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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.12.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190312105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19031210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19031210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-12
- Tag1903-12-10
- Monat1903-12
- Jahr1903
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.12.1903
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7- - k," IRtgNed« tz« tzeltz« Stöndekanunrrn »ach der Wekß»« P«La,»««fttt« z« »efichftgnng «dM qX Platt« her««» ftelllen Wnft«ftftcke» DMk ErmMTAMD de« Flwft«gnge» an der Li^ustwlstratz, t» v«Id«. Dl« Herr« traft» »tt «dm» I Uhr 40 Wdott« vo« DreSdu« Hauptöahuheft Xgegang«« So« Verzug l» lllleffftn-rrletzffchtal «l» nnd t««»tzle» d«ftltz« Ang l» d«r 8. Sünde «r Rückkehr »ach Dreld«. Se. Ex- z«a«j H«rr StaaW«i»lster Dr. Rüg,^ sowie «ehrrr« hohe Beamt« »ah«« a» drr llftfichttgu»« teU md gab« dl« nötig«« Erklär»»,«» aß. Aa d«r Exkurfion »aha>«a etwa 80 P«rsone« teil. Froukentzerg. 8. Dezember. Bei« Aut führen rloe» tzreijöhrigm Pferde« vard« l» GarXdorf der del de« dortt,« Guiltefitzer Metzln dedlevstetr Pftrdrjaog« Müll« infolge AXschlagen» de« ri«eß so uuglückllch au de» Hiatrrlopf g«. troff«», daß d« Suade »ach wenig«» Stund« verftaich. Order an, 8. Dezrmder. Di« städtischen Sollrgl« Haden deschloff«, ein« Petition au dir Reglerovg wegeu Errlch tun, d«« geplauten neu« Seminar« in Oedttau abgrh« zu laffeu, dlesmigru Person«, welch« nur Invalid«- od« Alter«- r«tr beziehen, von d« Grmelndeaulagen zu desrrieo und de» Zin«suß sür die Sparaulag« aus 8'/,«/. zu «hohen. Ehemnitz, 8. Dezember. He« vr. woä. Ledy teilt dem .Chrmu. Tbl.' mit, daß « nur einig« Tag« »ach Berlin verrrist grwrsru sei uud sich wird« lu Ehemuitz befinde; von «In« gegen ihn nach einig« Zritnogbmelduog« rlugeleiteten Untersuchung sei ihm nicht« bekannt. Buchholz, S. Dezember. Um dr« hi« bestehenden Wohunugdmaugrl rotgrgrvzusteuerv, haben dir städtischen Sollegie» vauareal setzt zu mäßigem Preise an Private abgegeben mit d« Bedingung, daß di« von diesen in AXficht genommene Erbauung von Häusern im nächsten Jahre vorgruoww« wird. Zwickau, 9. Dezemb«. Hi« sand eine Versammlung -er vertraurulmäou« der Orduungbpartrieu im 22. Reich«- lagbwahlkrri« statt, welche beschloss« hat, al«bald in die Sgi. tatkou sür Gras Hoeubdrorch «iozutretrn. Di« Sozialdemokraten hab« sür Adols Hosmauu-Bnlin schon lebhafte Agitation ent- sollet. — Der flüchtig gewordene Grureiudrkasfier« de« Vorort« Nieder,Planitz, Colbitz, hat, soviel bi« setzt seststrht, 30000 M. Sparkasse»-«!-« mitgenommen. Seine Flucht hat er schon von laug« Hand her vorbereitet. Durch «Inen hiesig« SXwan, drrungSageut«, drr sür eine fingierte Pnsou «io« Schiffahrt«- kart« versorgen sollte, kam die Sache, «in« Tag nach der Flucht -Colbitz', au« Licht. Nach einer Privatmelduug wurde Colbitz kn Genna verhaftet. Crimmitschau, 8. Dezember. Sozialistische Blätter Lehaupteu, aus dir Werdau« Textilsabrikantrn sei von interessiert» Seite elngewlrkt worden, zur Unterstützung der Crimmitschauer Unternehmer ihre Arbeit« rbrvsall« aoSzusperrrn, mit 76 gegen 3V Stimmen hätt« die Wndau« Industrielle« dies« Antrag jedoch abgrlehnt. Der »Crimmitschau« Anzeiger', da» hlefigr Amtlblatt, erklärt sich sür «mächtigt, mitzuteilen, daß diese Meldung vom Ansaug bi« zum Ende «suud« sei. — Zirm Streik in Crimmitschau erwidert drr Vorstand dr» verband«» von Arbeitgeber» der sächsisch« Textilindustrie, Orttgroppr Crimmitschau, i« »Tag' aus rin« gleichsall« dort veröffent licht« ontrrnehmrrseindlich« Artikel wie solgt: »Die Industrielle» von Crimmitschau uud Umgebung stehen dem Zehnstundenlag durchau« sympathisch gegenüber, dir Einsührung derselben ist ab« unmöglich, solange di« io Wettbewerb stehenden Städte fast aulnahmllo» rls Stunden bei meist billiger« Löhn« ar- beit«. Crimmitschau hat seit Jahr« schwer« Krisen durchzu- «ach« gehabt, wa» da» Zurückgeh« ein« sein« Hauptbranchru, -n Spinnerei, nach d« Zahl drr Betriebe und Arbeiter inner, hqlb der letzten zehn Jahre beweist. Dir ganze Stadt Crimmit schau kann in ihr« Einwohnerzahl nicht vorwärt« komme», w il neue Beunruhiguug« durch sozialdemokratisch« Agitator« sofort da find, sobald sich ein geschäftlich« Susschwung zeigt. »Cri« mitlchau ist die historisch« Stätte der Lohnkämpft sür Deutsch- land überhaupt', sagt einer drr letzt« Auirusr an dir deutsche Arbeiterschaft; wen» die Crimmitschauer Industriellen, ganz ab- gesehen von drr Unmöglichkeit, di« in der vranchr uud bei den tu Wettbewerb stehenden Städten üblichen Lohn- uud Arbeit»' vrrhältniffe außer Betracht zu lass«, der Sozialdemokratie rach jahrelangem Nachgrben nicht endlich die Zähn« energisch zeigen, gebt alle Disziplin uud Ordnung in den Fabiik« zu gründe und Climmitschau bleibt da« Versuchskaninchen für den Neu», stunden- und Achtstundentag, uachdeur der Zehnstandentog b, willigt wäre. Et ist in Crimmitschau Wiede,holt vorgrkomm«, daß dem Arbeitgeber do» Recht der Küud'gung uud Entlassung der Arbeit« streitig gemacht wurde' rr Crimmitschau, 10. Dezbr. Die Streikenden, die im Streikgebiet selbst keine Versammlungen abhalten Lönnen, veranstalten diese nun in den benachbarten Alten- burgischen Städten und Orten, namentlich in Schmölln, wo die Besitzer der dortigen Säle den Arbeitern ihre Lokale zur Verfügung gestellt haben. tz. Meerane, 10. Dezemb«. Bon einem gewaltig« Feuer wurde da« Rittergut im nahen Ponitz (S-A) am gestrig« Mittwoch vormittog betroffm, wodurch di« «mfovg. reich« Stallung« und eine große Scheune total eingeäschert würden. Am Brandplatzr waren 7 Spritz« erschien«, dir ihre Tätigkeit nur daraus brschräuken konnte«, dir stark bedrohte» Nachbarhäuser, inSiesoudn« die Schäferei zu schütze». Säwt lichn Inhalt, die Getreide-, Heu-, Futtervorräte usw. stad v« bräunt. Da» zahlreiche Vieh konnte nach schwirrr Arbeit ge rettet werd«. Der entstandene Schad« ist außerordentlich groß. Dir uiedergrtrauntrn Gebäude repräsentiert« eine Läng« von SV Mete«. Mau vnumtrt Brandstiftung. tz. Meerane, 16. Dezemb«. Recht gespmmtr Krank«, kaffenvrrhältulffe scheinen sich in unser« Stadt heraXbild« zu rooklen. Nachdem, wie bereit» gemeldet, di, Ortlkrankwkaffr I Hei d« Behörde den Auflösnuglaatrag gestellt und dies«, vom Stadtrat befürwortet, der S«l. Krribhauptmanuschaft Zwickau -ngegau«, ist, «acht sich das Bestreb« beuenkbar, «in» allge- «ei« Haudwrrker»O rtSIra»k«kaff« sür dir Stadt M«rav« zu grü»d«. I» d« letzt» Versawarttwg de» v«ri»> selbständig« Ha»v»«Ia, z» d« auch säattliche hiesig« Jan«,»weift« ge lade» »ar«, kam nun Rn dahingehwidet Antrag zur Annah«, Al» Antwort hieraus Hot di« Ortskrankenkasse I sofort öelchloff«, gegen dl» Gründung dies« »«« Soff« b.i d« Behörde vor. ftellig z» w«d« und diese zu ersuch«, die Genehmigung dieser Sasft zu versag«. Bei d« Beschlußfassung üb« die Gründung einer Handwerk« - OrtSkraokmkaff» ging man hauptsächlich von de« Standpur>ktr au«, daß dft Gründung grechrr allgemein« Or'ökrankeakaflm stet» polittsche Motiv« zu» H utergrund hätt« uud die Handwerker nicht so große» Gefahr« au»«efttzt seien al» dir Fabrikarbeit«. Dem weit«« verlaus der Dinge steht «an alleathalb« mit grwifln Spannung «tgeg«. Mülsen-St. Nikla«, 8 Dezemb«. In dn heutigen Schuloorsta«dkfitzu»g wurde Lehrer Geißel-Meißen zu« Schul, diwktor <d« Post« wird am 1. Januar nächsten Jahre» vakant) gewählt. Hartha, 9. Dezember. Bei der diesjährigen Stadtvrr. ordnete»-Ergänzung«wähl haben di« Sozialdemokrat« «im» Sitz verlor«. Reuth i. v., 9 Dezember. Zwei Schulkinder von hier, die gestern at«d nicht nach House kam«, wurden heute am Schneeberg« erfror« aufgekunden. Wurzen, 8 Dezemb«. Wie verheerend drr Stmm in d« Nacht zum 22. November ovch hi« gewütet hat, geht daran» hervor, daß in den kirchlich« HaXhaltplan aus 1904 sür Herstellung drr durch den Stur« beschädigt« Dächer d« St. Wevceslaikirchr und der Gottegockerklrchr 1000 Mk. ring«, stellt wurden. Penig, 7. Dezeubir. Bei den Stadtverordnete»»«-!»« wurde» die vier sozialdeurokrarischen Kandidaten lzwel an- lässig« vnd zwei unousSlpg-) grwLhlt Di« Sozialdemokraten haben nunmrhr die Majorität im Kollegium. P nig ist der zeitig bi« einrige Stadt Sachsen«, die sich .rühme«' kann, rin« lozioldewolrolchr Veh beit i« Kolleaium zu hoben. Leipzig,?. Dezember. Welch eine Riesenanlage der künftige Leipziger Zentralbahnhof, an dessen Vollendung nicht bloß die sächsische Geschäftswelt interessiert ist, repräsentieren wird, zeigen folgende Zahlen: die Fläche des Personenbahnhofes wird 96000 Quadratmeter um fassen ; er wird 300 Meter breit und 320 Meter lang wer den, also noch einmal so groß sein, wie der Augustus- platz, der bekanntlich einer der umfangreichsten Plätze Europas ist. Er erhält 26 Gleise mit einem 20 Meter breiten Quersteig. Die Postpaketanlage wird in ihrer Verladehalle nicht weniger als 32 Gleise zählen. Die Gesamtkosten betragen 130 Millionen Mark; Preußen und Sachsen zahlen davon je 53 Millionen, Leipzig 17,5 Mil lionen; auch die Postverwaltung wird noch einen er heblichen Anteil beitragen miissen. Die Bauzeit ist auf 12 Jahre berechnet. Ms Ende 1907 wird das Areal für den Hauptbahnhof freigelegt, auch werden die Arbeiten für die Rangierbahnhöfe und die Verbindungsgleisc fer tig sein; 1910 wird der erste, und zwar der preußische Teil des Empfangsgebäudes, 1914 der gesamte Bau voll endet sein. Der Vorsprung der preußischen Verwaltung kommt daher, daß diese bereits seit 1900 Areal erwor ben hat und deshalb mit den Vorarbeiten eher be ginnen konnte. Die Wfertigung der preußischen Züge erfolgt links, die der sächsischen rechts vom Haupt-Ein gange. Es können ganze Züge zwischen der Hofer und der Berliner, der Dresdner und der Magdeburger Linie durchgeführt werden, auch ist die Durchführung mittels des preußischen Reservegleises von jedem sächsischen aus jedes preußische Gleis ermöglicht. DorWkfthüX. Tas Martyrium eines Kindes. In das Be zirksgericht zu Trautcnau in Böhmen wurde dieser Tage die 41jährige Witwe Karoline Kühn unter der Beschul digung des Mordes eingeliefert. Die Frau war mit dem Häusler Kuhn verheiratet gewesen, der aus erster Ehe ein Töchterlein Anna besaß. Nach dem Tode des Mannes begann für das kleine, damals vierjährige Kind eine Zeit der furchtbarsten Qual. Unter dem Vorgeben, daß die Kleine ungezogen und verwöhnt fei, züchtigte die Stiefmutter das Mädchen in der grausamsten Weise. Ihr Erziehungssystem entsprach dem des Hauslehrers Tippold. Die Besserung angeblicher Untugenden sollte durch unmenschliche Strafen herbeigeführt werden. Am 27. November d. I. starb das Kind. Der äußerliche Be fund ließ schon erkennen, daß das Mädchen keines na türlichen Todes gestorben war, und im Totenschein wurde dieses Umstandes auch Erwähnung getan. Infolgedessen eröffnete man eine gerichtliche Untersuchung, welche die entsetzlichsten Einzelheiten ans Licht brachte. Dem B. L.-A. schreibt man hierüber: Tie Frau Kuhn hatte das kleine Wesen Tag und Nacht in der schrecklichsten Weise gemartert. Der Obduktionsbericht spricht von etwa 70 Verletzungen, die an dem abgemagerten und elenden Körper des Kindes gefunden worden waren. Die Ver haftete scheint mit allem, was ihr gerade in die Hand fiel, ob daS Marterinstrument scharf oder stumpf, ob es vo« Holz oder Eisen war, blindlings auf ihr Opfer losgeschlagen zu haben. Nach der Aussage der Stiefge schwister des toten Kindes kam es nicht selten vor, daß die Mutter die Anna zu Boden warf und den Kopf des Kindes dann mehrmals heftig auf das Ziegelpflaster stieß. Oft hat sich das Kind nach solchen Mißhandlungen nicht vom Boden erheben können, oder, wenn es sich aufrich ten konnte, taumelte es,Me betrunken" umher. Beider Obduktion wurden noch große Mutbeulen an dem Kopfe des Mädchens gefunden. Eins der beliebtesten Straf mittel der Stiefmutter bestand zur Winterzeit darin, daß sie die Kleine in denkbar dürftigster Kleidung für mehrere 'Stunden in Frost und Schnee hinauSjagte. Millionen für Postwertzeichen. Der AbfaU an deutschen Postwertzeichen im Jahre 1902 zeigt zum ersten Male eine Erscheinung, seitdem e» Briefmarken gibt. Das am meisten gebrauchte Wertzeichen war bis her die 10 Pfennigmarke. Noch im Jahre 1901 wurden davon 854'/, Millionen abgesetzt. Erst an zweiter Stelle kam die Briefmarke zu 5 Pfennig, von der 843Vi Mil lionen gebraucht wurden. Im letzten Jahre hat sich das Verhältnis umgedreht. An die erste Stelle ist jetzt die 5-Pfennigmarke getreten. Von ihr wurden nicht weniger als 891 Millionen verkauft. ES sind dies 48 Millionen mehr als im Jahre vorher. Die Zunahme rührt ohne Zweifel einmal von dem Aufschwung der Ansichtspost karte, dann von der Ermäßigung der Ortsbrieftaxe mit ihren Nachwirkungen her. Erst an zweiter Stelle steht die 10 Pfennigmarke. Es wurden von ihr 877i/z Millionen gebraucht, 23 Millionen mehr als im Vorjahr. An dritter Stelle stehen nach wie vor die Briefmarken zu 3 Pfennig, von denen 470 Millionen abgesetzt wurden. An vierter Stelle kommen die 2 Pfennigmarken mit 223 Millionen Stück. Ter Aufschwung im Verkehrsleben spiegelt sich auch im Verbrauch sämtlicher übrigen Postwertzeichen wieder. So wurden an 20 Pfennigmarken 161 Vr Mil lionen, an 25-Psennigmarken 56»/t Millionen verlangt. Noch größer ist der Bedarf an 50-Pfennigmarken mit 82Vr Millionen. Auch die neu eingeführten Wertzeichen zeigen eine steigende Beliebtheit. So wurden fast 30 Mil lionen Marken zu 30 Pfennig, 19 Millionen zu 40 Pfennig und über 5 Millionen zu 80 Pfenig abgesetzt. Selbst an Briefmarken zu 1 Mark wurden über 6 Millionen und fast 1 Million Marken zu 2 Mark gebraucht. Auch der Absatz von den Werten 3 und 5 Mark ist erheblich ge stiegen, obgleich jetzt von einer Einwirkung der Neu gierde nicht mehr die Rede sein kann. Es wurden davon 202 000 und 101000 Stück abgesetzt. Der Verkauf an Post kartenformularen zu 5 Pfennig ist um 4 Millionen ans 285 Millionen gestiegen, ebenfalls eine Einwirkung der Ansichtskarte. Das macht im ganzen das hübsche Sümm chen von über 3208 Millionen. Post und Eisenbahn sind eben unsere Stützen. Ter Mann mit dem störrischen Magen. Aus Montreal, v. 18. v. Mts., wird der „Franks. Ztg." ge schrieben: Gestern starb hier im Alter von 22 Jahren ein junger Französisch-Kanadier Namens Eimile Brazeau, der von seiner Geburt an bis zu seinem Todestage auf eiri'e besondere Art gehungert hat. Er genoß von seinem fünf ten Jahre an täglich nichts weiter als fünf Glas Milch, worin ein Pfund Zucker aufgelöst wurde. Unzählige male wurde der Versuch gemacht, das reizlose Menu abwechs lungsreicher zu gestalten, aber der störrische Magen Brazeaus refüsierte stets jede andere Nahrung. Brazeau, der als Buchdrucker arbeitete, Ivar für die medizinische Fakultät in Montreal, wie auch in Boston, wohin er sich zur Untersuchung begeben hatte, ein Rätsel, umsomehr, als sich der Mann sonst vollkommen gesund fühlte. Noch vor wenigen Tagen hat er auf einem Ball flott ge tanzt; er erkältete sich jedoch bei dieser Gelegenheit und starb. Bei seinem Tode wog Emile Brazeau 152 Pfund, sein Körpermaß betrug 5 Fuß 2 Zoll. Eine reizende Stilblüte, die dem Schreib acker einer amtlichen Korrespondenz entsprossen ist, gibt die „Bresl. Morgenztg." wieder. Ein thüringisches Amts gericht korrespondiert mit einer anderen Behörde wegen der Beschäftigung von Strafgefangenen mit Holzspalten. Die zweite Behörde antwortet: Auf die anher gelangte hohe jenseitige Verfüg ung wird diesseits beschlossen, daß die jenseitigen Ge fangenen auf dem diesseitigen Hofe zum Holzspalten verwendet werden dürfen. Der hier amtlich verzapfte Stil scheint Kunstregeln zu gehorchen, wie sie jenseits der Grenzen des bürgerlichen Sprachgebrauches herrschen mögen. Diesseits dieser Owen zen wirkt jener Stil, wenn nicht ästhetisch, so doch auf alle Fälle erheiternd. Die Religionen im Deutschen Reich. Tie Verschiebungen in dem religiösen Bekenntnis der Bevölkerung des Deutschen Reiches sind so geringfügig, daß erst bei einem längeren Zeitraum Aenderungen von Belang in die Erscheinung treten. Selbst wenn man den Zeitraum von 1871 bis 1900, also die Tauer eines Men schenalters, ins Auge faßt, ergibt sich nach dem „CH. Tbl." für das Reich im ganzen nur ein Anwachsen des evangelischen Teiles der Bevölkerung von 62,3 auf 62,5 Prozent. Der Anteil der katholischen Bevölkerung ist während dieses Zeitraums prozentual noch etwas mehr gesunken, als der evangelische gestiegen ist, nämlich von 36,2 auf 36,1 Prozent. Diese und die folgenden stati stischen Angaben sind den Veröffentlichungen des Kaiser lichen statistischen Amtes entnommen. Weisen die beiden großen Konfessionen also ziemlich stetige Verhältnisse aus, so finden wir das Gegenteil bei den Dissidenten und bei den Juden. Stieg doch der Promille-Anteil der als Dissidenten bezeichneten während jenes Zeitraums auf das Doppelte, nämlich von- 2 aus 4 pro Mille der Bevölke rung, während umgekehrt der Anteil der Juden von 1,25 auf 1 Prozent zurückgegangen ist. Zahlenmäßig fal len diese Gruppen nicht ins Gewicht und ihr prozentualer Anteil ist nicht geeignet, die großen Religionsgemein schaften irgendwie zu beunruhigen; immerhin ist »ihre Entwickelung, die Zunahme der-Dissidenten absolut und relativ, die Abnahme der Juden relativ wohl nicht ohne Bedeutung. Zeigen sonach die Religionsverhältnisse im Reiche nur mehr oder minder belanglose Veränderungen, so gestalten sich die Dinge doch weit interessanter, wenn man die einzelnen Teile d«S Reiches ins Auge faßt. So ist es zunächst eine auffallende Erscheinung, daß Vle relaq
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