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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020619019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902061901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902061901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-06
- Tag1902-06-19
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Morgen-Ausgabe. ripziger. TaMatt Anzeiger Druck uod Verlag vo» L Pol- tu Leipzig. 98. Jahrgang Nr. 388 Donnerstag den 19. Juni 1902. r»tt»i>en. v 8. Fanilletsn freudig vergaß ich für den Augenblick meine mißliche! hier schön über ein Jahr allein. Mein Sohn wurde von Haupt-Filiale Dresden: Strehleuerstraß» S. Kenffprecher Amt I Nr. L71S, Haupt-Filiale Lerliu: Königgrätzerstraß« IIS. Aerus-reqer «ml VI Str. 8S«. - k-6. - - t»<1 Nedactton und Expedition: Iohanni-gaffe 8. Fernsprecher ISS und L2L Fttialenpedttt»»«» r Alfred Hahn, vuchhandlg, llutverfität-str.S, 8. Lösche, Kathariseastr. Ich ». -SntgLpl. 7. n. xar.v.L7:lO1^4O Vie Seweguug gegen -en übertriebenen Älkoholgenuß. /X Durch die im preußischen Landtag, im Abgeord- uetenhause wie im Herrenhause, ernsthaft behandelten und angenommenen übereinstimmenden Anträge Douglas und Levetzow zur Bekämpfung dcS übermäßigen Alkoholgenusses haben die auf das Erreichbare gerichteten Bestrebungen des „Deutschen Vereins gegen den Miß brauch geistiger Getränke" einen festen Rückhalt ge wonnen; der große parlamentarische Erfolg, den der Kampf gegen den Alkoholismus am 11. Juni im Abge ordnetenhause und am 16. Juni im Herrenhause errang, muß sich nun zu einer gesetzgeberischen That der Regie- rung ausgestaltcn. Wann dies geschehen wird, wagen wir nicht vorauszusagen; jedenfalls ist der Stein jetzt ins Rollen gebracht; ihn so lenken, daß er nicht auf die Bahnen polizeilicher Willkür oder in die Gleise pietistischen Abstinenzlerthums geräth, für das Deutschland kein Feld bietet, muß die ernste Aufgabe -er leitenden Männer im Kampfe gegen den Alkoholismus sein. Besonnen und zielbewußt hat sich vou Anbeginn seiner Gründung (1883) der oben erwähnte „Deutsche Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke" gezeigt, der in erster Linie auf bessere VvlkSanfklärung und auf den Alkoholismus be kämpfende wirksame Gesetze und praktische sociale Einrich tungen zur Verminderung des Wirthshausbesuchs u. s. w. hinarbcitet. Auf die Forderung der strengen Enthalt samkeit lAbstinenzi versteifen sich die sogenannten „Gut templer", die Mitglieder des „Blauen Kreuzes", des Antialkoholbundes und noch manche andere Abstinenzler- Vereinigungen. Zwischen den Anhängern der „Enthalt samkeit" und dem „Deutschen Verein", welcher die Forde rung der „Mäßigkeit" vertritt, ist es schon oft zu bitterer Fehde gekommen. Zu diesem Zwiespalte nahm kürzlich der Hallenser Professor I>r. C. Fränkel das Wort zu fol genden Ausführungen: „Der „Deutsche Verein" ist ja nur ein Mittel zum Zlveck der Bekämpfung des Alkoholismus, und wenn man glaubt, dieses Ziel rascher und sicherer auf dem Wege der Enthaltsamkeit als dem der Mäßigkeit zu erreichen, so wäre cs schade um jede Stunde, die der Verein länger am Leben bliebe. Aber gerade hier, an diesem Puncte, scheiden sich die Geister. Ich bin der festen Ueberzeugung, daß wenigstens bei uns in Deutschland unter unseren socialen und gesellschaftlichen Verhältnissen eine wirksame und allgemeine Bewegung gegen den Alkohol zu nächst nur unter dem Banner der Mäßigkeit möglich und denk bar ist. Die Leute vou der Enthaltsamkeit sollten sich durch ihre unverkennbaren und ' erfreulichen Fortschritte nicht darüber täuschen lassen, daß sie die Masse der Bevölkerung, und zwar sowohl der gebildeten wie der ungebildeten, nicht werden er obern können. Um die Fahne der Mstincnz sammeln sich neben einer Reihe begeisterter und sogar fanatischer Streiter namentlich üicSchaaren chcmali'gerGcwohnheitstrinker, die hier freilich allein Rettung und Zuflucht finden. Aber der Durchschnittsdeutsche kann nach ittemeuBeobachkungcn und Erfahrungen bei vorsichtiger und geschickter Behandlung wohl für die Frage der Mäßigkeit zu nächst interessirt und erwärmt, schließlich auch persönlich ge wonnen und auf diesem Umwege vielleicht sogar zur Abstinenz bekehrt werden; tritt man ihm dagegen gleich mit der Forderung der letzteren gegenüber, so ergreift er die Flucht und ist für immer verloren." In erster Linie hat es sich der „Deutsche Verein" an gelegen sein lassen, zur Bekämpfung des übermäßigen Ge nusses von Alkohol ein sociales Vorgehen, einen gesetz- Äuaahmeschluß für Anzeigern Abend-Ausgab«: vormittag« 1V Uhr. Morgeu-Au-gab«: Nachmittag« L Uhr. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richte». Die Expedition ist Wochentag-ununterbrochen geöffnet von früh S bi- Abend- 7 Uhr. lich L.50, ill»»g tn- bezvge» für Preußen 234,28 in Oesterreich 100,50 .L Veranlagt wurden tu demselben Jahre in Preußen 7841 Millionen Mark, in Oesterreich 2168 Millionen Mark. Die Ver- theilung der Ccusiten auf die einzelnen Steucrslufcn ergab im Jahre 1800, berechnet auf 1000 Köpfe der Bevölkerung, folgendes Bild. Es waren vorhanden an Censiten: in den Steuerstufen von 1014 (hier beginnt in Oesterreich die Einkvmmensteuerpflicht) bis 3000 in Preußen 82,12, in Oesterreich 24,33; in den Steucrstufen von 3000 bis 6000 in Preußen 7,63, in Oesterreich 3,47; in den Stufen von 6000 bis 0500 in Preußen 2,00, in Oesterreich 0,0; in den Stufen UberOöOO^ in Preußen 2,16, iu OesterreichO,72Proc. Ein Vergleich der beiden R c i ch s h a u p t st ä d t e er- giebt, daß in Oesterreich von 754 634 Censiten auf Wien 210 331, das sind 13,36 Procent, entfallen, die 41 Proceltzt der Gesammteinkommensteuer des Staates ausbringen; in Berlin tragen 263407 Censiten lmit Einkommen über 1014 ^l), das sind 14,98 Procent der Bevölkerung, noch nicht 16 Procent des Einkommensteucrfolls. Von be sonderem Interesse ist die nationale Bcrtheilung der Einkommensteuer in Oesterreich. Ein entsprechender Vergleich, wie er von dem österreichischen National ökonomen v. Wieser angestellt wurde, lehrt, daß z. B. das deutsche Sprachgebiet Böhmens, ohne die größeren Städte, mit rund 1,7 Millonen Einwohnern 1000 Censiten mehr stellt, als das betreffende tschechische Gebiet mit fast 3 Millionen Einwohnern. Die deutschen Städte haben einen auffallend besseren Durchschnitt als die tschechischen. Nach einer für die Deutschen keineswegs günstigen terri torialen Berechnung der Steuerzahler faßt Frhr. v. Wieser sein Urthcil folgendermaßen zusammen: in den österreichi schen Landen stellen die Deutschen, die 36,1 Procent der Be völkerung ausmachcn, zwei Drittel aller Censiten des Reiches, vertreten mindestens 70 Procent des gesannnten steuerpflichtigen Einkommens und kommen für einige 70 Proc., vielleicht für drei Viertel der ganzen Steuerlast, auf. Hieran läßt sich passend ein Vergleich der Steuer ergebnisse in Galizien und in der Provinz Posen anknüpfen. Die Procentzahl der Censiten in Posen ist 7 biS 8 Mal so hoch als in Galizien. Da vor der Theilung Polens die wirthschaftlichcn Verhältnisse beider Bezirke sich kaum wesentlich von einander unterschieden haben dürften, so erkennt man an der genannten Zahl, welchen Vorsvrung Posen unter der preußischen Ver waltung genommen hat. Berlin, 18. Juni. iDic Ersatzwahlen in Forchheim und Bayreuth.) Durch einen eigen artigen Zufall sind fast gleichzeitig zwei benachbarte RcichS- tagswahlkreise, Forchheim und Bayreuth, verwaist. Trotz der Nachbarschaft sind die Verhältnisse in beiden sehr ver schieden, schon darum, weil das Centrum in dem zu fast neun Zehntel evangelischen Wahlkreise Bayreuth gar keine Rolle spielt, ja, seit einem Jahrzehnt nicht einmal auch nur einen Zählcandidaten ausgestellt hat, während cs den Wahlkreis Forchheim seit nahezu zwei Jahrzehnten im Besitze hat. Diese Herrschaft des Centruins im Wahlkreise Forchheim ist freilich auch nicht die Folge eines Ueber- wiegens der katholischen Bevölkerung, sondern nur ein beschämendes Zeugniß der Zersplitterung der evangelischen Bevölkerung. Wenn da die Evangelischen in dem Wahlkreise um 10 Procent stärker vertreten sind als die Katholiken, so ist es geradezu skandalös, daß der Wahlkreis immer wieder dem Centrnm anheim fällt; um so skanda löser, als nicht einmal die Socialdcmokratie, der ja die confessioncll-unduldsame Tendenz des Centrums gleich- gtltig ist, irgendwelche größere Rolle in dem Wahlkreise spielt. Die Socialdcmokraten haben noch nicht einmal 1500 Stimmen bei den letzten Wahlen aufgebracht und der Centrumscandidat hätte, selbst wenn ihm alle socialistischcn Stimmen in der Stichwahl zngcsallen wären, noch immer nicht -en Sieg erlangen können, wenn nur National BezugS «PretS i» d«r H-uptexp-ditto» ober de» t» Stadt bezirk and de» Vororten errichtete» A»«- gabestelle» abg«holt: »tertrljs ' — zweimaliger täglicher Durch die P«. . _ Deutschland n. Oesterreich vierteljährlich für di« übrige» Länder laut Zeittt»g-pret-üst«. liberale und Freisinnige wenigstens in der Stichwahl ge schlossen zusammcngegangen wären. Das Centrum er hielt nämlich im ersten Wahlgange 5218 Stimmen, die So- cialdcmokratie 1403, beide Parteien zusammen also nur rund 6700 Stimmen; hingegen kamen die Nationallibe ralen in der Hauptwahl auf 6045, die Freisinnigen auf 3228 Stimmen, so daß beide Parteien zusammen 9250 Stimmen aufbrachten, also dem Centrum und den Social demokraten um nicht weniger als 2500 Stimmen überlegen waren. Der Centrumscandidat hätte also niemals ge wählt werden können, wenn, nicht die freisinnigen Stimmen in der Stichwahl sich zersplittert hätten und nur zum Thcil dem nationalliberale« Bewerber, zum anderen Theile aber dem Centrumsmanne zugefallen wären. Da notorisch gerade das bayerische Centrum die g c - sammte Ccntrumspartei in das agrarische Fahrwasser hineingcbracht hat, so dürften wohl diesmal die Forchheimer Freisinnigen darauf ver zichten, die bayerische Centrumsfraction im Reichstage noch zu verstärken. Auch im Wahlkreise Bayreuth dürste aller Voraussicht nach die Entscheidung bei den Freisinnigen liegen. Die Dinge haben sich hier so entwickelt, daß nur Einsfraglich erscheint: ob nämlich der nationalliberale oder der bttndlcrische Kandidat in die Stichwahl mit dem So cialdemokraten, der in der Hauptwahl zweifellos die meisten Stimmen erlangen wird, gelangt. Ein social demokratischer Wahlsieg wird also nur verhindert werden können, wenn die Freisinnigen in der Stichwahl den So cialdcmokraten nicht unterstützen. Es ist aber zu besorgen, daß die Freisinnigen gerade unter den gegenwärtigen Ver hältnissen lieber einen Socialdemokraten mehr in den Reichstag einziehen sehen würden, als einen Bündler. Schon ans diesem Grunde muß die Aufstellung einer bündlerischen Kandidatur in dem von der Social demokratie ernsthaft bedrohten Wahlkreise als ein großer Mißgriff angesehen werden. Da aber die National liberalen in der Ausstellung eines mit landwirthschaftlichcn Verhältnssen wohl vertrauten, dabei aber durchaus nicht extrem agrarischen Kandidaten großes Geschick bewiesen haben, so ist zu erwarten, daß ihr Candidat in die Stich wahl und alsdann zum Siege gelangt. H Berlin, 18. Juui. (Telegramm.) Reichskanzler Graf Bülow ist beute früh auS Bonn hier wieder eingetroffen. — Eine Zuschrift an den „Hann. Cour." erörtert be treffs des Herrn Saunders im Anschluß an den be kannten Vorgang auf dem letzten parlamentarischen Abend beim Staatssekretär Grafen v. Posadowsky die in der Presse aufgeworfene Frage, „weshalb die Regierung sich bisher noch nicht veranlaßt gesehen habe, den Herrn, der in der Verhetzung Deutschlands und Englands das Menschenmöglichste leistet, als lästigen Ausländer auszu weisen". Der Correspondent bemerkt dazu: „Der Unwille darüber, daß einem Manne von den Quali täten des Herrn Saunders das Gastrecht gewährt wird, ist ver ständlich, aber cs giebt vielleicht einen plausibeln Grund, der drc Regierung bisher davon abgehaltcn hat, die sonst üblichen Maßnahmen gegen den Engländer zu ergreifen. Wie ich au? bester Quelle weiß, hat Herr Saunders selbst keinen dringenderen Wunsch, als den, aus Deutschland ausgewiescn zu werden. Er möchte mit der Gloriole des politischen Märtyrcrthums geschmückt in sein Vater land zurückhchrcn, weil er hofft, dann bei seinem Blatte sowohl wie im öffentlichen Leben eine größere Rolle spielen zu können. Man hat ihm in Berlin bisher den Gc fallen nicht gethan, seine Pläne zu fördern, fraglich ist aller dings, ob cs auf die Dauer rathsam sein wird, dem angenehmen Gaste diesen Liebesdienst zu verweigern." Extra-Vellage» (gefalzt), »ar mit der Morgea-Aa-gab«, oh»« Postbesördenwg 60.-, mit Postbefördermtg ^l 7K-» geberischen Boden vorzubereiten, und als einen der ersten Vorkämpfer, der aber stets bescheiden zurück tritt, müssen wir auf diesem Gebiete den nationalliberalen Reichstagsabgevrdneten vr. Esche bezeichnen, dessen Vorschläge zur Reform des Schankstättenwesens — eines der springenden Puncte im Kampfe gegen den Mißbrauch des Alkohols — überall die größte Beachtung gefunden haben. Auf dem Boden der Ansichten des „Deutschen Vereins" erwuchsen sodann die Anträge Douglas und Levetzow im preußischen Landtage und die Eingabe an die sächsische Ständcvcrsammlung wegen Erlaß eines Ge- setzes zur Verhütung der schädlichen Folgen des Alkohol genusses. Im Abgeordnetenhause erfuhr der Antrag Douglas manche bedauerliche Beimischung, welche Vie Schankstätten, wie nicht minder das Publicum, der polizei lichen Willkür ausliefert. Eine verständige Gesetzgebung wird solchen übertriebenen Forderungen keinen Raum gestatten. Weit vorurtheilssreicr als seine conservativcn Gesinnungsgenossen im Abgeordnetenhaus« sprach sich gestern der feudale Graf Sch lieben im Herrcnhause kräftig, aber deutlich, aus: „Einzelne Puncte des Antrags sind unannehmbar, so der, wonach es untersag! wird, Branntwein an Personen von 14 bis 16 Jahren zu anderm als zu eigenem Gebrauch zu verab folgen. Das würde Erlaubnißscheine erforderlich machen, denn wie wollen die Gastwirthc wissen, ob der junge Mensch 15-L oder 16 Jahre alt ist? Sodann muß der Begriff Schänke gehörig definirt werden; wir wollen doch nicht für die obern Zehntausend eine Ausnahme machen, daß sic sich besaufen können, wenn sic Lust haben, die armen Arbeiter aber, die durch ihre sociale Stellung darauf angewiesen sind, statt Rothspohn Schnaps zu Winken, nicht. Trunkenheit dürfte vor Gericht nicht Milderungsgrund, sondern gerade Bcrschärfungsgrund sein; jetzt ist cs geradezu eine Prämie auf das Betrunkcnscin." Die von conservativcr Seite, dem Abgeordneten Vorster, erhobene Beschuldigung, baß die Arbeiter ihre höheren Löhne nur dazu benützten, um sie in Alkohol anzulcgen, ist von verschiedenen Seiten als ungerecht fertigt gebührend zurückgcwiesen worden. Nach unseren Wahrnehmungen wird gerade von Seiten der organisirten Arbeiter nicht minder gegen den übermäßigen Genuß von Alkohol geeifert, als dies durch die Bestrebungen geschieht, welche die Bekämpfung der Trunksucht als ihr öffentliches Panier aufgepflanzi haben. s. ii. n. u. v. n. v «4. o. o v. o. o. u. Anzeigen »Preis die S gespaltene Petitzeile SS Reclame» «oter dem Redacttou-strtch (-gespalten) 75 vor de» yamtltemaä? richte» (6 gespalten) KV H. Tabellarischer und Zifferusatz eutsprecheud höher. — Gebühre» für Nachweisungen und Offertenamrahuu Lk H (exck. Porto). trinken, welche mit ihrem kryftallhellen Naß den Fremden bethört und dem Tode weiht. Schneeweiß leuchtet der Boden dieser verrätherischen Seen in der strahlenden Sonne; nur der Uneingeweihte nähert sich seinem Ufer, um den brennenden Durst zu stillen. Um mich selbst zu retten, mußte ich meinen Weg zu Fuß weiter fortsctzen, den uralten, überwachsenen und tief anSgefahrencn Ge leisen nach, welche die 2 Meter hohen Holzräder der argen tinischen Caretten hier geschaffen hatten. Wer hier, seinem guten Stern vertrauend, vielleicht mit Compaß versehen, Richtung nehmen würde („wmar ciirooeidn" sagen die Ein geborenen), um die vielen Windungen und Umwege zu umgehen, dürfte dieses Wagestück mit dem Leben bezahlen. Unter tausend Fällen würde er pfadlos, wie auf unbe grenztem Ocean, an seinem Ziele vorübergehen, um in der Wüste zu verhungern oder zu verdursten. Tamar siiraoeicm, kann nur der in -er Wildniß ausgewachsene Gaucho oder Indianer, denen jedes kleine Merkmal als Wegweiser dient. Als ich mein alteS, treues Pferd verließ, erhob cs noch einmal seinen Kopf. — „Nimm mich mit", keuchte es, „überlasse mich hier nicht den Geiern." Traurig wandte ich mich ab und haderte mit dem Schicksale. Den holperigen Weg verfolgend, bald in den Wagen spuren, bald auf den schmalen Mittelpfad oder neben den tiefen, unregelmäßigen Rädcrsurcheit laufend, wechselnd und springend, verfolgte ich, tapfer fürbaß schreitend, mein Ziel, ohne Erhebliches zu leisten. DaS Marfchircn durch daS Hoge, widerspenstige Aras ist beschwerlich. Mit jedem Schritte bezwingt man ein mehr oder weniger schweres Gegengewicht, so daß auch der beste Fußgänger nach mehr» stündigem Marsche ermattet. In dieser unendlichen Steppe dient nur daS geduldige, anspruchslose, eingeborene Pferd als Beförderungsmittel. Die Tugenden cincs SteppenpferdkS sind weltbekannt. Mit der größten Geduld erträgt ev alle Qualen der Wildniß. An keine Pflege, sowie regelmäßiges Füttern und Tränken gewöhnt, lebt und dient eS den Menschen. Es kennt keinen Stall. Immer unter freiem Himmel, ist eS abgehärtet gegen alle Unbilden der Witterung, sei es im Regen und Schnee der unwirth- lichen Regionen PalagvntenS oder unter -en quälenden Stichen der furchtbaren Mo-quitoschwärmc, an den Amtsblatt -es Königlichen Land- im- Amtsgerichtes Leipzig, -es Ruthes un- Notizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. . L - <j. Xot.v.17: ) O. ) > U. wM.-8. p.ISN id-tz. »4.- »a. >o. - o. - 6. - v > t»0. - 100»- sumpfigen Ufern der gewaltigen Flußläufe des heißen Nordens Argentiniens. Die Sonne begann zu sinken; ermüdet warf ich mich in das hohe Gras nnd übersah die zurückgclcgte Strecke. Ein Schwarm Cnervos «schwarze Aasgeier) weit hinter mir im Westen, dem menschlichen Auge kaum sichtbar, belehrte mich, daß mein getreuer Vierfüßler ihnen zur Beute ge fallen war. In wenigen Stunden wird er im Streite zwischen den Raubvögeln, Pnmas und Füchsen, bis zum Skelett abgcnagt sein, um nach wenigen Wochen, gebleicht von der Sonncnglnth, den Pampascarawanen als be kanntes Wahrzeichen zu dienen. Ein leiser Wind erhebt sich. Unter kaum bemerkbarem Säuseln wogt das Steppengras. Der Tag neigt sich zu Ende. Tic Sonne versinkt wie ein feuriger Gluthball in den blanschwarzcn Dünsten des Horizontes. Eine feine erfrischende Kühle umfächelt den fiebernden Körper und sättigt die müden, jetzt dankbar aufathmendcu Lungen. Schnell sinkt die Nacht hernieder. Miriadcn funkelnder Sterne blitzen auf in wunderbarer Reinheit. Matt er leuchtet liegt die träumende Prairie und zaubert dem er müdeten Wanderer durch die grotesken, formvcrschiedenen, nicht klar zu unterscheidenden Pflanzengcbildc phantastische Bilder in die lauschend gespannte Seele. Schlaf hätte mir wohlgcthan, jedoch fand ich ihn nicht. Außerdem hatte ich mein Sattelzeug, welches mit Schaf fellen und Decken hier dem Reiter als Lager dient, zurück lassen müssen. Unweit von mir ertönte der heisere Pfiff eines Pumas lLilberlöwe). Die Thierwclt der Pampa war erwacht. Die beutegierigen Naubthterc begannen ihre nächtlichen Züge. Mir war dabei nicht wohl zu Muthe. Bei ausgehendem Monde setzte ich meinen Weg fort durch das feuchte hohe Gras, unbekümmert um drohende Gefahren. Gegen 3 Uhr begann cs bereits im Osten zu tagen, und bald begrüßte mich bas unlängst ent schwundene TageSgestirn wieder auf meinem schweren Gange. Nach langem, sehnsüchtigem Spähen tauchten end- lich fern im Osten die Spitzen einer Reihe italienischer Pappeln auf. Es war daS charakteristische Zeichen des so heiß ersehnten Zieles, der Stadt San LuiS. Vou neuem Lebensmuthe beseelt, schritt ich tapferer aus und hofsnungs- ) ; s. r o. - u. - cr. - » - » ) <r. »c>. - u. - i kl > kl r il > kl - <r. <l > k». > u. > u. «l . u. u. > kl > <l > ». u. o. kl Lage. Ich hatte jetzt 24 Stunden gedürstet. Noch fehlte mehr denn ein Kilometer bis zu den Grenzen der Stadt, als mich das Meckern einiger Ziegen überraschte. Ich ver ließ den Weg, um neugierig den freundlichen Lauten zu folgen, als mir auch schon ein kleiner Hund entgegen sprang und mich tapfer anbellte. In einer kleinen Ver tiefung entdeckte ich am Rande einer Gruppe ver krüppelter Bäumchen einen kleinen Rancho, unweit davon den auS dornigen Zweigen primitiv gefertigten Zicgen- corral. In wenigen Minuten stand ich, auf Niemand achtend, an dem Ziehbrunnen vor -er Hütte und stak als bald mit dem Kopse in einem defecten alten Wassereimer. Als ich sprudelnd und pustend mich anschickte, das Gefäß in die Tiefe zu werfen, um weiteres Naß zu Tage zu fördern, stand ein weißbärttger, sonnenverbrannter Gaucho vor mir, welcher mir znrief, nicht zrk hastig und übermäßig zu trinken. „DaS ist kein Wein, amigo, Du wirst krank werden!" Seine Mahnung fand jedoch keinen Widerhall bet meiner verschmachteten Kehle. „8ocl, arm'ga, 8eci!" t„Durst, Freund, Durst!") rief ich, und alsbald war mein Gesicht wieder in dem frischgefüllten klapprigen Blcchgeschirr verschwunden. Man mußte sich mit -em Trinken beeilen, um satt zu werden, denn der alters schwache Eimer leckte aus dem Boden und Seiten, wie cs nur ein argentinischer thun kann. Und das dritte Mal flog er hinab, um wieder rieselnd und spritzend am Brunnenrandc zu erscheinen. Nachdem ich so noch einmal das Danaidengefäß geleert, sagte ich: ..ttmmo, vor ,1 momonto tongo dasiaoto!" („Gut, für den Augenblick habe ich genug!"). „Alle Wetter, das will was heißen", begann der Alte von Neuem. „Wo kommst Du denn her, Junge, und ohne Pferd?" „Ans Mendoza, Tenor, mein Pferd habe ich verloren." „Wett von hier?" „Vielleicht 20 LeguaS von hier, am Wege." „Schade um daS Sattelzeug", meinte er. Cs umstanden mich nun noch weitere zwei Personen, welche herbei- gekommen waren, um den wunderlichen fremden Mozito (junger Mann) zu betrachten. „DaS ist meine Schwiegertochter Juana", bnb der Alte an, „und der Kleine da mein Enkelkind. Wir leben Deutsches Reich. L Berti», 18. Juni. (Einkommensteuer ergebnisse in Preußen und in Oesterreich.) Im neuesten Hefte von Wolf's .„Zeitschrift für Social wissenschaft" vergleicht Or. Mtschke die Einkommen steuern in Preußen und in Oesterreich nach Ver anlagung, Statistik und Ergebnissen. Hat Oesterreich auch die Miquel'sche Einkommensteuer für seine Steuerreform von 1896 in allem Wesentlichen zum Muster genommen, so sind -och die Ergebnisse in beiden Ländern überaus ver schieden. Einige der wichtigsten Zahlen sollen dies im Nachstehenden beleuchten, vorausgeschickt aber sei, daß die Veranlagung in Oesterreich im Vergleich mit der preu ßischen von Nitschke als recht mangelhaft nachgewicsen wird. Was nun die Ergebnisse selbst anbelangt, so waren in Preußen im Jahre 1000 33,15 Procent der Bevölkerung einkommensteuerpflichtig, in Oesterreich 9,22 Proccnt. Mit hin fällt in Preußen durchschnittlich jeder dritte Einwohner unter die Einkommensteuer, in Oesterreich erst jeder zwölfte oder dreizehnte. DaS steuerpflichtige Einkommen betrug im Jahre 1900 auf den Kopf der Bevölkerung in Argentinische Kelsedilder von Mendoza nach Villa Mercedes. Von MaxLtnu-Hoppe. Nachdruck vertvka. Via oruois. Heiß liegt die Pampa. — Ueber dem unübersehbaren, gelbgrünen Grasmeere rührt sich kein Lufthauch. Zitternd steigt die Gluthhitze unter der brennenden Januarsonne aus -er verschmachtenden Vegetation. Bon Horizont zu Horizont die gespenstische Monotonie einer versengen den Graswüste. Kein Baum, kein Strauch, so weit das Auge reicht; nirgends eine gastliche Hütte, ein erquickender Quell, ein trostspendender Schatten. Selbst das reichlich vertretene Wild hat sich zur Ruhe gelegt, um in dem hohen, harten Pasto Schutz zu suchen vor -en flammenden Sonnenstrahlen. Nur hier un- da zeigen sich einige hungrige Strauße, mit weit vorgestrecktem Kopfe nach grünen Hälmchen oder GraSsamen fahndend, oder raschelt blitzschnell eine erschreckte Iguana (eine bis zu 1 Meter lange Eidechse) über den ausgefahrenen Carettenweg. — Zu meinen Füßen liegt mein verendetes Pferd. Den Strapazen der verflossenen Tage hat eS mühfam Stand gehalten; jetzt ist es unter einem stöhnenden Seufzer zu- sammengebrochcn. Allein stehe ich in der schrecklichen Ein samkeit, von brennendem Durste gepeinigt und abgcmattet. Noch werde ich eine lange Strecke bis nach Gan LoutS zurückzulegen haben, ob ich es erreichen werde mit meinem schwindelnden Hirn und fiebernden Adern- — Ich lös« den breiten Bauchgurt de« RrcadoS (sübamerikanischer Sattelt und befreie mein Thier von allen Kesseln, die e« im Dienste bürdeten. Ich weiß, daß e« sterben wird; — mit den großen, schönen Augen sieht eS mich an, bittend, stehend, als wollten sie sagen: „Gieb mir Wasser, Freund'." — Mir selbst dorrt die Zunge am Gaumen; ich habe den Kehler begangen, aus einer salzigen, kleinen Lagune zu <r. c v. u v. u. t. u. u. v. 6. 6. ». v. o. lj. u - v. «.r» tz. ».c>. l. u. «V». L «. o. - O. 1.1>. B. O. IQ.Op.kZ «.v. t. v. UN. >. I». v. «u. V.O. 6. 8.0. utinnvn. u. LI. 147V. c-. tUck L »0. 4. »N. i. »v. c i. »N. ». »n. ». »n. r. »N. ». »l>. i. »I). «.u. ».n. «.!>. ». s.I>. - 6. »N. >. «. l). >. G.V. »0 «LEs-l-U. «.Ibv vs t-N. .üeil «N. »0. »l>. . »V.VV 0. 6 » k-k» u. 01/« oizu «. v.
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