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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.08.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190308235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19030823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19030823
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-08
- Tag1903-08-23
- Monat1903-08
- Jahr1903
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.08.1903
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BezugS-PreiS in der Hmrptexpedttion oder deren Ausgabe stelle» abgeholt: vierteljährlich k.—bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Haus 8.75. Durch die Post bezogen für Deutsch- land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, sür di« übrigen Länder laut ZritvngSpreiSUst^ Atdaktio» »ud Lrpeditiorr. Tohannt-gaff« 8. Fernsprecher 153 und 222. FUtaLsvp : Alfred Hahn, Vuchhandlg, Universitätsstr.8, 8. Lösch«, Kathartuenstr. Ich u. KöutgSpl. 7. Haupt-Filiale Vresdeu: Marien struß« »4. Fernsprecher Amt l Nr. 1718. Haupt-Filiale Serlin: Carl Duncker, Herzgl. Bahr. Hosbuchhandlg^ Vützowstraß, 10. Fernsprecher Amt VI Nr. 4S0L. MMerTaMall Anzeiger. ÄmlMatt des Königlichen Land- «nd des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates nnd des Rolizeiamtes der Stadt Leipzig. Anzeigen-Prel- die 6 gespaltene Petitzeile LS H. Reklame» unter dem RedokttonSstrich (4 gespalten) 75 H, vor den Familieauach- richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. Gebühren für Nachweisungen und vffertenaunahm« Sä H (qct. Porto> Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgea-Au-gabe, ohne PostbesSrdrrung SO.-, mit Postbeförderung ^l 70.—» ^nnahmeschlnß siir Anzeigen: Abend-AuSgabe: BormiitagS 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stets an di« Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von srüb S bi- abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz tu Leipzig. Nr. 427. Sonntag den 23. August 1903. S7. Jahrgang. Aus der Woche. Dem Herrn Reichskanzler hängt der Himmel noch immer voller Badehosen. Angesichts der Wetterwolken, die sich nach dem Gewehrdlitz von Monastir neuerlich über dem Balkan zusammeogeballt haben, könnte man daS ja als ein be- ruhigendrS Zeichen dafür betrachten, daß dir Völker, die dort hinten weit in der Türkei aufeinanterschlagen, die bekannten pom- merschen Grenadierknochrn auch weiterhin nicht in Bewegung setzen werden. Aber der türkische Racheblitz, der wieder einen russischen Konsul erschlug, hat das alte Eisen der Orient frage doch wieder so stark magnetisiert, daß ihre Pole auf fremde Panzerplatten in den letzten Tagen eine merkwürdige Anziehungskraft auSgeübt haben. Ob die russische Demon stration — wie man uns von Wien auS über Köln zur Beruhigung mittrilt — inzwischen durch die erfolgte tür kische Genugtuung gegenstandslos geworden ist, ob sie sich gar nur gegen Bulgarien richtet, ob eS ferner wahr ist, daß auch Rumänien sich beunruhigt fühle und zum Schutze seiner bulgarischen Grenze mobilisieren wolle, mag dahin gestellt bleiben. Aber di« Tatsache, daß der russischen Flottenordre sofort ein ähnlicher Befehl für das englische Mittelmeergeschwadrr gefolgt ist, dem nun auch französische und italienische Kriegsschiffe nachfolgen sollen, ist doch nicht mehr so harmlos, daß uns unser« fritvlichen Flottenmanöver iu der Nords«« daS volle Gefühl der Sicherheit unserer friedlichen Interessen an der Linie BoSporuS-Bagvab geben könnten. Oder bietet uuS Oesterreich-Ungarn im gegen wärtigen Augenblicke wirklich so viel Bürgschaften, daß «ine amtliche BeruhiguuzSnot« so ganz überflüssig wäre? Rebe» »er so plötzlich am Bosporus wieder erwachten Weltfrage muß die Erinnerung an Territorialfragen auS Deutschlands Vergangenheit wie ein weltgeschichtlicher Treppenwitz, wie Töne auS Münchhausens gefrorenem Post horn anmuten. Aber eS sind freundliche Töne. Seit einigen Wochen ist WiSmar kein schwedisches Pfand mehr, sondern wieder ganz mecklenburgisch — deutsch, und daS end gültig und unwiderruflich. Wenn wir auch nicht glauben, baß die alte Hansastadt in ihrem deutschen Boden noch fester Wurzeln zu fasten braucht, wie Kaiser Wilhelm in seinem Glück wünsche hofft, so wollen wir uns der Begleichung dieser alten deutsch-skandinavischen Rechnung doch ebenso freuen wie der neuesten Sympathiekundgebungen auf dem dänischen HandelStag für daS deutsche Reich. Die von unserem Kaiser mit Glück angebahnte An näherung zwischen den Germanen unterm Dane- brvg und denen unterm Reichs aar läßt hoffen, daß auch die sog. .südjütische Frage- den Dänen einst als ein sehr müßiges Fragezeichen vor kommen werd». Nicht bloß der Kuriosität halber mag bei diesen Territorialfragen die Meikwürdigkett noch einmal erwähnt sein, daß sich in dem neutralen Gebiete von More-net zwischen Preußen und Belgien ganz nach dem Muster deS neutralen Monte-Carlo «ine Spielbank aufgekan hat. Wenn sich in den Trümmern, die aus der Zeit der deutschen Kleinstaaterei noch unbeachtet liegen geblieben sind, solche Ge wächse einoisten, so soll das nur eine Mahnung sein, daß Preußen und Belgien in friedlichem Einvernehmen und mit möglichst wenig Verschwendung bürokratischer Tinte auch diesen Schutt endgültig auS dem Wege räumen. E- muß wohl auch zur deutschen Eigenart gehören, daß solche internationale Fragen viel weniger Schwierigkeiten be reiten als intern-national« vom Schlage der Polenpolitik. »Sie wird fortgesetzt-, verkündete da kürzlich irgend ein Offi- ziosuS und glaubte damit offenbar, wunder wa- Große- gesagt zu haben. «Fortgesetzt- schon, aber — wie? Die Art, wie die preußische AnsirvelungSkommission die verslavtrn Ostmat ken «zurückerobert-, indem sie der Landbank für schweres Geld Güter abkauft, di« ohnehin früher deutschen Großgrund besitzer« gehörte», ist entschieden nicht dazu angetan, nationale Kreise für das AnsirdlungSwerk zu begeistern. Die Ver teidiger der Kommission können dabei nicht einmal be haupten, daß sie ja hierdurch den Aufkauf de, Güter durch di« polnischen SiedlungSbanken verhindere. Die Landbank kann es gar nicht riskieren, an Polen weiter zu verkaufen, deshalb werden die für Käufe von der Landbank verwendeten Kommissionsgelder ihrer nationalen Bestimmung entzogt». Wie will man die Sozialdemokratie wirksam bekämpfen, wenn jeder Tag zeigt, daß sie nicht von der Luft ihrer Utopieen, sondern von den sehr massiven Fehlern der bürgerlichen Parteien dick und fett wird! Äst auch der durch den Beitritt des Abg. Düdekum zur Bollmar-Bernstein.Richtung neu entfachte Prinzipieastreit, ob die Sozialdemokratie einen Sitz im Reichstagspräsidium «»streben darf oder nicht, ein neuer Beweis, daß die Ge wässer deS sozialistischen Wildbachs beim Eintritt in die Ebenen praktischer Staatsbürgerpolitik nicht nur breiter, sondern auch seichter werden, so brauchen die bürgerlichen Parteien sich darob nicht allzusehr zu freuen. Denn unter günstigere» Aussichten kann di« Sozialdemokratie kaum mehr in de» preußische» LandtagSwatzlkampf eintreten, als unter der völligen Verwirrung, welche in den „staat-erhal- tenden- Parteien immer mehr einreibt. Die national soziale Partei, die nach der politischen KonkurSansage ihres Führers nach drei Richtungen, der ungeschminkt sozialdemokra tischen, der «unentwegt- freisinnigen und der unheilbar eigenbrövlrrischen «sozialliberalen- auSeinanderreißt, ist ja nur ein Häuflein. Aber ihr Beispiel der Selbstvernichtung im müßigen Spiele mit dem sozialistischen Dynamit scheint leider auch auf die anderen rrichStreuen Parteien — die Zentrumspartei selbstverständlich nicht dazu gezählt — an steckend zu wirken. Der Freisinn Barths hat die Spaltung schon glücklich überstanden: er gehört, wenn er auch offiziell noch einen Schatten von Selbständigkeit markiert, schon heute mit Haut und Haar der Sozialdemokratie. Daß die geiadrzu widernatürliche Verbindung zwischen den preußiichen Konservativen und dem Zentrum mit ihren ausgesprochen reaktionären Zielen nur die Geschäfte der Singer und Bebel besorgt, ist nachgerade schon ein Gemein platz geworden, dessen man sich schämen müßte, wenn jene preußischkonservative Verstocktheit nicht trotzdem unheilbar fort dauerte. Aber daS «Schwcineglück- der Roten wird erst voll, wenn man seben muß, wie die läppische Agitation eines bisher in den weitesten Kreisen unbekannten Herrn Giese- brecbt gegen daS allgemeine Wahlrecht ernstlich unter stützt wird und sogar die Reihen ver nationalliberalen Partei Westfalens in Verwirrung zu bringen droht. Wir fürchten, ihr Delegiertentag in Hannover wird sich außer mit positiver Arbeit auch sehr eifrig mit der Ordnung iu den eigenen Reihen beschäftigen muffen. Zn dieser allgemeinen Zerfahrenheit, man kann fast sagen Zerrüttung der staatSerballrnoen Parteien, hat vor wenigen Tagen der deutsche evangelische Pfarrer- vereinStag in Koburg einen Weg gewiesen. Diese Körperschaft steht außerhalb der politischen Parteien, sie ver handelt auch wesentlich nicht politische Fragen. Aber in einer entschieden allgemein nationalen Grundsatzfrage hat sie den politischen Parteien wertvolle Gesichtspunkte geliefert: Rom heißt der zweite Feind, und niemand ist zur Führung in dem unvermeidlichen Kampfe weniger berufen, als gerade daS protestantisch.konservative Preußen. Und die Nutz anwendung für eine wahrhaft nationale Politik ergiebt sich von selbst. Wenn die nationalen Parteien überhaupt noä) einer Sammlung fähig sind, so muß diese nicht allein gegen die Sozialdemokratie sich richten, sondern auch gegen die röm isch-ult ramontane Umsturzpartei. Deutsche- Reich. * Leipzig, 22. August. Wir sehen uns genötigt, folgenden Artikel der «Sächsisch-Nationalliberalen Korrespondenz" nicht »«gedruckt zu lassen: „Parteikonferenzen und Ministerbesuche. Di« i« vergangener Woche stattgefundenen Besprechungen der konservativen Vorstands, und Landtag-Mitglieder haben, wie nunmehr an- den ihnen nahe stehenden Blättern, den „Dresdner Nachrichten" und der „Deutschen TageSztg.", zu er sehen ist, genau zu demselben Resultat geführt wie die national liberale Konferenz am L6. Juli in Leipzig. ES wird durch diese Ueberrinstimmung erwiesen, daß die verfassungsrechtlichen Bedenken gegen eine al- „Beirat" gedachte Versammlung, wie sie doS amt liche RegterungSorgan am 14. Juli angrkündtgt hatte, doch höhere Be achtung verdienten, als ihnen vielfach in der Oeffentlichkeit zugestanden wurde. Wetter aber wird durch die nachträgliche Zustimmung der Konservativen zu den von nationalliberalerSeite zuerst ausgesprochenen Gesichtspunkten auch di« schon früher ausgestellte Behauptung, daß di« Regierung in derTatrin „unverantwortliche-Zwischen parlament", wie die „Dt. TageSztg." «S nennt, zwischen sich und dem Landtag« habe «inschteben wolle«, wieder in di» Erinnerung zurilckgerufea. Trotzdem wir selbst in die Lage gesetzt wurden, dieser Annahme durch «ine authentische Erklärung über die Absichten der Regierung «ntgegenzutreten, können wir di, sich au- der Sachlage, ergebenden Widersprüche nicht übersehen. ES wäre dringend er wünscht, wenn vonmoßgebenderStelle nunmehr über die in Aus sicht gestellte „vertraulich« «nd unverbindliche Besprech, ung " nähe» Angabe« gemacht würden. Man hört jetzt vielfach in sonst gut unterrlchtetin Kreisen davon reden, daß dieselbe überhaupt nicht stattfind«» wird. Dieser Meinung ist auch daS Organ ldeS Bundes der Landwirt«, da «S schreibt: „Läßt sich die Angelegenheit noch so beeinflussen, daß von der eigen tümlichen Konferenz abgesehen wird, nun gut." Offenbar ist das ein sehr deutlicher Wink. Man muß infolgedeffeu zu der Ansicht komme», daß irgend welche Schritte in dieser Richtung bereit- vor- bereitet oder gar erfolgt sind. Sollte vielleicht der vor wenigen Tagen erfolgt. Besuch de- Staat-mtnister- v. Metzsch bei dem konservativen Vizepräsidenten Geh. Hofrat vr. Opitz in Treuen damit zusammeuhängeu? Unmöglich erscheint «S nicht, well diesem Besuch schnell darauf ein Besuch de- Finanzministrr- vr. Rüger bei Herr« v. Metzsch gefolgt ist, wie dt, Zeitungen ge- meldet haben. Wenn zu der Unterredung der beide« Minister auch da- Eisenbahnungliick iu Rothenkirchen, von dessen schwere« Folgen sich der FInaazmintstee durch Besichtigung der Unglück-stille selbst über- zeugt hatte, den nächsten Anlaß gegeben baden mag, so kann doch derjenige politisch« Gegenstand, welcher die Gemüter in Sachsen z« Zeit am meisten beschäftigt, nicht unbesproch«» geblieben sein. Hoffentlich wird unS das Resultat dieser Beratungen nicht lange mehr vorenthalten. Jedenfalls ist es dringend erwünscht, daß die wahren Absichten der Regierung bei der Behandlung der Wahl rechtsreform keiner Verdunkelung auSgesrtzt werden. Kommt aber die „Deutsche TageSztg." am Schluss« ihre- Artikels zu der An- sicht: „Findet aber die Konferenz statt, so liegt es im Interesse der konservativen Partei und deS Bundes der Landwirte, ihr nicht fern zu bleiben", so steht dieselbe in voller Uebrreinstimmung mit der Absicht der nationalliberalen Partei." Wir glauben saft, der Schreiber dieses Korrespondenz artikels freut sich noch darüber, vaß die Konservativen nun auch „Bedenken" haben! Ist eS denn noch nicht allen Leuten klar, daß die konservativen und die national liberalen Interessen in der Wahlreformfrage einander diametral gegenüberstehen? Duo cum kaciuut ickcm, nou cst ickom Was will denn die konservative Zustimmung zu den nationalliberalen «Bedenken" anders sagen, alS: Wir danken Euch schön, daß Ihr unS einen Weg gezeigt habt, auf dem wir vielleicht, und sogar «och in verfassungsschützender Pose, die Reform hintertreiben können! Dabei fällt es frei lich den Konservativen gar nickt ein, sich aus alle Fälle sest- zulegen; haben doch die «Dresdner Nachr." in aller Form VaS Dementi gebracht, eS entspreche „in keiner Weise" den Tatsachen, daß rin konservativer Beschluß auf Nicht beteiligung an der Vorbesprechung gefaßt sei. Man sieht nicht recht, ob der „Sächs. Natlib. Korresp." dies Dementi bekannt war; man möchte glauben, eS sei nicht der Fall, was freilich bei der ungeheuren Wichtigkeit, die von ihr den kon servativen Preßstimmen beigelegt wird, sehr verwunderlich wäre. Werden wir denn nie lernen, auf unseren ergenen Beinen zu stehen? WaS in aller Welt geht uns denn Vie Meinung der Berliner „Deutschen Tageszeitung" an? WaS hat dieses Berliner Agrarierblatt der sächsischen Regierung deutliche „Winke" zu erteilen? Herr vr. Oertel kann in ferner „Dtsch. Tgsztg." doch so viel „winken", wie er will, VaS braucht keinen Menschen in Sachsen zu kümmern und am alleiwenigsten vie Nationalliberalen. Wenn der Geist, der auS den mitgeteilten Koirespondenzzeilen spricht, auch die Parteimaßrrgrtn beeinflussen sollte, waS wir nicht hoffen wollen, so müßte man sich zu der Resignation zwingen, daß der Nativnallibrraltsmu» in Sachsen den „gebührenden" Einfluß gar nicht erst zu erkämpfen braucht, daß er ihn vielmehr schon besitzt. * Berlin, 22. August. (Moderne Zeitungs- bilder.) Schnell, wenn auch nicht richtig, ist bekanntlich das Hauptprinzip mancher Blätter. Wenn man das Por trät einer zu? Tagesberühmtheit gewordenen Person bringen will und ein solches nicht schnell genug beschaffen kann, so wird den gutgläubigen Leiern einfach das gerade aus Lager befindliche Bild irgend einer anderen Person vorgesetzt, die nun als die betreffende Tagesgrüße gelten muß. Es wurden früher schon wiederholt solche Fälle konstatiert. Jetzt können wieder zwei angeführt werden. Das „Schaffhauser Jntelligenzblatt" schreibt: Bor uns liegt Nr. 6 einer in Berlin erscheinenden illustrierten Wochenschrift, die als Gratis-Beilage für Tagesblätter gedruckt wird. Sie trägt den Titel „Im Zuge der Zeit"; Redaktion, Druek und Verlag der „Graphia" (verantwort lich Georg Äcmpchen), Berlin In dieser Nummer be findet sich ein Bild, das laut Unterschrift die Ueber - schwemmunaen in Schlesien darstellen soll; wild stürmen die gewaltige» Wogen daher und weiß schäumt der spritzende Gischt ans. Aber aus den ersten Blick er kennt jeder Schweizer rechts ans dem 'Bild das Schloß Laufen, links die lAluminiumfabrik, im Hintergründe die Rheinbrücke und in der Mitte vorn den Felsen; aber nicht genug, im Rhetnfallbecken sind einige stürzende Giebelbalken und sonstiges unerkennbares Zeug etngc- zeichnet, um dem Schwindel die Krone aNfzusetzen. Die Redaktion schreibt wörtlich unter'das Bild vom Rheinfall: „Wir bringen an dieser Stelle die photographische Auf nahme eines Ueberschwemmungsgebietes bei Neiße". Im „Hannoverischen Volkswillen" ist zu lesen: Sobald eine berühmte oder berüchtigte Persönlichkeit ge nannt wird, bringt das hiesige „Tageblatt" deren Porträt. So wurde in der 4. Beilage der Nr. 163 des,/Tageblatts" vom 14. Juni 1903 das Bivd des Obersten Pawlo witsch, eines Opfers der Belgrader Künigsmord-Äffärc, gebracht. Dieses Bild scheint man in der Redaktion des „Tageblatts" für den Bedarf von Offizierporträts bereit zu halten, denn in der 1. Beilage der Nr. 221 vom 11. August 1908 erscheint dasselbe Bild — auch nicht ein Ltrichelchcn ist anders — wieder: diesmal als das Por- trät des „Boeren-Obersten Adolf Schiel". (D Berlin, 22. August. (Tuberkulose-Bekämpfung.) Zm Hinblick aus die Tuberkulose - Verbreitung und Be kämpfung bat die Ortskrankenkasse sür den Gewerbebetrieb der Kaufleute, Handelsleute, der Apotheker in Berlin im letzten Jahre durch ihre Krankenkontrolleure Feststellungen vornehmen lasten be treffs deS Zustande- der Wohnungen, in welchen die Krankgemeldeten sich befinden. Da- reichhaltige Material wurde sür die diesjährige Generalversamm lung de« deutschen ZentralcomitSS erstmalig veröffentlicht und »eigte von neuem, welche außerordentlich groß« Rolle bei der Tuberkulose-Bekämpfung die WohnungSpflege spielt. Zn erfreulicher Folge dieser Maßnahme hat nunmehr der Polizeipräsident von Berlin der genannten Krankenkaffe nachstehendes Schreiben zugehen lasten: „Dem Vorstände sag« ich für dl« gefällig« Ueberlassung je eines Druckexemplar- der Berichte über die dortsrit- angrstellten beiden Wohnung--Enqueten verbindlichen Dank. Ich stelle ergebenst anheim, Fäll» schwerer WohnungSmängel, die von den dortigen Kontrolleuren beobachtet werden, hier zur Kenntnis zu bringen, damit auf ihre Beseitigung hingewirkt werden könne. Es darf erwartet werden, daß hierdurch namentlich auch die Frage der Wohnnng-de-infiktio» bet Tirberkulose.Erkrankungen in Fluh kommen wird." (-) Berlin, 22. August. (Telegramms Zuverlässig ver lautet, zum Nachfolger deS -chatzfekretir» Frhr. v. Thirlmann sei der bayrische BundeSratSbevollmächtigte Frhr. v. Stengel ernannt worden. L. Berlin, 22. August. (Priattelegramm.) Die „Nat.-Ztg." schreibt anläßlich der Meldung von der Er nennung des Frhrn. v. Stengel zum Staatssekretär des ReichSschatzamtcS über vie Notwendigkeit der Reichsfinanz reforin: „Die Lösung der Reich«fina nzreform ist so dringend, daß sie spälestens sofort einsetzen muß, wenn die Neuregelung der handelspolitischen Beziehungen sich in ihren Folgen einiger maßen übersehen läßt. Das Reichsschatzamt kann und muß schon vorher alle Vorbereitungen treffen, eS muß sich wenigsten» in den Grundzügen vollständig klar über die ein- zuichlagenden Wege sein. Völlig unabhängig von der Höhe der künftigen Zolleinnahmen kann der ReichSläckelmeister sich schon beute ein festes Bild davon machen, ob die Reichsfinauzen auf dem Boden einer Bier- und Tabaksteuer, oder aus dem der Erbschaftssteuer, oder auf welcher Grundlage sonst selbständiger zu gestalten sind. Da» Fundament kann er bereits vor Abschluß irgend eine- neuen Handelsvertrags festlegen — wieviel Stockwerke aufzubauen, wieviel Steuer- Prozente zu erheben sein werden, muß sich dann entscheiden, sobald die Zolleinnahmen abzuschätzen sind. ES ist aber auch sehr wohl möglich, daß dieser Zeitpunkt gar nicht erst ab gewartet werden kann; wenn der Abschluß der HandelSver- träge sich lange hinzieht, der Ablauf LeS QuinquennatS oder andere Gründe aber auf eine schleunige Erschließung neuer Ein nahmequellen für daS Reich hindrängen sollten, muß an die ReichS- finanzreform schon früher herangetreten werden, eventuell vor behaltlich einer Aenderung der aus den neuen Steurrqurllen zu erhebenden Sätze im Falle erheblicher Veränderung der Zolleinnahmen. Ueberblickt man di» gegenwärtige Lag« der Reich-- finanzen und die Anforderungen, die aller Wahrscheinlichkeit nach von verschiedene« Seiten in nicht unerheblich gesteigertem Maße an den Reichsetat herantreten werden müssen, so wird mau immer mehr der Ueberzrugung zuneigen, daß di« ReichSfiaanzreform nicht nur zu einer der wichtigsten, sondern auch zu einer der ersten Aufgaben deS neuen Reichstag» gehören mird. Mochte Freiherr v. Thiclmann sich diesem undankbaren Werke nicht unterziehen, so war eS notwendig, den Posten in andere Hände übergehen zu lassen. Frhr. v. Thielmann, der an seinem Amt« krine-weg- „klebte", über läßt die schwere Bürd« einem Manne, der mit Freuden an dt« groß« Ausgabe herantritt und wie Wenige zu ihrer Lösung berufen scheint. Frhr. v. Stengel hat sich seit 18 Jahren io Berlin in die schwierige Materie mit Eifer und Geschick riogearbeitet. Nicht nur in den Ausschüssen deS Bundesrate» svirlt» er tu finanziellen Angelegenheiten eine hervorragende Roll« — auch in den Kommissionen de« Reich-tag- hat er sich als gründlicher und kenntnisreicher Arbeiter erwiesen; gilt er doch in parlamen tarischen Kreisen neben dem aus diesem Gebiete so überaus gewiegte» und nicht zu überbietenden Abgeordneten Richter al» gründlichster Kenner der Etatsverhältnisse im Reich, denen man bekanntlich nach sagt, daß kaum zwei oder drei Menschen sie in ihrer Berzwickheit überhaupt noch genau zu übersehen vermögen. Daß eia Vertreter Bayerns — Herr von Stengel ist übrig«»- geborener Pfälzer — auf den Posten d«S ReichS- säckelmeistrrS berufen wird, dürste in den außerpreußischea Einzel staaten, zqmal in Bayern selbst, besonder- sympathisch ausgenommen werden. So vorteilhaft nun aber auch der Ruf ist, der dem Frei herrn v. Stengel voraugeht, und so günstig die Au-sichten für ihn im Parlament zu liegen scheinen — die Arbeit, di« seiner harrt, ist anßerordentlich schwierig, dazu wenig dankbar, und erst der Erfolg kann lehren, ob seine Wabl eine so glückliche ist, wie man vorläufig zu hoffen berechtigt ist." (D Berlin, 22. August. (Telegramm.) Ueber den Stand der Wurmkrankheit im Oberbergamtsbezirk Dortmund schreibt der „Reichsanzeiger-: Bis jetzt ist die mikroskopische Untersuchung der ganzen unter irdischen Belegschaft sür 34 Zechen bergpolizeilich und auf einer noch größeren Zahl Gruben von den Ver waltungen freiwillig angeorbuet worden. Auf den übrigen Gruben findet, der am 13. Zuli erlassenen Bergpolizei-Ver ordnung zufolge, eine Stichproben - Untersuchung statt, daS heißt eine mikroskopische Untersuchung von 20 Prozent der unterirdischen Belegschaft. — Bezüglich der von den Blättern gebrachten Meldung über die Wurmkrankheit in Oberschlesien schreibt der „ReichSaozeiger" weiter, eine Untersuchung im Zuni ergab bei drei aus Westfale» ge kommenen Arbeitern daS Vorhandensein de- Wurm». Von diese» nahmen zwei italienische Arbeiter ihre Entlastung, der dritte ist inzwischen al- gesund befunden worden. D Berlin, 22. August. (Telegramm.) Die „Nordd. Allg. Z." schreibt: Von Seiten des Hofmarschall» v. Trotha ist uns die Mitteilung zugegangen, daß ibm von dem Projekte eines Tchiotz-anc- ans »er Insel Pichelswerder nicht das geringste bekannt ist. Die Nachricht, daß er der Urheber deS angeblichen Planes ist, ist also aus der Luft gegriffen, v. Trotha ist übrigen- seit dem 1. Mai nicht mehr Hosmarschall d«S Kaiser-, sondern des Kron prinzen. D Berlin, 22. August. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" veröffentlicht eine Dienstanweisung, betreffend da- Strafverfahren vor den Kaiserlichen Konsulaten als Sre in an n sä mtern. * Grimmen (Vorpommern), 22. Auqust. Dem Dichter de- bekannten LaudratStiedes, das seiner Zeit bet der liberalen Sieqe-feirr nach der Wahl de» Abg. Goth ein qrsunqen wurde, Redakteur Brandt, ist die am 27. Okwber vorigen Jahre- von der Greifswalder Strafkammer zuerkannte vierwöchig« Gefängnis strafe in Festungshaft umgewandelt worden. (Nat.-Ztg.) D Altengratzow, 22. Auqust. (Telegramms Auch heute fanden qrößereKavallerieübungen auf dem Truppen übungsplätze statt. Sämtliche Reiterregimenter formierten sich zu einem KavallrriekorpS. Der Kaiser ließ dasselbe ,«-
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