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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.01.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190401050
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19040105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19040105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-01
- Tag1904-01-05
- Monat1904-01
- Jahr1904
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.01.1904
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tt»D«ftchit: S Ntndnvttriel, L N«d»lnde, »/, S-üd. - Katt«, km», 1 KaldSuler« und «tu vielt«! Pjrrd — Her« chs«tnaro»nlrhrrr Knop« aut O.chatz wird aus Verantaffang t«t h!«fi-«n Bejtrk»»L«hre>lv,r«tui nm US. Jmuar d. I. tm .Willtat» Ho," ht«rf«lbst «tue« Go»tra» Wer .Lndml, Ntchtee und jetnir Kunk' Hatten und dot«t eine Auswahl der Weite des Känsit«» ti> Ltchttildtt» »orführro. Ludwig Nicht«». d«ff-a 100. Getaut- tag am 28. September v. I. »«feint wurde, hat es wie kein «derer Maler verstand», zum Her-» de» droifch'n Battet zu sprech». Dm Kinde» schuf er die köstlich» Märcheuttdrr. and die Erwachsenen er,reist die Innigkeit, womit n do» deatsch« Famittrolebe» schildert. Die Eigenart det Künstln» ist trefflich charakterisiert tu einer Sammlung seiner Bitdrr. di, der Leipziger Lehrerverela zu ganz geringe« Preis« bei Siphon» Lltrr in Leipzig herauggegeben hat und di« auch in unsere» Gtadt wettest« Verbreitung gesund» hat. Zu dem Vortrag, det Her« Lewinaroberlrhrrr Knap«, bei de« Eiatritttgeld aicht erhob« wird, werden schon jetzt olle Kreise unserer Ltadi und ihrer Umgebung herzlich etazeladeu. — Da» »Dresdner Journal- «rldet: Einige Zeitung» dring«» die Notiz, daß der Kronprinz mit seiner g,schieden» Gemahlin, Gräfin Montignoso, zum Wrihaachttsest Glückwunschschreiben gewechselt habe, auch soll danach Gr. Maj. der König ein Glückwunschschreiben von der Gräfin Montignoso erhalten hoben rmd dadurch sehr angenehm berührt worden sei». All« dies« Nachrichten find, wir wir zu erklär» ermächtigt «erdro, ersuudeu. Di« durch den Ehescheidung». Prozeß geschaffene Lage ist durchaus unverändert und hiernach «ine Wiederaufnahme direkter Beziihungru zwischen dem Kro». vlinzrn und seiner geschieden» Gemahlin völlig ausgeschloffen Dagegen hat der König zu beseh!» grruht, daß der Gräfin Montignoso vom 1. Januar ab vierteljährlich« amtliche Berichte über da» Befinden und di« Entwickelung der kronprinzlichrn Kinder durch Vermittelung ihr«! Rrchtsbriflaude» zugestrllt werde«. — Dir Denkschrift der Regierung zur Wahlrecht», resorm liegt nach d» ,Lpz. N. N.- bereit» gedruckt vor. Ti« wird voraussichtlich Ausaug der nächsten Woche den Stände, kamwrrn zugrhrn und dürste dann im Lause der Woche, jeden« «all» in kürzester Frist, zur Veröffentlichung gelangen. Der Inhalt der Denkschrift fußt aus dem Entwurs, welcher s. Z. der von der Regierung ilnberusen» Wahlrrchttkouserrnz vorgrlrgt ward», zieht aber zur Begründung der Regierung-Vorschläge, entsprechend den in der Kousrrruz geäußert«n Wünschen, um- tangrrichet, namentlich statistische» Material heran. Naturgemäß beschränkt sich di« Denkschrift aus rin« Eiöltrruog der künftigen Gestaltung der Zweit» Kammer. An dieser unerwarteten Br. 'chlmnigung je» hieß bekanntlich noch vor nicht allzulange» Zckt, daß eine Brröffentlichuvg der Denkschrift «st weit später », erwarten sei) hat, wie dir ,Lpz. R. N." au» zuverlässiger Quell« ersahreo, König Georg besonderen Anteil. — Da» vom Generalsekretär de» Landeskulturrat«» Herrn Dc. Raubold redigiert« Amtsblatt de» LandeSkulturratr» und d-r landwirtschaftlich» Vereine im Königreiche Sachs» schreibt i-> einem Artikel zum Jahreswechsel über die gegenwärtig« Lage der Landwirtschaft, daß sich dir berechtigten Wünsche nach einer durchgreisrnd» Brffrrung auch im abge- lauftn» Jahre nicht erfüllt hab», und daß die letzte, im all ^meinen befriedigende Getreideernte durch den unzulänglichen Stand der Preise sür Brotsrüchtr, sowie durch den Rückgang d:r Haferprrisr an Bedeutung verliert. Weiter wird der Eia tritt von zusrirdenstellendrrrn Preisen sür dir Erzeugntffe der Viehhaltung im letzten Jahre konstatiert, jedoch betont, daß dir hiervon erwartete günstige Einwirkung aus dl« Wlctschast-ergeb- rr ffi ia viel» Betrieb» durch dir geringe Rauhsutter« und Hrckjruchtrrute, sowie durch die hohen Preis« sür Zucht, und Nutzvieh nicht unerheblich beeinträchtigt worden ist. Angesicht» kleser Tatsache werden Erwägungen darüber angeregt, ob nicht o<:c Jungvirhauszucht vermehrte Ausmertsamkrit auch in solch.« Airtschasteirtrirb» zugewendet werd» möchte, in denen di, gegeben» Verhältnisse dir Beschaffung de» noiwrndigr» Ersätze» im Viehbestände durch eigene Aufzucht bisher nicht aug,zeig' erscheinen ließen. Auf gründ der gemacht» Ersahrung» wird besonders warm aus da» landwirtschaftliche GmoffenschastSw-sen hiagewiesen. Ucbrr die in Aussicht stehenden gesetzlichen Maß. nahm» aus wirtschaftspolitischem Gebiete kält der Artikel zurück konstatiert aber, daß kein Zweifel besteht, daß der Zeitpunkt, zu wrlchem di« Neuordnung der rinschlagend» Fragen Geltung er. langen kau», weiter HInauSgrrückt ist, al» vor Jahre?srist arge, mmemen werden durste. Meißen. 4. Januar. Die Lage io der Osenbranch, ist immtl noch m-klar. Zwar ist am Sonnabend der Streik in Fürstenwalde wir schon vorher in Velde» endgültig b,igelrgt word», und dir anderen Berbandsfabrik», auch dir in Mrißen, find bereit, die Ausgesperrten nach Bedarf wieder rinzustellrn und in erster Linie die verheirateten zu berücksichtigen. Di« Organisation der Töpfer fordert ater, wie die sozialdemokratisch« Presse mittrilt, Einstellung aller Au»g«sprrrt». Ob dazu dir 'Fabrikanten in der Lage sein «erd», da sie doch während der «ngsperrung Hilfskräfte «instellt», teilwrlse sich auch Maschinen »akegt», ist die Frag«. N»r Konflikte find daher nicht avsge- schloff», vorläufig ist der vetrirb »och nicht wieder aufgr. ncnnmrn. Meißen. Beim verlad» von Vieh aus hiesigem Güter- tahnhofe am Sonnabend nachmittag kurz nach 1 Uhr riß sich «ine dem Fleischer Herrn Veger gehörig« Kuh lo» und ging durch. Dieselbe nahm ihr» Weg durch die Gleise nach drm ^Personenbahnhöfe zu und lief big au dir Drehscheibe. Unter, weg» stirß fi« «inen Eis«nbohnb«amt» nieder, während fi« «in» zweit» Eis»bahnb«di»st«teu auf dir Hörn» »ahm und in die Höhe warf. De« erster» find nur die Kleide« zerriss» wo«, d». sonst ist n mit d«m Schreck und einig» blau«» Flrck» davongekomm», während d«r zweit« nicht unbedeutend am Kopfe verletzt wurde. Nossen. Ein« bei einem Gutlbefitzer in Eula seit Khegerer Zett bedienstet« Magd zog sich beim Dämpf» von Kar>effr.u dmch O ff"» d«s Dämpfer» furchtbar« Verbrühung» 'M ganz» G. sich'. zu. von «tue« Transport »ach de« Krank». House mußt« Avstund gevonm» werd«. DtppotdtSwald«. Ein hiefiger Bürger erhielt am «rftev Wechaacht« «iertag« «In Postpaket von «ine« Zigarre» orrsundth-u» franko zug«schlcki «tt der Aufschrift: «Wei^mcht». gejchenk', w'lcher vermerk sich sowohl aus de« Pakete al» auch «ns d,m Abschnitt« der Pakitodriffr befand. Durch die der- tührerIsche Aufschrift neugierig gmiacht, nahm Adreffat da» Kollo au. vei« Ocffa» lachteu de« Glücklich» auch vlelver sprechend garz appetitlich zwei Klstchm Zigarre» evtgrgeo. Loder folgt« di« Enttäuschung auf dem Fuße nach in Form «tun mit S Mk. belafterrd» Rechr uug, velchr frech au» der Holzwolle heroorlugte. Da» «Weihnacht». Geschmk- aber bestand in einige» beigelegt» Pfefferkuchen, den», um da» Porto zu p-rr», so uebrvhrr für S Mark Zigorr» brigrlrgt wäre». Beide» ab» führt »nu in der Ecke einer Kamm» de» E« psäugrr» rin beschauliche» Doseiu. einer noch unklar» Zukunft «ntg,»»sehend. Callenberg bei Wald»burg, 4. Januar, verhaftet wurde aus Antrag der König!. Staatsanwaltschaft Zwickau de» hier flüchtig gewordme, aber freiwillig zurückgekrhrte varbie» »raicheu, der al» Kassierer eine» hiefigrn Sparvrreiu» 1500 Mk. unterschlagen hat. Zwickau. 4. Januar. Ein« 57 Jahre alt« Frau glitt aus ihrer Treppe au», erlitt Gehirnerschütterung onv innere Blutung und dadurch d» Tod. Schönheide, 2. Januar. Ja der Sylvesternacht schoß in Schvnheldrrhammrr ein junger Mensch mit «inrm scharsge- ladrn» Revolver nach der Straße. Al» der Schuß kracht«, kam» eb«u dr«i junge Mädchen die Straße daher, ein» davon wurde au der linken Kopsseitr getrost». Zum Glück ist di« Verletzung leicht. Rötha, 4 Januar. Im nahen Espenhain «reigurtr sich heule morgen rin folgevschwrrer Unglückssoll. Die aus dem Rittergut! in Stellung befindliche, 22 Jahre alt« Mamsell Emma Alma Nrbe au» Rohrbach hatte tu der 5. Stunde in der Küche Feuer augemocht und sich in der Nähr de» Koch. Herde» uirdergrsetzt, woselbst sie wilder «ingeschlas» war. ES müssen nun brennend: Kohlrn au» der FruerungSöffoung heraus, gefallen sein, denn plötzlich standen die Kleider di» jungen Mädchen» in Hellen Flammen, wobei dasselbe schwere Brand, wunden am Oberkörper und den beiden Armen davontrug. EI» sogleich hrrbrigrrusenrr Arzt ordnet« di« sofortig« Neber- lührung de» Mädchen» in da» Leipziger Krankenhaus zu Et. Jakob an. Hohenstein-Ernstthal, 2. Januar. Beim Ran gieren rin,« Güt«rzuge» ist gestern nachmittag gegen 4 Uhr aus dem hi.figen Bahnhof« der Schaffrur Hoffmann auS Hllbrrs, dors abgestürzt und unter di« Wag,n gefallen, wobei ihm da link« Bei» oberhalb de» Fuße» abgefahren wurde. Der Berum glückt« wurde in da» StadtkrankenhauS in Chemnitz überführt. RamSdors, 4. Januar. In der Brikettsabrik der Ram», dorsrr Brauvkohlevwerke fand hrut« morgen b,i Inbetriebsetzung eine Kohlenstaub,xplofion statt. Wie man von unterrichteter Srite erführt, dürste dir Betriebsstörung der Brikettsabrik morgen schon behoben sei». Zschopau, 3. Januar. Da die Regierung an unserem Bahnhöfe mehrere Bauten vornehmen lasten wird, hat der Rat «wogen, ob eS nicht angängig sei, die Regierung zu bewegen, «inen Bahnhof aus den Alten Siechen, einem Vos der Stadt zum Bau von Wohn« und Fabrikgebäuden erworbunen größeren Geliind«, «stehen zu lasten. Deshalb hat der Rat bstchloffen, da» Gutachten eine» Sachverständ'gen über die Möglichkeit de: Ausführung einzuholen. DaS Stad1vrro>dne1enkoll«giurn q» nrhmigtr die hierzu erforderlich»« Mittel und beschloß plckch zeitig, den Rat zu ersuchrn daS Gutachten deS Sacha,rständ'pen auch daraus auSdehven za laste», ob dir Lrgung eines zwei,n Geleisr» vom Bahnho e bi» zum Schlrchttzost ausführbar sei, um diese» zwe't- Gleis als Abiwßcchi« benutzen zu könn»n. Niederneukirch. "Ter 'Typhus 'hat'hier"leinen Einzug gehalten. Tas erste Opfer der Seuche, der kaum dreißig Jahre alte Waldarbeiter Höntzschel, wurde am zweiten Feiertage zur letzten Ruhe gebettet. Ueber 20 Personen liegen zur Zeit an der Krankheit darnieder und in vielen Familien wurde die Freude des EhristfesteS in Kummer und Sorge verwandelt. Auch diesmal wird der Grund her Krankheit im Triukwasser von Sachver ständigen gesucht uud wurde ans Verordnung der Bc- hörde bereits ein Brunnen resp. Pumpe geschlossen. Crimmitschau, 3. Januar. Wie das amtliche „Journal" mitteilt, wird sich im Auftrag des Ministeri ums des Innern der Geh. Rat Tr. Roscher doch noch nach Crimmitschau begeben, um zu vermitteln, denn anders kann der in dem Regierungs-Organ angegebene Zweck der Reise, „um Vertreter der feiernden Arbeiter wie der Arbeitgeber über den derzeitigen Stand ihrer Ansprüche zu hören", kaum gedeutet werden. Großes Vertrauen bringt man hier diesem Eingreifen der Regierung nicht entgegen, da an dem Charakter dos Kampfes als Macht probe eben niemand mehr zweifelt. — Zu den zahlreichen Stimmen, welche den Ausständigen zur Nachgiebigkeit raten, gesellt sich auch der Vorsitzende der Leipziger Han delskammer, der in seiner Mujahrsansprache die For derungen der Crimmitschauer Weber als unerfüllbar be zeichnete, weil sie der Industrie die Lebensadern unter binden und die Arbeiter somit ihre eigene Existenz unter grüben. — Tie Stimmung unter den Streikenden zeigt sich entsprechend der Zunahme der Arbeitswilligen erreg ter denn sonst, und es haben auch wieder größere An sammlungen am Bahnhof stattgefunden, wobei die An kommenden, denen ganze Scharen Streikender nachliefen, durch beleidigende Zurufe belästigt wurden. Ausständige suchten sich sogar an die Wagen zu hängen, in welchen die Arbeitswilligen nach den Fabriken gebracht wurden. Plauen i. V. Einen „Reinfall", der eines derb komischen Beigeschmacks nicht entbehrt, erlebte in der Sil vesternacht ein Spitzbube, welcher der Wirtschaft ,,Aü^ gustruh" in Plauen i. v. einen ungebetenen Besuch ab gestattet hatte, vom Hofe aus durch das Küchenfenster etngedrungen war und am Büfett auch eine kleine Geld summe erbeutet hatte. Als er nach weiteren Schätzen Um schau hielt, fand er am Boden u. a. auch ein Kästchen, au» dem ihm beim Oeffnen eine schwarze — Schlange dräuend entgegensprang. Ter Dieb erschrak beim un vermuteten Anblick des „Reptils" dermaßen, daß er auf alles weitere Suchen verzichtete und Hals über Kopf ant- floh. Ein — Vexterkästchen hatte ihn in die Flucht ge schlagen. Tie „schwarze Schlange" fand man am andern Morgen in der Spülwanne. Plauen «. V., 4. Juvuar. Am g«ßilgen Svttng hat sich kn der hlefiien PcuGsllrche ein Ep,pnn ti chstch ircuen last«», da» vor 25 Jahren di< Ehr ruc stand^onnüct! gr'ch lsstn hatte. Da» Pmc leierte also am Taz« feines si b rmn Etr» jubiäuw» tir elx.rrtltche Hochzeit. vermischte». TerNamcdesJroquoistheaters. Ein Leser teilt aus seinen Reise-Erfahrungen mit: Woher hat daS zu so trauriger Berühmtheit gekommene Jroquoisthcater seinen Namen? An den Ufern des Erie- und Ontoriosees wohnte der Jndianerstamm der Jroquois (spr. Eiroquois), eines kriegerischen, jeder Kultur abgeneigten Volkes. Heute ist dieser Stamm nahezu ausgcstorben; die letzten Reste, wenige tausend Köpfe, leben in Reservationen auf Kosten der Vereinigten Staaten-Regierung. Tiefe Reservationen sollen sie nicht verlassen, dennoch sicht man, namentlich in der Reisesaison, in Niagarafalls Frauen und Kinder aus der nur wenige Kilometer entfernten Reservation, die Handarbeiten an Fremde verkaufen. In Firmen jener Gegend begegnet man dem Namen Jroquois häufig, so heißt das erste Hotel Buffalos Jroqnoishotel. Bis nach Chicago erstreckten sich meines Wissens die Jroquois uie, dagegen grenzten sie im Süden an die Mohikaner. Feuergefährlichkeit des Celluloids. Tas im Jahre 1860 von Hatt in Newark zuerst dargestellte Celluloid, aus einem Gemenge von Nitrocellulose (Schießbaumwolle, uud Kampfer bestehend, wird gegen wärtig, nachdem es mehrfache Vervollkommnungen er fahren hat, zur Herstellung zahlreicher Gcbrauchsgegen- stäude verwertet, für die man früher Horn, Gummi, Elfenbein usw. zu verwenden Pflegte. Wie feuergefähr lich das Celluloid ist, geht aus fofgendeu Vorfällen hervor: In Nieder-Schönhausen hatte, die 15 jährige Toch ter des Eisenbahnbeamten R. an einem Weihnachtsfeier tage beim Besuch der Kirche in unmittelbarer Nähe des Gasofens Platz genommen. Ter Celluloidkamm, den sie im Haar trug, fing plötzlich Feuer und brannte lichter loh. Ter Geistliche bemerkte als erster den Unfall, unter brach seine Predigt und stieg eilends von der Kanzel. Tie Umstehenden hatten das Feuer inzwischen rasch er stickt, konnten jedoch nicht verhindern, daß das Mäd chen einen Teil seines Haares einbüßte und erhebliche Brandwunden am Hinterkvpf und am Nacken erlitt. — Ein ganz ähnlicher Unfall ereignete sich kürzlich in Jnowrazlaw. Tort setzte sich die betagte Rentiere R., um sich zu erwärmen, nahe an den stark geheizten Ofen. Plötzlich fing ihr aus Celluloid bestehender Haarkainin Feuer, so daß Frau R. nicht nur einen großen Teil ihres .Haares einbüßte, sondern auch Brandwunden am Hin terkopfe davontrug. — Tie Hamburger Behörde e'läßi nunmehr im Amtsblatt folgende Bekanntmachung: Cellu loid wird in ausgedehntem Maße zur Herstellung von Gebranchsgegenstündeu verwandt. Cs besteht aus Schieß banmwolle oder Kollodiumwolle, deren CxplosivnSn.stg- nng durch Zusatz von Kampfer gemildert wird. Es ist so leicht entflammbar, daß unter Umständen schon die ans- strahtende Wärme eines Ofens oder eine Lampe oder starke Reibung genügt, um cs zur Entzündung und zur Ent wecklnng giftiger Gase zu bringen. Angesichts dieser Ge fährlichkeit des Celluloids ist daher größte Vorsicht ge boten; die Gewerbetreibenden werden insbesondere un ter bezug auf 88 306, 300, 307 Nr. 6 des Strafgesetzbuches auf folgende Vorsichtsmaßregeln hingewiesen: 1) Größere Massen von Cellnloidwaren sind in fcner sichere» Räumen zu lagern, über denen und in deren Nähe sich keine Wohnungen befinden. 2) In Verkaufs laden sind Celluloidwarcn nur in kleineren Quantitäten und abgesondert von anderen leicht brennbaren Gegen ständen und nicht in der Nähe von Ocfen, elektrischen Glühlichtlampen, Gaslampcn und dergl. zu lagern. In Schaufenstern mit Jnnenbcleuchtung sind diese Waren nicht auSznstellen. 3> Zu Kinderspielzeug sollten Celluloid waren überhaupt nicht verwandt werden. Ein T i eu st st u u d e n-F au a t i kcr. Von einem. Augenzeugen wird der „Brest. M.-Ztg." aus Rothen burg a. O. berichtet: „Am 30. Tezember gegen 7"/, Uhr früh explodierte mit starkem Knall der Ofen des Warte raumes zweiter Klasse in Rothenburg a. O. und die bei den Seitenwände des aufgesetzten Teiles der Krönung fielen herab. Aus der Oeffnung strömte der Rauch in das Lokal und zwang die anwesenden Reisenden zum Verlassen des Raumes. Ter Bahnhofswirt ließ die noch brennenden Kohlen sofort hcrausnchmen und schickte gleichzeitig zu dem Herrn Bahnmeister mit der Bitte, dieser möchte sich zur Feststellung des Tatbestandes bezw. Abhilfe in den Warteraum bemühen. Ta der offizielle Tienst noch nicht begonnen hatte, begab sich der Kellner in die Privatwohnung des Herrn Bahnmeisters und er hielt dort folgenden Bescheid: „Ich verbiete Ihnen, mich in meiner Wohnung zu belästigen, warten Sie gefälligst, bis die Tienststunden begonnen haben." Die Wohnung des Bahnmeisters ist nur einige Minuten vom Bahnhof entfernt, und ich stelle nun die bescheidene Frage, ob eine derartige Bureaukratie in außergewöhnlichen Fällen —
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