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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030805010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903080501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903080501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-08
- Tag1903-08-05
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5460 Deutsches Reich. /S. Berlin, 4. August. (Die Taktik der deut, scheu Flotte in französischem Lichte.) In „Le Mcht" stellt ein „Kerl>el1eue" zeichnender Fachmann Unlersuchungen über die Taktik verdeutschen Flotte an, und kommt, indem er von unserem Lchisfs- material, der Kenntnis unsereo Admiralslabes, von den von andern Flotten bevorzugten Schlachtordnungen, von den Arbeitsmethoden und dem Erfindungsgcist der Deutschen ausgeht, zu folgendem, von der „Marine- Nundschau" mitgeteilten Schluß: Da die möglichen Gegner Deutschlands wegen der Art, wie ihre Linien schisse bewehrt sind, die Kiellinie als Angrisssordnung wählen müssen, so ist der Kiel die klassische Ordnung, die die Deutschen ihnen entgegenstellen werden. Dazu eignen sich die deutschen Linienschiffe mit ihrer für Bug angriffe bestimmten Bewehrung wundervoll, und selbst in dom voraussichtlich folgenden Durcheinander werden sie wegen ihrer nach allen Leiten gleich starken Geschütz wirkung nichts zu fürchten haben. Die prächtig für den Kampf organisierte Linienschiffsslotte sei aber blind, sie besitze nicht genug und nicht genügend schnelle Kreuzer. Mit Ausnahme dieses Mangels sei die deutsche Flotte bewundernswert, die Gleichartig keit der Geschwader und Divisionen sei streng durch geführt, die Eigenart jedes Schiffes beruhe auf dem einen Grundsätze: Angriff bis zum äußersten durch Lchnell- ladegeschütze, Torpedos und, wenn notwendig, Sporn. „Deutschland verfügt über eine folgerichtige, gleichartige Flotte, und die Taktik dieser Flotte .... Was werden wir ihr entgegenstellen ?" Mit diesem Stoßseufzer schließt der Bersasser seine von eingehender Beschäftigung mit unserer Flotte zeugende Untersuchung. A Berlin, 4. August. Die polnischen Sokol» vereine wollen sich ihre Agitationsreisen zur Förde rung des Kampfes gegen das Deutschtum vom preußischen Staate bezahlen lassen! Das ist die neueste Erscheinung in der langen Reihe der beständig gesteigerten groß polnischen Ansprüche. Ter Berbandsturnwart eines Posener Lokolvereins hatte die Gewährung einer Preis ermäßigung auf Fahrkarten dritter Klasse von Posen nach Oswiecim, der nahe der oberschlesischen Grenze belegenen Station der Oberschlesischen Eisenbahn und der Kaiser Franz Ferüinand-Nordbahn lTroppau-Oderberg- Dzieditz-Oswieeim-Krakau), und zwar für mindestens 40 von Posen nach Lemberg fahrende Personen, bean tragt, die an dem dort abgehaltenen polnischen National tage teilnehmen wollten. Die Königliche Eisenbahn direktion Posen gab den Bescheid, daß dem An träge nicht entsprochen werden könne. „Selbst verständlich", so wird in der Juli-Nummer des „Sokol" erzählt, „depeschierten wir nun an den Minister Herrn Budde! Dieser antwortete telegraphisch: „Abänderung von Direktion pflichtgemäß getroffener Entscheidung nicht angängig. Arbeitsminister." Und das genannte Blatt fügt hinzu: „Aus der Antwort des Herrn Minister, daß die Posener Direktion die Fahr preisermäßigung pflichtgemäß versagt habe, geht hervor, daß er die Eisenbahndirektionen beauftragt habe, entweder auf gröbere Gewinne bedacht zu sein, oder aber die Polen zurückzusetzen. Unsere Abgeordneten von Chrzanowski und Chlapowski, welche die Depesche an den Minister ebenfalls unterzeichnet haben, werden bei der Beratung des Eisenbahnetats Gelegenheit haben, diese Sache zu erforschen. Vorläufig lasset uns 5 zuzahlen und nach Lemberg fahren!" — Zu einer Kundgebung, die offenbar zur Verherrlichung der groß polnischen Sache in Scene gesetzt wurde, sollte also die preußische Eisenbahnverwaltung ihre Unterstützung durch Gewährung einer Fahrpreisermäßi gung für die Teilnehmer des Lemberger Nationaltages hergeben! Man wird es überall in Deutschland freudig begrüßen, daß die zuständigen behördlichen Stellen diesem Uebermaß der großpolnischen Ansprüche entgegentreten und von dem Standpunkte, daß die amtlichen Stellen in erster Linie zum Schutze des Deutschtums berufen sind, pflichtgemäß ihre Entscheidungen treffen, wie dies das Antwortstelegramm des Ministers der öffentlichen Arbeiten ausdrücklich anerkennt. Solange gewisse Kreise der polnischsprechenden Bevölkerung ihrer Agitation gegen das Deutschtum treu bleiben, können sie keinerlei Entgegenkommen von deutscher Seite erwarten, und wenn die genannten Abgeordneten die Angelegenheit bei Beratung des Eisenbahnetats zur Sprache bringen sollten, wird man ihnen von deutscher Seite die Antwort nicht schuldig bleiben. * Berlin, 4. August. (Das Beschlagnahm er echt und die Schweigepflicht der Aerzte.) Gegen die Beschlag, nahmung des Journals eines ArzteS durch den Richter an- läßlich der Verhandlung des Wablkrawalles in Laurahütte wendet sich l)r. A. Moll in der Berliner Aerzte-Korrespon- denz. Er führt unter anderem dort aus: „Die jetzige Strafprozeßordnung geht in der Zulässigkeit der Beschlagnahme schon im allgemeinen sehr weit. Wenn eS aber sogar Vorkommen kann, daß daL Kiankenjournal eines nicht verdächtigen Arztes beschlagnahmt wird, so ist dies nun- destens ein Bewtts dafür, daß Las Gesetz zu weit geht oder nicht ganz eindeutig ist. Wir werden deshalb darauf halten müssen, daß bei der Revision der Strafprozeßordnung auch der 8 97 mitrevidiert werde. Wir Aerzte dürfen eS unter keinen Umständen zulasjen, daß das Recht unserer Klienten auf unsere Verichwiegenheit durch irgend welche gerichtliche Maßnahmen illusorisch gemacht werde. Was gestern dem vr. S. in Ober» schlrsien begegnete, kann heute oder morgen jeder von uns er leben. Das Vertrauen unserer Klienten muß aus das aller- schwerste erschüttert werden, wenn ein Richter, um Adressen von Verdächtigen festzustellen, das Krankenjourual des Arztes beschlag nahmen läßt. Abgesehen von der Revision der Strafprozeßorduung ist es bereits jetzt unsere Pflicht, laut und vernehmlich die Juristen, besonders Richter und Staatsanwälte, unsere Auffassung von der Schweigepflicht des Arztes wissen zu lasten." (D Berliu, 4. August. (Telegramm.) Tie inter nationale Sanieren; für Fuukentelegraphte trat heute Mittag zusammen. Veitie'en sind: Deutschland, England, Frankreich, Italien, Oesterreich-Ungarn, Ruß land, Spanien und Amerika, insgesamt durch etwa 40 Herren. Staatssekretär Krätke begrüßte die Teil- nebmer und wies dann daraus bin, daß die Funken- telegraphie trotz ihrer Mängel schnell eine hohe Be- deutung für den Verkehr der Seeschiffe untereinander mit der Küste erlangt bade. Da« sei da« Ergebnis der gemeinsamen Geistesarbeit von Männern aus fast allen der in der Konferenz vertretenen Ländern. Das neue Verkehrsmittel möge sich unter Beiseitesetzung aller Soneerinteressen zum gemeinsamen Wohle der seefahrenden Völker entwickeln. Dies könne nur durch daS einmütige Zusammenwirken dieser Staaten erreicht werden. — Unterstaatssekretär Sykow führt den Vorsitz. Die Konferenz trat in die Erörterung der deutschen Vor- schläge für eine internationale Regelung der Funken- telegraphie ei». 8. Berlin, 4. August. (Privattelegramm.) Die beute hier zusammcngetretene internationale Konferenz für drahtlose Telegraphie hat den Zweck, Fühlung zwischen den beteiligte« Staaten für eine gesetzliche Regelung der Tele- grapkie ohne Draht zu gewinnen. Die Fnnkentelegraplie, die bereits die Ozeane überbrückt, zeitigt ihrer Natur nach internationale Beziehungen. E« ist da« Verdienst de« Deut- schen Reiche«, den Anstoß zu einer gesetzlichen Behandlung der neuen Einrichtung gegeben zu haben. Die Konferenz bat übrigen« lediglich den Zweck einer Vorbesprechung. Bin dend« Abmachungen werden nicht getroffen, die Frage soll vielmehr geklärt und für weitere Verhandlungen der Boden geschaffen werden. (Na,.-Zig.) (D Berlin, 4. August. (Telegramm.) Die „Nordd. Allg. Zig." schreibt: Nach Mitteilungen de« Oberpräsidenteu Delbrück sind in der Provinz Westprcnften durch da« Hoch wasser der Weichsel nennensweile Schäden an Teichen und Gebäuden nicht herbeigesührt worden und keine Verluste an Vieh entstanden. Dagegen sind einzelne an der Weichsel gelegene Niederungsgebiete in ter Ernte schwer geschädigt worden. Der Oberpräsident erbat für die erste Hn lseleislung 50 000 Die Summe wurde ihm, vorbehalt lich der nachträglichen Zustimmung de« Landtage«, zur Ver fügung gestellt. — Zu dem Gerüchte von einem anarchistischen Attentat auf den Kaiser bringt die „Altpr. Ztg." au« Elbing folgende Mitteilung: „An drin Gerüchte, wonach vier Anarchisten Amerika verlassen haben mit der Absicht, Kaiser Wilhelm aus der Nordlandfahrt zu ermorden, scheint doch etwa- Wahres zu sein. Als die Anarchisten ihren Zweck io Norwegen vereitelt sahen, begaben sie sich über Berlin nach Elbing bezw. Cadinen, um ein Attentat auf die Kaiserin auszuführen. Die Elbinger Polizei war von der Berliner Kriminalpolizei von dem Plane benachrichtigt worden. Außer dem in Cadinen stationierten Kriminalwachtmeister und den Kriminal schutzleuten weilt auch in unserer Stadt noch eia Kriminalkommissar aus Berlin. Die nötigen Vorsichtsmaßregeln sind allenthalben getroffen." Ernste Berliner Blätter, die unterrichtet seiu könnten, glauben nicht an die Meldung. — Prinz Leopold von Bayern erhielt auch Heuer eine Einladung des Kaiser« zur Teilnahme an den Kaisermanöver n. Prinz Leopold wird der Einladung Folge leisten. — Prinz Adalbert von Preußen ist von Cadinen nach Kiel zurückgekebrt und hat wieder seinen Dienst auf dcm Artillerieschulschiff „MarS" angetreten. — Zu dem 18. Kongreß Deutscher Baugewerks meister, der vom 6. bis 8. September abgehalteu werden soll, ist in der letzten Sitzung de« geschäftSführenden Ausschusses in Berlin die Tagesordnung bestimmt worden. Verhandelt soll u. a. über folgende Gegenstände werden: 1. Beseitigung der strengen Formvorschriften für Grundstücks- erwerbsverträge. 2. Milderung der Haftung des Werkmeisters für die Leistungen und Verfehlungen seiner Gewerbegehülsen. 3. An erkennung der Tätlichkeiten gegen Mitarbeiter als kündiguvgsloser Entlassungsgrund. «.Errichtung von Bauschöffenämtera zwecks Ab urteilung der Straffälle in Bausachen. 5. Schutz der Arbeits willigen gegen Vergewaltigung durch Ausständige. 6. BaugewerkS- schulen. 7. Einführung der obligatorischen Gesellenprüfung und obligatorische Einführung von Arbeitsbüchern. 8. Errichtung von Arbeitsnachweisen und Einführung von ArbeitSzeugnissen. 9. Bericht über den Stand der Neuregelung des Submiffionswejens. Von dem Bunde der Bau-, Maurer- uud Zimmermeister in Berlin wird die Ausstellung einheitlicher Grundsätze zur Regelung des Lehr lingswesens im deutschen Baugewerbe verlangt. Die Bau-Jnnuug in Königsberg beantragt, die Versammlung wolle die Regierung er suchen, daß ähnlich wie bei den Handelskammern ein Handels- gericht für Baustreitigkriten eingerichtet werde. — Der Männergesaagvrrein „Polyhymnia" aus Köln brachte am Sonntag Mittag auf Norderney dem Reichskanzler Grasen v. Bülow uud dessen Gemahlin ein Ständchen. Der Präsident Kaufmann Marx hielt daraus eine Ansprache an den Reichskanzler. Dieser erwiderte in herzlichen Worten, ließ sich durch den Konsul Schäfer deu Präsidenten und die Herren des Vorstandes, sowie deu Dirigenten Musikdirektor Pielken vorslellen und unterhielt sich mit jedem einzelnen. Dem Dirigenten überreichte Graf Bülow sein Bildnis mit einer Widmung für die Polyhymnia. Die Leistungen des Kölner Gesangvereins, der auch noch mehrere Konzerte aus Norderney gab, erzielten nach der „Köln. Ztg." einen großen Erfolg. — Hier angekommen ist der deutsche Botschafter in Paris Fürst Radolin aus seiner Reise nach seinem Schlosse in Jarotschin. (-) Cadinen, 4. August. (Telegramm.) Die Kaiserin nahm am Sonntag, 2. d. M., bei Kabinen eine Huldigung des KreiS-Kriegerverbande« Elbing entgegen und war sodann mit den Prinzen und der Prinzessin bei einer gleichzeitig veranstalteten Krankenträger- uud Wasser- Wehr-Uebung der freiwilligen Sanitätskolonuen des Kreis vereins vom Rothen Kreuz Elbing anwesend. * Aus der Ostmark. Der Kreiskrtegeroer» band in Kosel, Oberschlesien, hat, wie das dortige Lokalblatt berichtet, beschlossen, gegen das Ein dringen des Großpolentu ms mit allem Nach druck sich zu wehren. Der Berbandsvorstand hat durch Rundschreiben die Vereine ersucht, alle Kameraden aus zuschließen, die durch Halten der im Kreise seit dem 1. April erscheinenden großpolnischen Zeitung die gegne rische Agitation unterstützen. Damit aber sei die Tätig keit des Verbandes noch nicht erschöpft. Da der Feind immer weitere Streitkräfte, wie: polnische Buchhandlung und polnische Bank ins Treffen führe, müßten auch die Verbandskameraden ihre volle Kraft und Wachsamkeit an wenden, um den Angriff der Großpolen zu parieren. Die am 14. Juli in Kosel gegründete polnische Bank sei ganz und gar nicht einem Bedürfnis entsprungen, sondern lediglich als ein neues Agitattonsmittel der großpolni- schen Bewegung anzusehcn, dem vom Verbände mit aller Energie entgegengetreten werden müsse. Die Dele giertenversammlung des Kriegerverbandes beschloß da her einstimmig, daß Kriegervereinsmitglieder, die der polnischen Bank beitreten und dadurch die Kampfmittel der Feinde des Kriegcrvereinswescns stärken, aus den Vereinen unweigerlich auszuschließen seien, wenn sie darausbezüglichen Vorstellungen seitens der Vorstände nicht Gehör gäben. * Essen, 3. August. Dem sozialdemokrattscben alten Berqaibeiterverbande schloffen sich in den letzten beiden Monaten 13000 neue Mitglieder an. —r. Ruhla, 4. August. Die Einiqungsverhandlungen zwischen der Firma Gebr. Thiel und ihren Arbeitern haben sich zerschlagen. Bon der Firma waren 80 Arbeitern gekündigt worden; jetzt haben noch 50 Arbeiter selbst gekündigt. * Stuttgart,3.August. Diewürttembergischen National sozialen werden am 16. August hier eine Zusammenkunft ab halten, um zu der Frage ihrer Verschmelzung mit der Frei sinnigen Bereinigung Stellung zu nehmen. * München, 3. August. Graf Dumoulin-Eckart, der allzu- schneidige Parteigänger der Münchner Liberalen, der seinerzeit durch seinen heftigen Angriff auf den bayerischen Nationalheiligen Tilly von sich reden machte, bringt seine Freunde in eine kleine Verlegenheit durch eine an sich gut gemeinte, aber wenig politische Rede, die er kürzlich al« alte, Korpsphlüster und zugleich in seiner Eigenschaft al« Hochschullehrer gelegentlich de« hundert- jährigen Jubiläums der Münchener „Suevia" hielt. Der streitbar, Graf «rat aus« enllchiedenste für die alten guten Studrn- tensitten, den Pauk- und Kneip-Komment rin. Aber mancher alte Student wird, lo sehr er sich im Innersten als bierehrlicher Bursch fühlen mag, die enthusiastische Art, mit der Dumoulin hier, nolobene ohne all« Einschränkung, da« studentische Wesen verteidigte, eia wenig deplaziert gesunden haben. Gerade «ine Großstadt-Universität Wi« München, wo außerdem do- jünger, künstlerische E emeat sehr stark mitbrstimmend auf di, Leben«, fübrunq auch der „Musensödne" einwirkt, ist al« Verteidigung«, punkt für di« alte Burschenherllichkeit nicht eben geschickt gewählt. Solch blinder Eifer schadet der besten Sache, und wer den Schaden Hot, braucht, wie di« gegnerische Preffe zeigt, für billigen Spott vichr z» sorgen. (Verl. N N- Oesterreich-Ungar«. Die Bestechungen. * Pest, 4. August. Vor der parlamentarischen Unter- suchungSkommission bestätigte heute Graf Julius Au dra ssy alles, was der Ministerpräsident Graf Khueu Hedevary gestern über das Bekenntnis des Grafen Szapaly auSgcsagt hat, und erklärte, er habe als Augen zeuge die feste Uederzeugung, daß der Ministerpräsident keine Ahnung von der Bestechungsangelegenheit batte. Auf die Frage, warum der Ministerpräsident nicht sofort im Parlament erklärt habe, daß er der Angelegenheit fernstehe, aniwoitele Andrassy: „Der Ministerpräsident erhielt erst nach Schluß der Sitzung das Schreiben Szapaiys und konnte daher im Abgeordnetenhause nicht mehr darüber berichten." Frankreich. Unruhen. * Larient (Dep. Morbihan), 4. August. (Telegramm.) Wegen der Verurteilung eines der Ausständigen in Hennebont zu drei Monaten Gefängnis sammelte sich gestern vor dem GerichtSgebäude eine große Volksmenge an, in der sich viele Arsenalarbeiter befanden, beschimpfte die Richter und Gendarmen, sang revolutionäre Lieder und zer trümmerte eine Anzahl Fensterscheiben. Zwei Mal versuchte die Menge, das Tor zu sprengen und in daS GerichtSgebäude einzudringen. Erst um 10 Uhr abends gelang eS Kavallerie- und Artillerie-Mannschaften, die Menge zu vertreiben, sodaß die Rickter heimkehren konnten. Die Unruhen dauerten die ganze Nacht fort. Italien. Die Papftwahl. * Rom, 4. August. (Ergänzt.) Gegen 11'/« Uhr erschien auf dem PeierSplatze eine starke Truppenabteilong. Auf der äußeren Loggia der Peterskirche entsteht Bewegung. Um 11 Uhr 50 Min. treten mehrere Arbeiter hervor und hängen einen großen Teppich über die Basilika. Die Meng« auf dem Platze befindet sich in höchster Erregung. Auf der Loggia erscheint ein großes Kreuz. Di« Truppen präsentieren. Kardinal Macchi mit violetter Sutane und roter Mozzetta, umringt von Zeremonieren, tritt hervor und verkündet mit lauter Stimme, daß Sarto zum Papste gewählt ist. Die Menge bricht in Jubelrufe auS. Macchi gibt mit der Hand ein Zeichen, damit die Menge schweige und verkündet, daß Sarto den Namen Pius X. angenommen habe. Die Menge bricht darauf in eine Beifallskundgebung aus. Macchi zog sich darauf zurück. Die Menge auf dem Petersplatze wird immer größer. Wagen und Trambahnen treffen in großen Zügen eia. Der Papst PiuS X., angetan mit dem päpstlichen Gewände, zeigte sich in der inneren Loggia der Peterskirche und segnete die Menge, die in begeisterte Jubelrufe ausbrach. Alle Kirchcnglocken läuten. Ein Teil der Menge, der der Ansicht war, daß die Segnung erst heute abend stattfand, hatte sich bereits entfernt. Sogleich, nachdem dem Volke die Papslwahl verkündet war, machte der Sekretär des Konklave dem an einem der Drehbretter harrenden Koaklavemarschall amtliche Mitteilung von der Papstwahl und gab bekannt, daß das Konklave um 4 Uhr geöffnet und der Koaklavemarschall als Erster zum Fußkuß beim Papste zugelasien werden solle. Das Innere des vatikanischen Palastes, dessen Eingänge sorgfältig bewacht werden, zeigte bald eine lebhafte Bewegung. Kurz nach 12 Uhr sah die in andächtiger Spannung in der Peterskirche harrende Menge, wie der Papst in weißer Sutane, rotem Urberhang und roter Stola auf der inneren Loggia der Kirche erschien. Eia Kreuzträgrr schritt voran; Kar dinale und andere Würdenträger begleiteten ibn. Nach den vor- geschriebenen Gebeten segnete der Papst die Menge. Ein gewaltiger Jubel und begeisterte Hochrufe erfüllten die riesigen Gewölbe der Kirche. Der Papst zog sich alsbald zurück. Die lebhaft erregte Menge verließ langsam die Basilika, indem sie den Platz davor und die ganze Umgebung mit gewaltigem Leben erfüllte. Menschen und Wagen drängen sich unaufhörlich. Die Glocken von Sanct Peter und allen anderen Kirchen RomS erklingen in festlichem Geläute. — AIS bei der heute vormittag vorgenommenen Abstimmung im Konklave die Prüfung der Stimmzettel ergab, daß Kardinal Sarto gewählt war, ordnete der Dekan des Kollegiums sogleich alle Zeremonien an, um den Papst in seine Würde einzusetzen. Die Häupter der drei Kardinalordnungen traten vor dem Sitz des Papstes und der Dekan fragte: „Lceeptwsns eleotiooem in sumwuw xontiüeem?" Der Neugewählte erwiderte, daß er einer so hohen Würde unwert sei, aber da es Gott gefallen habe, die Stimmen des Kollegiums auf ihn zu lenken, so beuge er sich seinem Willen uud vertraue auf seine Hilfe. Sodann fragte der Dekan: „tzuomoäo vis voeari?" Der Papst antwortete: „kius äeeimus". Sodann wurden die Baldachine von den Sitzen der Kardinäle, ausgenommen den des Papste«, entfernt und alle Kardinäle knieten vor dem Papste nieder, der sie zum ersten Male segnet». Der apostolische Prvtonotar nahm über die Annahme der Wahl eine Urkunde auf. Ter Papst vertauschte in der kleinen Sakristei der Sixtinischen Kapelle sein Kardinalkleid mit den päpstlichen Gewändern und ließ sich, in die Kapelle zurück gekehrt, in der aus der Staffel des Altares stehenden secliu gestatoria nieder, wo er die erste Adoratiou, die erste Huldigung des heiligen Kollegiums empfing. Jeder Kardinal kniete nieder, küßte dem Papste Fuß und Hand, erhob sich und küßte ihm beide Wangen, worauf er vom Papste Umarmung und Friedenskuß empfing. Danach ließ der Papst sämtliche Konklavisten zum Fuß- koß zu und begab sich aus die innere Loggia der Peterskirche, um daS Volk zu segnen. * Rom, 4. August. (Telegramm.) Der Papst PiuS X. genießt den Rus großer Geschicklichkeit und Festigkeit. Die Ernennung SartoS zum Patriarchen Venedigs führte seinerzeit zu lange währenden Streitigkeiten über die Frage, ob das Patriarchat Venedig unter dem Patronat de« Königs von Italien stehe oder nicht. Sarto beteiligte sich rege an dem öffentlichen Leben Venedigs und der ganzen Provinz. Unter seinen Auspizien bildete sich dort eine Liga, die in der ge ¬ mäßigten Partei in der Stadt und in der Provinz und in der klerikalen Partei Anhänger gewonnen hatte. Diese Liga gewann schließlich die Oberhand und maßgebenden Einfluß im Stadtrat uud Provinzialrat. Die Liga war auch im letzten Jahre siegreich. Ihre Anhänger bereiteten Sarto bei seiner Abreise vor dem Patriarchat eine Huldigung und ebenso iu dem Augenblicke seiner Abreise nach Rom. Er sagte indessen, er rechne nicht darauf, zum Papst gewählt zu werden und nahm deshalb ein Retourbillett. (II) Der neue Papst besucht« vor «iuigeu Jahren bei einem Aufenthalte de« König« Humbert und der Königin Mar gherita iu Venedig da« König-Paar in feierlicher Weise. Im vergangenen Jahre besuchte er das jetzige Künigspaar. Der bisherige Kardinal Sarto hat die Gewohnheit, ein in Venedig unter dem Namen Tresettr bekannte« Spiel zu spielen. Da zu diesem Spiele vier Teilnehmer gehören, zog der Kardinal stet- einige von den italienischen Ortsbehörden zu dem Spiele hinzu. Mit Vorliebe spricht der neue Papst da« vruezianische Idiom und spricht es lieber, al« dl« italienische Sprach». Bei der Feier der Grundsteinlegung de- neue» Glockentunn« San Marco ist Kardinal Sarto mit dem Grafen von Turin zusammengrtroffeu. XinrßenmekI 4i Vie Xinkiit'giüeiffen II ffspvoi'i'sgsnck vorrügiick banskrf dei Lleicken sn visi-rkos rlörung. ste. versickert die Sächsische Btch-BerficherungS- Bank auch „gegen dauernde Einbuße am K ROR TRO Gebrauchswerthe". Nähere-u. 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Die jetzt teilweise Auffüllung der Kai serin Augustastraße wegen der Kanalisation konnte mit wenig Kosten weiterbetrieben werden, zumal da genug Neubauten im Entstehen begriffen sind, die ihr Füllmaterial nach Schleußig fahren müssen und dasselbe hier verwenden könnten, unD zwar sowohl zur Auffüllung der Kaiserin Augustastrahe als auch zur Beseitigung der in der Nähe liegenden sumpfigen Waldstellen, womit ja auch bereits ein dankenswerter Anfang vor Jahres frist gemacht worden ist. Mit dem Anschluß eines Promenaden wegs der Kaiserin Augustastrahe an den Connewitzer Wald würde gleichzeitig die schöne Kaiser Wilhelm- und Kronprinz straße eine fortlaufende Promenade bis zum Wald bilden und dies wäre mit verhältnismäßig geringen Kosten zu erreichen. (Eingesandt.)! An der Westseite des Südviertels zieht sich der schöne Connewitzer Wald hin mit der herrlichen Linie und den vielen wohlgepflegten schattigen Waldwegen, eine wahre Erholungs stätte für alle, welche die ausgezeichnet im stände gehaltenen Waldungen zu schätzen wissen. Ein recht fühlbarer Uebelstand namentlich bei der ungünstigeren Jahreszeit ist die mangel hafte Verbindung des Südviertels mit dem Wald. Von der langen Wegestrecke zwischen Mahlmannstrahe und der Toburger Chaussee in Connewitz ist nur ein jetzt einigermaßen leidlich passierbarer Fußweg, an die verlängerte Kronprinzslraße an schließend, vorhanden. Der Rat der Stadt hat durch dre gro ßen Staatsbauten gewaltig zur Hebung des Südviertels bei getragen und wird gewiß Sorge tragen, daß die Südftraße einige angenehme direkte schattige Verbindungswege mit dem Conne witzer Walde erhält. Es würde vielleicht pr Promenade der Kaiserin Augustastraße schon Walde zu führen, es vergehen bis 10 Jahre, eh Tpanien. * Madrid, 4. August. (Telegramm.) Ministerpräsident Villaverde erklärte einem Berichterstatter gegenüber, daß er mit dem spanischen Botschafter in Pari« lediglich die Frage der Handelsverträge ecörlert, sich dagegen keines wegs mit Bündnisplänen beichäftigt habe. Großbritannien. * London, 4. August. In den Wandelgängeu de« Unter hauses war gestern Abend da« Gerücht im Umlauf, daß der Herzog vvn Deconshire und seine Anhänger im Kabinett die Oberhand erlangt haben und Chamberlains Plan vom Kabinett verworfen worden sei. Von Zöllen auf Nahrungsmittel und Rohstoffe sei nicht mehr die Rebe. Sie würden höchstens zur Erlangung einer wirksamen Waffe sür die Unterhandlungen mit dem Auslande ein Punkt im Pro gramm der Regierung bleiben, aber der Zollverein-plan ist tot und die Torypartei wieder einig. (Voss. Ztg.) Aste«. * Simla, 4. August. (Reuter« Bureau.) Bizekönig Curzon von Indien teilte in dem gesetzgebenden Rate mit, daß er das Angebot der Regierung, seine Amtszeit zu verlängern, annehme. Haus geliefert. Reiche Muster auswahl umgehend. 8ei«Ieii-Mlik fleimeberx, Mied. Tageskalender. Telephon - Anschluß: Expedition des Leipziger Tageblattes . . . , . Nr. 222 Redaktion des Leipziger Tageblattes - 153 Buchdruckerei des Leipziger Tageblattes (E. Polz) . - 1173 Filiale Alfred Hahn vorm. Otto KlemmS Sortiment, Universitätsstrahe 3 - 4046 Filiale Louis Lösche, Katharinenstraße 14 . , . - 2935 - - - Könrgsplatz 7 - 7505 Dresden. Haupt-Filiale: Marienstraße 34 . . . I. - 1713 Berlin. Haupt-Filiale: Carl Duncker, Herzog!. Bayr. Hofbuchhandlung, Lützowstraße 10 . . . . VI. - 4603 Der Berkehrs-Berein Leipzig» Städtisches Kaufhaus, erteilt unentgeltlich Auskunft über Leipzigs Verkehrs- und Aufent halts - Verhältnisse, Gasthöfe, Wohnungen, Kunst- und Bildungsanstalten, Vergnügungen und Reiscgelegenheiten. Auskunftsstelle der Königlich Sächsischen Staatöeisenbahnen in Leipzig (Grimmaische Straße 2, Telephon Nr.3972), und die Auskunftsstelle der König!. Preuß. Staatseisenbahnverwaltung (Brühl 75 u. 77, Kreditanstalt, Part, im Laden), Telephon 3952, beide geöffnet an Wochent. v. 8 Uhr vorm. ununter brochen bis 6 Uhr nachm., Sonn- und Festtags 10H—12 Uhr vorm., geben unentgeltlich Auskunft a. im Per sonenverkehr über Ankunft und Abgang der Züge, Zug anschlüsse, Reiserouten, Billettpreise, Reiscerleichterunden, Fahrpreisermäßigungen re., b. im Güterverkehr über allaem. Transportbedingungen, Frachtsätze, Kartierungen rc. Fundbnrea« der König!. Siichs. Staatseisenbahnen (Linien Leip zig-Hof, Leipzig-Chemnitz, Leipzig-Meuselwitz und Leip- zig-Eger), Bayer. Platz 2, Part. (Bayer. Bahnh., Abgangs- selte, 1. Geb.) in der Königl. Bahnhofsinspettion. Geöffnet: An Wochentagen von 7 Uhr vorm. bis 7 Uhr nachm. An Sonn- und Festtagen von 8 Uhr vorm. bis 6 Uhr nachm. Auskunftöstelle für SeeschiffahrtS- nnd Reise-Verkehr. Relief- Weltkarte der Hamb. Reedereien: R. Jaeger, Augustus- plah 2. Unentgelt. Auskunftsert.: Wochent. v-12 u. 3-6 Uhr. Hauptmeldeamt des BezirkS-KommandoS Leipzig, Nikolaikirch- hof 2, l. Stock, Zimmer 1. Meldest.: Wochent. S—1, Sonn tags 11—12. An den hohen Festtagen, sow. an d. Geburts tagen d. Kaisers u. Königs bleibt das Haupttneldeamt geschl. Stadt-Steuer-Einnahme. Geschäftszeit: 8 Uhr vormittags bi« 1 Uhr nachmittags und 3 bis 6 Uhr nachmittags. Tie Steuerkaffen sind für das Publikum geöffnet von 8 Uhr vor mittags biS 1 Uhr nachmittags und 3 bis 4 Uhr nachmittags. Städtisches LeihhanS, Nordstraße 2. ErpeditionSzeit: an jedem Werktag von früh 8 Uhr ununterbrochen bis nachmittags 3 Uhr, während der Auktion nur bis 2 Uhr. Eingang: für Pfandvcrsatz uud teilweise Versätze rneueruna (sogenannte Herausnahme) gegenüber dem neuen Börsengebäude, für Ein lösung und Versatzerneuerung (sogenannte Verlängerung) von der Nordstraße. Städtische Sparkasse Leipzig I„ Nordstraße 2, Eingang von der > Promenadenseite, parterre rechts, und
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