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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190308302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19030830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19030830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-08
- Tag1903-08-30
- Monat1903-08
- Jahr1903
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1903
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H«Pt-Flti«lr Vrestzr«: Fsrnfprech« «Ml«». 1711. H«Gt-Mißle Serli«: EOÄ DttNckrr, Herztzl,Batzr»Hvfbttchha»-ktz, L^owstratze 10. Fernsprecher M«<»t ^i IjH, tz-o^ KWMr.TlUMM Anzeiger. AmtsVMt -es Sönigttchen La«--««- -es Hömgüchen Ämlsgerichkes Leipzig, -es Rates ««- -es REzeiamtes -er Lta-t Leipzig. Elrrzeigerr-PreiL die 6 gespaltene Petitzetle LS H. Reklame» «»ter de« RedaftiouSikich (»gespalten) 7» vor de» FamUteuuach» richten (6 gespalten) 50 Tabellarischer «ad Zssfernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisangea «ad Lssertemurnahme LS (excl. Porto> sktta-Beilage» (gefalzt^ »»r mit der Morgea-AuSgaü«, ohne Postbesürdernng ^4 SO.—» «rt Postbesördernng ^l 70^. Annahmeschluß fSr Anzeigen; Lbeud-AuSgab«: Lornüttag» 10 Uhr. Morgeu-AuSgab«: Nachmittags 4 Uhr. Anzeige» find stets an di« Expedition zn richten. Die Expedition ist Wochentag- vanvterbrochen geöffnet von früh 8 bis abend- 7 Uhr. Drvck and Verlag von E. Pol- in Leipzig. Nr.M. Sonntag den 30. August 1903. 87. Jahrgang. - Für Monat September kann das täglich zweimal erscheinende „Leipziger Tageblatt" zn« Preise von Mark 1,0V (Mark bei freier Zustellung ins Haus) sowohl durch sämtliche Zeitungsspediteure, wie auch durch die nachstehenden Ausgabestellen bezogen werden. Au-gabeftelle« des „Leipziger Tageblattes": 2» Serrtru«. Vrittzl W, E.F. Schubert'» Nächst, Kolonialwarmhdlg. »MtztirMmftr. 1t, 8. Lösch«, Cigarrenhdla. 2SSS Nttürft». S» Liackesche Leihbibliothek und vuchhdlz. 2« Tt»rdem Gsrbsrft». 8, H. 8. Kröger, Buttrrhdla. 8S24 G»etfr»a»ftr. 11, B. Uhlich, i. Fa. Ida Hartman^ PapierhdlL vstzrftr. IS, E Hetzer, Kolvnialwarenhdla. V7S Gorkftr. IS (Ecke Berliner Straße), F. W. Kietz, Koloaialwarevhdlg. I» ivg««. 8»Km»tt«sff» 8, Haupterveditiou 222 vftplntz 4, Alfred Eiste, Cigarrenhdlg. Nanftfche Gaffe I, F. Fischer, Kolonialwareahdlg. Gchützeuftr. S, I. Schümichen, Kolouialwareuhdlg. 1178 rmutzMLM. ML«. Reichel, Dro-enhdlz. 1841 ' Am SSSa«. Unwtftr. IS, I. F. Eaaitz, Kolonialwareahdlg. 3033 Vahersche Ltr. 4S, H. Neumeister Nächst., Cigarreahdlg. 3984 Isut»«pl«tz 7, 8. Äsche, Tiaarrrnhdlg. 7505 Ttrruwarteuftr. 24, HanS Pahlitzsch, Kolouialwhdl. 2390 L-ttzer Str. Sö^ B. Küster, Cigarreahdlg. I« Wege«, veechalmlftr. 21, Tb. Peter, Lolouialwarenhdla. 3901 Krankfurier GM 21 (Ecke Waldstr.), 8. Sievers, Kolonialwareahdlg. Nausttttrr Btrinwe, 1, O. Engelmann, Kolonialwhdlg. 2151 SaMftr. II, G. Vettrrlria, Kolonialwareuhdlg. Weftplatz IN M. Leißner, Cigarreuhdlg. 2402 2« do v»r» »ad -kachdenrarte«. 820 820 2588 1586 -475 SSI- ISIS 1789 A»ger«Cr*ttnld»rf, v. Friedel, Eigarreuhdlg, Zwei- i - - Taurewttz, hardstraße 51, ««m, O.^ " rioßeri, aaundorser Str. 6, O. Oehler, Beruhardstr. 51 :, Hermannsta 28 Pegauer Straße 17 r. vuchhdlg, Delitzscher Str. 2S , Ioh. Dolf, Ecke Ning- uvd Oetzsch« Str. Robert Alta«, Buchhdlg^ Lindenth. Str. - Paul Schmidt, Brüderstraß« 8 Har, G. Grützmaa», Zschochersch« Str. 7» -Plagwitz Udert Lindner, Wettiner Str. S1 tu L.-8iadeaau Nld. Lindner, Wettiner Str. 51 in L.-8ind«a« Paul Schmids Brüderstr. 8 in L-Gohli« Paul Kuck, AummoExped^ Effeobahastr. 1 ReufchSurfeld, Paul Kuck,Auuo»c«-Ekp^Eis«bahastr.1 vatzfch, Earl Scheffel, Ecke Oft- und Mittelstr. G. GrÜtzmau», Zschochersche Str. 7» Reinhard Sachse, Buchbindergeschäft . Fugman», Marschallstr. 1 . Schmidt, Kvblgartevstr -7 Beruh. Weber, Gabelsbergerstr. 11 »rteudors, der»» Öe-leL ^ag«-Crvtt«d^ Bervhardstr. 51, p. R. Hilutsch, Rechmhaine, Str. »8 «f, Paal Kuck, Aaa^Exped., Eiseuhahffstr. 1 » Geers Rin»a>«, Kvaradstr. SS (Ecke Elisabethstr.) Wahre», Paul Schmids Vrüderstr. I i» L^Gohlis Am »a Wich«. Da» -Misch« Parttilebe» L«si»d«t fich augenblicklich ziem- Ich algemei» i» slm» kritisch« Zustaude der „Revi- si,»«u*. I«f «ia« -au»«» Reih« tellß H« »«flaffmer, tritt bevorstrhe»drr P«teita-e «Kd «vidiert m»d Must«, nm- gehalten, zwar »icht wattr d« GruudsStzeu, wohl aber «ttr, d« taktisch« Seficht-poN«, die vielfach att veraltet bezeichnet werde». Es bandelt fich also w«i-«r um Pro- grammiiadenmg«, att «u Schwwkuagr». Ue»e, di« gründ, lichsk SchMuktwß, das vSIizs Auf-eh« de» uatlaual» sozial«» Häufleins i» der Frrifitmigen Bereiuizung, wird fmb« i» Gtttttß« »«chaudelt. Materiell so ^wichttlos Wie «i, »o« Bau«« -twetztes Blatt, zeigt gerade dieses Matt i« Wabe* deutNch die Stärk der Strömrmg zu» jvzttl« Radittllsuws die tt psa Partei« der Rukea »»-eschwächt fortdauert. ZiHt es Nauma»» trotz seiaer «toechwfch« Berga»g«beit zu» Tttrgartmfretfiaa varths, fo JiHk sl Birib «iedervM iMMsr stärker zu Bebek hm, «I der MWäA P shMfthA R» Rs chst autismckifcha Pastor in Gesellschaft des philosemitischeu Führers auf Um- Wege» genau au derselbe» Stelle in der roten Internatio nale landet, wo vor ihm schon Amtöbruder Göhre und jetzt auch Naumann- Parteisekretär Maurenbrecher mit rat- schlossen«« Sprunge gelandet find. Angesicht- dieser rapid« Schwenkung nach links kann man'S begreifen, daß die äußerste Linke, die Sozial demokratie, ihren freisinnig« Opfer», die ihr fa doch nicht entgehen, für di« preußische» Landtag-Wahlen die schmachvollsten Bedingung« diktiert und sich obendrein, wie zum Hohn, für die bürgerlichen Anhänger der „MausenmgStheorie", den Luxu» eines ScheinkampfeS um die »elende Präsidenten frage" gestatten kann. Daß bei dem Dresdner Parteitage, auf dem dieser »Zwist" verhandelt werden wird, für die monarchisch» Parteien nicht» hiran-schaat, daß der ganze Mauserung»- und Re- vifion-rummel nur ei» tückische» Manöver ist, um die haltlosen Elemente de- Freisinn» in da» Lager der Sozialdemokratie zu locken, die an ihrem revolutionär« Ziele »jemals irre geworden ist, da» ist durch die Kaiser- insrlgeschichte de» »Borwärt»", wie durch die chnisch-offeu- herzigen Erklärungen de» Revisionist« PeuS über die Be seitigung der Dynastie hinlänglich bewiesen worden. Wenn die Sozialdemokratie rin« Schwenkung beuchelt, kann man sicher sein, daß bürgerliche Phantasten verbohrt genug find, die Schwenkung zu ihr tatsächlich zu vollziehen. Werden sich unter sothau« Umständen auch dieOrduungS» Parteien der immer gebieterischer auftreteuden Notwendig keit entziehen können, auch ihrerseits eine Revision ihre» Ver hältnisse» zu den Extrem« link» und recht- vorzuaehme» ? Ihre Stellung gegenüber dem Umsturz und dem ihm ver wandt« Freisinn, di« schon programmatisch gegeb« ist, kan» durch d« freifiunig-natioualsozial«» Ruck »ach Unk», de» bloß der »«ärmliche FreifitM" Richter« standgehalt« hat, nur »och klarer und leichter geworden sein. Sie scharf zu fixieren, wird für die Nationalliberal« Partei Gelegenheit sein, wenn sie auf ihre» beiden Parteitage» in Hannover und Leipzig zur preußisch«, bezw. zur sächsischen Wahlrechts frage Stellung nehmen wird. Ungleich schwieriger wird sich, «»besondere in Preußen, da» Verhalt« der Nationalliberal« zu de« Konservativen regeln lassen. Diese Partei, die e» i» der Unfehlbarkeit agrarischer Äuteressenpolitik natür lich nicht nötig hat, die Meinung ihrer Anhänger auf Partei tage» zu hör«, ist in ihrem Zuge zur äußerst« Rechten der klerikal« Reaktion schon so bedenklich »ahe gerückt, daß fie wirklich nur dnrch d« Geburtsfehler ihre» »bißchen Protestantismus", den sie auch mit großem Erfolge schamhaft versteckt, daran ge hindert wird, im Zentrum mit ähnlicher Grazi« zu verschwind«, wie die Naumänner im gelben und rot« Meere. Kein noch so starker »ad volkstümlicher Zug zum sozial« Radika lismus, dem kleinere Parteien unterliegen, well er vorläufig nicht aufzuhaltea ist, kann d« »aturwidrigea Kulturfrevel rechtfertig«, d« die preußisch« Konservativ« unter dem Vorwande »gegen d« Umsturz" durch eia förmliche» Bündnis mit de« UltramontaniSmn» begeh«. Diese» Bündnis der klerikal, konservativen Reaktion ist das denkbar stärkste Agitation-mittel für d« Umsturz, und «S kann die preußischen Konservativen kaum entschuldig«, daß auch i» dm Reih« de- Zentrums eine bedeutsame Revision de» Op«rationSplaue» stattgefusden hat. Denn auch hier ist der scheiubare Um schwung der Gesinnung nicht« weiler att ein« taktische Schwenkung, der« Aufrichtigkeit durch da- jüngst« Lieb- äugel» der »Köln, volttztg." mit d«r Bemsteiu^Gmppe doch hinlänglich gekmuzeichuet wird. viel maßgeblicher att solch« Naturlaute der radikalen Z«tr»m-demagogi« find ab«r den Konservativ« und leider auch der Regierung di« theatralischen Pos« des verflossen« Katholikentag». Auf diesem Iubeltage, der sich in Be- touuug der Kaisertreue und d«r friedfertigste» Toleranz nicht genug tun konnte, hat gerade »och eia Graf Limburg-Stirum gefehlt, um da» deutsch-römische Bündnis, dessen eia Singer sich hohuvoll freuen mag, durch eiu« Kuß auf die Lipp« de- walschm Kardinal- Ferrari zu besiegel». Mit der Erklärmrg d«S deutsch« Kardinal- Fischer, daß «S fich h«1« um nicht» weiter handle, att um «in« Kampf zwischea Glaub« und Unglauben, hat der Katholikentag be gonnen. Er «bet« bekaaallich mit «i»«r italienisch« An sprach« d«s Mailänder Kardinals w«lch« di« »paritätische" Aordinug d«r Vüderzulafsung d«r Jesuit« aebm d«r alt« Demoufiratiou für d« Kirchenstaat iu d« stärkst« Anraten wiederholte. »Sie fiud Ultramoutaue", wagte der rLmisch« Spötter deutschen Gastrechts «ater de» Jubel der also apostrophierten Deutsch« auszurufm. Jude» ihr — so lautete der »icht mißz«versteh«de Sinn dieses KriegSrufs — unter d« Fittich« des kaiserlich« Adlers fÜr Jesuiten uad Papst kämpfet, seid ihr d« thebaischm Märtyrer» vergleichbar, die zwar auch ihres Glaubens weg« verfolgt wurden, fich aber demtoch »icht gegen d« vou Gott gesetzt« Herrn «mpörtml Und gleichzellig bringt die .Nordd. »llgem. Ztg." uut«r d« Fittich» dos Kaisiradlers d«u -«geistert,» Ultramoatauen di« froh« Kund«, da- dk preußische R-gkrua- im BtabsREs »ach wk vor für dk Aufh»b«»g b-r Iesuiteusperre eiutreteu werde. Wenn die römischen .Mär tyrer ihre« Glaub«»»" also irgendwie Lust oder Grund ge habt hält«, fich gegen ihre» Kaiser zu empören, so ist dazu »unmehr nicht der geringste Anlaß vorhanden. Im Gegen teil«: So eindringlich and feierlich hat der Katholikentag seine Vaterlandsliebe und unendliche Toleranz versichert, daß dir Schuld an konfessioneller Hetze zweifellos auf Protest»»- tischer Seite liegen muß, daß e» eiu schreiendes Unrecht wäre, so wackeren Patrioten die Erfüllung ihres SehneaS nach den Jesuiten länger vorzuenthalten. Aber ernsthaft: E- unterliegt keinem Zweifel daß die ultramontane Partei, die seit dem berühmten Beto gegen Rampolla auch an den Habs- bürgern keine Stütze mehr findet, mit Sack und Pack in da» Lager de- deutfchen ReichSaarS übergegangen ist. Und wer diese historische Schwenkung vom Kulturkampf bi- zur ReichSregentschast de- Zentrum- genauer verfolgt, der kau» au» d« Kundgebnagen de» 50. Katholikentage» sogar ziemlich deutlich die Geneigtheit der Ultramon- tauen herauSlefeu, selbst mit dem .räuberischen Italien" Frieden zu schließen uad auf die wertlos gewordene Reliquie deS Kirchenstaate-, die als Agitationsmittel für die urteilslose Herde gerade noch gut genug ist, zu verzichten, wmu ihnen dafür im Deutschen Reiche eine angemessene Entschä digung geboten wird. PiuS L, der seine Heimat liebt — so meinte eiu Redner zu Köln bedeutungsvoll —, werd« ja nichts verlangen, wa» zn erfüll« Italien staatsrechtlich unmöglich sei... Bei solch gründlicher Revision der päpstlichen Taktik im Dreibünde, die iu sicherer Aussicht auf die i» Frankreich mcht auSbleibeude Reaktion de» Schwerpunkt, die OperationS- basiS und die Truppen de» Papsttums aus Italien nach Deutschland verlegt, wird der Begriff UltramonlaniSmuS mit Recht bald nur »och vou dm jenseits der Alpe» befindlichen Italien«» auf u»S Deutsch« «ngewmdrt werd« könne». Der .ReichSbote", der sich eine Woche lang iv der trüge risch« Hoffnung wiegte, Preußen sei iu der Iesuitenfrage anderen Sinne» geword«, wird sich für das fast brutale offiziöse Dementi mit dem Gedanken trösten muffen, daß er wenigsten» die volle Wahrheit und Klarheit zu Tage gefördert hat. Damit werden sich ab«r jene Kreise, die i» der »och immer steigenden Macht de» UltramootauiSniuS und seiner natür- lichen Folgeerscheinung, dem Anwachsen revolutionärer Strömungen, die eigentliche Reichsgefahr erblicken, nicht genügen lassen können. Wie da» liberale deutsche Bürger tum, das den Hort de» ReichSgedankea» bildet, sein laues Verhalten zur Reaktion aller Schattierungen zu ändern ge zwungen ist, so wird auch die Stellung der deutschen Mittel- und Kleinstaaten, di, «inst König Wilhelm in Versailles die Reichskrone vertrauensvoll anboteu, zur heutigen Supre matie Preußens einer Revision unterzogen werden müssen, und zwar einer gründlichen. Deutsches Neich. 8.I5.L Leipzig,29. August. Auf dem Katholikentage in Köln ist die Lage derKatholiken in Sachsen wieder einmal recht schwarz geschildert worden. So sagte ein Redner bei Besprechung der Missionen: .Am schlimmsten ist eS mit der Diaspora im Königreich Sachsen bestellt. Die Tränen können einem in die Auge« tret«, wenn man den Jammer steht." Wir wollen nicht leugnen, daß die Zahl der vorhandenen Seelsorger zu klein ist, um dem immer mehr zunebmend« Unglauben m einzelnen Kreisen der katholischen Bevölkern»« zu steuern, aber feststen« müssen wir doch, daß an dem vorhandene» Notstand im wesentlichen nur die fremde» Elemeute schuld sinch die au- Galizien, Mähren oder Böhm« zu un- kommen und »icht dauernd im Lande Auf enthalt nehmen. Für ihr Seelenheil in gleicher Weise wie für di« Bürger zu sorgen, ist weniger di« Aufgabe des Staate» att der katholischen Kirche selbst. -4-verli», 29. August. (Das Zentrum und der RetchSschatzsekretär.) Der Auffafsmrg -er „Frei- finnigen Zeitung" daß die Ernennung deS Frhrn. von Stengel -um Reichsschatzsekretär erfolgt sei, um die Einig kett des Zentrums in der Fra« der ReichSfinanzreform Sn zerstören i»nd den süddeutschen Flügel zu sich herüber zu ziehen, tritt die gesamte Zentrmnspreffe entgegen, un seres Erachten- mit Recht. -An fich hat eine Loslösung des süddeutschen Flügels, insonderheit der bayerischen Mit glieder, von der Masse -er Zentrumspartei schon wieder holt stattgefunden, aber immer nur in der Weise, daß die Masse mit der Regiernna atna. die Süddeutschen mit der Opposition. Und Freiherr von Stengel kann doch 1» seiner Stellung nicht dazu berufen sei», in diesem Ginne qmmi den Führer -es oppo- sttionSlustign» Flügel» de» Zentrums zu spielen. Zum -weiten würde eine LoStrennung de- süddeutschen Flügels o«S Zentrttm» der Regier««« auch dann nichts nützen, wenn sich da» Gegenteil der früheren Aentrumsgruppte- rung erzielen ließe, wenn also die süddeutschen Zentrum-- lento mit -er Regierung gingen, sobald die Masse sich In Opposition zur Regierung stellt«. Nimmt man nicht nur -1« engerenLandSleute de»Frhrn.«.Stengel,sondern auch noch die Württemberger und die Badenser ttn Zentrum zusammen, so ergeben sich etwa 4ö Stimmen, die im An- fchlusse an die beiden konservativen Parteien, die national, liberalen und die regierungsfreundlichen Gruppen etwa 170 awsmachen würden. Die Mehrheit bliebe bann immer bei der au» der Masse -es Zentrums, den linkSltberalen GirtekH Wz Gogtal-emstratt«, den P»lm, «elfe», «- sässern rc. bestehenden Opposition. Wenn also dem Frhrn. v. Stengel überhaupt eine Aufgabe hinsichtlich der parla mentarischen Haltung der süddeutschen ZentrumSmit- glieder angewiesen wäre, so könnte diese nicht darin be stehen, diesen Flügel von -er Masse der Partei zu trennen, sondern umgekehrt, ihn der M"sse in solchen Fällen an- zuglieüern, in denen bisher -er süddeutsche, speziell der bayerische Flügel sich von der Partei getrennt hat. Bei den Handelsverträgen un- den zu erwartenden militä rischen Vorlagen könnte dies wohl von Bedeutung sein. Auch die Reichsfinanzreform, mag sie worin immer be stehen, würde kaum durchführbar sein, wenn nicht bas gesamte Zentrum mit der Regierung zusammen ginge. Ob sich dies freilich ermöglichen lassen wird, will uns nach den Auslassungen mancher Zentrumsblätter gerade gelegent lich der Ernennung des Freiherrn v. Stengel trotz der persönlich wohlwollenden Stellungnahme zu -em neuen Minister recht fraglich erscheinen. * Berlin, 28. August. (Der Kanal al» Privat unternehmen.) Bekanntlich mußte Preußen, um da» Projekt deS Mittellandkanals vorlege» zu könne», mit Breme« einen StaatSvertrag schließen, nach dem die Wrserlanalisierung von Minden abwärts zu Last« Bremen» gescheh« sollte. Der größte deutsch« Bundesstaat muß jetzt die Regierung der Freie» Stadt Bremen benachrichtigen, daß er außer stände ist, die verfassungsmäßige Genehmigung seines Landtages zur Erfüllung de» Vertrage- zu erwirken. »DaS kann", so schreiben dazu die „Deutschen Stimmen", „dem Ansehen Preußen» bei den anderen Bundesstaaten insgesamt uur erheblichen Abbruch tun. Es bringt in beklagenswerter Deutlichkeit zum Bewußt sein, daß der in Preußen gesteuerte KurS zwar an schöne» Reden und kraftvoll klingenden Schlagworten überreich ist, um so ärmer jedoch an klarer Erkenntnis dessen, waS er reicht werden kann, und an Entschlossenheit, die im Weae liegenden Hindernisse zu beseitigen". Im weiter« aber teut das genannte Organ mit, daß Breme» nicht oyr den StaatSvertrag mit Preuße» geschloffen hat, fonder« daß es sich auch einer Interessengruppe gegenüber bereit erklärt bat, sein Millioneoopfer für die untere Weser zu bringen/ wenn diese Gruppe die übrigen Opfer zu bringen vermag, welche in der Regierungsvorlage vorgesehen waren. Ferner sind nach derselben Quelle die nächst beteiligten Provinzen Rheinland, Westfalen, Hannover und Sachsen in Verbindung mit interessierten wirt schaftliche» Verbänden willens, tatsächlich den Kanal vom Rhein bis zur Elbe aus ihrer eigenen gemeinsamen Kapitalkraft zu bauen. Es soll bisher nur an dem völligen Mangel an Entschlossenheit der Regierung gelegen haben, daß dieser leistungsfähige Unternehmerverband noch nicht ans Werk gehen konnte. — Es wäre nur zu wünschen, daß die interessierten Verbände ihren Plan nebst sein« finanziellen Unterlagen der Oeffentlichkeit unterbreiteten, und zwar unverzüglich. Ein Grund, dem Privatkapital die Durchführung dessen zu verwehren, wozu der Regierung die moralischen und taktischen Fähigkeiten abgebeu, ,st nicht ersichtlich. Der gegenwärtige Augenblick wäre zur Be kanntgabe des Privatprojekls besonders geeignet, weil dann die verkebrSfreuudlicheri Parteien den Kaualvau zur Wahl parole machen und die Regierung zu einem Entschluß dräng« könnten. Darauf, daß die zusammeogepferchte Lage der rheinisch-westfälischen Industrie aus sozialen und wirtschaft lichen Gründen der Abhülfe dringend bedarf, daß eS sich bei dem Kanalbau mithin nicht um Sonder-Liebhabereien be stimmter Kreise, sondern um eine Frage von nationaler Bedeutung handelt, ist im übrigen genugsam hingewies« Word«. * Berlin, 29. August. (Kaiser Josef über die Jesuiten.) Kaiser Josef richtete im Jahre 1770 an den französischen Minister Herzog o. Choiseul einen Brief, in dem er feiner Meinung über die Jesuiten Ausdruck gab. Vielleicht sind seine Bemerkungen zu einer Zeit, in der das „Lobt die Jesuit«' zur Parole zu werde» droht, von besonderem Interesse: „Ich kenne diese Leute", heißt eS in dem Briefe, „so gut wie irgend Einer, weiß alle ihre Entwürfe, di« sie durchgesetzt, ihre Be mühungen, Finsternis über den Erdbvdea za verbreiten uad Europa vom Kap b'inis terra« bis an die Nordsee zu regiere». Iu Deutsch land waren sie Mandarins, in Frankreich Akademiker, Hoslente und Beichtväter, in Spauie» und Portugal die Grande» der Ration uad in Paraguay König«. So war e-, Thoiseul; ich seh« Vorau», daß e» ander» werden muß." Als dann am 21. Juli 1773 der Jesuitenorden durch Papst Clemens XIV. unterdrückt wurde, ließ der Wiener Hof das Breve sofort in allen Ei bland« vollstrecken. Kaiserin Maria Theresia sprach dem Papste ihre Billigung au», und Josef schrieb dem spanisch« Minister di« tiefeinschneidenden Worte: „Einen fortdauernden Rohm hat sich Linnen» XIV. dnrch die Abolition der Jesuiten erworben; eh« sie tu Deutschland bekannt geworden, war die Religion eine Glückseligkeit»!«-« der Völker, sie haben sie »um empörenden Bild« umgeschaffen, zn« Gegenstand chreS Ehrgeize» und zum Deckmantel ihrer Entwürfe herabgewürdigt. Ein von der schwärmerisch« Einbildungskraft eine» spant scheu Veteran« katworsene-Jnstitut,welche- dirUuiversalherrfchaft Überde» menschliche» Geist erwerbe» u»d z» diesem Zwecke alle» de« infallibelu Senate de» Lateran» unterwerft» wollte, mußt« ei» ««selige» Geschenk für Deutschland sein. Da» Syaedrium dieser Loyolit« hatte de« eigene» Ruhm, di« Ausbreitung der eigen« Größe »nd -er Finsternis der übrige» Welt zum ersten Zweck. Ihr« Intoleranz war di« Ursache, a«S welcher Deutschland da» Elend «ine» dreißig jährig« Kriege» duld« mußt«; ihr« Prinzipien habe» di« tzeinrtch« von Fra»kretch um Leb« und Krone gebracht, »»b sie find di« Urheber b«S abscheuliche» Widerrufe» de» Edikt» vo» Raute» ge- wes«; der mächtige Stufluß, de» sie über bi« Prinz« d«S tz«s«S Habsburg hatte», ist nur ,» sehr beka»»t; di« Ersieh»», der Jagend, LUerat»r, Belohnung«, Erttilnug b« grüßte» Wird« im Staat», da» Ohr -er König, n»b das tzeq d« Königin»« alle» war ihrer Führung «ltztttAnck. Mtt »ttß, welch« W»
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