Die Zertrümmerung der Anklage Der Prozeß beginnt Am 21. September 1933 herrschte schon lange vor neun Uhr in dem großen Verhandlungssaal des Leipziger Reichsgerichts reges Leben. Als erste waren, nachdem Polizisten in Uniform und Zivil die Eingänge besetzt und an den Wänden Aufstellung genommen hat ten, die Journalisten hereingekommen. Man sah sie sich an den für die Presse bestimmten Tischen in der Mitte des großen Saales ein richten, der mit seinen holzgetäfelten Wänden, den hohen schmalen Fenstern an der einen Längsseite und der von Säulen gestützten, an drei Seiten sich hinziehenden Galerie an die Hauskapelle eines alten Schlosses erinnerte. Die Plätze, die man den Zeitungsleuten ange wiesen hatte, machten so etwas wie die Ehrengäste aus ihnen. Das war offenbar eine Geste der Prozeßleitung, die damit zur Widerle gung der Gerüchte im In- und Ausland die Öffentlichkeit des Pro zesses unterstreichen wollte. Die Journalisten saßen und standen in zwei getrennten Gruppen. Unter den deutschen Pressevertretern sah man keinen der von frü her her bekannten großen deutschen Journalisten oder Gerichtsbe richterstatter; es waren fast ausnahmslos kleine, „zuverlässige“ Schreiber im Solde der nationalsozialistischen oder gleichgeschalte ten Zeitungen und eine Reihe von neugebackenen Journalisten, Nazi-Funktionäre, die sich bei dieser großen und sicheren Sache die ersten Sporen verdienen wollten. Von den großen Blättern Englands, Frankreichs, Amerikas und an derer westlicher Länder waren nur die schon gesiebten ständigen