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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030606010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903060601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903060601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
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Tabellarischer und Ztffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenanuahme LL L, (excl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt), a»? mit oer Morgen-Ausgabe, ohne Postbesürderun, ^l «0.—, mit Postbesörderung 70.—» Ännahmeschluß für Äuzeigen: Abeud-AuSgab«: Vormittag« 10 Uhr. Morgeu-Au-gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Anzeig« sind stet« an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr- Druck und Verlag voa E- Polz tu Leipzig. Nr. 282. Sonnabend den 6. Juni 1903. 97. Jahrgang. Englische phantafiestückchen. L- Für -a» französische Volk und die französische Presse gehören «die Tage, an Lenen König Eduard von England in Parts weilte, längst der Vergessenheit an. Anders die englische Presse, deren größtes Organ, die „Times", sich von ihrem Pariser Berichterstatter einen wunderbar phan tastischen Artikel über die angebliche Stimmung in den leitenden französischen Kreisen senden läßt. Danach besteht Lei den französischen hervorragenden Politikern ein starkes Verlangen nach einem „rapproollernsrrt" zwischen England und Frankreich. Der Korrespondent fordert die englischen Staatsmänner auf, auch ihrerseits etwas dazu zu tun; sie sollten öfters an die Mer der Seine kommen und dort Fühlung mit den maßgebenden Kreisen nehmen, nicht so wohl mit der Aristokratie, die politisch abgewirtschaftet habe, als vielmehr mit den führenden Persönlichkeiten der herrschenden französischen Demokratie. Die „Times" wünschen also die Tage der englisch-fran zösischen politischen Intimität, wie sie vor gerade einem halben Jahrhundert bestand, wieder aufleben zu lasten. Go paradox aber auch Ler Satz klingen mag: die Geschichte dieser Episode beweist nicht sowohl, daß die Erneuerung dieser Alliance möglich ist, als vielmehr, daß sie nicht mög lich ist. Wenn England mit Frankreich im Krimkriege alliiert war, so geschah es nicht, weil Frankreich einen Vorteil davon haben sollte, sondern weil es Englands Vorteil war, seinen Rivalen im Orient zu demütigen. Und wenn die Engländer mährend des deutsch-französischen Krieges Frankreich durch Waffenlieferungen unterstützten, so geschah auch dies nicht aus Sympathie für Frankreich, als vielmehr aus Verdruß darüber, daß Deutschlands Stern auf einmal so strahlend aufging. Nach dem großen Kriege änderte sich alsbald das Verhältnis Englands zu Frankreich; «denn Frankreich nahm, um sich für den Ber- lüft seines Prestiges in Europa zu entschädigen, immer energischer eine ausgedehnte koloniale Politik in Angriff. Deshalb aber hätte England im Falle einer Alliance mit Frankreich in die Lage kommen können, zu geben oder im mindesten zu verzichten, und darauf ist die englische Allianccpolitik nicht eingerichtet. England hat Alliierte gern, so lange es von ihnen Nutzen ziehen kann; aber es läßt sie fallen, sobald die Alliierten ihrerseits Ansprüche stellen. DaS hat Deutschland erfahren, das hat Italien erfahren und baS würde auch Frankreich erfahren haben. Frankreich aber würde Ansprüche stellen; denn seine koloniale Expansionspolitik ist noch nicht bis zu ihren letzten Zielen gelangt. Ob es sich den Zwischenfall von Figig zu nutze machen wird, um ein Stück wert vollen marokkanischen Besitzes an sich zu reißen, mag dahinstehen; jedenfalls aber wirb es früher oder später erhebliche Ansprüche auf marokkanisches Gebiet stellen, und dann scheint es uns sehr zweifelhaft, ob der sprüch- wörtliche englische Neid dazu still halten wird. Ebenso steht es mit Frankreichs Absichten auf wertvolle Provinzen des südlichen Chinas; die Erwerbung dieser Gebiete durch Frankreich wäre ein harter Schlag für das Prestige und -en Handel Englands in Ostasten, und deshalb würde auch daran eine Alliance zwischen beiden Ländern scheitern. Es mag wohl sein, daß auch manche Politiker in Frank reich mit dem Gedanken eines Bündnisses mit England kokettieren, schon weil ihnen die deutschfeindliche Tendenz, in der die öffentliche englische Meinung sich fett Jahren gefällt, sehr sympathisch ist. Die große Mehr heit der französischen Politiker aber wird sich zweierlei vorhalten: erstens, daß auch die schönsten und schmeichel haftesten Artikel der „Times" nicht die kolonialen Gegen sätze aus der Welt schaffen können, und zweitens, daß die Voraussetzung einer Alliance mit England der Bruch m 1 t R u ß l a n - ist. Dazu aber dürften sich nur wenige französische Politiker verstehen, schon darum, weil der Franzose von Natur sparsam veranlagt ist und weil er deshalb die Milliarden, die er bis jetzt schon in das russische Geschäft hineingesteckt hat, nicht umsonst wird ver- auSgabt haben wollen. Sin russisch-englisch-französtscheS Bündnis aber, wie es von den extremen Deutschenhassern ber drei Länder ersehnt wird, wirb gleichzeitig mit der Quadratur des Zirkels zu stände kommen. Uebrigens lasten außer den ^Times" sich noch andere englisch« Stimmen über den Gegenstand vernehmen, und zwar in wett weniger optimistischem Sinne. So enthält -ie jüngste Nummer der „Fortnightly Review" an leiten- -er Stelle eine Auslastung, in der zwar die Besserung der Beziehungen, zwischen Frankreich und England als ber er- freulichste Ausblick auf dem Gebiete der auswärtigen eng lischen Politik bezeichnet wird, die aber nichtsdestoweniger vor einer Ueberschätzung der jüngsten Ereignisse, be sonder» mit Rücksicht auf da» russisch-französtsche Bündnis, eindringlich warnt. „Frankreich sei bereit, mit England in Freundschaft zu leben: aber diese» Bedürfnis und Interests komme erst in zweiter Linie, unter allen Um ständen sei das Fortbestehen des Zweibundes gesichert. Man dürfe behaupten, daß Frankreich den Wunsch hege, die Interessen, die es mit dem russischen und dem britischen Reiche verbinden, dauernd vereint oder wenigstens nicht gegensätzlich zu sehen; werde es indessen vor die Wahl ge stellt, zwischen der Freundschaft Rußlands und Englands zu entscheiden, so werbe es ohne Zögern die letztere der ersteren opfern." Diese Auffassung des Wertes der eng- lisch-französtschen Annäherung gibt augenscheinlich den Charakter der gegenwärtigen Situation treffender wieder, als die phantastischen Wünsche und Hoffnungen einer offenen oder stillen Beteiligung Großbritanniens am Aweibunde, die noch jüngst Charles Dille in der „Em pire Review" als erreichbar hinstelltc und aus der er — ein Beweis, wie sehr die Aufrechterhaltung des maritimen trvo pcnvsr stnncisrä die Finanzen Englands in Anspruch nimmt — die Möglichkeit einer Beschränkung der mari timen Rüstungen folgerte, die von Großbritannien, Frankreich und Rußland gemeinschaftlich und zu gleicher Zeit vorzunehmcn wäre. Während diese Annahme nicht diskutierbar erscheint, dürste anderseits damit zu rechnen sein, daß das Ergebnis der englisch-französischen Annähe rung in Abmachungen zu tage treten wird, die sich auf die wirtschaftliche Stellung beider Staaten in kolonia len Territorien, besonders in Marokko, Ncufoundland, Siam und in den Interessensphären des Stillen Ozeans beziehen. belgischer Arbeiterfamilien von 1863 bis 1891 ermittelt, daß der relative Anteil der Ausgaben für Alkohol an den Gesamtausgaben mit steigendem Einkommen beträcht lich steigt 11853 von 1,03 bis 6,44 Prozent; 1891 von 4,17 bis 8,28 Prozent). Die oben genannten beiden Verfasser wiederholen diese Untersuchung auf breiterer Grundlage. Sie haben 0809 nordamerikanische und 1738 europäische Arbciterbudgets geprüft und gelangen zu einer Bestäti gung des Satzes, „daß mit steigendem Ein kommen die Ausgaben für Alkohol nicht bloß absolnt, sondern auch relativ wachsen". — Im Anschluß hieran seien aus der jüngst erschienenen 3. Auflage von I. Conrads „Grundriß zum Studium der politischen Oekonomie" lJena, Gustav Fischer) einige Zahlen über die Belastung des Arbeiter budgets durch den Alkoholgenuß angeführt. Apelt nimmt 7—8 Proz. des Einkommens verheirateter, 14—22 Prozent desjenigen unverheirateter Arbeiter als Ausgabe stir alkoholische Getränke an. Strümpell sagt, daß nach seinen Erkundigungen in Bayern „solide" Arbeiter i/L ihres Verdienstes für Bier anSgcben. Delbrück berichtet, daß in Bremen Arbeiter noch nicht als un mäßig gelten, deren Ausgaben für Branntwein '/> der Einnahmen ausmachcn. Conrad selbst stellte bei einem sehr soliden Handwerker 6 Prozent, bei einem Subaltern beamten 3Z4 Prozent, bei einem nüchternen Lohndiener 2 Prozent, bei einem höheren Beamten gleichfalls 2 Prozent, bei einem anderen noch nicht ganz 1 Prozent vom Einkommen als Ausgabe für alkoholische Getränke fest. Hieraus ergibt sich, daß, je höher die Lebens stellung, um so niedriger der Prozentsatz ist, den die Ausgaben für alkoholische Getränke vom Einkommen ge- wölnilich ausmachen. Eine Aenderung dieses Verhält nisses wäre gleichbedeutend mit der sittlichen Hebung der Arbeiterklasse. Deutsches Reich. -r- Berlin, 5. Juni. (Zentrum, Bündler und Weifen in Hannover.) Das hannoversche Zent,um macht sich einer eigenartigen Inkonsequenz schuldig, auf die das welfische Hauplorqan der Provinz Hannover uni Recht hinw-'ist. In- einer ZentrstmSveriammlung im 8. han noverschen Wahlkreis« (Stadt Hannover) erklärte der Kaplan Rörthemann:l „Zwei Parteien muß das Zen trum am meisten bekämpfen, den Bund der Land wirte und die Sozialdemokratie. Der Bund der Landwirte treibt eine gefährliche Interessen politik. Er predigt den Krieg aller gegen alle, der eine will gegen den anderen Vorgehen, und diese Jnter- cssenpolitik verträgt sick nicht mit den Grundsätzen de« christlichen Zentrums". Wenige Meilen von Hannover aber, in Hildesheim, verträgt eö sich mit den Grundsätzen de« chriulichen Zentrums, mit dem eine „gesähr- liche Jnteresscnpolitik" treibenden Bunde der Landwirte bei den Wahlen znsammenzugehen; denn der dort aus gestellte Herr Banermeister ist zwar Katholik und will auch im Falle seiner Wahl dem Zentrum beitreten, ist aber trotzdem viel mehr noch Kandidat des Bundes der Landwirte und bat sich auch auf da« Programm des Bundes verpflichtet. DaS Zentrum singt also in Hildesheim Hosianna, während eS in Hannover rüst „Steiniget ibn." Dieselbe Inkonsequenz wie gegenüber dem Bunde der Landwirte be weist das dannoveriche Zentrum gegenüber den Welsen. Ja den meisten Wablkreisen, wo die Welfen in Frage kommen, unterstützen die ZciilrumSmänner nach Windlhorstjchcr Tradition von vornbcrcin den welsi cheu Kandidaten, rn Hildesheim aber bekämpft eS direkt den bisherigen welfischen Abgeordneten und in der Stadt Hannover stellt es einen eigenen Zählkandidaten ans. Die hannoversche Kandidatur des Zentrums ist den Welfen beinahe noch fataler, als die Hlldeeheimer, obwohl es in Hildesheim auf die Behauptung der welfischen Mandate ankommt, während ter Sieg eines Welsen iu der Stadt Hannover völlig ausgeschlossen ist. Die Welfen empfinden eS aber als Ehrensache, in der Haupt stadt de« ehemaligen Königreichs Hannover wenigstens so viel Stimmen wie nur möglich zu erhalten und, wenn irgend denkbar, an der Spitze der bürgerlichen Parteien zu sieben. Bei den letzten allgemeinen Wahlen wäre ihnen dies nahezu gelungen; ihr Kandidat erhielt 9957 Stimmen gegen 10 290, die dem nationalliberalen Bewerber zufielen; die Welfen standen also nur um 300 Stimmen hinter den Nalioualliberalen zurück, und eS erschien um so eher möglich, dieses Minus bei den nächsten Wahlen auszugleichen, als die welfischen Stimmenziffern in Hannover bei den letzten Wahlen fortgesetzt gestiegen waren, bei den Wahlen von l8S3 um 500 und bei den Wahlen von 1898 um 800 Stimmen. Wenn aber da« Zentrum — was e« seit dem Bestehen de« Reichstag« bisher in der Stadt Hannover noch nie getan halte — einen eigenen Kandidaten ausstellt, so muß dir welfische Stimmenziffer nicht unerheblich zurückgeben. Die Katholiken stellen im 8. hannoverschen Wahlkreise mit 8 Proz. der Bevölkerung uügejähr 7000 Wahlberechtigte, von denen bei der Wahlbeteiligung nur 78 Proc. (1898), also etwa 5300 Wähler gestimmt haben. Nimmt man an, daß die eine Hälfte dieser Stimmen den Sozialdemokraten, die anderen den Welsen ,a gute gekommen ist, so steckten in den ca. 10 000 welfischen Stimmen ungefähr 2800 Zentrum«stimmen. Wenn diese vieSmal den Welfen verloren gingen, so würden sie in der Hauptstadt Hannover diesmal weniger Stimmen erkalten, als je zuvor bei einer ReichStagSwahl, und sie würden da« dem Zentrum nicht so sticht verzeihen. Jedenfalls schaffen Hannover und Hilee«heim ganz neu« Nuancen in dem ohne hin schon sehr bunten Bilde hannöverscher Parteikämps«. Berit«, 5. Juni. (Die Belastung des Ar- bciterbudgets durch den Alkoholgenuß.) Die „Soziale Praxi«" lenkt die Aufmerksamkeit auf eine unter dem vorstehenden Titel e,schienen« wz'awanstised« Untersuchung der Herren vr. Blocher und vr. Land mann, die nach E. Engels Methode rund 8700 Arbeiter budget« untersucht haben, um festzustcllen, welche Be lastung für den Haushalt der arbeitenden Kläffen durch den Alkoholgenuß eintritt. Engel hatte aus den Budgets * Berlin, 5. Juni. (Kaviar- und Austernzölle.) Der „Borwärts" veröffentlicht «inen mebr al« zwei Druckspalten langen Artikel unter der Uebcrschrift „Zoll freie Leckerbissen", um da« Verhalten der So zialdemokraten gegenüber Zöllen für Sekt, Champignon«, Hirsche, Rehe, Fasanen, Hummer, Kaviar und Austern rechtfertigen. Die .Freisinnige Zeitung" bemerkt daru: Wiede,holt ist von Angehörigen bürgerlicher Par teien darauf hingewiesen worden, daß in der Zolltarif- kommisston gerade die Sozialdemokraten sich gegendieCrböhungvonKaviar-und Austernzölle n ausgesprochen baden. Obwohl der „Vorw." die« ent schieden bestreuet, gebt es doch indirekt auch ans der gewundenen Fassung seines Artikels hervor, in welchem in der bekannten rabulistischen Manier Wahrheit und Dichtung mitemander vermiubt weiden. Der „Vorw." erklärt, daß Abgeordneter Stadthagen in der Debatte über die Erhöhung deS KaviarzolleS auSgefübrt habe: Soll« der Zoll die Neichen treffen, so träfe man diese viel besser durch eine progressive Einkommensteuer. Bei einer Ware mit einen, Liebhaberpreis, wie eS der r rusiscde Kaviar sei, sei eine Zoll- erböhnng von 150 auf 300 Mark nicht fühlbar. Der »Vorwärts" behauptet, daß die Sozialdemokraten in der Zolltarif-Kommission für die Erdöbung des KaviarzolleS ge stimmt haben. Ta« ,st nicht bestritten worden. Aber vorher waren die Sozialdemokraten von der Mehrheit böhnisch gefragt worden, ob denn Kaviar ein notwendiges Leb cnSmittel sei. Im übrigen bemüht sich der „Vorwärts" vergebens, Kapital zu schlagen au- dem Umstande, daß in der zweiten Auflage de« „Sozialistenspiegels" ein Artikel über daS Verhalten der Sozialdemokraten gegenüber den Kaviar- und Austernzöllen nicht wie in der ersten Auslage enthalten ist. In die zweite Auflage deS „SozialistenspiegelS" ist nicht bloß dieser Artikel, sondern sind eine ganze Reihe von Artikeln nicht ausgenommen woiden, um den Umfang des Büchleins einzuschränken und zum Zwecke der größeren Verbreitung deS „SozialistenspiegelS" eine Preisherabsetzung zu ermöglichen. (Z Berlin, 5. Juni. (Telegramm.) Die „Nordd. Allgem. Zeitung" schreibt: Bor einigen Monaten wurde in Berliner Blättern berichtet, daß in dem spanischen Ort« 21 a t a an der Westküste von Afrika ein gewisser P. Cü. Schmidt, Leiter einer deutschen Faktorei, wegen angeblicher Teilnahme an einer schweren Mißhand lung eine« eingeborenen Arbeiter- von den spa- niichen Behörden verhaftet und nach Fernando Po gebrach», sowie da« baareGeld in der Faktorei beschlag nahmt worden sei. Der Gouverneur von Kamerun, von Puttkamrr, der die Befugnisse eine- Generalkonsuls für die fremder Hobeit unterstehenden Küstengebiet« deS Golfs von Guinea besitzt, wandte der Angelegenheit alsbald seine Aufmerksamkeit zu. Wie au- seinen Berichten hervorgeht, ist Schmidt angeklagt, einen spanischen Eingeborenen erschlagen zu haben; er selbst behauptet, die Tat sei durch einen farbigen Angestellten begangen worden, während er, Schmidt, schlief. Puttkamer erhielt persönlich in Fernando Po von dem spanischen Generalgouverneur dir Aus kunft, Schmidt sei sofort nach seinem Eintreffen dort auf freien Fuß gesetzt worden; die An gelegenheit beende sich in den Händen de« ordentlichen Richter». Schmidt wohnt« unbehelligt im Hause zweier Deutschen. E- war ihm gestattet, die Insel zu verlassen und zu reisen, wohin er wollte, ausgenommen nach Bala; nur sollte er sich zum Gericht-termine stellen. Puttkamer begab sich am 28. März wieder nach Fernando Po und erhielt von Schmidt, der auf völlig freiem Fuße war, die Erklärung, daß er auf der Insel dir Gerichtsverhandlung abwarien wolle. Auf Ansuchen Putt- kamerS wurde Schmidt «in konfiszierter Ring zurück gegeben und die in der Faktorei beschlagnahmte Summe an die Firma Küderltng, Eigentümerin der Faktorei, adgeliefert. lieber den weiteren Verlauf der Lngelegen- heit ist hier noch nicht- bekannt. L. Berlin, 5. Juni. (Privattelrgramm.) Au« klerikalen Kreisen in Rom bat sich dj, „Tägliche Rundschau" melden lasse«, der „wahre Grund" für den Besuch de» Grafen Waldcrfee tu, Aksnttenkollegium sei ge- we>en, daß er dem Kardinal Sleinbuber deu Daul der Regierung für dessen Bemühungen um di? Straßburger Fakultät abzustalten hatte; angeblich habe er dem Kardinal bei dieser Gelegenheit sogar em Andenken überreicht. Daraus sei dann die Aufwal lung beim Jesuitengeneral, der im gleichen Slvckweik wohne, erfolgt. Hierzu bemerkt beute die „Nat-Ztg.": „W, stad nicht aenau darüber unterrichtet, ob Graf Waltersee »en Kardinal Sleinbuber besucht bat und ob die Angabe üb.r den Anlaß zu dem Besuche bei dem Jesuitcngeneral zutrissi. Sicher ist aber, daß der eine wie der andere Besuch aus der eigenen Initiative deS Grasen Waldersee hervorgegangen ist und daß für keinen von beiden irgendwelcher amtliche Auftrag vorlag." (-) Plön, 5. Juni. (Telegramm.) Die Prinzen August Wilhelm und Oskar besuchten den Reichskanzler Grafen v. Bülow in Lehmkuhlen. --- Altenburg, 5. Juni. Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Blaunschweig, weilte während de« gestrigen Tages al« Gast seines Schwiegervaters auf dein hiesigen Residenzschlosse und reiste in der Nacht nach seinem Sommersitze Kamenz in Schlesien ab. (-) Orb, 5. Juni. (Telegramm ) Fürst Ferdinand Maximilian von Asenburg - Büdingen ist infolge eines Unfalls, den er sich bei einem Zimmerbrande zugezogen hat, in Wächtersbach gestorben. (-) Wiesbaden, 5. Juni. (Telegramm.) Der Kaiser hörte gestern noch den Vortrag deS EbefS deS Zivilkabinetts v. Lucanus. Der Grvßherzog von Hessen ist gestern abend, vom Prinzen Eitel Friedrich zum Bahnhof be gleitet, von hier wi-der abgereist. — Heute morgen unter nahm der Kaiser mit dem Prinzen Eitel Friedrich einen Ausritt und begab sich sodann kurz vor 9 Uhr mit der Kaiserin, den Prinzen Eitel Friedrich und Adal bert, sowie dem Prinzen Adolf von Schaumburg- Lippe und dessen Gemahlin nach Frankfurt, um dem Wetisingen der dritten Gruppe der Gesangvereine bei zuwohnen. DaS Frühstück gedenken die Majestäten heute mittag um 1 Uhr bei dem Kommandierenden General v. Lindequist einzunehmeu; nach demselben wird die Kaiserin hierher znrückkehren. (-) Karlsruhe, 5. Juni. (Telegramm.) Der heutigen Versammlung der Deutschen Kolonial-Gesellschaft wohnten der Grvßherzog und der Erbgroßherzog bei. Auf die Begrüßungsansprache des Vorsitzenden Herzogs Johann Albrecht von Mecklenburg, erwiderte der Grvßherzog mit einer längeren Rede, in weicher er die nationale Bedeutung des Wirkens der Gesellschaft bervorhob. Schließlich brachte der Grvßherzog ein Hoch auf den Kaiser au«. Es folgten weitere Begrüßungsansprachen. Dann wurde in die Tagesordnung eingelreten. Nach längerer Erörterung wurde eia Antrag deS Au-lchusscS angenommen, der Reichstag wolle den Gesetz entwurf, betr. VenEisenbahnbau von Dar-eS-Salaam nach Mrogoro, möglichst bald anaehmen. Der Antrag der Abteilung Hannover, betr. Besredelung von Uhehe durch Europäer, wurde mit einigen Abänderungen ein stimmig angenommen. Oesterreich'Unflarn. Erzbischof vr. «ahn. * Wien, 5. Juni. (Telegramm.) Fürsterzbischof Or. Kohn von Olmütz tritt heute in Befolgung der an ibn ergangenen Aufforderung, vor den Stufen deS päpstlichen Throne- zu erscheinen, die Reise nach Rom an. (Voss. Zlg.) Die Kroatischen Unruhen. * Wien, 5. Juni. (Abgeordnetenhaus.) In Beantwortung einer Interpellation über die Ausschreitungen in Laibach am 24. Mai be merkt der Ministerpräsident v. Körber, die Meldung von der Ab gabe eines Schusses gegen daS deutsche Kasino bestätige sich, dagegen werde die Meldung von der Abgabe dreier Schüsse nicht bestätigt. Wegen Teilnahme an den Ausschreitungen seien mehrere Personen verhaftet worden; gegen sieben Persouen sei die gerichtliche Untersuchung eingeleitet. Der Ministerpräsi dent spricht sein tiefstes Bedauern über die von allen Kressen ohne Unterschied der Partei rückhaltlos verurteilten Ausschreitungen aus und gibt der Hoffnung Ausdruck, daß das ernste Bestreben der Behörden, di« Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten, die Unter stützung aller Besonnenen finden werde. Im weiteren Berlaufe verhandelt das Haus über einen kroatischen Tringlichkeitsantrag, der die Regierung aussordert, die wahren Gründe der vom "M nisterpräsidenten bewilkten Abweisung d«S AndiellM gesuches der kroatischen und slowenischen Abgeordneten beim Kaiser darzulegen und da« Resultat einer schleunigst durch- ruführenden Untersuchung über di« Ausschreitungen in Lai- bach vom 24. Mai bekannt zu geben, sowie bei der ungarischen Regierung wegen Verletzung des Briefgeheimnisse« in Kioatien vor- siellig zu werden. Abgeordneter Borsic greift bei Begründung der Dringlichkelr den Ministerpräsidenten sehr heftig an wegen seiner jüngsten Erklärungen in dieser Angelegenheit und seiner VermiNe- luug zwischen den kroatischen Abgeordneten und der Krone» die die Kroaten zu einem gerechtfertigten Widerstande zwinge. Frankreich. «ulkurkampf, Todesfall; Kammer. * Etzamtzerh, 5. Juni. (Telegramm.) Oberst Coubertin, der, nachdem er seinerzeit den Befehl erhalten, mit zwei Schwadronen seine« Regiments nach dem Kloster Grand« Cbartrruse ru geben, sein Entlassung-gesuch einreichte, ist in die Nichtaktivität versetzt worden. * Part«, 5. Juni. (Telegramm.) Im heutigen Minister rat unterbreitete der Ministerpräsident Combe« dem Präsi denten Loubrt 81 Gesetzentwürse über Genehmigung«- gesucht der weiblichen UntcrrichtS-Orden zur Unter zeichnung. Die Entwürfe sähen sämtlich eine Abweisung der Gesuche vor. * vreft, b. Juni. (Telegramm.) Admiral Court- ville, Kommandant de« Norvgrschwader«, ist in der Nacht an Bord der „Massen«" plötzlich gestorben. * Pari«, S. Junl. (Kammers »aillord (Repnblikan») inter- pellirt darüber, lag entgegrn eiuem Kammrrbrschlussr Mannschaften
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