Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.05.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030530011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903053001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903053001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-05
- Tag1903-05-30
- Monat1903-05
- Jahr1903
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BezuqS-Preis t» der HlmpteLpedittoa ober deren Ausgabe stelle» ab,,holt: vi,r1,liährüch 8.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung tu« Hau« ^l 8.7». Durch di, Post bezogen für Deutsch laad a. Oesterreich vierteljährlich ^tz 4.50, für dto übrig," Läuder laut ZeitungSpreiSllste. Nrdaktton vnd Lkve-itio«: Iohemnisgaff« 8. Fernsprecher lüS und 2SL Ftttat^podtti-i»»«, Alfred Haha, Bnchhandlg., UniversttSwstr.8, K. iidschch Kurhariaenstr. Ich u. Köuigspl. 7. Haupt-Filiale Dresden: Marieustraße Sch Ferusprecher «ml I Nr. I71L. Haupt-Filiale Berlin: Earl Duncker, Herzgl. Bayr. Hosbuchhandlg» Lützowstraße 1V. Fernsprecher VI Nr. LM3. Morgen-Ausgabe. MpMr Tagkdlaü Anzeiger. ÄmlsVialt des Königlichen Land- «nd des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates nnd des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen Preis die 6 gespaltene Petitzerle LS Reklamen uuter dem RedaNiou-strich (LgespaUen) 7» »or deu Famtlteauach. nchtea (S gespalten) »0 H. Tabellarischer and Zifferusatz entsprechend Häher. — Gebühren für Nachweisungen und Osserteaanuahm« Lü (ezcl. Porto). Srtra-Beilagen (gefalzt)^ »»r mit »er Morgen-Ausgabr, ohne Postbesärdernng ^l ÜO.—, »it Postbefärdernug ^l 7V.—. ^uaahmrschluß sür Anzeigen: Abend-AuSgabe: BorvrittagS 10 Uhr. Morgen-Ausgab«: Nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stets au die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von srüh 8 bis abends 7 Uhr. Druck «nd Verlag vo« L. Pol, iu Leipzig. Nr. 271 Sonnabend den 30. Mai 1903. 87. Jahrgang. Für Monat Juni kann das „Leipziger Tageblatt" zum Preise von Mark 1,0V (Mark 1,LL bei freier Zustellung ins Haus) sowohl durch sämtliche Zeitungsspediteure, wie auch durch die nachstehenden Ausgabestellen bezogen werden. Ausgabestellen des „Leipziger Tageblattes": Im Zentrum. Brühl 53, C. F. Sckubert'S Nachf., Kolonialwarenhdlg. Kathartnenftr. 14, L. Lösche, Cigarrenbdla. 2935 Nttterstr, 4, Lwckesch« Leihbibliothek und Buchhdlg. Im -tordeu. Gerberftr. 8, H. 8. Kröger, Butterhdla. 8824 Gneisenauftr. 12, B. Uhlich, i. Fa. Ida Hartmann, Papierhvlg. Löhrstr 15, E. Hetzer, Kolonialwarenhdlg. 979 yorkstr. 32 (Ecke Berliner Straße), F. W. Kietz, Kolonialwarenhdlg. Im Osten. Johanntsgafie 8, Hauptexpedition 222 Dstplay 4, Alfred Eiste, Cigarreuhdlg. Nanftfche Gasse S, F. Fischer, Kolonialwarenhdlg. Echützenftr. 5, I. Schümichen, Kolonialwarenhdlg. 1178 Tauchaer Etr. 18, E. R. Reichel, Drogeuhdlg. 8341 Im ^üde«. Arnsttftr. 35, I. F. Canitz, Kolonialwarenhdlg. 3033 Batzersche Etr. 45, H. Neumeister, Cigarreuhdlg. 3984 KöntgSplatz 7, L. Lösche, Cigarreuhdlg. 750b Nürnberger Etr. 45, M. E. Albrecht, Kolonialwarenhdlg. Zetyer Ltr. 35, V. Küster, Cigarreuhdlg. Im Westen. Beelbovenftr. 21, Th. Peter, Kolonialwarenhdlg. 3S01 Frankfurter Ltr. 22 (Ecke Waldstr.), 8. Sievers, Kolonialwarenhdlg. Nanftädtcr Etetnweg 1, O. Engelmann, Kolonialwhdlg. 2151 Waldstr. 33, G- Vetterlein, Kolonialwarenhdlg. Westplatz 32, M. Leißner, Cigarreuhdlg. 2402 In den Bor» und Nachbarorte«. Anger-Erattendarf, B. Friedel, Cigarreuhdlg., Zwei naundorfer Str. 6, O. Oehler, Berohardstr. 29 Eonnewttz, Frau Fischer, Hermannstr. 23 » Fritz Koch, Pegauer Straße 17 Eutritzsch, Robert Altner, Buchhdlg., Delitzscher Str. 25 820 Gautzsch, Ioh. Wolf, Ecke Ring- und Oetzschrr Str. GahltS, Robert Altner, Buchhdlg., Liadenth. Str. 6 820 « Paul Schmidt, Brüderstraße 8 Kleinzschocher, G. Griltzmann, Zschochersche Str. 7» in L.-Plagwitz 2588 Leutzsch, Albert Lindner, Wettiner Str. 51 in L.-Lindenau Ltndenau, Alb. Lindner, Wettiner Str. 51 in L--Lindenau Möckern, Paul Schmidt, Brüderstr. 8 in 8-Gohlis Neustadt, Paul Kuck, Annonc.-Exped., Eifenbahnstr. 1 Nruschönrfelh, Paul Kuck. Anuvucen-Exp-, Eisenbahostr.l Letzsch, Carl Scheffel, Ecke Ost- und Mittelstr. 6475 Plaswitz, G. Griltzmann, Zschochersche Str. 7a 2588 Probstheida, Reinhard Sachse, Buchbindergeschäft Reudnitz, W. Fugmann, Marschallstr. 1 1518 * O. Schmidt, Koblgarleustr 87 1739 » Bernd- Weber, Gabelsberaerstr. 11 Echleutzig, G Grüvmann, Könneritzstr, bk 2588 Sellerhausen, O. Oehler, Anger-Crottendorf, Brru- hardstraße 29, pari. Stünz, O. Oehler, Anger-Crottend., Bernhardstr. 29, p. Thonberg, R. Häntsch, Reitzenhainer Str. 58 Voltmarsdorf, Paul Kuck, Ann.-Exp«d., Eisenbahustr. 1 - Georg Niemanu, Konradstr. 55 (Ecke Elisabrthstr.) Wahren, Paul Schmidt, Brüderstr. 8 in L.-GohliS Wie kann Deutschland zu neuen günstigen Handelsverträgen kommen? Oft genug ist die Notwendigkeit neuer Handelsverträge hervorgehoben worden und auch die Wahlaufrufe der ver schiedenen Parteien weisen darauf hin. Indessen fand sich bisher nirgends auch nur die kleinste Andeutung über die Taktik, die bei den Verhandlungen am zweckmäßigsten zu befolgen ist, und keinerlei Angabe darüber, wie man e- anzufangen habe, um Handelsverträge auf Grund de- neuen Tarifs zu stände zu bringen. In dem neuesten (Junt-j Hefte der von vr. Julius Lohmeyer begründeten „Deutschem Monatschrtft" (Berkin,, Alexander Duncker) macht nun Paul Dehn bemerkenswerte Andeutungen über den Weg, auf dem am ehesten das allseitig gewünschte Ziel sich erreichen läßt. Im Laufe des letzten Jahrzehnts hat sich di« Handels, politische Weltlage empfindlich verschoben. Noch vor zwölf Jahren konnte man in Deutschland der Meinung sein, daß eS nötig sei, zuerst mit den Nachbarstaaten, mit Oesterreich.Ungar«, der Ochwet», Italien, Belgien usw., zu verhandeln und abzuschließen. Heute haben diese Staaten infolge der jüngsten weltwirtschaft lichen Entwicklung für Deutschland nicht mehr die frühere Bedeutung und ungleich größer sind die Interessen Deutsch lands im Verkehr mit dem britischen Weltreiche, mit der nordamertkanischen Union und mit Ruß land. Fast die Hälfte des aesamten deutschen Ausland-- Handels entfällt auf -en Verkehr mit diesen drei Reichen. Im Jahre 1901 belief sich der deutsche Außenhandel in Ein- und Ausfuhr auf 10L Milliarden Mark, und -war mit dem britischen Reich aus 2,1, mit der nordamertkanischen Union auf 1,4 und mit Rußland auf 1 Milliarde Mark. Dazu kommt noch ein sehr erheblicher Teil des deutschen Güter austausches mit Holland und Belgien in Höhe von I Mil liarde Mark, soweit er überseeischer Herkunft ist. Bet Neuregelung seiner Handelsvertrag-Verhältnisse wird also Deutschland zunächst die Beziehungen mit den drei Weltreichen in Betracht zu ziehen haben. Am stärk sten ist nun zwar der deutsche Güteraustausch mit Großbritannien und den Kolonien. Auch tritt da- HandelSvertrag-provisorium zwischen Deutsch land und Großbritannien am 1. April 1904 außer Kraft, wenn es nicht bis dahin aufs neu« vrrlängert wird. Indessen empfiehlt es sich nicht, aufs neue mit Großbritannien in Verhandlungen zu treten, da die englische Regierung offenbar nicht geneigt ist, einen neuen Handelsvertrag abzuschließen. Zunächst will sie offenbar einen arößerbritischen Zollverbanb schaf fen, um bann bester gerüstet dazustehen. Auch Handels vertrag-Verhandlungen mit der norbamerikanischen Union sind wenig aussichtsvoll. Sollten von deutscher Seite solche Verhandlungen eingeleitet werden, so würde man in Washington vor allem fragen, was Deutschland zu bieten habe. Darauf kann von deutscher Seite keine be friedigende Antwort gegeben werden. Denn Deutschland hat nicht- zu bieten, es will vielmehr nicht unerheblich höhere Zölle in Kraft setzen, als sie bi-her nicht nur für Jndustrteerzeugnifle, sondern auch für Getreide und Lebensmittel bestanden, und davon wird die nordamerika nische Union empfindlich betroffen. Ucberdics herrscht von vornherein in Washington keine Neigung und kein Bedürfnis, Handelsverträge mit europäisch«« Staaten ab zuschließen und darin Zollnachläste zu gewähren. Gegen über dem Deutschen Reiche, das mit Zollerhöhungen kommt, würden sich die leitenden Kreise in Washington vollends ablehnend verhalten. Anders ist die Lage gegenüber Rußland. Der Abschluß eines neuen deutsch-russischen Handelsvertrags wäre vor teilhaft für beide Teile. Allem Anscheine nach ist auch die russische Regierung g«neigt, auf Grund der deutschen Ge- tretdemtnbestzölle ein neues Bertragsverhältnis mit Deutschland einzugehen. Findet man sich in Deutschland außerdem noch bereit, dem russischen Reiche in seinen gegenwärtigen Kinanznöten durch Gestattung einer neuen größeren Anleihe zu Hülfe zu kommen, so wirb sich zwischen Berlin und Petersburg eine beide Teile befriedi gende Verständigung über einen neuen Handelsvertrag erzielen lasten. Dieser neue deutsch-russische Handelsver trag würde, dann zur Grundlage der deutschen Handels politik gegenüber den andern Staaten zu machen sein. Wie erinnerlich bildete diese Grundlage vor zwölf Jahren 'der deutsche BertragStarif, den Graf Caprivi in den Verhandlungen mit Oesterretch-Ungarn, Italien und Belgien festgclegt hatte. Doch werden die Konsequenzen der neuen Lage ganz ander- und weit befriedigender und vorteilhafter für Deutschland sein, als sie es damals ge wesen sind. Denn nach Abschluß eines neuen Handels vertrages mit Rußland auf Grund seines neuen Tarif tritt Deutschland nicht mit Zollermäßigungen hervor, son dern mit Zollerhöhungen, und mit Hülfe der überlieferten Meistbegünstigung, die damals für Deutschland eine sehr lästige Sache war, erlangt es eine überaus wertvolle Handhabe für den Abschluß von Verträgen mit den an deren Staaten. Deutschland wird nicht wie damals ge nötigt, Zollermäßigungen infolge der Meistbegünstigung halb oder ganz zu verschenken, sondern in die an« genehme Lage versetzt, Zollerhöhungen mit Hülfe der Meistbegünstigung vorteilhaft zu verwerten. Die allge meine Meistbegünstigung, an deren Beseitigung ein ein- zelner Staat nicht denken kann, wird unter den ang«deute- ten Voraussetzungen von Deutschland auSgenützt werden und nicht, wie ehedem, von anderen Staaten. Deutschland zeigt sich bereit, auf Grund seines im Vertrage mit Ruß land vereinbarten neuen Tarifs Handelsverträge vor allem mit den Nachbarstaaten abzuschließen, und zwar un ter Gewährung der Meistbegünstigung gegen angemestene Gegenzugeständniste. Wollen die Nachbarstaaten noch be sondere Zollermäßigungen von Deutschland, so sind sie gegen weitere besondere Gegenzugeständniste zu bewilligen, soweit sie innerhalb der Konsequenzen der Meistbegünsti gung -»lässig erscheinen. Die Stellung der Reichsregie rung ist so stark, daß sie nicht erschüttert werden kann, selbst wenn der ein« oder der andere Staat zögern sollte, mit Deutschland ans der neuen Grundlage zu verhandeln. Ist der «bfchlu» bi» n«««a diutsch-ruffifchen Handels»«!. träges erfolgt, so können deutscherseits die alten Verträge ohne Wagnis gekündigt werden. Auch Hie neue Regelung des Bertragsverhältnisses mit der nordamerikanischen Union macht dann keine Schwie rigkeiten mehr. Aus politischen wie aus wirtschaftlichen Gründen muß Deutschland eine differentiell ungünstige Behandlung der Union vermeiden, da sonst ein Zollkrieg mit Sicherheit auSbrechen würde. Zwar verliert der nordamertkanische Absatzmarkt Jahr für Jahr an Wert, aber ein Zollkrieg würde nicht nur die deutsche Ausfuhr, sondern auch die großen deutschen Schiffahrtsinteresten im Verkehre mit der Union schädigen und nicht zuletzt die politischen Beziehungen sehr empfindlich verschlechtern: er würde den Engländern unberechenbaren Nutzen bringen und ihre Politik unbedingtester Freundschaft mit der Union, ihr Streben, diese Freundschaft sozusagen für sich zu monopolisieren, auf das wirksamste fördern. Dazu darf die deutsche Reichspolitik unter keinen Umständen die Hand bieten. Befolgt die Reichsregierung die ange deutete handelspolitische Taktik, so ist sie in der Lage, auch gegenüber der Union die wirtschaftlichen Interessen des Reiches ausreichend wahrzunehmen und dabei in den freundlichsten Beziehungen mit Washington zu bleiben. Bei -er Kündigung des gegenwärtigen Abkommens mit der Union, das beiden Teilen die Meistbegünstigung für die bestehenden Zölle — nicht auch für künftige Ermäßi gungen — sichert, würbe die Reichsregierung lediglich die Mitteilung zu machen haben, daß sie mit Rücksicht auf den hochentwickelten Güteraustausch zwischen Deutschland und der Union und in dem Wunsche nach ungestörter Fortdauer friedlicher und freundschaftlicher Beziehungen zwischen beiden Reichen den Beschluß gefaßt habe, gegenüber der Union den neuen deutschen Bertragsbrief, wie er in den Verhandlungen mit Rußland vereinbart wurde, ohne Gegenzugeständniste und ohne weiteres zu gegebener Zeit in Kraft zu setzen. Man wird in der Union vielleicht an fangs diese Meistbegünstigung als ein nicht gerade er wünschtes Geschenk betrachten, sich aber schließlich in die gegebene Tatsache finden und selbst mit der Anerkennung nicht zurückhalten, daß auch die deutsche Handelspolitik sich auf ihren Vorteil versteht. Die deutschen Zustande in sozialdemokratischer Beleuchtung und in Wirklichkeit. Man kann jetzt, schreibt die „Kons. Korresp.-, in sozial demokratischen, freilich auch verichiedentlich in freisinnigen Flugblättern recht trübselige Schilderungen unserer deutschen Zustände lesen. Wenn man diesen Schwarzmalereien Glauben schenken wollte, so müßte man annehmen, bei uns zu Land« lebe der größte Teil der Bevölkerung höchst jämmerlich, die Kulturaufgaben würden grenzenlos ver nachlässigt, dir Steuern seien nicht mehr zu erschwingen und die Zölle drückten unser Volk völlig nieder. Schon der Augenschein aber belehrt die verständigen Flugblattleser eines Besseren; denn sie muffen sich selbst sagen, daß eS sich in unserem Vatrrlande noch recht gut leben läßt, und daß wir hinter dem AuSlande in keiner Weise zurückstchen. Auf di« Tatsache, daß Deutschland in sozialpolitischer Hin- sicht an der Spitze aller Länder steht, daß seine Arbeiter- fchutzgesetzgebung, seine private und staatliche Arbeiter- Vorsorge, sein großartiges Arbeiter - Versickerung-Werk von keinem Lande der Welt erreicht worden ist, braucht hier nickt weiter ringegangen zu werben. Diese Tatsache ist längst anerkannt und wird selbst in Arbeiterkreiscn nicht geleugnet, wenn auch die Sozialdemokratie es sich immer noch nicht nehmen läßt, zu VerhetzungSzwecken von dem „bißchen Sozial reform" zu sprechen, das heutzutage doch kein Arbeiter mehr missen möchte. Allein auch in Bezug auf Ausgaben für kulturelle Zwecke, sür Kunst, Wissenschaft, Schulwesen, Recht«, pflege, Höhere Bildung steht die deutsche Nation anderen Kulturnationen voran, während sie in Bezug auf ihre Be- lastung durch Steuern und Zölle hinter den Bewohnern anderer Länder zum Teil sehr erheblich zurücksteht. Wir lassen einige statistische Daten zum Beweise dieser Sachlage hier folgen: An direkten Steuern jährlich pro Kopf der Bevölkerung in Mark zahlen: Deutschland Frankreich England Italien Oesterreich-Ungarn 8,41 18,44 21,29 11,94 7,51 Hier steht Oesterreich nur um einige Pfennige hinter Deutsch, land, während die übrigen Staaten zwischen 2—3mal soviel direkte Steuern zahlen. An indirekten Steuern jährlich pro Kops der Bevölkerung in Mark zahlen: Deutschland Frankreich England Italien Oesterreich Ungarn 13,23 46,20 30,11 16,2 26,29 18,70 Im Zahlen von direkten Steuern wird also Deutschland von allen anderen Staaten bei weitem übertroffen. Die spezielle Getränke st euer (Wein, Bier, Schnaps) beträgt jährlich pro Kovs in Mark: Deutschland Frankreich England Italien Oesterreich Ungarn 4,71 12,84 17,28 1,80 4,78 5,3? Auch diese Zahlen reden sür sich selbst. Auch die Tabaksteuer ist in Deutschland am niedrigsten. Nun sollen die «u«gaben für geistige »ultnrzwecke folgen. Ao«gaben für Wissenschaft, Kunst, Unterricht jährlich pro Kopf der Bevölkerung in Mark: Deutschland Frankreich England Italien Oesterreich-Ungarn 7.88 «.SS 6,30 3,80 Li- Ausgaben für den BolkSschulunterricht jährlich pro Kops der Bevölkerung in Mark: Deutschland Frankreich England Italien Oesteretch-Uagaru 6,20 5,10 5,83 1,81 2,77 In den Leistungen für VotkSunterricht, höheren Unterricht, Wissenschaft, Kunst marschiert Deutschland an der Spitze aller KulturstaatenI Ebenso hat Deutschland die verhältnismäßig größte Anzahl von Bolksschülern. Der Kostenaufwand für «inen Volksschülrr beträgt pro Jahr io Mark: Deutschland Frankreich. England Italien. Oesterreich-Ungaru. 35,4 81,6 48,32 16,28 28,72. England, das erheblich weniger Volksschulen hat als Deutsch land, erscheint nur deshalb mit einer größeren Summ«, weil die in England vorherrschende Privatschule selbstverständlich teurer ist als die Staatsschuld Auch in Bezug auf Universitäten steht Deutschland au erster Stelle. Es beträgt die Deutsch!. Frank. Engl. Italien. Oest.-Ung. Anzahl der Universitäten . . 22 19 11 LI 10 Studenten . . 26 680 13 360 13 400 9000 18600 Prosessoren. . 1920 568 344 600 1430 Für die SicherheitS- und Justizpslege werden auSgegeben pro Kops der Bevölkerung in Mark: Deutschland Frankreich England Italien Oesterreich-Ungarn 6,09 4,03 7,86 5.32 4,05 Hier wird Deutschland von England nur um Wenige« übertroffen. Was die Ernährung des deutschen Volke« betrifft, so sind folgende Ziffern von Interesse: Es verzehren jährlich und pro Kopf der Bevölkerung an G«- treibe und Fleisch in Kilogrammen: Leutschland Frankreich England Italien Oesterreich-Ungara 252V 278 218 187 218 Hier also wird beim Verzehr der kräftegebendea Nahrung-mittel Deutschland lediglich von Frankreich übertroffen; allen anderen Kulturstaaten steht e« weit voran. Betrachten wir nun die Genußmittel nnd ihren Konsum jährlich und pro Kopf der Bevölkerung. Anzahl der Liter Deutschland Frankreich England Italien. Orsterr.-Ung. Bier, Wein u.Schnaps 124,5 12l,6 123,5 96,2 64,2 Tabak... 1,5 0,8 0,67 0,68 1,7 kg Kaffee, Tee 2,5 1.8 2,5 0,6 0,9 - Im Bier-, Wein- und Schnapstrinken steht Deutschland allen anderen Ländern voran, den meisten leider weit voran, im Tabak- genuß nimmt eS die zweite Stelle ein. Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, daß Deutsch land bei niedrigster Belastung seiner Bevölkerung durch Steuern und Zölle den höchsten Aufwand für die materielle Lebenshaltung, für die Schulbildung und für sonstige Kulturaufgabrn leistet. Es geht daraus hervor, daß die Schilderung der heimischen Zustände in sozialdemo- Kauschen und freisinnigen Blättern Phantasiegemäide sind, nur dazu bestimm!, die Bevölkerung unzufrieden und miß- trauisch zu machen. Deutsches Reich. 6. H. Berlin, 29. Mai. (Der Rückgang der Sterblichkeitsziffer im Deutschen Reich und die Sozialpolitik.) Eine der erfreulichsten Erscheinungen im Deutschen Reiche ist, daß die Lterblich- keitsziffer in den letzten Jahren stark im Rückgänge be griffen ist. Gestorben sind während des letzten Jahrzehntes (1900- 1890) durchschnittlich im Reiche jährlich 1233843 Personen, das sind 23,5 auf 1000 Einwohner. Diese niedrige Sterblichkcitsziffer ist erst diesem letzten Jahr zehnte eigentümlich, wie überhaupt ein Rückgang der Sterbchäiisigkeit erst seit den achtziger Jahren zu be merken ist; von 1841—1880 hielt er sich mit einer Höhe von über 28 vom Tausend ziemlich unverändert. Es ist sehr bemerkenswert, daß die starke Abnahme der Sterblich keit seit 1871 bis zu einem noch nie beobachteten Tiefstände besonders nachhaltig mit dein Jahre 1886 einsetzt; sie ist zweifellos, abgesehen von der allgemeinen Verbesserung ocr sozialen und der hygienischen Verhältnisse der Bevölkerung, nicht zum wenigsten durch die deutsche Arbeiterversicherung und die Ar beit er- schuy-Gesetzgebung mit veranlaßt. Der er freuliche Zug, den die Entwickelung der Sterblich keit neuerdings aufweist, ist fast allen Teilen des Reiches gemeinsam; besonders auffallend ist er in einigen städtischen Bezirken, z. B. Berlin und Hamburg, wo die Sterblichkeitsziffern von 27,3 auf 20,2 bez. von 30,2 auf 21,5 zurückgegangen sind. Relativ (d. h. im Verhält nis zur Volkszahl) wenig Sterbefälle kamen ferner vor besonders in den Gebieten von Schleswig-Holstein, Olden burg, den beiden Mecklenburg, von Westfalen, Hannover, Rheinland, Heffenl-Nassau und in verschiedenen mittel deutschen Kleinstaaten. Es sei noch bemerkt, daß die für Deutschland in den letzten drei Jahrzehnten festgestellte Verbesserung der Sterblichkeitsvcrhältnisse auch in mehreren anderen Ländern zu Tage getreten ist, wenn auch in verschiedenem Maße. Besonders groß war die Abminderung der Sterblichkeit in den Niederlanden, in Oesterreich und in der Schweiz; auch hier hat die sozial politische Gesetzgebung in den letzten Jahrzehnten sich mächtig entfaltet. * Berlin, 29. Mai. (Schützt da- VersammlungS- recht!) Diesem Rufe wivmet die „Freisinnige Zeitung tinen längeren Leitartikel, in dem sie das Verhalten der sozialdemokratischen Friedensstörer in freisinnigen Parteiversammlungen darleqt und einer scharfe» aber durchaus berechtigten Kritik unterzieht. Am Schluffe heißt e« wörtlich: E« gilt, da« HauSrecht in der kräftigsten Weise zu schützen. Ohne di« frei« Ausübung de« VersawmlungSrrchtS gibt e« kein« Wahlfreiheit, oh», Wahlfreiheit k»in, richtig, BolkSV«rtrN»»g. DaS
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite