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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030821022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903082102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903082102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-08
- Tag1903-08-21
- Monat1903-08
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Abend-Ausgabe MpMerTaMak IIS,— Anzeiger Druck uud Verlag von E. Pol» tuLetpzt-. Nr. 424 Jahrgang Freitag den 21. August 1903. I j Leist Feuilleton II). du den kennen 97,25 105,75 Vietori»- «uU»- schon vorüber.* sie ein Lächeln, sind! Ich mit Aber gewifle 100,50 i 03,90 88,7V »8.7» lOS,80 88,10 88,10 7^50 100.40 71,40 5t.) vis sdssssrt. »et« äs» ursatUoti IHNi^SIL lsutsoUs »««- urck"- BolkSstimme" Bogen als braucht sich iVsIäkrsss" '»rsnseas, tusxsüsaä (2N/8) von r»toxt»u, > rsosrill» anarclr" - tr: Lsill- ülobarct iso/LaUi ordotso.) 151,— 188,00 128H0 131H0 «18,80 Haupt-Filiale Dresden: Marieastraße 84. Ferusprecher Amt l Nr. 171L Die italienische Jrredenta «nd das Fassatal. Bei -den Autonomiekmnvsen, die im vorigen Jahre zwischen Deutschtirol und Welschttrol spielten, bildete das Fassatal wohl den am heißesten umkämvften Posten. In der Tat ist Fassa nicht schlechtweg deutsch, so daß es begreiflich scheint, wenn die Italiener cs nicht den Deutschen lassen wollen. Ebensowenig aber ist das ladinische Fassa ita lienisch, sodaß gar nicht einzuse-hcn ist, woher die Italiener ihr angebliches Anrecht daraus herMleiten vermöchten. Für die Entscheidung, wohin im Fall einer Zweiteilung Tirols das Fassatal zu fallen hätte, bliebe somit nur eine giltige Instanz: der Wille der Fassaner selbst. Und 85^0 216,15 181,— 80,7S 86,SO 224,25 887,7b 182,60 178,7b 177,40 198,7b 102,SO 100,2b Lrdaktion und Expedition: Iohanntsgafle 8. Fernsprecher lk3 und 222. Fitialevpeditionrn r Alfred Hahn, Buchhandlg., UniversitätSstr.S, 2. Uösche, Katharinenstr. 14, u. KönigSpl. 7. Änuahmeschlnß für Anzeigen: Adesd«Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Rargeu-AuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen stad stets an di» Expedition zu richten. Die Expeditton ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Aus dem Zentrumslager. Der vielbeachtete Artikel der „Kölnischen Volks zeitung", in dem betont worden war, das Zentrum denke gar nicht daran, den Kampf gegen die Sozialdemokratie zur Parole zu machen, insonderheit weil es mit der Stärkung der evolutionistischen Richtung in der Sozial demokratie rechne, ist bekanntlich vom vorwärts" als „klerikales Liebeswerben" mit Hohn zurückgewiesen worden. Aber selbst im klerikalen Lager ist man nicht überall der milden Auffassung der „Kölnischen Volks zeitung" über den Eharakter der Sozialdemokratie. Dies ergibt sich aus einem diese Politik scharf verurteilenden Artikel der klerikal-aristokratischen „Rheinischen Volks stimme". Das Blatt der katholischen Adligen des Nieder rheins citiert zunächst den wesentlichen Teil des be treffenden Artikels der „Kölnischen Vvlksztg." und sagt dazu: „Man sieht, das böse Beispiel, das das bayerische Zentrum durch sein Bündnis mit der Sozialdemokratie gegeben hat, wirkt ansteckend. Die „Kölnische Vvlksztg." will die zarte Rücksichtnahme auf die Sozialdemokratie mit der sogenannten „zarten Richtung" innerhalb derselben begründen. Aber auch diese „zarte Richtung" erstrebt, wie die Sozialdemokratie überhaupt, den Sturz der Monarchie . . . Der Sturz der Monarchie ist das Ziel der gesamten Sozialdemo kratie, und da kann für eine monarchische Partei — und eine solche ist doch das Zentrum — die Parole in Bezug auf die Sozialdemokratie nur lauten „Kampf bis aufs Messer." — Besonders beachtenswert ist bei diesem Artikel der scharfe Ausfall gegen das baye rische Zentrum, das wegen seiner ausgesprochen agrarischen Tendenz der ebenso agrarischen „Rheinischen Volksstimme" an sich recht nahe steht. Wenn sich nun daraus auch ergibt, daß diesem Blatte die Erhaltung der Monarchie höher steht, als die GesinnungSverivandtschaft mit dem bayerischen Zentrum in der Zollfrage und als parteitaktischc Rücksichten, so darf man ^arum noch lange nicht, wie es die „Rheinische tut, das Zentrum in Bausch und monarchistische Partei ansprechen. Man nur zu erinnern, in wie pöbelhafter Weise das auf seine ipertell ivittelisbachtsch - monar chische Gesirmureg so stolze bayerische Zentrum die bayerische Dynastie be handelt, wenn diese einmal etwas tut, was den Herren Hein und Genossen nicht in den Kram paßt. Das Zentrum steht dem monarchischen Gedanken innerlich genau so gegenüber, wie es der Vatikan tut. Wer höher bietet, erhält den Zuschlag, d. h. wenn man von einer Republik eine größere Förderung der katholischen Kirche erwarten könnte, als von der monarchischen Staatsform, so steht man der republikanischen Institution durch aus nicht feindlich gegenüber. Haupt-Filiale Serliu: . Carl Duncker, Herzgl. Bayr. Hosbuchhandlg, Lützowstraße 10. Fennsvrecher Amt VI Nr. 4603 dieser Wille ist gar nicht zweifelhaft. Die Faflaner haben unumwunden erklärt, daß sie zu Deutschtirol gerechnet sein wollen. Damit, sollte man denken, sei der Streit ent schieden, zumal ja die Autonomievorlage zu Fall gebracht ist. Nichtsdestoweniger ist die Agitation der italienischen Irredentisten unablässig auf das Kaffatal gerichtet, ja neben dem Streit um die Fleimstakbahn bildet Fassa den Brennpunkt der irredenttstischen Bemühungen. Das Neueste, was man nun in Trient, dem Herde der Jrre- denta, ausgeheckt hat, um die Fassaner zu gewinnen, ist ein italienischer Massenausflug, der durch das Fleimstal bis nach Fassa ausgedehnt werden und zu einem großen Berbrüderungsfest zwischen den Ladinern und den Ita lienern werden soll. Man darf neugierig sein, was daraus wird. Den Fleimstalern ist kaum etwas gleichgiltiger, als die italienische Jrredenta, die Fassaner aber hassen diese. Da man bekanntlich zur Liebe niemanden zwingen kann, dürften die Herren aus Trient, wenn sie sich wirklich keines Besseren besinnen, im Fassatal allerhand Ent täuschungen erleben. Uebrigens sei bei dieser Gelegenheit darauf hingemiesen, daß die vielen Deutschen, die alljähr lich Tirol besuchen, nickst versäumen sollten, das Fleims» und das Fassatal zu besuchen. Sie werden dort will kommener sein als die Italiener uud den deutschen Sinn der Bewohner noch mehr stärken. licher Zufall führte Herrn Buschkorn in bie Nähe, der mich von ihm befreite." „Um Gott, Renate, liebes Kind!" ruft Grete Horsten ängstlich und streichelt ibr über die kalte Stirn. „Das war, ehe du mich in Empfang nahmst?" Ihr geht nun ein Licht auf über der Freundin stilles Wesen. Renate nickt. Voll-Hards Fußspitzen pochen nervös auf dem ab geschliffenen Brüsseler. „Erich Buschkorn, siehe da! — Hm! — Fräulein von Grieben, es tut mir leid, sehr leid, zu spät gekommen zu sein. Jener Mann ist nicht irrsinnig, sondern — ver zeihen Sie das Wort über Ihren leiblichen Bruder — nur heruntergekommen." Hier starrt Renate den unliebsamen Besuch an wie geistesabwesend. Eine ganze Weile hört man nichts als das Ticken der kleinen alten Sövresuhr auf dem Kaminsims, dann spricht Grete Horsten leise: „Fräulein von Grieben batte nur einen Bruder, viel älter als sie." „Es ist derselbe", antwortet Vollhard mit heiserer Stimme. „Ich hörte, er sei gestorben. Bor langer Zeit; Renate konnte damals höchstens neun Jahre zählen." „Er war für seinen Vater tot und sollte es auch für die Seinen bleiben. So hatte Herr Geheimrat von Grieben in einer letztwilligen Verfügung an seinen Anwalt be- stimmt, und da sein Sohn bei Lebzeiten eine Abfindung empfangen hatte, so hätte man nur sür den — hm — den Todesfall Fräulein Renatens seine Existenz wieder in Be tracht ziehen müssen. Vielleicht selbst das nicht einmal. Aber mit den gesetzlichen Vorschriften in solchen Dingen bin ich nicht hinreichend bekannt, um darüber ein Urteil zu haben. Sicher ist, daß der Herr Geheimrat seiner Tochter jegliche Berührung mit dem Bruder ersparen wollte, und der junge Herr von Grieben mochte auch wenig Neigung haben, sich um seine Familie zu kümmern. Er hatte sich seine eigene Lebenssphäre gesucht." „In der er dann untergeben mochte", spricht Renate mit einem herben Zucken um die Lippen, das Gesicht noch immer starr auf Vollhard geheftet. „Wie ich über das Furchtbare denken, fühlen würde — das galt gleich* „Du warst ein Kind." Extra.Beilagen (gefalzt), nur mü der Morgen-Ausgabe, ohne Postbejörderung SO.—, mit Postbesörderuug 24 70.—» wirklich nicht beklagen, zwei Drittel aller Lehrstellen sind von ihnen besetzt, und in den lokalen Abstimmungen setzen sie regelmäßig ihren Willen durch. Jüngst erst wurden infolgedessen in drei neuseeländischen Städten sämtliche, in sieben andern die Hälfte aller Hotels geschlossen. Hier liegt der Kern der Sache: Den Frauen gilt es gleich, ob Seddon oder Stout. Reid oder Barton am Ruder ist; große politische Kragen bewegen sie wenig, desto mehr aber solche lokaler Art, die den Magen und den Geldbeutel, den häuslichen Frieden oder den Arbeitslohn betreffen. Und so ist zu erwarten, daß die Neuwahlen kaum ein wesentlich anderes Bild geben werden; nach wie vor dürfte die gegenwärtig 19 Mann starke Arbeiterpartei im Repräsentantenhaus« das Zünglein an der Wage bilden. Daß die Teilnahme der Frauen einen wesentlichen und zwar recht erfreulichen Einfluß auf die Formen ausübt, in denen sich die Wahlen vollziehen, ist wohl selbstverständ lich. Ein recht anschauliches Bild davon entwirft ein Landsmann, der den letzten Wahlen in Neuseeland bei wohnte. „Die Abstimmungen verliefen außerordentlich ruhig, ich möchte sagen gemütlich. Der Wahltag ist ein öffentlicher Feiertag, alle Geschäfte und alle Trinkhäuser sind geschlossen, die Verabfolgung alkoholhaltiger Getränke ist bei strenger Strafe untersagt. Alle Witze und Roh heiten sind verstummt. In kleinen Abteilungen, zwei bis sechs, kommen die Wählerinnen und stimmen dann stets gleichartig. Die Agitation der Frauen ist sehr lebhaft, wortreich suchen sie den Männern die Wahlzettel aufzu drängen, man glaubt sich in einen Wohltätigkeitsbazar ver setzt. An Frauen wandten sich die Agitatorinnen selten, sie glaubten da wohl ihrer Sache sicher zu fein. Alle Wahltische waren von schönen Händen mit Blumen ge schmückt; in Ermangelung von Wein-, Bier- oder Whis key-Flaschen wurde mit der Tbeekanne unter zärtlichem Augenaufschlag ein gelinder Druck ausgeübt. Ab und zu hörte man auch eine regelrechte Wahlrede aus weiblichem Munde, und ich wurde jedesmal in der Ueberzeugu-ng be stärkt, daß die Politik der Frau stets Gefühlspolitik bleiben wird."" «otnr <1«r >tu»r>I»tr 2. - (18«> In von 8illt- Vosrm»nn- »Lloonors g»u- (18/8) ' (1H8) von Hamdnrr; biqnv ossü > von äor aisüTillptsr 3 r,m « n, L-stprlx, 'rlmrsisvot von OsllU» «U Lrswsll, Volk Bezugs-Preis t> der Hauptexpeditton oder deren Ausgabe stellen abgeholt: vierteljährlich 2» S.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung tnS Hau» 2» 8.7S. Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich 2ll 4.50, für di« übrigen Länder laut ZeitungSpreiSüste. „Ich werde zeigen, daß ich es nicht geblieben bin!" ruft Renate aufspringend und tritt auf Vollhard zu. „Ich darf wohl fragen, wie Sie so plötzlich dazu kamen —" „Zu der Annahme, daß Ihnen Ihr Herr Bruder lästig fallen könnte? Er fuhr mit Ihnen in demselben Zuge von Riedstädt hierher. Daß er Sie dort nicht angesprochen hatte, das entnahm ich aus Ihrer Ruhe bei der Abfahrt; so konnte er in meiner Heimat nur «inen anderen Besuch beabsichtigt haben, bei —" „Bei wem?" Vollhards Blicke fuhren unruhig von einem zum anderen der beiden Mädchen. „Bei Ihrem Verlobten, seinem alten, ja ältesten Freunde aus düsterer Zeit", schließt er dann mit fester Ruhe in Miene und Stimme. Grete Horsten wendet sich erschreckt an ihre Freundin. ,Menat«, ist es wahr, daß du in Riedstädt —" Renate winkt, wieder in ihren Stuhl sinkend, ab wehrend mit der Hand. „Fräulein von Horsten darf alles hören; ich meine: auch seinen Namen, den Sie doch wissen, Herr Vollhard!* heischt sie gleich darauf im Befehlstone. Vollhard seufzt einmal tief auf. ,ZSie Sie wünschen. Da ich jahrelang bei der Firma I. D. Killmann in D. angestellt war, so war mir Herr Walter, der einzige Sohn des HauseS — ein solide- Haus — gewiß nicht unbekannt. Ebenso wenig der Um stand, daß er seinerzeit der böse Geist Ihres Bruders wurde, daß er nach seines Skaters Tode das blühende Ge schäft aufgab, in kurzer Zeit ein beträchtliches Vermögen verlor und dann in verschiedenen Kreisen der Lebewelt auftauchte. Weiterhin habe ich ihn aus dem Auge ver loren, verdanke meine Kenntnis von seiner Lebensweise in den letzten Jahren im wesentlichen auch nur den Mit teilungen anderer. Denn meinen Dienst im Hause Kill mann gab ich mit dem Tode des alten Herrn dort auf." „Das heißt, der Sohn entließ Sie, daher Ihre Feind schaft?" fragt Renate in verächtlichem Tone. Vollhard tritt einen Schritt vor. „Bedenken Sie, daß ich in Ihnen die Dame zu respek tieren habe." Nun lacht sie bitter aus. „Eine Dame, die man — aus Rachsucht gegen einen Abwesenden — ungestraft kränken darf? Ich danke Ihnen, Herr Vollhard." Dieser ignoriert den Hohn und quittiert nur für den Dank mit einem kurzen „Bitte!" „Und nun noch ein Wort möchte ich mir gestatten", sagte er dann, den ruhigen, ernsten Blick auf sie geheftet. „Ich gestatt« Ihnen nichts mehr!" ruft sie, außer sich. „So muß ich ohne Ihre Erlaubnis bemerken, daß ich nach Berlin kam, in der einzigen Absicht, Sie vor Ihrem Bruder zu warnen; denn erst seine jetzt zweifellose Ver bindung mit Herrn Killmann ließ ihn mir gefährlich er scheinen. So konnte ich den einen nicht vom anderen trennen, und nun — ich habe zuvor mit keinem Ge danken daran gedacht — nun freue ich mich von Herzen, daß ich Ihnen auch über Ihren Verlobten die Augen öffnen konnte. Ich habe Ihnen wahrscheinlich sehr weh getan, aber ich glaubte, hier eine Pflicht zu haben, ohne deren Erfüllung ich nicht mehr ruhig geschlafen hätte." Ist das der damenscheue, linkische Georg Vollhard — die Geschäftsmaschine — der das gesagt hat, fest, gelassen, aus einem Guß, wie der Mann selbst? Dennoch hat Renate nur ein halbes Lachen für ihn. „Schlafen Sie wohl!" ruft sie hinter dem Abgehenden drein, und dann, zu Fräulein von Horsten gewandt: „Lachst du denn nicht auch Grete? So viel Gemeinheit hinter der Biedermannsstirn! Aber das Eine ist ja die Hauptsache: Ich habe einen Bruder. Einen Bruder! Doch — Grete, was ist dir?" Jetzt erst wird sie in ihrer Aufregung gewahr, daß die blühende, fröhliche Grete, verblichen wie die Tapete an der Wand, noch immer die Lehne des Stuhles um klammert, hinter dem sie schon eine ganze Weile gestanden. Nun fährt die Angeredete sich mit den Kingern über die Stirn. „Nichts, Renate. Nur — der Bericht kam so unver mittelt, und ich fürchtete mich nm deinetwillen, dazu die Abspannung von der Reise — es gebt Renate innig an sich ziehend, versucht „Was wir doch für schwache Geschöpfe meinen fünf Fuß fünf Zoll preußisch! Dinge WaS wirst du nun tun ?" „Zu meinem Bruder —" „Wie ihn finden?" Renate nagt an ihrer Unterlippe. „Walter muß cs gelingen. O, wenn lernst — und du wirst es morgen!" „Er kommt?" „Ich habe an ihn telegraphiert. Du wirst ihn neiden Deutsches Neich. L Berlin, 20. August. ( Diefozialen Refor men und dieSozialdemokratie. j Der Sozial demokratie ist es höchst unangenehm, wenn soziale Refor men Erfolg haben. Wird doch dadurch der greifbare Be weis geliefert, -daß es gar nicht des sozialdemokratischen Zu-kunftsstaatcs bedarf, um das Los der Arbeiterschaft zu bessern. Am unangenehmsten aber sind der Sozialdemo kratie Erfolge bei solchen Reformen, gegen die sie selbst aufgetreten sind. Deshalb ist -st« namentlich auf die staat liche Arbeiterversicherung schlecht zu sprechen. Geleugnet kann nicht werden, daß diese Versicherung, die jetzt bereits mehr als IV- Millionen Rentenbezieher in Deutschland geschaffen hat, für die Arbeiterschaft von allergrößtem Legen gewesen ist, geleugnet aber kann auch nicht werden, daß die sozialdemokratische Reichstagsfraktion sich mit Händen und Küßen gegen die Einführung der grundlegen den Arbeiterversicherungsgesetze gesträubt hat. Um bei den Arbeitern den schlechten Eindruck, den die letztere Tatsache machen muß, zu verwischen, hat die Sozialdemokratie die Ausrede erfun-den, daß alle sozialen Reformen im Grunde auf ihre Veranlassung zurückzuführen seien, also auch die Arbeiter-Versicherung eigentlich ihr Werk sei. Bet der Be sprechung Her letzten Krankenversicherungsnovelle in dem Anzeigen-Preis die Sgespaitene Petitzerle LS H. Reklamen unter dem RedakttonSstrtch (4 gespalten) 75 H, vor den FamUtennach» richten (6ge«palten) 50 Tabellarischer and Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen »ad Offerteaannahme 25 H (excl. Porto). i3j Renate von Grieben. Roman von Hermann Birkenfeld. Nachdruck verbalen. Vollhard sieht sie verständnislos an. „Ich weiß nicht recht, wie Sie das meinen. Ich mußte dringend auf ein paar Tage nach H., eines Patentes wogen, was unter günstigen Bodingungen zu erwerben mir denn auch geglückt wäre. Es handelt sich da — doch das hat wohl kein Interesse für Sie?" „Nein." Er war so schön im Zuge gewesen, wo es galt, über ssin Geschäft zu sprechen. Aber freilich, dazu ist er nicht hier. Nun benimmt ihm dies scharfe Nein fast den Mut, über haupt weiter zu reden. Und Mut braucht er diesem Mäd chen gegenüber. Ja, wenn sie ein Mann wäre! Unsinn, Hann wäre er nicht hier und hier ist er einmal und muß reden. ,Hch ja, bitte nochmals, mich nicht mißzuverstehen. Ihretwegen bin ich vor acht Tagen hierhergereist." Gott sei Dank, daß es heraus ist! Er zieht sein Taschentuch und fährt sich damit über die Stirn. ,Hetzt verstehe ich Die nicht, Herr Vollhard." „O ich glaube das. Sie können ja nicht. Und ich mag's auch wohl nicht richtig angesaßt haben, so wenig wie — wie die Nachforschungen hier. Aber weder auf dem Ein wohnermeldeamt noch in den vier Auskunftsbureaus, an die ich mich wandte, wußte man mir die Wohnung des Herrn anzugeben, dessen Besuch ich Ihnen so gern erspart hätte, und ich komme nun, um Sie zu warnen —" „Weiter!" preßte Renate aus beklemmter Brust hervor. „Wenn es nicht zu spät ist. Sollte er Ihnen vielleicht schon lästig gefallen sein?" „Wer?" „Ein junger Mann — hm! — blond, ein bißchen hager, Mit ziemlich langem Schnurrbart und gewandten Manie ren; denn — ja ja, die wird er wohl noch haben von dazu mal, wo —" „Herr Vollhard!" ruft Renate. Er sieht verblüfft aus und cs kostet sie Ueberwindung, zu erklären: „Ein offenbar Irrsinniger redete mich heute morgen allerdings auf dem Bahnhofe an, doch ein glück- Die australische« Frauen uud die Wahlen. Für das neue australische Bundesparlament werden jetzt zum ersten Male die Frauenalsvollberech tigte Wähler austreten. Die Wahlen sind für den Dezember angefetzt und es werden daran alle großjähri gen Krauen und Mädchen, rund 860 000, teilnehmen. Die Wahl ist direkt und geheim. Die Agitation hat bereits eingesetzt, ein Frauenwahlcomite hat das Programm ent worfen und fordert: 1> Gleichheit der beiden -Geschlechter vor dem Gesetz, alle Staatsämter sollen ihnen gleichmäßig offen stehen; 2) Verbot der Opiumeinfuhr, Einschränkung des Alkoholgenuffes; 3) staatliche Schiedsgerichte sollen alle Streitigkeiten auf wirtschaftlichem Gebiet« schlichten. Daran knüpfen sich noch «ine ganze Reihe anderer For derungen, darunter auch die der Reorganisation von Heer und Marine. „Fvagt mau", so wiiö der „Köln. Zrg." aus Melaide geschrieben, „welchen Einfluß die Beteiligung der Frauen auf die Wahl haben wird, so braucht man sich nur daran zu erinnern, daß sie ja in einer Reihe von Staaten dieses Recht längst besitzen, in Neuseeland seit 1863, in Südaustralien seit 1895, und auch Neusüdwales glaubte es ihnen nicht vorenthalten zu dürfen. Aus der Art und -em Erfolg« der Wahlbeteiligung in den genannten Staaten ist ein ziemlich sicherer Schluß auf die bevorstehenden Wahlen zu ziehen. Und da ist cs interessant, daß bisher das äußere Ergebnis gleich Null gewesen ist. Wo die Frauen nahezu die Hälfte aller Stimmen (in mehreren, namentlich städtischen, Kreisen sogar die Mehrzahl) be sitzen, müßten doch mindestens einige auch gewählt werden. Das ist aber nirgends der Fall gewesen, die einzige ernst hafte Kandidatur brachte es auf den fünften Teil der Stimmenzahl, die der männliche -Mitbewerber erhielt. Das hat die verschiedensten Ursachen. Zunächst bekümmert sich eine recht große Zahl von Mädchen und jüngeren Frauen wenig um Politik, ihnen ist es wichtiger, wie Jack und Dick und Harry stimmen, vorbehaltlos schließen sie sich ihnen an. Sodann sind es die übertriebenen Forderungen der Führerinnen, die einen groben Teil der Frauen ab halten, für Vertreterinnen ihres eigenen Geschlechts zu stimmen. Ueber Zrücksetzung können sich -hier die Krauen Amtsblatt des Königlichen Land- und des Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Nolizeiamtes -er Ltadt Leipzig. 24,— 146,75 89,2b 142,7b 118,— 104,30 123,7b S1,60 1S6,bO 120.S0 178,— 192,— 209,30 20ü,7S 150,— 103,25 200,2b 408,— 94,25 129,10 86,7b 161,— 143,— 65,— 117,50 215,10 159,10 >.106.50 g. 70,30 238,— 85,10 Politische Tagesschau. * Leipzig, 2l. August. Zur „Verschwörung gegen das RcichStagSwahlrechtch Gegenüber den Angaben des „Vorwärts" in Sacken der „Verschwörung gegen das ReickstagSwahlrecht", die „Köln. Ztg." habe 1) Herrn l)r. Giesebreckt zu seinem Propagandafonds gegen die bestehende Form dieses Wahl rechts 150 beigesteuert und 2) ibre Spalten unier Preis gabe ihres damaligen Standpunktes Herrn vr. Giesebrechl für seine Zwecke zur Verfügung gestellt, erklärt das an- gegriffene Blatt jetzt: „Die erste Behauptung ist un w ahr. Die einzige Geldsendung an Herrn vr. Gieiebrecht, die unsere Bücher verzeichnen, ist ein erheblich niedriger als die angeführte Summe bemessenes Honorar sür einen Aussatz aus dem Jahre 1898, ein Honorar, das Herrn Giesebreckt auf sein Ersuchen bewilligt worden war. vr. Giesebrecht hat uns freilich in einem Schreiben vom 9 Oktober 1898 mitgeteilt, daß er dieses Honorar „zur Weiter» sührung seiner Sache verwenden" wolle, aber dieser Verwendungs zweck konnte selbstverständlich für uns kein Grund sein, ihm die Bezahlung einer sür uns geleisteten Arbeit zu verweigern. Die zweite Behauptung ist ebenfalls unwahr. Soviel wir haben ermitteln können, ist jener Aufsatz in Nr. 778 des Jahres 1898, die Bejpreckung seiner eigenen Broschüre, der einzige Artikel, den Or. Giesebreckt sür uns geschrieben hat. Die „Kölnische Zeitung" gab mit ihm keineswegs ihren damaligen Standpunkt preis, denn sie hatte schon 1891 in demselben Sinne geschrieben." Seine Stellung zu dem gellenden Reichstagswahlrecht präzisiert das Blatt jo: „Seit es offenbar geworden, daß dieses Wahlversahre» vor allem geeignet ist, Sozialdemokraten und Ultramontane zu züchten, hat auch die „Kölnische Zeitung" sich an den Be- strebungen beteiligt, einen unsern Staatseinrichtunqen besser angepassten Wahlmodus zu suchen, so zum Beispiel schon im Jahre 1891 (Nr. 643) in einein Aufsatz „Zur Reform des Reichsiagswahlrechts". Als es aber dann den Sozial demokraten immer schwerer wurde, dem Volke vorzutäuschen, dass der Häckerling ihres Zukunstsstaates Hafer sei, als nicht mehr zu verkennen war, dass sie ans der Suche nach allen möglichen und unmöglichen Reizmitteln jeden Versuch, Las Wahlrecht zu ändern agitatorisch ausbeuten würden, so dass eine Aenderung nur unter schweren Erschütterungen unseres Vaterlandes möglich erschien, da glaubten wir dazu raten zu müssen, von einer solchen Aenderung abzusehen und fortan das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht als eiu unantastbares und unheilbares Erbübel zu betrachten". In diesem Zusammenhänge sei auch ein denkwürdiger, schwurartiger Ausspruch der „Voss. Ztg." erwähnt; das Biatl schreibt in einer Besprechung der „Vo,wärtS".Scnsation, es sei ausgeschlossen, daß jemals die Freisinnigen zum Beseitigen des ReichSlagswablrechls die Hand bieten würden, selbst wenn sie von der Sozialdemokratie völlig zerrieben würden. Die „Voss. Ztg." in der Römertoga Prinzipien reitend! Dies hübsche Bild soll durch weitere Betrachtungen nicht in seiner Wirkung beeinträchtigt werden. 61000 >0 7625 4675 3775 ,5 7225 >0 3925 XI 725 )0 17400 X) 18400 X) - ;o 16000 w 14525 2350 »0 2275 5675 580 -0 1875 2375 25 2775 90 2640 00 — 1300 - so 21000 00 >— 25 5775 00 6775 00 5300 00 14650 30 1275 50 - 350 375 - 9950 75 3875 75 300 — 'M — 750 — 225 — 1700 75 1825 40 50 SLo k. von :on AnoN
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