Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.02.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190302265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19030226
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19030226
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-02
- Tag1903-02-26
- Monat1903-02
- Jahr1903
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.02.1903
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Vellage zum „Riesaer Tagevlart". «W« «M «MW W» >»»»— « «t» He,«««« »ch«»vt v» W»tt» *H ^7 " LonüerSwg. 36 Februar 1S0S, ave«»« S« J«hr». SS k»kg. kostet sür HÄrL^-- frei dl- Ha«- durch unsere Austräger und frei jeder Post' «»statt innerhalb Deutschland da« „Rielm T«MlI" Amtsblatt der »nlgllchen urd stüdtlschen Behörden zu Riese mit UuterhaltmitzSbeilage „Erzähler a« der Elbe". LoetsUu»ro» «erden angenommen an den Poftschaltern, von den Brirslrügcrn, von den Austrägern d. Bl-, sowie von der Geschäftsstelle in Riesa, Kastanien streße 89; in Strehla von Hirrn Lnn»ß Urrvrn«, Schlosser, Hauptstraße 181. jeder Art finden im Riesaer Tageblatt. "UHHEAkU in der Stadt sowobl wie auch in den Landbezkken. in alle» Kreise» der Bevvlkeruug vorthetlhasleftk Brrbreitung. 5- Die «eschäftsstelle. Ueber die sächsische Tarifreform hat sich der preußische Verkehrsminister Budde vorgestern im preußischen Landtage in sehr bemerkenswerter Weise ausgesprochen. Er führte dabei aus: Unter Personentarifreform wird von allen denen, die grundsätzlich die Tarifreform im Munde haben, die Verbilligung der Personentarife verstanden. Ich habe schon gestern erklärt, daß ich auf dem Standpunkt stehe, daß es sich weniger um eine Personentarifrcform, als um eine Personenverkehrsreform handelt. Unter Personenverkehrsreform verstehe ich, um das noch mals auszuführen, die Einführung aller der Erleich terungen, deren Fehlen augenblicklich für das reisende Publikum unbequem und erschwerend ist. Wir müssen in Deutschland einheitlich fahren, das gesamte deutscheEisenbahn netzmußeinheitlichge staltet werden. Läßt sich dies ohne großen Aus fall für die Staatsfinanzen machen, so bin ich gern bereit, diesen Weg zu gehen, ebenso mein Kollege, der . Herr Finanzminister. Ein volles Programm über diese Frage des Personenverkehrs kann ich hier nicht geben. Ich bin noch zu kurz in meinem Amte und kann ein Programm nicht als abgeschlossen betrachten, das sich lediglich auf die preußische Staatseisenbahn bezieht. Ich muß mit den Nachbareisenbahnverwaltungen in Ver bindung treten. Gestern ist die Abschaffung der vierten Wagenklassc verlangt worden. Dem entgegen muß ich hervorhebeu, daß sich die vierte Wagenklasse als ein sehr notwendiges Verkehrsmittel bewährt hat, daß in keinem Lande eine so billige Klasse für den Mann existiert, der billig fahren will, wie bei uns in der vierten Klasse; namentlich für die Arbeiter kommt das in Betracht. Ich möchte gleich betonen: Ich bin nicht für eine Einschränk ung, sondern für eine Ausdehnung der vier ten Klasse auch auf die Bahnen, die wir kürzlich er worben haben. Auf der hessischen Ludwigsbahn hat sich die vierte Klasse vollkommen bewährt. Es ist nicht mög lich, in die dritte Klasse Traglasten hineinzubringen. Außerdem schrauben Sie dann auch eine Menge von Personen ohne Erhöhung der Tarife in eine höhere Klasse, weil viele aus der dritten in die zweite Klasse übergehen werden. Ter Gepäckverkehr bedarf einer Re form, aber er kann nur reformiert werden mit der Personenverkehrsreform gleichzeitig. In Sachsen hat man bei Erörterung der dortigen Personentarif reform, über die ich mir keinerlei Urteil erlaube, da rauf hingewiesen, daß wir aus bestimmten Gründen in Preußen nicht folgen würden, weil wir einen Aus fall befürchten. Das will ich doch nicht unberichtigt lassen. Wir würden allerdings einen Ausfall haben, durch die Abschaffung der Rückfahrkarten, aber Mehr einnahmen durch den Zuschlag auf die Fahrkarten erster Klasse, durch den Zuschlag zu den Schnellzügen, durch die Aufhebung der Arbeiterfahrkarten nnd der Sonn tagskarten. Das Schlußergebnis würde sich stellen auf 28 Millionen Mehreinnahmen gegenüber 15 Millionen Ausfall. Wir hätten also eine rech nerische Mehreinnahme von 10 Millionen. Also cs wäre kein Grund, diese Reform abzulehnen, sondern der Grund liegt darin, daß wir darin nichü die Verkehrsreform erblicken, die wir brauchen. Daß eine solche Verkchrsvereinfachung, oder ich will lieber sagen Fahrkartenvereinfachung not^ wendig ist, ergibt sich schon aus einer Uebersicht über die Zahl der zur täglichen Ausgabe allein sür-den Fernverkehr auf einigen Bahnhöfen hier ausliegenden Karten. Auf den Anhalter Bahnhofe sind es 21700 (Hört! hört!), auf dem Stettiner 25 351, Bahnhof Fried richstraße 11376. Ich werde mich aber auf eine solche Reform, wie gesagt, nur einlassen, wenn für die preu ßische Staatseisenbahnverwaltung ein nennenswerter Ausfall nicht entsteht. Minister Budde spricht hier also ganz klar aus, daß Preußen nicht aus finanziellen Bedenken verhindert wird, auf denselben Wegen zu wandelu, wie die sächsische Tarif änderung sie einschlägt, sondern daß man deshalb davon abstcht, weil man in Preußen die sächsische Tarif„reform" für keine Reform hält. Das ist eine sehr bezeichnende Kritik der geplanten sächsischen Tarifänderung von maß gebendster Seite. Vom Reichstage. V.C L? Der E:ot des Rci-»iStzt!und!:eitsamtS gab gestern G-uift-nbeb, die Fcaxe deL Boriäuirv-'bole^ und die der Gebeiwmittrl ke» Geooueirn zu e.ö te-n. Nach He»r» Zwick Ist da« Borsiiu eo"i»ot m übereilt erlösten wmden, wen Hütte erst genügende Ecsahrunge» sawmrla wüste», zumal sich dir Ur teil« der TaLvr stanvt, ev auch j tzt »och diametral gegenüber» stehen. Herrn Oertrl vag u >v-c die R gierung im Punkte der Aonsk>Meru-gSmiurl »och n un lud km gri u'g. E »rllürtr sich al» ^lun schlichen Gegn» a»e, P op> trueo, Bo»oxirrte» und Muwifizieru», da P üs.rmmul l doch nur die schleo,«« Be schaffenheit der L-ben« mittel verdeck n «olle». Kür dir Regie rung liegt, wie Graf Posadowsky erklärt«, kem Grund vor, in den gegenwärtigen Bestimmungen eine Arnderung eintrrte« zu lasten, sie ist vielmehr fest eutschlvsten, an dem verbot fest- zuhatten, bi» eivwandsrei die Uuschädlichlrit der Borsäure »ach- gewiesen ist. Abg. Müller« Meiningen wünschte dann eiu« einheitlich« Regelung der Gkheimmiltelfroge, da der j'hige Zustand unhalt bar sei und schwere Schädigungen verursache, besonder» die Preff« habe darunter zu leiden. Nach Herrn Grafen Pofa» vowSky liegt auch dabei kein Grund zu einer Aeoderung vor. da «ine Feststellung der erlaubten und vecbotrnen Gryeimmittrl genüge. Nach Besprechung einiger anderer Pvnkte von unwesent lichem Interest« konnte sich dann da» Hau» dem Erat de» Patentamt«» zuwrnde». Herr Paasch« htelt «iue orgaoisa» to-ische Aenderuvg in dieser Reichsanstalt für notwendig, nnd besonder» die GehaltSverhäliuiffe einzelner Beamtrnklaffea müß ten geregelt werden. Beim Titel ReichSvrrsicheruugSamt brachte Herr Schmidt. Warburg vom Zentrum eiue Reih« paritätischer Schmerzen vor. Darnach würde» in de» Heilanstalten der Versicherungsanstalten zu wenig katholische Pfleger und Pflegerinnen verwandt und von protestantischer Seit« auch prv- lestautischr Propaganda gemacht. Dem Staatssekretär war e» «in Leichter, di« erhobenen Beschwerden zu «itkrLften. Darauf lies die Debatte in einförmigster Weise weiter, bi» sich da» Ha«» aus heute, Donnerstag, 1 Uhr. vertagte rageSgefchicht«. Deutsche» «eich. Der „Deutschen Export-Revue" geht von einem be kannten deutschen Jndustriewerk ein Brief zu, dem wir folgendes entnehmen: „Der deutsche Konsul im Auslande betrachtet sich als einen preußischen Beamten, während der englische und amerikanische Konsul Kauf mann ist und als Berater und Unterstützer der Industrie seines Heimatlandes auftritt, rms ist letzter Zeit etwa» derartiges passiert. Wir brauchten aus den Mittelmeer ländern einen Rohstoff und wandten uns an den dortigen deutschen Konsul mit der Bitte um Information darüber« ob er uns die Bezugsquellen mitteilen könne. Der Herr hat, trotzdem wir ihm das Rückporto beigefügt haben, uns überhaupt nicht geantwortet. Der englischeKon- sul, an den wir uns ohne Beifügung von Rückporto wandten, hat uns nicht nur sofort geantwortet, sondern wir erhielten auf seine Veranlassung hin von dem Board of Trade Commercial Departement, London S. W-, eine ausführliche Instruktion, wohin wir uns zum Bezüge des Rohmaterials zu wenden hätten." Der Fall spricht wohl? für sich selbst. Zur Klosterfrage wird aus dem Regierungsbezirk Osnabrück geschrieben: „Ein neues großes Kloster geht in unmittelbarer Nähe von Osnabrück seiner Vollendung entgegen. Es wurde als „Zweigniederlassung" der bereits in Osnabrück selbst ansässigen Ursulinerinnen zugelassen und nun wird es eines der größten Klöster des Westens. Aermißt. Roman von Ewald August König 54 „Dummes Zeug, jetzt schon daran zu denken! Wir sind Leide noch jung." „Und würden wir auch noch so alt, wir würden bis zu unserem Ende dasselbe Leben führen können, das wir heute führen," sagte sie, ihm einen koketten Blick zuwer- send. „Die Sache ist also abgemacht." Tas Gespräch wurde in diesem Augenblick durch den Eintritt des Dieners unterbrochen, der seinem Herrn eine Karte überreichte. „Jean Garnier," las Unger, indem er seine Frau an blickte: „kennst Du den Herrn?" „Ich erinnere mich nicht, werde jedoch im Salon sein, wenn Du ihn niir vorstcllen willst." Damit entfernte sie sich und gleich darauf trat Gar nier ein. „Sie kennen mich nicht mehr?" fragte er, al» er den forschenden Blick Ungers auf sich gerichtet sah. „O doch, doch," erwiderte der Rentier, „ich hatte nur Ibren Namen vergessen, bitte, nehmen Sie Platz. Sie ein mal wiederzusehen, kann mir nur angenehm sein." „Ter Erinnerungen au Brüssel wegen, nicht wahr?" lachte Garnier. „Herr Didier konnte Ihnen keinen besseren Führer durch Brüssel geben, niemand kennt alles dort so genau, wie ich." „Pst,pst," unterbrach Unger ihu mit einem scheuen Blick ans die Thür, „vergessen Sie nicht, daß wir in meinem Hause sind. Darf ich Ihnen eiu Glas Wei» und eine Ci- garre aubietcn?" „Die Cigarre nehme ich an, aber für den Wein muß ich danken, cs ist mir noch zu früh." „Und was führt Sie hierher?" „Nnhts, ich reise zu meinem Vergnügen. Sie hatten damals einen bestimmten Zweck, als Sie vor einem Jahre in Brutzel waren? Ich erinnere mich nicht mehr so genau." „ES handelte sich nm die Verhaftung eines hiesigen Kaufmannes, der der Vater meines künftigen Schwieger sohnes war und den Herr Henry Didier in Brüssel wegen Meineids denunziert hatte." „Richtig," nickte Garnier, der inzwischen seine Cigarre angezündet hatte, „jetzt entsinne ich mich wieder. Johannes Weimar hieß der Verhaftete und es handelte sich bei dem Meineide um eine bedeutende Summe." „Ja, ich wollte wissen, ob der Mann in der That schul dig war," erwiderte der Rentier, mit seiner schweren, gol denen Uhrkette spielend, „in diesem Falle gebot mir die Rücksicht aus mein Hans und meinen ehrenhaften Namen, die Verlobung meiner Tochter zu lösen." „Was ohne Zweifel auch geschehen ist?" „Natürlich! Der Sohn Weimars ist später im Kriege gefallen." „DaS war die beste Lösung," sagte Garnier, während er den Blick prüfend durch das prunkvoll eingerichtete Zim mer schweifen ließ. „Ich erinnere mich, daß Weimar zu schwerer Strafe verurteilt wurde." „Zu zehn Jahren Zuchthaus." „DaS war bitter, aber gerecht. Und wie wurde eS mit der Forderung Didiers, Herr Unger?" „So viel ich weiß, hat Didier etwa zehntausend Tha- ler erhalten, wäre der Prozeß für ihn verloren gegangen, so hätte er selbst fünftausend Thaler zahlen müssen." Jean Garnier blickte gedankenvoll in die Glut seiner Cigarre und blieS eine dünne Ranchwolke darüber hin. „Also handelte es sich um fünfzehntausend Thaler, die Di dier durch diesen Prozeß gerettet hat," sagte er. „Im merhin eine schöne Summe. Haben Sie ihn seitdem wie- dergejchcn?" „Nein. Zur Zeit, al» der Prozeß verhandelt wurde, war er krank, er hatte seine Aussage gegen Weimar in Brüssel zu Protokoll gegeben, da» genügte, da hier alle Sachverständigen in ihrem Urteil übereinstimmten." „Also war Weimar in der That schuldig?" „Daran hat hier niemand gezweifelt, nicht einmal sein Verteidiger. Johanne» Weimar hatte da» Geld in Brüs sel empfangen und in Spaa am Spieltisch verloren; er kam mit leeren Händen zurück und schämte sich, seine» Sohne den bodenlosen Leichtsinn einzugestehen. Die Zah lung wurde nicht in die Bücher eingetragen und spätere als Didier sie geltend machte, geleugnet. Hätte Didier da mals die Quittung vorgelegt, so würde kein Prozeß ent-! standen sein; er konnte das nicht, weil sie verlegt war." „Richtig, sie wurde später hinter einer Schublade de» SchreibtischeS gefunden," warf Garnier ein. „Ich erinner» mich, daß Didier anfangs kein großes Gewicht auf den Ver lust der Quittung legte, weil er nicht im Traume daran dachte, daß Weimar die Summe in allem Ernst noch ein mal fordern werde." „Weimar wurde durch seinen Sohn gedrängt, der na türlich die namhafte Summe nicht verlieren wollte. Un- die Erklärung Didiers, er habe die Quittung verloren, machte ihm Mut; er wurde dann in Brüste! klagbar, und nachdem der erste Schritt geschehen war, ergaben sich die anderen natürlich von selbst." „Didier war über diese Klage im höchsten Grade ent rüstet," nickte Garnier, „er sollte beschwöre», das Geld ge habt zu haben; er schob den Eid zurück, in der festen Ueberzengung, daß Weimar ihn nicht leisten werde." „Und als der Kläger nun dennoch geschworen hatte, kannte der Zorn Didiers keine Grenze mehr; er suchte Tag und Nacht, bis er die Quittung fand. Unter diesen Umständen war es ihm wahrscheinlich nicht übel zu neh men, daß er ohne Rücksicht und Erbarmen gegen den Mein eidigen vorging." „Da» hat ihm auch niemand übel genommen," sagte der Rentier mit einem spöttischen Lächeln. „Niemand wird sich geduldig um eine so namhafte Summe prellen lasten. Herr Didier ist wohl ein reicher Mann?" „Ein sehr reicher und sehr geachteter Mann; er hätte den Verlust verschmerzen können, aber seine Ehre wurde doch auch dadurch angegriffen, daß Weiniar beschwor, die Zahlung nicht erhalten zu haben." 107,1».
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder