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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030710010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903071001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903071001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-07
- Tag1903-07-10
- Monat1903-07
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hübschen Ortschaften lagen da, als ob ein paar Schachteln Spielsachen eben ausgepackt worden wären. Bon der Esterbcrgalpe, ungefähr der Hälfte des Weges, schlängelte sich der schmale Saumpfad zunächst durch Wald, späterhin über Geröll zur Hötx. Das Gebirgspanorama entfaltete sich immer großartiger. Die grauen Wände ragten mit ihren steilen Gipfeln wieder in einen wolken losen Abendhimmel, während sich in die Schluchten und tiefen Runfen bereits dunkle Schatten legten und von den Almwiescn melodisches Herdcngelünt herüberklang. Mit feurigem Scheine war die Sonne hinter den Bergen ver sunken, als wir die eine halbe Stunde unterhalb des Gipfels gelegene Krottenkopfhütte erreichten. Der Hüttenwart, oder, wie er sich lieber nennen hörte, der „Hausvater", sorgte rasch für einen Trunk guten Bieres, den er aus dem Felsenkeller „frisch vom Faß" holte, und für vorzügliche Speise, welche er als gelernter ehemaliger Koch selbst zubereitete. Die vierschrötige Gestalt in der Werdenselser Tracht, den grünen Filzhut mit der gebogenen Spielhahnfeder auf dem linken Ohr, über das feiste Gesicht ein behagliches, joviales Lächeln gebreitet, bot wirklich einen höchst origi nellen Anblick dar und man fühlte sich von der aufmerk samen Geschäftigkeit dieses freundlichen, biederen Bayern sofort angeheimelt. Ans der Richtung des Weges, welchen wir eben zurück gelegt hatten, erschollen laute Juchzer. „Der Jagcr-Girg'l!" rief er freudig. „Da schauts her, jetzt wird's lustig da heroben!" Die hohe Gestalt eines sehnigen Burschen erschien bald darauf vor der Hütte, von dem Hausvater und seinen Ge- hlilfen und Sennen jubelnd begrüßt, und nachdem der Alte aus seinem Felscnkeller einige volle „Maßkrüg'lc" ge holt und vor die Burschen hingesctzt hatte, erscholl lustiges Zitherspiel zu den übermütigen Schnadahüpfeln, an denen sich der Hausvater in erster Linie beteiligte. Die kühle Abendluft scheuchte uns bald in den Hütten raum, welcher gleichzeitig Küche und Gaststube war. Der matte Schein einer qualmenden Petroleumlampe fiel ans ein großes BiSmarckbildnis, welches an der kahlen Bretterwand hing, und unweit davon erblickten wir noch eine zweite größere Photographie und mehrere kleinere Bilder des Alt-Reichskanzlers. Der Mann, der dort am Herd so geschäftig hantierte, war zweifellos ein eifriger Bismarckverehrer und hatte offenbar noch keine Ahnung von dessen erfolgtem Hinscheidcn. Wir hielten es daher für unsere PflicÄ, ihm die Trauerbotschaft mttzuteilcn. Die Wirkung dieser Nachricht war ganz unerwartet. Mit jähem Ruck fuhr er herum, den rauchenden Kochlöffel noch in der erhobenen Hand, und starrte uns aus weit aufgerissenen Augen sprachlos an. Plötzlich sprang er zur Tür: „Buab'n, seid's stad! hört's auf mit dem talket'» G'sang'l! da schaut's her! Der is tot, der is »et mehr!" Die Burschen verstanden ihn nicht. „Da kommt's her! Da schaut's! Wisst's denn, was dös hvaßt: der is nct mehr?" Er zog die Burschen herein, und vor dem Bilde des verewigten Kanzlers hielt er eine begeisterte Rede, worin er ihnen dessen hohe Verdienste um das Deutsche Reich zu erklären versuchte. Die Hirten, ein paar stumpfsinnige Bauerntoffel, verstanden ja feine kraft volle Rede nicht — der einzige, der vielleicht dafür einiges Verständnis hatte, war der Jager-Girg'l —, aber um so tieferen Eindruck machte das Verhalten dieses Bismarck verehrers auf der Alm auf die anwesenden Touristen. Nachdem er gesprochen hatte, setzte er sich, un bekümmert, ob auf dem Herde der „Schmarrn" verkohlte, an den Tisch und verwandte von den gegenüber an der Wand hängenden Bildern keinen Blick; seine Gäste schienen für ihn nicht mehr zu existieren. Am nächsten Morgen weckte er jedoch pünktlich zum Sounenaukgang. Es war noch stockfinstere Nacht. Wir stolperten im Dunkeln über die Kühe, welche auf der Wiese gemächlich im Schlummer lagen, sich aber durch die Karambolage weiter nicht stören ließen; nur ab und zu ertönte ein ver drießliches „Muhl" Vorsichtig suchten wir im Geröll den schmalen Pfad, verloren ihn auch öfter, bald aber brach die Dämmerung an und ein fahles Licht erhellte die Umgebung. Im Osten brannten bereits die Morgenflammen, als wir bas windumbrauste Gipfelplateau erreichten. Die fernen Stubaier und Oetztaler Gletscher schimmerten in einem blassen Rosa, während die noch vom Mond be schienenen Kalkmassen des nahen Karwändel und des Wettersteins ein magisches blaues Licht umflutete. Das langgestreckte Isartal lag in tiefem Dunkel zu unseren Füßen, und die weißen Ncbelmasscn, welche dasselbe be deckten, wogten gespenstisch auf und ab und machten den Eindruck eines gewaltigen, vom Sturm aufgewühlten Stroms. Im Staffelsoe spiegelte sich der Widerschein des brennenden Himmels. Der eisige Windhauch wurde so empfindlich scharf, baß die meisten der Versuchung nicht widerstehen konnten, Schutz in der kleinen hölzernen Gipfelhüttc zu suchen. Lange hielt eS aber niemand in dem Bretterkäfig aus; das selten schöne Naturschanspiel lockte wieder ins Freie. Das Mondlicht an den grauen Felswänden verblaßte allmählich, mehr nut» mehr verdrängt von dem rötl w goldenen Farbentou, welcher um die Gipfel zu l^n gann, während die Einschnitte und Täler , Purpurviolett kleideten; das Gletsckermcer deS Zentral, kammcs gleißte bereits im Sonnengolö. Langsam stieg hinter der Venediktenwand der riesige Glutball mit seiner Lichtfülle empor. Einen kurzen Moment durfte das Auge in das Feuermeer tauchen und die sich dunkel ab zeichnende Silhouette der Münchener Frauentürme wayrnehmen, dann schloß es sich, geblendet von so viel Licht, so viel Glanz, so viel Schönheit. Von dem Wetter- steinstock, den man von hier oben in seinem ganzen gigan tischen Aufbau bis zu der steil in den Ehrwalder Tal grund abfallenden Zugspitze, diesem höchsten Gipfel des Deutschen Reiches, überschauen kann, schweifte der Blick über die zahllosen bewaldeten und kahlen Hühenzüge hin über zu dem weißen Gipfelmeer der Hohen Tauern, zu den stolzen Schncepyramiden des Großglockners und des Großvenedigers. Das wogende Nebelmeer im Jsartalc ballte und zerteilte sich ruhelos; stellenweise schimmerte das blaugrünc Wasser der Isar hindurch. Auf den Almtriften wurde es jetzt lebendig; Hirten und Herden begannen ihr Tagewerk. Die Kühe am Krottenkopf richteten sich langsam aus ihrer liegenden Stellung auf und läuteten mit ihren harmonisch abge- stimmtcn Glocken den taufrischen Morgen ein. Wir waren die letzten, welche an den Abstieg dachten. Bor der Hütte sonnten sich bereits die Gäste in Gesell schaft des Hausvaters, welcher aus der großen, braunen Kaffeekanne den heißen^ duftenden Trank in die Tassen goß. Aber schweigsam war der redselige Alte, und sein Blick glitt verstohlen durch das offene Fenster in den Hüttenraum und suchte darin das BiSmarckbild. Vor sich hatte er ein Bündel frisch gepflückter Alpenrosen, und seine Finger spielten nervös mit den feuerfarbenen Blüten. Nachdem die Anwesenden den vorzüglichen Kaffee gc- trunken hatten und Anstalten zum Aufbruch machten, wandte er sich nach mehrmaligem verlegenen Räuspern und Schlucken zu mir: hält' halt a große Bitt an die Gnädige. Wärcn's so gnat und wachsten mir von dö paar Bleamcln a kloanS Kranz'l, damit i daS Bild da brinn a biss'l aufputz'n könnt'?" . Selbstverständlich willfahrte Ich sofort und gern diesem Wunsche. Und eS bedurfte keiner besonderen Auf forderung, auch die jungen Herren machten sich gleich auf und brachten von den benachbarten Almhängen so viele Blumen herbei, daß das Bild deS toten Kanzler- mit einem vollen Kranze geschmückt werden konnte. Der Alte war wirklich rührend, als er verklärten Blickes das bekränzte Bild betrachtete, während feine schwieligen Kinger meine Hand dankbar drückten. „So oft, als wia a Dame da herauf kommt, wer 1 's bitt'n, daß s' mir a frisches Kranz'l bind t für den da", sagte er treuherzig. „Der soll sei Kranz'l hab'», so lang als wia 'S Bleamerl gibt da herob'nl". iLtll»«. v.w.Op.07 v. w-OxLS »0. »0. »0. »o. t.v.ILW tonvn. ». u. 102,-L er.vM— »ILvn. L L L L S. L S. L a. a. L 8. L L «. S. >. >. 1 1 I» » I. X «. r tüok -U. l20«)L iQtrrtÄ -w Bezrrqs-Preis in der Havptexpkditton oder deren Ausgabe stellen obgebolt: vierteljährlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins HcmS 3.75. Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für di« übrigen Länder laut Zeitung-Preisliste. Ne-aktion und Lrpedition: Johannisgasse 8. Fernsprecher 153 und 22S. Filialerpedittone« r Alfred Hahn, Buchhandlg., UntversitätSstr.3, L. Lisch«, Katharinenstr. 14, u. KänigSpl. 7. Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 84. Fernsprecher Amt I Nr. 1713. Haupt-Filiale Serlin: Earl Duncker, Herzgl. Bayr. Hvsbuchhandlg, Lützowstraße 10. Fernsprecher Amt VI Nr. 4603. Morgen-Aitdgabe. Anzeiger. Ämlsvlalt des KSmgtichen Land- «nd des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates «nd des Votizeiamtes der Stadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile L5 Reklamen unter dem Redaktionsstrich (4gespalten) 75 H, vor den Familtenuach« richten («gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Osfertenaunahme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt), an? mit ser Morgen-Ausgabe, ohne Postbesärderun, 60.—, mit Postdesörderung 70.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgeu-AuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expeditton ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 btS abends 7 Ilbr. Druck und Verlag von E. Pol- tu Leipzig. Freitag den 10. Juli 1903. 87. Jahrgang. DieAebertragbarkeit von Sparkasseneinlagen Bon Bürgermeister a. D. Mühle. Nachdruck verboten. In verschiedenen Sparkassenordnungen von Ge- meinbesparkasien ist eine Bestimmung des Inhalts aus genommen, daß auf Ansuchen die Sparkasse Sparkassen bücher anderer deutscher öffentlicher Sparkafsew gegen Ausstellung einer Bescheingiung in Empfang nimmt, diese Sparkassenbücher an diejenige Sparkassenverwal tung, welche sie ausgestellt hat, zur Rückzahlung des aus den Büchern sich ergebenden Guthabens samt Zinsen ein sendet und den dagegen erhaltenen Betrag in die eigene Sparkasse einlegt, für alle diese Mühewaltungen aber nur die ihr erwachsenen baren Auslagen sicherstatten läßt. Bei dem großen, durch die Arbeits- und die Verkehrs verhältnisse der Jetztzeit bedingten Wechsel des Aufent haltsortes des Sparkassenpublikums ist eine solche Ein richtung, die den Zweck hat, Sparkassenguthaben auf die einfachste, sicherste und billigste Art von einer Sparkasse auf die andere zu überweisen, von großem Werte. Leider wird diese Einrichtung noch sehr wenig benutzt, einesteils weil darauf zielende Bestimmungen noch in vielen Spar kassenordnungen fehlen werden, andernteils weil die Ziele dieser Einrichtung von vielen Sparkassen noch nicht richtig erkannt sind und die Einrichtung vielfach ver schieden gehandhabt wird, wodurch der Uebcrtragungs- verkehr unsicher und schwankend und dadurch geschädigt wird. Der Uebertragungövcrkchr wird sich nur dann einheitlich regeln lassen, wenm beide Sparkassen, die jenige, welche die Uebertragnng eines fremden Spar kassenguthabens ans Antrag vermittelt, und diese fremde Sparkasse selbst, in Bezug auf den Uebertragnngsverkehr in ihren Statuten möglichst gleiche Bestimmungen treffen. Und da dieser Uebertragnngsverkehr nur dann seinen Zweck ganz erfüllen kann, wenn er auf einen möglichst großen Kreis von Sparkassen sich erstreckt, als welcher ein die gesamten Sparkassen Deutschlands zu- sammcnfassender nicht zu groß erscheint, so dürfte es wohl angczeigt sein, daß den Sparkassen von den Regierungen des Landes, in dem sie ihren Sitz haben und von denen sie beaufsichtigt werden, entsprechende einheitliche Grund sätze über den Uebertragnngsverkehr und die Ein führung desselben vorgeschriebcn würden, wobei aller dings vorauSzusetzen märe, daß die einzelnen Landes regierungen sich wegen dieser Grundsätze vorerst in gegenseitige Vernehmung setzten und über dieselben einigten. Eine Regelung dieser Angelegenheit von Reichs wegen dürste, weil nach der Reichsverfassung die Zuständigkeit des Reiches hierzu nicht gegeben ist, aus geschlossen sein. Durch eine solche einheitliche Regelung des Ucbertragungsverkehres würde vermieden werden, daß z. B., wie cs vielfach vorgekommen ist, die Ueber- tragung eines fremden Sparkassenguthabcns auf die eigene Sparkasse oder eines eigenen Sparkassenguthabens auf eine fremde Sparkasse einfach abgelchnt wird, oder daß der Ueberweisungsantrag als Kündigung behandelt und die Auszahlung und Ueberwcisung des Guthabens erst nach Ablauf der regulativmäßigen Kündigungsfrist bewirkt wird, oder daß für die sofortige Uebertragung eines Sparkassenguthabens die Zwischenzinsen bis zu dem Tage, an dem der Betrag bei rcgulativmüßiger Kün digung fällig gewesen wäre, abgezogen werden. Der Uebertragnngsverkehr soll in erster Linie dem sparenden Publikum zu gute kommen und den Uebergang eines ersparten Guthabens von einer Sparkasse zur anderen so vermitteln, daß in den übrigen Verhältnissen, insbesondere in dem Zinsenlaufe, möglichst wenig Störungen eintrete». Die Sparkassen sollen selbstver ständlich dabei keinen direkten Schaden erleiden, aber auf einige Vorteile verzichten, die ihnen im regelmäßigen Geschäftsverkehr«: mit ihrem Sparkaffenpublikum statutengemäß sonst zustchen. Von diesem Grundsätze ausgehend, glaube ich etwa folgende allgemeine Bestimmungen für den Ueber- tragungsverkehr der Sparkassen aufstellen und zur Auf nahme in die einzelnen Sparkaffenvrdnungen empfehlen zu dürfen: 1) Das Konto des Sparkassenbuches, das über tragen werden soll, wird mit der letzten eingetragenen Einlagensumme und den bis zum Tage der Uebertragnng sich ergebenden Zinsen an die übernehmende Sparkasse überwiesen dergestalt, daß die Kapitaleinlage und die Zinsen gesondert angegeben werden. 2) Da das Guthaben an den Antragsteller nicht aus gezahlt, sondern bei der Sparkaffe des neuen Wohnortes fortgeführtwcrden soll, so ist ein neues Sparkaffenbuch als die unmittelbare Fortsetzung des früheren auszufertigen. Eine einfache Fortführung des früheren Sparkassenbuches bei der Sparkasse des neuen Wohnortes dürfte sich wegen der möglichen und der wahrscheinlichen Verschiedenheit der Einrichtungen der beiden in Frage kommenden S-parkassen nicht empfehlen. 3) In das neue Sparkassenbuch ist nur derKapital be t r a q der überwiesenenEinlage einzutragen, nicht das ganze Konto des früheren Sparkassenbuches, welches des halb der Sparkasse des neuen Wohnortes auch nicht mitzu teilen ist. Die übersandten Zinsen auf den abgclaufcnen Teil des Geschäftsjahres sind, da sie mitten im Laufe des letzteren zum Kapitale nicht geschlagen werden können, ge sondert zu vermerken und erst nach Ablauf des Geschäfts jahres der Sparkasse des neuen Wohnortes den neu hinzu gekommenen Zinsen bei der letzteren hinzuzurechnen und zu buchen. 4) Gesperrte Sparkassenbücher der überweisenden Sparkaffe sind auch bei der Sparkasse, an welche ihr Betrag überwiesen wird, mit demselben Wortlaute des Tperrungsvermerkes als gesperrte" Sparkassenbücher zu bezeichnen und nach den Bestimmungen der Sparkassen ordnung der letzteren Sparkasse zu behandeln. 5) S p a r m a r k c n und Sparkarten andrer Spar kassen gelten n t cht bei der eine fremde Einlage über nehmenden Sparkasse. Es können aber von dem die Ueberwcisung beantragenden Buchin haber voll beklebte Sparmarkenkarten zugleich mit dem Sparkasieubuche der fremden Spar kasse überreicht werden, damit ihr Betrag von der letzteren erst noch dem abzuhebenden Konto zugeschricben werden kann, ehe dasselbe überwiesen wird. 6) Für das Uebcrtragung sgeschäft selbst gelten die Vorschriften der Tparkassenordnung über Kündigung nnd Rückzahlung von Einlagen, insbesondere die dabei zu beobachtenden Fristen und Höchstbeträge und die Zahlung von Zwischenzinsen bei Rückzahlung vor Ablauf der Kün digungsfristen, nicht, weil sonst der bcabsichtigteEharakter des Ucbertragungsverkehres illusorisch werden würde; die Wirksamkeit dieser Vorschriften tritt erst ein, wenn die Uebertragung beendet und dem Antragsteller das neue Sparkassenbuch eingehändigt worden ist. 7) Nur die tatsächlich durch die Uebertragnng er wachsenen baren Auslagen an Porto, Botenlöhnen, Telegrammen und Ferngesprächen sind der vermittelnden Sparkasse von dem Antragsteller zu erstatten; Provisionen, Schrcibgcbühren und ähnliche Vergütungen für Mühe- waciungen zu erheben, ist ausgeschlossen, ebenso eine Ver gütung für das neue Sparkassenbuch, da dasselbe nur als Fortsetzung des früheren zu gelten hat. 8) Mit der vollendeten Ucbcrweisung eines Sparkassen guthabens und dessen Eintragung in die Bücher der Spar kasse des neuen Wohnortes unterliegt dieses Guthaben nunmehr lediglich allen Bestimmungen der Sparkassen ordnung der letzteren Sparkasse, was insbesondere von der Höhe der Einlagen und des Guthabens, dem Zins füße, dcr Zinsencrhebung und der Zinscnzuschreibung, den Kündigungen nnd Rückzahlungen, der Verjährung von Spareinlagen und dem Rechnungsjahre gilt. Etwaige Rechte, welche der Vuchinhabcr durch seine Einlagen bei der früheren Sparkasse auf Grund ihrer Statuten erlangt hat, erlöschen durch die Ueberwcisung ohne weiteres und können deshalb gegen die Sparkasse, an welche das Gut haben bei der früheren Sparkasse überwiesen worden ist, nicht geltend gemacht werden. Wenn in einigen Tparkasienordnungen in den Nahmen des Uebertragungsverkehrs die Bestimmung ausgenommen worden ist, daß der überwiesene Betrag dem Antragsteller auf Wunsch auch bar auszuzahlen sei, demselben also nicht ein neues Sparkassenbuch mit dem überwiesenen Betrage ausgestellt werde, so liegt hierin ein Widerspruch mit dem Begriffe des Uebertragungsverkehrs. Es wird hierbei gar nichts „Übertragen", sondern es würde darin nur eine ein fache Rückzahlung nach erfolgter Kündigung zu erblicken sein, bei der die vermittelnde Sparkasse als solche eine ihrem Zwecke - Annahme von Spareinlagen — ent sprechende Tätigkeit gar nicht zu entfalten hätte, wobei sie vielmehr nur den unbeteiligten Vermittler spielen würde. Eine solche Kündigung, für welche dann aber auch die Bestimmungen der Sparkassenordnung der überweisenden Sparkasse über Kündigungen und Rückzahlungen, Zwischenzinsen nsw. volle Geltung behalten müssen, kann jeder Buchinhabcr durch einen eingeschriebenen Brief selbst besorgen und bedarf dazu keiner Sparkasse. In dem Worte „übertragen" liegt schon der Begriff des Fort- bestehens der Sparkasseneinlage, für das allein die oben angeführten, den Sparenden und das Sparen selbst begünstigenden Vorteile gerechtfertigt sind. Leo Xlll. * Rom, 9. Juli. (Telegramm.) „Giornale d'Jtalia" meint, alles weise daraufhin, daß eine Nierenentzü ndung beim Papste ausgeschlossen ist. Mazzoni erklärte es für unmöglich, mit Sicherheit etwas vorauszusehen. Wenn der Papst gesund würde, würde er durch die Krankheit doch geschwächt bleiben, die auch bei jungen Leuten Spuren zurückiäßt. Das Blatt fügt hinzu, die Besserung dauere au; der Zustand sei aber immer noch ernst.'— „Tribuna" schreibt: Um 5 Uhr morgens wurden die Fenster im Zimmer des Papstes'geöffnet, um frische Luft einzulassen. Personen, die den Vatikan verließen, gaben beruhigende Nachrichten, jedoch warnte Mazzoni vor zu hohen Erwartungen. Der Papst ringe verzweifelt mit dem Tode. — Kardinal Movenni ist der „Tribuna" zufolge bedenklich erkrankt. * Straßburg i. E., 9. Juli. (Telegramm.) Wie „Der Elsässer" meldet, erhielt der Weihbischof Zorn von Bulach heute früh folgendes Telegramm aus Rom: „Der Heilige Vater genehmigt den Ausdruck Ihrer Teilnahme und setzt seine Hoffnung auf Ihr Gebet. Der Zustand des Heiligen Vaters ist leider nur zu ernst. Kardinal Rampolla." * Nom, 9. Juli. (Telegramm.) Die „Capitale" meldet: Nach einem Meinungsaustausche gelangten die französische und die italienische Regierung zu der Ueberzeugnng, daß es durchaus an gemessen sei, im Falle der Papst sterbeu sollte, die Reise des Feuilleton Auf dem Lroltenkopf. Bon Louise Gerhardt. Nachdruck verboien. Ein schweres Unwetter mit Blitz und Donner und Hagelschlag entlud sich am späten Abend des 80. Juli 1898, während sich der voll besetzte Schnellzug der bayerischen Hauptstadt näherte. Ans den Gesichtern der Reisenden konnte man außer der Mißstimmung über das heillose Wetter bange Sorge lesen: die letzten Nachrichten aus Friedrichsruh waren trostlos, und angstvoll sah man der nächsten Depesche entgegen. Niemand ahnte, daß gerade in dieser Stunde das Herz des großen Kanzlers die letzten Schläge tat. Erst am nächsten Morgen erfuhren wir die traurige Botschaft, welche der Draht hinaustrug in die Welt. Wie ein dumpfer Druck lastete die Trauer auf den Gemütern der vielen Deutschen, die da hinauszogen in die Berge zu Erholung und Freude. Auch die trübe Beleuchtung, welche infolge der heftigen Regengüsse noch auf der Landschaft lag, trug wesentlich dazu bei, jede freiere Regung zu unter drücken und keine frohe Stimmung aufkommen zu lassen. Wohl regnete cs nicht mehr, aber schwere Wolken jagten am Himmel. Als wir uns Starnberg näherten, hellte sich das schwarze Gewölk etwas auf und zaghafte Sonnen strahlen tanzten auf den sturmgepeitschtcn, farblosen Wellen des Sees. In: Vorblick stieg eine graue Wand auf, welche sich nach oben zu in schwarzen Dunst verlor: es war das Wettcrsteingebirge mit „des deutschen Reiches höchster Zinne", mit der Zugspitze. In ihren Wolkenschleier ge- hüllt, schien auch sie zu trauern um den toten Kanzler. Wer öfters Tommerrciscn macht, gewöhnt sich allgc- mach daran, den Wetterprophczeiungen der Einheimischen kein großes Vertrauen zu schenken; da man uns aber in Partenkirchen einstimmig versicherte, cs wäre nur „trockner Rauch", was da um die Berge braute, darnach gäbe es ganz bestimmt schönes Wetter, und am nächsten Morgen eine Prachtaussicht, entschlossen wir uns doch zum Auf- stieg nach der Krottcnkopfhütte. Wir hatten recht getan, uns durch die wogenden Dunstmaffen nicht abschrecken zu lassen. Schön und aussichtsreich war der Weg. Zur Linken breitete sich die Talsohle aus, zwischen deren frischem Wiesengrün sich daS glitzernde Band der Lvisach hindurch schlängelte, die Eisenbahn jagte durch die Fluren, dem schönen Fleckchen Erde neue Besucher zuführend, und die
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