01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030605018
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903060501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
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- Tag1903-06-05
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Diese sind vorsichtig zu Werke gegangen, am vor- sichtigsten Cbamberlain, der, sonst der Heißsporn, seinen Pre mier korrigierte und einige seiner Redewendungen ein schränkte. Es soll ein großbritannischer Zollbund inS Leben gerufen werden, ein iwpsrinl oowmou vvealtk, um die Kolonien enger mit dem Mutterland« zu verbinden. An gesicht» der Freiheit der englischen Kolonien kann man da» recht wohl verstehen, denn es läßt sich schwer eine Weltpolitik durchführen, wenn die einzelnen Teile dieses stolze Gebäude nicht tragen, wenn daS obere Geschoß schief auf den Säulen sitzt. DaS hat die vorjährige Kolonialkonferenz anerkannt und der lauteste Rufer im Streite, der Gouverneur von Kanada, hat durch seine Zollpolitik die Verallgemeinerung dieses Wunsches früher brennend gemacht, als man hätte er warten können. Durch die Zollrrmäßigung auf englische Waren und die Aufhebung des Vertrages mit Deutschland hat er letzteres geschädigt und es war daher nur recht und billig, daß diese» die Herkünfte aus Kanada nach dem auto nomen Tarif behandelte. Das konnte der Kanadier nicht ver tragen und so erhöhte er die Differenz zu Gunsten englischer War« im Durchschnitt um 33 V» Prozent. Deutschlands energische Abwehr stehl noch au». Allein schon die Stimmung in Deutsch land und sein erster Schritt gegen Kanada Haden die Engländer geärgert und verletzt und in erster Linie muß jetzt die Un popularität Deutschlands in England den Steigbügel für Chamberlains Roß, den großen Zollverein, hergeben. Wir in Deutschland haben naturgemäß ungemeines Inter esse an der Entwickelung der Dinge, denn England ist unser größter Abnehmer. Aber wir haben nicht nur zu verlieren, wir können bei der neuen englischen Zollpolitik auch gewinnen. Man muß im Auge behalten, baß die von Deutschland nach England gehenden Waren nicht alle sür den doms trnäe, für Englands Verbrauch selbst, bestimmt sind, daß im Gegenteil ein großer Teil davon wieder auSgesührt wird und zwar nicht nur nach den englischen Kolonien, daß also, wenn England unS Schwierigkeiten machte, von unS der direkte Verkehr gesucht werden muß und gefunden werden wird und wir damit vom Jnselreiche unabhängig werden. Freilich würde unter Um ständen noch ein recht großer Teil unseres Export» verloren gehen, doch ist daS nicht ganz sicher, denn es gibt zu denken, daß die Einfuhr deutscher Waren in Kanada zuzenommen hat, gerade während Kanada seinen Zollkampf gegen die deutschen Waren aufnahm. Mit England könnte es vielleicht auch so gehen. DaS weiß Chamberlain und darum seine sehr vorsichtige Sonderung, seine fast ent schuldigende Bitte, sein Projekt genau zu studieren. Er weiß, daß die englischen Kolonien, vorläufig wenigsten», der englischen Produktion den Weltmarkt nicht ersetzen können. Dabei ist die Produktion von Manufakturen dort selbst sehr bedeutend. Beispielsweise dürste die Ausfuhr kanadischer landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte nach Australien die vom Muttrrlande selbst erreichen. Daß in Australien die Anfänge einer großen Wellindustrie sich befinden, ist bekannt und daß Indien sich von den englischen Baumwollspinnereien unabhängig zu machen im Begriffe siebt, ebenfalls. Bei solchen Verhältnissen wiegt der Verkehr mit den Kolonien nicht allzuviel, obwohl er 200 Millionen Pfund Sterling dort hin bei einem Gesamtexport Großbritanniens von 800 Mil lionen Psund beträgt. Die Rohproduktion seiner Kolonien kann indessen England niemals selbst verbrauchen und gerade der erschwerte Absatz dieser Rohproduktion in di« außer großbritannischen Länder würde sehr nachteilig auf vie Stimmung in den Kolonien sür den großbritannischen Zoll verein zurückwiiken. Ist dock Kanadas Aerger meist auf die erste Repressalie Deutschland», die Erschwerung seiner Ge treideausfuhr nach Deutschland, zurückzusühren. England darf seine Industrie nicht schädigen, deshalb will auch Chamber lain einen Zoll auf Rohmaterialien nicht, sondern sein Wunsch lautet auf eine Getreidesteuer. Mit dieser hat sich da» englische Volk schon durch die KriegSsteurr bekannt ge macht. Und die Getreidesteuer ist gar nicht so unpopulär. Cobden» Ideen sind schon längst nicht mehr Gemeingut der Engländer, der Kornzoll hat schon manchen Fürsprecher gesunden und zwar, nicht weil er der Landwirtschaft Helsen soll, der nicht mehr zu Helsen ist, sondern weil er eine rein fiskalische Steuer ist, wie die Abgabe auf Tabak, Alkohol usw. Tragt den geringen Kornzoll und dafür sollt Ihr nicht nur bessere Löhne, sondern auch eine Altersversicherung haben, ruft Chamberlain den englischen Arbeitern zu. Er macht ihnen den Nutzen de» Kornzoll» plausibel; di« Frag« ist freilich, ob st« itz« plausibel fiudru. Aber iaterrfiavt ist di« Tatsache, daß man jenseits de» Kanals den Patriotismus der Mafien mit dem Kornzoll heizt und er dieSseilS als Abschreckungsmittel gilt. Freilich bei unS soll einem Erwerbszweige geholfen werden, drüben stellt man daS Axiom auf, daß allen geholfen würde. England will seinen Bedarf an Nahrungsmitteln, wenigstens Getreide, ganz von den Kolonien nehmen; aber wenn ihm das gelingt, bleibt nur wenig Ertrag von dem Zoll auf außergroßbritannisches Getreide übrig. Was sangen die Kolonien mit ihrem Ueberschusse an? Man wird seitens der anderen Länder einen ordentlichen Kampfzoll auf dieses englische Kolonialgetreide legen. England importierte l90l an NahrungSstoffcn: aus den auswärtigen Ländern für 35 284 628 Lstrl., aus seinen Kolonien ... - 11791 905 - Unter dem letzteren Posten befinden sich nur ganz geringe Mengen Getreide. Kanada führt beispielsweise nur den zwölften Teil seines Weizens und den zwanzigsten seines MehleS in England ein. Die Einfuhr in das Mutterland ist, wie man sieht, überhaupt nicht bedeutend. Vom Gesamlhanbel, wie oben bemerkt, geht auch nur ein Viertel auf den Verkehr mit den Kolonien. Das ist natürlich. Die Kolonien produzieren zu viel und brauchen zu wenig. DaS vereinigte Königreich hat 40 Millionen Einwohner, die Kolonien ins gesamt 11 Millionen Weiße. Sicht man von Indien ab, so hält sich die Zahl der Konsumenten in Deutschland mit der deS ganzen großbritannischen Zollvereins die Wage. Wenn England ein guter Abnebmer deutscher Waren ist, so ist daS Gleiche umgekehrt der Fall. Der Markt, den unö England verschließt, finden wir zum Teil bei unö selbst. Freilich wären hierzu Umwälzungen in der Fabrikation nötig, die bedeutende Mittel erforderten. Auö diesem Grunde und weil immerhin eine Beunruhigung des Handels eintreten würde, können wir eine Durchsübrung des Chamberlainfchen Plane» nicht wünschen. Zu fürchten aber haben wir ihn nicht. Im Gegenteil, wir würden selbständiger und, was eine Hauptsache ist, unsere Kolonien würden uns wertvoller. Der Kaiser beim Zangerwettstreite. O Fraukfart a. M., 4. Juni. (Telegramm.) Der Kaiser wohnte heute vormittag dem Wettstreite der ersten Abteilung der Gesangvereine in der Festhalle bei und begab sich sodann mit der Kaiserin und sämtlichen hier anwesenden Fürst lichkeiten und dem Gefolge nach dein neuen Rat hause. Bor der PaulSkirch«, deren Glocken läuteten, hatten die Geistlichkeit mit der Kirchenfahne, sowie die Schulkinder Aufstellung genommen. Alle Fenster der um liegenden Häuser, sowie die benachbarten Straßenzüge, der Paulsplatz und der Römerberg waren mit Schaulustigen dicht besetzt. Born alten Turme des neuen Rathauses ließen Bläser in Alt-Frankfurter Waffentracht Fanfaren er tönen. Am Eingänge des Rathauses wurde das Kaiser paar vom Oberbürgermeister Adickes, Bürgermeister Barrentrapp, Stadtverordnetenvorsteher vr. Humser und den Architekten Neber und v. Hove empfangen und die Treppe hinaufgeleitet. Fräulein Adickes überreichte der Kaiserin einen Blumenstrauß. Der Bürgersaal war mit Gobelins und Festons geziert. Dem Thronbaldachin gegenüber war ein Standbild Kaiser Wilhelms I. aufge- stellt. An den Längsseiten des Saales hatten die Mit glieder des Magistrates, der Stadtverordnetenversainm- lung und sämtlich« Beamte sich ausgestellt. Anwesend waren ferner der kommandierende General v. Linde rs ui st und der Oberpräsident v. Zedlitz und Trützschler. Bei dem Eintritt des Kaisers und der Kaiserin und der fürstlichen Gäste sang der Knabenchor der Musterschule den Chor aus „Judas Maccabäus". Oberbürgermeister AdickeS hielt darauf an den Kaiser eine A n sp r a ch e, in der er darauf hinwies, daß die vor 500 Jahren erbauten und noch heute als Zeichen eines starken, selbstbewußten Bürgersinnes ragenden Römer hallen für die Stadtverwaltung zu eng wurden und immer gebieterischer die Notwendigkeit eines Rathauses hervor trat, bis endlich mit Hülfe begnadeter Künstler der Weg gefunden sei, unter Beseitigung untergeordneter Bauteile und im engen Anschluß an den alten Römer einen Neubau zu errichten und so der Bäter Erbe sich aufs neue zu eigen zu machen. Der Bürgermeister fuhr fort: Heute nun sind wir glücklich, al» ersten festlichen Akt in diesem neuen Saal« die Huldigung der städtischen Behörden vor Euren Majestäten vollziehen und so auch für die neuen Räume deS alten Römer» die persönliche Beziehung zu unserem erhabenen Herrscherhaus« begründen zu können- Wohl ist di« besonder« Verbindung, welche in dem alten Reiche zwischen dem Kaisertum, der Kaiserstadt und dem Römer bestand, lange und unwiderbringlich gelöst, um so fester aber und unauflöslich sind die Bande, welche dies« Stadt und da» ganze wirtschaftliche und geistige Schaffen, Blühen vnd Gedeihen der Bürgerschaft mit dem unter dem Erbkaisertum der Hohenzollern geeinten neuen Reiche verbinden. In Treue fest zu Kaiser und Reichl Da» sei heute unsere Losung und unser Gelöbnis. Der Oberbürgermeister schloß mit einem begeistert auf, genommenen Hoch auf den Kaiser und die Kaiserin und bot dem Kaiser einen Ebrentrunk in einem vom Stadtrat Mctzler gestifteten künstlerischen silbernen Pokal dar. Der Kaiser antwortete daraus: ES ist mir «in Bedürfnis, im Namen Ihrer Majestät der Kaiserin und in meinen, der Stadt Frankfurt au» tiefem Herze« warmen Dank zu sogen für di« Tag«, di« sie un» bereitet. Spontan, rin AuSbruch herzlich«! Gefühle, war d«r gestrig« Empfang, g«trag«n voa dem au» vielen tausend Kehlen gesungenen deutschen Liede. Es war so recht daS Bild der kräftig sich regenden, nach allen Richtungen sich ent- wickelnden großen Metropole, der Erfolg dessen, was das Schwert meines siegreichen Großvaters sür das Vaterland er rungen hat, ein Beweis dafür, wie gut es Frankfurt unter der preußischen Krone gegangen ist. Vom Nyffdäuser her zog meine Bahn zur alten Nämerstadt ein. Das Kysfhäusertor ist gesprengt, und offen sind die Tore und die Gassen der Stadt Frankfurt geworden, vergangen die alten Zeiten und zur Geschichte geworden. Das neue deutsche Reich Hal Frankfurt zur neuen Bedeutung sich entwickeln sehen. Und fo ist eS denn mein Wunsch: W e schon in früherer Zeit aus Frankfurt die ersten schönen Sprößlinge des deutschen Liedes erstanden und wie heute zum ersten Male in ihren Mauern deutsche Männer sich versammelt haben, um nach alter Sitte im Liede miteinander zu ringen, jo möge in Verbindung mit der modernen Entwickelung und Ausgestaltung der Stadt, wie hier im Rathause diePs lege veralten Traditionen und der alten Geschichte der Stadt Hand in Hand gehen; denn nur wer seine Geichichte pflegt, wer seine Traditionen hochhält, kann in de^ Welt etwas werden. Die Ordens kette, die Sie um die Schultern Ihres Oberbürgermeisters glänzen sehen, ist «in Beweis dafür, wie gerade auf einem meinem Herzen so naheliegenden und von mir so eisrig durchforschten Gebiete, dem der sozialen Politik, Frankfurt an der Spitze marschiert und wie es mir am Herzen lag, die Stadt und ihr Oberhaupt dadurch zu zieren und mein vollstes Einverständnis zu erklären mit den Wegen, die Sie hier eingeschlagen haben zum Segen sür Ihre Bürger und zum Beispiele sür das Vaterland. Es ist mir aber wohlbekannt, daß außerdem noch ein Wunsch die Brust FrankiurtS bewegt, dem ich gern Folge geben werde. ES ist schon lange der Wunsch, daß die Zusammengehörigkeit der Stadt mit ihrer Garnison durch ein äußeres Band auch in der Heeresgeichichte sich kennzeichnen möge, und diesem Wunsche der Frankfurter Patrizier entgegen- kommend, habe ich besohlen, daß vom heutigen Tage an daS 2. hessische Arttllerie-Regiment Nr. 63 „Frankfurt" heißen soll. So möge auch die Garnison in Verbindung mit der Bürgerschaft Frankfurts in Friede und Freundschaft stolz aus ihren Namen auch Ihnen, den Bürgersöhnen, «in Heim bieten und möge GolteS reichster Segen aus all Ihren Unternehmungen ruhen, auf welchem Gebiete es auch sei. DaS ist mein heißester Wunsch und darauf leere ich den Pokal: Auf das Wohl der Stadt Frankfurt! Hurra! Hurra! Hurra!" Der Kaiser ließ sich darauf die Herren des Magistrats, den Stadlverordnelenvorsteher Humier, verschiedene Herren des Stadtkollcgiums unv andere vorslellen. Auf die Bitte des Oberbürgermeisters schrieben der Kaiser, die Kaiserin, Prinzessin Friedrich Carl von Hessen, die Prinzen Eitel Friedrich und Adalbert, der Herzog von Koburg-Golha und Prinz Friedrich Carl von Hessen ihre Namen in das Titel blatt des goldenen Buches der Stadt Frankfurt a. M. DaS Kaiserpaar schritt durch den Kaisersaal die Treppe binab und fuhr unter dem Jubel der Bevölkeiung zum Frühstück zu dem Prinzenpaare Friedrich Carl von Hessen. (-) Frankfurt a. M, 4. Juni. (Telegramm.) Dem Oberbürgermeister Arickes wurde der WrlhelmS-Orven und dem Bürgermeister Varrentrapp der Charakter eines Geheimen RegierungSrateS verliehen, ferner dem Stadlverordnetenvorsteher Geheimen Juslizrat Humser der Kroncn-Olden 2. Klasse, sowie u. a. der Rote Adler-Orden 4. Klasse den Stadlräten Josef Baer, Anton Meyer, Wilhelm Hanau, dem Stadlbauinspektor Wilde und dem Vizepräsidenten der Handelskammer Kommerzienrat Pas- f a v a u t. Deutsches Reich. O. kl. Berlin, 4. Juni. (Rußland, der Kriegs schiffsbau und dreWerften des Auslandes.) In Zukunft will Rußland kein Kriegsschiff mehr auf fremden Werften bauen lassen; bei Neubauten sollen nur noch russische Wersten in Frage kommen. Rußland war von 1893 bis 1902 ein sehr guter Abnehmer für di« Werften von England, Frankreich, Deutschland, Däne mark und die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Ab gesehen von den Torpedobooten, liefen für Rußlands Kriegsflotte im letzten Jahrzehnt 13 Schifte mit 83 155 Tonnen Deplacement auf AuslandSiverften vom Stapel. Der Löwenanteil entfiel ans Deutschland; auf deutschen Werften wurden vier Schifte mit 27 300 Tonnen Deplaze- ment hergestellt, auf französischen vier Schifte mit 26 600 Tonnen Deplacement, auf den Werften der Bereinigten Staaten zwei Schiffe mit 19 740 Tonnen Deplacement, auf den dänischen Werften zwei Schisse mit 8730 Tonnen De placement und auf einer großbritannischen Werft ein Schiff mit einem Deplacement von 1055 Tonnen. Eng lands Werften waren also bezüglich des Anteils am Baue russischer Kriegsschiffe etwas stiefmütterlich bedacht; dafür bauten sie die Dampfer der freiwilligen Flotte deS Schwarzen Meeres (zehn Schiffe von 105 680 Tonnen De placement). Von den 13 Kriegsschiffen, die für Rußland auf ausländischen Werften gebaut wurden, sind alle, mit einer einzigen Ausnahme, nach Ostasien beordert worden; die Ausnahme betraf die Jacht „Standart", die bei Bur meister L Wein in Kopenhaaen am 10. März 1895 vom Stapel lief. Im ganzen ließ Rußland von >893 bis 1902 für Kriegsmarine und freiwillige Flotte im AnSlande bauen: Kriegsschiffe 18 von 83 155 Tonnen Deplacement, Torpedofahrzeuae 18 von 6070 Tonnen Deplacement, Dampfer und freiwillige Flotte 10 von 105 680 Tonnen Deplacement; hiervon entfielen auf Deutschland vier Kriegsschiffe von 27 800 Tonnen Deplacement und elf Torpedofahrzeuae von 3950 Tonne» Deplacement. Daß dem deutschen KriegsschiftSban in Zukunft russische Auf träge nicht mehr zugehen werben, ist um fo mehr zu be klagen, al» ohnehin die deutschen Werften wegen Mangel» an Aufträgen zu «rbeiterentlafiungen sich genötigt sehen. * Berli«, 4. Juni. Ueber das heuchlerische Bersteckspiel der Sozialdemokratie sagt die „Freis. Ztg." Eugen Richters: „Vor uns liegt ein Flugblatt, welches die Sozialdemokratie im Wahlkreise Landeshut-Jauer und vermutlich auch noch in anderen Kreisen verbreitet. In diesem Flugblatts sucht man sich gegen den Vorwurf zu verteidigen, daß die Sozialdemokratie das Privateigentum beseitigen wolle. Es heißt in dem Flugblätter „Tie Sozialdemokratie fordert in ihrem Programm nur die Aufhebung des Privateigentums an den Produktionsmitteln, sofern dasselbe zur Ausbeutung des Neben menschen verwendet wird." Dieses Zitat ist unrichtig. DaS geltende Parteiprogramm der Sozialdemokratie von 1891 er klärt, daß jedes Privateigentum an Produktionsmitteln un vereinbar geworden ist mit der zweckentsprechenden Anwendung und vollen Entwickelung der Produktivkräfte, und daß deshalb „die Verwandlung des kapitalistischen Privateigentums an Produktionsmitteln — Grund und Boden, Gruben und Berg werke, Rohstoffe, Werkzeuge, Maschinen, Verkehrsmittel — in gesellschaftliches Eigentum und die Umwandlung der Waren produktion in sozialistische" gefordert werden muß. Der Zusatz, welcher die Wegnahme des Eigentums an Produktionsmitteln beschränkt auf dasjenige Eigentum, welches „zur Ausbeutung der Nebenmenschcn verwendet wird", ist also eine Er findung der Sozialdemokratie in diesem Flugblatte und im Wahlkampfe. Weiterhin beruft sich die Sozial demokratie darauf, daß sie nur daS kapitalistische Privateigentum, d. h. das Privateigentum an Produktions mitteln, nicht auch das Privateigentum an Genußmitteln weg nehmen wolle. — Der Unterschied zwischen kapitalistischen« Eigentum und einem Eigentum an Genuhmiteln aber ist ein rein theoretischer und in Wirklichkeit nicht vorhanden. Dieselben Geldmittel können durch Ankauf von Genußmitteln verwandt werden zum Genuß und ebenso durch Ausleihung und als Produktionsmittel zur Produktton. Dasselbe Haus, dasselbe Feld kann verwandt werden für den eigenen Wohnungsbedarf und die eigene Ernährung und ebenso ganz oder teilweise zur Vermietung, zur Einrichtung eines Geschäftslokals bezw. zum Verkauf von Feldprodukten. Als Privateigentum zum persön lichen Gebrauch bleibt im sozialistischen Zukunftsstaate nur übrig die eigene Kleidung, die Mundportton, die man sich au» dem allgemeinen Speisehause etwa aufhebt, und das für den eigenen Gebrauch unbedingt notwendige Mobiliar. DaS ist un gefähr so viel Privateigentum, wie auch der Zuchthäus ler im Besitze hat." G Berlin, 4. Juni. (Telegramm.) Der „ReicbSanzeiger" veröffentlicht die Verleihung des KronenordenS 2. Klasse mit Siern an den ReichsgerichtSrat Galli, d«S GternS zum Kroneuorden 2. Klasse an den Oberbaudirrktor in Bremen, FranjinS, des Roten Adlerordens 3. Klasse mit Schleife an den bisherigen kaiserlichen Geschäftsträger io Caracas v. Pilgri«- Baltazzi. — Zu dem bekannten Streit Bollmar contra Singer ergreift der Abg. Singer jetzt in einer schriftlichen Eiklärung daS Wort, die eine gewisse Einschränkung der bisherigen Berichte über seine Stellungnahme zu den künftigen Handelsverträgen rnihält. Die Erklärung lautet: Die liberal-bürgerliche Presse vertreibt eine Notiz, in der be hauptet wird, ich hätte in einer Versammlung in KottbuS namens der sozialdemokratischen Fraktion erklärt, dir Fraktion werde keinen Handelsverträgen zustimmen, die aus Grund deS neue« Zolltarif« Gesetzes vereinbart seien. Diese Mitteilung ist insofern irrig, als ich bei dieser Aeußerung nicht nur von Handelsverträgen, die aus Grund deS neuen Zolllarif-GesetzeS abgeschlossen werden sollen, gesprochen — sondern auSgesührt habe: daß nach meinem Dafür- halten die Fraktion keinem Handelsvertrag« zustimmen könne, durch den Lebenshaltung, sowie Arbeitsgelegen heit für die Arbeiterklasse verschlechtert und verringert werden. Und dabei bleibe ich. Paul Singer. Man läßt sich also eine Hintertür offen, wahrscheinlich aber nur zur vorläufigen Ausgleichung de» Gegensätze» Vollmar-Singer, der gerade vor den Wahlen unbequem empfunden wird. — Der spanische Botschafter in Berlin, vr. A. d« Ruatay Sichar, hat sich heute in Begleitung deS ersten Botschaftssekretärs Herrn Queivo de Llano »ach Weimar begeben, um, einer Ein- ladung folgend, Len dortigen Hossestlichkeiten beizuwobnen. Bon Weimar aus wird er eine längere Urlaubsreise nach Spanien an treten. Während seiner Abwesenheit, bis anfang August, führt Herr Queipo de Llano die Geschäfte der Botschaft. (Mgdb. Ztg.) — Die Vertreter der amtlichen Statistik de» ReichS- und der Bundesstaaten treten am 6. Juni in Konstanz zu einer Konferenz zusammen; zur Beratung kommen Fragen der weiteren Ausbildung der Agrar- und der Finaozstatistik. Nach der „Soz. Prax." wird vermutlich ^»uch eine grund sätzliche Aussprache über die voraussichtlich 1905 stattfindende Berufs- und Betriebszählung erfolgen. — Der frühere verdienstvolle Präsidcnt deS ReichSversicherungS- amtes. Wirklicher Geheimer Ober-Regierung-rat vr. Bödiker, vollendet morgen daS sechzigste Lebensjahr; er ist am 5. Juni 1843 zu Haselünne geboren. Seine bedeutsame Wirksamkeit hat allgemeine Anerkennung gefunden und Bödiker da» Ehren doktorat dreier Fakultäten eingrbracht der philosophischen, der juristischen und medizinischen. AuS der Stellung als Vorsitzender de- Direktoriums von Siemens L Halske ist vr. Bödiker unlängst au-geschieden, doch gehört er noch dem Aussicht-rot der Gejellschcist an. Seine Verdienste nm die soziale Wohlfahrt wurden vom Kaiser durch die Verleihung d«S WilhelmSordeoS an erkannt. (Nat.-Ztg.) * Brrmen, 4. Juni. Die Differenzen im Klemp- nergewerbe sind noch nicht erledigt. Eine Reihe von Kiempnergehülsen (27 Prozent der ganzen Zahl) war noch nickt wieder eingestellt worden. Die Vertretung de» MetallarbeiterverbandeS verlangte die Wiedereinstrllung. Der Verein bremischer Baugewerk»me,st«r hat nun gestern abend in der Sach« vermittelt und di« betreffende« Klempner meister veranlaßt, di, noch nicht ang,stellten Klempnep
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