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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030821022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903082102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903082102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-08
- Tag1903-08-21
- Monat1903-08
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8812 Venezuela vertreten, nl-bt die Bereinigten Staaten, deren Beamter er doch ist. Deren Bevollmächtigte sind Wahne Mc Beagh, der frühere Genrraladvokat der Bereinigten Staaten, und William L. Penfietd, Solicitor de- Staats departement-. — AuS französischen Blättern ist in unsere Presse die Meldung übernommen worden, der Kaiser habe von den Organisatoren de- militärischen Ritte» Paris — Rouen — Deauville die Pläne und Bestimmungen dieser Veranstaltung erbeten, um aus ähnlicher Grundlage auch durch deutsche Offiziere demnächst einen derartigen Üebung-» ritt ausführen zu lassen. Wie die »Post* hört, sind diese Angaben durchaus unbegründet. — Dir Kaiser-Jusel-Geschichtr de- „Vorwärts" hat eine Polemik hrrvorgerufro, in deren Verlaus der „Vorwärts" jetzt schreibt: „Da- „Berliner Tageblatt" kann alle-, wo» eS wünscht, eriohre« von dem Hofmarschall de- Kaiser- v. Trotha und dem Burgenbauer de- Kaiser-, dem Restaurator der HohkönigS- bürg auf RrichSkostea, Bodo Ebhardt!" — Die „Berl. Ztg." will in der Lage sein mitzutrilen, daß für den im September zu Noueu slattfiudendrn 12. Weltfriedens- koagreß die „Wahl einer Friedeu-fahne" auf die Tages ordnung gesetzt sei. Der Entwurf der Friedensfabne, der bei dieser Gelegenheit von dem französischen Antragsteller vor gelegt werden solle, stamme aber von niemand Geringerem, al- von Kaiser Wilhelm selbst. — Seltsam, höchst seltsam. — Da-Blatt erzählt ferner, Pius X. hege die Absicht, die Dekanatsipreugel Aachen und Glatz, sowie den Delegationsbezirk Berlin von dem Verbände der Bistümer Köln, Prag, BreSlau lo-zulöseu. Der Vatikan werde in dieser Angelegenheit demnächst mit der preußischen Regierung in Verhandlung treten. — Der einzige in «den Reichstag gewählte National- Soziale ist Herr v. Verlach, der für die Verschmelzung seiner kleinen Partei mit der Freisinnigen Bereinigung mit größtem Feuereifer kämpft,' er befindet sich aber dabet in direktem Gegensatz zu seinen Wählern im Kreise Mar burg, welche die national-soziale Partei absolut selb- ständig erhalten wissen wollen. Was wir- nun Herr von Verlach tun? Eigentlich mühte er sein Mandat nieder legen, wozu er indes schwerlich Neigung empfindet. — Das Reich-aufsicht-amt für Privatversicherung veran staltet eine Erhebung über di« bei den Innungen und Innung-Verbänden bestehenden Sterbe lass en. Verschiedene Innungsverbände sind zu Angaben über dies« Kassen auf gefordert worden. — Die Versuche, welche gemacht wovden find, VolkS- schullehrer, welche Lust und Befähigung besitzen, auf den preußischen landwirtschaftlichen Winter, schulen in besonderen Kursen für den landwirtschaft lichen Fachunterricht auszubilden, berechtigen zu der Er- Wartung, eS werde sich mit der Zeit ermöglichen lassen, dem landwirtschaftlichen Unterricht in -em Lehrplan der Volksschule eine Stelle einzuräumen, die er beispielsweise in der Schweiz sich erobert hat zum Segen für den Land- bau und zum Nutzen der von ihm lebenden Bevölkerungs- kreise. — In der „Parole" dem Organ de- Deutschen Krieger- bundeS, veröffentlicht der Vorsitzende d«S Verbände-, General der Infanterie z. D. von Spitz folgende Notiz: „Von zwei edlen Männern, treuen Kameraden, sind mir je 3000 ^l, zusammen SOOo^i, eingehändigt worden zur Unterstützung der durch Wa f se rsnot geschädigten Mitglieder des Deutschen KriegerbundeS. Den Wunsch der Spender, nicht genannt zu werden, verstehend und ehrend, ge statte ich mir, denselben an vieler Stelle für ihre edle und kamerad schaftliche Handlung herzlichen Dank au-zusprechrn." — Zu den deutschen Herbstmanövern hat Kaiser Wilhelm den Herzog von Teck, Major im ersten englischen Lis» Buards- Regiment, eingeloden, und König Eduard hat seine Zustimmung zu dem Besuch erteilt. Die Herzogin von Teck reist zum Besuch LeS Grotzberzogvaares von Mecklenburg-Strelitz nach Neu-Streliy, wo auch der Herzog von Cambridge am 25. d. M. au- Homburg ein« zutreffrn gedenkt. Die Prinzessin von Wale- wird sich Anfang September aus der Schweiz ebenfalls noch Neu-Strelitz begeben. — Der bisherig« Erste Sekretär bei der mexikanisch»» Gesandt schaft in Wien, Manuel Lizaro, ist, wie die „Köln. Ztg." meldet, zum iuterimistischeu Geschäftsträger in Berlin ernannt worden. — Hier angekommeu ist der hiesige österrrichisch-ungarische Botschafter v. Szögyvny-Marich mit Unterbrechung seines Ur laubs. — Ab gereist sind der Minister der öffentlichen Arbeiten Budde, auf Dienstreisen, zunächst in die Eisenbahndirektion-bezirke Hall« und Erfurt, der Uatelstaatssrkretär im Ministerium sür Land wirtschaft Sterneberg mit Urlaub. * AuS Mecklenburg. In dem von der Mecklenburg- Schwerinschen Regierung soeben veröffentlichten Abkomme» mit Schweden wegen des Gebiete- von WiSmar lautet der Artikel 1: „Da- in dem zu Malmö am 26. Juni 1803 zwischen den Bevollmächtigten Seiner Durchlaucht de» damaligen Herzog- von Mecklenburg-Schwerin und Seiner Majestät de- König- von Schweden unterzeichneten Vertrage vorgesehene Recht Seiner Majestät, nach Ablauf von hundert Jahren von dem Tage der Unterzeichnung de- Vertrage- an das mit der Stadt und der Herrschaft WiSmar und den Aemteru Pöel und Neu kloster uebst Zubehörungrn bestellte Unterpfand mittel» Erstattung de» von Seiner Durchlaucht dem Herzoge gezahlten Psandschilllng- neuesten Verichte der sozialdemokratischen Reichstags- > fraktion an den Dresdner Parteitag findet sich diese Be hauptung in behaglicher Breite auageführt. Die Behaup- ' tung ist ebenso kühn wie sie unwahr ist. Die sozialdemo- i kratische Partei hat so wenig an die staatliche Zwangöver- 1 sicherung der Arbeiter, wie sie zuerst in der Kaiserlichen Botschaft von 1881 skizziert nurrde, gedacht, daß sie die ( Grundidee derselben bekünwft hat, wo sie nur konnte. Und doch ist es lediglich der Z w a n g, gegen den sich dt« , Sckzialdemokratte wendete, gewesen, der dem deutschen Arbeiterversicherungswesen die weltgeschichtliche Be- , -eutung sichert und der andere Nationen zur Nachahmng des deutschen Beispiels anspornte und noch anspornt. Mit , welchem Recht will also eine Partei das Verdienst für ein Gesetzgebung-Werk in Anspruch nehmen, deffen Grundlage sie bekämpft hat? Oder will die Sozialdemokratie etwa darauf Hinweisen, datz sie weit mehr für die Arbeiterschaft fordert, als ihr durch Versicherung-- und andere Gesetze ! gegeben ist? Das bestreitet niemand, nur sind diese For derungen Utopien, die nicht durchzuftthren sind. Sie sind auch nicht schwer aufzustellen, schwierig bleibt nur in jod«n Stauksweseu, Neuernngen so zu gestalten» daß sie durchführbar sind. In dieser Beziehung aber hat die Sozialdemokratie aus dem Gebiete der Arbeiterverfiche- ! rung blutwenig geleistet. Es wirb deshalb schon dabei bleiben urtffsen, datz die deutsche staatliche Arbeiterverfiche- rm«g kein Werk der Sozialdemokratie, sondern ein solches der Regierung und nichtsozialbemokratischer Parteien ist. An de» Vorteilen, die durch die Versicherung der Arbeiter schaft zu teil geworden find, bat die Sozialdemokratie kein Verdienst. /». Vertt», 20. August. (Die Studieren de» a«S den ReichSlandeu. i Ein er freuliches Zeichen deS wachsenden Zugchörigkcits- aefsthl- der Elsaß-Lothringer »nm Reiche ist die starke Zunahme der Studierenden aus dem Reichslande an den deutschen Universitäten. In dem vor wenigen Wochen »t Ende gegangene» Sommersemester IVOS studierten 845 Elsaß-Lothringer an sämtlichen deutschen Universitäten gegenüber 81V im vorigen Sommer. Ist die Zunahme gegenüber dem letztgenannten Jahre auch nicht allzu groß, so ergibt sich ein ganz anderes Bild, wenn man zehn Jahre zurückgeht. Im Sommersemester 1898 waren nur SOS Elsaß-Lothringer an den deutschen Universitäten immatrikuliert, also 889 weniger, als im letzten Sommer. Die- bedeutet eine Zunahme um rund 65 Prozent binnen zehn Fahren, also verhältnismäßig sehr viel mehr alS die Zunahme der Bevölkerung in derselben Zeit. Aller dings stehen die Elsaß-Lothringer mit 49,2 Studierenden auf 100 000 Einwohner noch immer gegen den Reichs durchschnitt, der 62,2 beträgt, zurück, aber wenn die Zu nahme so fortgeht, wie im letzten Jahrzehnt, so dürfte der Reichsdurchschnitt wohl in absehbarer Zeit erreicht fein. ES ist aber noch etwas anderes sehr beachtenswert. Bor zehn Jahren standen unter den Studierenden in Elsaß-Lothringen die Medi ziner mit 156 an der Spitze, während die Juristen mit 138 um 28 Studierende hinter ihnen zurückstanden. Diesmal studierten 280 Elsaß-Lothringer Jurisprudenz und 141 Medizin. Die Medizin ist zweifellos diejenige akademische Laufbahn, deren Angehörige nach beendetem Staatsexamen zum verhältnismäßig geringsten Teile im Dienste des Staates stehen; umgekehrt ist die Juris prudenz dasjenige Studium, deffen Jünger nach dem ersten Examen sämtlich Jahre hindurch im Staatsdienste stehen müssen und von denen auch nachher noch ein sehr großer Teil dauernd im Staatsdienste verbleibt. Bor zehn Jahren hielten sich also die elsaß-lothringischen Studierenden nach Möglichkeit von demjenigen Studium fern, deffen Beziehungen zum Staatsdienste die engsten sind, während sie die Medizin, das in diesem Sinne „freieste" Studium, bevorzugten. In diesem Sommer haben die Juristen um über 100 Prozent gegenüber dem Jahr« 1893 -»genommen, und sie schlagen die Medi ziner, gegen die sie damals an Zahl zurückstanden, jetzt genau um das Doppelte. Die Abneigung gegen den Staatsdienst erscheint also als besiegt und die Möglichkeit, inS künftige in höherem Matze Elsaß-Lothringer als Be- amte in den Reichslanden zu beschäftigen, ist eine starke Garantie für den engeren inneren Anschluß. — Da jetzt die Manöver beginnen, ist daran zu erinnern, daß -er Reichstag eine Abänderung des Reichsgesetzes über die Natural leistungen für die bewaffnet« Macht im Frieden vom 13. Februar 1875 angeregt hat, in der Richtung, daß die im 8 9 festgesetzten Normalsätze für die Vergütung der Naturalverpflegumg entsvrechend dem heutigen Stand -er Naturalpreise einer Revision unterzogen und hierbei auf diejenigen Gegenden besondere Rücksicht genommen werde, in welchen außergewöhnlich häufig Naturalverpflegung zu verabreichen sei. — Der amerikanische Gesandte in Caracas und Be vollmächtigte Venezuela- bei den Verhandlungen mit den Mächten Herbert W. Bowen, weilt zur Zeit in Berlin, auf dem Wege »ach dem Haag, wo am 27. d. M. vor dem Schiedsgericht-Hofe die Verhandlungen wegen der« EutschadigungSfrage beginnen. Bowen wird auch dort t und Zahlung der davon nach dem Vertrage zu berechnenden und wirst starr sein wie ich — über die Frechheit, ach »ein, lieber über die Dummheit dieses Herrn Volkhard." Grete zaudert ein wenig, ehe sie fragt: „Muß das gerade so sein? Kann er reicht recht haben?" „Grete!" „Still, Herz! Laß uns einstweilen nicht mehr von der Sache reden. Du bist zu aufgeregt, übersiehst die Trag weite der Dinge nicht, und ich — nun, ich mache eS am Ende heut' ebenso", schließt sie langsam. Unter Lachen und Weinen wirft Renate sich ihr an die Brust. „Ich bin so glücklich, so reich! Ihn und den Bruder! Ich könnte tanzen und — weinen. Meinen Bruder, wo finde ich ihn? O wie schlecht ich ihn heute morgen be handelte! Jetzt wir- mir's ja klar; seine Augen, die kannte ich — hatte sie schon gesehen. Ach, weinen — weinen." Mit dem Lachen tst'S freilich aus. Eine Tränenflut nur folgt, so lang, daß Hertha, die nebenan ein wenig gelauscht und doch nur ein höchst un befriedigendes Verständnis vom Zusammenhang der Ding« erhascht hat, endlich den Kopf inS Zimmer steckt, dann aber erschrocken auf den Stuhl, auf dem Renate fitzt, loSstürzt und fragt: „Um deS Himmels willen, was tst geschehen? Sie wird doch nicht um jenen nichtSiagen- den Menschen, der eben das Haus verließ — ich sah ihn zufällig über die Straße gehen —, -er macht wahrlich nicht den Eindruck, als sei er eine Träne wert. Und da — auf dem Teppich LonnyS Bild — und eine Karte, die ist wohl noch von ihm? — Georg Volkhard, Faßdauben- und Sensenschärferfabrik, eigenes Patent, Riedstädt, zur Zeit im Zeniralhotel ach, der Herr mit dem Sägewerk, deren Geauietsch Renate hierher trieb?" Grete sieht, neben ihrem Liebling hockend, bittend zu der naserümpfenden Hertha auf. „Er brachte aufregende Nachrichten, und sie war ohne- hin so angegriffen —" „Aber gewiß!" rüst Hertha eifrig, fährt zwischen den Möbeln umher, raffelt mit ihren Schlüsseln und entdeckt schließlich im Bertikow zwischen Glas- und Silberzeug einen Rest Kölnischen Wassers, das sie diensteifrig in ihr Taschentuch gießt, Renatens Stirn damit zu kühlen. „Es ist ganz gleich, wißt ihr, ob's oerbrancht wird. Mama hat immer Vorrat davon in ihrer Apotheke. — Ach, wenn sie uns krank würde! Renate, Renate!" Es währt doch einig« Zeit, ehe Renate so weit zu sich kommt, daß sie sich von Grete Horsten bereden läßt, sich in ihrem Zimmer aufs Bett zu legen, wo sie still in die Kiffen weint. Hertha schleicht sich aus der Tür, und Grete sitzt nun neben dem Lager der Freundin, machtlos, zu helfen, und einstweilen nur mit dem ein«n Wunsche, ein leiser Schlaf möchte die Tränen der Erschütterten stillen. Dabei hatte sie freilich noch einen Neben-, nein, einen Hauptgedanken: durch Renatens Schlummer für eine Stunde selbst frei zu werden. Denn sie mutz jenen Herrn Vollhard noch heute sprechen — gleichviel wo. Schon zwei Stunden sind seit Bollhards Fortgang ver- strichen, ohne datz Renate sich gerührt hätte. Ein-, zwei mal ist Hertha gekommen, sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, einmal auch die kleine Majorin selbst, mit einer Wolke von Kampfer um sich her, etn«m Fläschchen englisches Riechsalz in der Hand und einer Jammermiene im Gesicht, als sei sie die durch jenen Menschen am stärksten in Mitleidenschaft gezogene Persönlichkeit dieses Haus haltes. Auch ihre teilnehmenden Fragen waren von Renate unerwidert gelassen, der Vorschlag, zum Arzt zu schicken, aber von Grete Horsten abgelehnt, nach deren Ansicht Ruhe, wie die, zu welcher sie selbst sich zwang, vorderhand das einzige Heilmittel war. Nun, endlich, wendet Renate sich langsam um und schaut die Freundin aus nassen Augen trostlos an. ,»WaS nun?" flüstert sie. „Ich mutz ihn finden —" Fräulein von Horsten fährt zusammen. „Nicht jetzt, nicht so bald! Werde ruhiger! Morgen vielleicht —" Mit einem Ruck richtet Renate sich auf. „Morgen! Dreizehn Jahre habe ich ihn vermißt, und soll nun zaubern, ihn mir wiederzugewinnen?" Dreizehn Jahre sic meint den Bruder! Beschwichtigend umfaßt Grete ihre beiden Hände. „Auch er —" „Auch?" fragt Renate mit Betonung. „An wen dachtest denn du? An Walter? — Oh, der der kommt, den nimmt mir niemand — wie meinen Bruver aber Lothar!" Eine Weile fitzt si« sinnend, in sich geschmiegt, das Gesicht in den Händen. Dann hebt sie den Kopf und ihr Auge flackert. „Die Zeitung, Grete! Ein Inserat, zwanzig, hundert Bekanntmachungen ich glaube, es gibt Skfchäfte, die dergleichen ganz glatt arrangieren. Du begleitest mich, Grete? Ja?" Zinsen und Zinseszinsen wieder einznlösen, sowl« anderseits alle Ansprüche wegen Erstattung dieses Psandichilliug» und der davon zu berechnenden Zinsen oder ZinseSztasrn werden für erloschen erklärt." (-) Schwerin t. M., 20. August. Prinz Heinrich der Niederlande ist heute nachmittag von hier über Berlin nach Schloß Loo abgereist. * In KSl« beginnt am Sonntag der Deutsche Katho likentag seine 50. Tagung. Auch diesmal wird er mit einer Massenkundgebung der katholischen Arbeiter- und Gesellenvereine in Form eine- großen FestzugeS eingeleitrt werden, an dem sich eine Arbeiterversammlung schließt, die der „BolkSverein für da- katholische Deutschland" veranstaltet. Am Montag beginnen dann nach den üblichen kirchlichen Feierlichkeiten in der eigens sür di« Generalversammlung erbauten Festhalle die geschlossenen und öffentlichen Ver sammlungen de» Katholikentages. Obgleich diese Halle 8000 Personen Raum bietet, ist doch von vornherein die Abhaltung von Parallel-Versammlungen in Aussicht ge nommen. * In Tessa« haben die Konservative» und National liberalen die Kandidatur Schrader abgelehnt. Sie wollen einen eigenen Kandidaten aufstellen. (B. Tgbl.) * Metntttgcn, 20. August. Der Erbprinz und die Erb- Prinzessin von Sachsen-Mrtutngen haben sich vor einigen Tagen von Meiningen zum Besuche der Wogner-Aufsübrungen im Prinzregen teu-Theater nach München begeben. Bon dort gedenkt daS Erbprinüiche Paar nach dem Comersee weitrrzuretsen. wo in der Villa Lartotta et» mehrwöchiger Aufenthalt tn Aussicht ge nommen ist. 8. u. II. Coburg, 20. August. Heute wurden die Ver handlungen der zweiten Hauptversammlung des deutschen evangelischen PfarrertageS fortgesetzt und geschloffen. Dieselben betrafen hauptsächlich die Angelegen heiten der preußischen Pfarrervereine. Zunächst berichtete Pastor Paasche-Die-kau über die Anträge des Verbände- der deutschen Pfarrervereine an dir Generalsynode, die im Herbst d. I. zvsammeniritt. Der Pfarrertag stimmte daraus u. a. dem folgenden Anträge brr Rheinischen Provinzial- Synode, den Bau einer evangelischen Kirche in Rom betreffend, zu: „Der Pfarrertag erkennt dankbar an, daß unter der fördersameu Mitwirkung deS Evangelischen Ober-Kirchenrat- eine organisierte deutsche evangelische Gemeind« ln Rom gegründet, und daß für die selbe vom deutschen Komitee ein geeigneter wertvoller, sür alle erforderlichen kirchlichen Bauten ausreichender Bauplatz erworben worden ist. Der Pfarrertag richtet an den Evangelischen Ober-Kirchenrat die dringende Bitte, mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln dahin wirken zu wollen, daß die dem Kirchbau tn Rom zur Zeit noch entgrgenstehenden Schwierigkeiten auS dem Wege geräumt werden, er bittet die Generalsynode auch ihre Stimme zu erheben, ans daß endlich zur Ausführung gelange, waS als Ehrensache be- deutschen evangelischen Volke- allgemein empfunden wird." Nach Erledigung einer Reihe weiterer Punkte der Tages ordnung, welche die Befreiung der Geistlichen von Beiträgen zum PensiouS- und Reliktenfonds, Befreiung der Emeriten von Beiträgen zum NeliktensondS, Anschluß der Hülssgeist- lichen an den Pension«- unv Reliktenfonds, Erhöhung der Gehälter der HülsSprediger, Erhöhung der Witwenpensionen, Nachzahlung zum PensionSiondS re. betrafen, stimmte der Pfarrertag in Bezug aus Dienstalter und Militär dienst zelt folgendem Anträge zu: „Die General-Synode zu bitten, beim Evang. Oberkirchenrat dahin zu wirken, daß den Geistlichen die abgeleistrte Militär dienstzeit, sowie die im Dienste der Kirche vor der Ordination und im öffentlichen Schulamt ohne feste Anstellung verbrachte gelt als Dienstzeit angerechnet werd«; ferner daß, wo solch, Dienstleistungen nicht anzorechnrn sind, der Beginn der Dienstzeit nicht vom Antritt des Amtes, sondern vom Tage der Ordination ge- rechnet werde." Nachdem sich die Versammlung noch mit der Heran ziehung der Foren sen zu den kirchlichen Lasten beschäftigt hatte, wurde« die geschäftlichen Angelegenheiten deS Gesamt- verbände- erledigt. — Der Kassenbericht, welcher 1910 in Einnahme und 1223 in Ausgabe aufweist, wurde ge nehmigt. DaS BerbandSorgan „Der Pfarrervereio" erzielte im letzten Jahre einen Ueberschuß von mehr als 10 000 Bei den Vorstandswahlen wurde Dekan Deiömann- Cubach (Hessen) zum stellvertretenden Vorsitzenden und die Pfarrer K ö p p e l - Brandenburg, Paafche- Dieskau, Pillmanu-Braunschweig, Wahl-Langen (Hessen) und Sold an-Kassel zu Beisitzern gewählt. Zu Stellver tretern der Beisitzer bestimmte der Pfarrertag di« Pfarrer Arber-Weimar, Fraustadt-Wilthen (Königreich Sachsen), Echternach-Westfalen, Müller - Heiersdorf (Posen), Ob erd ick-Meensen (Hannover) und Kokkelke-Rheinland. Hierauf berichtete Pfarrer Post-Stolpe (Nordbahn) über die Heranziehung der Geistlichen und Lehrer zu den Haus väterbeiträgen für die Schullasten, wahrend Metropolitan Sie ist aufgestanden, tritt vor den Spiegel und ordnet nervös an ihrem Haar. Grete umschlingt sie mit den Armen. „Wenn du dich nnr heute schonen wolltest. Muß eS sein, so besorge ich den Gang allein." „Wirst dn es auch recht machen, ohne weichliche Rück sicht auf mich? ES ist mir ja grnnbgleichgültig, was die Leute dazu sagen, und wäre mein Name meterhoch auf den Anschlagsäulen zu lesen! Nein — es tst doch besser, ich gehe selbst —" „Du darfst und sollst nicht, Renate", unterbricht Fräu lein von Horsten sie mit Festigkeit. ,Menn du mich nur noch ein ganz klein wenig lieb hast, so legst du dich zu Bett und versuchst zu schlafen. — Siehst du? — da!" Renate hat ihre Kräfte wirtlich überschätzt, noch mit ihrer Toilette beschäftigt, muh sie sich plötzlich an einer Stuhllehne halten, »nn nicht zu fallen. Grete, ihr die brennende Stirn kühlend, redet sanft auf sie ein. „Hältst du mich denn für so schwächlich, grundlos darauf zu bestehen, daß du eine aufregende Stunde ängst lich hinausschiebst? An ein bißchen praktischem Sinn fehlt es mir doch auch nicht, und weil du es einmal so willst, halte ich eS selbst jetzt für daS Beste, eS sogleich mit einer Bekanntmachung zu versuchen." Da läßt Renate sich willenlos, wie ein Kind, von der Freundin entkleiden. Eine halbe Stunde später klopft Fräulein von Horsten am Zttmner 158 im Zentralhotel. „Herr Vollhard tst zu Hause." „Noch zu Hause", denkt sie mit einem besorgten Seiten- blick auf den halb geöffneten Handkoffer, der, fast gepackt, tn der Ecke steht. „Sie sind im Begriffe, abzureisen?" Vollhard ist vom Schreibtisch aufgestanden. „Ich hatte hier nichts mehr zu schaffen, gnädiges Fräulein." DaS klingt wie ein Grollen. „Indessen —" Nun rückt er seinem Besuch einen Gessel an den Tisch, setzt sich ihr gegenüber und fragt, mit Daumen und Zeigefinger an seiner Brille rückend: „WaS verschafft mir die Ehre?" „Meine Sorge nm Fräulein von Grieben", antwortete sie mit offenem Freimut. „Sie haben sich in ihrem Inter esse bemüht und schweres Unrecht dafür erfahren." Golda «-Kassel folgenden, nachher angenommenen Antrag deS Pfarrervereins Kassel begründet«: „Dir Abgrordnetrnversammlung wolle sich sür eine anderweite kirchengesrtzliche Regelung der Vertretung eines im Dienst verhinderten Pfarrer- oussprechen und den Vorstand braus- tragen, di« Schritte zu tun, weiche zur Herbeiführung einer Be- willigung besonderer staatlicher Mittel zu diesem Zwecke notwendig erscheinen." Für den Fall, daß dem kommenden Landtag «in Schul gesetzentwurf vorgelegt werden sollte, wurde auf Antrag des Pfarrers Buß-Didlaukcn (Ostpr.) beschlossen, eine Petition an den Kultusminister zu richten, in welcher dieser gebeten wird, bei der Königlichen SlaatSregierung dafür ein treten zu wollen, daß in dem Gesetzentwurf zur Regelung der BolkSschul-Unterhaltung-pflicht eine Bestimmung Ausnahme findet, welche den bestehenden konfessionellen Charakter der Volksschule gesetzlich festlegt. Eiue Anregung des rheinischen ProvinzialvereinS, einen größeren Einfluß auf die Schulaufsicht gewinnen zu suchen, wurde für die nächste Abgeordnelenverfammlung zurückgestellt. Zum Tagungsort für den nächsten, im Jahre 1905 zusammen tretenden Pfarrertag wurde Posen gewählt. Stuttgart, 20. August. Der Präsident der Ersten Kammer, Gras v. Rechberg-Rotenlüwrn, feiert am nach»«» Sonntag seinen 70. Geburtstag. Aus diesem Anlässe sind ihm ver schiedene Ehrungen zugebacht. Gras Rechberg rrjreut sich noch voller Rüstigkeit. Oesterreich - Ungar». * Wien, 20. August. Der rumänische Ministerpräsident Sturdza stattete heute vormittag dem Minister des Auswärtigen im Ministerium einen Besuch ab und kon ferierte länger« Zeit mit ihm. Großbritannien. Lord Salisbury * London, 21. August. (Telegramm.) Nach einem gestern abeud 10 Uhr veröffentlichten Krankheitsbericht ist La- Befinden Sali-bury- fast hoffnungslos. Orient. Balkanwirrea; Serbisches. * Konstantinopel, 19. August. Die innere makedonische Organisation richtete an die Konsuln in Mvnastir ein Manifest, in welchem sie erklärt, daß sie die bulgarische Bcvölkeruug angesichts der zahlreichen Mordtaten der türkischen Truppen und der Vaschibo- zuks nicht mehr zurückhalten könne und jede Verant wortlichkeit für die daraus möglicherweise entstehenden Folgen ablehne. * Konstantinopel, 19. August. Eine Mitteilung der Pforte an die österreichisch-ungarische und die russische Botschaft besagt, daß die Comitschefs Sarafow, San- davtsky und Tschernowieff erwiesenermaßen im Vilajet Monastir weilen. — Biele der jüngsten ossi- ziellen türkischen Angaben über Zusammenstöße mit den Banden erweisen sich als unzutreffend; bei spielsweise waren die wiederholten Nachrichten über die Einnahme von Kruschewo verfrüht, indem die Truppen vor einigen Tagen nur einen Stadtteil besetzten, die übrigen aber und die Umgebung in Comitehänden blieben und erst vorgestern durch den Brigadcgeneral Bochtjar Pascha besetzt wurden, wobei es nur geringe Verluste gab. Es scheint, daß man tatsächlich den Banden den Abzug er leichterte, um Blutvergießen in der gemischtsprachigen Stadt zu vermeiden. * Sofia, 20. August. Die „Agence Telegraphiere Bul gare" erklärt das Gerücht über die Mobilisierung eines Teiles der bulgarischen Armee für unbe gründet. * Athen, 20. August. („Agence Havas".) Der Minister. Präsident Nalli hat den Vertretern der Mächte die Be richte der griechischen Konsuln in Makedonien mitgeteilt, in denen es heißt, daß in K r u s ch e m o die Kirche und die griechische Schule durch Tyuamit zerstört, 822 griechische Häuser in Brand gesteckt und mehrere Griechen getötet worden seien. Ralli ersuchte die Mächte, den Aus schreitungen, unter denen die Griechen mehr als die übrigen Christen und die Türken zu leiden hätten, ein Ende zu machen. * Konstantinopel, 19. August. Die hier eingetroffenen Konsularberichte über die Ermordung N o st k o w s- kys, sowie die Akten des Kriegsgerichts beweisen über- einstimmend, daß Konsul Rostkowsky sich keine Heraus forderung oder ein ungebührliches Betragen gegen den Wachtposten zu Schulden kommen ließ. Von russischer Seite wird noch verlangt, daß jene Soldaten, die nach der Ermordung des Konsuls auf den vor der Militärbückerei vorüberfahrenden Wagen geschossen und die Pferde des Wagens verwundet hatten, bisher aber nicht ermittelt worden sind, bestraft werden. — Gestern fand ein außer ordentlicher Ministerrat statt, der sich mit der russischen „Sind Sie davon so fest überzeugt?" fragt er mit einem Anflug von Bitterkeit in Ton und Miene. „Ja." Nun halten ihre Augen seinem eindringlichen Blick tapfer stand, bis er endlich sagt: „Sic scheinen sich viel Menschenkenntnis zuzutrauen?" „Weil ich Sie in einer Scene von zehn Minuten Dauer als Ehrenmann erkannte? Meinetwegen." „Und wenn Sie sich irrten? Nehmen Sie sich in Acht, ich könnte doch der Popanz sein, für den Fräulein von Grieben mich hält." „Ihr Spott verfängt nicht, weil ich den Beweis der Wahrheit Ihrer Aeußerungen in mir selbst trage." „Was?" Wieder haftet sein Auge auf ihrem Antlitz. „Wollen Sie sich nicht deutlicher erklären?" fragt er nach einer ganzen Weile, als sie noch nichts erwidert hat. „Ja" spricht sie endlich, und das klingt wie ein Seufzer der Erleichterung. „Da es sich nicht um mich, sondern einzig um Renate handelt, so verschlägt es nichts, wie Sie über mein Vorgehen derften. Ich weiß, daß Sie Renatens Verlobten richtig taxiert haben." „Sie?" fragt er rasch. „Sie kennen jenen Herrn Kill- mann, der —" Sie nickt. „DaS Wie, Woher und dergleichen ist belanglos. Genug, daß ich mit der Bitte zu Ihnen kam, auf alle Fälle zu verhindern, daß jener Mann Renate auffucht." „Fräulein von Grieben schickt Sie deshalb her?" „Sie ahnt von diesem Gang nichts. Aber sie — sie soll jenen Herrn nicht Wiedersehen, ehe ich ihr habe sagen können, waS er ist." „Wäre eS nicht einfacher, Sie sagten ihr das gleicht „Wenn sie Schiffstaue statt Nerven in sich trüge, aller- dingS. Glauben Sie denn wirklich, daß eine Scene, wie die von heute nachmittag, an einem so sensitiven Wesen wie Fräulein von Grieben spurlos vorübergegangen wäre? Denn Sie mögen als Fabrikant Vorzügliches leisten —" „Danke!" „Bitte! Aber im Umgang mit Damen sind Sie noch recht schwach." ,Hch habe mich selten danach gesehnt." „Auch jetzt wohl nicht, Herr Vollhard?" fragt sie lächelnd, mit einer Bewegung, sich zu erheben. (Fortsetzung folgt.)
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