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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020624019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902062401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902062401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-06
- Tag1902-06-24
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Morgen-Ausgabe. MMer TaMatt Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Moüzei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. Nr. 315. Di-nStag 24. Juni 1902. U. Jahrgang. Vekanntinachiing, sie über dar AUerhSchfte Versprechen wegen Anfrechterhaltnng -er Ver fassung anrgeferttgte Urkunde betr. Ueber das von Tr. Majestät de« Könige bei dem An tritte der Regierung verfassnngsmäßig abgegebene ver sprechen ist Allerhöchster Anordanag zufolge die «ach, stehends abgedruckte Urkunde in doppelten Exemplaren ansgefertigt worden, wovon baS eine Exemplar den beiden Kammerpräsidenten der letzte« Ltänbcversamm- lnng eiugehändigt, das zweite Exemplar aber de« Ober, lavsitzer Ständen zur Aufbewahruug im ständischcu Archive übergebe« worLe« ist. Dresden» de« SS. Juni 1W2. Gesammtminssterium. v. Mctzsch. Bet dem Antritte Unserer Regierung haben Wir am heutigen Tage in Gegenwart der mitunterzeichneten Staat-Minister und der beiden Kammerpräsidenten der letzten Ständeversammlung gemäß 8 138 der Verfassungs urkunde vom 4. September 1881 und 8 85 der Urkunde vom 17. November 1884, die durch Anwendung der Ver fassung beS Königreichs Sachsen auf die Obcrlausitz be dingte Modifikation der Particularverfassung dieser Provinz betreffend, bei Unserem Fürstlichen Worte ver sprochen, daß Wir die Verfassung des Landes, wie sie zwischen dem Könige und den Ständen verabschiedet worden ist, sowie den Inhalt der zuletzt erwähnten Ur kunde in allen ihren Bestimmungen während Unserer Regierung beobachten, aufrcchterhalten und beschützen werden. Hierüber haben Wir gegenwärtige Urkunde in doppelten Exemplaren au-fertigen lassen, eigenhändig vollzogen und mit Unserem Hand-Petschaft besiegelt. Gegeben zu Dresden, am 22. Juni 1902. k. 8.) Georg. Karl Georg Levin von Metzsch. Karl Paul Ebler von der Planitz. vr. Kurt Dam« Paul von Seydewitz. vr. Konrad Wilhelm Rüger. vr. Viktor Alexander Ott». Die wirthschaftliche Entwicklung der deutschen Colonien. HlXd Einer der bedeutendsten Vertreter der Colonial. Wissenschaften an deutschen Hochschulen, Professor vr. G. K. Anton in Jena, schließt seine Darstellung der wirth- schaftltchen Entwickelung unserer Schutzgebiete in Afrika und der Südsee im Jahre 19M—1L01 in den „Beiträgen zur Colonialpolitik und Lolonialwtrthschaft" <3. Jahrgang, 18. Heft, W. Süsserott's Verlagsbuchhandlung, Berlin 35, Potsdamer Straße 42) mit den folgenden beachtenS- werthen Ausführungen: Der Rundgang, den wir unter Führung des amtlichen Weißbuches durch unsere Colonien in Afrika und in der Südsee gewandert sind, hat uns nicht überall befriedigende Zustände gezeigt. Nach Allem, was wir bisher für unsere Colonien gethan und aufgewendet haben, erscheint die Frage berechtigt, warum ihre Entwickelung noch nicht weiter vorgeschritten ist, als dies die Jahresberichte er» kennen lassen. Selbstverständlich scheiden hierbei unsere jüngsten Erwerbungen auS, aber für unsere älteren Be sitzungen läßt sich die aufgeworfene Frage nicht von der Hand weisen. Ich kann eS mir nun nicht anmaßen, eine begründete Antwort auf sie zu geben. Denn ich kenne wohl hollän dische, französische und englische Colonien auS eigener An- schauung, aber leider nicht die unsrigeu. Aus der Studir- stube im fernen Mutterland« gesehen, erscheinen coloniale Dinge leicht ganz anders, als an Ort und Stelle. So kann ich nur mit allem Vorbehalt den Eindruck wieder geben, den ich auS meiner literarischen Beschäftigung mit dem Gegenstände gewonnen habe. Meines Trachtens liegt der tiefere Grund -er geringen wtrthschastltchcn Entwickelung unserer Colonien entweder in ihnen oder in uns selbst. Taugen unsere Colonien in der That so wenig, daß in ihrer «och nicht zwanzigjährigen Entwickelung mehr zu er zielen, als wir erzielt haben, ein Ding der Unmöglichkeit war? Ich glaube, diese Frage getrost verneinen zu dürfen. Weder in ihrer Allgemeinheit, noch im Einzelnen scheinen sie mir die ungünstige Beurtheilung zu verdienen, der sie in der Literatur stellenweise begegnet sind. Mit dieser Verneinung habe ich mich für die andere Alternative entschieden: in uns selbst liegt die Ursache, m. a. W. in unserer durch die Jugend unserer Colonisation erklärlichen Unerfahrenheit in colonialen Dingen. Wie neulich die „Morning-Post" treffend hervorhob, be gnügen wir Deutsche uns weder mit dem System der Fran zosen, die unermeßliche Landstriche ihrem Einfluß unter stellen und schon in dieser Thatsache allein ausreichende Be friedigung ihres colonialen Ehrgeizes erblicken, noch mit dem unserer englischen Vettern, die viele Millionen ans uncultivirte Gegenden Afrikas verausgaben und in Geduld abwarten, bis ihnen die Früchte ihrer Bemühungen in den Schoß fallen. Wir wollen vielmehr sofort die wirth schaftlichen Resultate unserer colonialen Arbeit sehen, sind mißvergnügt und schimpfen gleich auf unsere Colonien» wenn die günstigen Ergebnisse ausbleibcn, anstatt uns zu fragen, ob wir es nicht falsch angestellt haben, um Resultate zu erzielen. Ich glaube in der That, daß wir es falsch angestellt haben. Die zahllosen Mißgriffe, die wir beim Tabakbau inOstafrika erlebten, die nicderdrückendeuErfahrungen, die wir im Neuguineaschutzgebiete, abgesehen von derWirksam- keit des Herrn v. Hagen machen mußten, die ältere Gestal tung der Cacaocultur in Kamerun, bis ihr Dr. Preuß die richtigen Wege wies, Alles dies und vieles Andere spricht ganze Bände von unserer colonialen Unerfahrenheit und beweist deutlich, daß wir sehr viel überflüssiges Lehrgeld gespart haben würden, hätten Diejenigen, die wirthschafi- liche Unternehmungen in unseren Colonien ins Leben riefen, es verstanden, gleich von Anfang an die geeigneten Kräfte für ihre Leitung zu gewinnen. Ausgezeichnete Be triebsleiter und Pflanzer waren im Auslande vorhanden und geneigt, in den Dienst deutscher Unternehmungen zu treten, aber sie waren unserem Privatcapital zu theucr. Es sparte an der falschen Stelle. Hierauf in erster Linie führe ich es zurück, daß die wirthschaftliche Entwickelung unserer Schutzgebiete heute noch Vieles zu wünschen übrig läßt. Daß es uns im Mutterlande an dem für solche Zwecke geeigneten Mcnschcnmaterial zunächst gebrach, war natür lich. Niemand kann von einem Volke, das eben in die coloniale Laufbahn cintritt, verlangen, daß es gleich einen Stamm dafür geeigneter Personen mitbringe. Seit einigen Jahren bemühen wir uns, diesem ganz natürlichen Mangel abzuhelfcn; in echt deutscher Weise versuchen wir es auf dem Schulwege, für den übrigens auch englische Analogien sprechen. Sv werthvvlle Dienste unsere junge Colonialschule auch zu leisten verspricht, wir sollten uns nicht mit dem genügen lassen, was wir auf diese Weise er reichen können. Es sollte vielmehr das Risiko, das unser Privatcapital zu laufen vermieden hat, von unserer Regierung über nommen werden, diese es für eine ihrer vornehmsten Aus gaben erachten, nicht nur für Beamte und Officiere zu sorgen, sondern vor Allem auch für die in jungen Colonien eines eben erst colonisirenden Volkes wichtigsten Per sonen, für wirthschaftliche Lehrmeister. Wenn sie ihnen ähnliche Gehalte anssetzt, wie den höheren Beamten, wird sie zweifellos solche uns dringend nvthwendige Führer ersten NangcS zu engagircn in der Lage sein und durch entsprechenden Ausbau der bereits vorhandenen Versuchs stationen,Musterfarmen, Musterpflanzungcn u.s.w. unserer colonialen Entwickelung die größten Dienste leisten. Wir haben bisher viel Geld in nicht immer zweckmäßiger Weise verwendet. Das Engagement von erstclassigen Pflanzern und Kaufleuten, die wirkliche Erfolge und reiche Erfah rungen aufweisen können, ist eine Ausgabe an der rechten Stelle, bet der wir nicht knausern dürfen. Sie wird sich sicher bezahlt machen und um so günstiger wirken, je besser wir es verstehen, solche Lehrmeister als wirthschaftliche Beiräthe unserem colonialen Beamtenorganismus einzu gliedern. Die guten Erfahrungen, die wir bei der preußi schen AnsiedelungScommission im Mutterlande gemacht haben, lassen die Hoffnung nicht zu kühn erscheinen, daß sich bet dem vortrefflichen und elastischen deutschen Ber- waltungsapparate auch die geeigneten Formen finden werden, um die Mitwirkung solcher zunächst fremdartigen Elemente qualtficirter Art zum Wohle des Ganzen zu er möglichen. Deutsches Reich. * Berlin, 28. Juni. (Zerfahrenheit im Cen- trum.) Unter dieser Ucbcrschrtft veröffentlicht ber „Schw. M." die folgende Betrachtung: In den Rückblicken auf die letzte Tagung -es Reichstages ist vielfach die Klage laut geworden, daß in ihren gesetzgeberischen Ergebnissen die Jnconsequenz, der innere Widerspruch geradezu zum System erhoben worden sei. Daran ist ohne Zweifel etwas Wahres. Aber die Erscheinung ist die ganz natürliche Folge weniger einer schwankenden Rcgtcrungspvltttk, ob- gleich auch dieser Factor nicht übersehen werden darf, als des Mangels einer festen und klaren Führung im Reichs tage. Der verstorbene Abgeordnete Lieber hat vor Jahren das Centrum zur „regierenden" Partei erklärt. Daß Las Centrum einen sehr bedeutenden Einfluß im Reichstage ausübt, ist leider unbestreitbar. Ob es aber jene anspruchs volle Bezeichnung selbst zu der Zeit, als sie verkündet wurde, durch seine Leistungen gerechtfertigt hat, ist doch sehr zu bezweifeln. Sicher ist jedenfalls, daß seit Lieber's Verschwinden von der parlamentarischen Bühne das Centrum mehr das Bild trübseliger Zerfahrenheit und Nathlosigkeit, als dasjenige einer starken, festgeschlossenen und herrschenden Partei bietet. Es ist nothwcndig, es offen auszusprechen, daß es gerade in der letzten Tagung den in durchaus unbefangener Weise auf es gesetzten Hoffnungen eine schwere Enttäuschung bereitet hat. Gar Mancher, dem die parlamentarische Vorherrschaft des Centrums im All- gemeinen nicht erwünscht ist, hat doch gegenüber der gegenwärtige Lage im Reiche eine gewisse Befriedigung in der Erwägung gefunden, daß das Centrum durch seine eigensten Lebensintercssen als Partei in den wirthschaft- lichen Dingen auf eine mittlere Linie angewiesen sei, und daß es demgemäß durch das Schwergewicht seiner Masse einen starken Einfluß in der Richtung einer zielbewußten, ersprießlichen Erledigung der Zollfrage ausüben werde. Daß im Centrum selbst große wirthschaftliche Gegensätze vorhanden sind, war nie ein Geheimniß. Aber man nahm an, daß die Partei dieselben, schon bevor sie in der Zollfrage öffentlich in Wirkung träte, in sich aus geglichen haben werde. Wäre sie dieser Erwartung ent sprechend von vornherein auf einem Boden er schienen, der im Wesentlichen kein anderer, als der der Regierungsvorlage hätte sein können, so würde sie an den Nattonalltberalen trotz aller sonstigen Gegensätze einen Rückhalt gefunden haben, und gegenüber der geschloßenen Wucht dieser beiden Parteien würden diejenigen conservattven Elemente, denen es ehrlich um ein positives Ergebniß zu thun ist, als bald gezwungen gewesen sein, sich von den Machenschaften der extremen Agrarier lvszusagen. Jndeß, gleich am An fang der Zollberathung traten die Anzeichen hervor, daß das Centrum der großen Aufgabe, die sich ihm hier bot, nicht gewachsen war. Die Uebernahme des Vorsitzes in der Zvllgesetzcommission, die seine Presse wochenlang als einen ganz selbstverständlichen Anspruch des Centrums be handelt hatte, ohne daß von irgend einer Seite Wider spruch dagegen erhoben worden wäre, wurde plötzlich unter einem rein formalen Vorwande abgelehnt. Damit hatte die „regierende" Partei die Führung in der die innere Politik des Reiches in der Gegenwart und in der nächsten Zukunft beherrschenden Frage thatsächlich auf gegeben — nicht, wie sich später deutlich genug zeigte, aus irgend einer Berechnung überlegener Taktik, sondern ein fach in dem Gefühl der Unfähigkeit, die eigene Partei auf einer gemeinsamen Linie zusammenzuhalten. Man hält der Feststellung dieser Thatsache, wenn sie von nationalliberaler Seite erfolgt, den guten Rath entgegen, daß, wer in einem Glashause wohne, nicht mit Steinen werfen solle. Gewiß, auch bei den Nationalliberalcn läßt die Einigkeit in Bezug auf die Zvllfrage zu wünschen übrig. Aber erstens kommt den Nationalliberalen im gegen wärtigen Reichstage keine führende Rolle zu, und dann ist ihr Auseinandergehen in dem hier in Rede stehenden Puncte zu nicht geringem Thcile nur eine Wirkung der allgemeinen Zerfahrenheit. Die Vertretung des Ccntrums in der Zollcommission hat, indem sie sich meistens von den extremeren agrarischen Ansprüchen ins Schlepptau nehmen ließ, ihr reichlich Thetl zur Steigerung der Ver wirrung und Unsicherheit beigetragen,' denn die eigen artige staatsmännische Weisheit, daß man diese Bestre bungen zunächst nur in der ersten Lesung unterstütze, während man sich für später freie Hand Vorbehalte, ist im Munde einer „führenden" Partei weder imposant, noch hat sie für die Annäherung der ausetnanderstrcbcnden Richtungen irgend welchen Werth. Und wie in der Zoll commission, genau so schwankend und rathlos hat sich das Centrum in der Zuckercommission benommen. Daß es sich in dieser Angelegenheit dann noch im letzten Angenblick mit dem Anträge Herold, der gegenüber dem Widerstande nicht nur der Regierung, sondern auch des aus seinen eigenen Reihen hervorgcgangcncn Reichs- tagspräsidenten zurückgezogen werden mußte, eine ganz überflüssige Blamage zuzog, zeigte recht drastisch, auf welchem Tiefstände die heutige politische Führung im Centrum angekommen ist. Und wo sonst hat das Centrum in dieser letzten Tagung etwas geleistet, wodurch die hauptsächlich in der Rcgicrungssphäre noch immer übliche Verneigung vor seinem „nationalen Verdienst" gerecht fertigt erschiene? Nicht einmal zur Durchdringung der ost afrikanisch en Bahn, wofür einer seiner her vorragendsten Abgeordneten, Prinz Arenberg, seine ganze Kraft eingesetzt hatte, hat eS sich entschließen können. Wahrlich, es begreift sich, warum die Partei unter diesen Umständen den heißen Wunsch verstand, ihre Misörc durch den Erfolg des „T v l c r a n z g c s e tz e s" zu verdecken, obgleich dieser „Triumph", da man auf den hauptsäch lichsten Theil des Antrages längst verzichtet hatte, bei Licht besehen, auch eine Blamage war. Mögen sich die Centrumswähler durch diese Errungenschaft auf dem Papier befriedigen lassen — man weiß jetzt, wie man das Centrum für die Reichspolitik zu bewerthen hat. * Berlin, 23. Juni. Mit der Aachener Mittheilung deS Kaisers über die Art, wie der Papst sich über die kirch lichen Zustande in Deutschland zu dem Generaloberst
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