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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.04.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030429019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903042901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903042901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-04
- Tag1903-04-29
- Monat1903-04
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Popularität des Zusammengehen- mit Deutschland in der venezuelasrage wieder wett zu machen, und nun kündigt der Schatzkanzler eine Verminderung der Ausgaben an, die in erster Reihe herbeigeflthrt werben soll durch eine beträchtliche Herabsetzung der Ausgaben für das Heer. Was die Marine anbetreffe, so habe ja England eine stacke Flotte nötig; aber wofern die anderen Mächte mit der Vermehrung ihrer Kriegsflotte aufhören wollten, so würde England ihnen gern darin folgen. Bei dieser Gelegenheit hob der Minister noch die vorzüglichen Beziehungen zu Frankreich hervor, für die die Vorbereitungen zu einem glänzenden Empfange des Königs Eduard in Packs ein trefflicher Beweis wären. Nimmt man noch hinzu, daß dieser Tage bei der Ab» lehnnng der Beteiligung an dem Bagdadbahn-Unter- nehmen geäußert worben ist, England könnte sich leicht mit Rußland über die asiatischen Angelegenheiten benehmen, so wäre ja alles in schönster Ordnung. Leider liegen aber die Verhältnisse nicht ganz so, wie sie von den englischen Kreisen, die einen wirklichen oder geheuchelten Opttmis- mus zur Schau tragen, dargestellt werden. Was zunächst die englische Armee anbelangt, so steht die Erwartung, Er» sparntssc zu machen, doch einigermaßen im Gegensätze ein» mal zu der von dem englischen Kriegsministerium ge» forderten Armeereorganisatton, anderseits zu der eben er littenen und mit großen Opfern wett gemachten Schlappe im Somaltlande. Nicht, als ob die Somali-Expedition an sich in Zukunft noch große Zunrutungen an England- Wehrkraft stellen werde; der Vorgang beweist aber doch immerhin, daß England jederzeit bereit und in der Lage fein muß, Truppenabtetlungen in alle möglichen Gebiete der Erde zu entsenden. Und da der Kolonialhunger Eng» landS sich nicht mindert, sondern mehrt, so wird die Reduktion der englischen HeeresauSgaben wohl so bald nicht durchführbar sein. Die- um so weniger, als die Auffassung über das Ver hältnis zu Rußland und zu Frankreich doch eine recht schiefe ist. Wenn man so sagen hört, eine Verständigung mit Rußland über die astatischen Fragen sei durchaus nicht schwierig, so wird man an das Dichterwort erinnert: „Leicht bei einander wohnen die Gedanken, doch hart im Raume stoßen sich die Sachen." Die Mandschurei ist noch lange nicht der größte und wichtigste Streitpunkt zwischen Rußland mrd England, und wie ist man eben jetzt in England aus dem Häuschen über die Forde rungen, die Rußland an China stellt und die allerdings, wenn sie erfüllt würden, Rußland zum Herrn der Mandschurei machen würden! Die englische Diplomatie in China hat sich bereit- mit aller Schärfe gegen die russi schen Forderungen erklärt und die englische Presse bringt mit Beflissenheit Mitteilungen über Rüstungen Japan-, de- Bundesgenossen der Engländer. Das steht doch nicht so au-, als ob die Verständigung mit Rußland so ganz leicht wäre. Die Engländer fasten den Begriff der Verständi gung in der Regel so, daß man ihnen nachzugeben hat; Rußland ist aber mit Nachgiebigkeit nicht so schnell bei der Hand. Den Besuch König Eduards in Frankreich als einen Beweis der freundschaftlichen Gesinnungen der Franzosen aufzufafsen, ist auch etwa- gewagt. Ein Teil der französischen Presse hat bekanntlich das Publikum auf- gefordert, dem englischen König einen recht unfreund lichen Empfang zu bereiten, und wenn auch aller Voraus sicht nach die Bevölkerung so verständig sein wird, dieser Verhetzung nicht nachzugeben, so wird doch anderseits der Empfang des Königs nicht annähernd so herzlich sein, wie r» derjenige — wir wollen gar nicht einmal sagen de- russischen Kaiserpaares — russtfcher'einfacher Seeoffiziere und Matrosen gewesen ist, derselben Rusten also, in denen »an in Frankreich — und nicht nur in Frankreich — die entschiedenen Gegner Englands erblickt. Jedenfalls werden weder Rußland und Frankreich, »och auch die anderen Seemächte daran denken, der freund lichen Aufforderung des englischen Schaykanzlers, ihre maritimen Rüstungen einzustellen, Folge -v leisten. Wir Glauben ja gern, daß es England sehr genehm wär«, wenn mit einem Ruck alle Flottenvermehrungen der kontinen talen Mächte aushörten und der Zustand der gewaltigen Ueberlegenheit der englischen Flotte für ewig« Zeiten stabilisiert würde. Die Ungeniertheit, mit der England seinen kolonialen Hunger zu sättigen trachtet, verbietet es de» europäischen Kontinent, sich aus die Bärenhaut zu lgstM Mtb de» süße« Schlummers zu pflege«. Deutsches Reich. -z- Berlin, 28. April. (Der evangelische „Kompromiß-Schulze" im Zentrum.) Man weiß, daß in manchen feudalen Kavallerieregimentern ein bürgerlicher Rittmeister oder Major geduldet wird und daß man für diesen bürgerlichen Offizier den schönen Namen der „Kompromiß-Schulze" erfunden hat, weil man durch seine Persönlichkeit gewissermaßen ein Kom promiß mit der öffentlichen Meinung, die ausschließlich adlige Offiziere nicht wünscht» schließt. Auch der ver» storbene kluge Zentrumsführer Wtndthorst hat die Nützlichkeit solcher „Kompromiß-SchulzeS" wohl erkannt. Die „Kölnische Volkszeitung" beruft sich nämlich auf Wtndthorst, indem sie gegen die Behauptung, ba- einende Band innerhalb des Zentrums bilde das entschiedene Eintreten für die Interessen der römisch» katholischen Kirche, sanft protestiert. Sie verweist daraus, daß dem Zentrum Protestanten als Mitglieder und Hospitanten angehört haben, wie Gerlach, Brüel, Nieper und Schulz-Hetdcnberg, und daß Wtndthorst auf die Zu gehörigkeit protestantischer Mitglieder zur Zentrums, fraktion das größte Gewicht gelegt habe; er habe bet den festlichen Anlässen, welche die Fraktionsmitglieder zu» sammcnführten, niemals versäumt, der protestantischen Hospitanten befonders zu gedenken. Das glauben wir gern, denn Wtndthorst war, wie gesagt, ein sehr kluger Mann, der wohl wußte, daß diese protestantischen Männer einen prachtvollen Deckmantel für die einseitig katholischen Tendenzen des Zentrums abgaben. Daß aber das Zentrum tatsächlich eine durchaus konfessionelle Partei ist und daß die katholischen Tendenzen da einigende Band innerhalb der Partei bilden — dies zu bestreiten, mutet wie ein verspäteter Karnevalsscherz an. Wenn beispielsweise die „Germania" die Anhänger deS Zentrums in der Ostmark aufgefordert hat, die kon fessionelle Zusammengehörigkeit mit polnischen Be werbern Wer die nationale mit deutschen Kandidaten zu stellen, so ist dies doch die denkbar «Wänste Be tonung des konfessionellen Prinzips. Dasselbe ist cS, wenn nach der Abstimmung über eine Frage, die an sich weder mit der katholischen noch sonst einer Konfession das Mindeste zu tun hat, der verstorbene Abgeordnete Lieber erklärte, basZentrum habe bei seiner Abstimmung auf Fulda und Rom Rücksicht nehmen müssen. Dasselbe ist es, wenn hervorragende Abgeordnete des Zentrums vom Papste empfangen werden und dieser ihnen dann nicht etwa für ihre private Betätigung treu katho lischer Gesinnung, sondern für die Förderung der Interessen der katholischen Kirche durch die deutsche Zentrumspartei dankt. Dieses entschiedene Eintreten für die Interessen des Katholizismus, und zwar des Katholi zismus strengster Observanz, bildet naturgemäß zugleich die Basis der Welt- und Lebensanschauung der Zentrums männer, und wenn deshalb die „Kölnische Volkszeitung" bestreitet, daß die Konfession das einigende Band inner halb deS Zentrums sei, aber zugleich erklärt: „Das einende Band ist . . . die Gemeinsamkeit der Welt- un- Lebens anschauung", so ist dies ein Spiel mit Worten. Und doch handelt es sich bei der Verwahrung der „Kölnischen Volks zeitung" gegen den Vorwurf der Konfessionalität nicht um eine Spielerei, sondern um einen ganz bestimmten Zweck. Wir befinden uns dicht vor den Wahlen und das Zen trum will mehr als einen Wahlkreis verteidigen bezw. er- obern, in dem die Katholiken nicht die Mehrheit der Be- völkerung bilden. Wir verweisen auf -en zu 70 Prozent evangelischen Wahlkreis Bi e l e f e l d, den das Zentrum b e h a u p t e n, auf den zu 55 Prozent evangelischen Wahl kreis Forchheim, den es zurückerobern, und auf den sogar zu 71 Prozent evangelischen Wahlkreis Hil desheim, den es erobern möchte. Solche Wahl kreise kann natürlich das Zentrum nur dann erringen, wenn es seine tatsächliche Konfessionalität maskiert. Es ist überhaupt für diese Partei von größter Wichtigkeit, sich auf die konfessionelle Duldsamkeit hinauszuspielen, denn wenn sie erklärt, daß ihr Programm und ihre Tendenz auch für Protestanten durchaus acceptabel wären, so erhält sie damit die Möglichkeit, theoretisch wenigstens, einmal im Reichstage eine Mehrheit zu erlangen — vorausgesetzt, daß eine genügende Zahl von Protestanten ihren Versiche rungen glaubt. Damit dürfte es freilich hapern. << Berlin, 28. April. (Die sozialdemokrati schen Gewerkschaften und die Bekämpfung deS Alkoholismus.) Das Zentralorgan der sozialdemokratischen Gewerkschaften nimmt in recht bemerkenswerter Weise zu dem Internationalen Anttalkoholkongrefse Stellung. Gegen den Stand punkt des sozialistischen Wiener Arztes vr. Fröhlich, den Alkoholismus in der Hauptsache auf „Massenarmut" zurückzusühren, wendet das gewerkschaftliche Zentralorgan nichts ein. Desto lebhafteren Widerspruch erhebt es gegen die Forderung, daß Arbeiterorganisationen unmittelbar den Kamps gegen den Alkoholi-mu- aufnehmen sollen. In dieser Beziehung führt da- Gewerkschaftsorgan u. a. au-: »Wenn die Arbeiterbewegung den Organisations bestrebungen der Alkoholgegner nicht das von den letzteren erwartete Interesse entgegenbrtngt, so ist das dem Um stand geschuldet, daß heute von solchen sozialen Donber- bestrvbungen mehr Oraanisation verlangt wird, al- selbst der beffer gestellte Arbeiter beim besten Willen erfüllen kann. Dieser Organisationsüberfluß, der der Sache wenig nützt, kann nur dazu dienen, die Kräfte der Arbeiter- bewegung zu verzetteln." — Diese Behauptungen und Be- sorgnifse erscheinen in einem recht eigenartigen Lichte, wenn man sich der zahllosen sozialdemokratischen Ver- gnügung-vereine erinnert. Fast wochcntägltch füllt der „Vorwärts" «ine ganze Spalte mit Angaben über die „Sitzungen" solcher sogialdemokrattscher Ver» gnügungSvereine. Wieviele davon unter dem Namen von Gesangvereinen, Rauchervereinen, Schwimmerveretnen, Radfahrvereinen. Lese» und DiSkutierklub-, Lheaterver» einen, Lotterievereinen uiw. vorhanden sind, ist beinah« unslaublich. Die Au-gaben für dicke Art non Vereinen kann sich die Arbeiterschaft nach d«r Meinung deS gewerk schaftliche« Zentral»rga»- offenbar unbedenklich leisten; wenigstens ist uns seit Jahr und Tag in dieser Hinsicht keine Klage deS genannten Blattes vor Augen gekommen. Daß aber Arbeiterorganisationen zur Bekämpfung deS Alkoholismus ungleich segensreicher wirken würden, al- jene Bergnllgungsvereine, bedarf keines Beweises. Aber die sozialdemokratischen Vergnügungsvereine dienen der sozialdemokratischen Partei als Mittel, weite Kreise der Arbeiterschaft an der sozialdemokratischen Fahne festzu halten. Tann drückt daS Zentralorgan der sozialdemo kratischen Gewerkschaften gegenüber den sozialdemokrati schen Bergnügungsvereinen ebenso beide Augen zu, wie die sozialdemokratische Partei als solche. V Berlin, 28 April. (Telegramm.) Der Kaiser dort« gestern vormittag noch den Vortrag deS Minister- Budde und empfing eine Deputation deS schwedi cken BohuSlaen-RegimeotS Nr. 17, welche sich zur JnbrläumS- feier deS 33. Jnsanierie-RegimentS Graf von Roon begab. Nachmittags unternahm der Kaiser einen Ausritt. Heute morgen begab sich ter Kaiser nach Potsdam, um auf dem Bornstedter Felde den Baiaillonsbesichtigungen de« 1. Garde- Regiments z. F. beizuwodnen. Auf der Fahrt nach Potsdam börte der Kaiser den Vortrag deS Staats sekretärs K r a e t k e. Auf dem Bornstedter Felke sand ein Feuerexerzreren statt. Der Kaiser hielt sodann eine kurze Ansprache und nahm an dem Frühstück im OffinerSlasino deS 1. Garde-RegimentS teil. — Die Kaiserin gedenkt morgen vormittag in der Delegierten- Veriammlung veS Vaterländischen Frauen-Verein« im Ministerium der öffentlichen Arbeiten und übermorgen in der Generalversammlung de« Vereins in der Singakademie zu erscheinen. Bon dem beabsichtigten Empfang und der Bor- stellung von Delegierten im tönrgl. Schlosse wird mit Rück sicht auf die für die Kaiserin noch erforderliche Schonung in diesem Jahre dagegen Abstand genommen werden. D Berlin, 28. April. (Telegramm.) Dem Präsidenten der Berliner Handelskammer, Geheimen Kommerzienrat Herz, ist an läßlich seines 80. Geburtstage- der Kron en-Orden 2. Klasse verliehen worden. — Beim Absckiedsmahl der Zentrumsfraktion de« Reichstages und des preußischen Landtage« dielt der ReicbS- tagSpräsident Gras Ballestrem eine in mannigfacher Hin sicht bemerkenswerte Rede. Er meinte nach dem Bericht ver „Germania", e« zeige sich immer wieder, daß das Zentrum wirklich da« Zentrum, die Achs« sei, um die sich alle« drehe. Wer hätte vor 30 Jahren an eine Entwich lung gedacht, in der das Zentrum eine solche S ellung ein nehmen würde. Erst auf Antrag des Zentrums sei der Reichs tag zur sozialen Gesetzgebung übergegangen. Den eisten Antrag Galen habe man seinerzeit verböhnt und nicht einmal einer Konimissionsberatung gewürdiat. Er möchte mit Kaiser Wilbelm I. sagen: Welch eine Wendung durch Gottes FügungI Wenn jetzt ein Antrag de« Zentrums 'omme, horche alle« auf. Bemerkenswert ,st noch, daß zum Schluffe de« Mahle« eine Art Sängerkrieg sich entspann bei dem Bemühen, da« Gedicht eines anonymen Verfasser« auf da« Zentrum und seine — man köre! — Friedlich keit und Einigkeit in Töne zu setzen. — Der Kolonialrat wird nach der „Tägl. Rundsch." am 15 Mai zwei Tage zu einer Sitzung zusammentreten. Am 1. Mai findet bereit- eine Sitzung des Ausschnffc« statt, die über die Satzungen der Deutschen Kolonial-Gesellschaf: beraten soll. — Zu den Debatten im preußischen Abgeordnetenhause über die Bedeutung de« Adels und der Korps für den höheren Verwaltungsdienst in Preußen bemerkt die „Post": „Ohne Zweifel ,st eine gute Familientradition und eine gute Kinderstube ebenso wie die Erziehung rum Charakter im KoipS ein Moment, da« jur die Aus wahl deS Anwärters zum köderen Verwaltungsdienst von Bedeutung ist, au« dessen Berücksichtigung man demzufolge weder dem Minister, noch den Regierungspräsidenten an sich einen Vorwurf machen kann. Was aber mit Recht zu tadeln sein würde, ist die einseitige Berücksichtigung dieser äußeren Momente auf Kosten tüchtiger Anwärter de« höheren Verwaltungsdienstes, welchen weder solche Familitazugebörigkelt, now die Angehörigkeit zu einem KorpS zur Seile steht. Die Ansichi, daß wenigstens von einigen Regierungspräsidenten zum Schaden der Ver waltung so «inseitig bei der Annabme von Referendaren verfahren worden ist, wird von weiten Kreisen auch der Beamtenschast geteilt. Aus diese Anschauung giüadet sich die Forderung einer wirkiameren Kontrolle der Annahme der RegierungSreserendare seilen« der Regierungs präsidenten durch den Reffortminister." — Eine parlamentarische Kandidatur von Ge- werbeaufsichtSbeamlen wird nicht gewünscht. So berichtet die „Freis. Ztg." Im Wahlkreise Minden-Lübbecke war von nationalliberaler Seile der dortige Gewerbeaufsicki»- beamte ausgestellt worden. Da,ausdin hatte die „Freis. Z,g." di« lrebenSwürdige Frage gestellt, wa« „Herr Möller wohl dazu sage", und jetzt weiß sie mitzu»e,len: Minister Möller hält« dem „Gewerdeaussichtsdeamten in M nden zu erkennen gegeben, daß er «ine politische Kandidatur von Gewerbe- aussicht-bramten nicht wünsche". Da Beamte zum Eintritt m den Rrich«taz keine« Urlaubs bedürfen, da ein Gewerbe- aufstchtsbeamter auch kein politischer Beamter ist, so erscheint ein solcher Eingriff in die Recht« de- Staatsbürger« nicht recht verständlich. — Die „Poft" veröffentlicht folgende Parteirüge: „Die „Schlesische Zeitung" bringt in der Sonntags-Nummer «inen heitige« Angriff gegen die Vertrauensmänner der Zentrums partei wegen ioieS Verhalten- gegenüber den ober« schlesisch,» Wahlen. Es ist selbstverständlich, daß dieser Artikel nicht im germgstrn von der Leitung der RerchSpartri inspiriert ist oder deren Auffassung wieker- gibt. Insbesondere würde eS für einen schweren Mißgriff angesehen werd«« müsse«, wenn auch dem Grafen Balle» strern ei« deutscher Gegenkandidat entgegengestellt werden sollte." — Sintewale» es >»m«r «och minder gefährlich ist, ein Organ der eigene« Partei zu brüskieren, als daS hoch- mögende Zentrum. — Zum 100. G'buttStage de« Generolfeldmarlchall» Graf v. Roon hat auch daS preußttche Kereg-ministerium Vorbereitungen zu einer größeren Feier am 30. April getroffen. — Grai Engelbert von Farstenberg-Hrrdringen, Kommrr- berr und Erbtruchleß im tzerzoatum Westfalen, ist al« legitimierter Nachfolger feine- am 1. Februar 1So2 verstorbenen Baler- im Besitz deS gräflich von Fürstenbera-Herdnngenickrn Familienfidei kommisse« aus Grund «rblichen Recht- mttttls königl. Erlasst« vom 1. itpril d. I. zur Einnahme seines Sitze« im Herrenhaus« em- geladea worden. — Der Geheime und Oberregierung-rat Schulze-Nickel in Königsberg i. Pr. ist, wie die „Allg. Ztr." hört, vom 1. Juli mit Wahrnehmung der Geschälte des Eisen bahn-DirektionS- Präsidenten in Bromberg, Ooerbaurat Hoest mit der Wahr- nebmuug der Geichäste de« Eiienbadn-DirektionSpiastdenten in Elberseld bettaut morsen. — Der Sohn des früheren Kulturminister« Bosse, Prostssor der Tbeologie in Greifswald vr. Friedrich Bosse, ist als HülfS- arbeiter ins preußische Kultusministerium berufen worden. — Reich-tagskanbidaturen: Der freisinnige Kandidat im zweiten Berliner ReicheiagSwahlkreiie Lizentiat Grädner ist gestern auf der Kanzel von einem leichten Schlaganfall betroffen worden und hat deshalb seine Kandidatur zurück gezogen. An seiner Stelle wird nun der Lanblag-abgeordnete und Stadtverordnete Krei tliag al« freisinniger Kandidat ausge stellt werden. — Mit der Ausstellung eine- polnischen Zähl kandidaten für Berlin und Umgebung beschäftigte sich am Sonntag eine zablreich besuchte Poienverwmmlung. Gegen die Stimmen der polnischen Sozialisten wurde folgende Resolution an genommen: „In Erwägung, daß »S Pflicht jede- in der Fremde wohnenden Polen ist, seine naiionalen Erinnerungen treu zu pflegen und die Wahlagitation viel zur Belebung und Siärkung de« nationalen Bewußtseins beizutragen geeignet erscheint, beichließt die heutige Polevoerjammlun.i, bei der nächsten Reich-tog-wahl aus den ReichS- togsabg. Rechtsanwalt v. ChrzanowSki-Polen, als bewährten Pairioten, ihre Stimmen zu vereinigen." — In einer gestrigen VertrauenSmonner-Ver ammlung der nationallioeralen Partei deS heisischen KreiieS Friedberg wurde der bisherige Vertreter Abg. Graf Oriolo einstimmig wieder als Kandioat ausgestellt. — Die preußischen Eisenbahndirektionen sind angewiesen, die Abortanlagcn in den Abteil-Personenwagen ver miedenen Verbesserungen unterziehen zu lasten und dafür Sorge zu tragen, daß sämtliche hieraus bezüglichen Arbeiten im Laufe der nächsten 5 Jahre durchgefuhrt werden. Die für Schnellzüge bestimmten Wagen sind oabei zunächst zu berück sichtigen. * Kiel, 27. April. Seit der Trennung der Herzogtümer von Dänemark ist Dänemark bisher in Kiel trotz der leb haften Verbindung zwischen Kiel und zahlreichen dänischen Häsen ohne konsularische Veitrelung geblieben. Al« ein Zeichen der besseren Gestaltung der deutsch-dänischen Beziehungen darf der Umstand betrachtet werden, vaß leiten« der dänischen Regierung nunmehr die Errichtung eine« Konsulats in Aussicht genommen ist und daß zu dem Zwecke mit der preußischen Regierung Verhandlungen angeknüpsl sind. (Wes.-Ztg ) (D Sangerhausen, 28. April. (Telegramm.) Die „Saugerhäuier Zeilung" meldet: Die Witwe des am 27. Januar 1903 verstorbenen Fürsten zu Stolberg- Stolberg ist heule nackt auf Schloß Stolberg von einem Sohne entbunden worden. (Der Fürst wurde s. Z. er schossen ausgefunden. Durch die Geburt eines SouneS bleibt das Majorat m der eigenen Familie de« Ver storbenen. Red.) -r- Altenburg, 28. April. Die Durchleuchtung des verletzten Beines Mittel-Röntgenstrahlen, die gestern im hefigen Krankenhauie am Herzog vorgenommen wurde, hat die Ann hme, daß eine Schenlelirokiur voriiegt, bestätigt Es wurden drei Auf nahmen von der Bruchstelle gemacht, weiche die Verletzung deutlich erkennen lassen. Ein ärztlicher Bericht ist jedoch bis Mittag noch nicht bekanntaegeben rvoroen. * Iserlohn, 27. April. Den freien Gewerkschaften ist es gelungen, einen Teil der Unter st ützungsgelder den ausgesperrlen Mitgliedern auszuzahlen. Die Empfänger müssen sich jedoch schriftlich verpflichten, nach Beendigung der Bewegung noch ein Jahr lang der Organisation anzugehörcn, da sonst die Unterstützung nur als Darlehen gilt. * M.-Gladbach, 27. April. Hier fand heute die Legung des Grundsteins für eine Lungenheilstätte statt, für die ein Fräulein Gueury der Stadt 775 000 vermacht hat. Der Feier wohnten der Oberprüsident der Rhein provinz un- der Düsseldorfer Regierungspräsident bei. — Bürgermeister Piccq wurde zum Oberbürger, meister ernannt. * Au« Trier wird mehreren Blättern berichtet: DaS Ende de« Trierer SckulstreiteS ist, äußerlich wenigstens, derbeigesührt. Jetzt sind auch die Zugeständnisse bekannt geworden, welche die Regierung für die Gewäbrung eines katholischen ReliqionslehrerS gemacht hat, und es sind ihrer nicht wenige. Man bat einfach alle von den Klerikalen ausgestellten Bevingungen angenommen. Da ist in erster Linie eine neue w ffenschasiliche Lebrerin kaiholttcker Kon- fession an die Schule versetzt worden, ein Fräulein Scheele au« ArnSberg. Dann ist verfügt worben, daß von dieser Lebikraft in den oberen Klaffen der Unterricht in Deutsch und Geschichte zu erteilen »ei. Ferner ist daS von der DaSbachscden „LandrSzeitung" so fürchterlich verketzerte päda gogische Lehrbuch von Ostermann beseitigt und durch da« gut katholische von Volkmer ersetzt worden. Damit noch nicht genug, bat man auch Vorsorge getroffen, daß zur Lektüre al« pädagogische Schuften nur gewiss« Sonderausgaben des stock klerikalen F. Schöninghschen Verlag- in Paderborn i« Zu kunft benutzt werden. Dazu ein Kaplan, welcher i« allen Klaffen den Religionsunterricht erteilt; wir wüßten wirklich nicht, wa« die Klerikalen noch mehr begehre« könnten. Außer dem verbaßten Namen „parnätttch", der nach den geschilderte« Neuerungen beinahe wie Hohn kling», kann selbst Dr. Korum an der königlichen Anstalt wodl nicht» mehr auS'etzen. Ob er nun seinen Pfarrern, Kapläneu und seiner Presse ab winken wird, bleibt abzuwarteo. Ganz ersolglo« ist deren Arber» bisher doch nicht gewesen. Jo den letzten Tagen sind zahlreiche Abmeldungen von Schülerinnen de» verketzerten Schul« erfolgt, die vielleicht angesichts der ver änderten Sachlage wieder rückgängig gemacht werden. — Daß der trübselige AuSgang diese« Streite« die Autorität deS Staate« zu stärken geneigt ist, wird auch daS offiziöse- veranlagte Gemüt nicht behaupten können. Der Ulrra»»»ttb>
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