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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.07.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030727029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903072702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903072702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-07
- Tag1903-07-27
- Monat1903-07
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Anzeigen-Preis die Sgespaliene PetüzeUe LS H. N«klam«n unter d»m RrdaMonsstrich sägespalte») 75 vor den Familiennach- richten (S gespalten) 60 Tabellarischer and Ztsfernsatz entsprechend Häher. — Gebühren für Nachweisungen »nd Lffertenaunaym« 25 H (excl. Porto). Extra-lvetlagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung SO.—, mit Postbesördernng 70.—» Anuahmeschluß fir Auzeiyea: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morg«a<>Aa»gabe: Nachmittags 4 Uhr. Anzeige» Pud stet» an bk Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abends 7 Uhr. Druck and Verlag von E. Pol, i» Leipzig. 97. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 27. Juli. Preußische Ministerkrisen? Man schreibt uns: „Die Meldungen Uber Verände rungen im preußischen Dtaatsministerium sind doch nicht so ganz unbegründet. Schon lange wurde von vertrauenswürdiger Seite versichert, daß die Tage des Herrn v. Hammerstein gezählt seien. Er hat es mit allen Parteien verdorben: bei den Wahlen soll er, so werfen ihm seine ehemaligen Freunde im konservativen Lager vor, vollkommen die Zügel am Boden haben schleifen lassen. Schaden mußte ihm natürlich auch das starke Anwachsen der Sozialdemokratie, speziell in der Reichshauptstadt, obwohl er vielleicht gerade daran am unschuldigsten ist. Daß Herr v. Hammerstein schon jetzt geht, daran glaubt man nicht: vielleicht geschieht es aber doch noch vor den La n d ta g s w a h l e n. Minister Schönstedts Ausscheiden aus dem Dienst wird bezweifelt: es liegt absolut kein direkter Anlaß vor; der Minister erfreut sich nach wie vor guter Gesundheit: eine solche will jetzt auch Herr v. Podbiels ki be sitzen: die Karlsbader Kur soll ihm vortrefflich bekommen sein, und er soll kein Verlangen mehr verspüren, zu „verduften". Es gibt Menschen, natürlich böse, die be haupten, Herr v. Podbielski sei plötzlich wieder gesund geworden durch die Nachrichten von dem Verschwinden der ihm so unangenehmen agrarischen Führer Oertel, Hahn, Rösicke. — In gewissen Kreisen, die sich sonst als gut unterrichtet gezeigt haben, wird schon lange davon gemunkelt, Laß auch im Kultusministerium sich ein Wechsel vorbereite: Herr I>r. Studt soll sehr amtsmüde sein. Sehr fest im Sattel hat der Kultusminister wohl niemals gesessen. So werden die nächsten Wochen wohl eine ganze Anzahl interessante Entscheidungen bringen." Verwunderlich ist es, Laß der Berliner Korrespondent, welcher uns dies schreibt, nicht die offiziöse Note erwähnt, welche Herrn v. Hammerstcin geflissentlich übergeht und alles Gute sür das überschwemmte Schlesien aus Norderney kommen läßt. Für jeden, der lesen ge lernt hat, bedeutet die Erklärung der „Nordd. Allg. Ztg." über die staatliche 10 Millionen-HülfSaktion eine ganz derbe Lektion an die Adresse dessen, der diese Aktion eigentlich hätte unternehmen müssen, aber nicht unter nommen hat. Es ist eine ganz offene Preisgabe, »m den Unwillen der erregten schlesischen Gemüter nicht auf Personen zu lenken, die nicht gern und nicht ohne Grund unbeliebt erscheinen wollen. Die Sekretäre der Landesorganisationc« der Gewerkschaften haben kürzlich in Dublin eine internationale Konferenz abgehalten. Wenn auch eine straffe Verbindung zwischen den einzelnen sozialdemokratischen Landeszen« tralen noch nicht geschaffen wurde, so hat diese Verbindung doch gegen früher festere Formen angenommen. Deutsch land war auf der Konferenz durch die „Genossen" Sassen« bach und Legien vertreten. Vom Abg. Legten wurde auf dieser Konferenz, die, was immerhin charakteristisch ist, auf dem Rathause in Dublin vom 9. bis 10. Juli abge halten wurde, konstatiert, daß außer Deutschland, Eng- Feuilleton. Lj Lorena. Roman von C. Deutsch. Tiiirlwruck verbokrn. Es war ein schönes Paar und man wußte nicht, wer schöner tanzte. Szamko war als der beste Tänzer im Orte bekannt. Aber auch das Mädchen entwickelte die ganze Biegsamkeit, Leichtigkeit und Anmut ihres Wesens in der Grazie und Lebendigkeit des Tanzes. Er hatte den E einen Arm um ihren schlanken Leib geschlungen und sie ; gingen anfangs mit ernsten, langsamen Schritten, aber r in rhythmischem Takte und anmutigen Bewegungen, wie h es die Musik andeutete, aus und ab. Als die Klänge 1 rascher und lebendiger wurden, wurde es auch der Tanz. Als er sich aber bis zum wildesten Feuer gesteigert hatte und man glaubte, Tänzer und Tänzerin würden jeden Augenblick zu Boden stürzen, entschlüpfte das Mädchen plötzlich den Armen des Burschen und umkreiste ihn in den neckischsten und kunstreichsten Touren. Wenn er sie fassen wollte, entfloh sie ihm: war sie ihm fern, hielt sie plötzlich im Laufe inne, wendete ihm das Gesicht mit vor« gebogenem Oberkörper zu und winkte ihm mit dem reizendsten Mienenspiel der Augen und des Gesichts, kam er ihr aber nahe, so floh sie, die Hände in den Hüften ge stemmt, so leichten Fußes wieder von ihm, daß sie kaum den Boden zu berühren schien. Endlich fing er sie doch in seine Arme auf und schlang dieselben wie Fesseln um sie. In wirbelndem Fluge drehte er sich mit dieser schlanken Dirne, hob sic dann in die Höhe, setzte sie nieder und während sie sich selbst drehte, schlug er jauchzend in die Hände, siel aufs Knie, warf sic wieder in die Höhe, fing sie auf und raste im Galopp dahin, bis die Bewegungen immer gemäßigter und langsamer wurden und zuletzt in ein einfaches Spazierengehen übergingen. So luttte der Tanz eine halbe Stunde gedauert, biS den Beiden fast der Atem ausgegangen, und unter nicht enden wollendem Beifallsgeschrei und GejUbel zogen sie sich zu rück. Hendrik hatte seinen Platz verlassen und war näher unter die Zuschauer getreten. Unwillkürlich hatte sich sein Gesicht aufgckellt, als er die Tochter so freudig erregt sah, und ihr Auge ihn mit einem zärtlichen, glücklichen Aus druck streifte. Als jedoch Szamko nach dem Lanze das Mädchen, an der Hand haltend, -u einem der Fenster führen wollte, m» land, Frankreich, Italien, die Niederlande, Norwegen, Oesterreich, Dänemark, Schweden, die Schweiz, Spanien durch ihre Landeszentralen der internationalen sozialdemokratisch « gewerkschaftlichen Organisation angeschlvssen seien. Die Landeszentralen von Amerika, Australien, Belgien, Finland und Japan stehen diesem internationalen Beschluß noch gleichgültig gegenüber, man hofft aber, daß auch sie bald der internatio nalen Vereinbarung beitreten werden. Letztere läuft im großen und ganzen darauf hinaus, die Streikunter stützung international zu organisieren. Die ersten Versuche einer solchen internationalen Unter stützung sind bei dem Bergarbeiterstreik in Frankreich und dem Generalstreik in Holland gemacht worden, hatten aber wenig Erfolg und eine Uebersicht über die für diese Kämpfe aufgebrachten Mittel konnte nicht gegeben werden, weil Berichte nicht eingeliefert worden seien. Die Schaffung eines internationalen Sekretariats, das der Abg. Legien leiten soll, wurde gutgehcißen. Auf Ersuchen einer Landes zentrale soll Abg. Legien ein Gesuch um Unter stützung bei größeren Kämpfen den sämtlichen Landeszentralen zustellen: die LandeszerBrale, welche die Unterstützung erstrebt, soll angeben: 1) wieviel Streikende vorhanden und wieviel im Berufe beschäftigt sind: 2) wie viel Arbeiter des betreffenden Berufes organisiert sind: 3) welche Unterstützungsmittel im eigenen Lande aufge- bracht werden. Ueber die Gewährung von Unterstützung entscheiden dann die eignen Landeszentralen, Die nächste Konferenz findet in Holland in Verbindung mit dem holländischen Landeskongreß statt. Gewiß sind der« artige internationaleVereiwbarungcn noch sehr locker:aber sie sind doch schon vorhanden, sic werden zweifellos für die wirtschaftlichen Kämpfe der Zukunft noch von Bedeutung sein. In dem Berichte der deutschen sozialdemokratischen Vertreter heißt es darüber: „Die Ge werkschaftsvertreter haben sich darauf beschränkt, nur das zunächst Mögliche zu schaffen in der festen Voraussicht, daß aus kleinen Anfängen sich Großes entwickeln wird." Papstkandidateu. Obschon sich die beiden großen Strömungen immer mehr hcrauSbilden, ist die Konfusion in Kardtnalskreisen sehr groß, jeden Tag tauchen neue Namen auf, die, wenn die großen Namen versagen sollten, im entscheidenden Augenblick Beachtung finden könnten, denn mehr als ein Konklave hob gerade einen solchen Mann auf den Stuhl Petri, an den kein Mensch gedacht hatte. Jüngst nannte man nach dem „B. T." Bacilieri, Martinelli und Sarto. Bacilieri ist durch seine Pastoralbriefe bekannt, worin er Leos soziale Enzykliken geistvoll kommentierte. Martinelli ist ein Diplomat, der in den Vereinigten Staaten den Kon flikt des sogenannten Amerikanismus in glücklicher Weise beizulegen verstand. Sarto, der Patriarch von Venedig, endlich wird als energischer Reformator in seiner Diözese gerühmt, wo er unnachsichtig eine Reihe von Mißständen abgcschafft hat. Sarto erfreute sich übrigens von jeher der Mißgunst Rampollas, der ihn auch bei Leo XIH. in ein schiefes Licht zu rücken wußte, aber es gelang Sarto, sich zu rechtfertigen, und der Papst schenkte ihm von neuem seine Huld. Mittlerweile wird von Seite Rampollas wie der Gegenpartei eifrig gearbeitet. Die Partei Vannu te l l i erwartet nur die Ankunft der fremden Kardinäle, um auf das nachdrücklichste ins Zeug zu gehen. An ihrer Spitze stehen drei Ausländer, die, weil sie selbst nicht kan didieren, ihre größere Bewegungsfreiheit benützen. Das Triumvirat besteht aus Kopp, dem Amerikaner Gibbons und dem Pariser Kardinal Richard. Letzterer ist, obschon Franzose, ein entschiedener Gegner Rampollas. Das Trinmphirat bezweckt die Ernennung Vannutellis, be ziehungsweise eines anderen tolerant denkenden Kardi nals, der nach allen Richtungen hin eine Gewähr für eine durchaus unparteiische Politik gibt. Die Türkei u»d Bulgarien. Die Kundgebungen aus Sofia, welche fortdauernd Verhandlungen zwischen der Pforte und der bulga rischen Regierung, allerlei türkische Zugeständ nisse und sogar eine förmliche Verständigung zwischen den beiden konstatieren, entsprechen nicht vollkommen den Tatsachen. Beiderseits sind wohl die besten Dispositionen vorhanden, die gegenseitigen Beziehungen, welche in der letzten Zeit gelitten haben, wieder zu verbessern. Diese Bemühungen werden auch von allen Seiten gerne ge sehen und unterstützt: aber die erwähnten Kundgebungen gehen zweifellos über das tatsächlich Erreichte und das von beiden Seiten Angestrebte hinaus. Di« jüngsten bulgarischen Bestellungen von Kriegsmate rial erregen anhaltend die Aufmerksamkeit der türki schen politischen Kreise, und es werden im Hinblick auf die bekannt gewordenen Lieferzeiten ldie Gewehre inner halb fünf Monaten, die zehn Millionen Gewehrpatronen in drei Partien zu je ein Drittel am 4. August, 4. Sep tember und 4. Oktober, und die Geschüymunition von Creuzot und Krupp in einem Monat) verschiedene Ver mutungen laut. Hierzu kommen die fortdauernden Mel- düngen der Grenzkommandanten und der zahl reichen türkischen Vertrauenspersonen in Bul garien über angebliche eifrige Kriegsrüstungen im Fürstentume. Der größte Teil dieser Mitteilungen stammt von Personen ohne genügendes militärisches Ver ständnis, welche die ihnen zukommen-en Nachrichten und Gerüchte nicht kritisch zu behandeln wissen und sie als feststehende Tatsachen melden. Auch an den Zentral stellen in Konstantinopel werden diese Meldungen nicht entsprechend gesichtet und sie beeinflussen daher oft in unrichtiger und ungünstiger Weise die Dispositionen der maßgebenden Stellen. In den berufenen militärischen Kreisen werden dagegen derartige unbestätigte Nach, richten entsprechend beurteilt, und auch von der Bestel lung von Kriegsmaterial hat man die richtige Auffassung. Ohne die etwaigen Zukunftspläne Bulgariens zu unter suchen, wird aus die unbestrittene Tatsache hingewiesen, daß jede gut verwaltete Armee schon im Frieden den vollen Stand der festgesetzten Kriegsmunition besitzen müsse, was bei der bulgarischen Armee gegenwärtig nicht der Fall ist. Die einfache Komplettierung dieser Ab gänge könne daher keineswegs als eine ansserordentliche Rüstung für einen bevorstehenden Krieg gedeutet werden. Deutsches Reich. /?. Leipzig, 27. Juli. (Buchdruckerverband und Gewerkschaftsneutralität.) Bekanntlich hat der Buchdruckerverband gegenüber der So- zialdemokratie mit Energie die Auffassung ver treten, daß die gewerkschaftlichen Organisationen nicht in den Dienst einer Partei gestellt werden dürften. Demge mäß betont auch jetzt das Organ des Buchdruckerverbandes, der „Korrespondent", in einem Rückblicke auf die Reichs tagswahl, daß die Hineinziehung des Buchdruckerverban des in den Wahlkampf vermieden worden sei. Gleichzeitig aber macht der „Korrespondent" eS dem Personale einer Buchdruckerei in Neu da mm zum Vorwürfe, einen Wahlaufruf der konservativen Bürgerschaft Neudamrns unterzeichnet zu haben: Das wäre ein „erstklassiger Schwabenstreich" gewesen. Tas Buchdruckerorgan hat mit diesem Urteile die gewerkschaftliche Neutralität offenbar verletzt. Hätte in Neudamm die dortige Mitgliedschaft des Buchdruckerverbandes korporativ den konservativen Wahl aufruf unterzeichnet, so würde sich der „Korrespondent" seinerseits über die Verletzung der gewerkschaftlichen Neu tralität durch die Neudammcr Mitgliedschaft haben be schweren können. Wenn aber sämtliche Buchdrucker einer Offizin in ihrer Eigenschaft als Wähler -en WaPaufrus einer Partei unterzeichnen, dann ist das ihr gutes Recht, und die abfällige Kritik ihres Verhaltens, wie sie im „Korrefpündentt" geübt wird, ist ein) Wider slpruch gegen die gewerkschaftliche Neutralität. Berlin, 26. Juli. (Erweiterung desKon- t u m a z i a l v e rfa h r e n s, besonders bei Be strafung jugendlicher Personen.) Die „Natlib. Korresp." schreibt: Die Revision der Strafprozessordnung wird sich auch mit der Krage beschäftigen müssen, inwieweit die Erweiterung des Kontumazialverfahrens statthaft erscheint. Das in 8 318 ff. der Strafprozessordnung geordnete Abwesen heitsverfahren bezieht sich lediglich auf solche Beschuldigte, deren Aufenthalt unbekannt ist, oder die sich im Auslande aufhalten und deren Gestellung vor das zuständige Ge- richt nicht ausführbar oder nicht angemessen erscheint. Die grundsätzliche Stellungnahme -es Gesetzes, die eine Verhandlung in Abwesenheit des Angeklagten nur in sehr geringem Umfange gestattet, ist dem Bestreben nach Wahrung des Grundsatzes der Mündlichkeit entsprungen. In der Praxis hat sie zu manchen Unzuträglichkeiten geführt, indem sie den Angeklagten nötigt, auch in solchen Fällen vor Gericht zu erscheinen, in denen er lieber weg geblieben wäre, da er die Anklage «inräumt, die Oefsent« lichkeit der Verhandlung scheut und das Urteil seinen Richtern anvertrauen will. Namentlich hat sie auch zahl, reiche Transporte verhafteter und geständiger Ange klagter, mitunter von der einen Grenze des Reiches bis zur anderen, nötig gemacht, welche bei der klaren und einfachen Sachlage an sich hätten unterbleiben können. Ein sehr böses Kapitel sind Strafverhandlungen gegen Kinder. Für die Mehrzahl der Kinder, die vor den Strafrichter kommen, bedeutet die Gerichtsverhandlung „einen Makel, den es auch freigesprochen mit sich herum schleppt und deren schädlicher Eindruck um so weniger verwunden wird, je unverdorbener eS ist". Für die ver dorbene Großstadtpflanzc bedeutet die öffentliche Gerichts verhandlung, bei der sie als mündige Person behandelt und durch die sie „berühmt" wird «wenn möglich, erscheint auch ihr Bild in den meistgelesenen Zeitungen), die feierliche Aufnahme in die in ihren Augen hochansehnliche Verbrecherzunft. Bei der Revision der Strafprozess ordnung wird die Erweiterung des Kontumazialver- fahrens, namentlich also auch in der Richtung, in Aus sicht genommen werden müssen, in der eine Verhandlung in Anwesenheit deS Angeklagten so schädlich und ver wüstend wirkt, wie in der Mehrzahl der Fälle, in denen es sich um Bestrafung von Jugendlichen handelt. ihr Wein geben zu lassen, war der Hirte wie der Blitz an seiner Seite, und die verschlungenen Hände lösend, sagte er: „Einen Trunk kann ich ihr selber verschaffen." Damit nahm er die Tochter bei der Hand, führte sie an seinen Tisch, hieß sie sich niedersetzen und von seinem Glase trinken. Szamko ließ sich jedoch nicht so absspeifen, bald kam er mit einem Weinglasc an den Tisch heran. „Ich will Eurer Tochter zutrinkcn, Hendrik Josesak", sagte er mit seiner milden, fast weichen Stimme. „Ist nicht nötig", gab der Hirte zurück. „Hast mit ihr getanzt, das ist genug: mehr leid' ich nicht." „Warum?" fragte Kreuzar erstaunt und gekränkt zu gleich. Er, der reiche, verwöhnte Bursche, hatte geglaubt, der arme Hirte werde sich geehrt fühlen. „Weil ich's nit will." Ein Tänzer kam, holte Bozena und machte der Unter redung ein Ende. Doch tanzte Szamko an diesem Nach mittage mit dem Mädchen, so oft es frei war. Wenn sie mit andern tanzte, ließ er sich an einen Tisch nieder und trank. Eine Ausnahme machte er nur mit einem einzigen Mäd chen, mit dem er einmal tanzte, weil er ihm den Tanz ver sprochen hatte. Natürlich flüsterten sich bet diesem Ver- halten Szamkos die Weiber und Mädchen allerhand ins Ohr. Das Tanzen wurde auch noch bei etntretendem Dunkel in der Schänkstube fortgesetzt. Es blieben jedoch nur die Mädchen von zweifelhaftem Rufe zurück. Denn die gute Sitte erheischte es, dass kein anständiges Mädchen am Abend oder gar bet Nacht auf einem Tanzboden weilen dürfe, ausgenommen bei Hochzeiten. Bozena war die erste, die mit ihrem Vater weggtng, doch war sie kaum eineStunde znHause und hatte daß Abendbrot hergerichtet, als mehrstimmiger Männergefang vor den Fenstern er- tönte, an der Seite, wo das Brünnlein stand. Es war ein Ständchen, das ihr die Burschen brachten, und damit war ihre Aufnahme in den Kreis jener Haustöchter geschehen, die entweder sehr reich oder sehr schön waren, und die eine Menge Anbeter vor ihren Siegesrvagen spannten. Als der Gesang zu Ende war, trat Bozena an das Fenster, öffnete es und sprach: „Schön willkommen!" „Schön' Dank, Mädel! Wir kommen dich heimsuchcn, wie es Brauch im Ort! Sollen wir zu dir in die Stub' kommen, oder willst du zu unS herauskommen?" „Ich komme lieber zu Euch, da die Stube klein ist und nicht alle fassen kann." Als sie aus der Haustür trat, standen schon alle vor derselben, und sie musste jedem Burschen zur Begrüssung die Hand reichen. „Wir sind hier an zwanzig, sprach Stefie Hornak, der Freund Eigaanko», „doch ich denk, o» werben noch mehr kommen; denn du hast Augen, Mädel, die ziehen wie ein großes Feuer in einer stockfinsteren Nacht." „Da habt Jhr'S", lachten die andern, „der kommt immer zuerst. Wenn sich ein Anderer erst die Worte zu- recht setzt, hat er sie schon auf und von der Zunge!" „Das große Feuer" mußte aber wirklich sehr ziehen, denn eine ganze Schar Burschen kam singend auf das Haus zu, darunter Szamko Kreuzar. Die Begrüßung war wie die erste. „Wir sind viele. Bei wem soll die Bozena sitzen?" fragte einer. „Ich werf' meine Mütze in die Höh', wer sie auffüngt, ist ihr Nachbar", sagte Stefie. „Nein, Josefak soll entscheiden", riefen viele. „Hendrik, der eben auS dem Hause trat, entschied so weise wie Salomo. Er setzte sich, mit der Pfeife im Munde, auf die Schwelle und sagte, seine Tochter solle neben ihm sitzen. „Ihr könnt wieder heimgehen", lachte Stefie. „Eltern haben überhaupt nichts dabei zu tun, wenn Burschen die Tochter besuchen. Wollt Ihr, daß wir Euch dulden, dürft Ihr uns nit reizen. He, Jungens, auf gepasst! Ich werf' die Mutz'." Er machte einen Sprung und warf sie, daß sie wie ein Vogel in die Luft flog, einen noch größeren aber mackste Kreuzar, um sie auszufangen, es war, als ob er ihr nachfliegen wolle, und während sich die andern stießen, drängten und sich gegenseitig mn- rannten, fing sie Szancko wirklich in seinen Händen auf. „Du, Kreuzar, hast verdammtes Glück heut !" schrie es im Ehore. „Passt' aber auf, aus der Geschicht' wird was." Szamko lachte mit, nahm aber seinen gewonnenen Preis bei der Hand und zog ihn zu sich auf den Rasen nieder, auf welchem die irbrigcn ebenfalls Platz nahmen. Warum wies Hendrik den jungen Kreuzar nicht von seiner Schwelle, wenn ihn dessen Anwesenheit so sehr be drückte? Er durfte es nicht. Wo eine ledige Tochter im Hause war, da durfte sich Freund und Feind versammeln. Der Vater konnte der Tochter die Heirat mit einem Burschen wehren, der ihm nicht zusagte, oder den er Grund zu hassen hatte, aber dessen Besuch verbieten, so lange sic ledig, das gestattete die Sitte nicht. — Nicht nur, dass er durch ein solches Verbot eine Sitte verletzte, die hochgehalten wurde, er setzte sich auch noch dem Zorn der Kameraden des von ihm Beleidigten ans, und der konnte unter Umstanden sehr gefährlich werden. Die Burschen trieben allerlei Kurzweil. Sic sangen, aber nur improvisierte Lieder, deren tyegenstand Bozena war, die zwar nicht sehr zart gehalten waren, ebensowenig, wie bk Rätsel, -k sie aufgaben, und die Geschichten, die sie er ¬ zählten, bet denen aber umsomehr gelacht wurde. Kreuzar war der stillste und zurückhaltendste. Er sprach meistens mit der Nachbarin an seiner Seite. So ost er aber mit leiser Stimme sprach, riefen seine Kameraden: „Nichts ge zischelt, sonst reguet'S Püffe. Was hast ihr gesagt?" „Ich hab' sic gefragt, ob sic wieder dienen geht, oder ob sie zu Hause bleibt", sagte der Bursche mit leisem Lachen, und das Lachen stand ihm gut: das sah inan selbst im Mondlicht. „Und was bat sie gesagt?" „Fragt sie selber." „Ich bleib' zu Hause"', gab das Mädchen, auf den Scherz eingehend, zur Antwort, denn Szamko hatte ihr ganz wa- Anderes zugeflüstert. Die Sache war damit nicht erledigt. Man glaubte ihnen nicht. Stefie setzte sich hinter daS Paar, und sobald sein Kamerad leise sprechen wollte, steckte er den Kopf zwischen beide. Er war der Tollsten und Uebermütigsten einer, wie er überhaupt bei seinen Gefährten innner der Führer zu Luft, Uebermut und allen erdenkbar tollen Streichen war. Er gab drolligerweise seine jüngsten Taten zum besten und erzählte, wie er diese Woche fast jede Nacht mit seinen Freunden irgend einen lustigen Streich verübt. Hendrik, der sich bei den harmlosen Scherzen der jungen Leute still verhielt, konnte, als er die groben Spässe mit anhören musste, nicht länger seinen Unwillen unterdrücken. Wenn er Richter oder Stnhlrichtcr wäre, fuhr er ans, würde er ihnen dies Handwerk legen. Es sei eine Schande, auf solche Weise ruhige Bewohner zu analen. In seiner Jugendzeit hätten auch Burschen gelebt, aber so aus-- , geartet wäre die Jugend damals nicht gewesen. Burschen lachten dazu und meinten, wenn es keinen Spass gebe, dann gebe eS kein Leben. Das Gericht tue ihnen nichts und könne ihnen nichts tun. Um elf Udr entfernten sich die Besucher, um bei den andern Mädckien vvrzufprcchcn, die sie ans der Liste lnttten: denn ebensowenig, wie sich ein Mädchen mit einem An beter begnügt, gSben sich die jungen Männer mit einer Angebeteten zufrieden. In Scharen ziehen sic von einem Mädchen zum andern auS, je grösser die Zahl derer, die inS SauS konrmen, desto höher ist die Ehre für das Mädchen, wie kür die Eltern und Angehörigen derselben. Hendrik blieb, als die Burschen sein SauS verlassen batten, in»ch eine Weile auf der Schwelle sitzen. Er hatte die Pfeife an» dem Munde genommen und sah so starr vor sich hin, als zähle er die Gräser auf der nrond« beschienenen Wiese, alL verliere sich sein Blick zwilchen den «aldbäumen, die auf dem Verge vor ihm aufstiegen.
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