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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190308090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19030809
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19030809
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-08
- Tag1903-08-09
- Monat1903-08
- Jahr1903
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1903
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Bezugs «Preis irr der Hauptexpedtlton oder deren Ausgabe stellen abgeholt: vierteljährlich S.—, bet zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus 8.75. Durch di« Post bezogen für Deutsch- land u. Oesterreich vierteljährlich ^l 4.50, für di« übrigen Länder laut Zeitungspreisliste. Redaktion und Erpeditio«: JohanniSgaffe 8. Fernsprecher Id3 und 222 Alfred Hahn, Buchhaadlg„ Universitütsstr.S, L. Lösche, Kathartueustr. 14, u. KöutgSpl. 7. Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 84. Fernsprecher Amt l Nr. 1718. Haupt-Filiale Serlin: Earl Duncker, Herzgl. Bayr. Hofbuchhandlg^ Lützowstraße 10. Fernsprecher Amt VI Nr. 4808. KiWgrr TllgMatt Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates nnd -es Nolizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Nr. W. Sonntag den 9. August 1903. Anzeigen «PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 2S Reklamen unter dem Redaktionsstrich (4 gespalten) 75 vor den Familiennach- richten (S gespalten) 50 L,. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgea-AuSgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung ^il 70.—. ^nnahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von srüh 8 bi» abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 97. Jahrgang. Aus der Woche. Wenn die Unlerführer und die Mannschaften Zwietracht oder Unzufriedenheit zeigen, so führt ein Feldherr, der seiner Autorität nicht viel zutraut, seine Truppen gegen den Feind. Die sozialdemokratischen Generäle liegen einander seit Wochen in den Haaren. Bebel muß sich mit den „Genossen" Bernstein und Vollmar gehörig herumärgern. Dabei soll aber beim Dres dener Parteitage die Partei doch geschlossen und einig vor aller Welt auftreten. In dieser Not dachte sich der Berliner Wohlfahrtsausschuß einen neuen Coup gegen die bürgerlichen Politiker aller Parteien auS. Sie wurden einer Ver schwörung gegen das Volk beschuldigt, und zwar mit so lautem Geschrei, daß man darüber von der doktrinären DiSkuision über die Präsidentschaftsfrage nichts mehr hörte. Auf diesem Wege sind die „Enthüllungen" des „Vorwärts" über das Attentat gegen das Reichstags Wahlrecht entstanden. Wir müssen gestehen, seit langem etwa-so Läppi'cheS nicht erlebt zu baden. Auf den Schreibtischen der meisten Redaktionen lagen seit Wochen unverlangt eingcsandte Artikel eines in dem nieder bayerischen Städtchen Deggendorf lebenden vr. GicSbrecht, von dem die Welt bisher ebenso wenig mußte, wie Elsa von dem noch nicht „geschwanten" Lohengrin. Dieser, wie es scheint, recht betriebsame Schrift steller gedachte die aller Orten hervorgetreteiien Antipathien gegen das geltende Reichstagswahlrecht zu konzentrieren zu gemeinsamer Aktion für dessen Abschaffung. WaS ist daran Besonderes? DaS sozialdemokratische Hauptorgan stempelte die Liste der großindustriellen Gesinnungsgenossen deö Herrn Giesebrecht förmlich zur Proskriptionsliste deS Volks- Verrates. Es wurde der Anschein zu erwecken gesucht, als sei die Gegnerschaft gegen die allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wabl etwas Neues. Dabei ist in den letzten Jahren kein Thema so vielfach be sprochen worden wie gerade die mit Händen zu greifenden Nachteile dieses Rechtes. Ader ebenso haben die Organe der verbündeten Regierungen sowohl wie der meisten Parteien übereinstimmend den Gedanken abgewiesen, als könne jetzt nachträglich eine Beschränkung des Wahlrechtes vor genommen werden. Aber nehmen wir einmal an, Or. Giese brecht habe wirklich eine neue Aktion gegen das den Sozial demokraten so teure Wahlrecht unternommen. Lassen wir ferner gelten, daß die Gegnerschaft gegen dasselbe erheblich gewachsen sei an Zahl, Bedeutung und Machtmitteln. Wer wollte dann behaupten, daß darin auch nur der Schatten eines Volksverrates zu erblicken sei! Eine Verfassung ist ein voli ws tangere nur in dem Sinne, daß sich nach ihr jeder mann zu richten hat, so lange sie besteht. Anträge aber auf Aenderung der Verfassung sind nicht nur nicht vvka», sie sind vielmehr die Voraussetzung deS politischen Fortschrittes. Ebenso wie in Baden und Bayern, demnächst hoffentlich auch bei uns in Sachsen, konkrete Vorschläge auf Erweiterung de- Landtagswahlrechtes vorliegen, hat jeder Politiker da- Recht, für die ihm geboten scheinende Abänderung des Reichs- tagSwahlrechteS zu werben. Die Hauptdevise, mit der sich die Sozialdemokratie in den preußischen Wahlkampf stürzt, ist ja gerade der Ansturm gegen das geltende Landtags wahlrecht. Wir können unS aber nicht erinnern, irgendwo von eioer sozialdemokratischen „Verschwörung" gegen daS preußische Wahlrecht Andeutungen gelesen zu haben. Die Hintermänner des „Vorwärts" haben sich inzwischen überzeugen können, daß der VerschwörungS-Ruf deS Herrn Giesebrecht kaum irgendwo ein kräftigeres Echo geweckt hat. Die Alarmrufe sind verhallt, ohne daS NeichStagS- wahlrecht zu gefährden, das von den Regierungen und den Parteien vorläufig wirklich nichts zu fürchten bat. Unterdessen schreien die „Genossen" weiter gegen daS preußische Landtags- Wahlrecht, daS ihnen bisher den Eintritt in die preußische Volks vertretung verwehrt. Sie erleben dabei den Kummer, daß der Freisinn, auf den sie so große Hoffnungen aufgebaut hatten, noch gar keine Miene macht, ihnen zu preußischen LandtagSmandaten zu verhelfen. Daher ist auch der ersten eine zweite ProskripiionSliste gefolgt, nämlich derjenigen Wahl kreise, die vom Freisinn „der Reaktion ausgeliefert" worden sind. Man rechnet da dem Leser vor, daß statt der 81 etwa 128 Mandate den Sozialdemokraten zugefallen wären, wenn der Freisinn sich bei Zeiten auf die Pflicht besonnen hätte, sein« Schaarrn für die „Genossen" inS Feld zu führen. Wie aber lautet der Inhalt aller derjenigen „VorwärtS"-Artikel die sich auf die Stellung zu den Freisinnigen bei den preu ßischen LandtagSwablen beziehen? Da wird immer wieder gedroht, für den Freisinn werde die Sozialdemokratie keinen Finger rühren, bevor sie der Gegenleistung sicher sei. Ver stehen sich zu einer solchen Eugen Richter und die anderen Führer nicht, so gibt eS für sie keine sozialdemokratische Wablhülfe. Maa läßt dann eben einfach die „Reaktion siegen", tut allo sozialdemokratischerseit« genau dasselbe, Wa dern Freisinn jetzt so heftig vorgeworfrn wird. Wir müßten über dies« Inkonsequenz staunen, würde sie nicht bedingt durch da« agitatorische Bedürfnis. In dieser Weise wird die Hetzerei vermutlich noch weiter geben, bis die preußischen Landtagswahlen herangekommen fein werden, für die gar nicht früh genug mobil gemacht werden kann. Erfreulicher Weise fängt eS aber auch in den Kreisen deS Bürgertums an sich zu regen. Man begegnet in den Zeitungen der Mahnung zur Organisation und Konzentration. Vor allem haben die Liberalen aller Schattierungen die Aufgabe erkannt, den Kampf gegen UltramontanismuS und ^Reaktion auch auf diesem Boden mit Energie einzuleiten. Mit hohen Erwartungen wird dem Hannoverschen Parteitag der Nationalliberalrn Preußens entgegenzesehen. Man erinnert sich, wie kräftige Impulse unserem politischen Empfinden der Eisenacher Partei tag gegeben hatte. Wären ihm damals die Reichstagswahlen auf dem Fuße gefolgt, so hätte die nationalliberale Partei manchen Sieg errungen, der ihr infolge der späteren Ereig nisse entgangen ist. Der Hannoversche Parteitag dagegen wird als großer Appell vor der Wahlschlacht unmittelbare Wirkungen haben auf einem Boden, auf dem für den ge mäßigten Liberalismus wahrhaftig noch sehr viel zu tun ist. Die furchtbare HochwafferSnot hat wieder gemahnt, die Lösung deS wasserwirtschaftlichen Problems nicht länger hin- auSzuschieben. Sie hat aber auch bewiesen, daß im preußischen Ministerium Einheitlichkeit sowohl wie frischer Zug fehlen. WaS aber die kirchenpolitischen Verhältnisse betrifft, so müssen wir unS vor Augen halten, daß die Gestaltung der Be- ziehungen zum neuen Papst wesentlich beeinflußt werden können durch die Mehrheitsverhältnisse im preußischen Abgeordnetenhaus«. Fragen, wie die Schulaufsicht, werden nicht im Reichstag, sondern in den Landtagen der Einzel staaten erörtert. Hat man im Vatikan den Eindruck, daß Zentrums Wille in Preußen Gebot sei, so wned mau nicht säumen, mit den alten einstweilen zurückgestellten Forderungen wieder zu erscheinen. Denn Pius X. hat schon in den ersten wenigen Tagen seines Pontifikates gezeigt, daß er nicht an ein neues Regime denkt. Rampvlla wäre auch ein arger Stümper, wenn er, der seit Iabren im Vatikan gebietet, auf das Konklave nicht so viel Einfluß gehabt hätte, daß Leos XIII. Nachfolger sich von den bisher beschrittenen Pfaden nicht sofort brüsk abgewendet hätte. Mag Kardinal Sarto mit den Königen und Ministern Italiens in Venedig noch so schön getan haben, PiuS X. konnte nicht zögern, die Gefangenschaft und den Kriegszustand sofort zu markieren. Nicht als ob er der italienischen Regierung etwa« Besonderes vorzuwerfen hätte. Alle Organe des Vatikans haben den Takt und die Beflissenheit anerkannt, mit der Beamte und Truppen des QuirinalS vor dem ehernen Tor die Konklave- Wacht gehalten haben. Victor Emanuel II. und die fürst lichen Frauen seines Hauses haben in den letzten Wochen recht wohl angedeutet, wie stark auch in ihnen der alt hergebrachte Zug der Krone zum Altar wirkt. Aber der Papst darf alles das nicht sehen. Er darf, selbst ein Italiener, den Italienern nicht verzeihen, daß sie ein Volk geworden sind. Und so wird er denn auch dem Deutschen Reiche seine von unserer BerlinerRegierung so wichtig genommene Gunst nur so lange schenken, wie sich die guten Beziehungen lohnen. In Paris spricht man von einer deutschen Nieder lage durch die Papstwahl. Man habe die „französische" Politik durch das Angelsachsentum, durch deutsche Leitung der Kirche ersetzen wollen. Wir lassen unseren westlichen Nachbarn gern daS Vergnügen, zu triumphiren, die sranzösische Republik zu dem Votum deS Konklave zu beglückwünschen. Für daS Deutsche Reich ist die Gesinnung deS Papstes nicht annähernd so wichtig, wie für Frankreich, das sich mitten in den Stürmen eines allgemeinen Kulturkampfes befindet. Wenn unsre Re gierungen und der Kaiser dem neuen Papste gegenüber so kühl und reserviert blieben, wie sie könnten, so würde es dem Libe ralismus nicht allzu schwerfallen, dem Zentrum von dem Riesen- Terrain, daS ihm im letzten Jahrzehnt anheimgefallen ist, wieder Einige- abzugewinnen. Und dazu könnte eine in Hannover für die preußischen Nationalliberalen abgegebene kräftige Parole erheblich beitragen. Deutsches Reich. H Berlin, 8. August. (Zahlungen aufgrund desJnvaltdengesctzes IE.) Nach den im Reichs- versichcrungsamte kürzlich fertiggestellten Ergebnissen der Abrechnung über die imIahre 1002 auf Grund des Invaltdenverficher u n gSgesetzeS ge- leisteten Zahlungen sind an Invalidenrenten 78,6 Millionen Mark, an Krankenrenten 1,8 Millionen, an Altersrenten 23,5 Millionen, an Beitragserstattungen 7,2 Millionen Mark ausgegeben worden. Gegen da- Bor jahr haben die reich-geseylichen Zahlungen aus Inva lidenrenten um 20,8 Prozent, aus Krankenrenten um 30,3 Prozent, aus Beitragserstattungen um 3,1 Prozent zugenommen, während die retchsgesetzlichen Zahlungen aus Altersrenten um 4,9 Prozent abgenommen haben. Insgesamt betrugen die Zahlungen au» retchsgesetzlichen Renten und Beitragserstattungen im Jahre 1002: 111,1 Millionen, gegen 97,9 Millionen Mark im Jahre 1901, haben also um 18,1 Millionen Mark oder um 18,4 Prozent zugenommen. . Di« Bettrag«einnahmen beliefen sich im Jahre ISO» auf 188,9 Millionen gegen 184,8 im Iah«« 1001, haben sich also um 4,1 Millionen Mark gesteigert. Einen, wenn auch nicht erheblichen, Rückgang in ihre» Einnahmen und Beiträgen weisen die Kasseneinrichtungen auf, mit Ausnahme des Saarbrücker Knappschaftsvcreins und der Arbeiter-Pensionskasse für die badischen StaatS- eisenbahnen und Salinen. Bon den zu verteilenden Rentenzahlungen in Höhe von 103,0 Millionen Mark (Ge samtsumme weniger Beitragserstattungen) hatten das Reich 87,8 Millionen, das Gemeinvermögen der Versiche rungsanstalten 50 und die Sondervermögen 16 Millionen Mark z» tragen. Auf das Reich entfielen von der Ge samtlast demnach 36,5 Prozent gegen 37,2 Prozent im Jahre 1001, auf das Gemeinvermögen 48,1 Prozent gegen ebensoviel, auf die Sondervermögen 15,4 Prozent gegen 14,7 Prozent. Die Versicherungsanstalten, die durch daS neue Verteilungsverfahren entlastet wurden, sind die selben wie im Vorjahre geblieben, auch die Entlastung selbst ist unverändert oder hat sich nur unwesentlich ver ändert. Beispielsweise wurden im Jahre 1002 entlastet die Anstalten Ostpreußen um 46 Prozent gegen 48 in 1901, Niederbayern um 39 gegen 41, Westpreußen um 35 gegen 38, Posen um 34 gegen 34, Oberfranken um 28 gegen 28, Untcrsranken um 27 gegen 28, Schlesien um 26 gegen 27, Oberpfalz um 25 gegen 30, SchleSwtg-Hvlstein um 23 gegen 26, Pommern um 22 gegen 23, Mecklenburg um 21 gegen 24 Prozent. Diejenigen Versicherungsanstalten, die mehr belastet sind, weisen stellenweise größere Unterschiede in der Berhältniszahlen auf. So wurden 1902 belastet die Versicherungsanstalt Hansestädte mit 02 gegen 98 Pro zent, Berlin mit 73 gegen 09, Königreich Sachsen mit 36 gegen 36, Westfalen mit 25 gegen 26 Prozent. * Berlin, 8. Arrgust. (Die Tätigkeit der Trup pen im schlesischen Ueberschwemmungs- ge biete.) Ueber den Anteil, welchen die Truppenteile des 2. Armeekorps an der Beseitigung der Hochwasser schäden genommen haben, wird der „Kreuzztg." ge schrieben: Das schlesische Pionierbataillon Nr. 6 ist bis auf ein ganz kleines Garnisonkommando in einzelne Detache ments in Len Kreisen Neisse und Neustadt O.-S. verteilt, und ebenso sin<d zwei Bataillone des Jnsanteriereginrents Nr. 23 in kleineren Kommandos in den am meisten heim gesuchten Ortschaften untergsbracht. Mit rastlosem Eifer und mit einer erfrischenden Freudigkeit arbeiten die Truppen vom frühen Morgen mit kurzer Unterbrcchimg bis zum späte« Abend an der Herstellung notwendiger Verbindungen (Brücken, Stege usw.), sowie von Schutz dämmen, der Wcgschafsung von Schlamm und Schutt. Und wenn man Offiziere und Mannschaften an der Arbeit sieht 1-v ungewohnt und schwer vielfach die Aufgaben sind, die hier gestellt werden, jeder arbeitet mit Lust und Liebe, unbekümmert darum, ob die Arbeitszeit zwölf oder drei zehn Stunden dauert. Alle sind ersichtlich von dem einen Geiste erfüllt, alle Kräfte einzusetzen. Einen schönen Be weis für die Schulung und die Tüchtigkeit unserer Truppen, die auch völlig neue Aufgaben ausgezeichnet durchzuführen wissen, liefert die Arbeit des Infan- t e r i e re g i m e n t s Nr. 23 , das in verschiedenen Orten schnell tragfähige Brücken erbaut und feste Lchuydännne hergestcllt hat. Vielfach sicht man Infanterie mit einer Ruhe und Sicherheit, die zur Bewunderung herausfordert, an allerhand baulichen Anlagen arbeiten, als wenn sie in diesen Dingen stets zu tun gehabt hätte. Daß eine so vor zügliche technische Truppe, wie unsere Pioniere, den großen Anforderungen der überaus schwierigen Sachlage vollkommen gewachsen ist, braucht nicht erst eingehend dar getan zu werden, das ist selbstverständlich. Ein glänzende Leistung, um nur das eine hervorzuhcben, haben sie in Ziegcnhals ausgeführt: dort wurde von ihnen an Stelle der vom Hochwasser vollständig weggerisscncn Bielebrücke, an der Freiwaldauer Straße binnen wenigen Tagen eine neue, 60 Meter lange und 5 Meter breite, für eine Be lastung von 100 Zentnern bestimmte Brücke erbaut und eine zweite in der Nähe des Ferdinandsbaöes. Die Gegner des Militarismus, die nicht müde werden, über die „Paradcerziehung" in der Armee zu kannegießern, würden im Ueberschwemmungsgebiete reichlich Gelegenheit finden, sich von der praktischen Leistungsfähigkeit, von der viel seitigen Brauchbarkeit, von dem kernigen Soldatengeiste unserer Truppen zu überzeugen. Ueberall wurde der große Segen der militärischen Hülfe gerühmt, und in der Tat, das 6. Armeekorps hat sich in den Julitagcn 1903 in der Geschichte Schlesiens ein neues Ruhmesblatt erworben. * Berlin, 8. August. Eine Studie „Die Zukunft der Sozialdemokratie" von Eduard von Hartmann im „Tag" schließt mit folgenden Sätzen: Da- Schlimmste an der Partei ist ihre systematische Ver hetzung deS Bolk-gemüt- und die Aufstachelung zur Widersetzlichkeit gegen jede Di-ziplin außer der de« Parteitrrrori-mu- selbst. In grundvrrlogrner Weise wird dem Volke vorgrspirgelt, al- ob es ihm jetzt und hier schlechter ginge al« jemals und irgendwo ander« und durch Verdrehung aller Tatsachen ins Gegenteil Uazusriedrn- heit erregt. Aber auch dieser Urbelstand ist bei der Gruppe der „Sozialistischen Monatshefte" schon sehr viel geringer ge worden. Di« Bestrebungen auf Schulung der Jndtsziplin im Her« könnten gefährlich werden, wenn auch nur eia Drittel derer, dir sozialdemokratische Stimmzettel ab geben, „zielbrwußte Genossen" wären. Da dies nicht der Fall ist, wird wohl die militärische Di-ziplin so lange vorhalten, bi- di« Sozialdemokratie verständiger wird. Wenn eine Bolk-schtcht au« dem Dämmerzustand« zum Bewußtsein erwacht und noch halb träumend ihre Glieder reckt, so ist e« kein Wunder, daß sie wie rin rüpelhafter Tölpel erscheint, der sich in seine neuratdeckte Stärk« noch gar nicht finden kann. Aber dir Alegrljahr« gehen bei jedem früher oder später vorüber, und ein seiner selbst sicher gewordene« Selbst- grfühl lernt seine Kräfte verständig gebrauchen. In solcher Hoffnung aus künftige Entwickelung wollen wir auch mit den sostal- drmokratischen Volksgenossen Geduld haben, auf wie dort, Proben sie dieselbe auch stellen mögen. Die- schließt natürlich nicht »Ns, daß man d«n Einfluß der Partei ans da- Volt möglichst entgegenzuwirken sucht, und da- geschieht am wirksamsten dadurch, daß die Arbeiter jeden Au-staud verlieren, der von der Sozialdemokratie angerateu, unterstützt oder auch nur genehmigt ist. Bis auf die MauserungShoffnunaen ist da« ganz ein leuchtend; aber weshalb der „rüpelhafte Tölpel" absolut ipäler „seine Kräfte verständig gebrauchen" lernen soll, ist doch wohl nicht ganz klar. Vielleicht, vielleicht auch nicht! (D Berlin, 8. August. (Telegramm.) Die „Nordd. Allg. Ztg." schieibt: Am Sonntag wird in Rom PiuS X. feierlich zum Papst gekrönt. Wir gedachten bereits der auS- gezeichneten menschlichen Eigensch aften deS auS dem jüngsten Konklave hervorgegangenen neuen Oberhauptes der katholischen Ehristenwelt.Wir machen diese sympathischen Grund züge eines durch reiche Lebenserfahrung gefestigten Charakters nicht zum Gegenstand politischer Berechnung, wollen uns aber gern der Hoffnung hingeben, daß die Persönlichkeit de« neuen Pontifex eine Bürgschaft für die Erwiderung der vertrauensvollen Gesinnungen bildet, mit denen die deutschen Katho liken sich ihrem höchsten Bischof zuwenden. Die Wahl PiuS' X. hat die leitenden deutschen Kreise mit Befriedigung erfüllt. Aufrichtig vereinen wir nnS mit unseren katholischen Mitbürgern, um Seiner Heiligkeit zum KrönuugSfeste herz liche Glückwünsche auszusprechen für eia lange-, gesegnete-, friedliches Pontifikat. — Ein MangelanOffizieren soll sich nicht nur bei der In fa n te rie bemerkbar machen. Der „Königs berger Hartungschen Zeitung" wird von militärischer Seite geschrieben: „Nicht nur bei der Infanterie, wie un längst bekannt wurde, sondern auch bei der Kaval lerie ist ein Rückgang in der Anzahl des Offizierersatzes in den letzten Jahren zu konstatieren; denn es betrug der Zugang an Offizieren für diese Waffe im Jahre 1900 ISO Osiziere, 1901 146 und im Jahre 1902 nur ÜS. Ebenso minderte sich der Offizierszugang beim Train in diesen drei Jahren, von 18 auf 16 und dann auf 13 Zugänge. Kür den Ausfall an Offizieren bei diesen beiden Truppen- gattungen, der bei -er Kavallerie schon beträchtlich ist, ver mag daher die geplante Aufbesserung der Gehälter der älteren Oberstleutnants der Infanterie kein Ausgleichs, mittel zu gewähren und unseres Dafürhaltens auch für die Infanterie nicht, da das Erreichen der Oberstleut- nantocharge, mit der die Qualifikation zum Regiments kommandeur verknüpft ist, schon über das Maß einer Dnrchschnittskarriere hinausgeht. Es müssen vielmehr andere Mittel gcfnnden werden, um den Offizierszugang zu steigern, und das wirksamste unter denselben erblicken wir in der Annahme des neuen Pensionsgesetzes, wie dieses in seinen Umrissen bekannt wurde, oder doch eines ihm ähnlichen. — Der Verband -er Deutschen Bau gewerks - Berufsgenossenschaften, welcher die zwölf das ganze deutsche Bcnrgewerbe und dessen Hülfsgewerbe umfassenden Baugowerks-Bernssgenossen- schaftcn in sich vereinigt, hält unter Vorsitz des Baumeisters und Landtagsabgeordneten Feltsch-Berlin am 5. Sep tember d. I. seinen diesjährtaen 18. ordentlichen Ber- bandstag hier ab. Aus der Tagesordnung heben wir als von hervorragendem allgemeinen Interesse hervor: Be strebungen zur Wiedcraufhcbung der durch das neue Ge- werbe-Unfallversichermlgsgesetz eingeführten, Gewerbe und Industrie schwer belastenden Zuschläge zu den Re servefonds der gewerblichen Berufsgcnossenschaften und Verhandlung über die Maßnahmen, welche seitens der einzelnen Baugewerks-Berufsgcnossenschaften zur Kon trolle der Bauten bereits getroffen und event. noch zu treffen sind, um den Schutz der Bauarbeiter gegen Be triebsgefahren durchgreifend zu gestalten. — Vanderbtlt kommt, dem „Dark. Ang." zufolge, Sonntag, den 9. d. M.. nach Goldap, um von da sogleich die Reise nach Rominten fortzuseyen und das kaiser liche Jagdschloß, sowie die Kapelle in Augenschein zu nehmen. Wer wird dort die Honneurs machen? (-) Elbing, 8. August. (Telegramm.) Die Prinzen August Wilhelm und Oskar verabschiedeten sich gestern abend in Kadinen von der Kaiserin und kebrten nach Schluß der Sommerferien nach Plön zurück. Heute vor- mittag begab die Kaiserin sich mit Umgebung bierber nach Elbing, besichtigte die HauShaltungsschule für Fabrik arbeiterinnen, daS Marienheim und besuchte sodann die neuerbaute St. Annenkirche. Mittags kehrte di« Kaiserin nach Kadinen zurück. * Posen, 7. August. Der Besuch der Kaiserin in Posen soll nur auf vier Stunden berechnet sein. Diesem Umstande ist e- wohl zuznschreiben, daß man in Posen selbst noch wenig von der Nähe eines kaiserlichen Besuche- merkt. Wie verlautet, wird die Kaiserin wobt gar nicht in die Stadt Posen selbst kommen. Vom Babnbof au« soll eine Rundfahrt um die Stadt nach der Eichwaldstraße und den überschwemmten Teilen des ehemaligen Vororte- Wilda unternommen werden. Bei dieser Rundfahrt wird die Kaiserin von der Obcrprasi- dentin Frau v. Waldow und der Gattin de- kommandiren- den Generals Frau v. Stülpnagel begleitet werden. Ob eine Sitzung unter Vorsitz der Kaiserin stattfinden wird, um Maßregeln zur Linderung de« Hochwafscrnotstande- zu er wägen, darüber weiß man in maßgebenden Kreisen noch nicht« bestrmmle«. Ein offizieller Empfang findet bestimmt nicht statt, auch will die Kaiserin keinerlei Vlumenspenden an nehmen. Die Posener bedauern allgemein, daß der Aufent halt der Herrscherin so kurz bemessen sein soll. * Göttingen, 7. August. Der nationalsoziale Ver tret erlag, der über re» Anschluß an die Freisinnige Ver einigung Beschluß fassen soll, findet am 29. und 30. August in Göttingen statt. Wenn der gonius loci von Bedeutung wäre, könnte es Herrn Naumann dort ziemlich Übel ergehen. Denn die Göttinger Nationalsozialen haben folgende Er klärung beantragt: „Der Göttinger nationalsoziole Verein sieht in dem Ausfall der dietiädrigen ReichStagSwahl durchaus keinen Grund, die politisch« Werbearbeit de« nattonalsvtzial», Verein« gufzugebeu, und ist srllier- sett« z« «eitere, en »^sichen Villa rbell tz»E atz« tz«
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