01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.06.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030622015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903062201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903062201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-06
- Tag1903-06-22
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Bezug--Preis t» der Hauptexpedltton oder deren Ausgabe- stelle« abgebolt: vierteljährlich 3.—, bei zweiamltaer täglicher Zustellung in« Hau« ^l 8.75. Durch die Post bezogen für Deutsch- land «. Oesterreich vierteljLhrlich ^ll 4.50, sür U» Abrigen Länder laut Htttung-priiSltste. Nrdaktton «nd Erpe-Mo«; Johanni«,ast« 8. Fernsprecher l5S »nd 988. FU1al»»P»VM»«a« r Alfred Hahn, vuchhandlg, Universität«str.5, 8. Sbschch Katharinenstr. 1^ «. Köntgspl. 7. Hkupt-Filiale Dresden: Vkartenstratze 34. Fernsprecher Amt I Ar. 171». Serttn: TaU lvuitker, Her^l. Vahr. -«stuchhandlg, Lützowstraßr 10. Fernsprecher Ao^ VI Str. 4308. Nr. 311. Morgen-Ausgabe. MpMerTaMall Anzeiger. Änüsvlatt -es Königlichen Land- und -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Mates un- -es Molizeiamtes -er Lta-t Leipzig. « Montag dm 22. Juni 1903. Anzeiges-Preis die S gespaltene Petitzeile LV H- Retlame» unter dem Red«ktt»»astrich s4 gespalten) 75 vor den Familiruuach- richten («gespalten) 50 Dabellarischer «ud Zifferusatz entsprechend Häher. — Gebühren nir Nachwetsungeu «Ud Offerteuauuaym« 95 (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), «ne mit der Moraeu-AuSgab«, ohne PostbesSrderun, 50.—, mit Postbesärderuug ^5 70.—^ 21»»«h«esch1»ß für Akzelgr«: Ab end-Ausgabe: Aormittug« 10 Ühr. Morgeu-AuSgaber Nachmittag« ü llhr. Anzeige« find stet» an di» ErpeBtiou «u richten. Di» Expedition ist Wochentag« «nuntrrbroch«» geöffnet von früh S bi« abend« 7 Uhr. Druck uud Verlag voa S. -»l» i» Lrip^. 97. Jahrgang. Amtlicher Teil. Bekanntmachung, die Reichstagswahl betreffend. Auf Grund der heute erfolgten Zusammenstellung de« Ergebnisse« der am 16. diese« Monat« vollzogenen Reichstag«. Wahl in den 58 Bezirken des XII. sächsischen Wahlkreise« mache ich hierdurch bekannt, daß im ganzen 34 476 gültige Stimmen abgegeben worden sind, sodaß die nach ß 12 de« Wahlgesetze« vom 31. Mai 1869 und nach tz 20 de« Wahl reglement« vom 28. Mai 1870 in der Fassung der Bekanntmachung de« Bundeürate« vom 28. April 1903 erforderliche absolute Stimmenmehrheit mit 17 239 Stimmen erreicht worden wäre. C« haben erhalten Herr Kaufmann Juli«» Motteier in Leipzig 16 140 Stimme», . Professor vr. Ernst Haste - . 14 725 . » Reich«gericht«rat a. D. Hermann Boethke in Leipzig 3 333 - - Justiziar vr. Felix Porsch in Breslau 252 - Der Rest der Stimmen hat sich zersplittert. E« bat sonach eine engere Wahl zwischen Herrn Kaufmann Julin« Malteser und Herrn Professor vr. Ernst Haste, beide in Leipzig, stattzufinden. E« wird zu dieser Wahl Do««er»tag, der SS. Juni diese» Jahre», al« Termin bestimmt und ausdrücklich darauf hingewiesen, daß alle, auf «oder« Kandidaten al« die beiden Genannten fallenden Stimmen ungültig find. Leipzig, am 20. Juni 1903. Der Wahlkonenriffar für den XII sächsische« Wahlkreis. vr. Wagler, Stadkrat. Bekanntmachung. Die öffentliche Einlegung und Mischung iämtlicher 100 000 Los- nummcr-Zettet der 144. Königlich Sächsischen Landes-Lotterie sowie der Geminnzettel 1. Klasse dieser Lo'terie «rsolftt Sonnabend. den 27. Juni 1V0Z, nachmittags S Uhr im Ziebungssaale des LotierlegebändeS, Grimmalscher Steinweg Nr. 12, Mittelbau, II. Obergeschoß, hier. Es stehl jedem Beteiligten frei, sich die Nummer seine« Lose« vor der Einlegung in das Nummcrnrad vor«eig»n zu lassen. Von der sür die 1.—4. Klasse 144. Lotterie planmäßig zur Ziehung ausqeworsenen Anzahl von Nummern und Gewinnen an je 3500 Stück werden an den für di« einzelnen Klassen im Lotterie plan« bestimmten ZiehungStagen, und zwar an jedem 1. Lag« 2000 Nummern und Gewinne, an jedem L. Tage x 1500 Nummern und Gewinn« gezogen. Leipzig, am 20. Juni 1908. Königliche Lottcrtc-Dtrektion. Schilling. Hst- Konkursmaffe-Vcrkanf. Aus Kohls Konkurs sollen ein Posten GratulationSkarten, Einkaufswerr 3784,26 Papirrwäschc von Met) L Edlich, Plaatvitz, und Max Jahn in Schmölln, Einkaufswert 852,65 .2, Butterbrot»-, Pergament-, Kloscttpapier, Einkaufswert 343,80 Mark, diverse Waren wie: Tinte, flüssiger Lrim, Hektographen maste, Schreibzeug«, Eomptoirutensiilien usw., Lchnellhestir, Hektographrndlätter, Bilderrahmen, Lchrribunterlagrn, Wand sprüche, Pocsiealbum«, Lampenschirm«, Bleistift«, Siegellack, Radiergummi, Gummibänder und Pappe im Einkmifswerte von 684,65 in 4 zusammengestellten Posten, am Dienstag, den 23. Juni, vorm. von S bis nachm. 3 Uhr Reflektanten imLaden, Windmühlenstratz, 46, gezeigt und dann )44 Uhr öffentlich, meistbietend und gegen sofortige bare Zahlung verkauft werden. Leipzig, den 20. Juni 1903. - Paul Gvttschalck, Konkursverwalter. Dienstag, d. 23. Juni, v. früh 10 Uhr an kommen Zeitzer Str. Nr.80,pt., derÄökanhscheNacht., dar. -schränke, Lisch«,Kttchenschr., Bcttst., gr. ginkbadewanne, Federbett., Kleid., 1 gut. Damenfahr rad u. vcrsch. a. m. zur öffentl.Versteig. Trnmmlttz, Lokalrichter. Letzt« Nachvicht««. * Berlin, 21. Juni. Der Au-schuß des Bunde», rats für Zoll- und Steuerwesen, sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Stcuerwesen und für Rech nungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Stcuerwesen und für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen und die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Elsaß-Lothringen hielten gestern Sitzungen. * Berlin, 21. Juni. Die Nachricht de» „Petit Paristen", das in den spanischen Gewässern weilende Ge schwader des Prinzen Heinrich werde den Präsidenten Loubet im Kanal begrüßen, ent spricht nicht den Tatsachen. Das Geschwader hat Ende vorigen Monat« Spanien verlassen und befindet sich seit der vorigen Woche in Kiel. Anfang Juli unternimmt e» Uebungen in der Ost- und Nordsee, die, wie alljährlich, mit den Herbstmanövern in der Zeit vom iS. Arrgust bi» zum iS. September ihren Abschluß finden. * Berit», 21. Juni. Zu den Stichwahlen liegen die folgenden interessanten Meldungen vor: DaS Organ der Deutschfreisinnigcn Bartet GchleS, wtg - Holsteins, die „Kieler Zeitung , erklärt zu den Stichwahlen: „Was die Stellung der Deutschfreisinnigen Partei Schleswig-Holsteins betrifft, so hat sie stet« di« Auffassung vertreten, daß kein gewissenhafter liberaler Mann für die Anhänger einer Partei stimmen kann, welche die Zerstörung der bestehenden Staat»- und Ge- fellschaftSordnung -um praktischen Zielpunkte ihrer Politik macht." Damit ist der Sieg drr bürg er, licheu Gttchwahlkanbibaten in GchleSwig-Holstetn ge. sichert. — In der „Dortmunder Zeitung" richtet ein katholischer Lehrer an die ZentrumSwähler einen Aufruf, in welchem er diese aufforbert, unter Unter» brückung aller durch den voraufgegangenen Wahlkampf hervorgerufenen Bitterkeit geschlossen für den nativ- nalliberalen Kandidaten H1 lbck gegen den sozial» demokratischen Kandidaten zu stimmen. — Der in Bochum erscheinende „Märkische Sprech«»" bringt einen von vielen Katholiken Unterzeichneten Aufruf, tn dem es heißt: „Ehe wir deutschen Zentrumsleute, Arbeiter, Beamte oder welchen Stande- der einzelne auch sein möge, es zulassen. Laß ein Vaterlands» loser Sozialdemokrat, ein Umstürzler, ein Feind derKirche und de» Staates, sieg» reich aus dem Wahlkampfe hervorgeht, lieber wollen wir der anderen bürgerlichen Partei, -en National» liberalen, unsere Stimmen geben. Darum sehen wir nicht kaltblütig zu, wie Sie Nationallibcralen und die Sozialdemokraten um das Mandat kämpfen. Wir geben Herrn Franken unsere Stimmen, damit die Umstürzler zurückgedrängt werden; wir sind da» Kaiser und Reich schuldig, als Deutsche für den Nattonalliberalen zu stimmen. Enthalten wir uns aber der Wahl, bann steht e- außer Zweifel, baß urffer Wahlkreis an die Sozialdemokraten verloren geht. Auf die Polen können wir Deutsche unS nicht verlassen, die werben wahrscheinlich zum größten Teil sür Hus stimmen. Also, deutsche Zentrumsleute, auf jeden Fall wählt Herrn Franken. Wer nicht wählt, unterstützt die Partei, die da» Zentrum in un» erhörtester Weise beschimpft — die Sozialdemokraten — und verhülft ihr -um Stege." In Lennep fordert da» Zentralwahlcomitö der nattonalliberalen und freikonservattven Bartei die Parteifreunde auf, in der Stichwahl für den Freisinnigen Fischbeck einzutreten. — In Mainz beschlosi das hessische Zentrum, in den Wahlkreisen Friedberg, Offenbach und ven»h«im für den n»tio- nalliberalen Kandidaten einzutreten. — Di« nationalliberale LanbeSpartei für Mainz beschloß die Unterstützung des Zentrum». * Berlin, 21. Juni. Da-^Militärwochenblatt" meldet: Ernannt wurden Krhr. v. Maercken zu Geerath, Oberst und Kommandeur des S. Thüring. Jnf.-Regts. Nr. 94 (Großherzog von Sachsen), unter Beförderung zum Gcn.-Maior. zum Kommandeur der 79. JMfanterie-Brt» gäbe, v. KurowSki, Oberst und Chef des GeneralstabS deS S. Armeekorps, zum Kommandeur deS 8. Thüring. Jnf.-Regts. Nr. S4 (Großherzog von Sachsen). * Kiel, 21. Juni. DaS amerikanische Ge schwader wirb vom 28. bi« 80. Juni im Kriegshafen ankern und somit vor der Ankunft de» Kaisersin Kiel eintreffen. Den von Kuxhavcn kommenden Kaiser werden die amerikanischen Kriegsschiffe gemeinsam mit den deutschen Hegrittzen. An Bord des Flaggschiffe» „Kearsage" geben die Amerikaner ein Festmahl, an dem die anwesenden deutschen Fürstlichkeiten, Würdenträger, höheren See-Offiziere tetlnehmen. Lum erstenmal Ve- teiligtsich Gcneralfeldmarschall GrafWalderfeean der Kieler Woche. Das Marineversuchsschiff „Pelikan" stellt ihm da» Schnellboot, da» auf der ReichSwerft in Stau gesetzt wird, zur Verfügung. Graf Waldersee wird bestem Vernehmen nach am Vormittag deS 27. Juni die Tauf« de« ablaufenben Panzerkreuzer« „Ersatz Kaiser" vollziehen. Die Jachtwerften am Krieg-Hafen entwickeln eine emsige Tätigkeit, um den Seglern für die Kaiserwettsahrten ein tadelloses AeußereS zu geben. Die französisch« Sonder- klassenjacht „Meulan^und die belgische „Belgien" sind an» gekommen. * Hamburg. 21. Juni. Gestern abend kurz vor 7^ Uhr traf der Kaifer, eskorttert von reitenden Schutzleuten, im Rathause ein. Auf dem langen Wege vom Hafen her pflanzte sich der jubelnde Zuruf -er ungeheueren Menschenmenge unaufhörlich fort. Die den Landungs brücken gegenüberliegenden Slbhügel waren von Taufen» den besetzt, ebenso waren die Häuser in der Keststraße bi« auf di« Dächer voll besetzt; trotz de» Regemvettrr» harrt« da» Publikum stundenlang »ui. Der Kaiser, durch di« Ovationen sichtlich erfreut, grüßte viel nach allen Seiten. Beim Diner hielt nach dem ersten Gange Bürgermeister vr. Burchard folgende Ansprache: „Euere Kaiserliche Majestät! Der heutige Tag wirb in der Geschichte Hamburg» für immer denkwürdig bleiben. Dem erhabenen Einiger des Vaterlandes, un serem großen Kaiser, errichteten wir rin Denkmal in mitten unserer Stadt, und stolz schaut nun daS Nathan- auf da» vollendete Erzbilb. In feierlicher Stunde ge dachten wir der Vergangenheit, der Begründung de« Reiche-, der Wiedergeburt unseres Volkes. Jetzt freuen wir uns der Gegenwart, freuen uns, daß Ew. Majestät den heutigen Tag mit unö haben feiern wollen, und sagen Gw. Majestät dafür unseren tiefempfundenen Dank. ES ist jedeSmal ein Festtag, wenn Ew. Majestät unsere Stadt besuchen; auch heute schlagen Em. Majestät die Herzen entgegen, und in allen ihren Schichten möchten Hamburgs patriotische Bürger ihrer Verehrung Ausdruck geben; denn eins ist ihnen allen gemeinsam; Sie sind gute Deutsche und dem Kaiser und dem Reichs gedanken für immer gewonnen, gute Deutsche nicht nur mit dem Gemüte, sondern auch mit dem Verstände, und wo Gemüt und Verstand -usammenwirken, wo sich dem politischen Glaubensbekenntnis die Begeisterung gesellt, da wird die Vaterlandsliebe zum mächtigen Faktor, zur gewaltigen, verläßlichen Kraft. Dreimal schon durfte der Senat, durfte Hamburg Eure Majestät in diesem Hause begrüßen. Dankbar gedenken wir der Junitage 189S, als um Eure Majestät die deutschen Fürsten und Vertreter der seefahrenden Nationen sich Hierselbst ver sammelten, um das große Werk der Bereinigung der der beiden deutschen Meere festlich zu begehen. Dank erfüllt unsere Herzen in Erinnerung an den 18. De zember 1897, an welchem Euere Majestät da- vollendete HauS besuchten, und Hamburgs Kaufmannschaft Eurer Majestät begeistert zujnbclte al» dem weitanSschauenben, verständnisvollen Förderer hanseatischer Arbeit. Dank bar endlich gedenken wir des 18. Oktober 1899, al- Eure Majestät in dem Saale, den wir den Kaisersaal nennen, die bedeutsamen Worte sprachen, durch welche der deut- schen Entwickelung auf lange Jahre hinaus die Richtung gewiesen ist. Das Nationalgesühl, das unter dem über- mäßigenden Eindruck der welthistorischen Taten deS ersten Deutschen Kaisers und feiner Paladine in den deutschen Herzen neugeboren ward, hat sich in den fünf zehn Jahren der Regierung Eurer Majestät wesentlich vertieft. Die alte Zeit, in welcher es ein Reich nicht gab, wird kein Deutscher, der politisch ernst genommen sein möchte, zurückwiinschen. Zwar die Generation, die ver ständnisvoll miterlobt hat, was in der Zeit von 1864 bis 1871 unserem Volke errungen worden, hat die Jahre der Jugend hinter sich. Kür den deutschen Mann, der heute frisch und jung in daS Leben hinanStrttt, gehört jene Zeit schon der Geschichte an. Dafür aber erlebt der jugendliche Deutsche mit, was heute die Welt erfüllt, er empfindet, daß er Zeitgenosse einer gewaltigen natto, nalen Entwickelung ist, daß neue große Gedanken an der Tagesordnung sind, und ist stolz in dem Bewußtsein, zu wirken, zn schassen und zu kämpfen im Zeitalter Kaiser Wilhelm« II., und die ältere Generation weih, daß Deutschlands große Zeit nicht zu Ende ging mit dein Hinscheiben des ersten Deutschen Kaisers und siebt mit Ser Jugend getrost und zuversichtlich in die Zukunft; denn Jung und Alt, wir alle wissen, was wir an unserm Kaiser haben, was unser Kaiser uns und dem ganzen Baterlande bedeutet, und sind glücklich, Eurer Majestät, wie vorher im Angesichte des gewaltigen Denkmals, so jetzt im festlichen Saale unsere begeisterte Huldigung Vorbringen zu dürfen. Brausend ertöne der Ruf durch den Saal: „SS lebe der Kaiser! Seine Majestät Wil. Helm N., Deutscher Kaiser und König von Preußen, lebe hoch!" Auf die Ansprache des Bürgermeisters vr. Burchard erwiderte derKaisermit folgendem Trinkspruche: ,,E» ist mir oft schon die Aufgabe geworden, großen Städten und ihren begeisterten Bürgern meinen Dank zu sagen; nie fand ich die Aufgabe so schwer, sür das, was ich fühle und was ich gesehen und erlebt habe, den richtigen, den passenden und erschöpfenden Au-druck zu finden. Wenn ich zunächst als Enkel des großen Kaisers, beflen ehernes Bildnis die Stadt Hamburg soeben ent hüllt hat, sprechen darf, so möchte ich mit tiefbewegtem Herzen meinen Dank dafür abstatten, daß Hamburg- Bürgerschaft in so glänzender, großartiger und erheben, der Weife den Ausdruck gefunden hat, um ihr Deutsch, tum und ihre Dankbarkeit dem alten Helden zu be- zeugen. DaS hat mir als seinem Enkel wohlgetan und mich tief gerührt. Zum andern aber kann ich es nicht unterlassen, den wahrhaft ttberwältigenben Empfang, den mir Groß und Klein, Jung und Alt, Hoch und Niedrig hier hat zu Teil werben lassen, hervorzuheben. Die vielen Tausende von Gesichtern, die mir heute ent gegengeleuchtet Haven, sind Bürge dafür, daß der Gruß mir aus tiefem Serzen und aus bewegtem Gefühl ent- gegenschallte, und ich bitte den Senat und die Bürger schaft, meinen herzlichsten, tiefgefühltesten und heißesten Dank enlgegenzunehmen und der Stabt Mitteilen zu wollen. Gewiß, die junge Generation, die heute mit un» das erzene Bild umstanden hat, für sie ist der große Kaiser schon eine geschichtliche Person, und die Ereignisse, die sich um feinePersönlichkeit weben, und die Zeit, in der er gewirkt hat, werben schon in den Büchern beschrieben. Ich glaube, daß ich wohl nicht zuviel sage, wenn ich der Vermutung Raum geb«, daß dereinst in künftigen Jahrhunderten die Ehrfurcht gebietende Gestalt meines Großvaters mindestens ebenso von Sagen umwoben, so gewaltig und hochragend über all« Zetten im deutschen Volk« dastvhen wirb, wie einsten- die Gestalt Kaiser Barbarossa». Freilich die jüngere Generation ist jetzt gewöhnt, leichthin das, was wir da» Neich nennen, mit dem, was es un- gebracht hat, al» etwas Selbstverständliches anzuschcn, ohne zu bedenken, was e- gekostet hat, bi- eS dazu gekommen ist. Und ich glaub«, wir «rk«nn«n auch hierin wieder d«n Finger der Vorsehung, wenn wir auf die Ehrfurcht gebietende Ge stalt Hinblicken, die dort in stiller Haltung vor dem Rat- Hau- steht, in ihrem Ernst und in ihrer stillen Abge klärtheit -es hohen Alter-, daß gerade ihn die Vor sehung ausersehen hatte, um diese», eine» der schwierig- sten Werke auszusühren, die Einigung d«r deutschen Stämme. Denn niemand konnte sich -em Zauber der Persönlichkeit, der einsachen Bescheidenheit, der herz gewinnenden Liebenswürdigkeit des hohen Herrn ent ziehen, und so war es ihm vergönnt, umgeben von ge waltigen Paladinen, die, ihm ergeben, mit ihm arbeite ten, auszugleichen und zu versöhnen an Härt«n und scharfen Lagen und immer das Ziel im Ang« zu be halten, die Einigung de» Vaterlandes. In langer FrtedenSarbeit, tn stiller Werkstatt reiften die Gsdanken, und fertig waren die Pläne des schon -um Greis gewor denen Mannes, als die gewaltige Aufgabe an ihn heran trat, als er uns das Reich wieder erstehen ließ. Ich hoffe, daß die Hamburger Jugend, wenn sie an dem Denkmal vorbeigeht, nie die Zeit der Vorbereitung ver- gessen werde, die dieser hohe Herr durchgemacht hat. Mit Recht erwähnten Sie die Zett Kaiser Wilhelm» als eine große, eine gewaltige Zeit, gewaltig in ihren Impulsen, mächtig in ihrer flammenden Begeisterung. M. H.l Ich sollte denken, groß ist auch die Zeit, di« uns noch vorbehalten ist. Die Aufgaben, die dem großen Kaiser gestellt waren, sind erfüllt; -och wollen wir nicht vergessen, wenn es uns zuweilen dünkt, daß die Auf gaben, die uns gestellt sind, zu schwer seien, was der hohe Herr durchgemacht hat. vergessen wir nicht, daß er schon nachbenkend und mitlebend Jena und Tilsit gesehen hat, un- doch hat er an der Zukunft des Vater landes nicht verzweffelt. Bon Tilsit ist e- nach ver- sailles gegangen! Ebenso wirb es auch in Ankunft be stellt sein, auch unserer Zetten harren Aufgaben. Der große Kaiser mit seinen großen Mithelfern hat die Basis gelegt, den Grundstein zum Gebäude, an uns ist der A u s b a u! Darum bin ich drr Ansicht und der festen Ueberzeuguna, daß auch uns eine große Zu kunft bevvrsteht, wenn wir nur fest entschlossen sind, sie dazu zu machen. Uns sind auch Aufgaben gestellt, mögen sie nun schwer oder leicht sein, wir haben sie an» -ufassen, so gut wir eben können,misDarangabe unserer K räfte; dann werden wir sie lösen, und ich bin fest über» zeugt, daß, wie damals, so auch heute, es dem Deutschen Reich und dem deutschen Volke nie an -en richtigen Männern fehlen wird. Deswegen wende ich mich am heutigen Tage an der Stelle, wo ich damals aus tiefstem Herzen mich an das deutsche Volk mit einem Notschrei wandte, auch heute wieder an dasselbe: „Möge es seinen Idealen und sich selber treu bleiben." Dann wird es der Granitblock werden, der, wie er draußen den großen Kaiser trägt, so, getreu seinen Traditionen, die neuen Aufgaben und Schöpfungen, die an uns herantreten, auf feinem Her zen und mit seiner Kraft tragen wirb. Möge es mit Entschlossenheit an die Aufgaben herantreten, die ihm der Himmel stellt, ohne zu fragen, ob sie schwer oder leicht sind, ohne sich darum zu kümmern, wie es sie lvsen soll, wenn es nur erst hcrangeht! Die Augen auf! Den Kopf tn die Höhe! Den Blick nach oben, das Knie ge beugt vor dem großen Alliierten, der noch nie die Deut schen verlassen hat, und wenn er sie noch so schwer ge prüft und gedemlltigt hat, der sie stets wieder au» dem Staub erhob; Hand auf» Herz, den Blick in die Wette gerichtet, und von Zeit zu Zeit einen Blick der Er innerung zur Stärkung auf den alten Kaffer und seine Zeit, und ich An fest überzeugt, daß, wie Hamburg in -erWeltvorneweg geht, so wird unser Vaterland vorangehen auf der Bahn der Auf klärung, der Bahn der Erleuchtung, der Bahn des prak- tischen Christentum-, ein Segen für die Menschheit, ein Hort des Friedens, eine Bewunderung für alle Länder. Das spreche ich als feste Hoffnung und Zuversicht aus, darauf leere ick mein Glas: Es lebe die Stadt Ham» bürg! Hurra! Hurra! Hurra!" Der Kaiser verweilte im Rathaus bi» nach 10 Uhr, hielt nach -er Tafel Cercle und zeigte sich mit dem Bürger meister wiederholt auf dem Balkon, der nach dem Rat» Hausmarkt geht. Hier war der ganze Platz um das Denk mal von einer taufen dköpsigcn Menge besetzt, die den Kaiser stürmisch begrüßte und patriotische Lieder sang. — Entgegen seinen bisherigen Dispositionen gedenkt der Kaiser den heutigen Sonntag in Hamburg zu verleben und daS Hamburger Derby zu besuchen. * Hamburg, 21. Juni. Der Kaiser hörte gestern auf der Herfahrt im Gonderzuge den Vortrag de- Chef- des Marinekabtnett». Heute morgen hielt der Kaffer an Bord der „Hohenzollern" Gottesdienst ab, dem die Bürgermeister vr. Burchard und Hachmann und der Ge sandte Vr. Klugmann beiwohnten. Das Frühstück nimmt der Kaiser bet dem Gesandten v. Tschirfchky und Bvgen- dorff ein und begibt sich nachmittag- zum Hamburger Derby. Der Kaiser bleibt hier bis morgen mittag und geht dann direkt nach Cuxhaven zur Unterelbe- Regatta; die Fahrt nach Helgoland ist aufgegeben worben. * Hamburg, 21. Juni. Der Kaiser und Prinz Adalbert begaben sich heute nachmittag mit dem Bürgermeister Burchard und den Herren de» Gefolge- zu dem Rennen de» Hamburger Rennklub-, wo sic kur- vor 4 Uhr eintrafen, von den nach Tausenden zählenden Besuchern der Rennbahn jubelnd begrüßt. Die Herrschaften wurden vom Vorstand« deS Klubs empfangen und nach ihrer Loge bgeleitet, wo sie etwa eine Stunde verweilten. In dem Deutschen Derb», welche- in Gegenwart Seiner Majestät gelaufen wurde, siegte Baron Springers „Bono modo" vor ,Han- Sachs" und „Laurin . * Hamburg, 20. Juni. Beim Bürgermeister vr. Burchard ist folgendes Telegramm deS Reichs kanzler- Grafen Bülow eingetroffen: „Zu meinem größten Bedauern muß ick krankheitshalber bitten, mein Ausbleiben bei der Enthüllung de» Kaffer Wtlhelm-Denkmal- zu entschuldigen. Möge »«» Lenk-
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