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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.06.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020618029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902061802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902061802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-06
- Tag1902-06-18
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MpWcr TaMM Anzeiger. Änttsvlatt des Äömgkichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Notizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Prei- die ügespaltene Petitzeile 2S H. Reklamen unter dem Nedactionssirlch (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach- richten («gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Osfertenannahme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen Ausgabe, ohne Poftbesörderung 80.—, mit Poftbesörderung ^l 70-—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr- Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Nr. M. Mittwoch den 18. Juni 1902. 96. Jahrgang. -<to»t dakn 172,- 85^5 mädr.I 88^0 -SanLs 83,50 Feuilleton ISj cL« - 1800 835 a ans kssren- >n Lrrkaxen >nia- (16/6) io /6) io Kotter- oä; Xoekor- a ttsv Vork, tLtopksr apker »kbilo- VlOckersee- 'oocb»I oocN udnrx. <16/6) oo>1 ssrioN" (17/6) ooeb Horck- srt 8ruU e.ue- oioossiopker 6/6) kortlaot 61,80 .125,— 113,80 186,50 136,— 186,— 184,— 115Z5 182,— 88.— 131,— 175,60 105^50 138,50 -173,40 133,75 80,— 176,10 185.25 168,75 l>I»tr: Nom- s, Liokarä »mit kett. «ad. aod» 0,08). >,02). »ook. rbvdr. Dow. 8250 1750 20 335 200 1520 1875 870 3200 15200 6075 3375 460 12500 8750 11800 3475 4375 «35 1400 2460 200 1240 2340 1603 15700 875 205 2875 3825 2825 4125 2800 275 17600 475 1800 LLv.i — 18^5 >Vs ! 108,80 Ulk. 147,— d.k«<j 114,10 soeob 117,75 »sobt. /alter PolMsche Tagesschau. * Leipzig, 18. Juni. Prinz Ludwig »en Bayer« bat, wie nicht mehr zu be zweifeln ist, dieser Tage in einer zu Ludwigshafen am Rhein gehaltenen Rede eine Bemerkung einfließen lassen, die von der bürgerlichen Presse Bayern» unterdrückt worden ist. Sie ist, wie das immer geht, doch bekannt geworden und die dayerisch-publicistischen Vertuschungsversuche haben, wie das auch immer geht, die Wirkung gehabt, dem priuzlichen AuSspruche eine Bedeutung beizulegen, die sie nicht besitzt und die ihr gewiß auch nach der Absicht des Redners nicht zukommen sollte. Weil die bayerischen nationalen Blätter schweigen, meint man, sie seien peinlich berührt, und weil man sie sirr peinlich berührt hält, glaubt man, es sei dem Bundesverhältniß ernstlich etwas Unangenehmes zugestoßen. Da» ist aber gewiß nickt der Fall. Prinz Ludwig, der dem badisch-pfälzischen Mannheim eben einen Besuch abgestattet hatte, sagte in dem gegenüber liegenden bayerisch-pfälzischen Ludwigshafen: „Ich komme heute von einem schönen Fleckchen Erde, da» man uns vor hundert Jahren gewaltsam entrissen hat!- Ein hartes Wort, das aber so schlimm, wie es sich anhört, gar nicht gemeint sein kann. ES ist psychologisch interessant, aber auch psychologisch erklärlich, daß Prinz Ludwig den Verlust Mannheim'« (wie auch Heidelberg's und anderer wirklich sehr schöner pfälzischer Landstriche) nicht verwunden hat. Der Prinz ist ein Bewunderer seines Großvaters, des Königs Ludwig I., er läßt ihn sogar gern im Mittelpunkt einer Bewegung erscheinen, die für die deutsche Entwickelung kaum minder bedeutsam gewesen sei, als die Ereignisse von 1867 bis 1871. Der erste Ludwig aber hatte dem Verlust eines Stückes der Pfalz tiefen, unauslöschlichen Grimm geweiht und das Gefühl auf Baden übertragen, dem der größere Theil der den Wittelsbachern verloren gegangenen Besitzungen am Rheine zugefallen war. Nicht das Ganze, auch Hessen bat mit participirt. Aber Baden bekam nicht nur das Meiste, sondern auch das Beste, insbesondere wurde es der Erbe wittelsbachischer Kunstschöpsungen, die der Kunstfreund auf dem rechtsrheinisch aufgestellten Throne schmerzlich vermissen mußte. Es ist mehr als eine Fabel, daß trotz des Bestehens des deutschen Bundes Ludwig daran dachte, Baden mit Krieg zu überziehen, und es ist gewiß, daß die Kaspar Hauser - Affäre nicht im Entferntesten so viel Staub aufgewirbelt hätte, wie sie gethan, wenn das osficielle München nicht rastlos bemüht gewesen wäre, die Existenz und die Schicksale des räthselhaften Burschen dem badischen Hofe, um diesen bloßzustellen, in die Schuhe schieben zu lassen. Daß die Zornmüthigkcil deS wackeren Königs im Enkel den Abglanz einer Renaissance erlebt, trotz Allem, was seit dem Frieden von Luneville in Deutschland sich zugetragen und geändert hat, haben wir wohl ohne UebertreibungeineinteressanteErschcinunggenannt.Und vom nationalen Standpunkt keine unerfreuliche. Es ist für den normalen Verstand von vornherein einleuchtend und braucht deshalb nicht erst auseinandergesetzt zu werden, daß ein Ausspruch wie der in Ludwigshafen gefallene den — ja noch nicht völlig verklungenen — Nachball der be kannten Moskauer Rede deS Prinzen Ludwig abschwächt. Politisch ist die Ludwigshafener ReminiScenz in dem Bundesstaate Deutschlands natürlich jetzt und künftig bedeutungslos, sollte man sie historisch in Baden als ein ziemlich starkes Stück bezeichnen, so wäre dem schwer etwas entgegenzuhalten. Die Gewalt, die Baden Theile der Pfalz iuL««ll/Lndr 6st<t § krist 5875! 5825 3720! 3825 3150 — I 6000 3325 12250; 14800 8600 12100 3425 2350 4325 615 13«0 2420 1200 2275 1580 Hs 18o 2825 3750 2875 4075 2750 225 460 1825 400 8100 1V75 10, 310! Verfehlte Liebe. Roman von E. Hein. Nachdruck verboten. Und die Männer! Sie gehören fast alle zu den Narren, di« freiwillig Rosenkctten auf sich nehmen und für jedes Lächeln einer Frau dankbar sind. Wie oft habe ich eigentlich meinen Seladon angelächelt, nicht oft, und wieviel hat er nun schon für mich aus gegeben. Ich bin nur neugierig, was seine Tochter zu ihrer neuen Mama — sie brach in ein herzhaftes Lachen aus — sagen wird. Ein schönes Mädchen, sie soll mir ähnlich sehen. Ich finde cs nicht, aber sie ist ja eine Deutsche, di« sind so herb. Sie hat einen leidlich geschickten Gang. Nun, ich werd« sie bald näher kennen lernen. Ach Gott, das -Waschbecken — da ist ja im Schlafzimmer nicht einmal ein Spiegel ... Im Schlafzimmer einer Frau fehlt ein Spiegel! . . . Komische Menschen, diese Deutschen. Wie kann sich denn eine Frau ohne Spiegel schön machen ... und schön muß sie sein, -wenn sie gefallen will. Nun, heut« muß es gehen . . . ." Während ihres Selbstgespräches hatte Margot ihr Reise kleid abgelegt, ihre Koffer geöffnet und ihre Sachen, so gut es ging, untergebracht. Als sie die nothwendige Wäsche Wegthun wollte, stand sie rathlos da. Sie spähte nach einem Wäsche schrank. Keiner zu sehen. Schon wollt« sie die Hemden, Unter röcke, Beinkleider wieder in den Koffer packen, als ihr ein Möbel in der Stube auffiel, das sie noch nie gesehen hatte. Neu gierig trat sie hinzu. Es war so hoch wie ein Tisch und hatte drei Schlüssellöcher. Im obersten steckt« «in Schlüssel. Sie drehte ihn herum und zog, «in großer, mächtiger Kirsten kam zum Vor schein. Sie schüttelte den Kopf und schob wieder zu, dann zog sie am zweiten Schlüsselloch — wieder ein Kasten. Das wieder holt« sich zum dritten Male. „Ach, daS nennen ste eine Eommodr", sagte sie. „Wie soll man nun hi«r etwas finden. L«ae ich die Strümpfe zu unterst, dann di« Hosen, die Hemden, die Röcke, und ich brauch« «in Paar Strümpfe, so muß ich erst Alle» auSpacken, ehe ich dazu gelange .. . wenn ich nun noch Handschuhe, Kämm«, Schleifen, Torsetts, meinen Schmuck dahinein packen soll . . brr drr . . . Vorläufig muß es gehen." Sie seufzte. Si« war mit dem Einpacken fertig. Mit der Geschwindigkeit, dem Ordnungssinn Und der Anpassungsfähigkeit einer Französin hatte sie nur wenig« Minuten zur Ordnung ge- 82,80 188,25 44,10 205,75 335,50 173,40 176,75 175,60 177^5 108,50 108,60 —203,25 kasssa 88,10 iokto <isr rSxv rsQcksQL Vit«» -iod im . tsuckirtsn w 213,85 215,90 85,25 216,10 SodvLod. Visu nlaw >r s iso vsu »tUIL. Sink. LLIr stsks MM> iso «sikb. rsido, 88,50 S. 151,60 e« 85^5 msto : 8 1». 215,70 rost« d Ix. uUu». <to. Sslck zubrachte, wurde nicht von Baden geübt, sondern von Frank reich. Und von dieser Gewalt hat Bayern selbst viel mehr profitirt als Baden und mehr als bis jetzt ein anderes deutsches Land. Nicht vor 100, aber vor 98, 99 Jahren hat Bayern aus derselben Constellation heraus, die Baden Mannheim erlangen ließ, sich eine in der Weltgeschichte seltene Vergrößerung gefallen lassen und es hat seitdem niemals die Absickt kundgegeben, sich deS gewonnenen Besitzes, weil Anderen „mit Gewalt entrissen", zu entäußern. Ganz Franken, wo auch ein großer geistlicher Fürst zu Gunsten des noch kurz vorher exclusiv katholisch „glaubenSeinheitlich" gewesenen Südstaates deposetirt worden war und auch Preußen sein Ansbach-Bayreuth hatte hergeben müssen, Schwaben, die Perlen Augsburg und Nürnberg sielen durch Napoleon Bayern zu und nicht zu vergessen Tirol, das uralte Besitztum Habs burgs. Daß dieses wieder herausgegeben werden mußte, ändert nichts an der Gleichartigkeit des Erwerbungsmodus bei Innsbruck und bei Heidelberg. Prinz Ludwig ist ein tempe ramentvoller Herr, aber er kann angesichts dieser historischen, zum größten Theil fortlebenden Thatsachen unmöglich einen ernsten Vorwurf gegen Baden wegen der Erwerbung Mann heims haben erheben wollen. AuS diesem Grunde ist es bundespolitisch viel zweckdienlicher, seinem Ausspruche „ins Auge zu blicken", als durch Vertuschung der Tuschelei über mögliche künftige territoriale Revisionsgedanken Bayerns Thür und Thor zu öffnen. Die Vorlage über die ostasrikanischc Eisenbahn ist wieder einmal unerledigt geblieben und bis zur nächsten Winter tagung des Reichstages aufgeschoben. Damit geht günstigsten Falls abermals ein ganzes Jahr verloren, ehe mit dem Bau begonnen werden kann. Kennzeichnend für die Beschränktheit des Standpunktes, von dem aus der Kampf gegen diesen Eisen bahnbauplan geführt wird, ist, daß in einer in der letzten Zeit an den Reichstag gerichteten Eingabe der heutige Belkehr auf der bezüglichen Landstrecke als viel zu gering bezeichnet wird, um auch nur die kleinste Bahn zu unterhalten! Ueberall ander wärts in den Colonien baut man die Bahnen da (und gerade deshalb), wo der Verkehr nicht aufkommen will. Allenthalben z. B. auch bei der Bahn von MoinbaS nach Uganda hat sich sofort mit dem Bau der Verkehr in un erwarteter Weise gehoben. Wie lächerlich die Bekämpfung derartiger Bahnbauten sich nach deren Vollendung ausnimmt, dafür nur ein Beispiel: Der französische Gouverneur deS Scharigebietes, Gentil, kehrte Anfang 1899 nach längerem Urlaube nach Westasrika zurück, fand die Congobahn fertig vor und benutzte sie. Er schreibt: „Während wir noch zögerten, gingen unsere Nachbarn uner schrocken an das Werk; trotz der Bodenhindcrnisse, trotz der Oppo- sition vollendeten sie die Bahn. Ihre Einnahmen steigen fort- während, sie betragen schon fast 16 Millionen Francs. Mit welchem mitleidigen Lächeln nahm man auch bei unS die Nachricht von dein Plane des Eisenbahnbaues am Congo auf. „Das ist idiotisch, Las ist albern", rief man aus, „dort wird es niemals einen Handel und Verkehr geben, der die Bahn bezahlt macht". Heute ist das Ergebnis für uns niederschmetternd. In zehn Jahren haben die Belgier ihr Capital wieder heraus und daneben haben sie die Bahn noch, die einen vernichtenden Einfluß auf unser Gebiet und unsere Unter nehmungen ausübt." So Gentil. Ueberhaupt ist die ganze Opposition in Belgien wie in Frankreich gegen die Congobahn sehr lehrreich, da sie mit denselben Mitteln und Sätzen wie bei uns jetzt in Deutschland kämpfte. braucht. Sie wollte sich waschen. Zwei große Schwämme tauchte sie in das Becken. Im Nu waren sie vollgesaugt. „Nein, nicht einmal für die Schwämme reicht das Wasser!" Sie wollte sich ausschütten vor Lachen und sank dadei aufs Bett. „Nanu, was ist denn das? Sind das Federn? Da waren ja unsere Strohsäcke bei der Mutter besser und weicher. Und diese Last! Da erstickt ja jeder Gedanke an Sünde " Sie war fertig geworden. Sie betrachtete sich im Spiegel. „Ich kaniz mit mir zufrieden sein. Noch ein ganz klein wenig roth und ein wenig Puderquaste.... halt, von diesem Veilchen parfüm ... So . . . natürlich braune Handschuhe . . Lsi bien ... ich bin fertig . . Sie klopfte an der Thür zu Schwärzens Stube und trat hinein. Friedrich ging ihr mit einem trunkenen Blicke entgegen und Frau Schwarz konnte sich nicht enthalten, auszurufen: „Nein, schon fertig, Fräulein, und wie hübsch Sie sind. Und das fein« Kleid . . . Soll ich gleich «in bischen aufräumen?" schon trat sie in das Zimmer. „Aufräumen, warum? Es ist Alles in Ordnung." Mit der Antwort war nun freilich Frau Schwarz nicht zu frieden. Sie war viel zu neugi«rig. Sie machte sich an einem Koffer zu schaffen. „Der ist ja leer, Fräulein", rief sie erstaunt aus. „Gewiß, liebe Frau, ich habe ausgepackt." „Wa .. . wa . . . was . . . Sie -haben schon ausgepackt?" „Alles im Schrank und in der Riste. Freilich, es geht sehr eng zu ..." „Du lieber Gott, Fräulein, das hat ja kaum «ine halbe Stunde gedauert. Und dabei noch umgezogen . . . und fix und fertig ... vorher wohnte hier eine Lehrerin, eine gescheckte Dame, sie sprach sogar französisch, die hat drei Tage gepackt und ge kramt, ehe sie fertig wurde. Freilich, eine Lehrerin ..." „Und ste sprach französisch?" sagte -lachend Margot. „DaS mache ich auch. Ich bin Französin, eine Elsässerin; um fran zösisch und deutsch zu sprechen, braucht man keine Lehrerin zu sein. Nun, leben Sie wohl!" Sie nahm Friedrich'S Arm und rauschte die Treppe hinab, gefolgt von den bewundernden und neckischen Blicken der Be wohnerinnen. Fünf Minuten später wußte daS ganze Haus, nach einer Viertelstunde die Hälfte drr Straße, daß Margot direkt aus Paris komme, nur um Herrn Friedrich zu heirathen. Ihm wurden zehn Millionen angedichtet. „Solche Frauenzimmer haben nun das Glück, aus Frankreich müssen ste sein", sagt« die Frau au» dem dritten Stock, indem sie den Kohknkasten hinsetzte, um zu plaudern, und sich mit den Nicht zu unterschätzen ist die Thätigkeit des tschechischen Schulvcreins inPrag, der im Jahre 1901 eine Einnahme von 551198 Kronen hatte. Er unterhielt ein Gymnasium in Mistek mit 244 Schülern, ein Realgymnasium inMäh- risch-Ostran mit 275, ein Gymnasium in Wisch au mit 196 und ein Gymnasium in Hohenstadt mit 282 Schülern. Die Vereins-Realschule in Littau wurde in städtische Verwaltung übernommen. Weiter wurden von dem Verein 40 tschechische Volksschulen, meist in rein oder überwiegend deutschen Orten Böhmens unterhalten, so z. B. in Schönpriesen bei Aussig t106 Schüler), in Priesen bei Bilin <144), in Liebenau <110), in Hostomitz bei Dux <375), in Kopist bei Tcplitz <495), in Reichenberg <212), in Leitmcritz <200), in Bodenbach <85), in Pvstelberg <189), in Tcplitz <147), in Turn bei Teplitz <634), in Saaz <236), in Libvch <98), in Dobrschan <53), in Frauenthal bei Deutsch- brod <78). In Mähren und Schlesien giebt es je 3 tschechische Vereinsschulen, und zwar in Johannesthal, Mährisch- Kronan, Znaim, Friedek, Klcin-Kunzcndorf und Trvppau. Tschechische Kindergärten wurden in 29 Orten Böhmens, 21 Orten Mährens und 4 Orten Schlesiens unterhalten. Der Schulaufwand betrug 449 943 Kronen, die Verwaltung erforderte 28 872 zkrvncn. Nicht um das tschechische Sprach gebiet zu schützen — dasselbe bedarf des Schutzes ganz und gar nicht, da es an keinem einzigen Pnncte gefährdet ist —, sondern um es auf Kosten des deutschen Volkes nach allen Richtungen hin zu er- weiter n, ist der tschechische Schulverein gegründet wor den. Er trachtet darnach, die zahlreichen deutschen Sprach inseln in Böhmen und Mähren zu gewinnen, die Sprach grenze weiter hinauszuschieben und das rein deutsche Ge biet mit slawischen Elementen zu durchsetzen. Der Vereins leitung wird die Erreichung dieses dreifachen Zieles um so mehr erleichtert, als das tschechische Volk sich sehr opfer willig zeigt und der reiche böhmische Adel, die tschechische Geistlichkeit und die tschechischen Geldinstitute den Verein alljährlich mit bedeutenden Summen unterstützen. lieber die Bedeutung des Besuches des Fürsten Ferdinand am russischen Hofe führt in einem längeren Artikel die „Nowoje Wremja" Folgen des ans: Der diesjährige Besuch des Bulgarenfürsten steht an Bedeutung den früheren Besuchsreisen desselben weit voran. Daher gewannen auch schon die Empfangs feierlichkeiten in der Hauptstadt einen viel tieferen Cha rakter, als sonst derartige Höflichkeiten an sich tragen. Wir glauben zu wissen, daß Zar Nicolaus selbst den Wunsch ausgesprochen hat, die Hauptstadt möge seinen fürstlichen Gast so feierlich als möglich empfangen. Dieser Besuch hat seine Bedeutung bereits in dem dazu gewählten Zeitpuncte. Die Anwesenheit des Präsidenten Lonbct am Zarenhofe erfolgte in dem Augenblicke, als England durch den Ab schluß -es Friedens in Südafrika seine Hände wieder frei für andere Unternehmungen zu bekommen glaubte. Die zwischen dem Zaren und dem Präsidenten Loubet ge wechselten Trinksprüchc bedeuten daher eine vernehmbare Warnung an die englischen Staatsmänner, sich ja nicht auf eine neue Gewaltpolitik im fernen Orient einzu lassen; und der gleich darauffolgende Besuch des Fürsten Ferdinand bedeutet die offenkundige Erklärung, daß Ruß land gewillt und in der Lage ist, im europäischen Orient gewissen friedenstörenden Machenschaften ein starkes Halt entgegenzusctzen. Fürst Ferdinand und seine Minister haben in ihrer Reise an den Zarenhof das Ge lübde abgelegt, daß sie sich ohne den Willen Rußlands nicht in irgend welche Abenteuer einlassen werden. Und damit ist für gewerbsmäßige Friedensstörer jede Möglichkeit ge nommen, am Balkan ein Feuer anzuzünden, welches vielleicht Rußland von der Verfolgung seiner anderen Auf gaben abhalten könnte. Deutsches Reich. Berlin, 17. Juni. Eine Milderung der Be stimmungen über die Verjährung der Ansprüche aus der Unfallversicherung ist durch das neue Ge- werbe-Unfall-VersicherungS-Gesetz insofern eingeführt worden, als nach Ablauf der zweijährigen Frist der Anmeldung deS Anspruches auf Bewilligung einer Unfallrente nur dann Folge zu geben ist, wenn zugleich glaubhaft be scheinigt wird, daß eine einen Entschädigungsanspruch be gründende Folge des Unfalls erst später bemerkbar geworden, oder daß der Entschädigungsberechtigte von der Ver folgung seines Anspruches durch außerhalb seines Willens liegende Verhältnisse abgehalten worden ist, und wenn die Anmeldung innerhalb dreier Monate, nachdem eine Unfallfolge bemerkbar geworden oder das Hindernis; für die Anmeldung weggefallen, erfolgt ist. Es rst nämlich vorgekommen, daß schwerere Folgen des Unfalles erst nach Ablauf der zweijährigen Frist hervortratcn, daß bei spielsweise eine Knicverletzung, die den Arbeiter zunächst nur in der Vornahme gewisser Arbeiten beschränkte, nach Ablauf der Frist zu einer Amputation des Beines führte. Da Folgen des Unfalles schon vorher bemerkbar waren, mußte der Arbeiter, wenn er einen Entschädigungsanspruch überhaupt erst später aus Anlaß der Amputation geltend machte, nach dem alten Unfall-Versicherungsgesetze abgewiescu werden. Dies entsprach nickt der Billigkeit: es ist deshalb angeordnet worden, den Anspruch noch innerhalb dreier Monate zuzulassen. * Berlin, 17. Juni. Eine seltsame Geschichte von der Versetzung eines Postbeamten gehl durch die Blätter: Vor mehreren Jahren äußerte die Frau eines Hausbesitzers X. bei der Ober-Postdirection in Berlin mündlich und schriftlich die Befürchtung, daß ihr nicht mehr jugendlicher Gatte in näherer Be ziehung zu der Frau eines Postsekretärs A. stehe, und bat dringend, den P. recht weit von Berlin zu versetzen. Die Ober-Postdirection stellte Antrag beim Reichspostamt. Dort bestanden zwar Bedenken gegen eine Versetzung aus solchem Anlaß, letztere wurde aber doch verfügt, und zwar nach einer mehrere Hundert Kilometer entfernten Provinzialstadt. Eine Prüfung der Beschuldigung oder Verständigung des U. fand nicht statt. A erhielt Verfügung, daß er (mit Verlust einer Stellenzulage von 150 nach Z. abzureisen habe. Dem P. war ein überstürzter Umzug unmöglich. Seine 18'/rjährige einzige Tochter, seit langen Jahren krank, ging ihrer Auslösung entgegen und war nicht reisefähig. Der 16jährige einzige Sohn, wegen Krankheit und mehrfachen Schulwechscls in der Ausbildung zurückgeblieben, konnte nicht ohne Nachtheil wieder die Schule wechseln. U. erbat unter Darlegung der Verhältnisse Zurücknahme oder Verschiebung der Ver setzung. Umsonst. Bei der Oberpostdirection berief man sich auf das Reichspostamt und bei diesem auf den Antrag der Obervostdirection. — U. reiste ohne Familie nach Z. Bei den Postbehörden und der eifersüchtigen Frau verursachte dieser AuSgang Enttäuschung: man hatte eine Frau entfernen wollen und dafür den ahnungslosen Ehe mann getroffen. Vergebens suchte U. um Rückversctzung nach. schwarzen Fingern über ihr schweißiges Gesicht fuhr, so daß es noch schmutziger wurde. Margot wollte zuerst etwas frühstücken. Als ihr jedoch Friedrich vorschlug, noch ein halbes Stündchen zu warten und dann gleich zu Mittag zu essen, war sie damit einverstanden. Si« bestiegen einen Straßenbahnwagen, der sie bald in das Centrum der Stadt brachte. Es war gleich zwölf Uhr, die Zeit des großen Bummels. Auf der Kaiserstraß«, der Hauptstraße der Stadt, herrschte um diese Zeit der größte Verkehr. Alles, <was nur «in wenig flaniren konnte, Studenten, Officiere, Rentiers, und wenn es zwölf Uhr geschlagen hatte, Commis, Frauen, Ladenmädchen, Bürgermädchen und sonstige Damen, drängte sich auf der Straße zusammen, um zu sehen und gesehen zu werden. Friedrich war mit Margot halb mit Willen, halb gegen seinen Willen in das Getriebe der Straße gerakhen. Schon auf der Straßenbahn hatte Margot die Aufmerksamkeit der Fahrgäste erregt, in der Kaiserstraße machte sie geradezu Aufsehen. M. ist reich an hübschen Frauen und Mädchen, reich an ele ganten Modegeschäften und guten Schneiderinnen, für daS Schuhwerk und den Putz, sorgen tüchtige Kräfte, auch sonst wissen sich die Frauen und Mädchen zu benehmen. Es ist kein über, großes Zurückhalten zu bemerken, man geht, wie man Lust hat, man kleidet sich geschmackvoll, auchdie Füße verstehen die Frauen und Mädchen, wenigstens zum Theil, zu setzen, manche wissen sogar, was sie mit den Händen anfangcn sollen, und dennoch, als Margot am Arme Friedrich'S, der heute, gehoben durch das Be wußtsein, daß Aller Blicke auf ihm mithasteton, «ine sehr würdevolle Haltung bewahrte, zuerst an einem Schaufenster einer großen Tcppichhandlung auftauchte und einige Momente stehen blieb und dabei ihr Kleid beiseite schob, damit es nicht zer- treten würde, da wurden sämmtliche Vorübergehende auf sie auf- merksam. AIS sie dann einig« Schritte langsam weiter ging, den Rock «in klein wenig bebend, daß die dunkelbraunen Schuhe und der Saum des mit seidenen Spitzen eingefaßten Unterrockes sicht bar wurde, da blieben sie sogar auf dem anderen Bürgersteig stehen. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich ihre Anwesenheit. Vorübergezangene kehrten um, um «inen Blick auf ihr Gesicht zu werfen, Entgegenkommende blieben ungeniert stehen, um sie an zusehen. Frauen und Mädchen machten lange Hälse, und da sie am Kleid« nichts auszusetzen fanden, sogen sie mit allen Fasern ihre» Anpassungsvermögens den Schnitt ihres Kleides ein. denn ein einfaches Anschauen konnte man das nicht nennen. Selbstver ständlich merkte Margot, daß sie der Anziehungspunkt Aller sei, doch versteckt« sie ihr Frohlocken hierüber hinter das Benehmen «iner Dame von Welt, nur hin und wider glitt «in raffinirt un befangener, koketter Augenausschlag über die Menge. Das Paar ging die eine Seite des Bürgersteigs hinauf, die ander« herunter. Dann war eine halbe Stunde um und man konnte schicklicher Weis« zum Mittagessen gehen. In der lauschigen Ecke eines Weinrestaurant, dessen andere Gäste vor Neugierde gar nicht zum Essen kamen, saßen sie. Margot war wirklich ernstlich er staunt über den Erfolg, den sie errungen hatte. Sie machte einige kleine Ausstellungen an ihrer Wohnung, die sie mit hübschen Witzen begleitete, worüber sich Friedrich vor Lachen fast aus schütten wollte, und dann erklärte sie ihm, wie sie die eigene Wohnung her^crichtet wünsche. Als sie hierauf zu sprechen tam, wurde Friedrich merklich einsilbiger, ein Glas Champagner half ihm über den Gedanken an die Unterredung mit Minna vinwcg. Zum Schluß trank man eine Tasse Kaffee, wozu Margot zur Verwunderung sämmtlicher Tischgäste weder rauchte noch Liqueur nahm, und verabredete für den Abens einen Ausflug nach einem Concertyarten. „Bring Deine Tochter mit, Liebling", sagte Margot, als sie an ihrer Wohnug ausstieg und Friedrich wieder davonfuhr. In den großen Kaffeehäusern der Stadt, wo sich die junge Männerwelt nach Tisch traf, gleichviel, ob sie zu fünfzig Pfennig oder zu drei Mark gespeist hatte, wurde das Auftauchen Margot s besprochen. Vermuthungen wurden laut, aber alle wurden sie auch wieder verworfen: Beide waren Fremde, wahrscheinlich Franzosen, es hatte sie ja niemand sprechen gehört, und sie waren hier, um sich M. und seine Sehenswürdigkeiten anzusehen. Mit demselben Zuge, mit dem Margot anlangte, kam ein Brief Merkel s an Minna mit, den sie nach einer Stund« erhielt. „Sehr verehrtes Fräulein, entschuldigen Sie, wenn ich Ihre Ruhe störe und mich Ihnen wieder aufdränge. Ich halte nur mein Versprechen «in. Vor zehn Minuten Habs ich die Person hier in Frankfurt auf dem Bahnhöfe gesehen und gehört, wie sie ein Billet nach M. verlangte. Sie wird also ohne Zweifel zu Ihrem Herrn Vater fahren. Sie tritt durchaus ehrbusselig auf, als ob si« sich beobachtet glaube, — sollt« sie mich bemerkt haben? — macht aber sonst eine glänzende Figur. Sie kommt aus Straßburg. Da ich gerade heute dorthin fahre, werde ich etwas über sie zu erfahren trachten und Ihnen sofort Mittbeilung macken. So wie sie heut- ist, scheint sie noch gefährlicher als in Baden-Baden, wo sie sehr zurückhaltend sein mußte. Für heute nur diese Zeilen, die ich aüf dem Bahnhöfe schrieb. Ihr . . . ." „Also doch!" seufzt« Minna, und einige schwere Thränen perlten in ihren Äugen. „War es doch vielleicht falsch, daß wir von Oel, weggingen. Nein", rafft« sie sich auf, „Kampf bis zum Messer. Besteht der Vater auf seinem Willen, dann zer schneide ich das Tuch zwischen uns. Dann rufe ich Max zu Hilfe, Amn rufe ich .... ach, hätte ich doch jetzt einen Freund, «inen Beistand gleichviel, nie darf daS Weck über meine Schwell«."
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