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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020726014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902072601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902072601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-07
- Tag1902-07-26
- Monat1902-07
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Anzeigen.PreiS die 6gespaltene Petitzelle LS Recla mea unter dem Redacttoasstrich (4 gespallea) 7Ü vor de» Famütenaav richte» (ügespalt«) 50 Tabellarischer and Ztffernsatz «tsprech«»d höher. — Bebübre» für Nachweisungen und Ofsertenannahm» LS H (exrl. Porto). Extra-veilagen (gefalzt)^ »ar mit der Morgea-Au»gabe, ohne Postbefördernog 60.—, mit Postbesörderrmg ^l 7V^-> Ännahmeschluß str Iliyeige«: Lbeud-LaSgaber vormittag« 10 Uhr. Morgea-AuSgab«: Nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richten. Die Erpedition ist Wochentag« uumtterbroche- geöffnet von früh S bi« Abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Volz in Leipzig 96. Jahrgang. Sonnabend den 26. Juli 1902. Die Streiks im Jahre 1901, verglichen mit den Vorjahren. n. Was die Forderungen der Streikenden betrifft, so kamen, »vie leicht erklärlich, in erster Linie Lohnforde rungen in Betracht. Es wurden im vergangenen Jahre solche in 716 Streitfällen ausgestellt. Forderungen hin sichtlich -er Arbeitszeit karnen in 209, Forderungen bezüg lich anderer Gegenstände in 469 Streitfällen zur Geltung. In den beiden vorhergehenden Jahren waren die Lohn forderungen weit häufiger. Do traten dieselben 1000 nicht weniger als 1436 Mal auf, 1890: 1120 -Mal. Auch die auf die Berkürzung der Arbeitszeit im Ganzen gerichtete»» Forderungen sind der Zahl nach im Jahre 1901 rhebltch geringer gewesen, als in den beiden vorhergehenden Jahren. Während im Jahre 1899 in 275 Fällen eine solche Verkürzung gefordert wurde und im Jahre 1900 in 345 Füllen, wurde i»n Jahre 1901 diese Forderung nur in 148 Fällen erhoben. Im Jahre 1900 wurde ferner die Verkürzung der Arbeitszeit an Sonnabenden in 93 Fällen gefordert, 1901 nur in 45 Fällen. Die Abschaffung oder Beschränkung der Ucberstunden wurde 1900 45 Mal ver langt, 1901 nur 26 Mal. Für diese Verhältnisse war augenscheinlich der schlechte Geschäftsgang im vergangenen Jahre besonders maßgebend. Unter den sonst noch nach, gewiesenen Forderungen der Streikenden wurde am häufigsten gezählt diejenige, welche der Wicderanstcllung entlassener Arbeiter galt. Es ist beachtenSwcrth, daß die Häufigkeit Lieser Forderung im Jahre 1901 sich nicht sehr von der in den beiden vorhergehenden Jahre»» unter, scheidet. Sie wurde 147 Mal gestellt gegei» 188 Mal in 1900 und 153 Mal in 1899. Eine Lohnerhöhung wurde im vergangenen Jahre am häufigsten i54 Mal) im Regie rungsbezirk Potsdam gefordert >1900: 102 Mal), ferner in Hamburg (40 Mal gegen 48 Mal in 1900); in Berlin trat diese Forderung nur 22 Mal (gegen 98 Mal in 1900) in den Vordergrund. Unter den verschiedenen Gewerben wurde die Forderung höherer Löhne am häufigsten beim Baugewerbe beobachtet, das übrigens auch mit der Forde, rung, betreffend Verkürzung der Arbeitszeit, obenan steht. Bon bcsondererBcdeutung ist die Frage, obArbeiter- veretnignnge niGewerkschaften u. s. w.) ai» derVorbe- rcitung oder Durchführung eines Streiks bcthciligt ge wesen sind, nicht nur, weil sie Rückschlüsse ans das Soli, daritätsgcfühl der Arbeiterschaft zuläßt, sondern auch, weil sie Anhaltspunkte für die Annahme bieten kann, daß an der Durchsetzung gewisser Forderungen nicht nur die un mittelbar Beteiligten, nicht nur eng begrenzte Arbeiter- kreise, sonder»» vielmehr auch weitere, unter Umständen sogar sich sehr weit ausdehnende Kreise von Berufsgcnossen ein Interesse gehabt haben dürften. Allerdings wird diese Feststellung in den meisten Fällen recht schwer sein, da der wahre Sachverhalt häufig genug verschleiert wird. Dem subjectiven Ermessen der mit den Erhebungen beauftrag, ten Behörden und des nachträglich mit der Sichtnng -es Materials befaßten Bearbeiters bleibt hier eil» gewisser Spielraum. Die Ermittelungen des Statistischen Amtes gehen nun für das Jahr 1901 dahin, daß insgesammt 650 mit Intervention von Berufsvercinigungen gezählt wur den, während 406 Streiks ohne eine solche Intervention begonnen und durchgeführt worden sind. Die erstere Gruppe vertheilt sich auf 436 Einzelstreiks und 214 Grup. penstreiks, 450 Angriffsstreiks und 200 Abmehrstreiks. Die zweite Gruppe umfaßt 367 Einzelstreiks und 89 Grup penstreiks, 247 Angriffsstreiks und 159 Abwehrstreiks. Der Einfluß der Berufsvercinigungen auf die Streiks im Allgemeinen war demnach auch im vergangenen Jahre eil» unleugbar großer und zeigte sich namentlich bet den Grup- penstreiks. Immerhin ist das Verhältniß zwischen beein- flußten und nicht beeinflußten Streiks im Jahre 1901 nicht wesentlich verschoben worden; im Jahre 1900 wurden 869 Streiks mit Intervention und 564 ohne Intervention ge zählt; im Jahre 1899 stellten sich die entsprechenden Ziffern auf 744 und 544. Die Frage nach dem Erfolge oder Mißerfolge eines Streiks ist statistisch nicht leicht zu erfassen. Die Ein- reihung der Fälle, in denen sämmtliche Forderungen der Streikenden gänzlich durchgesetzt oder gänzlich abge- lchnt wurden, unterliegt keinen Schwierigkeiten. Die letzteren beginnen erst bei der -Nubri- eirung des „thetlweisen Erfolges" der ^reitenden. Für eine absolut richtige Würdigung eines solchen wußte man bet jedem einzelnen Streik wissen, auf weiche Forderung die Streikenden wirklich Genncht gelegt Harun, welche Forderungen hingegen in den Augen der Arbeiter nur nebensächliche Puncte betrafen oder gar von den Streikenden überhaupt nur aus dem Grunde geltend ge macht worden waren, um durch ihre nachträgliche Preis- gäbe anderen, ernstgemeinten Forderungen zum ^wge äu verhelfen. Diese Unterscheidung ist aber für die «tatmik so gut wie unmöglich. Dieselbe mußte sich daher daraus beschränken, in die Kategorie der Streiks mit „theiliveocu» Erfolge" alle Fälle ohne Ausnahme cinzusiellen, in denen die Streikenden auch nur eine der von ihnen — im Ernst oder zum Scheit» — gestellten Forderungen überhaupt nicht oder nicht in dem erstrebten Umfange, in der ge wollten Art und Weise oder zu dem gewünschten Zeit- puncte durchgescyt haben. Weiterhin mußten zu den Streiks mit „theilwciscm Erfolge" alle Ausstände gezahlt werden, bet welchen nur ein Thetl der Streikenden Er- folg hatte oder bet welchen nur einzelne Betriebe Erfolg erzielten, während in den anderen Betrieben die gestellten Forderungen abgelehnt wurden. Unter diesen Voraus, sctzungen wurde für das Jahr 1901 Folgendes scstgestcllt: Von den sämmtlichen 1056 zur Erledigung gebrachten Streiks endeten 200 mit einem vollen Erfolge der Streikenden, 285 mit einem thetlweisen Erfolge und 571 ohne Erfolg. Bei den Streiks mit vollem Erfolge waren 8803 Streikende in 480 Betrieben betheiligt, bet den mit theilweisem Erfolge 18 457 Streikende in 2887 Be trieben und bei den Streiks ohne Erfolg 28 002 Streikende in 1194 Betrieben. Danach hatten im Jahre 1901 die Streikenden nur in 18,9 Procent aller Streiks vollen Er- folg, in 27,0 Procent theilweiscn Erfolg und in 54,1 Proc. mit 50,7 Procent aller Streikenden keinen Erfolg. Das Verhältniß hat sich danach in» Jahre 1901 nicht unerheblich zu Ungunsten der Arbeiter verschoben; denn im Jahre 1900 endeten 275 Streiks (19,2 Procent) mit vollem Er- folge, 505 (35,2 Procent) mit theilwciscm Erfolge und 653 (45,6 Procent) ohne Erfolg. Bei der letztere»» Kategorie waren damals nur 35,5 Procent aller Streikenden bc thciligt. Im Vergleich zum Jahre 1899 stellt sich das Vcrhältniß noch schlechter. In diesem Jahre endeten 331 (25,7 Procent) Streiks mit vollem Erfolge für die Streikenden, 429 (33,3 Procent) mit theilweisem Erfolge und 528 (41,0 Procent) ohne Erfolg. Von den Streiks, welche den Streikenden im Jahre 1901 volle»» Erfolg brachten, wäre»» 119 Angriffstrciks und 81 AbmehrstrcikS. Die gänzlich erfolglosen Ausstände verthcilten sich mit 362 auf die Angriffsstreiks nnd 209 auf die Abwehrstreiks, während von den Streiks mit theilweisem Erfolge 216 Angrisfsstreiks und 69 Abwehrstreiks waren. Die Be deutung und Wirksamkeit der Arbeiterorganisationen in der Streikfrage dürfte sich darin zeigen, daß 1901 von den Streiks mit Intervention der Berufsvercinigungen nur 52,5 Procent (gegen 54,1 Procent im Allgemeinen) ohne jeder» Erfolg und 31,2 Procent (gegen 27 Procent im All gemeinen) mit theilweisem Erfolge endeten, während sich die entsprechenden Ziffern bei den Ausständen ohne Interventionen auf 56,6 Procent bezw. 20,2 Procent stellen. In den Jahre»» 1900 und 1899 waren die Ziffern freilich den Streiks mit Intervention noch günstiger. Der Charakter des Streiks als eines der äußersten Mittel des wirthschaftlichen Kampfes zwischen Arbeit geber»» und Arbeitnehmern legt von vornherein die Ver- muthung nahe, daß bei seiner Anwendung häufig der Boden des Arbeitsvertrages verlaße»» wird, d. h. daß die Streikendencontractbrüchig werden. Ueber dcnUmsang des Contractbruches bei den Streiks gicbt die Statistik Aufschluß. Im Jahre 1901 sind an der inSgesammt 55 262 Arbeiter umfassenden Höchstziffer der Streikenden nach amtlicher Zählung 12 833 oder 23,2 Procent contract brüchig geworden. Im Jahre 1900 waren es 29,4 Proc. und im Jahre 1899 27,5 Procent. Danach ist der Contract- bruch bei Streiks im Jahre 1901 erheblich geringer ge- wesen als in den vorhergehenden Jahren. Was die außerordentlich schwer zu beantwortende Frage nach dem nachweisbarenB erlustean Arbeits lohn ausAnlaß deSStreiks anl-angt, so sind hier lückenlose Angaben nicht zu erlangen gewesen. Es kommen dabei auch so zahlreiche Umstände in Betracht, daß eine absolut genaue Beantwortung der Frage schwerlich jemals er reicht werden wird. Die für das Jahr 1901 gemachten Angaben beziffern den Gesammtverlust auf ca. 4 500 000 Mark, während für 1900 5 400 000 und für 1899 4 300 000 ermittelt wurden. An Aussperrungen, d. h. an Ausschließungen mehrerer Arbeiter von derArbeit durch Arbeitgeber, wur den 1901 38 begonnene und 35 beendete nachgewiesen. Das Jahr 1900 weist die gleichen Zahlen auf, das Jahr 1899 28 bezw. 23. Bon den 35 beendeten Aussperrnngen im Jahre 1901 waren 238 (1900 : 607; 1899: 427, Betriebe mit 7080 (1900 : 22 462; 1899 : 8290) beschäftigten Arbeitern be troffen. Die Höchftzahl der Ausgesperrlen betrug 5414 (9085 bezw. 5298); außerdem wurden 95 (226 bezw. 1728) Personen zum Feiern gezwungen. Von den beendeten Aussperrungen brachten den Arbeitgebern 16 (13 bezw. 6) vollen, 8 (17 bezw. 9) thetlweisen und 11 (5 bezw. 8) keinen Erfolg. , 8. Deutsches Reich. Berlin, 25. Juli. (AuSwandrrerfürsorge.) Eine Ergänzung der mit den» Au-wanderergesetz verbundenen Aussicht und Fürsorge wird gebildet durch die mit einem NcichSzuscbuß von der deutschen Colonial-Gcsellschafl errichtete Reicl>S-AuSkunstSstelle für Auswanderer in der Reichs- bauptslabl. Dieselbe ist in der Lage, vor direct zur wider- kalbenden AuSwanderungSziclen und Auswanderungs bedingungen zu warnen. Sic weiß Bescheid, wo für Aus wanderer ohne Capital kein Feld »st und wo zu bestimmten feilen durch wirtbschafilichc Depressionen oder politische «Schwierigkeiten die Aussichten auf gutes Fortkommen eingeschränkt sind. Die körperliche Beschaffenheit der Siedler, ihre Ausrüstung mit Kenntnissen, technischen Fertig keiten und Capital, ihr Bildungsgrad und ihre fpeciellen Wünsche und Erwartungen, mit denen sie an die Aus wanderung gehen, wird iu mündlichem Verkehr in Rechnung gezogen. Die Auskunstüstelle »st darüber unterrichtet, wo die dauernde Prosperität der Siedler, ihr Anschluß an Lands leute, au deutsche Schulen und Kirchen, der Schutz ihrer Rechte gesichert und wo jemals die Rachsrage nach Arbeits- kräslca unv nach diesen und jenen Kenntnissen oder Fertig keiten besonders stark ist, wo )ür Lanvkäufe oder Geschäfts eröffnungen zufällig besonders günstige Verhältniffe be- stehen. In ähnlicher Weise wie die AuSkunftSslclle wirken die AuSkunflsstelle für deutsche Auswanderer in Dresden unv Hannover, der deutsch-brasilianische Verein, der Centralvcrein für HanVelSgeographie, der evangelische Hauptverein für deutsche Auswanderer mit dem Sitz in Witzenhausen, und der katholische St. RaphaelS-Velem mit dem Sitz iu Lim burg a. L. — Für Wanderer »ach den inneren Colonisations gebieten, besonders in den Oslmarken, gewährt V»e beste Auskunst die Centralstelle des Ostiuarkeil-Vereinö in Berlin. * Berlin, 25. Juli. (Polnische Dichtung und Wahrheit.) Der „Preußischen Lehrerztg." wird ge schrieben: „Wenn wir die verschiedenartigen Beschwerden der Polen im Abgeordnetenhaus« hören, durch welche sich wie ein rothcr Faden die Forderung zieht: „Den Religionsunterricht müssen die Kinder in der Muttersprache erhalten", so wird cs uns fast unmöglich erscheinen, daß cs eine Zeit gegeben hat, in welcher katholische Deutsche, welche von Haus aus kein Wort polnisch verstanden, gezwungen waren, dengesammten Religionsstoff in polnischer Sprache zu er- lernen. In der Präparandenanstalt zu Paradies wurde noch in den sechziger Jahren, wahrscheinlich bis zum Erscheinen der „Allgemeinen Bestimmungen 1872", der Religionsunterricht in polnischer Sprache ertheilt. Eil» College, welcher 1865 die Aufnahmeprüfung in das Seminar zu Paradies machte, mußte die Religionsprüfung in polnischer Sprache ablegen, obwohl er bis zum Eintritt in die Präparandenanstalt kein Wort polnisch verstand und auf dieser den ersten polnischen Unterricht erhielt. Er hatte in der Religion, um eine bessere Prüfung zu machen, sich in deutscher Sprache vorbereitet, wurde aber vom Religions lehrer aufgefordert, die Prüfung ii» Religion in polnischer Sprache zu machen. JndemSeminarwarnichtnur das „Polnische" obligatorischer Unterrichts- gegenständ, sondern der Religionsunterri ehr wurde auch iu polnischer Sprache ertheilt, und den geographischen Unterricht erhielte»» die Seminaristen ab wechselnd in deutscher und polnischer Sprache. Im Seminar zu Posei» wurde bis zum Erscheinen der „Allgemeinen Bestimmungen" polnischer Gesanguntcrricht ertheilt. Aus diesen Thatsacheu läßt sich auch erklären, das; es in der Provinz Posen noch viele ältere katholische Lehrer giebt, welche die deulschc Sprache nicht sicher beherrschen. Obgleich der oben er wähnte College seine Religionsbildung in polnischer Sprache erhielt, ist er durchaus kein schlechterer Christ, als solche, welche sie in dec Muttersprache erhalten haben. Er widerlegt hiermit die Behauptung der Polen, daß der in einer anderen als in der Muttersprache erthcilte Religionsunterricht die Herzen nicht er greife und bilde, sondern nur Mundchristen erziehe." T Berlin, 25. Juli. (Telegramm.) Von der Nord- landrcisc des Kaisers wird gemeldet: Bergen, 25. Juli, Morgen«. Tie „Hohenzollern" ist gestern Abend 11 Ubr hier vor Bergen eingetroß'en. Das Welter ist andauernd schlecht. An Bord Alles wohl. (-) Berlin, 25. Juli. (Telegramm.) Der Kaiser ließ an den Vorstand des Berliner Rudcrelub« aus Soeholt in Norwegen nachstehendes Telegramm gelangen: „Mein lebhaftes Interesse an den Erfolgen des Berliner Ruber clubs ließ Mich die einzelnen Etappen in Cork mit Spannung ver folgen. Es freut Mich, daß eS gelungen ist, bei diesen» harten Kampfe ein so gutes Resultat zu erreichen, wozu Ich den Berliner Ruderclub gern beglückwünsche. Auch spreche Ich es Ihnen gern aus, wie dankbar Ich Ihnen bin, daß es Ihren Bemühungen ge- lunger» ist, die Theilnahme einer deutschen Mannschaft in Cork zu ermöglichen. Möge dieses Beispiel viele Nachahmungen finden. Wilhelin I. L." G Berlin, 25. Juli. (Telegramm.) Der „Reichsaazeiger" vcrönenilicv» das Gesetz betr. Abgrenzung und Gestaltung ter BcruiSgcuojfcnschaite»» vom 16. Juni 1902. — Der sranzöiische Botschafter Marquis de NoaillrS hat gestern Berlin verlasse» und sich nach Frankreich begeben, wo er den Sommer über bleibe» wird. Während (einer Abwesenheit wird Botschaslsralh Prinet die Geschäfte der Botschaft sichren. — Die einheitliche Polizeistunde für die Gastwirthschasten in Berlin und in den Vororten Charlottenburg, Schöneberg und Rixdors wird wohl noch lange eiu frommer Wunsch bleiben. Ter Lderpräsidcut hat ein Gesuch der GastwirlhLvereine jener Vororte, sie mit den Berliner Gosliv rihei» gleichznßellen, bereits abqelehur. Eme besondere Abordnung der Vereine sollte nun beim Minister des Innern vorstellig werden. Doch Frhr. v. Hammerslein lehnte Len Empiang der Abordnung ab. — Ueber die GesundbeitSaesabren in den Werkstätten der Tapezierer wird augenblicklich auf Veranlassung dcö preußischen Handelüministe »s eine Untersuchung angestellt. S Caöincn, 25. Juli. (Telegramm.) Heute Vor mittag machten die Prinzessin und die jüngeren Prinzen den gewohnten Badeausflug uach Kohlberg, während Prinz Adalbert einen Pirschgang unternahm. Die Kaiserin machte einen längeren Spaziergang im Park. Zu dem heute Raänuittag stattsindeiiden Richtfeste der neuen Schule bat die Kaiserin ihr Erscheinen zugesagt. — Die Kaiserin gab ihrer Tbeilnabme für das Schifssunglück auf der Elbe durch telegraphische Elkundiguug bei der preußischen Gesandt- scbajl in Hamburg nach der Zahl der hilfsbedürftigen Himer- bliebenen und nach der Art der eiugeleiteten Hilfsaction Ausdruck. * AuS Ostpreußen. Ter weiße Nabe in dem ostpreußischen Kreise Wehlau, das amtliche KreiSblatt, welches den» Bunte der Landwnlbe entgegentrilt, ist noch nicht zun» Schweigen gebracht. Gleichviel, woher das Blatt seine Artikel bat, die'elben fahren fort, dem Bunde Wahrheiten zu sagen, die zwar keineswegs neu, ihm aber an solcher Stelle sehr ungewohnt sind. In einem Artikel über die Agrarier und den Zolltarif beißt es u. A.: „Es ist hohe Zeit, daß die wüste agrarische Agitation, wie sie in der Absicht der Verwirklichung der Ansprüche auf Erhöhung der Zollsätze für Getreide allenthalben betrieben wird, wirklich ein Ente nimmt." -7- AuS Thüringen, 25. Juli. Der Großherzog von Sachsen-Weimar begab sich gestern, nachdem er seine Fruilletsn. Mamsell Tophal's erste und einzige Liebe. Humoreske von O. Lübkert. Nachdruck verboten. (Schluß.) Sie mochte meine Empfindungen errathen und ihr gutes Herz sich rühren. „I nu, glup mir man nich so giftig an, Lütting!" lenkte sie ein. „Das is mich ja noch Allen« Kinnerkram mit Dich. Ich hätt' mich das man gleich sagen können; abers der Mensch hat sich doch seine Mitiheilungsbedürfwiffe, un slüßlich bei das unvernünftige Viech kann ich mich doch nich voll meine Herzensangelegenheiten veräußern, daS bün ich doch mein' Reportatschon schullüg. DaS sühst Du doch ein, klein Deern?" Sie wollte mir über den Struwelkopf streichen; ich aber wandte ihr schnöde den Rücken und lief davon. In den nächsten drei Tagen schnitt ich Mamsell conscquent. Denn ich hatte „mich auf meine gesellschaftliche Position alS Herrenkind" besonnen. Doch hatte ich Lux und HanS, die gerade ihre Ferien hatten, dnrch Abtretung meiner Pra- linöcs von» letzten Geburtstage bewogen, Mamsells Thun und ihre postalischen Einheimsungen zu überwachen, »vaS sie in einer Art thatcn, die Mamsell zur Beschwerde bet meiner Mutter veranlaßte. Ich war gerade dabei, alt sie yhanüjrt herefnkam stnd,u^e;-nixe« also begann; - ,LZerßeihn gnädige Frau man, abers was ßu doll is, is doch ßu doll, un' das geht nu doch nich an, gnädigcFrau." „Ja, was ist denn geschehen, liebe Mamsell?" erkundigte sich meine Mutter, sichtlich beunruhigt. Wieder ein Knix und ein Blick auf meinen, über ein Buch geneigten Scheitel. »I nu, gnädige Frau, das mit die allergnädigsten Herrn Jungs unerthäntgst ßu vermelden. Das Krobb- ßeugS schakantrt mir seit ein paar Täg; ich hätt' mir ja gütigst nie nich »erlaubt, ßu klagen; blos vor die Annen» was die Mächens sllnd geht daS doch «ich an. Gnädige Frau, können 's mich glauben, ich weiß, was ich »nich die gnädige Herrschaften«, auch die Gorens, ich wollt' sagen, die gnädigen KinncrS, sulltg bün; allein, blos uin meine Naison bei die Dienstboten« darf mir das Krobb- zeug nicht bringen —" „Seien Sie versichert, liebe Mamsell, ich werde die Knaben strafe»», wenn sie sich irgend etwas gegen Sie zu Schulden haben kommen lassen." Mamsells dicker Kopf nickte energisch. „I da dank ich söhnstenS, gnädige Frau. Ja, so 'ne paar Stockschläg' auf die SttzcrS war n die gnädigen Herrn Jungs »voll nützlich." „Was haben sie denn verbrochen?" so allerlei. Nich' szn reden von sonnen kleine»» dumm' Witzen«, wie 'S Szürzendanüaufreißen und", sie dämpfte, nach einem Blicke auf mich, ihre Stimme, „un' mein' Zopf haben mich die RangcnS auch verlegt gehabt. Gott, ich sag' ja nix nich; KiunerS sünd Linner« allein nämlich da- that mir doch ärgern. AlS ich mich gefferg Abend tn'K Will ht« Deck^-Mück« slag, springt mich da 'nen lebennigen Poch iu's Gesicht, »in' wie ich nu nach's Wasserglas greifen thu, swimmt »nich 'nen Kakalak darin, un' was sinn' ich auf »nein' Kopf küssen? Denken Sie sich, guä' Frau, da Haber» die Jungs ein' Zettel mit 'ne Nadel d rauf festgestvchcn: „Ein schöner Gruß vom Adam." Na, gnä' Frau, da war ich doch höllisch füusch »in' hab' die ganze Nacht nich slafen können for den Acrger, »in' for's Gräscn von wegen der» Poch; den»» slüßlich könnt' ich ja »»ich wissen, ob nich noch eii» von die Btcsters mit »nich mein jungfräulich Lager teilte, un' das ist doch, abgesehen von die Schcnierlichkeit, kein An nehmlichkeit nich." Ich sah von meinem Buche auf. Mühsam verkniff ich »nir das Lachen; als ich cs aber auch in» Gesicht der Mama seltsam zucke»» sah, prustete ich los, »nard dafür ja doch schleunigst in den Garten hinausvermicseu. Natürlich be folgte ick» das mütterliche Gebot nur thcilwcisc und horchlc an der Thüre. „Wisse»» Sie denn auch gewiß, ob die Knaben Ihne»» -en Streich gespielt haben?" fragte meine Mutter, »vorauf Mamsell Tvphal prompt antwortete: „I, gnädige Frau, so 'n Unfug treiben man blos die gnädigen Herrn Jungs, un' dann, ßudcn» hier ist der Zettel. So 'n Gesmter mit Verlaubt —, sintert blos der Hans." An» Abend gab es einen Höllenspektakel in» Kinder zimmer. Lux und Haus bekamen ihre, ihnen von Manifest Ginc so ivarm gewünschten Prügel. Sic schworen ihr dafür natürlich grimme Rache und ich freute mich diebisch darauf; denn ich hatte meiner alten Freundin „die klöterige Lte-«^ .der, Gptnneftx" «. f. w. noch nicht vergessen, Un rascher als »vir kleinen Rachegcister gelöscht, kam die Stunde der Vergeltung. Doch die Wirkung erschien uns schwach. Durch Witschen, die der Mamsell auch nicht grün war seit der pantomischen Aussprache, wußten wir an» Samstag, daß mostgcn Sonntag Herr Ajdam Peterzist kommen wollte, Mamsell Tophal schon außer sich wäre vor Errvartung und sic sich von unserer Mutter eine»» Urlaubs tag ausgcbeten habe. Am Sonlltagmorgcn verspürten wir Geschwister die größte Lust, auf unser Bad zu verzichten; ja ich beschwor sogar Adele, unser Fräulein, sich heute die. Mühe des Lockcnbrennens bei mir zu erspare»» und rannte nach endlich erlangter Freiheit mit den Brüder»» davon, als gelte eü einer Folterung zu entfliehen. Noch sehe ich der Mutter Kopfschütteln und höre des Vaters mahnendes und drohendes: „Betragt Euch gefälligst manierlich, oder ich dresche Euch . . das Weitere erreichte unsere Ohren nicht mehr. Wir aber hielten uns lachend an den Obstbäumen fest und blickten uns iilitcruchlnuiigslustig an. „Wann er wohl kommt?" brach ich endlich los, „Frau Peterzist — zum Ouictschcu!" „Na, wann soll er denn kommen?" meinte Lur, von oben, „Ihr Mädels berstet immer gleich vor Neugier!" „Als ob Du nicht . . . Doch Hans legte sich ins Mittel, in dem er sagte: „Ach seid dock» nicht dumm. Zanken könnt Ihr Euch morgen. Jetzt müssen »vir aus Posten. Du, Lisa, stcstst Dich liier ans Hintere Thor. Ich gehe auf die Landstraße und Lux patrouillirt vor der Küche ein vtSchen." .Einverstanden l" erklärten wir; fand -och jeder sein«
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