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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.08.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030812015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903081201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903081201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-08
- Tag1903-08-12
- Monat1903-08
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Morgen-Ausgabe MpMcr.TllMalt Ittl»» Druck and Verlag voa L. Pol» ta Leipzig. Nr. 406 Jahrgang Mittwoch den 12. August 1903. «alt» I.0.NXV xr.vL7:— ll.IVI,9ÜL Feuilleton u berunterzulassen und sie mit den nötigen Vorräten zu wieder aufgebrochen werben mutzte, hatten die meisten von veladen. Al» er die Kommandobrücke verlietz und auf das ihnen erfroren« Glieder. S» »ergingen noch ein bi» zwei t. >. L L O. > u. Ä -0. Haupt-Filiale Dresden: Martenstratze S4. Fernsprecher Amt I Nr. 171». wohnten Punkt Grünlands, der fast unter 78 Grad nörd licher Brette liegt, am 29. Mai, passierte den berühmten „Teufelsfinzer" und lief in die Gewässer der Melville- Bucht ein, dieses großen, fast regelmäßigen Halbkreises, der die Westküste Grönlands bildet, bevor sie sich direkt nach Norden wendete, und durch den Smith-, Kennedy- und Robesonsund den für die Mehrzahl der Polar fahrer so verführerischen „geraden" Weg zum Nordpol bildet. Nicht wenige Expeditionen sind hier vom Eis zurllckgehalten worden und mußten in der Melville-Bucht überwintern; eine der letzten war die Expedition Sverbrups auf der „Fram", der sich hier von der Expe dition PearyS trennte. Dasselbe geschah auch mit der „Bega". In der Nacht zum 31. Mat wehte ein starker Südwind und trieb in die nach Süden zu offene Bucht große Mafien von Eis, die die „Bega" buchstäblich er- drückten. In diesem Moment befand sie sich unter 74 Grad 23' nürdlicher Breite und 88 Grad 48' östlicher Länge von Greenwich. Die Maschine des Dampfers arbeitete die ganze Nacht hindurch und hielt in den Kesseln eine hohe Spannung. Der Kapitän hoffte, sich auf diese Weise aus der eisigen Umarmung zu befreien, aber vergebens. Als eS Tag zu werben begann, suchte man sich auf andere Weise zu helfen. Man warf eine große Flasche Pulver aufs Eis und ließ sie explodieren. Das Eis gab nach und fiel zusammen, und links vom Bord eröffnete sich ein Durchgang, aber die „Bega" hatte sich noch nicht zu wenden vermocht, als durch diesen Durchgang neue EtS. massen eindrangen und das Schiff diesmal von allen Seiten umschlossen. Kolossale Schollen begannen mit rasen der Gewalt auf die Wände des Schiffes zu pressen, ein schrecklicher Krach ertönte, und der ganze linke Bord barst wie ein llberbogener Reifen. In demselben Moment begann der Dampfer zu sinken. Zehn Minuten nach der Katastrophe war die Maschinenabteilung schon zur Hälfte mit Wasser angefüllt, trotzdem daß die Maschine in vollem Gange blieb, und es ist nur zu verwundern, wie es den Leuten, die dort arbeiteten, gelang, auf das Deck zu kommen. Kapitän Looney befahl, die Schaluppen Extra-Beilagen (gefalzt), a«r mit ser Morgea-AuSgabe, ohne Postbeförderung ÜO.—, mit Postdesörderung ^l 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend.Ausgabe: Bormittag» 10 Uhr. Morgea-AuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an di« Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. . v. w.Op.67 >.o.w.vp^s von Oberschlesien, daß die wirtschaftliche Lage der polnisch sprechenden Bevölkerung „unter dem Drucke der preußi schen Herrschaft" immer schlechter werde und das Los dieser Bevölkerung unerträglich erscheinen lasse. Solche Behauptungen schlagen den Tatsachen direkt ins Gesicht, denn in Wahrheit muß die wirtschaftliche Lage der Be wohner Oberschlesiens als durchaus zufriedenstellend an gesehen werden, da die Spareinlagen in Ober- schlesien fortgesetzt in der Zunahme be griffen sind. Der „Dziennrk Slaski" (Beuchen) macht darüber folgende Angaben: „Am Ende des Jahres waren in 128 öffentlichen Kreis- und Stadtsparkasscn 150 269 312 .L zinstragend untcrgebracht. Im Jahre 1902 wurden 52 632 255 eingelegt und 39 263 271 .4! ab gehoben. Die Zunahme an Spareinlagen beträgt also ungefähr 13)4 Millionen Mark. In 12 vorwiegend Landwirtschaft treibenden Kreisen (Eosel, Falkenberg, Leobschütz, Neisse, Oppeln, Natibor, Oels, Strehlitz u. a.) bestehen 92 Sparkassen, in denen gegen Ende des Jahres 1902 nahezu 80 Millionen Mark unter gebracht waren. Der Zuwachs an Spareinlagen betrug annähernd 6 Millionen Mark, denn es wurden 26,4 Mil lionen Mark ein- und 20,6 Millionen Mark ausgezahlt. In den vorwiegend industriellen Kreisen (Beuchen, Tarnowitz, Kattowitz, Zabrze, Gleiwitz, Pleß, Rybnik) be stehen 36 Sparkassen, in denen bis zum Schluß des letzten Jahres 70 475 206 eingezahlt waren. Es wurden 26,2 Millionen ein- und 18,6 Millionen ausgezahlt. Der Zuwachs an Spargeldern betrug sonach gegen 7^ Mil lionen Mark, also um 1^ Millionen Mark mehr als in den Kreisen, in denen vorwiegend Landwirtschaft ge trieben wurde. Am meisten ist im Kreise Beuchen gespart worden, denn hier sind in zehn Kassen nahezu 24,1 Mil lionen Mark untergebracht. Nach unserer ungefähren Schätzung sind nahezu 100 Millionen Mark polnischen Geldes in behördlichen Spar kassen untergebracht." Danach kann also von einer mißlichen oder gar bedrohlichen Lage der oberschlesischen Bevölkerung füglich nicht die Rede sein; im Gegenteil haben die in den Jndustriercvieren tätigen polnischen Belegschaften alle Ursache, mit der Hebung ihrer mate riellen Verhältnisse und mit ihrer Zugehörigkeit zum preußischen Staate zufrieden zu sein, der ihnen eine loh nende Erwerbsgelcgenheit und die dauernde Sicherheit ihrer wirtschaftlichen Lage gewährleistet. * Berlin, 11. August. Einen politischen Hirten brief bat der Erzbischof von Gnesen-Posen, Florian v. Stablewöki, erlassen. Zunächst beschäftigt sich Herr v. Stablewkki mit dem bösen Frankreich: „Für die harten Prüfungen und Schicksalsschläge einer jeden Nation", heißt es in dem Hirtenschreiben wörtlich, „hegte der Papst das innigste Mitgefühl; allen wollte er noch Kräften durch geeignete Maßnahmen und heilsame Ratschläge Linderung bringen. Tas schwerste Kreuz bereitete ihm gegen Ende seines Lebens das ihm so teure Frankreich, die älteste Tochter der Kirche. Mit grausamer Hand zerstört man dort Werke religiöser Arbeit, Stätten der Barmherzigkeit und der Wissenschaft. Zur Verleugnung christlicher Grundsätze fügte man die Schmach der Verletzung der einfachsten, natürlichen Gefühle der Humanität zu. Auf seinem Sterbelager noch mußte der Papst die Wirkung solch blinder Wut bitter empfinden. Die Weltgeschichte wird einst diese Feinde Gottes und der Größe Frankreichs brand marken, und ihre Anführer werden vielleicht früher vom Gerichte Gottes ereilt, als sie erwarten. Die ganze christliche und civilisierte Welt jedoch wendet sich schon jetzt mit Entrüstung von jenen ab, die in ihrem Londe die edelsten Gefühle barmherziger Liebe ertöten und selbst die geheiligte Hoheit des Todes bei einem Manne, der auch als Mensch wahrhast groß war, nicht zu würdigen verstehen". Bald aber kommt Herr von StablewSki auch auf Dinge, — L lMtO» Redaktion und Expedition: JohanniSgaffe 8. Fernsprecher 183 und SSL FUtalevprdM»«»« r Alfred Hahn, Buchhandlg„ UuiverfitätSstr.ll» L. Lisch«, Kathartuenstr. Ich u. KSuigSpl. 7. t.L - kJ 6. <1. 6. S L S. L L S. 801 Äl Nertr L noch andere Wünsche staatlichen PensionSver- früher der Zentral- und Gewerbetreibender Haupt-Filiale Serlin: Carl Duncker, Herzgl. Bayr. Hvsbuchhandkg, Lützowstraße 10. Fernsprecher An^ VI Str. 4S0S. vorbereiteten Fragebogen Korrekturen vorgenommen und wird, wenn die Befragung vor sich gegangen ist, die Fragebogen sichten und bearbeiten. Da» ist jedenfalls keine Bestätigung, daß sie die ganze Angelegenheit abgelebnt habe. Freilich läßt sich die Befürchtung nicht von der Hand weisen, daß sie mit der Forderung, durch Fragebogen das Bedürfnis nach einer Zwangsversicherung nachzuweisen, die Sache selbst dilatorisch behandeln will. Denn über die Notwendigkeit, daß die Privatangestcllten für dieSicherung ihrerZukunft sorgen müssen, braucht keine Untersuchung angestellt zu werden, das Bedürfnis liegt leider handgreiflich vor und nur über den Zwang und die Art der Versicherung kann geredet werben. Der Zwang ist das a. und o der ganzen Frage. Soll wirklich der Not, der so viele Angestellten in Privatbetrieben in ihrem Alter verfallen, gesteuert werden, so gibt e» nur rin Mittel, das ist die Versicherung, und weil nun die meisten Menschen nicht charakterfest genug sind, jedes Jahr einen Beitrag zu einer Pensionskasse frei willig zu zahlen, so müssen sie dazu gezwungen werden. Dieser Zwang ist genau so berechtigt wie der Schulzwang, der Krankenkassenzwaug, der Jnvalidenkassenzwang für die Arbeiter. Daß man den Gedanken des Zwanges heute noch in vielen Kreisen der Privatangestellten als eine Bevormundung empfindet, mag zugegeben sein, allein die Kreise diese» Stande« sind so weit gezogen, daß ohne Zwang nicht aus zukommen ist, denn sonst wäre die Beteiligung bei den be stehenden PensionSkasseu der Vereine und Verbände größer. Man hat nun auf die bestehende gesetzliche Invaliden versicherung hingewiesea und hat gemeint, daß die Aussetzung einiger höheren Klassen genügen würde, um die ganze Frage zu lösen. So einfach ist freilich die Sache nicht, denn eS spielt hier eine ganze Menge Momente herein, di« zu beachten find. Da» Hauptargumeut gegen eine Angliederung ist die Witwen- und Waisenversicherung, die bekannt lich im Jnvalidengesetz sich nicht befindet. Dann muß not wendigerweise auch die Scheidung der sozialen Verhältnisse in Betracht gezogen werden. Ferner ist die Gefahr der In validität zu berücksichtigen und die Art des Berufes selbst. So hat der Ausschuß in seiner Erklärung de» Worte» Privatangestellter ausdrücklich auf dir verschiedene Art deS AustellungSverhältnifseS gegenüber den Arbeitern Bedacht genommen und seiner Erklärung di« Be stimmungen der Paragrapben 59 des Handelsgesetzes, 133a der Gcw.-O., 622 de» Bürg. G.-B. und 88 des Allgem. Bergges. untergelegt und ausdrücklich den Begriff der „Be schäftigung höherer Art" au» dem Bürgerlichen Gesetzbuche mit herübergenommen. Neben dem Zwang kommt als wesentlicher Bestandteil der Forderung die Zahlung von Beiträgen der Arbeitgeber, der Prinzipale, und ein Zuschuß deS Reiche» in Betracht. Diese beiden letzten Punkte sind tatsächlich die schwierigsten der ganzen Materie. Kann der Unternehmer noch weiter belastet werden? Kann vaS Reich die verlangten Mittel auf bringen? Das sind Fragen, die nicht so leicht zu be antworten sind und deren Lösung noch viel Staub aufwirbeln, deren Erledigung noch längere Zeit bedürfen wird. Vor läufig ist der Gedanke der Pensionsversicherung der Privat angestellten noch so neu, daß sich das Unternehmertum s. 'S. kro««t — 6. — L — S. ;os. WL SOS. Staatliche Pensionsversicherung. <k> Die staatliche PenstonSversicherung der Privatangestellten ist ein Punkt, mit dem sich der neue Reichstag wobl bald beschäftigen müssen wird. Seit einiger Zeit ist die Frage in Fluß gekommen und allerorten wird sie in den Kreisen der Privatangestellten besprochen und für sie gewirkt. So hat erst dieser Tage die Generalversamm lung deS deutschen Technikerverbandes in Dresden eine Resolution deS Inhalte» gefaßt, daß von Reichs wegen eine solche Pensionsversicherung einzusühren sei; die General- Versammlung des Bureaubeamtenvereins hat in Kassel in ähnlicher Weise beschlossen, und von den zwei großen Verbänden, die bi» jetzt noch abseits standen, hat sich der Verein für HantlungScommi« von 1858 in seinem Organ ebenfalls für die staatl'che Regelung der Frage neuerdings erklärt; nur die Leitung deS deutschen PrivarbeamtenvereinS steht den Bestrebungen abwartend gegenüber, obgleich in ihren Mitgliederkreisen sich genug Stimmen für einen Anschluß an die bestehende Organisation, die durch den sogenannten Hannoverschen Ausschuß vertreten wird, bemerkbar machen. So ziemlich sämt liche Berufe sind in diesem Ausschuß vertreten, nur, und daS ist verwunderlich, haben sich die Journalisten und Schriftsteller bisher zurückgebalten und gelegentlich eines Anschnitts dieser Frage auf dem diesjährigen Schrsststellertage dieBehandlung der Krage auf ein Jahr vertagt. Wir geben wohl nicht fehl, wenn wir diese Reservation, um die Zurückhaltung recht zart zu nennen, auf die Besorgnis um die Blüte der Pensions anstalt zurücksühren, für die man in der staatlichen Pensions versicherung vielleicht eine Konkurrenz erblickt. Aehnliche Er wägungen mögen vielleicht auch bei den großen, bisher sich ab seits haltenden Verbänden maßgebend gewesen sein. DaS wäre jedoch bedauerlich, denn der Kernpunkt der staatlichen Pensions versicherung ist nicht etwa die Errichtung einer staatlichen Ver sicherungsanstalt, obgleich diese nicht auSbleiben würde, sondern die Einführung des Zwange», sich für Alter, Invalidität zu versichern und seine Frau und Kinder in die Witwenkasie einzukaufen. Ob einmal später, wenn diese Grundfrage ge regelt ist, die bestehenden PensionSkasseu, ähnlich wie die freien Hülfskasscn unter dem Krankenversicherungsgesetze, be stehen bleiben oder ob sic aufgelöst werden, ist untergeordneter Natur. Jedenfalls leisten sie so viel Segensreiches, daß eS jedem Privatangestellten nur immer wieder empfohlen werden kann, sich ihrer mindesten» so lange zu bedienen, bis Vie staatliche V-rsicherung in» Leben getreten ist. Ob nun eine solche Versicherung bald in» Leben treten wird, daS ist eine Frage, deren Beantwortung ganz unbe stimmt lautet. Vorläufig ist nur der Wunsch nach einer solchen Versicherung zu registrieren und die Zusage einiger Politiker, sich der Sache im Reichstage anzunehmen. Die Regierung selbst verhält sich durchaus neutral. Ob sie der Angelegenheit mit Wohlwollen oder mit Kühle gegenübersteht, darüber läßt sich nicht» sagen, daß sie aber, wie eine Berliner Zeitung neulich schrieb, die Zwangsversicherung für die Privat angestellten abgelehnt habe, ist unwahr. Im Gegenteil, sie hat gerade dieser Tage noch in den von dem Ausschuß Deutsches Reich. H Berlin, 11. August. Die angebliche Be drückung und Vergewaltigung der pol nisch sp r c ch e n d e n Bevölkerung durch die Germanisatoren ist bekanntlich eine beliebte An griffswaffe -er großpolnischcn Agitatoren gegen das Deutschtum. Ebenso wie von Posen behaupten sie auch 6. s. >6. L i 6. > Ü. ' L i(L -S. v. » L i a. rs. > 6. »s. -6. -s. -L » o. - s. SS. -o. so. -s. s 6. -6. Ztüok L 6. O. 6. 6. 6. L Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- nnd des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig. erst wenig mit ihm befaßt hat. Wenn man auS einigen spontanen Aeußerungen schließen kann, so ist der Gedanke dem Unternehmertum nicht zu unsympathisch und wir haben auch schon die Meinung mehr al« einmal ge- hört, daß daS, was den Arbeitern billig, den Angestellten recht sei. Auch die Parlamentarier, die sich damit beschäftigt haben, halten diesen Punkt nicht für unüberwindlich, dagegen wird der Einwand, daß das Reich kein Geld zu solchen Beihülfen hätte, überall, nicht nur bei der Regierung, stets gemacht. Man kann hierüber zweierlei Ansicht sein. Festhalten muß man stets, daß die ZwangSvrrsicherung auS den bestehenden Verhältnissen hervorgebt, daß die Verminderung der Selbst ständigen, abgesehen von den Zwerggeschäften, und die große Vermehrung der Angestellten ein Eingreifen erheischt und daß die fortschreitende Vergrößerung der Betriebe, die Aufsaugung der Kleinen durch die Großen, die Stützung der Angestellten zu einer unabweisbaren Pflicht deS Staates macht. Unter den Privatangestellten werden die Angestellten in Privatbetrieben verstanden; eS soll sich demnach diese Versiche rung auf HandlungSgehülfen, Techniker, Werkmeister, Lehrer an Privatschulen, Bergbaubeamte, Landwirtschaftsbeamte usw. erstrecken. Daß die im Privatdienst beschäftigten Frauen einbegriffen sein sollen, erscheint als ein Gebot der Gerechtigkeit. Neben diesen Bestrebungen der Privatangestellten laufen auf eine Ausdehnung der leihung nebenher. So hat verband Deutscher Kaufleute «ine Eingabe um Einbeziehung der kleineren Kaufleute und Ge- werbtreibenden an daS Reichsamt deS Innern gemacht, doch scheint er den Plan nicht weiter zu verfolgen, denn auf seinem letzten VerbandStage hat man von einer staatlichen Versicherung nichts gehört. Dagegen rühren sich die Handwerker. Wir haben gestern abend mitgeteilt, welche Wünsche sie in Bezug auf die Versicherung haben und ebenso ist dieser Tage bekannt gegeben worden, daß der deutsche Landwirtschaftsrat sich für eine Zwangsversicherung für kleinbäuerliche Kreise ausgesprochen bat. Inwieweit der Reichstag und die ReichSregierung allen diesen Wünschen gerecht werden kann, ist eine Frage, die in der nächsten Zeit zur Beantwortung drängt. Daß diese Wünsche auftauchen,ist nicht verwunderlich.Die kapitalistischcEntwickelung der Betriebe und Unternehmungen macht eS dem unterliegenden Teile zur Pflicht, Fürsorge zu treffen und er sieht diese Für sorge nur in einer Versicherung, die ihm gestattet, sich seine Zukunft nicht nur grau in grau zu malen, sondern ihm das Aufträgen einiger Heller Lichter erlaubt. Bezngs-PretS tu der Hauptexpedttton oder deren Ausgabe- stelle« obgebolt: vierteljährlich S.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung tu» Hau» S.75. Durch die Post vezogen für Deutsch, land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrige» Länder laut ZeÜung-preiSliste. Der Untergang der „Dega". Am 81. Mai 1903 ging daS berühmte Dampfschiff „Bega" an der Westküste Grönlands unter. Es ist das einzige Schiff seiner Art, dem es gelang, zum ersten und leider bisher auch zum letzten Male, den europäisch asiatischen Kontinent rund herum zu umfahren, unter dem Kommando des jetzigen schwedischen Admirals und Marineministers, des damaligen jungen Leutnants ober Kapitäns L. Palander, als Fahrzeug der unsterblich ge worbenen „Bega-Expedition", mit dem inzwischen ver storbenen A. E. Nordenskiöld an der Spitze. Die „Bega" ist untergegangen, wie ein Soldat, im Kampfe mit dem Polareis, das so oft ihrer Energie und ihrem Glück weichen mußte, gerade ein Vierteljahrhundert nach dem Beginn der Reise, die ihren Namen verewigte. Am 22. Inni 1878 lief die „Bega", mit Palander und Nor- dcnskiöld an Bord, aus Karlskrons auS, um die „nord östliche Durchfahrt" zu suchen, und kehrte am 24. April 1880 nach Stockholm zurück. Die Schweden haben sich leider als undankbar gegen ein Schiff erwiesen, das ihren Namen im vorigen Jahrhundert berühmt machte, und an statt es alS eine teure Reliquie anfzubewahren, etwa durch Umwandlung desselben in ein Museum für Polarfahrten, verkauften sie es an Walfischfänger. In diesem schweren Dienste fand die „Bega" ihr tragisches Ende. Ueber ihre letzte Reise berichten schwedische Blätter das Folgende. Die „Bega" verließ unter Kapitän Eooneu am 11. April des laufenden Jahres den Hafen von Dundee nnd umfuhr am 30. desselben Monats das Südende Grön lands, das Kap Farcwell, das in diesem Falle tatsächlich für sie ein „Kap deS Abschieds" für immer wurde. Nach einigen Tagen begegnete sich die „Bega" in der Davis- straße mit anderen Schiffen von Walfischfängern, die sich nach der vaffinbai begaben. Nächstem sie in Upernivik Halt gemacht, verließ sie diesen äußerste« nördliche« Le- auS dessen Mitteln ein behufs Aufmunterung zur bekannter Länder vergeben um die „Bega" herum aufgestautc Eis trat, stand ihr Ver deck schon drei Fuß unter Wasser, und kaum hatte er auf dem Eis festen Kuß gefaßt, als das berühmte Schiff unter dem Wasser verschwand und auf dem Grunde der Mel ville-Bucht auf ewig begraben wurde. Die Besatzung blieb auf dem Eise in einer mehr als beklagenswerten Lage zurück. Alle Habe, die Kleider nicht ausgenommen, war mit dem Schiff untergegangen. Die meisten waren bei der heißen Arbeit nur halb bekleidet, einige hatten sogar nichts an den Füßen. Der ganze Proviant, den man zu retten vermochte, bestand aus anderthalb Sack Schiffszwieback und einer klei- nen Menge konservierten Fleisches. Znm Ueber. sluß war eS nicht gelungen, sich mit Wasser zu versehen. Und dabei stand ihnen eine vielleicht lange Reise bevor, voller Gefahren und rein polarer Zufälligkeiten! Die nächste bewohnte Stelle, zu der man hoffen konnte zu gelangen, war daS genannte Uper nivik, und bis dahin waren in gerader Linie 156 eng lische Meilen, aber es blieb nichts übrig, als alle Kräfte daran zu setzen, nm eben diesen Ort zu erreichen. Die ganze Besatzung bestand ans 44 Mann, die sich zu je 7 und 8 auf die Boote verteilten. An Schlaf war nicht zu denken; Tag und Nacht ging es vorwärts, indem man die schweren Boote auf den Eisschollen zog. Jeder Stillstand setzte der Gefahr aus, zu erfrieren. Den Hunger mußte man durch Knabbern von Schisfszwieback stillen, ohne die Arbeit und die Fortbewegung auf einen Moment zu unterbrechen. Die Fleischkonserven waren so hart und durchfroren, daß cs fast unmöglich war, sie zu genießen; sie „verbrannten" bei ihrer Berührung die Schleimhaut der Lippen und der Mundhöhle. Nach einigen Tagen solchen Wanderns auf dem Eise wurden die Schiffbrüchigen von einem so schrecklichen Sturme betroffen, daß es keine Möglichkeit gab, vorwärts zu kommen. Sie drehten ihre Boote um und warteten es unter ihnen ab, bis der Sturm aushörte. Einige be nutzten die Muße, um sich sofort dem Schlafe hinzugcbcn, sie schliefen auch fest ein, allein, als am andern Tage Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile LS Reklame» »ater dem Redaktionsstrich l» gespalten) 75 vor den Familieunach- richten (S gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen aast Offertruanuahm« 25 H (e^ct. Porto). Tage, ehe man in freies Wasser gelangte, dann ging es mit Rudern weiter. Aber auch hier stellte sich anfangs stürmisches Wetter ein, und die Boote wurden ins offene Meer getrieben. Glücklicherweise änderte sich die Wind richtung bald; an Stelle des Südwindes trat Nordwind und mit diesem gelangte man schließlich nach Upernivik. Das erste Boot traf am 5. Juni hier ein, die übrigen zwei Tage später. Hier nahm sich der dänische Gouver neur der Schiffbrüchigen an, und insbesondere wurden die zum Teil schwer Erkrankten in Pflege genommen. Schließlich gelangte die ganze ehemalige Besatzung der „Vega" nach Ritenbenk, wo sie der norwegische Dampfer „Nvr" aufnahm. So endete die berühmte „Vega" ihr Dasein. Es sei hier gestattet, auf einige äußere Zeichen ihres Ruhmes hinzuweisen. Erstens ist, wie schon oben bemerkt, ihre berühmte Reise längs der Polarländcr Sibiriens im Publikum und in der gelehrten Welt mehr bekannt unter dem Namen der „Bega-Erpedition", als unter dem der Expedition Nordcnskiölds, der viele Erve, ditionen unternommen lmt. Ferner erhielt der cl>cmalige Kommandeur der „Vega", der jetzige Admiral und Minister Palander, bei seiner Erhebung in den Adels stand den Namen Palander af Vega. Weiter erhielt den Namen „Bega" ein spezieller Fonds, der von der schwe dischen Gesellschaft der Anthropologie und Geographie er- richtet wurde, und „Bega - Stipendium" Erforschung wenig wird. Endlich trägt den Namen „Vega" eine der ehren- vollsten Prämien, die für Arbeiten in der Geographie vcr- liehen wird. Die Vega-Medaille, 1881 gestiftet, wird all jährlich einmal von der oben genannten Oksellschaft vcr- geben. Die ersten Personen, die sic erhielten, waren Nordenskiöld selbst 11881» und Palandcr l1882). Dann wurde sie znerkannt: Stanleu 11883), Przewalskt 11884), Junker 11888), Nansen «1889), Emin Pascha »1890», Svcrdrnp 11897), Sven Hedin >1898), Schweinsurth 11899» und Nathorst 11L00». Sonach wird der Name der jetzt untergegangcnen „Bega" auch in der Zukunft iunner mit den hervorragendsten unst bemerkenswertesten Erfor schungen de» Erdballes verdunsten sek«. Av« i. »o. tlon«». L o. IbML
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