Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030711020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903071102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903071102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-07
- Tag1903-07-11
- Monat1903-07
- Jahr1903
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
llttV. Wiktor dsIbrLll Uxv. k.L ür»iu»k. tr«r2okkdr. «im«. V.-L. ttr.-8rk.-L. ».V-dittilk. tksr Orub. ekortILtktr 117,50 214,— 151,80 »S.25 ISO,10 98,SO 141,— 109,SO 97,SO SO,SS 129,SS 138,— 177,SO 168,25 206,35 SOS.SO 144,60 88,— 104.50 197,SO 401,— 92,KO IS7,7S IS9.S0 137,35 67,60 d.ittnrsri'r. ock.-lr.-L.-O, ckck. I-Iovck ick. WuÜL. »Ill>lit«d.ösck ».t!l>««i>»ot>. «vrKs-oUt. kiUtllsn . Uimoluu. >r»«.Ltk»t> aorOw«»»t l'rstbrlsm. 97,— »t>«t>«dsmp. 72,30 st 268,— lokiUMst-- 238,75 85,10 8sdr still. Isockdrck 100,— tt-ü-mkl 100,SS Osick Lrtst S9000i 1450 310 240 820 ,03). bori»' swoo 'sr M7) 1675 1675 475 4650 3SLS 1375 2390 1330 2375 3650 3550 5525 510 1285 2300 2600 2450 17IS0 7500 5/00 6800 5150 14400 1335 775 325 0000 4100 6900 3800 620 17100 17500 10600 IS8S0 I47S0 375 10150 4150 21200 7575 5750 6900 5225 213,85 21V,85 85^0 216,— 7750 4750 3600 16500 7000 3850 640 17300 17800 10900 16000 14900 3200 2275 5600 .tvrcksm Urossor , llSvt» so cS/7) i Osou» t Lismsrck. ckssrocka sd- ck tViickbsr« 91,40 171,75 76, 213, 835 325 1735 1735 520 ,wbnr«- Litksdn dior sto- ,. Lsslsr sss" <S/7) i Asspsl. (2/7) von »Lollis" istlsllis" cks" ckV7) Littst- odsslllslll oisr sllcksr LUtto ickstioa klrodsll !«r l» Ivnsmlt ksilvtt. 1-Ioxä ,8trs«b, llssvll tll ll-Lssso/Lollr iruckr". rllok vorbotvll.) - Lids klsts« vllroll- tlr <U» >«« cks» bl, itoktsll It«d«c x»x«o- !«ll sl, » llllck srsok- >rcksrll i llsod >ck d«- >t d»- livUll »« «lll Ultt«l . llsllcksl 131.75 riidoriotit.« vis xsr" im Lolltsu- t lsdlos ist, ckiv vksr »illck. l-ss ^s. Lsllksll llll- srsll ckurollvvz -k"» >os" s: llsm- rtobsrck ,r" <S/7) »«lll«!," »Lrxsll- 183,30 177.10 178,50 147,— 101,25 98,10 8 Isxs 2 Lallst« >bllr« 8 1. 3 Lallst» k»ll 8 r«. r. lisllkll. ods cko. So« Oolck BezngS-PreiS t« der Hmlptexpeditton oder deren ««»gäbe- pellen ab« «holt: vierteljährlich 8.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau» 8.7k. Durch die Post bezogen für Deotfch- laud n. Oesterreich vierteljährlich 4.K0, für die übrigen Läuder laut Zeitungsprri-llst«. Lrdaktion und Ervedition: JvhanniSgaffe 8. Fernsprecher 1K3 und 222. FUiat«vp»dttlMrr« r MfkedH«s»,B«chhandlg, Universitätsstr.s» L. Lösche, Katharineostr. 14, n. KöutgSpl. R> Haupt-Filiale vresdeu: Marien straß« 84. Fernsprecher Amt I Nr. 1718, Haupt-Filiale Serlie: Earl vrmcker, Herzgl. Bayr. Hosbuchhandlg, Lützowstraße 10. Ferufvrrcher Amt VI Nr. 4808, Abend-Ausgabe. elprigcr TagMM H' Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- und -es Hönigkichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates un- -es Rolizeiamtes der Lta-t Leipzig. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile LS Reklamen unter dem Redaktion-strich (4 gespalten) 7K vor den Familtennach' richten (Sgeipalten) SV H. Tabellarischer und Ziffernsap entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbesörderung ^tl 60.—, mit Postbesörderung ^l 70.—, Anuahmeschluß fir Anzügen: Sbend-SuSga-e: vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Anzeige« find stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig Nr. 348. Sonnabend den 11. Juli 1903» 97. Jahrgang. Leo XIII. * No«, Ist. Juli. Dem „«tornale d Italia" infolge erklärten Marroni nnd Rossoni, wenn die Operation dem Papste auch einige Erleichterung verschafft hätte, so sei doch au eine Genesung nicht zu denken. Die Tätig keit der Nieren sei völlig ungenügend, auch sei die Lungenentzündung nicht behoben. Wenn auch eine Lösung stattgesunden habe, so bleibe doch noch die Brustfellentzündung und die Flüssigkeit, welche sich ständig erneuere und eine fortwährende Gefahr bilde. Ter Papst werde schwer noch eine neue Operation überstehen könnrn, die sich als notwendig erweisen sollte. * Nom, 10. Juli, 1l Uhr abends. Heute nachmittag besuchten die Aardiaäle di Pietro, Bannutelli, Macchi und Satolli den Papst; sie fanden ihn sehr schwach und verweilten, ohne zu sprechen, nur einige Minuten. Nach dem Brusthöhlenstich verfiel der Papst wieder holt in Schlaf. * Nom, 11. Juli, vormittags 8V, Uhr. (Telegramm.) Wie die „Voce della verilä" meldet, hielt um 1 Uhr früh die Er leichterung an, die der Brusthöhlenstich dem Papste brachte. Auch um 4 Uhr morgens war das Befinden unverändert * Köln, II. Juli. (Telegramm.) Tie „Kölnische BolkSzejtpug" meldet aus Rom von» 1I./7.: Ter Papst hat die Rächt schlaflos verbracht. Die Kräfte lassen immer mehr nach. * München, 11. Juli. (Telegramm.) Bei der Nuntiatur ist heute nacht folgendes Telegramm eingelaufen: „Der Zustand des HI. Vater- ist unverändert. Kardinal Rampolla.' * Rom, 10. Juli. Die „Jtalie" meldet: Im Falle des Todes des Papstes werte Hoskaplan Lanza die Vermittelung zwischen der italienischen Regierung und dem Vatikan übernehmen. * Berlin, lO. Juli. Wie der „Germania" aus Rom gemeldet wird, ist es nicht ausgeschlossen, daß das Konklave außerhalb des Vatikans, vielleicht in der St. Peterskirche, stattfindet. * Rom, 10. Juli. Die „Tribuna" schreibt:-Angesichts des Zu standes des Papste» wird di« Reise des Königs nach Paris infolge Uebereinkommens zwischen Frankreich und Italien auf Sep tember verschoben. Die Verschiebung entspringt nicht politischen Erwägungen, sondern moralischen Gründen der Menschlichkeit und Civilisation und wird ihrem wahren Sinne nach gewürdigt werden. Das Papsttum erhielt den Kriegszustand gegenüber Italien, das eine ganz besonders hösliche Nation hat und das, wenn es auch seine Stellung in dem Kampfe behauptet, doch dem Haupte der katholischen Kirche gegenüber Rücksicht nimmt. Jialien hätte gekonnt, wollte aber nicht sich daran erinnern, daß das Papsttum die Jubiläumsseierlichkeiten wegen des Todes des Königs Humbert nicht unterbrach. Die Verschiebung der Reise würde den Beisall der gesitteten Welt finden und der Empsang, der dem König von Italien im September in Poris bereitet werden wird, wird infolge deS Aktes hohen Zartgefühls der christlichen Welt gegenüber um fo wärmer sein. — „Popolo Romano" sagt: Die Verschiebung der Reise des Königs bis September sei ein außerordentlich erhabener Akt, der den beiden Staatsoberhäuptern und den beiden Regierungen zur Ehre gereiche. Politische Tagesschau. * Leipzig, ll. Juli. Die Wählbarkeit der Beamten und der Klerikalismus. Unter den mit Erfolg vom Zentrum bekämpften Neichs- tagskandidaten ist wohl keiner, der in der Presse und in Wühlerversammlungen — die beiden liberalen Kandidaten in München vielleicht ausgenommen — so giftig ange griffen wurde, wie der elsässische Bezirkspräsident Prinz Hohenlohe. Dank dieser wüsten Agitation hat das klerikale Elsässertum dem Prinzen das Mandat entrissen. Aber hiermit geben sich die Straßburger Klerikalen noch keineswegs zufrieden. Nachdem der Wahlsieg errungen, beginnen sie den Stnrmlauf gegen den Beamte n Hohen lohe. Der „Elsässische Vvlksbvte" berichtet in einem Leit artikel von den Ausfällen, die in Wahlversammlungen gegen den Prinzen Hohenlohe gemacht worden sind, von Ausfällen, die auf der Höhe des Zurufes standen: „Wärsch gcbliwe, wo de gewese bisch, mer Han dich ja nit gerufc!" Auf solche Weise „förmlich niedergebrllllt", soll Prinz Hohenlohe als Beamter alle Autorität eingebüßt haben. „Der ausgepfiffenc, heimgeichickte, durchgefallene Kandidat Hohenlohe", schreibt der „Elsässische Bolksbote" wörtlich, „hat den in so hoher verantwortlicher Stellung befindlichen Bezirkspräsidenten unmöglich gemacht." — Und prinzipiell die Frage erörternd, ob ein hoher Rsgierungsbeamter als Kandidat sich den Heftigkeiten des Wahlkampfes ausseyen dürfe, schreibt das Blatt des durchgefallenen Reichstags kandidaten Hauß: „Jeder, der die Frage nüchtern beant wortet, sagt nein. Nichts ist dem hohen Beamten so not wendig als ungetrübte Achtung, als Ansehen und Ver trauen bei der Bevölkerung. Ob berechtigt oder unbe rechtigt, die Angriffe, denen der Kandidat ausgesetzt ist, gehen nicht spurlos vorbei, und «wenn er vollends mit solchen Blößen in den Wahlkampf eintritt, wie der Bezirks präsident von Colmar, dann muß er sein Ansehen ein büßen, ein Verlust, der auf seine ganze Verwaltung zu- rllckfällt." — Die grundsätzliche Bedeutung dieses kleri kalen Vorstoßes wider den Prinzen Hohenlohe im beson deren und wider die Wählbarkeit von Negierungsbcamteu im allgemeinen liegt darin, daß er sich über Artikel 20 der Neichsverfassung, der die Wählbarkeit von Beamten aller Kategorien ausspricht, hiuwcgsetzt. Es ist für den demagogischen Zug im Klerikalismus kennzeich nend, daß der „Elsässische Vvlksbote" die Autorität eines Negierungsbeamten als durch pöbelhafte Zwischenrufe in Volksversammlungen verwundbar betrachtet. Ist es aber dem „Elsässischen Volksbvtcn" mit seiner Abneigung gegen die Wählbarkeit von Reglern ugsbcamtcn völliger Ernst, dann muß er schleuuigst Einspruch gegen die Kandidatur hoher richterlicher Beamten katholischer Konfes sion, ganz besonders aber gegen dieWahl katholischer^ e i st- lichcr erheben. Denn das Ansehen dieser letzteren nnd daS Vertrauen, das sie in ihrem Wirkungskreise genießen, ist der Erschütterung noch ungleich mehr als bei Regie- rungs- und richterlichen Beamten deshalb ausgesetzt, weil nur zu viele geistliche Heißsporne das Junehalten gewisser Schranken weit weniger verstehen, als hohe richterliche und NegierungSbcamte. Ter „Elsässische Volksbote" wird sich natürlich hüten, aus seiner Bekämpfung von Beamten kandidaturen betreffs des katholischen Klerus die selbst verständlichen Folgerungen zu ziehen! Deutsche evangelische Kirche in Rom. Der längst geplante Bau einer deutschen evangelischen Kirche in Rom soll bekanntlich nunmehr mit Genehmigung des Deutschen Kaisers in Angriff genommen werden. Für diesen römischen Kirchenbau war von dem dafür in Deutich- land, ganz unabbängig vom Evangelischen Bunde, gebil deten Ausschüsse ursprünglich der Name „Luther-Kirche" in Aussicht genommen. Dieser Name ist jedoch aufgegeben. Trotzdem ereifert sich die „Germania" gegen den Bau der „Luther-Kirche", indem sie meint, die deutsche protestantische Gemeinde in Rom habe in der von ihr seit mehr als einem Jahrhundert benutzten Kapelle im deutschen Botschaftspalaste auf dem Kapitol ein für ihre Zwecke vollkommen ausreichen des Gotteshaus, und dann weiter hinzusügt: „Wir können nicht glauben, daß nach der herzlichen Begegnung zwischen Kaiser und Papst der Deutsche Kaiser seine Zustimmung zu einer Demonstration gegen den Papst und die katholische Kirche gegeben habe. Denn das liegt auf der Hand, daß die neue Kirche eine Hetzkirche des Evangelischen Bundes gegen Papsttum und Katholizismus werden soll." Hierzu bemeikt Prof. v. Witte in der „Täglichen Rundschau" zunächst: „Preußen hat in Rom erst seit 1816 eine Gesandtschaft am päpstlichen Hose errichtet. Der erste Gesandte, Niebuhr, wohnte damals im Palast Orsini, und in einem Zimmer dieses Palastes hielt am 27. Juni l8ll) Schmieder zu Rom den ersten evangelischen Gottesdienst in deutscher Sprache ab. Im Jahre 1823 bezog sein Nachfolger Bunsen Len von Preußen angetansten Palazzo Caffarelli auf dein Kapitol, undin einem verhältnis mäßig kleinen, zur Kapelle hergerichteten Parterrezimmer dieser neuen Gcsandtschaftswohnung hat allerdings seitdem Verdeutsche evangelische Gottesdienst, also erst seil 80 Jahren, stattgejunden. Daß sowohl dieser Raum für die winterliche Reisesaison nicht ausreicht, wie daß die Verbindung der Gemeinde mit der deutschen Botschaft allerlei schwere Mißverhältnisse in sich schließt, hat der Evan gelische Oberkirchenrat dadurch ausdrücklich anerkannt, daß er bei der Gedächtnisfeier für Gustav Adolf im Jahre 1896 in allen Kirchen der preußischen Lrnde.'.'irche «ine Kollekte für Len Ban einer neuen evangelischen Kirche in Rom mit der von den Kanzeln zu verlesenden Begründung sammeln ließ: die Verhältnisse der bisherigen römischen Kirchengemeinde entsprächen nicht den Forderungen, die man heutzutage mit dem Begriff einer selbständigen evangelischen Gemeinde verbinde." Auf die Bemerkung der „Germania", daß der Kirchenbau als eine Demonstration gegen daö Papsttum aufgefaßt werden müsse, erwidert 0. Witte: „So wird in nicht mißverständlicher Absicht die Nomfahrt des Kaisers dazu benutzt, um dem Kaiser oie „Zustimmung" zu dem neuen K.rcheubau zu einer sittlichen Unmöglichkeit zu machen. Es handle sich ja um eine Demvnslrastion gegen den Papst, dessen Erhaltung „zum Heil der Welt" Kaiser Wilhelm wünscht und erdetet! .... Nun, der Bau der evangelischen deutschen Kirche in Rom wird zum Heile der dortigen Gemeinde sich vollziehen, und uns sollte es, wie gesagt, nicht schmerzen, wenn sie auch den Ehrennamen des deutschen Reformators trüge. Wir brauchen uns doch wahrlich seiner nicht zu schämen, am wenigsten, wenn es gilt, das Bibelevangelium in der Stadt der Päpste laut erschallen zu lassen. Der Appell an den Kaiser erfährt, so hoffen wir zuversichtlich, durch die Tatsachen recht bald die wohlverdiente Abfertigung." Als Pros. v. Witte dies schrieb, war die Nachricht, daß Kaiser Wilhelm II. ein Gebet für den erkrankten Papst gesprochen habe, noch nicht dementiert. DaS ist inzwischen geicheben und beweist, daß unser Kaiser Wohl weiß, was er als evangelischer Cdrist dem Papste nicht schuldet. Und dahin gebärt auch der Einspruch gegen den Bau der evangelischen Kirche in Rom. Sie soll ein Gotteshaus werden, und dabin wird wohl kein Papst sich versteigen, einer nicht zum Gebrauche katholischer Christen bestimmten Kirche den Namen eines Gotleshauses abzusprechen. Sollte sich die „Germania" zu einer derartigen Ansicht aufschwingen, so würden die vielen Tausende von Protestanten, die namhafte Beiträge zum Bau, zur Erhaltung und zur würdigen Aus schmückung kalholischer Kirchen liefern, ernstlich fragen müssen, ob sie das auch künftig tun dürften. Moderner Arbeiterkampf. Zwischen den Fabrikbesitzern und Arbeitern der Eisen gießereien und Maschinenfabriken in Stockholm hat einKrieg bis aufs Messer begonnen, der, aus ganz gering fügigen Ursachen entsprungen, mit einem Schlage die or ganisierten Arbeiter dieser Branche in ganz Schweden in Mitleidenschaft zieht. Ueber nicht weniger als 20 000 Ar beiter ist die Aussperrung verhängt worden. Der Streik der organisierten Arbeiter wird heutzutage gewöhnlich mit der Aussperrung beantwortet, denn allmählich haben sich in vielen Ländern auch die Arbeitgeber organisiert, und so wird der gegenseitige Kampf, wenn die letzteren zur Aussperrung schreiten, mit einer Härte umd einer Kraft entfaltung geführt, die zu den Ursachen oft einen schreien den Gegensatz bildet. In dem vorliegenden Falle war es jedoch die Willkür der Fachvereinsmacht, die den Streik entfesselte. Einige wenige Gießereiarbeiter einer Fabrik in Südschweden forderten eine Lohn erhöhung und sie erhielten diese teilweise auch zugebilligt, womit sich die Arbeiter zufrieden gaben, sodaß der Kon flikt eigentlich beigelcgt war. Doch nun befahl der Zen tralvorstand der Fachvereine in Stockholm, daß die Ar beiter mehr fordern oder streiken sollten, und dies gab -em Fabrikantenbunde Anlaß, den hingeworfenen Fehdehand schuh mit Verhängung der Aussperrung über alle in ihren Betrieben beschäftigten organisierten Arbeiter zu beant worten. Die Fabriken haben meistens den Betrieb einge stellt, da die Nichtorganisierten Arbeiter mit den Fach vereinen gemeinsame Sache machen, aber die Lage der Fachvereine ist doch keine günstige. Schon allein in Stock holm erfordert die Unterstützung der Ausgesperrten, etwa 8000, jede Woche über 100 000 Bereits jetzt drängt sich die Frage einer künftigen Schlichtung der Streitfragen durch Schiedsgerichte auf. Wenigstens hat der Vorstand des Fabrikantenbundes auf eine Anfrage des Vorstandes des Fachvereins der Gießereiarbeiter, wie er über ein« künftige Regelung der Streitfrage denke, eine in der ange- dcuteten Richtung gehende Antwort gegeben. Neue Besorgnisse der Fremden in Peking. Die überraschend schnelle Räumung Chinas nach der großen Katastrophe von 1900 haben die europäischen Mächte weniger im Gefühl der Sicherheit vorgenommen, als infolge der verschiedenen Einwirkungen diplomatischer Art. Man erinnert sich, daß besonders die Amerikaner es damals sehr eilig hatten, den Chinesen wieder zum Herrn Feuilleton. Hotel Alpenroje. Roman von Arthur Achleitner. r-.-rboien. Einmal nun geängstigt und von schwerer Sorge er faßt, ließ Elwine sich von der Zimmerin bei der Toilette Helsen, eine Matinee genügt ja für's erste; dann wurde flink das Gemach in Ordnung gebracht, und nun ließ El wine ihren Nachbar durch das Stubenmädchen um Besuch in dringender Angelegenheit bitten. Durch die ziemlich dünne Zimmerwand konnte Elwine hören, daß der Kammerherr von der Zimmerin erst ge weckt werden mußte, und unwirsch genug klang Winkel hofers Ruf über die frühe Störung aus dem Morgen schlafe. Die barschen Ausdrücke milderten sich jedoch rasch, als die Zimmerin Elwinens Bitte vorbrachte, und es war zu hören, wie der Kammerherr sein Erscheinen in einer halben Stunde zusicherte. Diese halbe Stunde benützte Elwine, um mit zitternden Händen ihre Schmucksachen in das Necessaire zu verpacken und dieses zu verschließen. Das Schlüsfelchen band sie an die Kassette, und harte nun des erbetenen Besuches. Winkelhofer erschien prompt, tadellos wie immer ge kleidet, elegant, ein klein wenig verschlafen. Obwohl El wine doch wußte, wer der Besucher ist, hätte sie den Kam- merhcrrn fast nicht erkannt, er schien ihr verändert oder doch übernächtig, das Antlitz entbehrt der frischen Farbe, erscheint gelblich, die Auaen blicken müde, fast abgelebt. Nun, das Alles ist schließlich auf die frühe Störung zu rückzuführen, auf ein« gewisse Katerstimmung; haben doch beide gestern wieder lustig gekneipt und viel Sekt ge trunken, und Sekt scheint dem Kammerhcrrn nicht beson ders gut zu bekommen. Ganz Kavalier, erklärte Winkelhofer, sich der Gnädig sten zu Füßen legen zu wollen, und bat um Befehle. Diesmal reagierte Elwine nicht auf den ihr sonst so überaus sympathischen Hofton, sie ging gleich auf die ihr Herz bewegende Angelegenheit über und erzählte von dem Juwelcndicbstahl, der gestern im Hotel an einer einzelnen Dame verübt worden sei, und begreiflicherweise auch bei ihr große Angst wachgerufen habe. Gin spöttisches Lächeln lag für einen Moment auf Winkelhofers Lippen, doch sogleich blickte er wieder ernst ¬ haft und flötete: „Ich habe Gnädigste doch schon vor einigen Tagen gebeten, mit Ihren Kostbarkeiten sorgsamer und vorsichtiger umzugehen, beziehungsweise besser zu ver wahren. Gelegenheit macht Diebe, und das ehrlichste Stubenmädchen bekommt Anwandlungen, wenn die Finger Juwelen streifen. Das sollten Gnädigste doch aus Ihrer verflossenen Geschäftspraxis wissen!" „Ja, lieber Baron, gewiß! Aber ich fürchte mich nun, mein Schmuck ist für mich jetzt Gegenstand andauernder Sorge. Verschenken kann ich ihn nicht, weil er doch mein Vermögen, meine Alimentation ist, verkaufen ist hierzu lande unmöglich. Der Angst und Sorge will ich ledig werden, und deshalb möchte ich L i e bitten, meine Ju welen in Verwahrung zu nehmen für die Dauer unseres hiesigen Aufenthaltes." „Sehr schmeichelhaft, Gnädigste! Außerordentlich schmeichelhaft ist dieses Vertrauen für meine Wenigkeit! Nahezu unbegreiflich, denn wir kennen einander erst so kurze Zeit und so wenig, daß sich solches Vertrauen kaum rechtfertigen läßt!" „O bitte, lieber Baron! Ich habe alles Vertrauen zu Ihnen, und ein Vertrauen braucht doch keine Recht fertigung!" „Wie gesagt, äußerst, geradezu unendlich schmeichelhaft! Dennoch muß ich zu meinem aufrichtigen Bedauern dieses liebenswürdige Vertrauen dankbar ablehnen." „Wie? Mein Kavalier will mir den beschworenen Ritterdienst versagen? Wem soll ich denn auf weiter Welt mein Vermögen in Juwelen anvcrtrauen, wenn nicht Ihnen, meinem Ritter, dem brillanten Kenner kostbarer Schmuckgegenstände?" „Alles sehr schön! Sehr schmeichelhaft! Auch gebe ich gerne zn, daß Ihr Schmuck bei einem Manne sicherer vor Diebeshänden ist, denn bei einer alleinstehenden, gewisser maßen schutzlosen Dame. Ich möchte es keinem Gauner raten, mit Kostbarkeiten entwenden zn wollen, er würde sein Leben bei solchem Versuche verlieren. Trotz alledem kann ich den Schatzmcistcrposten nicht übernehmen!" ,Abcr warum denn nicht, teuerster, liebster Baron? Lassen Sic sich doch erbitten! Nehmen Sie mir die Angst und Sorge vom Herzen! Warum wollen Sie den Schmuck nicht übernehmen?" „Was soll mir der Schmuck ohne seine bezaubernde Be sitzerin?" rief Winkclhoscr emphatisch und drückte die Rechte auf seine Brust. „Ach, wie nett und lieb von Ihnen! Jetzt erkenne ich den echten, wahren Kavalier! Sie empfinden für mich, ich fühle es: Sie lieben mich! Und wie fein und bescheiden haben Sie Ihre Gefühle zurückgehalten bis zu diesem be seligenden Augenblick, da ich Ihr Geständnis geradezu er preßt habe! Mein Ritter!" rief Elwine und warf sich dem Kammerherrn aufjauchzend an die Brust. „Geliebtes, süßes, herrliches Weib!" flüsterte Winkel hofer und hielt Elwine umschlungen, zärtliche Küsse tauschend und wonneschauernd das reizende Weib an sich pressend. „Oh, sag' es mir nochmal, daß du mich liebst!" flüsterte Elwine und küßte leidenschaftlich seine Lippen. „Unsäglich lieb' ich dich! Jetzt lebe ich, weiß, was Leben heißt, da ich dich, du herrliches, süßes, entzückendes Weib in meinen Armen habe!" Immer leidenschaftlicher ward das Paar. Endlich milderte sich die Auflegung. Hingebend und schmachtend saß Elwine auf Wtnkelhofers Schoß, den Arm um seinen Nacken gelegt, und nun begann das verführerische Weib zu schmeicheln, es möge der Geliebte doch bald Hochzeit, das irdische Glück vollständig macken. „Ja, Teuerste! Gewiß! Wenn möglich, sogar hier, wo cs mir fo unsäglich gut gefällt; nur fürchte ich, daß der Standesbeamte des Dorfes etwas schwerfällig sein wird." Elwine drückte ihr schmales, ringgcschmücktes Händchen auf Winkelhofers Mund. „Still, Geliebter! Von einer Civilehe will ich nichts wissen! Gibt es übrigens bei uns gar nicht in Oesterreich! Ter Bund muß vor dem Altar geschlossen werden!" „Auch recht! Werde mit dem Pfarrer reden! Hoffent lich kommt nichts dazwischen!" „Was soll denn zwischen unsere liebenden Herzen treten? Oh, welches Glück wird mir beschicden sein! Baronin, das hab' ich mir zu werden schon längst ge wünscht! Und dann der beseligende Zutritt bei Hofe! Werde ich wirklich durch die Ehe mit dir hoffähig?" „Naturellcment! Das heißt, sofern mein allergnädig ster Herr nichts dagegen hat; cs kommt alles darauf an, in wclchcrLaune den allerhöchsten Herrn dieBittc antrifft." „Ach, erzähle doch, Geliebter, mich interessiert das Hof- lcben außerordentlich! Wie sieht er aus, der allergnädigste Herr? Welchen Rang nimmt er ein, Fürst oder Herzog? Kaiser wird er wohl nickt sein, meines Wissens habt ihr in Deutschland nur einen Kaiser: oder bist du, teurer Moritz, etwa gar Kammcrherr in Berlin? Und wo liegt dein Rittergut? D» hast dock jedenfalls ein Rittergut irgendwo in recht romantischer Gegend? Es soll ja in Deutschland prachtvolle Schlösser geben!" „Rittergut, hm, gehabt, teuerste Elwine! Habe vorteil haft verkauft, ist mir lästig geworden das Rübenanbauen, ging auch nicht gut, Zuckerfabriken wollen fast nichts mehr bezahlen! Ließ sich auch mit dem Hofdienst schwer ver einen! Die dicke Excellenz witzelte stets unangenehm über den „Krautjuncker"! Lirkio, ging nicht mehr, bin froh, den Krempel los zu sein!" „Ah! Nun, jedenfalls hast du das Geld für bas ver, kaufte Rittergut sicher angelegt!" „Sehr sicher, Leipziger Bank!" Elwine sprang auf:„Um Himmelswtllen, welcher Leicht sinn! Diese Bank ist doch verkracht!" „Mas? Wär' nicht übel! Weitz kein Wort, bin zu lange schon von Deutschland weg, keine Zeitung seither gelesen! Goddam, Bank verkracht, dann bin ich ja ein Bettler!" „Entsetzlich! Ein ganzes Rittergut verloren! Wir müssen sogleich nach Leipzig reisen, zu retten suchen, was noch gerettet werten kann!" „I wo!" Fällt mir nicht ein; das besorgt auch ein An walt! Na, mein allergnädigster Herr wird schelten, knau- sert, Svarmeister oommo U kaut!" „Du wirst doch ob des enormen Geldverluste» nicht auch noch die Hofstellung verlieren?" „Ist auch möglich! Der allergnädigste Herr kann Bankrotteure nicht leiden!" „Allmächtiger! Ich faß' eS nicht! Und deine Gelassenheit ist mir erst recht unbegreiflich! Gott, wenn ich denke, ich verlöre meine Schnnicksachcn, ins Wasser würd' ich gehen vor Gram!" . . „Nu, nu! Den Schmuck werde ich verwahren, mein Herzensschatz kann ruhig sein!" „Ja, bitte, nimm die Kassette an dich! Und willst du nicht doch vorher die Geldangelegenheit erledigen?" „Ah, «'llpiseo earissima! Ei-st finanziell arrangiert, dann heiraten!" . . „Pfui, Moritz! Welche Insinuation! Ich trachte wahrlich nickt nack Reichtum, wenngleich ich Komfort und LuxuS lie-be und Baronin wie das Leben bet Hofe mich ver- fübrerisch schön dünkt! Ich liebe dich, leidenschaftlich beiß, ich bin ein leidenschaftliches Weib nnd kann nur heiß lieben oder gar nickt! Mein früherer Mann war ein Eiszapfen ... Du aber hast Gefühl, Noblesse, Tempera- ment! Deine Umarmung allein gewährt berauschendes Glück. Deine leidenschaftlichen Küsse geben glühende Seligkeit, dir müsste ick gut sein, selbst wenn /er Bund mit dir mich in das entsetzlichste Elend stürzen würde!"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite