Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.09.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020902021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902090202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902090202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-09
- Tag1902-09-02
- Monat1902-09
- Jahr1902
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
LeilM M LehM TUblatt mS AnMr Nr. M AMU, 2. September IM. (AbMAiWde.) Königreich Sachsen. * Leipzig, 2. September. Durch Verordnung des Kgl. Ministeriums des Innern vom 5. Juni d. I. war be kanntlich der 8 15 der ärztlichen Standesord- nung dahin abgcändert worden, das; die Verträge von Aerzten mit Krankencassen u. s. w. den ärztlichen Vezirksvereinen nicht mehr zur Ge nehmigung, sondern zur gutachtlichen Aus sprache vorzulegen sind. In Gemäßheit dieser Verord nung hat das Ministerium des Innern beschlossen, daß an der durch frühere Verordnungen zum Ausdruck gebrachten Auffassung hinsichtlich der Z u st ä n d i g k e i t der Auf sichtsbehörden zur Entscheidung von Streitigkeiten aus 8 15 der ärztlichen Standesordnung nicht länger fest- zuhaltcn sei, sondern daß die von den ärztlichen Bezirks vereinen in dieser Hinsicht gefaßten Entschließungen nur einer Nachprüfung im ehrengerichtlichen Verfahren ge mäß 8 7 des Gesches vom 23. März IM in Verbindung mit der Ehrcngerichtsordnung zu unterliegen haben. Die Kgl. K r e i s h a u p t m a n n s cha f t Leipzig hat daraufhin eine Entschließung auf eine Beschwerde von 13 Aerzten, die zur Zeit des Aerztestreiks von der Orts- krankencasse hicrsclbst angestrllt und deren Verträge vom ärztlichen Bczirksvcrein Leipzig-Land nicht genehmigt worden waren, abgelehnt, und in zwei weiteren Fällen, betreffend einen für Stötteritz und einen für Markran städt airgestclltcn Arzt, ihre früher gefällten Entscheidungen außer Kraft gesetzt. Der ärztliche Bezirksverein Leipzig - Land hat nun in seiner letzten Sitzung be schlossen, auf Grund Her veränderten Sachlage dicBer - träge der zur Zeit des Streiks angcjt eil ten Ortskran kencassenärzte einzufor- d c r n. H Leipzig, 2. September. Der Fürstvon Schaum burg-Lippe passirte gestern Nachmittag auf der Reise nach Dresden mit Gefolge und Dienerschaft, von Bücke burg kommend, unsere Stadt. -8- Leipzig, 2. September. Heute Mittag in der zwölften Stunde cntstand in dem über dem Hörsaale der vor zwei Jahren erbauten Chirurgischen Klinik an der Liebig st raße aus nicht völlig auf geklärter Ursache, vcrmuthlich aber in Folge von elek trischem Kurzschluß, Feuer, das einen größeren Umfang anzunchmcn drohte, Dank dem energischen Eingreifen der Feuerwehr aber noch gelöscht werden konnte, ehe cs andere, als die im Dachgeschoß befindlichen Räume in Mitleiden schaft gezogen hatte. Unmittelbar nach Entstehen des Brandes war die Feuerwehr des Krankenhauses zur Steller es folgten dann, von zwei Seiten davon benach richtigt, je ein Dampfspritzcnzug des Ostdcpvts, der Haupt wache unter Brandinspector Kaestner' s Leitung und der dritten Wache. Später erschien Herr Branddirector Bandau, der von der Theilnahmc am Ausrücken der Mannschaften der Hauptwachc dienstlich behindert gewesen war. Die Löscharbeitcn im Dachgeschoß, zu dem eine schmale Thüre führt, wurden durch starke N a u ch e n t w i ck c- lung sehr erschwert; gleichwohl gelang cs nach halbstün diger Arbeit, des Feuers Herr zu werden und jede weitere Gefahr des Umsichgreifens zu beseitigen. Die dem chirur gischen Hörsaale zunächst gelegene Baracke 6 wurde mit außerordentlicher Schnelligkeit vom Personale des städtischen Krankenhauses vollständig geräumt, die Ucbcrführung der Kranken erfolgte ohne jeden Unfall. Der Schaden ist nicht allzu beträchtlich. An der Brandstelle er schienen noch in der Mittagsstunde unter Anderem die Herren Bürgermeister Dr. Dittrich , Stadtrath R a m - dvhr, Polizeidirector B rc t s ch n e i d c r, Commissions rath Universitätsrcntmeistcr Riemer, Stadtverordneter Vogel nnd Polizeihauptmann Zehl. * Leipzig, 2. September. Der Stab und zwei Bataillone des in Altenburg garnisonirendcn 153. Infanterie- Regiments berührten heute auf der Fahrt nach Düben unsere Stadt. Der Sondcrzug hatte Altenburg früh 6 Uhr 20 Minuten verlassen und langte, über die hiesige Verbindungsbahn geleitet, Vormittags 8 Uhr 26 Minuten auf dem Uebergabcbahnhofe an, von wo 8 Uhr 41 Minuten die Weiterfahrt erfolgte. — Die Sanitäts-Colvnne des Leipziger Feuerwehr-Verbandes feierte am Sonnabend, dem 3ch August, im „Tivoli" ihr 10 jähriges Stif - tung^fcst. Es waren zu demselben nicht nur Ver treter der verschiedensten Feuerwehr-Compagnien des Leip ziger Kreises erschienen, sondern auch eine Deputation vom Rothen Kreuz tmit dem Colonnenführer Herrn Trödler an der Spitzel und der hiesigen Berufsfeuerwehr, sowie ein großer Kreis Freunde und Gönner, so daß das Local bis auf den letzten Platz gefüllt war. Herr Krcisvertretcr Schlimpcr, sowie Herr Branddirektor Bandau, welche leider am Erscheinen verhindert waren, sandten der Co- lvnne herzliche Glückwünsche zum ferneren Gedeihen. Aus der Festrede des Vorsitzenden entnehmen wir, daß während der Zeit des Bestehens der Colonnc 307 Samariter aus gebildet wurden. Erste Hilfe wurde in 581 Fällen geleistet, abgesehen von den Fällen, wo die Samariter in Fabriken beschäftigt sind und Zählkarten nicht eingereicht werden. Seit dem Jahre 1897 wurden in der Colonne auch Nicht feuerwehrleute ausgebildet, und besteht die Colonnc heute demnach ans 74 Feuerwehrleuten, 43 Nichtfcnerwehrlcuten, sowie 3 Ehrenmitgliedern. Wünschen wir auch fernerhin der Colonne ein kräftiges Blühen und Gedeihen. t Leipzig, 2. September. (Arbeiterbewegung.) Das Agitationscomitä der socialdcmokratischcn Partei für die beiden Leipziger Reichstagswahlkreise hatte für gestern vier Volksversammlungen nach dem „Pantheon", Dresdner Straße, dem „Fclsenkeller". in Leipzig-Plagwitz, der „Goldenen Krone" in Leipzig- Connewitz und dem „Birkenschlößchen" in Wahren ein- beruscn, um gegen die geplante Erhöhung der Fleisch preise, wie überhaupt gegen jede Vcrthcuerung der Lebensmittel Stellung zu nehmen. Es hatten sich in den drei erstgenannten, im Stadtbezirk abgehaltcncn Ver sammlungen 700 bis 2500, zusannncn gegen 4600 Per sonen beiderlei Geschlechts cingefundcn. Die Tagesord nung lautete für alle Versammlungen: „Die Ver- thcucrnng der Lebensmittel, die Erhöhung der Fleisch preise und die Stellung der Rcichsregierung zum Vieh einfuhrverbot." Als Hauptredner traten auf die Herren Redakteure Iacck h und Schöpflin, sowie der Stadt verordnete Lauge. Zn allen Versammlungen wurden entsprechende Resolutionen eingcbracht und, nachdem sich die Referenten wie die übrigen Redner im Sinne dieser Resolution geäußert hatten, angenommen. Die Redner wendeten sich gegen die Agrarier, insbesondere gegen die Grvs^rundbesitzer, die cs verstünden, alle Lasten auf die unteren Volksschichten abznwälzcn, gegen die Regierung, weil sic sich von dieser Seite zu sehr beeinflusse» lasse, wie auch gegen das wenig energische Vorgehen der Fleischer; sic tadelten da«s Verhalten der sächsischen Stadtvcr- trctnngcn in dieser Angelegenheit, weil diese sich nicht dazn verständen, sich an die Landes- bez. Rcichsregierung um Aufhebung der Grenzsperren zu wenden und machten Propaganda für die Stadtverordneten-, Landtags- und Reichstagswahlen. Gegner traten in den Versamm lungen, die einen ungestörten Verlauf nahmen, nicht auf. 1"f Leipzig, 2. September. Vergangene Nacht ver suchte in seiner Wohnung an der Braustraße hier ein älterer Schlosser sich zu erhä n g e n. Er wurde jedoch bei seinem Vorhaben ü berrascht und noch lebend dem Siadtkrankenhause Angeführt, woselbst er heute früh an den Folgen der Strangulation ver storben ist. Was den unglücklichen Mann zur That veranlaßt hat, tonnte nicht ermittelt werden. ff- Einen B r u ch des l i n k c n F u ß k n üch c l s erlitt gestern in der Wiebelstraße in L.-Anger-Croltendorf ein 33 Jahre alter Markthelfer dadurch, daß er von der Trvttoirkantc abglitt und zu Falle kam. Der Verunglückte fand Aufnahme im Stadtkrankenhause. — In einem Grttttdstückc an der Gellertstraße wurde gestern ein 21 Jahre alter Metalldrcher aus der Könneritzstraße in L.-Schlc»ßig plötzlich von schweren K r ä m vsen be fallen. Der Bedauernswcrthe mußte nach dem Stadt- krankenhause gebracht werden. — Ebendaselbst fand eine 33 Jahre alte Köchin aus der Nosenthalstraße Aufnahme, die vom Blntstnrz befallen worden war. —* Gestern Abend wurde in der Lützener Straße in Lindcnau ein Kinderwagen, in dem sich zwei Kinder befanden, von einem zwcispünnigen Wagen umgerissen, wobei die Kinder hcrauSgeschlcudcrt und im Gesicht verletzt wurden. Gegen den Geschirr führer ist Anzeige erstattet worden. I Leipzig, 2. September. Dem bei einer hiesigen größeren Firma beschäftigt gewesenen 22 Jahre alten Expedienten Christian Twa r tz ans Sielow bei Cottbus wurde am 15. Juni 1901 ein Geldb rief mit einer Einlage von 10 Eintausendmark- scheinen übergeben, um ihn bei einem hiesigen Postamt aufzugcben. Der Brief ist zwar an seinem Bestimmungs ort in Bayern angekvmmcn, enthielt aber nur P apier - s ch uitze l. Die Untersuchung ergab, daß von dem Brief die Siegel abgehoben worden und dann der Briefumschlag auf einer Seite geöffnet worden war. Nach Entleerung des Couverts hat der Thäter die Seite zugeklöbt und die Siegel wieder befestigt. Dringender Verdacht der Thäter- schaft lenkte sich auf Twartz, der auch in Unter suchungshaft genommen wurde, da er aber nicht überführt werden konnte, entlassen werden mußte. Im Herbst v. I. trat er als Rccrut bei einem sächsischen Husaren-Regimente ein, von dem er Anfang Jun; d. I. desertirte, ohne daß er bisher wieder erlangt werden konnte. Inzwischen hat sich auch ergeben, daß er den Geldbrief seines Inhaltes beraubt hat und mit dem Gelde flüchtig ist. — * Ans einer Wohnung in der Einertstraße zu Neu stadt wurde unter Anwendung von Nachschlüsseln ein Geldbetrag v o n 130 gestvhlcn. — Ein ketten loses Fahrrad, Marke „Staffelrad", wurde unter er schwerenden Umständen aus dem Keller eines Grund stückes in der Carl Heine-Straße zu Plagwitz ent wendet. — Ein Ballen dunkler, glatter Winter üb c r z i e h e r st o f f, der vcrmuthlich von einem Ai e ft- dicbstahl hcrrührt, befindet sich in Verwahrung der Criminaipolizei und kann dort vom Eigenthümer besichtigt werden. — In Haft kam ein 25 Jahre alter Xylograph ans Berlin, der gestern einem College«, welchen er in dessen Wohnung in der Jahnstraße zu Schlcußig besuchte, einen Geldbetrag von 225 entwendete. Das Geld konnte fast vollzählig wieder zur Stelle geschafft werden. — Auf frischer That abgefaßt wurde am Roßplatze am Sonn tage ein 21 Jahre alter, schon bestrafter Arbeiter, als er einer Frau das Portemonnaie aus der Hinteren Kleidcrtaschc gcstohlcn hatte. Ein Fluchtversuch, den er unternahm, mißglückte. Dem Diebe konnten noch eine Anzahl weiterer Taschcndiebstühle nachgewicscn werden. * Miltitz, 1. September. Heute feierte Herr Ernst Traugott Fritzsche, Mitbesitzer der Fabrik ätherischer Oele von Schimmel <L Co. in Miltitz bei Leipzig, den Tag, an dem er vor 25 Iahre n als Theilhaber in diese Welt firma eingetreten ist. Schon in der Frühe des vorher gehenden Tages hatte der junge Gesangverein der Firma den Jubilar in seiner Wohnung in Leipzig durch den Vortrag mehrerer Lieder erfreut. In den mit Blumen- und Pflanzeugriippen festlich geschmückten Coutvrräumen begrüßte Herr Hermann Traugott Fritzsche seinen jüngeren Bruder durch eine Ansprache, worin er dessen Verdienste um das Gedeihen nnd die Entwickelung der Finna hervor hob. Darauf sprach Herr Fabrikdircetvr vr. Freiherr von Rechenberg im Namen der kaufmännischen, wissenschaft lichen und technischen Angestellten und der Filialen in Rodenbach nnd London. Er betonte unter Anderem, daß es eine Freude und ein Stolz für Alle sei, unter einer solchen Leitung arbeiten zu können, und übergab dem Ge feierten zur Erinnerung an den Tag die den Leipzigern wohlbekannte, von Seffncr's Meisterhand in Marmor ge hauene Büste von Joh. Leb. Bach auf einem rothcn Mar morsockel. Dann redete Herr Meinhard als Vertreter der Arbeiterschaft, die als Zeichen ihrer Verehrung dem Jubilar eine künstlerisch ansgesührte Widmungstasel dar brachte. Herr Ernst Fritzsche sprach in bewegten Worten seinen Dank ans, dem er durch Ucbcrrcichnng werthvollcr Geschenke an die Angestellten besonderen Ausdruck verlieh Außer den vielfachen Blumcnspcnden nnd der großen An zahl Glückwunschtelegrammen, die im Laufe des Tages ein trafen, sind noch zu erwähnen mehrere Widmungsblätter, sowie eine auf das Geschmackvollste ausgeführte Adresse der New Aorkcr Filiale. — Wurzen, 1. September. In herkömmlicher Weise werden morgen, am Scdantage, 200 Arme auf Kosten der Stadt gespeist. — Der Stadtrath hat am Sonn abend in den vom Wasser überschwemmten Straßen und Häusern im sanitären Interesse so fort eine gründliche Desinfektion ungeordnet und durch geführt. Nachdem das Wasser aus den Stuben, Höfen und Kellern ausgepumpt war, wurden die Häuser und Straßen vom Schlamm und Unrathc gesäubert und mit Carbvl- seifcnlösung dcsinficirt. Es ist also Alles geschehen, um gesundheitsschädlichen Nachwirkungen zu begegnen. — Grimma, 1. September. In unserer Bürgerschule wird der Scdantag nicht, wie früher, durch Actus und Schulfest gefeiert werden, sondern den Kindern durch Ausflüge und Spaziergänge, wozu 600 von der Stadt bewilligt sind, eine Freude bereitet werden. — Ein Stück oberhalb des Uebcrgangcs über die Grethcncr Straße ist heute früh ein E i s e n b a h n - D a m m r u t s ch eingetreten, der sich auf ungefähr 20—25 Meter erstreckt. Auf dem rechten Gleis'in der Richtung nach Leipzig zu ist das Erdreich so rief eingesunken, -daß die Schwellen und Schienen in der Luft hängen. Die Züge können auf dem Nebengleis nur mit größter Vorsicht fahren. — Waldheim, 1. September Der Verein deut scher Holzstoff-Fabrikanten hat den Geh. Cvmmerzienrath N i e t h a m m c r - Kricbstcin in dank barer Anerkennung und Würdigung seiner Verdienste um die deutsche Holzindustrie zu seinem Eh r c n mi t g l i e d e ernannt. — Chemnitz. 1. September. Wie das hiesige „Tage blatt" hört, wird anläßlich des für den 10. September Nach mittags in der zweiten Stunde bevorstehenden Em pfanges des Königs eine feierliche Begrüßung durch die städtischen Collcgicu und beim Einzüge eine um fangreiche Spalicrbildnng durch die Schulen, Fnnnngen, Turner, Fencrwehren, Schützen u. s. w. erfolgen. Am Abend ist von der Stadt die Darbietung eines Fest- conccrtcL in den Räumen der Casino-Gesellschaft, sowie später eine große Huldigung von Industrie, Handel und Gewerbe in Gestalt eines Fackclzuges in Aussicht ge nommen. Für den nächsten Tag wird dem Vernehmen nach die Besichtigung einiger größerer Favrik-Etablisse- ments und bei dieser Gelegenheit eine Umfahrt durch die Stadt, sowie Abends ein Lampionzug und eine Serenade der Chemnitzer Sängerschaft geplant. Voraussichtlich wird der König zwei Nächte hier zubringen. xt. Chemnitz, 1. September. Heute Vormittag 10 Uhr wurde auf der Limbacher Straße im Stadttheil Altcndvrf das äs^jährige Söhnchen deü Fabrikwüchters Viertel, Waldenburger Straße 35 wohnhaft, von einem Straßen bahnwagen überfahren und sofort getödtet. Das Kind ist hinter einem beladenen Erntewagen hervor gesprungen und in den Motorwagen hincingelaufen. Der Tod ist in Folge Schädelbruches eingetreten. — Crimmitschau, 1. September. Die so oft schon ge rügte Unsitte des unerlaubten Schießens und Ab brennens von Explosiv nskörpern, die bereits scharfe Maßnahmen der Behörden hcrvorgerusen hat, hat gestern Abend gegen V»? Uhr einen hiesigen Ein wohner in größte Lebensgefahr gebracht. Derselbe ging um die angegebene Zeit am Gablenzer Berge spazieren, als plötzlich ein Schuß ertönte und unmittelbar darauf vor ihm ein 20 Ceutimcter langes Eisenstück niederfiel. Zwei hiesige junge Leute wurden als die leichtsinnigen Schützen ermittelt und zur Anzeige gebracht. Durch eben dieselbe Unsitte, und zwar durch Abbrennen einer mit Papier und Pfropfen geladenen sogenannten Schlüsselbüchse, wurde am Nachmittag einem Schulknaben in Neukirchen die rechte Hand schwer verletzt. — Glauchau, 1. September. Die hiesige Polizeiver- waltung lieft an einzelne Hausbesitzer Hektogra phirte Circulare folgenden Inhalts versenden: „Der Putz, sowie der Anstrich Ihres Wohnhauses befinden sich in sehr schadhaftem Zustande. Wir fordern Sie deshalb auf, möglichst sofort, spätestens aber bis zum 1. September dieses Jahres, dcu Putz Ihres Hauses erucucru und die entstehenden Ungleichheiten in der Farbe durch Abweiften oder Abfärbeu beseitigen zu lassen." — Stollbcrg, 1. September. Der jüngst aus Oester reich ausgewiesene Pfarrer Ungnad ist, wie schon kurz mitgethcilt, am vorigen Donnerstag mit seiner jungen Gattin unter dem Geläute der Glocken in seiner neuen Heimath Niederwürschnitz eingczogen, empfangen vom Kirchenvvrstaud, Schulvorstand, Lehrcrcollegium mit den Kindern der ersten drei Classeu, Gemeinderath und einer grossen Menge Publicum. Der bisherige Seelsorger für Niederwürschnitz, Pastor B c y r i ch - Stollberg, hielt nach der „Chemn. Allgem. Ztg." eine Ansprache ungefähr fol genden Inhalts: Wenn auch unser Nachbarstaat Oester reich, veranlaßt durch die Chikanen jesuitischer Römlinge, Sie aus seinen Grenzen ausgewiesen hat, so hat Ihnen Gott der Herr gar bald wieder einen neuen, schönen Wirkungskreis beschecrt, und wir freuen uns von Herzen, das; unser hohes sächsisches Landesconsistorium Sie als den geeigneten Mann für die erst kürzlich kirchlich selbstständig gewordene Gemeinde Niederwürschnitz bestimmt hat. Wir wissen wohl, daß Sie manches Liebesband, das Sie mit Ihrer theuren, unvergeßlichen Auferftehungsgemeinde in Klostergrab verknüpfte, haben lösen müssen und nun in völlig neue, fremde Verhältnisse eintreten. Der treue Gott, der Sic auf Ihrer weiten Reise beschützt und geleitet und wohlbehalten hierher gebracht hat, er segne Ihr Wirken unter uns. Pfarrer ttngnad dankte in bewegten Worten. Zum Schluß sei noch ein schönes Wortspiel des Herrn Obcrcvnsistorialrathes Superintendenten v. D i b e l i u s, der als Vorsitzender des Dresdener Gustav Adols-Haupt- vcrcinS mitten in der evangelischen „Los von Nom"-Be- wegung steht, erwähnt: „Ungnad, Du wirst noch die Gnade Deines Herrn erfahren, und Klostergrab, Du wirst das Grab noch manches Klosters werden." — Rodewisch, 1. September. Gestern hielt der beliebte Seelsorger der Königl. Heil- und Pfleganstalt Unter- göltzsch, Herr Anslaltspfarrer S ch ub e r t, seine Ab- s ch i c d ö p r c d i g t. Das Gotteshaus der Anstalt war dicht gefüllt. Bei -der Abfahrt gaben viele Beamte nnd Schwestern dem Scheidenden und seiner Familie das Ge leite nach dem Bahnhof. Herr Pastor Schubert war seit Eröffnung der Anstalt, 1. Juli 1893, hier thätig und übernimmt jetzt das ncnerrichtcte Pfarramt am Königl. Krankenstift zu Zwickau. Lein Nachfolger ist Herr Pastor K ayser, bisher Anstaltsgeistlicher an der Kgl. Landes heilanstalt Hnbcrtusbnrg. —t^. Oelsnitz i. V., 2. September. Auf -er unweit der böhmischen Grenze gelegenen Jagdflur Eichigt lagen gestern Vormittag zwei Herren aus Plauen der Hühner jagd ob. Beim Abstichen eines Krautfeldes entlud sich plötzlich ein Gewehrlauf und der Schuß traf den an der Seite des unglücklichen Schützen gehenden Baumeister Max Lorenz aus Plauen in den Unterleib, das Bauchfell zerreißend, so daß die Gedärme heraustraten. Mittels eines telegraphisch aus Plauen herbeigerufeucn Krankentranspvrtwageus wurde der lebensgefährlich Verletzte gestern gegen Abend in die Heimath gefahren. — Plauen i. V., 31. August. Der „Vogtl. Anz." be richtet über eine bedenkliche B u u t f e u e r e x p l o s i o n: In der Hausflur der Drogerie des Herrn Rich. Lehmann befindliche Materialien zu Buntfeucr, die für die Bis- marckthurmwcihe bestimmt waren, hatten sich in der Nacht zum Sonnabend von selbst entzündet und waren um 4 Uhr früh erplodirt. Durch den starken Oualm der explvdirtcn Stoffe waren die Bewohner des Hanfes erheblich ge fährdet. Herr Richard Lehmann arbeitete mit großer An strengung, um durch Anlegung einer hohen Leiter seine Kinder und seine Frau aus dem obersten Geschoß zu retten. Es ist ihm dies glücklicher Weise auch gelungen. Zwei Dienstmädchen retteten sich dadurch, da sie sich auf das Dach begaben, sodann auf das Dach des Nachbar hauses kletterten und dort zu dem Dachfenster hinein krochen. Das eine Mädchen war durch das Etnathmen der giftigen Dämpfe derart schwach geworden, daß es noch gegenwärtig das Bett hüten muß. Auch zwei junge, im Hause mitwohnende Handlungsgehilfen des Herrn Leh mann sind noch krank; alle erkrankten Personen klagen über Athmungsbeschwerdcn. Einer der Handlungsgehilfen hatte sich in seiner Angst im Bett verkrochen; als er aber wahrnahm, daß von außen versucht werde, die Hansthürc einzuschlagcn, rannte er durch den Qualm die Treppen hinunter. Er wurde in der Hausflur von hilfsbereiten Menschen in Empfang genommen. Das Vorkommnis; ist noch vcrhältniftmäßig gut abgclaufen, da Menschenleben nicht zu beklagen sind. f- Planen i. V., 1. September. Die Sedan feier wurde in hiesiger Stadt heute Abend 8 Uhr durch Fest geläute und durch festliche Beleuchtung des Kriegerdenk males auf dem mit reichem Flaggenschmuck versehenen Albcrtplatz eingelcitct. Auf dem Albertplatzc wogte eine große Menschenmenge. Morgen, 2. September, srüh cr- solgt Weckruf nnd Fcstgclünte, Vormittags Feier in den städtischen Schulen, von 11 bis 12 Uhr Musik auf dem Albertplatzc, nach Eintritt der Dunkelheit Beleuchtung des Kriegerdenkmals und am Rathhanse. Die kirchliche Feier wird in den hiesigen Kirchen bet den BormittagSgvttcS- dicnsten des nachfolgenden Sonntages mit begangen werden. Die Stadt ist reich beflaggt. — Oelsnitz i. C., 1. September. Als der Gcri ch t s - Vollzieher Straube am Sonnabend bei einem hiesigen italienischen Arbeiter seines Amtes waltete, wurde er von dem Arbeiter mit dem Messer über fallen und ihm schwere Verletzungen am Oberarm und am Kopfe beigebracht. Der Beamte liegt sehr schwer krank darnieder und wird von zwei Aerzten behandelt. Der Italiener wurde verhaftet und nach Stollberg in das Amtsgerichtsgesängniß gebracht. — Aunaberg, 1. September. Am 27. und 28. September d. I. wird hier die 21. Hauptversammlung des sächsischen T u rn l e h r e rv e re i n ö abgehaltcn. Am Sonnabend den 27. September wird auf dem Turn plätze 'des neuen Seminars ein Schauturnen von den hiesigen Schulen, am Abend ein Begrüßungs- und Unter- haltuttgsabend im Bellevue, am Sonntag Morgen ein Turnen in der Rcalgymnajialturnhalle und daun die Hauptversammlung mit anschließendem Mittagsmahl in Bahl's Restaurant stattsinden. — Der hiesige Stadtrath hat bei dem Landwirthschastiichen Kreisvercin im Erz gebirge die alljährliche Abhaltung eines erzgebirgi- schcn Vieh Marktes angeregt und für diesen aus Mitteln der Stadtcasse auch größere finanzielle Auf wendungen für Wegegel-dcr bez. Geldprämien zugesichert. Der erste dieser Märkte saüd vorgestern auf einem eigens hierzu hergerichteten passenden Platze am Mühlthor statt. Das Tireetvrium des Erzgebirgischen KreiSvereins hatte die Viehbesitzer auf die gute Bedeutung derartiger Märkte aufmerksam gemacht und zu zahlreicher Beschickung einge laden. Und dieser Einladung ist aus allen Thcilcn des Erzgebirges zahlreich entsprochen worden. Im Vorder gründe der A-ttSstellungsthiere an Zahl standen die Rinder, deren wohl gegen ein halbes Tausend aufgetricbcn mor den sein mochten. Auch eine Anzahl Pferde, sowie mehre res Kleinvieh (Schweine, Ziegen) waren vertreten. Die Qualität des Viehes wurde von den berufenen Preis richtern im Allgemeinen als eine gute anerkannt. Sie konnten in Folge dessen Dank der Unterstützung der Kgl. Staatsrcgierung viele Prämien an die Viehbesitzer ver- theilen. Mit dem Viehmarkte war zugleich eine Aus stellung landwirthschaftlicher Maschinen uttd Gerät schaften verbunden. — Königswartha, 1. September. Herr Pfarrer Goltzsch tritt nach 40jähriger Wirksamkeit am 1. October in den Ruhestand. An seine Stelle ist sein Sohn, Herr Pfarrer Goltzsch in Kleinbautzen, berufen worden. — Schandau, 1. September. Die Untersuchung wegen der muthmaßlichen Ermordung des Maler m eistcrs Franz Ni üller am Großglockner wird von den Ge richtsbehörden weiter betrieben. Am Sonnabend wurde der Gattin des so jäh ums Leben gekommenen Mannes auf dem Amtsgerichte zu Schandau ein Opernglas vorgelegt, das ein Handwerksbursche in einer Hütte, wo er über nachten wollte, zum Verkauf angeboten hatte. Frau Müller hat das Opernglas als dasjenige ihres Gatten erkannt. Ob der Handwerksbursche, der sich jedenfalls in Haft be findet. das Fernglas gefunden hat, oder ob er dasselbe dem Müller geraubt hat, darüber ist zur Zeit noch nichts bekannt. — Dresden, 2. September. Den Vorsteherinnen des Wohlthätigkcitsvereins „Viola", Frau Geheimrath v. Pflugk, Frau Kammermusikus Richter, Fräulein Louise P o l st e r wurde von dem König die silberne Carola-Medaille verliehen. — Der bisherige prinzliche Haushofmeister Heinrich Hofmann ist zum königlichen Geheim-Kümmerer ernannt worden. — Auf dem Annen- friedhofe an der Chemnitzer Straße wurde gestern Nach mittag ein in den theologischen Kreisen Sachsens sehr ge schälter Geistlicher, der seit einiger Zeit in Plauen bei Dresden im Ruhestand lebende ehemalige Pfarrer von Bockwa-Oberhohndorf-Schedcwiy, Herr Heinrich Bruno Lehmann, zur letzten Ruhe gebettet. Neben zahlreichen Geistlichen im Ornat wohnten der Feier bei der Vicepräsidcnt des Landesconsistoriums Herr Oberhof prediger v. Ackermann, die Herren Obcrconsistorialrath v. Schmidt, Consistvrialrath O. Benz, mehrere Super intendenten und viele Geistliche a. D. Gerichtsverhandlungen. Königliches Landgericht. 6. Leipzig, 2. September. Als der 19 Jahre alte Arbeiter Karl Ernst K. aus Hain bei Borna sich Ende 1901 bei dem Handarbeiter M. einmiethete, legte er demselben einen von ihm angeferkigten und mit dem Namen seines Baters unterzeich neten Brief vor, in tvelchcm der Bater sich als vermögender Mann hinstellte und M. bat. seinem Sohne eventuell die Miethe zu creditiren, er wolle für dieselbe gutsagen. M. nahm auch K. freundlich auf und Letzterer, der damals keine Arbeit hatte, blieb bis Ostern 1902 bei M. wohnen. Als er dann Beschäf tigung fand, zog er aus, weil seine Arbeitsstätte von der Woh nung M/s zu entfernt lag. K. blieb aber Letzterem 84 c« für Kost und Logis schuldig. Zu Pfingsten 1902 empfing M. wiederum einen Brief, der angeblich von K.'s Vater herrührte, in welchem dieser sich für die freundliche Aufnahme seines Sohnes bedankte und bedauerte, momentan nicht bezahlen zu können, da^er größere Ausgaben gehabt habe. Die in diesem, von dem ^ohn gefälschten Briefe erbetene Gcstundung wurde auch gewährt und K. jun. besuchte nach wie vor seine früheren Wirthsleutc, mir deren Tochter er ein Verhältniß angeknüvft baitc, das zur Ehe führen sollte. Es war ihm daher oft Gc legcnhcit geboten, allein in der Wohnstube zu sein und er hat diesen Umstand benutzt, um am 7., 21. und 29. Mai eine in der Wohnstube stehende Commode mit dem Küchenschrankschlüssel zu öffnen und sich das Sparcassenbuch des Sohnes M/s zu nehmen, auf das er dann das erste Mal 10 <L, das zweite und dritte Mal je 30 -// abgehoben hat. Hierauf hat K. dann stets das Sparcassenbuch wieder an die alte Stelle gelegt. Am 31. Mai hat K. die Eommodc M/s abermals in der geschilderten Weise geöffnet, diesmal aber das Einlagcbuch der Frau M. wcggenommen und sich auf dasselbe 30 -V zurückzahlcn lassen. Zwei Tage darauf wurde dies von Frau M. bemerkt und nun legte sic das Sparcassenbuch in eine verschlossene Lade. Das hatte aber auch K. bald hcrausbckommen und nun öffnete er die Lade am 2. Juni mir einem Mctallhaken nnd hob 52 . vom Buche ab. K. ist bisher unbestraft, der Gerichtshof billigte ihm daher mildernde Umstände zu, vcruriheilie aber K. naeli Lage der Sacbc wegen schweren Diebstahls in fünf Fällen, Be trugs und Urkundenfälschung zu einer Gesammtsrrafc von einem Jahr acht Monaten Gefängnis; und drei Jahren EhrcnrccbtSverlusr. Auf die erkannte Strafe wurden 2 Monate der seit 17. Juni erlittenen Untersuchungshaft in Anrechnung gebracht. wiederholte Nachrichten. Aus dem heutigen Morgenblatte wiederholt, weil zu spät eingelroffen, um auch in dein frühzeitig nach auswärts ver sendeten Tbeile der Auflage Aufnahme finden zu können. * New Aork, 1. September. (Telegramm.) Ein Telegramm auS Port Castris meldet: Der englische Dampfer „Korona", der gestern, Sonntag, Abend aus Fort de France cintraf, berichtet, daß am Sonnabend Abend ein überaus starker Ansbruch des Mont Pcl 6 erfolgt sei. Leute, die ans dem Norden nach Fort de France angekommen seien, hätten berichtet, daß das Dorf Mornc Rouge völlig zerstört, ein anderes durch eine große Fluthwelle wie weggcsegt sei. Ungefähr 200 Men schen hätten hierbei ihr Leben cingcbüftt. Verantwortlicher Redakteur I)r. Herm. Küchling inLeipzig, für den musikalischen Theil Adolf Ruthardt in Leipzig.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder