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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030427027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903042702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903042702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-04
- Tag1903-04-27
- Monat1903-04
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Das liegt an den Sozialdemokraten, welche ihre Zeit nutzbringender zu Wahlagitationen, als zur Ver schleppung der Stovelle verwenden zu können glauben. Am Sonnabend war die Besetzung des Hauses wieder einmal so, daß die „Genossen", wenn sie eS gewollt hatten, die Sitzung durch Anzweiflung der Beschlußfähigkeit hätten in die Luft sprengen können. Sic haben aber nicht nur das unterlassen, sondern auch den Gang der Verhandlung nicht durch verzögernde Reden aufgehalten. Sie finden sich darein, daß ihre Anträge ohne Debatte abgelehnt werden; sie zurückzuziehen, zeigen sie freilich keine Neigung. Sie wollen offenbar den Arbeitern gegenüber die Wohlgesinnten spielen, aber damit scheint die Absicht ihres Vorgehens auch erschöpft zu sein. Daß sie die Ver hinderung des Zustandekommens der Novelle planen, kann nach ihrem Verhalten am Sonnabend nicht angenommen werden. Es kam auch nur zu einer längeren Debatte. Beim 8 10 soll das bestehende Gesetz dahin abgeändert werden, daß im Nahmen der Gemeindeversicherung die Versicherungsbeiträge auf 3 Proz. (statt 2 Prozent nach bis her geltender Vorschrift) des ortsüblichen Tagelohnes er höht werben können. Von sozialdemokratischer Seite wurde dies scharf bekämpft und das Verlangen ausgesprochen, an 2 Prozent als Marimum des Beitragssatzes festzuhalten. Außerdem wurde von derselben Sette ein Zusatz dahin be antragt, daß in jedem stalle, wo die Versichertenbeiträge über IVr Prozent hinaus zu erhöhen beabsichtigt wird, hierzu die Zustimmung der Versicherten selbst einzuholen sei. Von freisinniger Seite wurde ein Vermittlungs vorschlag auf 2V2 Prozent als Marimum des Versicherten beitrages gemacht. Aber auch das stieß auf Widerspruch bet der Mehrheit — Rechte, Zentrum und Nationalliberale — sowie bei dem Vertreter der ReichSregierung, dem Staatssekretär Grafen Posadowsky. Dieser, sowie ein Kommissar, wiesen rechnerisch nach, daß unter Um ständen ein Beitragssatz von 3 Prozent angesichts der den Gemeinden zugcmuteten höheren Unterstützungsleistungen unumgänglich sein werbe. Auch sei ein« willkürliche Stei gerung der Berstchertenbeiträge von der Gemeinde hin reichend dadurch ausgeschlossen, daß ja für fede erevttonelle Beitragserhöhung die Genehmigung der höheren Verwal tungsbehörde erforderlich sei. Es blieb denn auch bei der Absinnmung bei dem Satze von 8 Prozent. Dagegen wurde einem ganz speziellen und in der Tat nicht gründ- losen Bedenken der Linken insoweit Rechnung getragen, als aus Antrag der Abgg. Trimborn und Lenz- mann (Zentrum und Freisinn) ein Zusatz zum Para- grapsten dastin beschlossen wurde, daß „die über 2 Prozent hinanSgehcnden Beiträge von den Gemeinden keinesfalls dazu benutzt werden dürfen, um etwaige, länger als zwei Fahre zurückliegende Zuschüsse respektive Vorschüsse der Gemeinde für VcrsscherungSzwecke wieder hereinzu bringen." Außerdem fand noch ein zweiter, von dem nationallib-ralen Abgeordneten Hofmann- Dillenburg gestellter AbänderungSautrag Annahme. Nach ihm hat, dem bisherigen Recht entgegen, im Falle dauernder Ueber- Montag den schlisse der Einnahmen auS Beiträgen über die Ausgaben und nach dadurch ermöglichter Ansammlung eines Reserve» fonds nicht sofort eo ipso eine Herabsetzung der Beiträge bis auf höchstens anderthalb Prozent des ortsüblichen Tagelohnes etnzutrcten, vielmehr soll es fortan der Ge- mcinde überlassen sein,ob sie sich zu einer solchen Herab, setzung der Beiträge entschließen oder statt dessen nicht lieber eine Erhöhung oder Erweiterung der Unterstützung vornehmen will. Nachdem 8 10 mit diesen beiden Abände rungen angenommen worden war, wurden noch bet einer Reihe weiterer Paragraphen sozialdemokratische Antväge verworfen, ohne daß darüber längere Zeit diskutiert wurde. In vorgerückter Stunde wurde noch ohne jede Debatte die in der Vorlage enthaltene wichtigste Bestim mung der Vorlage, die Verlängerung der UnterstützungS- dauer von 13 auf 26 Wochen, einstimmig angenommen, worauf man sich vertagte. Heute erfolgt zunächst die zweite Lesnng dcS N a ch t r a g s e t a t s; dann soll mit der zweiten Beratung deS Krankenvcrsicherungsgesetzcs fori- gefahren, diese voranssichtlich beendet und schließlich die dritte Lesung des Phosphorgesctzes vollzogen werden. Der Präsident konnte übrigens vor Verkündigung der nächsten Tagesordnung dem Hause noch mitteilen, daß eine konservative Interpellation einge- gangen sei: ob der Reichskanzler Auskunft darüber zu geben bereit sei, „wann die bestehendenHandelS- vertrage gekündigt werden sollen?" Die Inter pellanten, die znm Schlüsse der Session und der Legislatur periode anscheinend noch eine sensationelle Verhandlung über Handelsverträge hcrbeiführen wollen, sind wirklich sehr neugierig. Aber ihre Wißbegier wird wohl kaum nach Wunsch befriedigt werden können, denn eS versteht sich doch wohl von selbst, daß die Kündigung der bestehenden Handelsverträge von Umständen abhängig ist, die sich heute — wo ernsthafte Unterhandlungen über neue Ver träge noch gar nicht im Gange sind — noch nicht über sehen lasten. Größere Sparsamkeit! Daß heute derNachtrag-etat, betreffend den An kauf eines Bauplatzes für das ReichSmarineamt. vom Plenum des Reichstages abgelchnt werden wird, unterliegt keinem Zweifel. Hat sich doch die Bud- getkommisfion mit IS gegen 6 Stimmen für die Ab lehnung entschieden. Und bei der bloßen Ablehnung wird es voraussichtlich nicht bleiben; es ist vtclnrehr anzu nehmen, daß an das „Nein" einer starken Mehrheit auch noch die Mahnung zu größerer Sparsamkeit an die Reichs, behörden geknüpft werden wird. Zu einer solchen Mah- nung fordert sogar die freikonscrvativc „Post" auf, ob- gleich einer ihrer Parteigenossen für die Bewilligung deS Nachtragsetats sich ausgesprochen hat. „Allerdings", so schreibt das genannte Blatt, „sind die Kosten für die Er werbung des Bauplatzes infolge der erstmaligen Ab lehnung der Forderung nm etwas herabgeurindert worden. Wir hegen aber keinen Zweifel, daß, wenn der Reichstag jetzt nochmals ablehnt, eine weitere Herab setzung der Kosten sich wird erzielen lassen. Noch ent scheidender fällt aber für uns die Erwägung ins Gewicht, daß c- darauf ankommt, die Notwendigkeit strenger Spar samkeit den Verwaltnngcu deS Reiche-, insbesondere auch der Herres- und der Marineverwaltung, recht nachdrücklich a<i oculos zu demonstrieren. Je größer die Bereitwilligkeit ist, das für die Entwickelung unserer kriegerischen Kraft zu Lande und zu Wasser Notwendige zu bewilligen, um 27. April 1903. so gebieterischer ist angesichts der Finanzlage des Reiches die Pflicht, darauf zu dringen, daß alle unnötigen, insbe sondere alle lutzusartigen Ausgaben vermieden werden. Daß nach dieser Richtung in den Reichsoerwaltungen noch vielfach gesündigt wird, unterliegt keinem Zweifel und ist von uns mehrfach dargclegt worden. Soll demnächst eine vernünftige Ordnung der Finanzen des Reiches herbei geführt werden, so bildet dafür die Rückkehr zu den Grund sätzen strenger Sparsamkeit, wie sie in demHausha .tePreu- ßcns geübt wird, die unerläßliche Voraussetzung. Diesen Ge sichtspunkt mit allem Nachdruck zu betonen, ist gerade jetzt der geeignete Moment, und zu diesem Ende wird es sich daher empfehlen, durch abermalige Ablehnung der Forde rung für den Bauplatz für das ReichSmarineamt in wirk- sanier Weise den Finger auf diese wunde Stelle in den Reichsfinanzen zu legen." Diese Mahnung wird umso weniger in den Wind gesprochen sein, je näher der Termin der Neuwahlen gekommen ist, und je mehr eS also im Interesse der Fraktionen liegt, ihre eigne Sparsamkeit in das günstigste Licht zu rücken. Freilich werden alle Mah nungen wirkungslos bleiben, wenn das Reichsschatzsekre tariat ein den übrigen Ncichsämtcrn gleichgestelltes Amt bleibt. Nur ein verantwortlicher Reichs- f t n a n z m i n t st e r ist im stände, mit dem ganzen Nach, drucke, der zur Erzwingung sparsamer Bemessung der Forderungen nötig ist, den Chefs der anderen Retchsämter cntgegenzntrcten. ES wird daher eine der wesentlichsten Aufgaben des neuen Reichstages sein, bei Gelegenheit der Lösung der alten Frage der NeichSsinanzreform auch di« ebenso alte Frage der Einsetzung eines verantwortlichen ReichsfinanzministerS ihrer Lösung näher zu führen. Der Dreysnshandel und Deutschland. Aus Paris wird uns gemetbct: In einem heute ver- öffenttichten Schreiben Joses Reinachs an den Grasen Feilet de Bourbonne, durch .veiche die Haltwsig- keit der von Bourbonne verbreiteten Fabel, betreffs des bekannten Bordereau, bewiesen werden soll, gibt Reinach einen Brief wieder, welchen der ver storbene Botschafter Fürst Münster am 20. Mai 1001 auS Bückeburg an ihn gerichtet habe. In diesem Briefe heißt es, wie schon kurz erwähnt: Als die Affäre DreyfuS begann, fragte ich Schwartzkoppen, ob er irgend etwas über Dreyfus wisse; er versicherte in, in der bestimmtesten Weise, daß er keinerlei Be ziehungen zu Dreyfus gehabt habe. Ich ließ an den Kriegsminister und den Generalstab in Berlin schreiben und erhielt die Antwort, daß ein Offizier Dreyfus nicht bekannt sei, und daß unsere Behörden niemals irgend- welche Beziehungen zu ihm gehabt hätten. Bezüglich der bekannten Unterredung mit dem Präsidenten Casimir Perter und Dupuy heißt eS in dem Briefe deS Fürsten Münster weiter: Ich glaube nicht, daß Schwartzkoppen Esterhazy vor dem Jahre 1808 gekannt hat. Ich weiß nicht, auf welche Weise Esterhazy seine Dienste an- geboten hat, ob mündlich oder schriftlich. Ferner citiert Reinach ein an ihn gerichtetes Schreiben Casimir PerierS vom 22. November 1897, in welchem dieser anläßlich eines von gewissen Personen gefälschten Briefes Kaiser Wilhelms H. seine Entrüstung über die „skandalösen Erfindungen" ausdrückt. Rußland und die Vorgänge in Albanien. Man schreibt der offiziösen „Polit. Korresp." auS Petersburg: So tief auch der Eindruck war, den der 97. Jahrgang. tragische Tod deS Konsuls Schtscherbina in Mitrvwitza aus die russische Negierung und alle Kreise der russischen Gesellschaft ausgeübt hat, wird sich Ruß land durch dieses schmerzliche Ereignis doch nicht von dem in Bezug auf seine Balkanpvlitik gewählten Wege, auf we chcm es sich in vollkommenem Einvernehmen mit der österreichisch-ungarischen Monarchie befindet, ablenken lassen. Tie gegenwärtige Lage läßt sich mit derjenigen vom Jahre 1877 nicht vergleichen, auch die Stimmung in Rußland ist jetzt eine ganz andere als zu jener Zeit. Allerdings ist es aber im Hinblicke auf das Schicksal des Konsuls Schtscherbina eine Pf icht des Petersburger Kabinetts, nun mit noch größerem Nachdrucke daraus zu bestehen, daß die türkische Negierung selbst alles Er forderliche vorkehre, um Ausbrüche des Fanatismus der A banier zu unterdrücken und ihnen vorzubeugen. Solche Vorkommnisse können Verwickelungen herbei führen, die man in Petersburg vermieden zu sehen wünscht, und man hofft, daß trotz der Schwierigkeiten lokaler Natur in Albanien die Pforte im Bewußtsein der Verantwortlichkeit, die auf ihr lastet, das Nötige tun werde, um die albanische Agitation zu überwinden. Aufsaugung der Mandschurei durch Rußland. Der neueste Zu i der Russen in der Mandschureifrage bat sogar die lärmenden Deuickenseinde in London, die von fremden Agenten in die süßen T äume von einer Berstandi.rnng mit Rußland einaelullt worden waren, unsanfi aeweck« und einigermaßen reistimmt. Die „Morning Post" beffl, daß da- britische Kabinett sich über die einzuschlagenve Polin! im klaren ist und sie entschieden durchführen werte. Es sei schon zu viel von den b'iticken Interessen geopfert worden. Ruß land müsse ausgeiordert werden, feine Zusagen zu verwiik- licken, und die Ausjo derung dazu müsse deutlich sein. Denn raS engliick-japanische Bündnis erbeiicke die E'baliung de ll stehenden GleickgrwicklS in Edina und Korea auf polnischem wie auf geickäitlichem und industriellem Gebirie. Wenn England feine eigenen Interessen nicht zu wahren ver möge. werde Japan sich naturgemäß fragen, welche Hülfe eS zu erwarten habe, sobald seine eigenen Interessen beviobt winden, was sicher gesckeb-n weide, wenn man solche Dinge hingeden lasse. Der „Standard" schließt sich dieser Ansicht an und dcmerkt, das Bündni- verleide der Auffassung Japans über den angekündigien Rechisbruch ein besonderes Interesse. Denn der B rtrag stelle e» jeder von beiden Pa, leien frei, ihre Interessen in Cbina ru schützen, falls sie durch das angriffsweise Boigeden einer andern Macht bediobt würden. „Doch selbst wenn unser ferner östlicher Veibündeter nicht betroffen würde", schließt der Artikel, „können wir diese Verletzung der internationalen Billigkeit nicht gleichgültig hingeten lassen. Die Re gierung wird kaum ermangeln, in PeierSburg bervor- zubeben, daß die Auslaugung der Mandschurei keine vollendete Taisache werden kann, obne die ganze chinesische Frage auf,mollen und eine Verständigung wieder zu eröffnen, wobei die ganze gesittete Welt beteiligt ist." „Daily Giapvic" nimmt die Angelegendeit rubiger und glaubt nicht, daß die neuen rulsischen Fordeiungen zu ernsten Siörungen der inter- natio alen Lage sübren weiden. Die Mächte würden natur gemäß dafür sorgen, daß dir offene Tür und die Gleich- brrecy igung in der Manwckurei gewabrt werde. Allein es sei iekr zweijelbait, ob irgend eine sich bemühen werde, der Ruisi- fi,ierung der innern Verwaltung de« Landes Hindernisse zu bereiten. Von den Opposilion-blättern hebt „Daily Chro- Feiiilleton. Slj Das Gold vom Mdwatersrand. Roman von F. Klinck-LütetSburg. ii!aa>»ru«e verboten. Wie würde sie den harten Schlag aufnchmen? Wohl fühlte Krau van Senden sich versucht, die ihr gemachten Mitteilungen in das Reich der Fabei zu ver. weisen, aber cs gelang ihr nicht, den alten unerschütter lichen Glauben von neuem zu befestigen- Langsam krochen die Bedenken heran, herzerkältend. Sie brachten Ihr so manche Erklärung für WilmS Benehmen in dec letzten Zeit, das ihr immer unverständlicher geworden war. Schon hatte sie an eine Wiederholung der Zeit ge- -lanbt, in welcher zuerst die Sonne der Zwietracht »wischen ihr und ihrem Gatten ausgegangen war. Aber darin täuschte sie sich. Jetzt glaubte sie die Ursache zu er- kennen, warum eS nie mehr zu einem Verstehen zwischen Wilm und Eato gekommen war: er hatte eine andere geliebt. War e- wirklich die junge, schöne Frau, die sie gast- freundlich in ihrem Hause beherbergt? War eS Lisa Brandt? Indem sie sich Wilm in seinem Benehmen der jungen Frau de» Generaldirektor» gegenüber vergegenwärtigte, konnte sie auch nicht einen Anhaltspunkt für den in ihr aufgeftlegenen Verdacht gewinnen. Sie aber hatte un- streitig nur Augen für ihn gehabt, in jedem ihrer Blicke aab sich die Liebe und Bewunderung für ihn zu erkennen. Und dann ihr Verlassen de» Hauses? Wohin batte sie sich »«wendet? War «S denkbar, daß dieses anscheinend so düls»bedürftige kleine, schwache Geschöpf vhne Rat, ohne Beistand die Stadt verlassen hatte? Wie hätte es Lisa gelingen können, sich vor den Nachforschungen ihre» Gatten zu verbergen, und hatten nicht verschiedene Zeitungen allerlei Andeutungen über da» spurlose Ver schwinden der jungen Frau gebracht, die Krau van Wenden erst tn diesem Augenblick vollständig ver ständlich wnröen? „Wollen Mesrouw nicht die Güte haben?" ertönte in diesem Augenblick dt« Stimm« de» Kriminalbeamten an thr Ohr. „Hier diese Aktien soll ich bringen. Ich werde Ihnen eine Bescheinigung darüber geben. Und dann diese Papiere. Sie beziehen sich auf Grubenangelcgcv- heiten. ES ist alles, was ich mitnehmen werde, aber ich muß noch einen Blick in den Geldschrank werfen, nm zu sehen, ob in demselben nicht etwa Beträge vorhanden sind, die sich mit den angeblich beiseite geschafften Be trägen decken." Jetzt kam wieder Leben und Bewegung in die Frauen gestalt, die noch vor wenigen Augenblicken den Eindruck völligen Gebrochenseins gemacht. Nein — ein Dieb war Wilm van Senden nicht, nimmermehr! „Bemühen Sie sich nicht", sagte sie plötzlich, als sic den Beamten eine Bewegung machen sah, den Geld schrank tn derselben Weise zu öffnen, wie er den ArbcirS- tisch sich zugängig gemacht. „Ich habe die Schlüssel. Nur einen Augenblick, bitte." Sie war nun doch wieder Herrin ihrer selbst nnd klingelte. Dem cintretenben Diener befahl sie, die Wirt schafterin herbeizuholen, um diese den Schlüssel zum Geldschrank aus ihrem Zimmer herbeischaffen zu lassen. Inzwischen trat sie an den Tisch heran, ans welchem der Beamte das von ihm als Aktien bezeichnete zusammen gebundene Paket Dokumente niedergelegt hatte. „Bitte, möchten Tie nicht inzwischen die Stücke zählen?" fragte sie in geschäftsmäßigem Ton, der einen seltsamen Abstand gegen ihre seither geführte Sprache bildete. Dann fügte sie noch hinzu: „Was sind eS für Aktien?" Sie hatte das Band gelöst und schlug eines der Papiere auseinander. Kaum merklich, zuckte e- voll Bitterkeit um ihren Mund. Wie hatte sie nur fragen können? „Ach so!" kam es über ihre Lippen, während der Kriminalbeamte zu zählen begann. Es war doch «tn Gefühl namenlosen Jammer», da» sie ergriffen hatte. Wieder diese unseligen Gruben vom WttwaterSrand, wieder bas Gold, das ihr schon einmal so viel Eiend ge bracht! Wenn doch Wilm zur Stelle gewesen wäre, ihr das Schreckliche zu erklären! Sie wollte es noch nicht alaubcn, daß er seine Absicht zur Ausführung gebracht. Immerhin konnten diese Aktien nur einen Anteil an die Goldgruben bilden. Schon in dieser schwachen Hoffnung lag für sic etwa» Tröstliche». Dann kam die Wirtschafterin mit dem Schliiss«kbund. Fran van Senden war überzeugt, daß da» Geld, von welchem der Beamte gesprochen, Vi» »u Heller und Pfennig in dem Geldschrank sein würbe. Wilm hatte e» flüssig machen müssen, um her dem Nachlaß Peter van Sendens von der Champer of mines auferlegten Ersatzpflicht ge nügen zu können. Sie öffnete mit bebender Hand die Tür. Aber ein einziger Blick in den Schrank genügte, sie und den Kriminalbeamten zu überzeugen, daß in dem selben Reichtümer nicht verborgen waren. Es fanden sich etwa 4000 Pfund vor, teils in Papier, teils in Gold, außer dem in einer Drahtg«flechtschale zwei Pfund in ver- schiedenen Münzsorten, genau, wie der Kassenbestand vor wenigen Tagen gewesen mar, als Frau van Senden, auf den Wunsch des Neffen, den Jnlwlt revidiert, wie er von Zeit zu Zeit — der Ordnung halber — von ihr verlangt. „Nein, darin ist nichts von dem vielen Gelbe, Mefrouw van Senden", sagte der Beamte in einem Tone, der ganz deutlich auSdrückte, daß er es nicht anders erwartet habe. Die Anzeige hatte auch zu bestimmt gelautet und sich seit her in jeder Richtung bestätigt. „Beruhigen Sie sich aber man etwas. Sie können sich darauf verlassen, bah wir den Herrn wiederkriegen, der wird schon nicht weit kommen. Na, und dann nimmt ihn sein Vater in Verwahrung, und Mynheer Egnatius van Senden ist ein guter Bekannter von unserem Landdrostcn. Das geht alles tn der Stille ab, das Geld kann ja vergütet werden." Krau van Senden war außer stände, nur ein Wort zu entgegnen. Erst, al» der Beamte die Aktien und die anderen Papiere nahm, erbat st« sich ausführliche Quittung. Nachdem er ihrem Wunsche nachgekvmmen war, entfernte er sich. Sie trat an» Fenster und sah den Beamten den Garten verlassen. ES war kein Mensch in der Nähe, d«r ihn be- merkt haben konnte. Das war ihr lieb, auch die letzten Worte des Beamten hatten etwas Beruhigendes für sie gehabt. Sie glaubte, den Gedanken nicht ertragen zu können, zum zweiten Male Gegenstand einer peinlichen Aufmerksamkeit zu werden. Im übrigen aber hatte sie ein Gefühl der Oed«. Ihr war e», als ob etwas in ihr gestorben sei. Stürmischer al» je trat in ihr das Verlangen hervor, mit der Ver gangenheit zu brechen und in Stille und Abgeschiedenheit ihre Tage zu verbringen. Sie dachte an Sato und den Schmerz, den sie empfinden würde, wenn sie von dem neuen schrecklichen Ereignis hörte; vielleicht aber würde sie nicht enttäuscht fein. Manche Aeußeruna, die der Tochter tn der letzten Zett entfallen war, ließ darauf schließen, daß ihr Vertrauen, das sie in Wilm gesetzt, nicht ein unwandelbares gewesen. An seine Liebe wenigstens hatte sie nicht geglaubt. Frau van Senden dachte auch an Lisa Brandt und an die einsame Mutter auf der Farm Elise. In der letzten Zeit hatte sie sich oft mit freundlichen Bildern von der Zukunft einer hart vom Schicksal Verfolgten beschäftigt. Der Gedanke, ein lang entbehrtes, tot geglaubtes Kind der Mutter zuführen zu können, war ihr ein beglückender gewesen. Sie sah auch diesen zerstört. Wie war alles so ganz anders gekommen. Und nirgends ein versöhnender Gedanke, nicht ein leiser Zweifel, der ihr diese trostlosen Stunden Hütte erträglicher gestalten können! Noch glaubte sie nicht, daß es möglich sein würde, Wilm einer niedrigen Gesinnung und einer unredlichen Handlungs weise zu überführen, aber sie glaubte, daß die Stunde gekommen war, in der sie und ihr bedauernswertes Kind von einer Hoffnung auf Glück nach einer so langen Zeit schmerzvollen Entsagens würden Abschied nehmen müssen. Sie sand Cato gefaßter, als sie erwartet. Zwar wirkten die Mitteilungen der Mutter auch erschreckend auf sie, aber nicht für lange Zeit. Daß Wilm sich in Lisa Brandts Begleitung entfernt haben könne, be stritt sie. „Nein, Mutter, dann hätte Wilm Komödie gespielt, als er von der Notwendigkeit sprach, baß sie einstweilen nach Kapstadt in das Haus des Generaldirektors werde zurückkehren müssen. DaS ist nicht möglich. Stelle dir nur einmal seine Begegnung mit ihr vor." „Könnte eS nicht ander- geworden sein, Cato? Die junge Frau hat etwas Verführerisches an sich", versetzte Frau van Senden, obwohl die Worte der Tochter sie wohltuend berührt hatten. „Nein, Mutter, daran glaube ich ebenso wenig, al» an die Möglichkeit, daß Wilm sich aus unredliche Weise Geld verschafft haben könne, um sich heimlich damit zu entfernen. Ihm wird irgend ein Unglück zu gestoßen sein." Die Worte und mehr noch der Ton, in welchem sie ge sprochen waren, wirkten zwar ferner bange Furcht be schwichtigend auf Frau van Senden, aber e- gelang ihr doch nicht, sich von der Sorge zu befreien, daß ernste Gründe vorhanden gewesen fein mußten, «ine vehörd« zu veranlassen, Schritt« zu unternehmen, wie sie grta.
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