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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020625011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902062501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902062501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-06
- Tag1902-06-25
- Monat1902-06
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4522 Nebenetat deS Großen Generalstabes kam. Im März 1887 wurde er in den Großen Generalstab versetzt und im Octobeh 1888 zum Major befördert. 1890 kam er zum Generalstab der 14. Devifion, 1891 zu dem des XVII. Armeccorps und 1892 wurde er Bataillonscommandeur im 62. Infanterie-Regiment. Im Juni 1894 wurde er als Oberstleutnant ctatsmäßiger Stabsofficier des 11. Grenadier-Regiments in Breslau, wo er bis 1. October 1895 blieb, um dann Chef der Eisenbahn- abtheilung im Großen Generalstabe zu werden. In dieser Stellung rückte er am 22. März 1897 zum Obersten und am 18. April 1900 zum Generalmajor auf. General Budde galt als sehr befähigter Officier und hatte, wie es heißt, die Aufmerksamkeit des Kaisers auf sich gezogen, als er als Cvmmistar der Regierung im preußischen Abgeordnetenhaus«: die Canalvorlage vom militärischen Standpuncte aus vertheidigte. Er wurde schon seit einigen Wochen als Nachfolger des Ministers v. Thielen bezeichnet. Doch begegnete diese Meldung von anderer Seite Zweifeln, weil man nicht glaubte, daß der General die unabhängige und glänzend dvtirte Stelle, die er bisher inne hatte, aufgeben würde, um das dornen volle Amt eines Ministers zu übernehmen. Als Symptom wollen wir schließlich nicht zu erwähnen vergessen, daß selbst die Blätter, die bei ähnlichen Anlässen sich zum Raisonnircn verpflichtet halten, ihr Erstaunen über die Berufung eines Militärs auf den Ministerpostcn nur ganz nebensächlich markiren. Ob das an der un bestrittenen Tüchtigkeit des neuen Mannes oder an der abstumpfendcn Macht der Gewohnheit liegt, sei dahin gestellt. Jedenfalls ist zu hoffen, daß Herr Budde die er sichtlich freundliche Aufnahme vollauf rechtfertigen werde. Deutsches Reich. * Leipzig, 24. Juni. „Schaffer's Bureau" meldet, Prinz Max von Sachsen werde im August aufWunschKvnigGeorg's seinen dauernden Aufenthalt am Dresdener Hofe nehmen; er sei, wie aus evangelischen Hofkreisen verlaute, für das Aposto lische Bicariat im Königreich Sachsen ausersehen. Diese Meldung beruht lediglich auf tendenziöser Erfindung. Wie wir aus authentischer Quelle erfahren, ist an eine solche Absicht auch nicht im Ent ferntesten zu denken. Eingeweihte sind sich dar über auch längst klar gewesen. Prinz Max hat die Leiche seines Onkels nicht mit am Bahnhofe empfangen, er ist nicht mit im Leichenzuge gegangen, er hat sich nicht mit unter den Geistlichen befunden, die den Conduct an der Hofkirche erwarteten, er hat bei der Feierlichkeit nicht als Geistlicher sich bcthciligt, sondern als Leidtragender in der dritten Reihe gesessen. Es ist ihm nicht einmal gestattet wor den, morgen das Requiem, bei dem nicht gepredigt wird, abzuhaltcn. Die Berufung des Prinzen in das Apostolische Bicariat ist schon deshalb ein Unding, weil der Prinz zu dieser Stellung viel zu jung ist. — Auch die fernere Mel dung von „Schaffer's Bureau", der außerordent liche Landtag werde am 7. Juli zu einer zehn tägigen Tagung zusammentreten, ist falsch. Die ur sprüngliche Absicht, den Landtag für spätere Zeil einzu berufen, ist aufgegcben worden. Er wird in den nächsten Tagen zusammentreten. Ein Termin für die Eröffnung ist jedoch noch keineswegs festgesetzt, die Ministersitzung, die darüber entscheiden soll, wird Mittwoch oder Donnerstag stattfinden. Die Dauer der Tagung ist noch nicht genau bestimmt, sie wird aber vier bis sechs Tage nicht überschreiten. Berlin, 24. Juni. (Aus -en Denkwürdig keiten Albrecht's von Stosch.) Im demnächst erscheinenden Juliheft der „Deutschen Revue" wird auf Seite 24—41 ein weiterer höchst interessanter Abschnitt aus Len Denkwürdigkeiten Albrecht s von Stosch mitgctheilt. Was darin vor Allem die Aufmerksamkeit auf sich lenkt, ist der Umstand, daß uns das Verhältniß Stosch's zu Bis marck in einer neuen Abwandlung gezeigt wird. Bekanntlich ging aus den bisher veröffentlichten Denk würdigkeiten Stosch's hervor, welche tiefgreifende Ent fremdung zwischen ihm und Bismarck bald nach dem Kriege von 1866 deswegen eingetreteu war, weil Bismarck an der von Stosch abgeschlossenen Militärconvention mit Sachsen eine sehr scharfe Kritik geübt hatte. In der Verstimmung hierüber hat Stosch namentlich in Briefen an Gustav Frey- tag über die „Universalherrschast" Bismarck's u. A. geklagt und entsprechende Artikel in den „Grenzboten" angeregt. Das geschah noch im März 1868. Seit dem Herbst desselben Jahres liegen aber nunmehr Zeugnisse aus Stosch's Feder dafür vor, daß seine Verstimmung gegen Bismarck von der Erkenntniß der ausschlaggebenden Bedeutung, die Bis marck für die Einigung Deutschlands hatte, nicht Stand hielt. „Man muß sesthalten", schreibt Stosch am 7. Sep tember 1868 an G. Freytag, „daß für die Entwickelung Deutschlands Bismarck's Autorität -em preußischen Par- ticularismus gegenüber dringend nöthig ist." — Ende 1868 verzeichnet Stosch in seinem Tagebuch die körperliche Wiederherstellung Bismarck's und des Letzteren Aus lassung, er sei wieder zu allen leichtsinnigen Streichen auf gelegt, um hinzuzufügen: „Solche Zeiten, ... wo er mit ruhigen Nerven arbeitete und sich von der Widerhaarigkeit der Anderen nicht anfechten ließ, waren immec die er folgreichsten für den Gang der Politik." — Am 5. Februar 1869 berichtete Stosch dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm: „Im preußischen Statsministerium macht sich augenblick lich eine bedeutende Opposition gegen den Grafen Bis marck geltend; sie benutzt dazu die Einführung eines Bundesministeriums für die auswärtigen Angelegen heiten und der preußische Particularismus wird dabei be sonders herausgekehrt. Da es für unseren Fort schritt von derallergrößten Bedeutungist, daß Graf Bismarck in diesem Kampfe Sieger bleibt, so möchte ich Em. Kgl. Hoheit bitten, ihn nach Kräften zu unterstützen, keinesfalls jetzt in Folge seiner „Tactlosigkeiten" in Ew. Kgl. Hoheit Hause, über die Ew. Kgl. Hoheit so verstimmt schrieben, noch gegen ihn Schritte zu thun. Graf Bismarck ist dcrEinzige.derunsvorwärtshilf t." — Das Eintreten für Bismarck unter den im Vorstehenden ange- -eutcten Verhältnissen darf als besonders charakte ristisch gelten. Es kann daher nicht überraschen, wenn Stosch es in einem Briefe an Freytag eine ungerechte Be- urtheilung Bismarck's nennt, zu sagen, der Grundton des Bismarck'schen Charakters sei Mangel an Ehrfurcht, und wenn er fortfährt: „Bismarck ist frisch und keck in Gedanken und klar in dem, was er will; seine Ziele wird er nie über dqs hinaus stellen, was ihm zu erreichen möglich. Menschen und Verhältnisse, die ihm dabei ihm Wege stehen, zerbricht er rücksichtslos. Hierbei kommt aber seine durchaus mon archische Gesinnung in Betracht, die ihm angeboren ist. Den Liberalismus und die Verfassung gebraucht Bismarck nur, um den König und die Conservativen zu leiten und zu biegen, nie aber als ein berechtigtes Machtelement. Bismarck will ein einiges, monarchisches Deutschland, und diesem Ziele streben auch Sie zu, also lasten Sie ihn ge währen." — Auch in der Frage der Abberufung des preußischen Gesandten Grafen Usedom vom italienischen Hofe hat sich Stosch schließlich aus den Stand- punct Bismarck's gestellt. Von Wichtigkeit sind unter den sonstigen Aufzeichnungen Stosch's die über die fran zösische Kricgspartei. Während des Kron- prinzcnbesuches am italienischen Hofe (1868) sprach sich Prinz Napoleon dem Kronprinzen gegenüber laut Stosch's Reisetagcbuch folgendermaßen aus: „Er (Prinz Napoleon) für seine Person wolle Alles thun, was im Stande wäre, den zwischen Preußen und Frankreich drohenden Krieg zu verhindern. Unter einem Siege der Franzosen würde die Cultur leiden) baß die Preußen Herren blieben, könnte er natürlich noch viel weniger wünschen. Zum Kriege aber dränge vor Allem die katholische Kirche . . ." — Stosch mußte hierüber ausführlich nach Berlin berichten. Offenbar auf Grund der bei dieser Gelegenheit gewonnenen Eindrücke schreibt Stosch am 8. Juni 1868 an v. Holtzendorff aus Berlin: „Von großer Politik weiß ich nur wenig. Hier hat man allgemein friedliche Ansichten. Die gut katholische Kaiserin Eugenie hetzt gegen das pro testantische Deutschland und wird dabet von einer sehr starken, mächtigen Partei unterstützt. Noch träubt sich Napoleon, und es ist nicht vorauszusagen, wann es zum Klappen kommen wird." — Aus einem Briefe an Freytag vom 5. Juli 1868 gehört noch folgende Mittheilung hierher: „Nach Ansicht des Prinzen Napoleon provo- cirt nur die katholische Kirche den Krieg, weil sie sich bewußt ist, daß nur aus der Niederwerfung Preußens Roms Macht neu erblühen kann. Da liegt die Kriegsgefahr." — Soweit Stosch auf die Kaiserin Eugenie Bezug nimmt, sei daran erinnert, daß Heinrich v. Sybel in seinen „Neue Mittheilungen und Erläute rungen zur Begründung des Deutschen Reichs" der fran zösischen Herrscherin diese Rolle für den Ausbruch des Krieges nicht zuschreibt. Berlin, 24. Juni. (Congreß für inter nationales Seerecht.) Der internationale Ans chuß zur Förderung maritimer Interessen, der in Bel gien seinen Sitz hat und außer in fast allen europäischen Ländern in den Vereinigten Staaten und Japan Zweig vertretungen besitzt, hat die Vorarbeiten für den am 25., 26. und 27. September d. I. in H a m b u r g stattfindenden Congreß für internationales Seerecht so weit abgeschlossen, daß ein Ueberblick über die Betheiligung der einzelnen Länder und die zur Verhandlung kommenden Fragen ermöglicht ist. Schon 1885 in Antwerpen und 1888 in Brüssel haben sich internationale Congreste mit der einheit lichen Gestaltung des Seerechts beschäftigt, einer Frage, die für den gesummten internationalen Handelsverkehr von weittragender Bedeutung ist und mehr oder weniger im Interesse aller am Ucberseehandel betheiligten Länder, auch derjenigen überwiegend binnenländischen Charakters, liegt. So ist es den Bemühungen des Ausschusses gelungen, neben Deutschland, England, Oesterreich, Frankreich, Belgien, Dänemark, Holland, Italien, Schweden und Nor wegen auch Ungarn, das in Fiume einen der wichtigsten Häfen des Adriatischen Meeres und eine zahlreiche schifffahrttreibende Bevölkerung besitzt, zum Beitritt in die internationale Vereinigung zu veranlassen. An der Spitze des aus Staatsangehörigen der ungarischen Monarchie ge bildeten Filialausschusses stehen der Präsident der Depn- tirtenkammcr, Graf Albert Apponyi, und als Vicepräsi denten der Gouverneur von Fiume und der Staatssekretär des ungarischen Handelsministeriums. Wie in den übrigen Staaten, in denen derartige Vereinigungen bereits seit längerer Zeit bestehen, sind die Mitglieder des Comitös Inhaber oder Vertreter von Versicherungsfirmen, Rhe derei-Gesellschaften, ferner Rcchtsgelehrte, sowie andere an der Schaffung eines einheitlichen Kanons für internatio- nales Seerecht interessirte Personen. Es muß somit den Verhandlungen in Hamburg, die unter dem Vorsitze des belgischen Staatsminister Beernaert stattfinden sollen, ein Bedeutung zuerkannt werden, welche die Annahme rechtfertigt, daß diesmal die Berathungen zu einem defini tiven Abschluß führen und durch die endgiltige Regelung der wichtigsten Fragen auf dem Gebiete des internatio nalen Seerechtes ein bleibendes Ergebniß schaffen. Hier her gehören in erster Linie das AnlandungSrecht und die Frage der Verpflichtung zur Hilfeleistung aufhoherSec, womit bereits die früheren Congresse, wenn auch nur mit theilweisem Erfolge, sich beschäftigt haben. Neuerdings haben die seiner Zeit für die allge meine Durchführung dieser Aufgaben aufgestellten Grund- sätze wesentliche Veränderungen erfahren, so daß die An nahme eines internationalen Abkommens auf der jetzigen Basis nicht ausgeschlossen erscheint. (D Berlin, 24. Juni. (Telegramm.) Die „ Nord deutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Die „Vossische Zeitung" erblickt in der Einladung, die der Marinestaats sekretär an eine Anzahl Reichstagsmitglieder nach Kiel hat ergehen lassen, die Einleitung einer größeren Marinevorlage und giebt sich damit zur Verbreitung müßiger Combinationen her. Es ist allgemein bekannt und bei den Verhandlungen gelegentlich des Flottengesetzes von 1900 ausdrücklich betont, daß vom Jahre 1906 ab die Ver mehrung der Auslandsflotte beabsichtigt sei. Die ge setzliche Festlegung der Vermehrung, die damals im Einverständ- niß mit den verbündeten Regierungen vertagt tvurde,wird nach der Erklärung veö MarinestaatSsekretärS in der Reichstagssitzung vom 7. Februar 1902 voraussichtlich in der Session 1904/05 erneut beantragt worden. Ueber die Art einer solchen Vor lage schon jetzt Muthmaßungen aufzustellen, ist nach unserer Ansicht reckt überflüssig, da selbstverständlich nach dieser Richtung bin noch keinerlei Entschlüsse au den maß gebenden Stellen gefaßt sein können. — Der Kaiser hat auS Anlaß seines kürzlichen Besuches in der Stadt MoerS dem dortigen Krankenhause Bethanien auS seiner Privatschatulle eine Summe von 5000 über weisen lassen. — Das preußische Staatsministerium zählt jetzt, nachdem der Generalmajor a. D. Budde zum Nachfolger Thielen'S ernannt worden ist, vier BerufSofficiere in seiner Mitte. Der älteste dem Range nach ist der Kriegsminister, General der Infanterie v. Goßler, ihm folgt der Staats minister ohne Portefeuille Vice-Admiral v. Tirpitz, diesem der LaodwirthschaftSminister, Generallentnant v. Pod- bielski, dann der Minister der öffentlichen Arbeiten, General major Budde. Ihnen gesellt sich als Fünfter, wenn auch nicht als BerufSofficier, so doch als Inhaber einer Charge in der aktiven Armee, der vor wenigen Tagen zum Obersten L la kuite der Armee ernannte Präsident deS StaatS- ministeriumS Graf v. Bülow hinzu. — Der älteste der StaatS- minister nach der Zeit der Ernennung ist nach Thielen'S Ab gang der Justizminister Schönstedt, der nunmehr als Stellvertreter des Vorsitzenden fungiren wird. — Die mitgetheilte schriftliche Absage deS Vorsitzenden deS nassauischen Bauernbundes an den Vorstand deS Bundes der Landwirthe ist nun doch auch von der „Dtsch. TgSztg." abgedruckt worden. Schwer mag ihr daS angekommen sein, denn sie weiß kein Wort darauf zu sagen. Der Schmerz ist groß. — In ihrer Berichterstattung über den Verlauf deS Fest mahles deS CorpS „Borussia" in Bono, an dem, wie ge meldet, auch der Kaiser theilnahm, schreibt die „Kölnische VolkSztg.": Kurz nach 3 Uhr erschien der Kaiser im Festsaal. Bevor er den Ehrenplatz zwischen Generaloberst von Los und dem ersten Chargirten deS CorpS, vonBentivegni einnahm, hatte er rin anscheinend erregtes Gespräch mit dem Fürsten Herbert Bismarck, wobei letzterer den Kaiser wiederholt zu unterbrechen versuchte. Der Kaiser begrüßte dann freund lich den Botschafter von Radowitz. — Am Abend, beim ComwerS, war Fürst Bi-marck ebenfalls erschienen. Auch diesmal nahm der Kaiser von seiner Anwesenheit Act und sprach mit ihm in sehr angeregter und freundlicher Weise. E« kann daher ein verstimmender Zwischenfall beim Diner nicht stattgefunden haben. — Staat-minister von Thiele« wird der „Köln. Ztg." zufolge srtnea dauernden Wohnsitz in Berlin behalten, doch wird er fchon in nächster Zeit eine längere Erholung-reife autrrten. Auch beabsichtigt er, im Frühjahr nächste» Jahre- mit seiner Gemahlin «ine Reife nach Japan zu unternehmen. — Graf Matsukata, der japauifche Staat-mann, zu dessen Ehre« der hiesige Nippon-Club rin festliche- Beisammensein ver- austaltrt hatte, ist gestern »ach London abgereist, nm im Auftrag« de- Mikado den inzwischen verschobenen Kr-nung-felerlichkeiten bei- zuwohneu. T Kiel, 24. Juni. (Telegramm.) Die Reichstags abgeordneten Graf v. Stolberg-Wernigerode, Graf Oriola, v. Tiedemann und Or. Bachem, die hier eingetroffen waren, machten auf Einladung deS Staatssekretärs v. Tirpitz eine kurze Fahrt an Bord des Kreuzer« „Niobe" in See. (-) Euxhaven, 24. Juni. (Telegramm.) Der Kaiser ist heute Vormittag 9 Uhr 55 Min. hier eingetroffen. Er begab sich um 11 Uhr 45 Minuten an Bord der auf der Rhede liegenden Dacht „Meteor" und fuhr um 1 Uhr die Elbe aufwärts zur Regatta. * Dortmund, 23. Juni. Eine große Polenvrrsamm- lung beschloß, bei der nächsten ReichStagSwahl in den Kreisen Bochum und Dortmund eigene Candidaten auf zustellen. (Köln. Ztg.) -r- Altenburg, 23. Juni. Herzog Ernst traf heute, von Hummelshain kommend, auf dem hiesigen Residenzschlosse ein und wird sich morgen wieder nach Hummelshain zurück begeben. — Der hiesige Hof legt um den König Albert von Sachsen drei Wochen lang Trauer an. * Wiesbaden, 23. Juni. Als socialvemokratischer Candidat für die nächsten ReichStagswahlen soll der freireligiöse Prediger Weicker in Aussicht genommen sein. Bisher candidirte bekanntlich vr. Quarck-Frankfurt, der vor Kurzem zurücktrat. * St. Johann, 23. Juni. Eine Interpellation wegen einer unbekleideten Figur auf dem RathhauSplatz- Brunnen stand in der letzten Sitzung der Stadtverordneten zur Berathung. Der Antrag, eine gemischte Commission mit der weiteren Berathung der Angelegenheit zu betrauen und die Figur anderwärts aufzustellen, wurde abgelehnt. Die Ablehnung erfolgte mit allen gegen die Stimmen der beiden der CentrumSpartei ««gehörenden Mitglieder vr. Muth und Hoffmann. Muth überreichte vor der Abstimmung eine Adresse, auf der sich über 400 Unterschriften von katholischen und auch evangelischen Frauen befinden. Dieses Hereinziehen der Frauen in die Agitation gegen das Denkmal erwies sich freilich, ebenso wie die sonstigen Machinationen gewisser Kreise, als erfolgloses Mittel, die Mehrheit deS Stadt- verordneten-CollegiumS einer Entfernung des Standbildes günstig zu stimmen. (Frkf. Ztg.) * München, 23. Juni. Nach der „Augsb. Abcndztg." hat der Regierungspräsident von Oberbayern, v. A u c r, wegen er reichten 70. Lebensjahres zum 1. August um seine Pcnsio- nirung nachgesucht. Oesterreich - Ungarn. Zum Tode des Königs von Sachsen. * Brünn, 24. Juni. (Telegramm.) Im Landtage hielt beute der Landeshauptmann eine Gedenkrede für den verstorbenen König von Sachsen, den er als einen der edelsten Fürsten und als einen Vater seines Volkes feierte, in dem Kaiser Franz Josef seinen treuesten und besten Freund betrauere. Diese Gedenkrede wurde stehend angehört. Schweiz. Zolltarif. * Bern, 24. Juni. (Telegramm.) Der Stände rath nahm beute den neuen Zolltarif in der Schluß abstimmung mit 32 gegen 6 Stimmen bei 4 Stimmeneat- Haltungen au. Großbritannien. Schwere Erkrankung des König«. * Landon, 21. Juni. (Telegramm.) Da» Krö- nungSfest ist wegen Unpäßlichkeit des Königs auf unbestimmte Zeit verschoben worden. — Tas Bulletin über die Erkrankung des Königs lantet: Ter König leidet an einer Blinddarm en tzündnng. Sein Befinden war am Sonnabend so befriedigend, daß er hoffte, Tank der ärztlichen Behandlung, sich den KrönnngSccre- monien unterziehen zu können. Gestern Abend ver schlimmerte sich der Zustand des Königs so, daß eine Operation nöthig wurde. * London, 21. Juni. (Telegramm.) Bulletin von 2 Uhr Nachmittags. Tie Operation des Königs wurde erfolgreich auSgcführt. ES wurde ein großer Abscetz entleert. Der König hat die Operation gut überstanden. Sein Befinden ist befriedigend. * London, 24. Juni. (Telegramm.) Die Operation des König- fand heute Nachmittag 2 Uhr statt. Der Earl Marjhal erhielt vom König den Befehl, das tiefe Bedauern des Königs darüber bekannt zu geben, daß wegen seiner ernsten Erkrankung die KrönungSceremonie verschoben wrrden muß. Alle in London ge- Planten Festlichkeiten werden infolgedessen ebenfalls oufgeschoben, aber der König hofft, daß die Festlichkeiten in den Provinzen statt finden, wie sie festgesetzt waren. Der König ließ dem Lord-Mayor den Wunsch aussprechen, daß da» Festessen für die Armen nicht verschoben werde. * London, 24. Juni. (Telegramm.) Seit dem frühesten Morgen durchziehen Schaaren von Radfahrern und lange Reihen von Wagen mit Schaulustigen die via triuwxlmlls. Nach 6 Uhr Morgens begann das Drängen schon außerordentlich zu werden. Die ganze Bevölkerung befindet sich in festlicher Stimmung. (Wdrhlt.) Rußland. Schulreform; Räuberunwefen. * Petersburg, 24. Juni. (Telegramm.) Der „RegierunsiSbote" veröffentlicht einen Erlaß des Kaisers an den Minister für VolkSaufklärung Senger, der verschiedene Anordnungen über die Umgestaltung von Mittel- und Hochschulen enthält. Unter anderem sollen in den Resi denzen und Gouvernementsstädten bei den Mittelschulen allmählich Internate errichtet werden. Auch die Frage der Gehaltsaufbesserung der Lehrer und Erzieher soll geprüft werden. * Baku, 24. Juni. (Telegramm.) Den hiesigen Be hörden ist eS gelungen, eine Räuberbande, die aus ent laufenen Sträflingen bestand, unschädlich zu machen. Der Anführer der Bande und ein Räuber fielen; ein Räuber wurde verwundet, zwei wurden verhaftet. Orient. Englischer Officier vermißt; Attentat. * Konstantinopel, 23. Juni. Der Leutnant Bag deS hiesigen englischen Stationsschiffes wird seit einem vorgestern auf der kleinasiatischen Seite deS Bosporus unternommenen Spaziergange vermißt; auch ist eS biSher trotz sorgfältiger von Gendarmen und Matrosen unternommenen Nachforschungen nicht gelungen, ihn aufzufinden. Die Annahme, daß Bag von Räubern gefangen worden ist, um gegen Lösegeld ausgeliefert zu werden, hat wenig Wahrscheinlichkeit, vielmehr dürfte ein durch mohamedanische Emigranten verübter Raubmord vorliegr». Die englische Botschaft bat wegen dieser An gelegenheit im Dildrz-PalaiS und auf der Pforte energische Schritte uuteruommeu. * Belgrad,24. Juni. (Telegramm.) Wie den hiesigen Blättern aus UeSküb berickiet wirb, erschoß in dem Empfangssaale de- russischen ConsulateS ein entlassener Gendarm, der um den Schutz de» russischen ConsulS nach suchte, den Chef der GenSdarmerie des VilaietS Kossowo, Derwisch Effeadi nach einem kurzen Wort wechsel. Derwisch Effendi war auf Ersuche» de« russischen ConsulS Maschkow ins Consulat gekommen, wo ihm der Consul daS Anliegen des betreffenden GenSdarmen Vor bringen wollte. Während der GenSdarm und Derwisch Effendi in dem Empfangssaale aus den Consul warteten, gerietben sie im Streit, in dessen Verlaufe der GenSdarm drei Revolverschüsse auf Derwisch loSseuerte. Deutscher Reichstag. Aus -e« Commissionen. D Berlin, 24. Juni. (Telegramm.) Die Zoll- tarif-Com Mission begann die Berathung der Positionen 438 bis 442 (Garn). Position 438 verlangt für eindrähtiges Garn roh, bis Nr. 17 englisch, 9 bis Nr. 25 15 bis Nr. 45 18 .4! bis Nr. 60 24 bis Nr. 79 30 bis Zkr. 100 36 .6, über 100 42 .4! Zoll. Position 439 verlangt für gebleichtes und gefärbtes Garn zu den vorigen Sätzen einen Zuschlag von 10 Position 440 für zweidrähtiges, einmal gezwirnt, roh, einen Zoll zuschlag von 3 für gebleichtes einen Zollzuschlag von 13 Position 441 für drei- oder mehrdrähtiges, einmal gezwirnt, roh, 40 gebleicht 50 Zoll, Position 442 für zwei- und mehrdrähtiges, wiederholt gezwirnt, roh, 50 gebleicht 60 .L. Hierzu liegt eine große Anzahl Abänderungsantrnge, darunter ein Antrag Schlum berger auf Einführung der metrischen Garnmmimc- rirung, vor. Die Regierung steht dem Anträge sympa thisch gegenüber, bittet aber, den internationalen Ver handlungen über diesen Pnnct nicht vorzugreifen. Für diesen Antrag treten die Socialdcmvkraten und die Con- servativcn ein, die übrigen Redner dagegen, weil er eine totale Umwälzung für unsere, aus englische Maße ein gerichtete Industrie bedeute. Der Antrag Schlumberger wird sodann abgclehnt, desgleichen ein svcialdemo- kratischer Antrag auf Zollfreiheit bez. Einführung des metrischen Systems. Die Commission vertagte endlich die Weiterberathung auf morgen, ohne die Position er ledigt zu haben. Militärisches. * Das Befinden des Generals von Bock und Polach ist, wie aus Tilsit gemeldet wird, andauernd günstig, so daß in den nächsten Tagen seine Uebersührung aus der Klinik wird erfolgen können. Der unglückliche Lanzenstecher bleibt straffrei, da ihm eine Schuld an dem Unfall nicht beizumessen ist. Vermischtes. Zeitz, 23. Juni. In einem hiesigen Balllocale wurde gestern Abend inmitten des Tanzes ein junges Mädchen plötzlich ohnmächtig. Man bemühte sich sofort um die Be wußtlose, jedoch ohne Erfolg. Herbeigerufene Krankenwärter konnten nur den in Folge Herzschlags eingetretenen Tod des im blühendsten Alter stehenden Mädchens feststellen. Der er schütternde Todesfall wird auf zu enges Schnüren zurück- gefübrt. Die inmitten der Ballfreuden so jäh aus dem Leben Gerissene heißt Anna Götzschau, stammt aus UlrichShalten und befand sich erst seit wenigen Tagen in unserer Stadt. — Ein heiteres Stücklein ereignete sich in den letzten Tagen auf der Bahnstrecke Zeitz-Altenburg. In Wuitz war ein biederer Landbewohner in den Zug gestiegen, der bei der Revision der Fahrkarten dem Schaffner eine bereits früher gebrauchte Rückfahrkarte vorzeigte. Auf die Frage des Be amten, warum er nicht eine neue Karte gelöst habe, erwiderte der Mann, daß die Rückfahrkarten doch jetzt 45 Tage Giltigkeit hätten; also habe er das Recht, eine solche Karte 45 Tage bindurch zu benutzen. Die Belehrung deS Beamten, daß die Karte nur einmal für die Hinfahrt und einmal für die Rückfahrt gelle, wollte dem Schlaukopf durchaus nicht ein leuchten, und er empfand es als bitter Unrecht, daß er auf Station Rehmsdorf wegen Fahrgeldhinterziehung eine Strafe von 6 .E bezahlen mußte. — Schopfheim, 18. Juni. Zu dem furchtbaren Brandunglück in Blaen am Abhange des Zeller Blauen, dem eine aus sieben Köpfen bestehende Familie znm Opfer fiel, liegen der „Post" folgende Einzelheiten vor. In dem dort von drei Familien Philipp, Fritz und Wetzel bewohnten, mit Stroh gedeckten Hause brach in der Nacht zwischen 2 und 3 Uhr Feuer aus und verbreitete sich trotz des thatkräftigen Einschreitens der herbeigeeilten Löschmannschaften derart schnell auf Wohn- und Oeko- nomiegcbäude, daß die Familien Philipp und Fritz nur das nackte Leben retten konnten, während die Familie des Straßenwärters Wetzel den Tod in den Flammen fand. Vater, Mutter und fünf Kinder, darunter vier Mädchen im Alter von 27, 17, 12 und 11 Jahren, sowie ein Knabe von 7 Jahren sind nunmehr im Tode vereint. Die Un glücklichen suchten vermuthlich bei Eintritt der Kata strophe durch die Küche nach hinten hinaus das Freie zu erreichen, wobei sie von dem eindringenden Rauche erstickt und schließlich von dem einstürzenden Dache begraben wurden. Zunächst der Thür lagen, eng zusammen gedrängt, die Kinder, und etwas weiter nach hinten die Eltern. Die Bergung der nach angestrengter Arbeit auf gefundenen Leichen bot einen ebenso ergreifenden, wie schaurigen Anblick. Der Vater, dem die Schädeldecke zer- tritznmert wurde, war nur an dem stärkeren Knochen- geAiste, der zur Faust geballte« linken Hand, die wenig verbrannt ist und dem Knöpfchen am Hemdärmel erkennt lich. Am besten erhalten war der Körper der ältesten Tochter. Sie lag, als sie gefunden wurde, mit Gesicht und Brust auf einem Federkissen am Boden. Der Mund weit geöffnet und schmerzlich verzogen, die geballten Hände, mit denen die Unglückliche anscheinend das Kissen fest hielt, vor dem Gesicht. Die übrigen Familienmitglieder sind noch schrecklicher zugerichtet, jeder einzelne Körper eine einzige große schwarze Kohle mit theilweise fehlenden Gliedmaßen. Die Entstehungsursache des Brandes konnte bisher nicht festgestcllt werden. (Wdhlt.) Mcherbesvrechungen. DaS 3. Heft (Juni 1902) des neuen VI. Jahrganges der „Zeitschrift für Bücherfreunde (Monatshefte für Bibliophilie und verwandte Interessen" (Bielefeld nnd Leipzig, Vcl- Hagen LKlasing), bringt in seinem Hanpttheil einen um fangreichen, für alle Sammler auf graphischem Gebiete wie für das .Kunstgewerbe besonders interessanten Artikel von Walter von Zur Westen, über Menus, Fest-, Gratulations- und Bild postkarten. Der Verfasser, selbst ein bekannter Sammler und eine Autorität auf diesem Gebiete, behandelt das Thema mit außerordentlicher Sachkenntnis! und zugleich in liebenswürdiger, von trockener Aufzählung weit entfernter Form. Ein halbes Hundert meist farbig reproducirter Bilder und drei Kunst blätter dienen als illustrative Erläuterung des Textes. ** -es. aeeedtn. vebt amsrilc. blaismedl r. Hörstel. v. kuääiuk», Torte«, LIedlspsisov, aesedmackv. Lerepte a. jeä. 1 kkd.-Laeket, vorrüc-I.Veräaullcdlceit. Mii-M. MllM UM« l!l). IM-Mll. lnWeillM bei limdern und 8üuxliiixeii. Ein einziger Bersuch mit Obermeyer's Herba-Seife bestätigt die von vielen Aerzten erprobte gute Wirksamkeit. Bestandtheile: 90'/, Seift, 3"/, Arnico, 2°/, Salbei, 1.5°/, arab. Wasserbecherkraut, 3,5°/, Harn- kraut. Zu h. p. Stck. Mk. 1.25 in Apotheken, Drogerien und Par fümerien oder vom Fabrikanten I. Gtoth, Hanau.
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