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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030627015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903062701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903062701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-06
- Tag1903-06-27
- Monat1903-06
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Dabellarischer and Zifsrrnsatz entsprechend höher. — ipebahren für Nachweisungen »nd Offerteuauuahm« 8K H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt^ nnr mit »er Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderuu, ^l SO.—, mit Postbesürdernug 70.—. - Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgab«: Vormittags 10 Uhr. Mvrgen-AuSgaber Nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abends 7 Uhr. Druck und Verlag voa E. Pol» tu Leipzig. Nr. 321. Tonuubenb den 27. Juni 1903. 97. Jahrgang. Die Polenrevolte in Laurahütte und die Kriminalstatiftik. LI Das sozialdemokratische Zentralorgan be eilt sich, die grobpolnischen Helden von Laurahütte unter seine Kittige zu nehmen: dem Zentrum mißt der vorwärts" die Schuld an iener Revolte bei, indem er be hauptet, daß endlich eingetroffen sei, was die brutale Politik der Zentrumsgeistlichen absichtlich erstrebt habe. Allerdings mögen die Zentrumsgetstlichen in ganz Ober schlesien angesichts der Kundgebung »des Kardinals Kopp es erst recht nicht an Versuchen haben fehlen lasten, Wahl beeinflussung zu Gunsten der Zentrumspartei zu üben. Aber deswegen erscheint es doch als eine grunbverkehrte, nur in tendenziöser Absicht vorgebrachte Darstellung, wenn man dem Zentrumsgeistlichen die Absicht der Her beiführung von Unruhen unterschiebt. Einfach deswegen, weil die Polenrevolte in Laurahütte nach «dem Eingreifen des Kardinals Kopp dem Zentrum doppelt unangenehm sein muß. Verschließt sich der „Vorwärts" dieser Erkennt nis, dann geschieht es lediglich deshalb, weil die Sozial demokratie auf solchem Wege unter den Polen Ober schlesiens weiteren Boden «ewinnen will. Hätte sich der .vorwärts" die K r i m i n a l st a t i st i k vergegenwärtigt, dann wäre er bei dem Versuch einer Mohrenwäsche an den Polen vielleicht vorsichtiger ge wesen. Denn die Kriminalstatiftik läßt durch den Nach weis einer überaus starken Weiberkrimtnalität im Regierungsbezirk Oppeln und durch den Nachweis der Deliktsarten klar erkennen, in wie hohem Grade die oberschlesische Bevölkerung zu Gewalttätigkeiten neigt. Im Bezirk Oppeln wurden, wie wir einer Abhandlung des Amtsgerichtsrats a. D. Paul Krauenstädt-Breslau in Heft 3 der „Zeitschrift für Sozialwiffenschaft" (Jahrgang 1903) entnehmen, bei einer Bevölkerung von 840 000 weib lichen Strafmündtgen 1893—97 zusammen 22 282 weibliche Personen rechtskräftig verurteilt, im Bezirk Breslau mit 611000 weiblichen Strafmündigen nur 16168) auf je 100 000 weibliche Strafmündiae kamen im Durchschnitt der obigen Jahre im Regierungsbezirk Oppeln 729, im Re gierungsbezirk Breslau 508, im Regierungsbezirk Liegnitz 325 weibliche Verurteilte. Die oberschlesischen Industrie verhältnisse an und für sich sind, wie ein Vergleich mit der einschlägigen Statistik im rheinisch>-westfälischen Bergbau- Feuilleton. Kaiser Wilhelm und die Kieler Woche. Von FranzEifsen Hardt. i'iacbsruck verbot««. Hohenzollern ist ans die See gegangen! In allen Meeren der Welt haben die Standarten des Kaiserhauses vom Topp stolzer Schiffe geweht. Die Kaiscrstandarte flatterte im ganzen Mittelmecre und am Nordkap, in eng lischen und russischen Gewässern, hie Prinzenstandarte im äußersten Osten Asiens wie in Amerika; dem Beispiele Kaiser Wilhelms sind die Mitglieder seiner Familie ge folgt und auf das Wasser gegangen. In der Kieler Woche werden die Farben der Kaiserin, der Prinzen Heinrich und Adalbert neben der kaiserlichen Rennflagge vom Topp der Masten eigener Rennjachten wehen. Der Kaiser ist der eifrigste Förderer, ja man kann sagen der Begründer des deutschen Segelsports, wie er heute dasteht und in der Kieler Woche alljährlich seinen Höhepunkt erreicht. Ihr vorauf geht die Kurhavener Wettfahrt, zu welcher sich die Jachten der Binnlänoer nebst denen der Ostsee gesammelt haben, während die von Eng land ihre Ucberfahrt zugleich zu einer Wettfahrt zwischen Dover-Helgoland, 385 Seemeilen, nnnhten. Gewöhnlich ist Kaiser Wilhelm zugegen und speist mit den Jacht besitzern zu Abend. Am nächsten Tage geht es durch den Kaiser Wilhcm-uanal, der für diesen Tag dem sonstigen Verkehr gesperrt ist, in langen Schleppzügcn nach Kiel, voran die stolze Kaiserjacht „Hohenzollern", und die Kieler Woche beginnt mit ihren acht Tage währenden Fahrten. Dann geht der Kaiser auf der „Hohenzollern" nach Norwegen, ein Teil der Jachten nach Hause, ein anderer nach Travemünde zum Endrennen des Jahres, und im Ratskeller der Freien und Hansestadt Lübeck wird Schluß der Saison gemacht. In diesem Jahre ist in das Programm noch eine Nummer etngcschoben: Für den 27. Juni wurde der Stapcllauf de» Panzerkreuzer» „Ersatz Kaiser" auf der kaiserlichen Werft Kiel befohlen. Kaiser Wilhelm war als Prinz ein eifriger Anhänger des Segelsport». Er fand al» rin ihm geeignete» Fahr- zeug die Fregatte „Rvnal Luise", die an der ck r Brücke bei Potsdam im Jungfcrnse« verankert ist. Diese» historisch«, au» Mahagoniholz zu Woolwich gebaute Fahr- zeug in Form einer Fregatte ist ein Geschenk König Georg» III. von England an de» Kaisers Urgroßvater, König Friedrich Willnlm HI., und traf am 22. Juni 1830 in Potsdam ein. Sie wurde nach langer Ruhe wieder tu Benutzung genommen, jedoch hatten die kaiserlichen Prinzen auch bereits während i-rcS Aufenthalte» auf För sportliches Segeln auf der zu Hamburg stationierten Facht „Welle" kennen und schätzen gelernt. SIS erste gtsß, «ponjßcht tttüft« Kaiser Wilhelm den „Meteor I", den jetzigen „Komet", eine schottische, stählerne und Hüttcnbezirk ergibt, auf die große Weiberkriminalität Oberschlosiens nicht von maßgebendem Einfluß. Der Hauptfaktor dafür liegt vielmehr nach der zweifellos zu treffenden Auffassung eines Sachkenners, wie Amts gerichtsrat Frauenstädt, darin, daß das slawische Element in der oberschlesischen Bevölkerung dominiert. Die stärkste Weiberkriminalität findet sich, abgesehen von wenigen kleinen Gebieten, in den von Slaven bewohnten preußischen Provinzen Ostpreußen, Westpreuhen und Posen. Diesen Provinzen steht am nächsten der Teil des Regierungsbezirkes Oppeln mit polnischer Bevölkerung. Auf letzteren Teil mit 441 000 weiblichen Strafmündigen entfallen 19 100 weibliche Verurteilte, auf Vie sechs ober- schlüsischen Kreise mit ganz oder mit überwiegend deutscher Bevölkerung kommen daaeaen bei 168 000 weiblichen Strafmündigen nur 3155 weibliche Verurteilte. Auch in solchen mittelschlesischen Kreisen, die teils von Slawen» teils von Deutschen bewohnt sind, ist die Weiberkrimina lität beträchtlich höher, als in den reindeutschen; dieselbe Erscheinung wiederholt sich in den rheinisch-westfälischen Bezirken mit «ingewanderter polnischer Bevölkerung. Die typische Eigenschaft der slawischen Weiberkrtmi- nalttät ist neben dem Diebstahl die Gewalttätig keit. Die weibliche Körperverletzungsfrequenz erreicht im Regierungsbezirk Oppeln eine relative Höhe, die im ganzen Deutschen Reiche nur noch vom Regierungsbezirk Bromberg übertroffen wird und namentlich im ober- schlefischen Berg- und Hüttenreviere zu exorbitanten Zahlen emporsteiat. Während im Regierungsbezirk Liegnitz z. B. der Landkreis Goldberg-Haynau mit 25, im Regierungsbezirk Breslau die Kreise OelS urrd Groß- Wartenberg mit je 53, unter den sechs deutschsprachigen Kreisen des Regierungsbezirks Ooveln der Kreis Kofel mit 80 weiblichen Verurteilten als die am höchsten Belaste ten erscheinen, steigert sich die Zahl der 1898—97 wegen gefährlicher Körperverletzung Verurteilten weiblichen Ge schlechts in den Kreisen Zabrze, Kattowitz lmit Laura hütte!) und Landkreis Beuthen auf 241, 399, 566! Auch in den anderen oberschlesischen Kreisen mit polnischer Bevöl kerung ist die Neigung des weiblichen Geschlechts zu Ge walttätigkeiten sehr groß. Dieselbe Erscheinung wiederholt sich in der Deliktsgruppe „Gewalt und Drohungen gegen Beamte": in dieser Kategorie wird -er Regierungsbezirk Oppeln mit 480 weiblichen Verurteilten im Deutschen Reich nur vom Regierungs bezirk Danzig übertroffen. Jacht, die unter dem Namen „Tristle" heiß um den Ame- rtka-Pokal, wenn auch erfolglos, gekämpft hatte. Nack einigen Jahren aber erschien „Meteor II", jetzt „Orion , in England gebaut, und er erwies sich einige Jahre hin- durch als die schnellste einmastige Jacht der Welt. Dann wurde „Meteor III", eine Kutterjacht, auf der Werst von TownSend and Downey 1902 nach Plänen von Cary Smith and Barbey für kaiserliche Rechnung gebaut, und Prinz Heinrich ging Über den Ozean, um ihrer Taufe bei- zuwohnen, die durch Miß Alice Roosevelt erfolgte, jedoch steht noch nicht fest, mit welcher Sorte Champagner, denn zwei Firmen prozessieren bis auf den heutigen Tag um die Ehre, die berühmte Flasche geliefert zu haben. „Me teor III" ist wohl das schönste Sportsegelfahrzeug, daS existiert, aber wohl auch das teuerste, und schwerlich dürste Amerika der weitere Lieferant für Kaiser Wilhelm werden. Außer diesen Hauptjachten aber hat der Kaiser noch eine Anzahl weiterer angekauft. Zwei sind auf den Namen „Samoa" getauft, und alle drei in Deutschland, auf -er Werft von Max Ocrtz in Hamburg, gebaut. „Samoa I" kam als kaiserliches Geschenk an das Marine-Offizier- korpS zu Kiel, „Samoa II" an das OffizierkorvS deS 1. Garbe-RegimentS zu Potsdam, in welchem die Prinzen ihre militärische Erziehung genießen, während „Sa moa HI" Prinz Adalbert erhalten hat. Ferner kaufte Kaiser Wilhelm die in Amerika gebaute „Niagara", welche unter dem Namen „Uiwle Tarn" im Vorjahre am Start zu Kiel erschien und sich den Kaiserpreis in der Sonder- klaffe holte. Die Jacht der Kaiserin ist die schöne Kntterjacht „Iduna", ebenfalls ans Amerika stammend und nach Plänen derselben Konstruktenre erbaut, wie „Meteor", jedoch schon 1887 unter dem Namen Pampa abgelaufen. Sie erschien in Kiel zur Kieler Woche, wurde angekaust und mag wohl manches dazu betgetragen haben, den „Me- teor III" zu bestellen. — Prinz Heinrichs Rennjacht ist die „Gudruda", gebaut 1802 auf der HerreShoss-Werft zu Bristol, Vereinigte Staaten, die früher unter dem Namen „Wenvnak" in Schottland segelte und 1894 angekaust wnrde, auch die Kutterjacht „Espörance" ist eine Jacht der Prinzen, ebenso „Irene". Die kaiserliche Marine verfügt außer über den schon genannten „Komet", „Orion" und „Samoa I", noch über die Segeljachten „Hertha", „Liebe", „Lust" und „Wille". Ein Herrscher, der dem Seewesen so hervorragendes Interesse entgegenbringt wie Kaiser Wilhelm, begnügt sich natürlich nicht mit Segeljachten. Bet seinem Regierungs antritt fand er al» Kaiserjacht den Raddampfer »Hohen- zollern", den jetzigen „Kaiseradler", in den Beständen d«r Flotte vor, welchen Kaiser Friedrich III. niemals, Kaiser Wilhelm!, nureinmal gelegentlich eine»Zusammcntr«ff«nS mit Zar Alexander III. auf der Reede von Danzig 1888 betreten hatten. Der junge Kaiser nahm da» Schiff sofort in Gebrauch für Reisen und Manöversrgeln. doch erivte» sich bald, baß der gute, eisern« Raddampfer nicht den An. fvrderungen rntsßxkch, bi« Mali an ein« schnelle Reise« «nd namentlich Flottenjacht stellen darf, und so wurde die neue Angesichts solcher durch die Statistik erhärteten Tat sachen, die Amtsgerichtsrat Frauenstäbt in der „Zeitschrift für Sozialwiffenschaft" zum Gegenstand einer Unter suchung über kriminalistische Heimatskunde gemacht hat, verdient der Versuch des „Vorwärts", dem Verhalten der oberschlesischen Geistlichen die Verantwortung für die Polenrevolte in Laurahütte zuzuschieben, um so schärfere Zurückweisung, je klarer alle übrigen Berichte die Schuld der maßlos verhetzten großpolnischen Bevölkerung er kennen lassen. Deutsches Reich. Leipzig, 26. Juni. (Sozialdemokratie und Anarchismus.) Die Sozialdemokratie pflegt sehr nachdrücklich jede Gemeinschaft mit dem Anarchismus ab zulehnen. Das hindert aber nicht, daß die Anarchisten von der Sozialdemokratie bei jeder Gelegenheit in Schutz ge nommen werden. Charakteristisch ist in dieser Beziehung folgende Brtefkaftennotiz in der „Sächsischen Arbeiterzeitung": „Die Polizei hat keineswegs das Recht, jemanden, der sich nichts hat zu schulden kommen lasten, zwangsweise zu photographieren, lediglich deswegen, weil er das „Neue Leben" liest. Richten Sie sofort eine energische Beschwerde an die Polizei direktion und halten Sie uns über deren Erfolg, (owe Uder den Verlauf der Angelegenheit auf dem Laufenden". — „Neues Leben" nennt sich das a n a r ch i st i s ch e H a u p t- vrgan. Wenn die Polizei Photographien von Lesern dieses Blattes zu besitzen wünscht, so ist das wegen der Natur der anarchistischen Propaganda durchaus begreiflich und berechtigt. Auch „energische" Beschwerden darüber dürften selbst in dem Falle, daß das Dresdener Sozialisten blatt in dieser Hinsicht „auf dem Lausenden gehalten wird" erfolglos bleiben. LH Berlin, 26 Juni. (Ein polnisches Selbst. bekenntniS.) Wie die klerikale Presse zu behaupten pflegt, daß die Förderung des radikalen PolentumS die einzige Wir kung der „bakatistischen" Politik sei, so wird dem „Haka- tiSmuö" insbesondere die Entwickelung der Dinge in Oberschlesien in die Schube geschoben. Die Hakatisten- Politik, so versicherte jüngst die „Kölnische Volks zeitung", bat mit ihren falschen Maßnahmen, nament- lick auf dem Schutzgebiete, der großpolnischen Agi tation in Oberscklesien den Boden geebnet. Das sagte daS rheiniiche Zentrumsorgan in seiner Nummer 424; in Nummer 524 dagegen veröffentlicht dasülbe Blatt ein volnisches .Stimmungsbild", des einen ganz anderen Fikior al» Hebel der großvolnischen Agitation in Ober- Ichlesien nambaft macht. Der polnische Gewährsmann der „Kölnischen Vdlkszeitung" legt nämlich u. a. folgendes Ge ständnis ab: „Der „Ka tho lik" hat etwa seit 30 Jahren das polnische NationalitätSbewußtsein im ober schlesischen Volke allmählich methodisch und zielbewußt wachgerufen und gefördert und durch diese- Vorgehen Hunderttausende eingeschläferter Oberschlesier, welche die Be nennung Polen bereit« als ein Schimpsworl betrachteten, dem Po lern um wieder gewonnen. Aber r« hätte vielleicht noch Jahrzehnte gedauert, bi« der „Katholik" und seine An hänger als selbständige polnische Partei dem Zentrum politisch entgegengetreten wären . . . Nun tauchte aber der Radikalismus mit dem „GornoSzlonzak" aus, unter Leitung von Leuten, denen das Vorgehen der „Katholik"-Partri zu zaghaft erschien und die von der polnischen Reife und nationalen Selbständigkeit de- polnischen Volke» überzeugt waren ..." — Nach diesem polnischen Geständnis ist nichts klarer, al« die Tatsache, daß lediglich die naiional- polnische Agitation der vom Zentrum so lang« verhätschelten „Katholil'-Partei in Oberschlesien die Saat auSgestreul hat, deren Früchte jetzt vom „Gornoslonzak" geerntet werden. Auch die erbittertsten Gegner de« HikatiSmuS können dem letzteren nicht ein Alter von dreißig Jahren nachsagen, das nötig wäre, wenn die Agitaiion des „Kaiholik" al« Folge eine« geimaoisaioiischen Vorstoßes ausgefaßt werden sollte. DaS Ge ständnis des polnischen Gewährsmannes der „Köln. VolkSztg." mmmt dem offensiven Wesen der großpolnischen Agitation in Obelschtesien jeden Deckmantel vollständig fort. Trotzdem werden sich die klerikalen Schirmherren de« PolentumS auch in Zukunst kaum abballen lassen, einerseits die Hakatisten-Politik jür die großpolnische Agitation verantwortlich zu" machen, anderseits zu behaupten, die Germanisierung sei bloß der Vorwand sür Protestantisierung. Die Hinfälligkeit beider Behauptungen «st lange nicht so schlagend dargetan worben, wie durch da« obige Bekenntnis eine« Polen ui dem Polenblatte am Rhein. -7- Berlin, 26. Juni. (Zur Untersuchung ve« Farbensinnes durch Zivil- und Militärbehörden.) Nach einem Erlaß deS preußischen Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 5. August 1898 bat die Feststellung de« Farben- Unterscheidungsvermögens dadurch zu geschehen, daß der zu untersuchenden Person die Ordnung verschiedenfarbiger Woll fäden aufgegeben wird. (Holmgreensche Methode.) Dieser Erlaß ist auch sür die Eisenbahntruppen maßgebend. Hieran anknüpsend, teilt Oberstabsarzt Or. Kimm le in der „Deutschen Militärarzt!,chen Zeitschrift" auf Grund einer erheblichen Zahl von Untersuchungen mit, daß die Holmgreensche Methode Wohl genügt, um eine stärkere Herabsetzung deS FarbcnunterscheikungSvermögenS nackzuweiseo, daß indessen die verhältnismäßig häufige Farbenschwäche geringeren Grades damit nicht sicher erkannt wird. Farben- «chwäche geringeren GradeS sei durch die Stillingschen Taseln, sowie durch dievon Cohn berauSgegebenenFlor-Kontiastproben zu ermitteln. Diese Beobachtungen erschienen Ur. Ki m m le des halb beachtenswert, weil er annimmt, daß bei allen den jenigen Bahnbeamten, welche ihre dienstlichen Maß- nahmen von dem Erkennen farbiger Signale auf große Entfernungen abhängig machen müssen, eine schärfere I Prüfung, als die Holmgreensche Methode sie ermöglicht, „Hohenzollern" unter der Bezeichnung »Kommando Aviso X" beim Stettiner Vulkan in Bau gegeben. Auf der »Hohenzollern", die im Gegensatz zu der neuen britischen flügellahmen Königsjacht „Victoria and Albert", die be reits 12 Millionen Mark Bau- und Umbaukosten verschlun gen hat, ein Musterwcrk der Schiffsbautechnik ist, hat denn der Kaiser alle seine wetten und zahlreichen Reisen ge macht, sie ist auch gelegentlich deS Besuchs des Prinzen Heinrich in Amerika über den Atlantischen Ozcan ge gangen, obwohl sie für solche Touren keineswegs gebaut ist. Auch „Kaiseradler" findet noch Verwendung. So trug er bei Eröffnung deS Kaiser Wilhelm-Kanals 1895 die dcut- schenFürsten durch den Kanal, der „Hohenzollern" im Kiel wasser folgend, und 1902 bis 1903 war er für den Kron prinzen und Prinz Ettel Friedrich im Mittclmeer in Be reitschaft gehalten. Kaiserin Friedrich wurde er für ihre Reisen nach Griechenland angeboten, doch zog sie als „Prinzeß royal" von Großbritannien und Irland vor, sich einen Privatdanrpfer -n mieten oder sich der der bri tischen Mittclmcerflotte angehörigen Jacht „Snrprise" zu bedienen. Die Zahl der Wasserfahrzeuge deS Kaisers ist damit noch nicht erschöpft. Da ist noch das Dampfboot „Hulda" vorhanden, das namentlich für die Kieler Woche gebaut wurde und 14 Seemeilen laufen kann, dann die Dampf- ptnaffe der „Hohenzollern", ein Geschenk der Königin Vik toria an ihren Enkel, und endlich das Stanbartenboot mit 14, die Gig mit 7 Rudern. Alle diese Fahrzeuge werden von Seeoffizieren gesteuert mit Ausnahme der Gig, die der Kaiser selbst leitet. — Endlich sei noch de» ständigen treuen Reisebegleiter» brr „Hohenzollern", deS „Sleipner", ge dacht. Eigentlich Torpedoboot, hat es einen Aufbau, einige Verzierungen und den blendend weißen Anstrich der großen Kaiserjachten erhalten und trägt in sausender Fahrt die Post wie auch Personen von und auf die »Hohen- zollern". Es dürfte nun interefsieren, der Frage näher zu treten, ob denn der Kaiser der erste Hohenzollerherrscher in Bran denburg-Preußen ist, welcher (ich dem Wassersport zuge- wandt hat «nd Jachten beschaffen ließ. Da» ist keineswegs der Fall, wenngleich eine so starke Anziehung das Meer noch niemals auf «inen Fürsten dieser Familie auch nur annähernd auSgeübt hat. Der erst,c Monarch, der eine Jacht besaß, war der große Kurfürst und zwar lange, be- vor er den Holländer Benjamin Raule gesehen hatte, den man in neuester Zeit, trotz aller Gegenbeweise, immer wieder als den Gründer der kurbrandenburgischen Marine hinzustellen beliebt. „Die Churfürstlichc Leib-Jagd" er scheint bereit» ItzLN im Geschwader de» Obersten von Hille, das Pillau alS Station hatte und sich tapfer mit d«n Schweden herumschiug. Die RauleS treten erst seit 1678 hervor, und zwar war der „Admiral" nicht Benjamin, son- der« Jakob Raule; Benjamin war Kaufmann, Jakov saß noch lange Zett, nachdem Benjamin schon zu Ehren gelangt wqr — in Schuldhaft. Die „Ehükfltrsiliche Vrib-Jagb" führte tv metallen« Kanonen und 4 Flagatn, außerdem eine blaue mit seidenen Fransen für die Schaluppe. Der Große Kurfürst hat sie 1662 benutzt, um über daS Saff nach Pillau zu fahren, aber bereits 1657 hatte sie eine Fahrt im Geschwaderverband nach Kolberg gemacht und, von dort allein fahren-, -en dänischen außerordentlichen Ge sandten nach Kopenhagen gebracht. — Die Seemacht des Großen Kurfürsten verfiel bald, Friedrich der Große wollte sie wieder errichten durch Gründung der Indisch- Chinesischen Handelsgesellschaft zu Emden 1750 und fuhr selbst 1750 und 1755 dorthin. Die Gesellschaft kam auch schnell zu hoher Blüte, als aber der siebenjährige Krieg ausbrach, wurde sic aufgelöst. Im Jahre 1725 unternahm der König eine Fahrt von Emden aus über den Dollart nach Holland zu, die ihn fast bis Delfzyl brachte. Man hatte zu dieser Seefahrt, der ersten, die ein Hohenzvller in der Nordsee gemacht hat, ein eigenes Boot gebaut, eine Schaluppe mit reicher Bemalung, großem Baldachin und Polstersitzen, von acht weiß-schwarz gekleideten Matrosen gerudert und von einem Schiffsleutnant der Kompagnie gesteuert. Nach der Rückkehr sand feierlicher Stapellauf eines Schiffes ans der Emdener Konvagniowerft statt, dem der König den Namen „Prinz Ferdinand" erteilte — sel ber getauft aber hat er es nicht, sondern nur mit Anfrage des Direktors Teegel, wie das Schiff heißen solle, den Herzog Ferdinand von Braunschweig erblickend, gesagt: „Nenne ers „prince Ferdinand"." Nach dem siebenjährigen Kriege galt eS, die schweren Wunden zu heilen, der König war schnell gealtert nnd dachte nicht an überseeische Unternehmungen und Wasser sport, ebensowenig wie sein Nachfolger Friedrich Wil- Helm II., und unter Friedrich Wilhelm III. brach die Katastrophe von Jena-Auerstädt herein. Aber km Jabrc 1814 schenkte König Georg III. von England dem Könige eine Miniatur-Fregatte für die Havrlscen, die „Royal Ade laide", und als die wegen Mangel» an Aussicht schnell verfault war, 1830 eine zweite, die schon erwähnte „Royal Luise". Für die mußte mau schon bester sorgen, nnd so genehmigte der König die Anlage eines kleinen Hafen» am Jungfernsee bei Potsdam, war aber entsetzt, als man ihn, die Kostenrechnung von 27 000 Thalrrn vorlegtc. Sie liegt, allen Besuchern Potsdams wohlbekannt, an der alten Ankcrstelle an der Glienicker Brücke vor Anker, schmuck vom Kiel bis zum Topp. Friedrich Wilhelm IV. besaß auch noch keine Leejacht. Don seinen Seefahrten ist eine be kannt, bi« er am 13. Juni 1834 al» Kronprinz mit seiner Gemahlin in einem Boot von 24 Rudern von Neufahr- wasser, dem Hafen Danztqs, nach Zoppot durch die Dan- ziger Bucht unternahm. Als aber die Flotte Preußens erstand, wurde auch eine KönigSsacht beschafft, eS war die „Grille", 1857 bei Normand, Bordeaux, abgelanfen und noch heute als JnftrirkttvnSfahrzeug für Offiziere kn Dienst, als dann am 18. Januar1871zu Versailles da» neue Deutsche Reich erstanden war, wnrde für den ersten Deut- schen Kaiser die erste „Hohenzollern" zu Kiel erbaut, welche Kaiser Wilhelm II. bei seinem Regierungsantritt vorfand.
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