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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190308302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19030830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19030830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-08
- Tag1903-08-30
- Monat1903-08
- Jahr1903
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1903
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1. MM M LchM ÄMt Mi AuMl Lr. M SmtM U. UM IW. Amtlicher Teil. Die Kaiserparade auf dem Liudenthaler Exerzierplatz betreffend. AuS Anlaß der Parade, welche am 5. September dieses Jahre« auf dem Exerzierplätze bei Liudeuthal flattfindet, werden folgende Bestimmungen getroffen: 1. Die Hallesche Cbauffee wird von der LandeSgrenze bis zur Einmündung in» Stadtgebiet auf di« Zeit von 6 Uhr vormittags di« 2 Uhr nachmittag« für allen Lastverkehr gesperrt. 2. Bon 6 Uhr vormittag« an bis nach erfolgtem Wiederabmarsch der Truppen vom Paradefeld werden für allen Fährverkehr gesperrt: ». die Liudenthaler Straße 1 in Leipzig-GohliS von der äußeren Halleschen Straße bis zur Einmündung b. die Brriteufelder Straße / in die Landsberger Straße, e. die Landsberger Straße in ihrer ganzen Ausdehnung von Leipzig-GohliS bis zur LandeSgrenze, L der von Möckern nach Großwiederitzsch führende sogenannte Totenweg zwischen Hallescher und Lands berger Chaussee, s. der Mühlweg in Wahren zwischen Hallescher Chaussee und Eisenbahahaltestelle Wahren und k. der von der Haltestelle Wahren nach Lindenthal führende Weg. 3. Vormittags von 6 bi« */,9 Uhr bleibt für den durchgehende« Fährverkehr die Hallesche Straße auf der Strecke vom ehemaligen Chausseehause an der Delitzscher Straße in Leipzig bis zum „Goldenen Anker" in Möckern gesperrt. 4. In der Zeit von r/,7 bis r/,10 Uhr vormittag» sind die Hallesche Chaussee von Lützschena bis zum Ende von Leipzig-GohliS und die beiden Wege durch das Rosental, nämlich sowohl der Weg über die Wettin- straße in Möckern und die Marieubrücke als auch der Weg durch das Rittergut Wahren nach Leutzsch für Geschirre, welche in der Richtung nach Leipzig zu fahren, gesperrt und in der Zeit von 12 bis r/,2 Uhr nach mittags sind dieselben Wege für Geschirre gesperrt, welche in der umgekehrten Richtung, also von Leipzig oder Leutzsch nach Möckern, Wahren oder Lützschena wollen. 5. Die nach dem Paradeplatze fahrenden Wagen haben in der Zeit vor r/,9 Ubr vormittags ihren Weg durch die Menckestraße und die Möckernsche Straße in Leipzig-GohliS und die Kirchbergstraße in Möckern oder — was naneeutltch de« schneller fahrende« Gqutpagen dringend zu empfehle« Ist — durch das vordere und Hintere Rosental über die Marieubrücke und vie Wetliostraße in Möckern oder über Leutzsch und da» Rittergut Wahreu nach der Halleschen Straße zu nehmen. Von */,9 Uhr vormittags an kann auch die äußere Hallesche Straße in Leipzig-GohliS und die Hallesche Straße in Möckern zur Anfahrt benutzt werben. Vom Gasthof zum „Goldenen Anker", beziehentlich von der Einmündung der Wettiostraße in Möckern an haben die Wagen dann weiter die Hallesche Straße hinaus bis zur Einmündung der ToSkastraße in Wahren zu fahren und hierbei auch auf dieser Strecke Reihe zu halten. So lange noch Truppen auf der Halleschen Straße marschieren, haben die Wagen dann links in die ToSka straße einzubiegen und den Weg durch die Königstraße und Hauptstraße in Wahren zu nehmen und erst auf dem Mühlwege in Wahren nach der Halleschen Straße wieder einzulenken. Sobald die Truppenanmärsche auf der Hallescheu Straße beendet sind, können die Wagen ohne seitliche Abbiegung die Hallesche Straße benutzen. Alle «ach dem Paradefelde von Leipzig und Leutzsch auS fahrenden Wage» haben aber ihren Weg auf der Halleschen Chaussee über Stahmeln bis nach Lützschena fort- zusetze«. 6. Omnibusse, Kremser und all« Fahrzeuge, welche Zuschauer nach dem Paradefrlve bringen, die noch nicht im Besitz von Tribünenbilletten sind, dürfen in den von Lützschena nach der Haltestelle führenden Weg nicht ein fahren, sondern müssen ihre Insassen auf den OrtSstraßen Lützschenas oder dem Radefelder Wege oder auf der Chaussee westlich von Lützschena absetzen und entweder an diesen Stellen hinter einander Ausstellung nehmen oder durch das Rittergut Lützschena über Böhlitz-Ehrenberg ober über Quasnitz nach Gundorf leer abfahren. 7. Die von Lützschena nach der Tribüne sahrenden Equipagen und Droschken — andere Fahrzeuge, insbesondere auch Fahrräder dürfen nicht dahin — haben in der gleichen Weise, wie dies bei den Leipziger Rennen vor geschrieben ist, hinter der Tribüne in den dort errichteten numerierten Ständen aufzufahren und während der Parade dort halten zu bleiben. Die Kutscher einerseits, die Insassen andererseits erhalten von den dort stehenden Aufsichtsbeamten eine Nummer, auS welcher sich der Ausstellungsplatz sür den einzelnen Wagen ergibt. Das AuSsteigen auS den Wagen hat — um im Interesse deS Publikums die Anfahrt möglichst zu beschleunigen — erst nach dem Einfahren in den Stand, daS Einsteigen nach beendeter Parade wiederum an dem Standorte des Wagens zu geschehen. Ein Vorfahren der Wagen zum AuS- oder Einsteigen an dem Eingänge zur Tribüne ist nicht angängig. Die Insassen der nach der Tribüne fahrenden Wagen haben zur Erleichterung der polizeilichen Kontrolle ihre Tribünenbillette schon von der Emfahrt in Lützschena an sichtbar in der Hand zu halten. 8. Ein Zurückfahren der Wagen vom Paradeplatze nach der Stadt ist vor Begin« der Parade nicht gestattet. Wagen, welche vor Beginn der Parade zurückfahren wollen, Kursen infolgedessen nicht weiter als bi» in- Dorf Lützschena fahren und haben so, wie unter Ziffer 7 angegeben ist, abzufahren. 9. Die elektrische Straßenbahn darf die Strecke der Halleschen Straße von der Endstation der Möckernschen Linie bis Endstation Wahren in der Zeit von vormittags */,7 biS ^/,9 Uhr nicht benutzen. Die Wagen der Leipziger elektrischen Straßenbahn auf der Linie nach den neuen Kasernen verkehren in der Zeit von 6 Uhr vormittags bi« 2 Uhr nachmittags nur bis zur Stiflsstraße. 10. Die Abfahrt der Wagen vom Paradefeld nach Schluß der Parade hat zunächst ebenfalls nur auf dem Wege nach Lützschena oder auf dem vom Paradefeld nach Stahmeln sührenden Wege und alsdann auf der Chaussee zu geschehen. Erst wenn sämtliche Truppen vom Paradeplatz abmarschiert sind, kann auch der vom Paradefeld nach Lindenthal führende Weg und von da die Landsberger Chaussee zur Abfahrt benutzt werden. DaS Ueber- holrn oder Durchkreuzen marschierender Truppen ist nicht zulässig. 11. Die Benutzung von Kraftfahrzeugen nach dem Paradefeld ist nicht gestattet. 12. Radfahrer dürfen die Hallesche Straße von der Stadtgrenze bis Lützschena in der Zeit von vormittags 8 bis 10 Uhr und den Weg von Lützschena nach dem Paradefeld überhaupt nicht benutzen. Wohl aber ist die Benutzung de« sonst den Radfahrern verbotenen KirchwegS in Möckern gestattet. 13. Alle Zuschauer, welche die Tribüne benutzen, haben sich so rinzurichten, daß sie bis spätestens V»lO Uhr ihre Plätze eingenommen haben. Während der Dauer der Parade ist auf der Tribüne das Stehenbleiben in den Sitzreihen und daS Verweilen auf den Gängen und Treppen nicht gestattet; ebensowenig das Aufspannen von Schirmen, durch welche» den dahinter Sitzenden jede Aussicht benommen werden würde. Desgleichen ist daS Tabakrauchea auf der Tribüne verboten und das Durchkriechen, Uebersteigen, Beschädigen oder Zerstören der an und auf dem Paradeplatze gezogenen Drahtumzäunungen. 14. Den Weisungen der Gendarmerie und Schutzmannschaft, sowie der Militärposten ist unbedingt Folge zu leisten. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Anordnungen werden gemäß § 366,10 des Reichsstrafgesetzbuchs mit Geld bis zu SO oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft. Leipzig, am 26. August 1903. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Das Polizeiamt der Stadt. Heink. vretschneider. Bekanntmachung, die Sperrung von Straffen am S. September dieses Jahres betreffend. Mit Rücksicht auf die bevorstehende Anwesenheit Sr. Majestät des Kaiser- und Sr. Majestät de- Küuta- wird im Einvernehmen mit dem Königlichen Generalkommando deS XIX. Armeekorps für den S. September diese- Jahre- Folgende« bestimmt: 1. Der Vorplatz vor dem Königs,immer de» Dresdner Bahnhofs und die Goethestraße vom Dresdner Bahnhof bi» zum Brühl werden von 12 Uhr mittag» bis nach erfolgter Borüberfahrt der Majestäten und deS Allerhöchsten Gefolge» für den Fährverkehr gesperrt. 2. Die Strecke der Goethestraße vom Brühl bis an daS neue Theater und der Ritterplatz bleiben in der Zeit von 12 Uhr mittags bis 6 Uhr nachmittags für alle« Fährverkehr und den durchgehenden Fuß verkehr gesperrt. 3. Da gegen ^6 Uhr nachmittag« die Majestäten mit Gefolge vom Königlichen Palais durch die Goethestraße, Schillerstraße, Karl Tauchnitz-Straße und den König Albert-Park nach dem Eingang des PalmeogartenS an der Plagwiyer Straße fahren werden, so werden diese Straßenzüge von 5 Uhr nachmittag« an bi« nach erfolgter Vorbeifahrt veS Königlichen WageozugeS für den übrigen Fährverkehr gesperrt. DaS Kreuzen dieser Straßen bleibt jedoch so lange nachgelassen, bis die an den KreuzungSpunkteu aufgestelltru Aufsichtsbeamten da» Zeichen zum Sperren geben. 4. Der vor dem südlichen Eingang zum Palmengarten gelegene Teil der Plagwitzer Straße muß in der Zeit von 5 bis 6 Uhr nachmittags und der vor dem nördlichen Eingang deS Palmengarten« gelegene Teil der Frankfurter Straße in der Zeit von 7 bis 9 Uhr abends vom durchgehende« Fahr- und Fußverkehr freigehalten werden. In derselben Zeit von 7 bis 9 Uhr abends bleibt auch die Strecke der Frankfurter Straße vom Frankfurter Tor bis zum Kubturm für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. 5. Die sonst über die Goethestraße fahrenden Wagen der großen elektrischen Straßenbahn verkehren in der Zeit von 12 Uhr mittags bis 6 Uhr nachmittags über den Georgiring und auf der Ostseite des AugustuSplatzeS vor dem Postgebäude vorbei. Während der unter Nr. 4 angegebenen Stunden wird der Straßeabahnverkehr auch auf den Straßenteilen vor den Eingängen zum Palmengarten unterbrochen. 6. Die vom Kuhturm und vom Frankfurter Tor nach dem neuen Schützenhause und die von dort nach Leutzsch führenden Straßen bleiben von 7 bis 10 Uhr abends für den Fährverkehr gesperrt. 7. Die Wagen der an der Paradetafel im Palmengarten teilnehmenden Herren fahren durch da« Haupt- eingangStor an der Frankfurter Straße in den Palmengarten ein und am westlichen Eingang de« Haupt gebäudes vor, alsdann aber durch das Wirtschaftstor an der Frankfurter Straße wieder ab. Dieienigeu Wagen, welche nach beendetem Zapfenstreich Teilnehmer an der Paradetafel abholen wollen, nehmen vor dem südlichen EingangStor des PalmengartenS auf der von der Plagwitzer Straße durch das Ritterwerder führenden Straße Ausstellung und haben dort so lange zu warten, bis die Musikkorps aus dem Palmengarten abmarschiert sind. AlSdann fahren sie durch das Tor an der Plagwitzer Straße in den Palmengarten eia und durch das Haupttor an der Frankfurter Straße wieder ab. Im Palmengarten selbst, und zwar auf dem Platz zwischen Hauptgebäude und Maschinenhaus, nehmen während der Paradetasel und deS Zapfenstreichs nur die Wagen der fürstlichen Personen und der fürstlichen Gefolge, sowie derjenigen Herren Aufstellung, welche nach beendetem Zapfenstreich im Gefolge der Majestäten mit nach Leutzsch fahren. 8. Der Palmengarten bleibt am 5. September den ganzen Tag und Abend für daS Publikum geschlossen. Leipzig, den 25. August 1903. Der Rat und das Polizeiamt der Stadt Leipzig. v. k. 4160. vr. TrSndlin. vretschneider. Städtische Gewerbeschule. Anmeldungen für daS Winterhalbjahr werden für die Tagesschule vom 13. bis 19. September an den Wochentagen 4 bis 5 Uhr, Sonntag« 11 bis 12 Uhr tm Schulgebäude, Wächterstraße 13, aug« nominell; vorzulegen ist eine Geburtsurkunde und das letzte Schulzeugnis. Abendschule. Abteilung sür Bau- und Kunstgewerbe: Freihandzeichnen nach graphischen und plastischen Vorbildern; Modellieren in Ton und Wachs; Projektionszeichnen; architekton. Zeichnen; Fachzeichnen für Bau- und Möbeltischler, Schlosser, Klempner, Glaser, Stuckateure, Bildbauer, Dekorationsmaler rc. L. Abteilung sür Maschinenbauer, Mechaniker uud Elektrotechniker: UnterrichtSkurse in Mathematik, Mechanik, Maschinenlehre, ProjektionSlehre, Maschinenzeichner!, Elektrotechnik, Buchführung. Die Fachabteiluug für Kunsthandwerker (TageSuuterricht) bietet Gelegenheit zur Ausbildung im technischen und künstlerischen Zeichnen, Entwerfen und Modellieren für Bau- und Möbeltischle», Kunstschlosser, Modelleure rc. In der Maschinenbauschule (Werkmeisterschule), die mit einem elektrotechnischen Kursus verbunden ist, wird am 12. Oktober «in neuer Kursus eröffnet. Maschinen- uud elektro technische Laboratorien für praktische Hebungen. Anmeldungen sind bis zum 30. September mündlich oder schriftlich zu bewirken. Die Deutsche Fachschule für Drechsler und Bildschnitzer vermittelt die Ausbildung durch Lehr- und UebungSwerkstätten sür Drechsler aller Berufsarten, für Bildhauer, Möbeltischler und verwandt« Gewerbe. Theoretischer Unterricht in allen für den neuzeitlichen Geschäftsbetrieb erforderlichen Fachkenntnissen. Nähere Auskunft und Prospekte kostenfrei; bei Anfragen ist die Abteilung anzugeben. Leipzig, den 22. August 19(S. Die Direktion: Prof. k. 8okuster. Bekanntmachung. Aus Anlaß der Feier de« SedantageS bleibt die Fondsbörse Mclrwoch, den 2. September d. I., geschloffen. Leipzig, den 28. August 1903. Die I. Abteilung des Börsenvorstandes. Huth, Vorsitzender. Gefunden wurde vor einigen Tagen in einem Grundstücke ein Betrag von 100 Mark. Zur Ermittelung des Eigentümers wird dies hierdurch be kamst gemacht. Leipzig, den 27. August 1903. DaS Poltzeiamt der Stadt Leipzig. X.372. Vretschneider. Ml. Bekanntmachung. Für eine Gasrohrlegung in der Dresdner Straße von der Quer- bis an die Senefelder-Straße sollen die Erd- und Pflasterarbeiten vergeben werden. Die Bedingungen und Pläne können in der Abteilung für das Rohrnetz und das Beleuchtunaswesen, Kurprinz-Str. 14, II., eingesehen oder entnommen werden. Die Angebote find verschlossen und mit der Aufschrift: „Erd- und Pflasterarbeiten für die Gasrohrlegung in der Dresdner Straße" bis zum Montag, den 7. September, nachmittags 5 Uhr an die Deputation zu den Gasanstalten, Brühl 80, II. Obergeschoß, Zimmer 48, einzureichen. Die Angebote werden daselbst zu der bezeichneten Zeit in Gegenwart der etwa erschienenen Bewerber oder deren Be vollmächtigten geöffnet werden. Der Rat behält sich jede Entschließung vor. I«? 1420. Des Rates der Stadt Leipzig Deputation z« den Gasanstalten. Fenilletsn. -- » Vie Tierwelt un- -er Alkohol. Beobachtungen von Bernhard Ohrenberg. viaa,crua verbal«». Es ist eine der interessantesten Erscheinungen im Seelenleben der Tiere, daß sie mit großer Klugheit bestrebt sind, sich den Genuß alkoholhaltiger Getränke zu ver schaffen, nachdem sie deren erheiternde und anregende Wirkung kennen gelernt haben. Die von Tierfreunden und Naturforschern auf diesem Gebiete gemachten Beobachtungen beschränken sich nicht nur auf vereinzelte Fälle; so haben z. B. die Franzosen Mairet und Combenale über ihre gesammelten Erfahrungen in einer Sitzung der Akademie der Wissenschaften Bericht er stattet und sogar die Befürchtung ausgesprochen, daß einst auch die Tierwelt durch Alkoholgenuß entarten könne. Es sollen nachstehend eine Anzahl als wahr verbürgter Beispiele mitgeteilt werden, die Zeugnis geben von der Neigung vieler Tiergattungen, sich an Branntwein oder Bier zu erquicken, wenn die Gelegenheit dazu geboten ist. Bon den intelligenten indischen Elephanten weiß man längst, daß sie Verehrer aller Spirituosen sind, und na- mentlich den in ihrer Heimat erzeugten Iamaika-Rum be vorzugen. Erkrankte Elephanten in zoologischen Gärten erhalten mitunter Branntwein als Medizin; dafür haben diese klugen Dickhäuter ein autes Gedächtnis; denn es ist von ihren Wärtern schon mehrfach beobachtet worden, daß sich die schlauen Tiere nur deshalb unter kläulichem Ge- bahren krank stellen, um den geliebten Aquavit zu be kommen. In einer großen Menagerie, die im Wiener Prater auf gestellt war, hat einst der Elefant Joly, ein Liebling des Publikums und darstellender Künstler, folgenden Streich verübt: Di« Wärter der Menagerie wollten einen scheiden- den Kameraden durch den üblichen Abschiedstrunk ehren und hatten in Jolys Abteilung ein Faß Bier beiseite ge legt, was aber von dem schlauen Elefanten bemerkt wurde. Als vor Beginn der Abendvorstellung das Faß angestochen werden sollte, sahen die Wärter, daß diese Mühewaltung der Elefant bereits erledigt, und den ganzen Inhalt von 29 Litern geleert hatte. Die Folgen blieben nicht aus; Joly produzierte sich zuerst als Komiker und geberdete sich sehr närrisch; dann packte ihn das Heimweh, und in der Erinnerung an die heimischen Palmenwälder begann er fürchterlich zu trompeten, bis ihn der Schlaf überwältigte. Bei der nächsten Vorstellung mutzten der Direktor und das Publikum auf Jolys Kunstleistungen verzichten. Wie bei den Menschen, zeigt sich auch im Rausch der Tiere oft deren wahrer Charakter; bekneipte Elefanten sind fröhlich und gemütlich, während ein gezähmter be trunkener Bär in Raserei verfällt, wobei sich die an geborene Tücke und Wildheit offenbart. — Nach einem Berichte einer Rigenser Zeitung wurde bei einer Bären jagd in den Wäldern des russischen Gouvernements Grodno vor einigen Jahren vom Gutsherrn ein junger Bär gefangen und aufgezogen, der auch tm reiferen Alter trotz seiner vielen tollen Streiche der verhäffchelte Lieb ling aller Schloßbewohner blieb und frei umherlaufen durfte. Die Dienerschaft hatte Petz an Schnaps gewöhnt und nahm ihn häufig mit in die Schänke, wo die Bauern ihren Spaß mit ibm trieben. Eines Tages kam Meister Braun ganz allein in den Krug und nahm sogleich das Fäßchen in Beschlag, auS dem ihm Branntwein geschänkt worben war; er warf es zu Boden und schlug ungeduldig darauf los, um sich des Inhalts zu bemächtigen. Der Krüger und seine Familie wehrten ihm diese Unart, das nahm aber der Bär sehr Übel; er streckte den Wirt und dessen Sohn mit furchtbaren Tatzenschlägen zu Boden, was deren Tod zur Folge Hatter auch die Frau und die Tochter des Krügers wurden schwer verwundet. In einer ungarischen Schänke machten sich die Bauern den Scherz, den Tanzbären eines Zigeuner» betrunken zu machen; die Folgen waren furchtbar. DaS erregte Tier verweigerte den Gehorsam, erschlug in der Wut seinen Herrn und zerriß einen Feldarbeiter. Pferde werden mitunter dadurch an Spirituosen ge wöhnt, daß man sie, bei sehr anstrengenden Leistungen, mit Brot füttert, das von starkem Branntwein durch tränkt ist. Bei den in früheren Jahren üblichen großen Distanz ritten bekamen die auf das äußerste erschöpften Tiere von ihren Reitern häufig Kognak eingeflößt; dieses Reizmittel ist für kurze Zeit wirksamer als Sporen und Peitsche. Die Pferde von Landärzten, Metzgern, Händlern u. a. gehen nur widerwillig an Wirtshäusern vorüber, wo sie einmal, statt des Wassers, zmn Tränken Bier erhielten. Die schweren Zugpferde in den großen Brauereien Londons und New Borks sollen, nach den Angaben des Engländers Walsh, vielfach unverbesserliche Gewohnheits trinker sein. Im elsässischen Dorfe Berndorf ereignete sich «inst mit dem Schimmel eines Bauern folgende lustig« Geschichte: Der Bauer findet das Pferd spät am Abend lang aus- gestreckt tm Stalle liegen, es atmet schwer und keuchend, wobei es grunzende Töne ausstößt. Der Knecht steht rat- los bei dem kranken Roß und die all: Magd erklärt mit Bestimmtheit, der Schimmel sei verkext; aber alle in so schwierigem Falle anzuwendenden Beschwörungsformeln bleiben erfolglos. Am nächsten Morgen ist der Patient wieder gesund und wiehert ganz vergnügt, leidet aber an unstillbarem Durst. Al» der Bauer in der Frühe nach dem Bottich mit gärendem Most schaut, der im offenen Kelterraum steht, finde» er unverkennbare Spuren von der Anwesenheit seines Schimmels und bemerkt zugleich, daß die Quantität des Mostes erheblich verringert ist. — Das Pferd hatte sich von der Halfter frei gemacht und den Durst mit Most gelöscht; die rätselhafte Krankheit war ein schwerer Rausch gewesen. Im Wildpark des Fürsten Clary, der in Böhmen große Güter besitzt, befand sich früher ein stattlicher, alter Hirsch, der sehr zahm war und das bayerische Bier leiden schaftlich liebte. Wenn im Försterhause Gäste waren, dann kam auch der Hirsch herbei und äugte lüstern auf den schäuurenden Bierkrug, der ihm entgegen gehalten wurde. Es ist kein Jägerlatein, sondern eine verbürgte Tatsache, daß dieser gehörnte Freund des Gerstensaftes eines Tages die große Anzahl von siebenundzwanztg Seideln be- wältigte. Sehr viel« Gewohnheitstrinker findet man unter den Renommier-Hunden der Studenten, die des Ulkes wegen ihre vierbeinigen Kameraden absichtlich zum Trunk ver leiten. Das Bier in der Schüssel unter dem Faß, aus dem beim Kommers verzapft wird, ist für die durstigen Tiere gar zu verlockend; sie schlecken so oft daran, bis sie, ebenso bezecht wie ihre Herren, mit diesen auf die gemeinsame „Bude" wackeln. Daß die Affen Alkoholiker sind, darf nicht über raschen; denn schon ihr Trieb, den Herrn der Schöpfung nachzuahmen, disponiert sie dazu. Es gibt bekanntlich Tierfreunde, die sogar den Affen als Hausgenossen dul den, trotz seiner vielen boshaften Streiche. Wenn so ein Vierhänder erst einmal von schwerem spanischen Wein genascht hat, indem er auf dem Frühstückstisch die Neige eines Glases leerte, dann weiß er auch mit angeborener Schlauheit, wie er sich diesen köstlichen Genuß wieder ver schafft. Don Afrtkaforschern wurde berichtet, da- manche
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