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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.08.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030818020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903081802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903081802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-08
- Tag1903-08-18
- Monat1903-08
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S748 Deutsche- Reich. vmckin, 17. August. (Der neue Oberpräfi- dent von Schlesien.) Die Entscheidung darüber, wer Oberpräftdeut der Provinz Schlesien werden wird, ist zu gunften de» Grafen Z e - l i tz» Trützschler ge fallen. Di« Zahl der für die Provinz Schlesien un mittelbar und mittelbar auch für ganz Preußen und da» gesamte deutsche Vaterland wichtigen Kragen ist nicht gering, E» hieße Eulen »ach Athen tragen, wollte man die» näher darlegen, nachdem in der letzten Zeit u. a. ins besondere auch von den oberschlestschen Polen nahezu ebenso viel die Rede gewesen ist, wie von -er schlesischen Wasseninas«. Da von der Provinz Schlesien ein erheb licher Teil des Widerstandes auSgeht, der aus konser vativen und auch au» Zentrmnskveiscn gegen eine energische Forderung der Kanalpolitik geltend gemacht wird, ist «» nur al» selbstverständlich vorauSzusehen, wenn die Frage laut werden sollte, wie Gras Zedlitz -um Mittel landkanal stehe. Wir wissen nicht, ob es wirklich richtig ist, da- er sich in früheren Jahren, wenn auch nicht in feindlichem, so doch auch nicht in unbedingt freundlichem Sinne zu den bekannten Projekten ausgesprochen. Graf Zedlitz hat e» jedoch al» Oberprüfident der Provinz Hessen-Nassau verstanden, sich mit einer Reihe grund legender Anschauungen, die in „Westelbten" gang und gäbe KK>, so in» Einvernehmen zu setzen, daß man von der Wirksamkeit diese- hvchbesähigten Verwaltungs beamten in seiner HetmatSprovinz das Beste auch in Rück wirkung ans die übrigen Provinzen erwarten darf. Be reit» in sedier früheren Tätigkeit in Schlesien als Land rat und Regierungspräsident hat sich Graf Zedlitz die größte Anerkennung und Achtung erworben. — Als Kultusminister muhten wir ihn auf» entschiedenste be kämpfest,' aber auch seine damaligen Gegner konnten ihm nicht da» Zeugnis einer charaktervollen, ursprünglichen Persönlichkeit versagen. In seiner ihm später zu gewiesenen Wirksamkeit als Oberpräsident der Provinz Hessen-Nassau hat er e» sich angelegen sein lassen, nach besten Kräften für da» Wohl der ihm anvertrauten Pro vinz zu wirken. Venn er diesen Posten jetzt mit dem des OberprästdiumS für seine Heimatprovinz vertauscht, so bringt er zweifellos persönliche Opfer, die aber durch die ihm winkenden großen Aufgaben aufgewogen werden. Möge e» ihm befchieden sein, in Schlesien die gleiche wirkungsvolle Tätigkeit zu entfalten, wie in der von ihm bi» jetzt verwalteten Provinz, die ihren beliebten Ober präsidenten höchst ungern scheiden sieht. (Natlib. Korresp.) Graf Robert v. Zedlitz-Trützschler wurde am 8. Dezember 1837 geboren. Er widmete sich zunächst der militärischen Lauf bahn, wurde Leutnant im 6. Kurassierregiment und später Reg- menttadjutant bei den' GardeS du TorPS, schied aber 1862 aus dem Heeresdienst auS, um die Bewirtschaftung des vom Vater ererben Gutes Nieder-Großbohrau im Kreise Freistadt in Schlesien zu leiten. Am Kriege 1866 nabm er als HeereSfrei- williger in der Stellung eines Adjutanten im Stabe der Ka valleriedivision der zweiten Armee teil. Im Kriege von 1870/71 war er Adjutant des Kommandos der immobilen Gardetruppen. Seit 1873 war er in verschiedenen Ehrenämtern tätig als Mit glied des Kreis- und PvovinzialauSschusseS und Provinzialrats und 1879—1881 als Vorsitzender des ProvinzialauSschusseS von Schlesien. 1881 wurde Graf von Aedlih-Trützschler zum Regierungspräsidenten in Oppeln, 1884 zum Mitglied des StaatSratS und 1886 zum Oberpräsidenten der Provinz Posen und zum Vorsitzenden der Ansiedlungskommission für West- Preußen und Posen ernannt. Im März 1861 wurde er zum Kultusminister ernannt. Er brachte einen VolkSschulgesetz- entwurs ein, der auf der liberalen Seite lebhaften Widerspruch fand und schließlich zurückgezogen wurde. Daraufhin nahm Graf v. Zedlitz-Trützschler im März 1892 feine Entlassung. Im Dezember 1868 wurde er zum Obervräsidenten der Pro vinz Hessen-Nassau ernannt, welchen Posten er jetzt noch inne hat. * Berlin» 17. August. Zur Charakteristik des rhein i s ch enZentrnms liefert vr. W. Johannes in den „Deutschen Stimmen" einen schätzenswerten Bei trag, der den Nachweis der doppelzüngigen Politik des Zentrum- in seinem Verhalten gegenüber der Regierung and in den Wahlkreisen des Rheines und anderorts führt. Am Schluffe seiner Darlegungen schreibt Dr. Johannes: „So staatserhaltend und duldsam das Zentrum sich also gern in Berlin gibt: wenn es auf die Dörfer geht, zeigt «S sich doch oft genug noch von der anderen Seite, so sehr, daß man sich des Eindruckes der Unwahrhaftigkeit nach der einen ober nach der anderen Seit« nicht er wehren kann. Mit dieser Politik des doppelten Bodens wird aber da» Zentrum nicht mehr lange im Westen Glück haben; und es wird sich entscheiden müssen, ob es wirklich das ist, wofür es gern in Berlin gelten möchte. Eines aber wird e» niemals werden können, und besonders nicht auf -em Wege, den «S jetzt eingeschlagen hat, näm lich eine freiheitliche, im besten Sinne duldsame Partei, wie sie der im Grunde liberale Rheinländer sich wünscht." — Born Uebermut des Zentrums weiß der äußerste Süden unseres Vaterlandes, Konstanz, ein Liedchen zu singen. Jetzt, nach nenn Wochen des Wahltages, will die dortige ZentrumAleitung eine großartige Siegesfeier durch Veranstaltung eine» Zuge» — mit Musik an der liberalen der Be besonderen Spitze — durch die Stadt begehen und fordert die Bürger auf, Häuser und Straßen, durch welche der Zug marschiert, zu bekränzen! Dabei hat die Stadt Konstanz, wo jetzt da» Zentrum eine Siegesfeier veranstalten will, nur ein Drittel ihrer Stimmen für den Zentrumskandidaten ab- gegeben, zwei Drittel für den liberalen Kandidaten! Die Aufforderung, Häuser und Straßen für diese nachträg- liche „Siegesfeier" deS Zentrums zu bekränzen, ist doch weiter nicht», al» eine Verhöhnung der Bürgerschaft! * Berlin, 17. August. Die Bestrebungen amtenwohnu ngSverein« erfreuen sich deS Wohlwollens der preußischen Regierung. Das geht auS einer Ansprache hervor, die gestern Finanzminrster v. Rheinbaden anläßlich der Grundsteinlegung für die fünfte größere HauSgruppe deö BeamtenwobnuugS- Vereins zu Berlin hielt. Er hob hervor, daß die Beamten rin Recht hätten, sich Wohnungen zu er richten, die eine Stätte deS Friedens, der Freude und der Erholung für sie wären. Niemand könne e- ihnen verargen, wen» sie selbst Hand anlegten, sich ein brhagliche» Heim zu schaffen. Sie handelten dabei „niemandem zuleide", auch den Hausbesitzern nicht. Er glaube zu seiner Freude fesisiellen zu können, daß man auch in diesen Kreisen beginne, mehr Verständnis diesen Bestrebungen der Beamten rntgezenzudringen. Bereits beginne sich in allen Kreisen der Beamtenschaft ein reger Eifer in dieser Richtung zu zeigen. Die Arbeiten deS Berliner BeamtenwohnungSverrinS seien vorbildlich für die Beamtenschaft der ganzen Monarchie geworden. Die Regierung werde, soweit die Mittel reichen, diese Bestrebungen unterstützen. Sollten die vom Landtage zu diesem Zwecke bewilligten Summen nicht auSreichen, so werde die Regierung nicht anstehen, »eue Summeu vom Landtage zu erbitten. — Der deutsche Kronprinz ist heute abend 1(tt/, Uhr von PotSvam nach WilhelmShöhe abgereist. — Die vom Minister Budde angeordnete Untersuchung der Berliner Untergrundbahn ist heute durch »ine Konferenz der Vertreter der Aufsichtsbehörden «ingeleitet worden. Den Hauptgegenstand der Verhandlungen bildete die Pariser Katastrophe. Ob an de» hiesigen Einrichtungen Aenderunaea nölig sind, wirb in einer späteren Konferenz und bei Untersuchungen an Ort und Stelle sestgestellt. Die Konferenz ergab, daß hier ungleich mehr für die Sicherheit deS Publikums nach jeder Richtung hin getan sei. — Zum Oberpräsidenten von Hessen-Nassau ist dem „Hanoov. Kurier" zufolge der UnterstaatSsekretär im Ministerium deS Innern, Wirkt. Geh. OberregierungSrat von B ischoffshaufeu, auSersehen. — Bon der preußischen Regierung werden für die Zeit vom 1. Juli 1903 bis Ende Juni 1904 Erhebungen darüber veranstaltet, welche Mehrkosten bei Versetzungen von Staatsbeamten entstehen würden, wen« die Bemessung der Umzugskosten nach in Aussicht genommenen Bestimmungen über eine andere Berechnung der Entfernungen erfolgt. — Vom sozialdemokratischen Zentralverbande der Zimmerer hat sich in Hamburg ein Teil der Zimmerer losgesagt und einen neue» Verein gegründet. Die Ursache des Zwiespaltes liegt nicht, wie bei den Maurern, auf dem Gebiete der Lohn- und ArbeitSverhällnifse. Der Austritt aus dem Zeutralverbaud ist, wie vom Vorsitzenden de» Lokal- Vereins auSgeführt wurde, erfolgt, weil sich in der Leitung deS ZentralverbandeS ein« förmliche Diktatur herau«- gebildet habe. Durch da» Delegiertensystem wurden 75v. H. der Mitglieder mundtot gemacht. Außerdem habe man m den Satzungen KuebrlungSparagraphen eiagesührt, «m un bequeme Mitglieder auSschließea zu können. — Da» spricht Bände. — Geiieralfeldmarschall Gras Waldrrsee hat seine» mehr wöchigen Sommeraufenthatt ta der Schweiz beendigt nnd ist in Be- aleitong seiner Gemahlin zum Besuch« bet seiner SchwSgeeia, der Frttfrau von Wachter, auf Schloß La utenbach bei Neckaeiolm eiage- trosfev. Bon dort wird Graf Walders« la einigen Tagen »ach Hannover zuriickrrisen und sich dann nach kurzem Verweilen tn seiner Villa an da» kaiserlich» Hoslager beqeben zar Teilnahme an den im Königreich Sachse» stattfindenden Kaisermauövrrn. — Hier augekommrn find her Präsident des Reichs« verfichernngsamtS Gaebel vom Urlanb, der Unterstaat«- sekretär im Justizministerium, Wirkliche Geheim« Rat vr. Küntzel vom Urlaub, der Präsident de» Reichsmilitärgericht-, Gene ral der Infanterie Freiherr von Gemmingen vom Urlaub, der hiesige dänische Gesandte von Hegermann-Linden« croas, der hiesige chilenische Gejandte Francisco A. Pinto. Ab- gereist sind der Kultasmintster i)r. Stadt mit Urlaub »ach Swinemünde, der zur Zeit mit der Vertretung de« hiesige» badischen Gesandt»» betraute Ministerialdirektor Scherer mit Urlaub. — Der zam Wirklichen Geheimen Rat mit dem Prädikat „Kxcellenz" ernannt« evangelische Feldpcopst l). Richter ward« 1842 geboren uav begleitete di« 9. Ltotsion 1870 als Feld prediger in den französischen Krieg. De» Winter 1870/71 brachte er bei dem großen Hauptquartier in Versailles za u»d wohnte dort auch am IS. Januar der Kaistrproklaauetion bei. Mit dem Eisernen Kreuz II. Klaffe am weißen Band« »»rück gekehrt, wurde er 1873 als DivisionSpsarrer der 11. Division »ach BreSlau versetzt nnd dort im Dezember 1874 z»m Militär oberpfarrer de» VI. Armeekorps und Mitglied de» KonfifiorlumS filr dir Provinz Schlesien ernannt. In dieser Stellung erhielt er 1877 leine Ernennung zum konsistorialrat. Die theologisch, Fakultät der BreSlau« Universität ernannt« ihn 1883 z» ihrem Ehrendoktor. 1886 beim Rücktritt deS FrldpropsteS l). Thielen wurde Richter mit seiner einstweiligen vertret»»« beauftragt »ad am Sb. Janaar 1887 za seinem Nachfelg« eraaait. Er ist »». gleich ordentliche» Mitglied de» evangelischen OberktrchearatS and Vortragender Rat im Kultusministerium für di« milttär-kirchlichra Angelegenheiten. 1890 hatte v. Richter den Lharakter al» Ober- konsistorialrat erhalten. jt Aus der vstinark. Zur Uuterstützuug der durch das Hochwasser geschädigten deutschsprechenden Bevölkerung in Posen und Oberschlesien hat sich bekanntlich keine polnische Hand gerührt. Ist schon diese absichtlich« Teilnamlosiakeit elementaren Ereig nissen gegenüber, welche die Gesamtheit der Bevölkerung angrheu, bezeichnend genug, so kann man auS Aeuße- rungen der großpolnischen Presse weiteren Aufschluß über die niedrige Gesinnung erhalten, welche vaS ganz und gar durch den Haß gegen deutsche Art und Kultur beherrschte Polentum anläßlich der gegenwärtigen Lag« in den bedrängten Provinzen zur Schau tragt. Di« „Praca" schließt einen von Gehässigkeiten gegen die Maßaahwea der Staatsregierung erfüllten Artikel mit der Mahnung: „Möge die oberschlesische Bevölkerung die RegierungSzelder nehmen und dann scharen weise in daS politische Lager übergehen, dann wird e» seiner zeit auch noch mehr erlangen!" Damit ist erwiesen, daß sich da« Polentum nicht nur geflissentlich den Pflichten gegen die Allgemeinheit entzieht, sondern auch sicv nicht scheut, aus einem Unglück, das die Gesamtheit der Bevölkerung betroffen und demgemäß eine allen Geschädigten i» gleichem Matze ohne Unterschied ihrer politischen Stellung zugedachte Fürsorge der Regierung im Gefolge gehabt ha«, für di« Zwecke ihrer deutschfeindlichen Bestrebungen Kapital za schlagen. (-) Schwert«, 17. Augast. Prinz Heinrich der Nieder lande traf heute nachmittag 5»/, Uhr Heer eia und begab sich zum Besuch der Großherzogin Marie nach Rabensteiuseld. * Essen, 17. August. Eine Verständigung in der Kanalfrage zwischen den Lippe- und den Emscher- Interrsfenten ist, nach der „Rhein.-Westf. Ztg.", erfolgt. Sie schreibt: „Es hat eine Versammlung der beiden Gruppen in Dortmund stattgesuuden, in der beschlossen wurde, kür jede Kanalvorläge der Reaierungeinzutreten, welche Linie auch gewählt werden sollt«. Die Tatsache, daß die Regierung bei Walsum am Rhein ein Terrain sich reser viert hat, scheint darauf hiuzudeuteu, daß das Em scher» Projekt noch nicht ausgegeben ist." D Bochum, 17. August. Die gestrige Meldung über den Beschluß der KnappschafrSvorstandSsitzuag, betreffend volle Arankengelbgewährung an die wurmkranken Berg leut?, ist formell unrichtig. Unter „vollem Krankengelde" versteht mau hier allgemein Krankengeld in Höhe des Durch- schuittslohneS. Der Vorstand hat beschlösse», die Wurm kranken nicht ander- als di« ander» Kranken zu behandeln, aber den Zechen zu emvfehlea, vi« Gewährung der Differenz zwischen Krankengeld und Lohu in wohlwollend« Er wägung zu ziehen. () BreSlau, 17. August. Im Oberpräsidium findet heute eine Beratung über die Maßregeln zur Freilegung deS Hochwasserbettrs statt. * Altenburg, 17. August. Ein Wechsel in der Adjutantur beim Herzog von Altenburg ist etngetreten. Der bisherige persönliche Adjutant deS Herzog» Major v. Sydow ist io Ge- nebmigung seine» Abschiedsgesuches, mit der gesetzlichea Pension und der Erlaubnis zum Tragen der Uniform de« 1. Gardr-Regi- ment» zu Kutz zur Disposition gestellt; sein Nachfolger ist der Hauptmann und Kompaguiechef in» 1L3. Infaaterie-Regtmeut v. BrezwarzowSkh geworden * I» Vettmaringe» (Schwarzwald), ei»em Dors« im zweiten badische« ReichStagSwahtkrei» — der nach heißestem Kamps« „trog" 83 v. H. katholischer Bevölkerung sein« nattonallideral« Ver tretung beibehielt — hatte» am Stichwahltag« di« drei Töchter «ine» greisen Bauern ihre» Pater dadurch ver- hindert, einen liberale» Stimmzettel abzugebe», daß st« ihm die Beine zusammenbandea. Durch «ine Zeitungsnotiz auf merksam gemacht, hat sich di« Staatsanwaltschaft dieses Falles an- genommen «ad die ehrenwerte» ZentrumSdamen tu Anklage verse-t. Oesterreich-Ungarn. Sur Lag«. * Pest, 17. August. Wie das „Ungarische Telegraphen- Korrespondeazbureau" erfährt, wird der König, von Freitag angesangeu, nachstehend genannte Persönlich keiten in Audienz empfangen, um ihre Anschauungen über die Situation zu höre«: den Präsidenten de« Magaateahauses Grafen Albi» Caaky, den Präsidenten d«S Abgeordnetenhaus»- Grafen Albert Appouyi, di« gewesenen Ministerpräsidenten Grafen Julius Gzapary, Llerander Wekerle, Destder Banffy, Koloman Szell, Grasen Julius Andrassy, Grafen Stefan Titza und Grafe» Alexander Karolhi, den ehemalige« Minister b«S Innern Karl Hiero- nymi, den Abgeordneten Tmerich Hodofly und den Präsidenten der Volkspartei Grase« Johan» Zichy. Frankreich. Geueralritte. * Parts, 17. August. Die Tagung der Generalräte ist heute eröffnet worden. Die meiste« von ihnen haben ihre bisherigen Vorsitzenden Wiedergewählt, darunter de« Minister präsidenten EombeS mit Einstimmigkeit, ferner Jonnart, Msline, die Minister Balls, Maroucjoul» und Trouillot. Es wurden Tagesordnungen angenommen, in denen das Ministerium zu seiner Politik und zur Anwendung des VereinSgesetzeS beglückwünscht und zum Verharre« darin aufgrfordert wird; einige Generalrät« sprachen sich gegen die Ausweisungen der OrdenSangrhörigen a«S. Orient. Tie Balkanwtrreu. * Sebaftopol, 17. August. Heute ist eine Abteilung der Schiffe der Schwarzmeerflotte unter dem Kontre» Admiral Birneger von hier nach de« türkische« Ge wässern abgegangen. * Konstantinopel, 18. August. Die hiesigen maßgebenden Kreise seben in der Entsendung deS russischen Schwarzen Meer-Geschwaders in die türkischen Gewässer durchaus nichts Bedrohliches. * Konstantinopel, 16 August. Die Insurgenten haben nun beschlossen, an die Zerstörung der größere« Bahn- objekte zu geben, besonders der längeren über den Wardar führenden Brücken, deren Reparatur nicht leicht durchzuführen wäre. Auf den Orientalischen Bahnen stockt der Personenver kehr fast gänzlich. Höchstens zwei bi« drei Passagiere befinden sich in den täglich mit Europa verkehrenden Schnellzügen. In dem Gefechte bei Perlepe wurden 200 Insurgenten getötet und 80 gefangen. I« der Nähe von Monastir befinden sich 300 Insurgenten in einer bulgarischen Kirche. Die selbe wurde von den türkischen Truppen eingeschloffen. Der Sultan verbot die Beschießung christlicherKirchen und veranlaßte de« Exarchen, die flüchtigen Bulgaren zum Verlasse« der Kirche aufiusordern. Ein entsetzliches Blutbad veranstaltete« die Insurgenten in Jtschobina, in der Kasa Jsbiwitsche, wo 800 Muselmauen, Frauen uud Kinder, massakriert wurden. — Der gestrige KriegSrat im Aildiz-KioSk dauerte bis 1 Uhr morgens. Es wurde eine energische Aufnahme der Bersolgung der Insurgenten uud die Niederwerfung de« AusstaubeS mit allen militärischen Mitteln beschlossen. I. 6. Konstantinopel, 17. August. Die neuesten Berichte, welche von den Konsulaten in Monastir und Saloniki ein getroffen find, bestätigen, daß die ersten Angaben über die Stärke der bulgarischen Freikorps wesentlich zu hoch waren. Mehr als 5000 Mann dürsten über ganz Makedonien nicht zerstreut sein. Die ersten beunruhigenden Meldungen waren dadurch entstanden,daß dieBanden,welcheKruschcwo und Divra angriffen, Schleudervorrichtungen zum Werfen von Dynamitb omben mit sich führten. ES find dies kleine Handdrehmaschinen, mit denen die Bomben 800 bis 1000 Meter weit geworfen werden können. Durch einige gut gezielte Bomben halten die Bulgaren di« etwa 120 Mann starke Truppe, welche von Kruschewo gegen die Angreifer auSgerückt war, zur Halste aufgerieben, sodaß sie ohne weiteren Widerstand in Kruschewo einrücken konnten. Als dann vor der Stadt vier Bataillone regulärer Truppen erschienen waren, wagten diese doch nicht, di« Stadt anzngreisen, da die Bulgaren zwei Höhen besetzt hatten und von dort aus Bomben schleuderten. Erst als die Türken auS drei Kanonen Feuer eröffneten, zogen die Bulgaren ad. Dir weitere Ent wickelung re» Aufstandes hängt nacy Ansicht der Konsuln davon ab, ob dir Bulgarien tatsächlich größere Mengen Dynamit znr Verfügung haben, da sie hiermit die türkischen Truppen io Schach zu halten verstehen. * Sofia, 18. August. (Telegramm.) DaS den Vertretern der Großmächte übermittelte scharfe Memorandum über daS Vorgehen der Türkei in Makedonien beschränkt sich auf Anführung von Einzelheiten, ohne die Mächte zu einer Inter vention aufzusordern. Auf den Einspruch deS türkischen Kommissars gab die Regierung eine beruhigende Erkläiung ab. Eine am Sonntag hier abgehaltene makedonische Ver sammlung nahm eine Resolution an, dir dahin geht, daß der Ausstand als «ine nationale Sache der Bulgaren anzu sehen fei. * Belgrad, 18. Anglist. (Telegramm.) Auf Ein schreiten der türkischen Gesandtschaft wurden Waffen und Munition, die nach Bulgarien verschickt werden sollten, aitgehalttn. Der Spediteur wurde wegen unerlaubter Aus fuhr zu 20 000 Franc« Geldstrafe verurteilt. * Belgrad, 18. August. (Telegramm.) Dem Blatte „Stampa" zufolge soll am nächsten Sonntag hier ein« große Versammlung zu Gunsten der Serben in Altserbien und Makedonien veranstaltet werden. Serbische». * Belgrad, 18. August. (Telegramm.) Den Blättern zufolge entstand gestern in Kruschewatz b«i einer Wählrr- lassen. Al- du ihm damals das Kapital -ergabst, daß er sich selbständig machen konnte —" Georg Volkhard zieht die Augenbrauen hoch. „Sollte Anlage, «eiter gar nicht». Müßt« schlechter Geschäftsmann fein, wenn —" Fräulein Friederike lächelt, aber ein Lächeln der Be friedigung. Eie ist so stolz auf ihre« bescheidenen Georg! Aber sie kennt ihn, läßt das Thema fallen und sieht, während sie selbst «ur wenige Visse« genießt — wie 'n Sperling, pflegt Lina Galzmann es -« nennen — mit innigster Zufrieden heit zu, »tte er die weißen Spargelstange« durch den Mund sieht. „Frau Pastor Frydag war heut« morgen hier", be merkte sie dann nach einer längeren Paus«; „die alte Radlown ließ« sich für de» Wein bedanken." Nur eia gelinde- Knurren als Antwort. ^Radlow wär« na« wieder io weit, seine Botengänge aufznnehmen, aber bloß dt« Garderobe. Jq habe ihm deinen alten grauen Frühjahrsrock geschenkt. Da» ist dir doch recht?" Hierauf zu antworten, hält er für vollkommen über- flüssig, und als Fräulein Hengler mit einem besorgten Blick noch einmal fragt: „War'- nicht, Georg?" da prustet er unwirsch loS: „Aber, beste Tante, ich meine, schon hundertmal gesagt zu habe«, daß mir alles recht ist, was du in solchen Dachen unternimmst — mit der einzigen Be dingung, daß «ein Nam« nicht an di« groß« Glocke kommt." „Wie froh bin ich über bi« Antwort, mein Junge! Ich fürchtete schon, b« hättest dich von dem Grauen schwer trennen rönnen, sand aber in deinem Lchrank« sonst nicht- Passend«-. Ich glaub«, d« hättest einen neuen Anzug nötig." „Hat Zeit", brummte Georg Volkhard. „Und daß dein Name nicht unter di« Leut« kommt, weißt du ein sür allemal." Georg hat sein Mahl beendet. Nun steht er mit einem kurzen: „Verzeihung, liebe Tante!" aus, dreht sich aber, schon an der Tür, noch einmal nach dem alten Fräulein um und spricht: „Ich wünschte wirklich, du redest weniger von derlei Kleinigketten. Und meinen Koffer schafft Lina wohl zum Zwei-Uhr-Znge Nach der Bahn? Ich habe ans dem Comptoir noch einiges -u ordnen, komm« aber vor der Abfahrt noch erst zu dir herauf." Er hat wirklich noch allerlei Geschäftliche- zu erledigen. Mer er tut da- ottt einer gegen fein sonstiges Wesen so seltsam abstechenben Hast, -aß der an einem Settenpult arbeitende zwanzig jährige Jüngling verwundert -uborcht, wie sein Prinzipal murmelt: „Erst elf Uhr fünfunkwierzig dort — ym! — Hedemann zwei Treppen — ja, ja! Aber Kramer und Biesenthal in H. — trifft sich gut, daß ich die mit der Fahrt verbinden kann. — Schutzlos, da» wäret SechShundertfttnfzig Stück Gensenschärfer zu acht Mark sechzig macht neunundsünfztg neunzig Na, wartet nur, Ihr Gelichter! — — Nummer dreiund vierzig, hm! Buchenkloben, daS Raummeter sieben Mark fünfzig, ist reichlich " Dann fliegt ihm die Feber über das Papier. Endlich fertig, sieht er nach der Uhr. Halb zwei! Da wär's ja die höchste Zeit! Rasch schließt er sein Pult un eilt zur Tante Friederike. Den Nachmtttagszug erreicht er zwar noch früh genug und ist über den gänzlichen Mangel an Mitreisenden keineswegs entrüstet, drückt sich auch so behaglich, wie sein« Stimmung es gestattet, in seine LoupS-Ecke und überläßt sich neben de« Genuß der Nachtisch-Cigarre der Lektüre seiner Zeitung, tn die er heute noch keinen Blick geworfen hat, die er aber glücklicherweise oyn« Schädigung ander weitiger Rechte hat mitnehmen dürfen, denn Erich Busch- körn wirb heute nicht de« gewohnten Weg zu Tante Hengler» Gartenhaus mache«, aus dem sehr einfachen Grunde, um seinem wissenschaftlichen Verhör entgegen- zureffen. Wenn Georg vollhard indessen vermutete, dieser werdende Aeskulap fei bereit- am Ziel feiner Reife, das heißt in seiner vier Treppen hohen Studentenhäu-ltchkeit der Artillerieftraß« von Berlin 17., angekommen, fo hatte er bald Gelegenheit, solche Annahme als irrig zu er kennen, da, nach einstünöiger Fahrt, auf einer Zrvffchen- statto« kein ander,, als ebenbesagt«, Studios«-, die Hände eine- ziemlich gleichalterigen, sehr breitschulterige« Herrn schüttelnd, mit einem „War, Teufel — Sie -- Herr Nachbar — Onkel Georg!" in fein Coups springt, um nun seine — Georg vollhard» — Finger zum Objekt seiner schüttelnden Tätigkeit zu machen und dann voll kindlicher Verwunderung a«»z«rusen: „Mer ich bitt« Sie, fo machen Sie doch kein Gesicht!" „Irgend ein Gesicht muß der Mensch nun aber doch machen, nur brauche «- in diesem Fall« nicht ganz so un. wirsch, so — ich weiß wirklich keinen anderen Ausdruck dafür, alS: fo knifflich — auSzufehen, wie da- de- Ve- „verltn — Geschäft« — nein — in — — Wissen Ei«, Onkel Georg, daß ich so lakonische taftvort gar nicht um Sie verdient habe? Und Ihr« knurrige Visage al» Zu gabe — — St« sehen wahrhaftig — nehmen Sie » nicht krumm — miserabel au-, Aber — na, ich will nicht in dt« Tiefen Ihrer scnsenfchärfenbe» Geheimnisse dringen, und wann Ti« e» wünschen, mögen Gi, ineognttisstm« reisen/ Lier blitzt eS für einen Moment Hinte, den Brillen« gläsern auf. „ „Gis täten mir allerding- einen Gefallen." De, Sttrdent sieh» ihn »in bißchen mißtrauisch an. „Mit dem Respektieren Ihres Jncögnito? Ich weiß chvar nicht recht, ws« ich da» zu »erstehen hab«, aber — Gott im Himmel, ja, Sie find de, Aelter« — meinethalben! Wollen Sie -, fo sollen Sie Sehmann oder Biedermeier heißen." „So Meint, ich » «sch», NU, — in Riedstädt." In diesem Momente sieht Erich vufrblorn mit feinem halboffenen Munde durchaus nicht intelngttl^aa-. grüßten. Und etwas mehr al- ein undeutliche» Ge grunze wäre der stuck. m«1. und Mitabonnent der Aschen Zeitung auch wert gewesen." „UebriaenS dies« Zeitung" — Erich vufchkorn zeigt jetzt mit einem Anflug seiner alten Gonnenlaune darauf hin und rüst: „Um die mir nachzuschleppen, sitzen Sie doch nicht hier im Waggon?" mutz sich dann aber, weil dt« Maschine vorn schon wieder ar^ieht, rasch noch au» dem Fenster lehnen und seinem dicken Freunde brausten mitteilen: „Famos, Brun»! Gleich Gesellschaft ge funden — Herrn Vollhard, von dem ich dir erzählte — ich bin ein Glücksmensch. — 's ist doch wahr", sagte er dann, sich Vollhard geaenüberfetzend, „Sie fo hier zu treffen — einfach patent! Darf ich fragen, wohin — „Nach Berlin — -a- hettzt — zunächst Erich Buschkorn reißt die Augen auf. „Noch sonst wohin? Blitz noch! Und St« find eigent- lich nicht besonder» reiselustig." Vollhard zuckt die Achsel«. "Js/*Geschäft. Ein edler Grundsatz. Sie haben doch nicht 'n« neue Erfindung gemacht?"! „Nein."! „Hm! Mer dennpch in «schifften, vermutlich in bringenden?" „Sag'n Sie 'mal, Sie — Sie sind doch nicht — ich meine, die Firma Vollhard kann doch nicht wackeln?" Nun muß sogar Onkel Georg lachen. „Und ihr Inhaber mit dem Kaflenrest -urchbrenne»? Nein, ganz fo schlimm steht » nicht. Jedoch — ohne Scherz, Erich, halten Sie ein bißchen reinen Mund." „So, wie in der Affäre mit Fräulein von Grieben? Wissen Sie was? Ich glaube, Sie find auf dem Weg«, ein Schwerenöter zu werden. Aber so krempelt die Welt fich um: Sie Schwerenöter und ich Weiberfeind." „Das hielten Sie ja gar nicht aus." „Ohol Wer so 'n dickes Haar in der Suppe gefunden hat, wie ich -ei Ihrem gnädigen Fräulein denn die letzten acht Tage — ich danke! Und der Abschied gestern in Tante Friedertken- Stube — der reine SiSumschlag! Aber mag sie! Ich denke, ihre Pfade nicht wieder zu kreuzen, weshalb ich absichtlich diesen Zrrg gewählt habe, um nicht etwa heute mittag mit ihr zusammcnzutressen. Tie hätte fich einbilden mögen, 'S wär ihretwegen so ein gerichtet; denn — Vertrauen gegen Vertrauen — ich hatte ja zu Haus nichts von meinem Abstecher zu Freund Stahleck gesagt, nnd Mama wähnt mich seit gestern abend in der Artilleriestraßc. Aber ich konnte doch an Stahleck» Gut nicht saus kayon vorbetfahkeN, zumal de. Brave wir allerhand wertvolle Winke sür mein Prtffung»elen» zu geben wußte. Denn der hat'» hinter sich/ Erich Busch korn seufzt. ,Hol'S dieser und jener — ein geschetdte» Mädel ist sie doch, und sie hatte so 'wa», so — na, so einen in Respekt zu halten. Ein ganz anbcrer Schlag al» tinsere Riedstädterinnen, die ich feit meinen A-v-C- Jahren ««»wendig kann. Und wenn ich di« fo Revue passieren laste — Erscheinungen, nun ja, da» geht, aber sonst — außer allenfalls Juftinchen Frydag — die Kleine hat sich doch gerade in letzter Zeit kolossal gemacht, wa- Konrad auch fand. Eie finden da» natürlich, nicht?" „Ist Mir gleichgültig?' „Glauben Sie, mich tnieresfiert e»? Mer irgend eine Ansicht ist doch gestattet. Und — wa» ich sagen wollte — ber Rest — Sie rundliche Alma Hollig zum Beispiel — d« wird ja allerhand gemunkelt, Stelldichein, geheimer Brief- wechsel —- ivr alter buckliger Bogenfchreiber, der David Schlotter, al» koniiHon 6'amooe, zwischen ihr und jenem Killmann, dem Scharfschützen ohne Herz, von dem ich Ihnen neulich erzählte. Da» müßte demnach rin ganz gefährlich«, Mensch sein." (Fortsetzung folgt.)
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