren. Der Täter wurde verbaftet. Infolgedessen sind der Bazar sowie alle Ge- schäfte geschlossen. Die Bevölkerung schloß sich in den Häusern ein. Der Vali ergriff energische SicherheitS- maßregeln. Die Garnison, bestehend au« vier Bataillonen und 12 Batterien ist allen Eventualitäten gewachsen. * «onstanttnopel, 8. Mai. (Telegramm.) Vou tür- kischer Seite wird versichert, daß nach den letzten Nachrichten ein Widerstand der Albanesen weder in Jakowa noch in Ipek, wohin sofort aufgebrochen wird, zu erwarten sei. Nach vertraulichen Nachrichten scheinen dir Albanesen den Widerstand aufzugeben. Die Truppenkonzentrieruagen in ihren Gebieten erfolgen hauptsächlich au« Vorsicht gegen eventuelle kriegerische Absichten von den Nachbarstaaten. — Bei dem gemeldeten Zusammenstoß bei Krapeschta wurden zwe, Offiziere und mehrere Soldaten verwundet. Die Bande, welche nur 10 Mann stark ist, soll ganz aufgerieben sein. Ja den Dörfern der Umgebung wurden 30 Personen ver haftet. * Ksnftanttnntzel, 8. Mai. (Telegramm.) Die Mit teilung sranzöfischer Blätter, nach welcher der deutsche Geschäftsträger bei der Pforte «ine Entschä digung für die deutsche Schule in Saloniki ver langte, ist schon deshalb falsch, weil die^ so genannte deutsche Schule daselbst dem deutschen Schutze nicht untersteht. — Die in Prizread verhafteten 20 Alba nesen sind nach Mosul verbannt. Die türkischen Truppen sind in Jakowa eingerogen und von der Bevölkerung mit Ehrenbezeugungen empfangen worden; ebenso ist Ipek ohne Widerstand besetzt worden. * Toulon, 8. Mai. (Telegramm.) Die Panzer kreuzer „Latouche-Trsoille" und .Pothuau" machteu heute für bi« Fahrt nach Saloniki klar. Der Kreuzer .Galüte" ist ebenfalls zur Ausreise bereit»
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