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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020920013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902092001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902092001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-09
- Tag1902-09-20
- Monat1902-09
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65Ü2 Dank. Anläßlich meines am 15. September stattaesundenen Löjöhr. BerusSjubilöuius als Lberböttcher der Brauerei k. DIrttli in Lcipzik sind mir von viele» Seiten, ins besondere aber sowohl von nicinem bochverehrten Ches Herrn Brauereibesipec 1'. ,1. Ulrich, durch herzliche Worte der Anerkennung und Ueberreichung eines wcrthvollen Geschenkes, als auch vom Personal der Finna l. 4. Olrieli durch Beglückwünschung und sreundlichst gespendete prächtige Gegenstände so überaus viel Ehrungen zu Theil geworden, daß ich meiner Freude darüber noch besonderen Ausdruck geben möchte, indem ich Allen nochmals hierdurch herzlichsten, innigsten Dank ausspreche. Leipzig, 18. September 1902. kUvrili«. Ißenm. Vkemnitr, Oberbötteher. 8portplat2. WO km-Mvi8ter8vdLN von Luropa mit bcstrittcii vou MiodLvI — kobl—voniknet — viekentmaim. Platzpreise: Loge 3 Tribüne, vordere Reihen, 2.50 .E, Tribüne, Hintere Reihen, 2 Sattelplatz 2 (für Kinder 1 ^L), Cnrvcnplatz l ./L, Fußgänger 50 des »i«ue« »renLv!« in Wknron» Sonntag, Ven 21. September 1SV2, Abends '/„7 Uhr im großen Saale des Evuug. BcreinshauseS, Roßslraße 14. Jedermann ist herzlich eingeladen. SlLUvs Lrsur. VIöo Se Moroüv kommt!!! Iivtlt » «»«Ivrni« re« ? Durch welche Methode k Off. erb. unter b'. 85 in die Expedition dieses BlalteS. kmilM MMMen. viet-sl vo^s llietLel geb. L uol»8 VcriuLlilto. Tonckon, ^Vuireu i. 8., 18. September 1902. Tie glücklich erfolgte Geburt eines gesunde» Töchterchens zeigen hocherfreut an ?aul l.uea8 und Fran kose qeb. flügel. Tie glückliche Geburt eines Töchterchens zeigen hierdurch hocherfreut an Breslau VI., den 17. September 1902. krltr (.'eruttl und Frdu geb. I'ruuolc. Bermahltr Herr vr. jur. Kurt Heitzig, Referendar in Zwickau, mit Frl. Else Tittel daselbst. Herr Vr. plus. Karl Uhlmann in Loschwitz mit Frl. Dora Pfitzinann in 'Rade beul. Herr Georg Poppitz in Dresden mit Frl. Martha Katzer-Müller daselbst. Herr Louis Fink in Schedewitz b. Zwickau, mit Frl. Milda Speck in Werdau. (geboren: Herrn Restaurateur Otto in Eilenburg ei» Sohu. Herrn Rechtsanwalt Hißbach in Gera ein Sohn. Herr» Mark scheider Fox in GotteSberg (Schics.) ein Sohn. Herrn Hans Dürr in Siegmar eine Tochter. Herrn Julius Filtzer in Pabianice eine Tochter. Gestorben: Herr Adolph Kroinpholz in Dresden. Fra» Anna Berger geb. Barth in Dresden. Frau ASkinia Grigoriwna Cinitzina in Dresden. Frau Auguste vcrw. Ripprajchl geb. Gläser in Dresden. Herr Gustav Adolf Roll, privat. Bäckermeister in Tr-Striesen. Herr stuck, eben,. Wilhelm Orel in Schönstem (Südsleicrinark). HerrAlbinBaunack,Handels- gärtner in Altenburg. Herr'Ernst Kunze, LandgerichtScopist in Altenburg. Frau Joh. Christiane verw. Lohse geb. Küchler in Meißen. Oerr Oskar Löscher in Leitelshain. Frau Ida Voigt geb. Ackermann in Hartmannsdorf. Herr Gustav Hermann Archer in Chemnitz. Frau verw. Pietsch geb. Brisoveky in Grubditz. Herrn I. M. Schmeiß' in Großpostwitz Sohn Hellmuth. Herr Heinrich Adolf Berger, Portier in Freiberg. Frau Christiane Friederike Wil- Helmitte verw. Weinhold in Freiberg. Frau Sophie Lindner geb. Ziesche in Kültzschan. Fräul. Anna Hindors in Eilenburg, grau Karoliue Böhlig geb. Zieschcck in Eilenburg. Fran Anna Paula Gerber geb. Bachmann in Wiesenburg. Herr Louis Emil Pöfchmann, Kaufmann in Falkcnstein i. V. Herr Friedrich August Gotlschalch in Plauen t. V. Herrn I. Löhninger's in Plauen i. B. Tochter Hedwig. Herr Carl Otto Enders, Baumeister in Treuen i. V. Frau Wilhelmine Wagner geb. Weidlich in Werdau. Iiilin« teIl»Or nuü Frau Ick» grd. Kerber. Für die Beweise von Liebe und Freundschaft, die in so reicher Fülle beim Heimgänge unserer Iivl»vi», ni»H«rt;«8*Iii!l»o» L««I»tvr uns zu Theil geworden sind, sprechen wir unseren tiefgefühltesten, herzlichsten Dank aus. L.-Eutritzfch, den 19. September 1902. Statt jeder bcson-ercu Meldung! Nach längerem Leiden, jedoch unerwartet, verschied gestern Nachmittag '/..4 Uhr mein unvergeßlicher Gatte, unser herzensgntcr, innigstgeliebtcr, treusorgcndcr Vater, der Inspektor am städt. Lagerhofe Labert verabLrck MivdLvI. Tieferschüttert zeigen dies theiliiehmeudcn Freunden und Bekannten nur hierdurch an 8«:I«I« verw »I^knel, Polizeiassessor vr. »ielrael, »r»rtl>« und t-lortrnel »I«I««vI. Ter Tag der Beerdigung wird noch bekannt gegeben. Unser langjähriger Bureau- UNd Enssriiviciier Ilvrr Lr»8t Willrvlor ist gestern nach kurzem Krankenlager verschieden. Wir bedauern seinen Hingang und werden sein Andenken in Ehren halten. Leipzig, den 18. September 1902. Vie Kenei'al-^gkniui' ^6^ iVIagliebul'gkl' f6uei'vei'8lokel'ung8-6e86ll8otiaf1. ist. Ve^er. II. 1. V-8 I. »I. II. ß. V^S li. ß. kdöllix. 8/2 I »«II«»». — » L Z FZ Tcmpcratur des I/tO Dam.: Mont.,Mittw.,Sonnab.2-'/,5Nin., Schwiiumpassi» <»" » Dienst„DonnersNFreitag'/,9—lIVin., "" anßcrürni Montags SlbcudS von '/«K—l> tthr. i liltl tE' 8«t>«Iiu>uI»»»n»i«. "WV Damen ,,l»vIIt^IIl " 1/llI killt " Ulttl, DienSlag, Donnerstag, Sonnabend von '/,9 bis »«»»vt irrlttiit: '/.II. Montag, Mittwoch, Freitag von '/,2-5 Uhr kd« sD Blüchcrstraße 18. vr. VUdekeN Moorextract-, Sand-, ruß'. V Tamps-, irisch-römische, Kastendampf-, Wannenbäder, Massage. Neue Leip;. Spcise-Anst., Zeitzcr Str. 43/45. Sonnabend: Gebr. Leber u. Kartoffelmus. »3 Vemperulur sei, I)ZO Damen: Dienst., Donnerst., Sonuab. 8c:Iinjn>mbu88in i. Montag, tllcittw.. Freitag '/«2-5 ll. Volkswirthschaftlilher Tlsei! des Leipziger Tageblattes. All« für diele» Theil bestimmte» Sendungen sind j» richten an dessen verantwortlichen Re-actenr ki. kil. Laue in Leipzig — Sprechzeit: uur voa 10—11 Uhr Vorn», und von 4—5 Uhr Nachm. Ersicr Allgemeiner Deutscher Lankiertag. (Tclegramni.) * Frankfurt a. M-, 19. September. Tie erste Plenarsitzung wurde heute Vorm. 10 Uhr im großen Saale des Caalvanes in Anwesenheit von Vertretern der Reichs-, Landes-, Proviuzial- und städtischen Behörden durch den Vorsitzenden des Eentralver- dandS des deutschen Bank- und Bantiergcwerbes, Jusnzrath vr. Nieser- Berlin, eröffnet. Ungefähr 800 Lhcilnehmer waren erschienen. Tie Versammlung wählte Jusrizrath vr. Nieser- Berlin durch Acclamation zum Vorsitzenden des BankicrtagcS. vr. Nieser dankte für die Wahl und begrüßte dann im Namen Les Centralverbandes die glänzende Versammlung. Zum erfreu Male sei der deutsche Bantiersiand einig. Redner legte sodann die Ziele und Aufgaben des Banlicrtagcs als dauernder orga nischer Einrichtung dar. Es gelte, der lähmenden Muthlosigteit und Apathie, welche den deutschen Bankierstand ergriffen habe, ein Ende zu bereiten, um das fast entschwundene Standcs- bewuhtsein des deutschen Bankiers zu stärken. Die Leiter großer wirthscbaftlicber Unternehmungen seien ganz besonders dazu be rufen, dem öffentlichen Wohle Rechnung zu tragen. Man wolle leine besonderen Vorrechte oder Vorthcilc erstreben, aber auch nicht länger ein Versuchsobject der Gesetzgebung sein. Er hoffe, daß die Regierung die Novelle zum Börsengesetz im Reichstage mit aller Energie vertreten werde. Trotz Allem, was vorge kommen sei, stehen wir nicht an, rückhaltlos zu erklären, daß der deutschen Bankwelt die gedeihliche Entwickelung auch unserer Landwirtbschaft an sich und schon deshalb am Herzen liegt, weil der Bankierstand aus seinen Erfahrungen seinerseits schon längst die Lehre gezogen hat, daß die Gcsammtwirlhscbasl leiden mutz unter der Nokhlage eines einzelnen Standes. ES erfolgte nunmehr die Wahl des Bureaus und der Vorsitzenden der ein zelnen Wtheilungen. In Vertretung des Reichsamts des Innern begrüßte sodann Herr Geheimer Obcrrcgicrungsrath Hauß den ersten deutschen Bankicrtag. Er hoffe, daß die Verhand lungen desselben einen befriedigenden und erfolgreichen Verlauf nehmen möchten. Für das wirthschafllichc Leben unseres Vater landes sei es in der That eine bedeutsame Erscheinung, das; sich zum ersten Mal die hochansehnliche Versammlung von Ver tretern des Bankierstandcs hier zusammcngcfunden habe, um ihre Wünsche und Besprechungen, ihre Hoffnungen und Be schwerden in persönlichem Mcinungsaustauich zu erörtern. Tie hier zu verhandelnden Gegenstände seien für das ganze Er- tverbsleben Deutschlands von eingreifender Wichtigkeit. Aus dieser Betrachtung heraus hätten die bcthciligten Ressorts der RerchSverwaltung die Einladung zu der heutigen Tagung an genommen. Das Ergebniß der Berathungen werde an zu ständiger Stelle lebhafte Würdigung finden. (Lebhafter Beifall.) Namens des Handelsmimsters M öllcr gab Geheimer Oberregierungsrath Wendel st adt dem Bedauern des Ministers Ausdruck, nicht durch persönliches Erscheinen sein regeS Interesse für das deutsche Bank- und Börienwescn be kunden zu können. Es könne zur heutigen Zeit nutzt Wunder nehmen, daß der deutsche Bankierstand, der an der Gestaltung unserer wirthschaftlichcn Gesetzgebung ein so großes Interesse have, das Bedürfniß empfunden habe, sich zu einem Verbände zusammenzuschließen. Es könne keinem Zweifel unterliegen, daß, wenn auch Mißgriffe vorgekommen, wenn selbst schwere Verfehlungen Einzelner zu beklagen seien, der deutsche Bankier stand als Ganzes auf der vollen Höhe seiner Aufgabe siehe; er habe an dem gewaltigen Aufschwung unseres nationalen und wirthschaftlichen Lebens redlich mitgewirlt. „Mögen", so schloß der Redner, „ I h r e V e r b a n d l u n g e n s 0 grü n d- lich undso anregend, so fruchtbar und so v 0 r - uehmverlaufen.wiecsderWitrdeundderBc- deutung Ihres Standes entsprich t." (Lebhafter Beifall.) Ter Obcrpräsidcnt der Provinz Hessen-Nassau Graf von Zcdlitz-Trützschler sprach die besten Wünsche der Pro- vinzialbehörde für den gedeihlichen Verlauf der Verhandlungen aus und begrüßte es mit großer Gcnugthuung, daß für die erste Tagung des Bankiertagcs die Stadt Frankfurt a. M. ge wählt worden sei. Weitere Ansprachen hielten Senator ve. Nebelt hau als Vertreter des Bremer Senats, Oberbürgermeister Adickcs Namens der Stadt Frankfurt a. M., Obcrlandesgcricktsprä- fident Wirkl. Geh. Oberjustizrath Hagens Namens der Rechtspflege des Oberlandesaerichtcs des Bezirks Frankfurt a. M. und der Präsident der hiesigen Handelskammer, Gcneral- eonsul Andrea. Commerzienrath Seligmann-Köln und Direktor E u d c m a n n - Hannover erstatteten sodann die Referate über die Revision des BörscngesetzcZ. Ersterer besprach das Ver bot des B ö r s e n te r m i n h a n d e l s, die Einfüh rung deSBörscnrcgi st ers und legte sodann eine Reihe von Abänderungsvorschlägen vor. Direktor Endemann be kämpfte namentlich die Rechtsprechung des Reichsgerichts über den Differenzeinwand. Heute Mittag 12N Uhr findet die Besichtigung der Börse statt. Hieran anschließend bietet die Handelskammer den Er schienenen einen Imbiß dar. Am Nachmittag beginnen die Verhandlungen der ersten und dritten Abtheilung, in denen die Revision des Börsen- iLZW. die w irthschaftiich- Krisis des Jahres 1801 erörtert wird. Lraffee. Von den Herren F i n t e öö W c i n l i g in B r c m c n wer den wir um Aufnahme deS nachstehenden Artikels gebeten. Wir entsprechen diesem Ersuchen wegen der Wichrigkeit der Sache, betonen jedoch, gleichwie auch die „Weser-Ztg.", ganz besonders, daß wir jegliche Vcrnntmortlichtcit für den Inhalt der Zuschrift entschieden ntckeluien, zumal da manche Zahlen der Kaffee statistik nur auf Hhpolhcscn beruhen und sich in Wirtlichkeit später anders stellen können. Tic Ausführungen lauten: „Man kann cs wohl als eine sehr zweifelhafte Errungen schaft der Neuzeit und als einen Auswuchs des um sich greifen den Trust- und Monopolunwesens bezeichnen, daß der Waaren- großhandcl unter der Gunst der leichten Verkehrsmittel durch mächtige Capital- und Speculatiouscliquen fortlaufend beun ruhigt und in seinem normalen Geschäftsgänge gestört wird. Wir haben es tn Getreide gesehen, wir beobachten eS jetzt in Baumwolle und erleben cs ebenfalls im Kaffecgcschäft. In Baumwolle bringt cs ein Mann fertig, unterstützt durch eine günstige Statiftit, den ganzen Handel durch sensationelle, über triebene und entstellte Ernteberichte in Erregung zu setzen und durch riesige Operationen (Ein- und Verläufe in mehreren Märkten) völligen Wirrwarr hcrvorzurufcn. In Kaffee gelingt cs einer New pjorkcr Eligne, trotz der kolossalen, erdrückenden Vorräthc, durch enorme Ein- und Verkäufe in Europa und Amerika, durch Empfangnahme und Einlagcrn großer Quanti täten und durch geschickte Manipulationen die Preise nach Be lieben hinauf- und hernntcrtanzen zu lasten! Man sollte glauben, daß der ganze Handel nur noch ein Monte-Carlo wäre oder ein Totalistnorshslem betriebe, Ivo Jcdcr seinen Einsatz macht auf den besten Hausse- oder Baisse-Renner, welcher es versteht, in den hellsten Farben die größten Gewinnchancen dem Publicum vorzugaukcln! Kaufmännische Fachtcnntniß und Vor sicht, Erfahrungen und besonnenes Abwcigcn spielen keine Rolle mehr. Lcm amerikanischen Kaffeetrciber Hai sich nun plötzlich ein mächtiger Bundesgenosse zugesellt in der Form vou Frost, der in Brasilien auf die Kasfcebäume gefallen ist und mit dem nun in ausgiebiger Weise mauipulirt wird. Ist es bei Baum wolle die sengende Tcrassonne, welche Herrn Pricc die Handhabe zur Vermehrung der Ernte bietet, so dient der Frost im Kasfce- markle zu den übertriebensten und gefärbtesten Ernrebcrichlen. Eine stattliche Reche Brasilbäuser, angefacht durch europäische .Haussestimmungen, pabcn Schilderungen nach hier depeschirt, die eine neue Eiszeit für Brasilien möglich erscheinen ließen und natürlich somit auch den gewünschten Effect hcrvorbrachlcn, in dem die Preise trotz sehr ungünstiger Statistik und trotz riesiger Vorrärhe um 10 bis 15 Proe. in die Höhe schnellten! Während nun in Baumwolle von einer großen Anzahl Firmen scharf Front gemacht wird gegen die Vergewaltigung des Marktes (der Berichterstatter Ellison nennt cs eine Beleidigung des reellen Handels), greifen in Europa die Kaffeehäuser in ihrer Majorität die Frosibcrichte willig auf und sind voll der Prophezeiungen über die kommende große Hausse. Lag in 1901 das Ecntrum der Haussetreiberei in Havre, so scheint setzt Hamburg in dieser Bcziebung die Bewegung geführt zu haben und viele Speku lanten und Unternehmer mitznreißeu. Für Brasilien ist da? wieder eine berrlichc Gelegenheit, seine Ernten zu guten Preisen anzubringcn. In 1900 wurde die große Conrstrciberci in Scene gesetzt, in 1901 kam die Türrc und 1902 ist der Frost erschienen, um eine kräftige Agitation für die Kaffecbauste zu unterstützen und in Europa recht viele Millionen Säcke Kaffee recht vortheilhafl unterzubringen. Tem unparteiischen Beobachter drängt sich da unwillkürlich der Wunsch auf, genau zu prüfen, wo denn in all dem Wirr warr die Wahrheit liegt und wo die Dichtung, gleichzeitig aber zu untersuchen, ob denn überhaupt die ganze Lage einer Besse rung fähig ist und in welchem Maßstabc. Tenn Manipulationen und künstlich geschaffene Bewegungen können nie lange dauern, sondern zerschellen stets-, wenn die Thatsachcn nicht dancrnd da mit in Einklang zu bringen sind. Die Kasfcebäume machen drei Blüthcpericdcn durch, von denen die Hauvtblüthc September und Oktober die wichtigste und die Vorblüthe und Nachblülhc weniger bedeutend sind. Ein Frost kann also einen schweren Schaden verursachen im Sep tember-Oktober, es- sei denn, daß vorher die .Kälte so groß wird, daß die Bäume total erfrieren. Tritt dieser Fall nicht ein, so dürfte ein Frost bei der August-, d. h. der Vorblüthe, nur thcilwcisc Schaden anrichtcn und eine spätere Blüthe im Septcmbcr-Dccember noch zulasscn. Es mag ja nun in einigen Distrikten ordentlich gefroren haben, allein in welcben Gegenden und in welchem Map,stabet — Hierüber fehlen alle genaueren Angaben, und deshalb tauchen große Bedenken ans über die ganze Berichterstattung. Mau will uns doch nicht glauben machen, daß in diesem Lande, so groß wie von hier bis tief nach Rußland hinein, mit seinen t>t!O Mill. Bäumen überall, auf Bergen und in Thälcrn, der Frost gleichmäßig gehaust hat? Wenn in Bremen die Kartoffeln erfrieren, so schließt es nicht aus, daß die Ernte in Hannover gut, in Schlesien sehr gut und in Polen brillant wird! Freilich sprechen Depeschen (Hol- Ivorthy Ellis) von 85 Proc. Verlust an jungen Bäinncn, andere (Hellwig L Co.) gaben den Verlust der Bäume auf 100 bis 150 Millionen an, aber ist denn überhaupt darüber rin richtiges Ilrtheil möglich? Gedenken wir doch des Jahres 1901, wo ge rade die Firmen Hellwig, Woltgc, Toane u. a., welche heute an der Spitze der Frostbervßtcrstatter stehen, die jetzige Brasil ernte (noch im Tecember 1901) auf 7—7V, Millionen taxirten, während man heute an 10 Millionen glaubt und 11 Millionen für möglich hält. Man lese doch einmal die Reihe von De peschen, welche mau unS von Oetober bis Tecember 1901 auf tischte, und Jeder muß nach Einsicht dieser bodenlosen Ilebcr- treibungcn, welche in 1902 durch die Thatsachcn gründlich deS- avouirk wurden, zu der lleberzcugung kommen, daß alle Nach richten mit größter Vorsicht auszuuehmcn sind. Daß ein Frost stets Schaden thut, ist gewiß, allein, wie weil er gegangen und welchen Eiusluß er auf die Größe der Ernte ausgcubt hat, läßt sich erst bemessen, wenn die Hauptbliithe und das Wetter im November-December seine Wirkung hervorge- bracht hat. Hervorhcbcu wollen wir, daß die Firma Michelsen sc Eo. nur einen geringen, partiellen Schaden meldet; und diese Firma Ivar es-, welche im Oktober 1901 inmitten alles Hausse geschreies seinerzeit noch vo» der Möglichkeit einer Ernte vou 11 Millionen sprach, als die meisten Häuser 6 bis 8 Millionen taxirten! Auch Wille sc Co. berichten, daß der Frost nur m einigen Distrikten ausgetreten sei, und via Amerika kommen ähnliche Berichte. Somit scheint über den Schaden selbst noch große Meinungsverschiedenheit zu herrschen; aber selbst wenn er ziemlich bedeutend gewesen ist, so bleibt doch abzuwarten, ob die nächste Ernte 14 oder 12 oder 10 Millionen Säcke liefern wird. Jedenfalls erscheint cs eingedenk der Lehre von 1901, welche Europa ein so schreckliches Geld gekostet hat, für sehr angebracht, erst ruhig abzuwarteu, bevor man kleine oder Miß ernten in den Bereich seiner Calculation und Geschäfte zieht. Ebenso sollte man aber bei der Gefühlspolitik, welche heute den Markt wieder beherrscht, nicht die allgemeine Lage des Artikels außer Acht lassen, denn diese ist keineswegs ermuthigend, wie wir cs bewegen wollen. Nach Analogie früherer Jahre kommen in den ersten sechs Monaten (1. Juli/31. Tecember) etwa 70 Proc. der Ernte in Rio und Saulos herein. Wenn die Taxe der jetzigen Ernte mit lOlö bis 11 Millionen richtig sein soll, so müßten in 1902 also 7l4 bis 7^ Millionen bis Ende Tecember in Sicht kommen. Nun haben wir bis 1. September 2N Millionen erhalten, und nach Krische sollen im September IV2 Millionen ankommen, was somit für drei Monate 4')« Millionen crgicbt. Es blieben also für Octobcr-Dcccmbcr nur 3'/» bis Millionen übrig. La müßte mau schon auuchmcu: für Oktober etwa IN Mill., für November 1 Million und Tecember N Millionen (gegen 1901 gleich 2Vc, IN und 1 Millionen, total 4N Millionen). Ist das wahrscheinlich? Teilten die jetzigen täglichen Zufuhren nicht auf größere Zahlen hin? In 1901 betrugen bei der Ernte von löh^ Millionen: Zu fuhren 1. Iuli/1. Oetober 5N Millionen und 1."October/31. Le- cembcr 4N Millionen, total 10'/- Millionen. Es müssen also für die nächsten drei Monate die Zufuhren gegen 1901 gewaltig nbsallcu, sonst sind die Taren von ION bis 11 Millionen für die jetzige Ernte nicht aufrecht zu erhalten. Nehmen wir aber den Abfall und eine Ernte von ION Mill, als gesichert an und prüfen, wie sich die Versorgung stellen wird, so haben wir zu bedenken: 1) daß die Riesencrutc vou 1901/02 das Gleichgewicht zwischen Frage und Angebot völlig gestört hat, indem jie viel zu große sichtbare Läger jchuf und gleichzeitig große unstchtbarc Vorräthc (mau kann sie auf IN bis l N Millionen Säcke taxircu) erstehen ließ, welche, von Speculanten gehalten, als drohende Wolke über dem Markte schweben bleiben; 2) daß die Ablieferungen von August bis Tecember 1901 ganz enorm waren, nämlich in 5 Monaten 445 000 t oder 89 500 t pro Monat, gegen einen wirklichen Eon- sum von 72- bis 73 000 t pro Monat. Demnach pro Monat ca. 17 000 t mehr gleich 85 000 r gleich circa IN Millionen Sack; 3) daß die Ablieferungen der 8 Monate 1902 mit 588 000 Tonnen gleich 73 500 t pro Monat sehr normal, ja groß zu neunen sind und erkennen lassen, daß das In land feine Rciervevorräthc nicht angegriffen hat; 4) daß demnach der Cousum sowohl als das Inland über haupt ganz anders und viel reichlicher versorgt ist als 1901 bei Beginn der Hausse, so daß man nicht annähernd ähnliche Quantitäten Ivie August-Dcccmbcr 1901 ab- ucbmcu kann; 5) daß auch die Spcculation, durch die Verluste der letzten Saison vorsichtig geworden und thcilwcise beladen mit Termin- und disponibler Waarc, sich von größeren Ope rationen fernhaltcn dürfte. Wen» nun der Weltvorrath vom 1. Juli bis "1. Tecember 1901 eine Zunahme von ON auf ION Millionen Säcke er fahren hat, so muh man in 1902 den kleineren Brasilzufuhrcu mit 2N Millionen Rechnung tragen, aber davon die Minder ablieferungen in 1902 von IN» bis IN Millionen absctzcn, so daß wir auf 1902 mit einer Zunahm: von 2N Millionen recbncn müssen. Demnach würde der Wcltvorrath betragen (in Millionen Säcken): 31. Dcckmb r qk,ic>! Lcrt.'Mter gk.INI guli 1902 14'4 121/, 11N 1901 ION 8N ÜN 1900 7N ON 5N 1899 7N 7'/, 6N 1893 6N 6N VN Bei einer Brasilcrutc von ION bis 11 Millionen Säcken wird die voraussichtliche Production der Erde 15 bis 15N Millionen betragen, während der Consum der Jahre 1897/1902 etwa mit 14N bis 14N Millionen Säcken anznnchmen ist. Wir werden also unter allen Umständen von den sichtbaren Vorräthen nichts I verlieren bis Juli 1908 und daS Kaffeeiahr wieder mit 11N bis I 12 Millionen Säcken Vorrath schließen. Lin« Brasilernte von I 9N bis 10 Millionen genügt also vollständig, wie 1897/1898 und 1900/1901, wo bei Ernten von ION bis ION Millionen die Weltvorräthc sogar um 1 bis Ijj» Millionen Zunahmen. Tie Kaffeestatistik kann deshalb allein durch die Ernte von 1903/190-l wesentlich beeinflußt werden; nur um dem Handel und besonders der Spcculation die Kraft und den Muth zu geben, die Ricseuvorrälhe noch 1 bis IN Jahre weiter auf ihren Schultern zu tragen, bedürfen wir einer sehr kleinen Ernte von 6 bis 7 Millionen. Stünde eine Ernte von 8 bis 9 Millionen in Aussicht, so ist nicht viel geholfen; aber be kommen wir 10 bis 12 Millionen, so kann sich die Lage nur vcrschlechkcrn. Man soll sich also über die Lage des Kaffeemarktcs nickt täuschen und besonders nicht durch einige Sensationsberichte täujchen lassen. Ohne die Gewißheit einer späteren, sehr kleinen Ernte scheint heute eine stabile, dauernde Preissteigerung nicht möglich, und alle Manipulations- und Agitationsoersuche mit ephemeren Erfolgen werden stets an den Thatsachcn und den Gesetzen von Frage und Angebot scheitern. Lasse man deshalb doch den Tingen ihren Lauf und störe nicht den Handel in feinem ruhigen Getriebe. Derselbe wird bei den heutigen Verhältnissen bei uns nur mit billigen Preisen und durch billige Importe prosperireu, und alle Mani pulationen werden ihm Schaden zufügen. Auch eine künstliche Prcisdrückcrei hat keinen Zweck, da die ganze Lage nicht besser wird, wenn Preise auf 25 bis 23 bis 20 Pfg. gingen. Tas Interesse von Europa erheischt cs, von Brasilien die noch er warteten 6 bis 7 Millionen Säcke billig Ku erstehen, und man kann nur wünschen, daß dieses nicht vereitelt wird. In 3 bis 4 Monaten muß cs sich Herausstellen, wie groß die nächge Ernte zu werden verspricht, und damit beginnt eine neue Periode." Vermischtes. Leipzig, 19. September. *— Leipziger Eentral-Theatcr, Acticu-Gesellschast. Unter den Inseraten auf Seite ^94! werden die Actionärc ausgc- fordcrt, das Bczugsrecht auf 300 000 lE neue Aktien aus- zuübcn. Auf je 4000 alte Aktie kann eine neue Aktie von 1000 zum Ncnnwerthe bezogen werden. Das Bczugsrecht ist bei dessen Verlust innerhalb der Zeit vom 23. September bis 7. Oktober 1902 bei der Credit- und Spar-Bank in Leipzig auSzuübcn, und zwar unter sofortiger Zahlung des vollen Be zugspreises voit 1000 -ckt für die Actie. -tz Ehemnih, 19. September. Das Ministerium des Innern beabsichtigt den Erlaß von Vorschriften über den Umfang der Befugnisse und Verpflichtungen, sowie über den Geschäfts betrieb der Auktionatoren und hat die Behörden, Ge werbe k a m m e r n n. s. w. zur Aussprache veranlaßt. Tie hiesige Gcwerbctammcr beschäftigt sich heute mit dieser Sache. *— Zum Geschäftsgang in Glauchau-Meerane meldet man der von Theodor Martin hcrausgcgebencn „Leipziger Monat schrist für Textil-Jndustrie" u. Ä. Folgendes: Die bereits in unserem letzten Berichte dargelcgte allgemeine Geschäftslage unteres Bezirks hält auch heute noch an, und wenn auch keine dirccte Verschlechterung cingetretcn ist, so läßt sich leider ebenso wenig von einer ncnnenswerthcn Besserung berichten. Alles in Allein, soweit man jetzt die Sachlage bcurtheilen kann, entwickel: sich die Saison sehr langsam, und nur Stufe um Stufe kommen Ordres zur Vlazirung. ES fehlt der richtige flotte Zug im Geschäft, welcher die Einkäufer vor einem kleinen Risico nicht ziirückschreckcn läßt. Speciell seitens der Grossisten wird beim Einkauf außerordentlich große Reserve beobachtet, wodurch das Geschäft sehr erschwert wird und wodurch ferner die Ordres weniger umfangreich auSfallcn. An der Hand der Nachordrcs und auf Grund der cingegangcncn Ordres auf neue Sommer sachen hat ja der größte Theil unserer Fabrikation jetzt ganz leidlich zu thun, und es steht zu erwarten, daß hier nicht inner halb kurzer Zeit eine Wendung zum Ungünstigen eintritt. Ein Stillstehen einer gewissen Anzahl von Wcbstühlen läßt sich trotz des Vorhcrgcsagten nicht vermeiden, jedoch wird man dies nickt dircct als ungünstiges Zeichen der Geschäftslage bezeichnen können, zumal da ;a die Saison noch nicht zm Ende ist und noch tagtäglich Ordres cingehen. Allerdings wird man diesmal bei dem verhältnißmäßig schwachen Verlauf der Saison nicht er warten können, daß Beschäftigung in Hülle und Fülle vor handen sein wird. Immerhin ist aber alle Aussicht vorhanden, daß nach Eingang der ersten Nachordrcs die Beschäftigung als normal und zufriedenstellend zu bezeichnen sein wird. Tic HauS- weber und auch ein Theil der mechanischen Wcbstühle sind gegenwärtig damit beschäftigt, die auf die StammordrcS zu ticfcrndcu Rcisemustcr anzufertigen, um welche seitens der Grossisten sehr gedrängt wird. Neben den Reiscmustern giebt eS aber auch noch verschiedentlich für die Nachmusterung zu thun, wobei namentlich die Anfertigung von Stoffskizzcn und Qualitätscoupons in Frage kommt. Eonform dem Geschäfts gänge der Webereien, bewegt sich der Geschäftsgang in den Färbereien und Appreturanstalten. Hier kommen in erster Linie Farbpostcn für die Musterung und für neue Sommcr- Ivaarc in Frage, während dort die Fertigstellung und Ausrüstung von noch zu liefernden Winterstoffen und von Rcisemuster- couponS zur Zeit von größter Bedeutung ist. Tem weniger günstigen Geschäftsgänge in Grciz-Gera, Ronneburg u. s. w. entsprechend, haben die uiyfangrcichcn AusrüstungSordreS, welche von dort unseren großen Färbereien und AnSrüstnngS- ctablissements zuflosicn, eine wesentliche Einschränkung erfahren, IvaS auf den Geschäftsgang und Bcschäftigungsstand dieser Etablissements nicht ohne Einfluß bleiben kann, Die Spinne«
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